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Das System ist tot, es lebe das System. Bedingt und geworfen in dieser Welt mit seiner Kraft und seinem Willen schafft der Mensch seine Bedingungen und bleibt ein Subjekt im Machtgefüge einer Organisation. Wie wirkt Macht auf das einzelne Individuum und gestaltet ihre Ausprägung innerhalb der informellen Organisation und die Möglichkeit ihrer Entfaltung. Aus dem Blickwinkel einer festgelegten Ordnung, aus einer abstrakten Betrachtung von Organisationen verbinden Machttheorien mit der informellen Organisation, und versuchen das Wollen und Werden des Menschen in dem Gefüge, in der Macht zu orten.
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Seitenzahl: 146
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Abstract / Einführung
Einleitung
Die formale Organisation
Systemimperative und Lebenswelt
3.1 Das Weltbild
3.2 Die Lebenswelt
3.3 Kommunikatives Handeln
3.3.1 Gleichgewichteter Austausch
3.3.2 Handlungsbegriffe
3.3.3 Das kommunikative Handeln
3.4 Kultur, Gesellschaft, Persönlichkeit
3.5 Folgebereitschaft
3.6 Steuerungsmedien
3.6.1 Macht
3.6.2. Machtbegriffe Foucault – Habermas
Informelle Organisation
4.1 Begriffserläuterung
4.2 Spontaneität
4.3 Unabhängigkeit
4.4 Teile der informellen Organisation
4.4.1 Informelle Gruppen/Informelle Netzwerke
4.4.2 Die informelle Kommunikation
4.4.3 Sozialer Status
4.4.4 Einstellungen und Normen
Motivationen und Bedürfnisse
Macht und Lernen in Kollektiven
6.1 Lernende Organisationen
Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Das System ist tot, es lebe das System. Bedingt und geworfen in dieser Welt mit seiner Kraft und seinem Willen schafft der Mensch seine Bedingungen, und bleibt ein Subjekt im Machtgefüge einer Organisation. Macht wirkt auf das einzelne Individuum, gestaltet ihre Ausprägung innerhalb der (in-)formellen Organisation und die Möglichkeit ihrer Entfaltung. Aus dem Blickwinkel einer festgelegten Ordnung, aus einer abstrakten Betrachtung von Organisationen verbinden Machttheorien mit der informellen Organisation und versuchen, das Wollen und Werden des Menschen in dem Gefüge, in der Macht zu orten. Eine Möglichkeit, die den Austausch des Menschen mit seiner Umwelt betrifft, Machtverhältnisse zeigt, die mit ihm bestimmen, mit Wissen sich verbinden, und dem Menschen jene Wissen-Macht-Konstellation vorführt, die ihm übermächtig begegnet, und Zwänge beschreibt, denen freie Menschen unterworfen sind. Systemische Imperative erfassen und durchdringen die Lebenswelt der Menschen, und man mag dies mit dem natürlichen Zwang abtun, dem Menschen unterworfen sind, sich durch Arbeit ihre Lebensgrundlage zu schaffen und ihre Interessen in Organisationen gebündelt zu sehen. (Herrschafts-) Verhältnisse besetzen nicht mehr Sklaven und Leibeigene, sie bringen das Produkt, die Arbeit, hervor und mit ihm den Leistungserbringer. Freiheitsgrade vorgaukelnd Absetzen von Produzentenaufgaben in die fordernde Konsumentenwelt, unmissverständlich der Wahn von Anhäufen, Besitz und Zurschaustellung der Trugbilder der guten Welt. Das Ausschließen, Abgrenzen, das Hineinzwingen in einen Machtbereich ist kein einmaliger Prozess, aber der Ordnung und dem Handeln der Menschen geschuldet, die in ihrer Verbundenheit der Verpflichtung ihrer Ziele so leicht verführt werden, keinen anderen mehr Gültigkeit, Wahrheit und Bestand beizumessen, aber ihrer verzehrenden Idee anheimgehen, und in der Verwirklichung der Interessen jeden Pluralismus verschlingen, Existenzen verschwinden lassen. Die durchgreifende Idee einer Machtkonzentration, eine verheerende Machtmonokultur mag auf der Ebene der sozialen Einheiten eines Betriebes belächelt werden, Gründe für eine Kündigung, Streiks, Mobbing, Ausbeutung, das Ausdehnen der Arbeitszeit, die Verfügbarkeit ausgeweitet auf andere Lebensbereiche mögen als Schlagwörter einer vertieften Überlegung dienen. So schaffen Durchführungsmaximen und normierte Verhaltenserwartungen eine Wirklichkeit, der Menschen oder Subjekte, wie sie auch nachfolgend in der theoretischen Betrachtung genannt werden, verhaftet sind. In dieser Arbeit, die an der Universität Wien als Diplomarbeit vorgelegt wurde, sollten Zwänge beleuchtet werden bei der Besetzung des werteschaffenden Subjekts, der Annexion der Interessen, dem Mitgliedschaftspotential einer Macht. In allen Fällen ist es der Nährboden des Lebens, die Umwelt, unsere Erde, der Mensch, der die Welt und sich durch sein Wollen und Werden hervorbringt, Schranken verändert, aber nicht endend neue Grenzen zieht. Menschliches Handeln innerhalb dieser Analyse von Organisationen und die Verknüpfung von Machttheorien mit der informellen Organisation stehen im Mittelpunkt, es stellt sich die Frage, wie sich im Schnittpunkt systemischer Erfordernisse innerhalb einer Organisation, die sich immer wieder auf die Produktivität des Menschen in einem Prozess des Hervorbringens von Ergebnissen bezieht, und menschlicher Bedürfnisse, die im Licht des Arbeitsprozesses gesehen werden, ein Zusammenhang herstellen lässt zwischen den jeweiligen Anforderungen und einer Macht, die ausgeht, verbindet, und unablässig auf den Menschen wirkt. Die Schrankenlosigkeit der formlosen Methodologie und die scheinbar klare Gestalt der amorph und bisweilen bizarr, eklektischen Betrachtung dienen nichtsdestotrotz der Aufgabe, den Begriff der informellen Organisation in einen Bezug zu Machtbegriffen von Habermas und Foucault zu setzen. Anhand einer Erklärung subjektiven Handelns, das von einem Lebensweltbegriff ausgeht und mit dem Modell des kommunikativen Handelns von Habermas einen Ausgangspunkt für die weitere Betrachtungsweise darstellt, werden Menschen im Konfliktfeld zwischen systemischen Imperativen und ihren jeweiligen Bedürfnissen betrachtet, denen sie ihm Rahmen der informellen Organisation Ausdruck verleihen. Intersubjektives Handeln stellt die Teilnehmer im Rahmen ihres Austausches vor zwei grundlegende Herausforderungen: Die Zeit, die für einen Austausch erforderlich ist, soll minimiert, sowie die Informationen, die eingeholt werden müssen, um Handlungsabsichten in einem zu erreichenden Zustand zu verwirklichen, sollen begrenzt werden. Aus lebensweltlicher Perspektive lassen sich einige Formen des Handelns unterscheiden, wie teleologisches, zweckrationales, wertrationales, normenreguliertes usw., wobei der Begriff des kommunikativen Handelns die Bereitschaft zweier Menschen erkennen lässt, sich durch sprachlichen Austausch auf eine gemeinsame Situationsdefinition festzulegen, was ein intersubjektives Auslegen ihrer Wirklichkeit bedeutet, damit mithilfe der Interpretation gemeinsam ein Handlungsziel festgelegt werden kann. Diese Sichtweise scheint bei versuchter Klärung gemeinsamen Vorgehens die beste Voraussetzung zu bieten, eine Übereinstimmung zu erlangen für das Verfolgen eines geteilten Ziels. Jedoch ist dieser Anspruch mit der Forderung verbunden, Zeit und Informationen bereitzustellen, die auf organisatorischer Ebene den Anforderungen eines alltäglichen (Arbeits-) Lebens nicht immer genügen. Um aber auf der Ebene der informellen Organisation eines Unternehmens zu bleiben, versuche ich, auf jene Beschränkungen einzugehen, denen Menschen im Rahmen ihres vergesellschafteten Lebens ausgesetzt sind. Systemische Imperative eines Wirtschaftslebens verlangen nach einer Produktivität und einer Durchführungsweise geteilter Arbeitsprozesse, wobei für wiederkehrende Situationen Abstraktionsmechanismen vorhanden sind, die den Austausch von sprachlicher Interaktion abkoppeln und auf Steuerungsmedien beziehen. Steuerungsmedien wie Geld und Macht verringern Zeitaufwand, Informationssuche und damit einhergehende Probleme der Verständigung, wie einen Dissens oder ein Missverständnis, als auch das Risiko eines fehlschlagenden Handlungsplans, und binden Handlungsorientierungen auf kollektiver Ebene, dringen aber auch in die höchstpersönliche Welt jedes einzelnen Menschen ein, durchdringen und verbinden ihn mit Subsystemen unserer Welt, die einen mehr oder weniger reibungslosen Ablauf aggregierter Handlungen gewährleisten sollen. An dieser Schnittfläche systemischer Subbereiche und ihrer Objektivierungen, denen Steuerungsmedien entsprechen, und dem Versuch jedes einzelnen Menschen seiner Lebensführung, seinem Anspruch auf Befriedigung seiner Bedürfnisse Geltung zu verschaffen, untersuche ich die informelle Organisation und die Beziehung, die sich zur Macht herstellen lässt aufgrund ausgewählter Literatur sowie im kontextuellen Zusammenhang durch Machtbegriffe von Habermas und Foucault und versuche, auf abstrakter Ebene eine Verbindung herzustellen bzw. herauszuarbeiten wo Verknüpfungspunkte und Divergenzen zu finden sind, und bringe an geeigneten Stellen Hinweise und Erklärungsversuche, die meiner Ansicht nach dem theoretischen Bezugsrahmen entsprechen. Die informelle Organisation kennzeichnet im Gegensatz zu einer starren Ordnung der formalen Organisation und ihrer Machtansprüche, die mit einer fest verankerten Positionsmacht vergleichbar ist, die ständige Verformung, einen andauernden Veränderungs- und Anpassungsprozess der Menschen durch Änderungen in ihren Einstellungen, Motivationen und Folgebereitschaften, was ihre persönlichen Ziele als auch jene, die im Zusammenhang mit der Organisation zu betrachten sind, betrifft. Mit Foucault unternehme ich den Versuch, eine fortwährende Machtwirkung zu zeigen, die sich aus dem Zusammenwirken von Menschen innerhalb einer Organisation als Ganzes, wie auch durch Anpassungsvorgänge an Durchführungsmaximen, Verhaltensnormierungen und Einstellungen ergibt, die um einen Maßstab des Richtigen oszillieren, und deren Schwingungen und Kreise als übereinstimmende Forderung eines akzeptablen Verhaltens auftreten, das im Rahmen der Zielerreichung einer Organisation gefordert wird. Der informelle Teil einer Organisation ist der intersubjektive, lebensweltliche Interpretationsversuch gesellschaftlicher, systemischer, organisatorischer Normen und Tatsachen, der auf einer Verständigungsleistung seiner Teilnehmer beruht und versucht, kollektive Ziele der Organisation durch Anpassungen von Macht und Wissen zu harmonisieren. Dieser Erkenntnis- und Erfahrungsprozess, der ein Anpassen der Regeln, Normen und Strukturen umfasst, schlägt sich andauernd in der formalen Organisation nieder, und führt mitunter zu deren Veränderung, berührt dadurch aber auch jene Positionen, die ihren Bestand plötzlich gefährdet sehen. Diese Grenzziehung mag auf den ersten Blick willkürlich erscheinen, und ist es auch, als nur eine Einheit, ein Unternehmen, eine Welt betrachtet werden kann, und dennoch erforderlich, um Zwänge zu erkennen, denen freie Menschen unterworfen sind. Das Anpassen betrifft die aktive Gestaltung der Arbeitsprozesse im Unternehmen durch ihre Mitarbeiter, die durch ihren Austausch auch jenes Wissen austauschen, das notwendig ist, um Tätigkeiten im Rahmen der Organisation erfolgreich durchzuführen. Teamarbeit, gemeinsame Lösungsprozesse, flache Hierarchien und Netzwerke sind Ausdruck jener Flexibilität, die für Unternehmen gefordert wird, um auf Veränderungen entsprechend zu reagieren. Informelle Verflechtungen, die sich unter anderem in freundschaftlichen Beziehungen, gegenseitiger Unterstützung, aber auch aufkeimenden Machtpositionen äußern, bilden abseits festgelegter Positionen und rigider Hierarchien eine Machtkonzentration, die sich durch Bindung verstärken kann, und als eine Basis fungiert für die Ver- und Zuteilung von Aufgaben und Ressourcen, die Konzentration und Übereinstimmung von Meinungen, Interessen, und auch die Verwirklichung neuer Ideen betrifft, die einer Zustimmung bedürfen, und im Idealfall Motivationen hervorbringen, die auf einer Überzeugung basieren, und einem Macht/Wissenskomplex entspringen, dem das Subjekt in der Organisation angehört. Ein Mensch, der sich und sein Wissen einbringt in die strukturierte Ordnung einer Organisation, in der Machtverhältnisse zum Austausch beitragen und ihn gestalten. Informelle Normen, Gruppen, Statussysteme spiegeln in diesem Zusammenhang nicht nur ein Abdriften des Steuerungsmediums Macht von strukturellen Bahnen wider, sie stellen eine Forderung der Mitarbeiter dar, eine Konzentration ihrer, von der formalen Organisation und deren Zielsetzung und Durchführungsweisen abweichende, intersubjektive Auslegung der Einbringung ihres Wesens samt ihrer Bedürfnisse und Wünsche in die Organisation. Interpretationen der Subjekte, die durch ihr Wissen den Ablauf der Organisation, die Erfüllung ihres Zwecks zustande bringen, verteilen sich im Raum und überlagern die formale Struktur, an der Handlungen ausgerichtet sind. Dieses Ineinanderfließen der formalen und der informellen Organisation birgt oft auch keine Probleme, ist auch für einen geschmeidigen Arbeitsablauf nötig, und erst wenn Strukturen, Kommunikationswege, Machtkonzentrationen, deren Basen, und möglichen Potentiale, Zielorientierungen, Verbindungen und Motivationen zwischen der formal vorgezeichneten und der informell entwickelten Organisation divergieren, entsteht ein Handlungsvakuum, die Organisation funktioniert nicht ganz so wie erdacht. Der Austausch beim Kommunikativen Handeln basiert auf einer Gleichgewichtung der Lebenswelten; um einen erfolgreichen, gemeinsamen Handlungsplan abzustimmen, ist es auch erforderlich, den Austausch auf Machtverhältnisse zu beziehen, die sich in diesem Fall durch keinerlei beabsichtigte Einwirkung eines Subjekts auf das andere bestimmen. Ein gemeinsamer Konsens ist gefordert, der das Wissen der Subjekte einbezieht und ihre Absichten aufeinander abstimmt. Beim Eintritt in eine Organisation werden die verpflichteten Mitgliedschaftsbedingungen angenommen, ein Austausch innerhalb der Organisation basiert auf der Anerkennung von geltenden Normen, Regeln und einer Verpflichtung gegenüber vorhandenen Zielen, für die das Subjekt einen Beitrag leistet, der in einer Struktur und durch Machtverhältnisse bestimmt ist.
Noch im ausgehenden 19. Jhdt. galt es als unabdingbar, Menschen, sowohl Frauen und Männer, als auch Kinder bis zu 15 Stunden am Tag zu beschäftigen, da allein dieses Ausmaß einen angemessenen Profit einbrächte. Solcher Art Meinungen wurden vehement von Arbeitgebern und durch die Gesetzgebung vertreten und gefördert. Erst durch Karl Marx und seine Kritik der politischen Ökonomie kehrte Licht ein in ein dunkles Kapitel der Arbeit, das vor allem durch die schamlose Ausnutzung des Menschen und seiner Arbeitskraft gekennzeichnet war. Und auch wenn sich Gesetzgebung und Arbeitsbedingungen für viele Menschen verbesserten, war es noch Hauptzweck eines Frederick Taylor und seines "Scientific Management", die Arbeitsprozesse genauestens zu studieren, die Arbeit zu zergliedern, sie in Kopf- und Handarbeit zu zerlegen und auf die Ausführung weniger monotoner Verrichtungen zu reduzieren, damit größtmöglicher Profit, Effizienz und Produktivität gesichert waren.
Bei all dem Bestreben, den Menschen so viel Arbeitskraft wie nur möglich abzugewinnen, wurden Stimmen laut, die nach einer Humanisierung der Arbeitsverhältnisse riefen, und mit den Erkenntnissen der Hawthorne Studies stellte sich eine neue Sichtweise ein, die die Motivation des Menschen als einen ausschlaggebenden Faktor für seine Produktivität berücksichtigte. Es wurde erkannt, dass Arbeit nicht nur verrichtet wird, um Überlebenschancen zu sichern, aber der Mensch versucht, durch seine Arbeit seinem Wesen Ausdruck zu verleihen; in seinem Schaffen, das seinem Willen und Geist entspricht, seine Kenntnisse und Fähigkeiten einzusetzen, zu schärfen und zu verbessern.
Mit diesen Erkenntnissen und der daraus entstehenden Human-Relations-Schule sowie der Anwendung in der Arbeitswelt wird dem Faktum Rechnung getragen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist mit spezifischen Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen, die bei Erfüllung wesentlich zu seiner Motivation in der Arbeit und einer steigenden Produktivität beitragen können.
Auch wenn Erfindungen, der technische Fortschritt, die Möglichkeit, Menschen innerhalb eines Prozesses zu organisieren, zu einer immensen Erhöhung dieser Produktivität beitragen können, ist der Arbeitsprozess kein Perpetuum mobile und alle Anstrengung und Versuche, einen größeren Wert zu erwirtschaften, beziehen sich letztendlich auf das Potential des Menschen, seine Fähigkeiten und Kenntnisse nutzbringend einzusetzen. Der entstandene Nutzen vergegenständlicht sich in den Arbeitsprodukten des Menschen und wird seit jeher nicht nur von ihm konsumiert, wird im Rahmen eines ihm übermächtigen gesellschaftlichen Verhältnisses bestimmt und besetzt, durch Bezug auf das Wesen und die Rechte der Menschen, eine mythische Annahme über verschiedene Abstufungen von Existenzrechten oder den Verweis auf bestehende Produktionsverhältnisse gerechtfertigt.
Wieder wird der Mensch, der lange Zeit als unterdrückte, ausgebeutete Arbeitskraft mechanisch in einen Verwertungsprozess integriert war, als kreatives Wesen, als Quelle unglaublich umfangreichen Wissens, als einziger Motor und ursprüngliche Kraft eines Prozesses gesehen, der ihm in einem Ausmaß zu Freiheit verhilft, wie er ihn auch diesem System unterwirft. In einem fortgeschrittenen Stadium des Kapitalismus, da die Konzentration der Kapitale durch Ausdehnung und zurückgehender Profitrate schwerer Wachstum garantiert, fordern Produkt-, Absatz- und Arbeitsmärkte ein selbstbestimmtes Subjekt; der erfahrene, lernbereite Mensch soll für ein Unternehmen einen Produktionsfaktor und Mehrwert darstellen, der es erlaubt, höhere Profitraten1 zu erzielen. Ein Mensch, der aus der unglaublichen Vielfalt Interessen entfaltet, die zu entwickeln und zu besetzen sind.
Wie kaum ein anderes Gesellschaftssystem hat es der Kapitalismus geschafft, vielen Menschen zu Wohlstand zu verhelfen, und wenn dies Weltbild zwar nicht auf Sinnfragen vermag Antworten zu geben, so ist doch gewiss, dass die Verteilung, die Zuteilung, das Rennen um die Heilsgüter eine Form des Austausches angenommen hat, der sehr viele Menschen glücklich werden lässt. Auf der anderen Seite treten Phänomene wie Entfremdung, Vereinsamung, dieses Nicht-Gebraucht-Werden, die unverständliche Nutzlosigkeit in einer Welt, in der alles möglich scheint, immer stärker zu Tage, werden als Zeitgeist und als unvermeidliche Nebeneffekte einer um die Wette produzierenden Dynamik verstanden. Und es wird viel produziert: Waren, Leistungen, Lebensstile, Meinungen, Freunde, Feinde, Kriege, Schuldige, Gerechte, Unglaubliches, Wahres, Richtiges und eine Menge Schönes.
Ein Zustand, der ohne die Produktivkraft des Kapitalismus vielleicht niemals möglich gewesen wäre, und dem einzelnen Menschen vermehrt Individualisierungsspielräume innerhalb systemischer Notwendigkeiten bietet, die seinen Austausch regeln und seine Welt durchdringen, in der er seine notwendigen Lebensmittel und Güter erwerben und seinen Anspruch auf Zufriedenheit und Glück erfüllen kann.
In diesem Spannungsfeld bewegt sich diese Arbeit, der Konfliktbereich der formalen und der informellen Organisation, die zum einen Bedingungen, Bedingtheiten und Notwendigkeiten eines Wirtschaftssystems wiedergeben, und auf der anderen Seite die Wünsche und Bedürfnisse, die Erfüllung eines Menschen einbeziehen, der fernab von Produktivitätszwängen seiner Vorstellung eines lebenswerten Austauschs mit der Welt Ausdruck verleiht.
1 Kurz umrissen die beiden folgenden Begriffe: Mehrwert: ist jede qualitative Verbesserung, die ein Produkt erfahren kann. Dieser Wert wird im allgemeinen Gebrauch als Profit bezeichnet, was jedoch dann der Fall ist, wenn dieser Wert sich nicht mehr nur auf den Menschen mit seiner Arbeitskraft bezieht, der ihn geschaffen hat, aber auf all jene Faktoren, die als zusammenhängendes Bündel für seine Erwirtschaftung erkannt werden.
Profitrate: Opportunitätskosten des Kapitals, aber nur ein Teil des Mehrwerts, wobei zu anderen Zeiten auch ein Vielfaches davon. Genauso spiegelt seine Höhe den Zustand des Produktionsprozesses sowie die Position innerhalb desselben wider, wie auch das grundsätzliche Verhältnis von Produzenten und Kapitalgebern, prinzipiell aber ist er der prozentuelle Überschuss auf das eingesetzte Kapital.
"Als Organisation wird sowohl die Tätigkeit im Sinne des Organisierens als auch das Ergebnis dieser Bemühungen, das in Zuständen und Institutionen zutage tritt, bezeichnet. Organisation ist eine besondere Art gestalterischer Tätigkeit. Vielfach versteht man in der Fachliteratur unter Organisieren eine sinnvoll koordinierende, ordnende Tätigkeit, die Zuordnung von Menschen und Sachen, von Menschen und Menschen sowie von Sachen und Sachen auf bestimmte Ziele hin"2.
Es kann zwischen Planung und Organisation unterschieden werden, wobei Planung dem Entwurf einer Ordnung entspricht, dem der organisatorische Prozess folgt, und die Organisation den Vollzug, die Realisierung dieser Ordnung beinhaltet. Zu organisieren heißt, einen Plan durch ein System genereller und fallweiser Regelungen zu realisieren, die den Ermessens- und Entscheidungsspielraum von Mitarbeitern einschränken3. Dieses System geltender organisatorischer Regelungen stellt die Betriebsstruktur dar und wird durch die oberste Betriebsaufgabe gegeben4. Die Organisation versteht sich als Gewährleistung der Ordnung als auch als Ordnung selbst.
"Als formal organisiert sollen soziale Systeme bezeichnet werden, welche die Anerkennung bestimmter Verhaltenserwartungen zur Bedingung der Mitgliedschaft im System machen"5, wobei es sich bei einer Organisation um eine bewusst geschaffene, rational gestaltete Struktur handelt, die zweckrationale Planung und Konstruktion eines sozialen Gebildes von Personen oder Personengruppen, die derart gestaltet wird, dass die Angehörigen dieses Gebildes sich wiederum zweckrational verhalten, um zu garantieren, dass ihr gemeinsames miteinander geteiltes Ziel erreicht werden kann. Eine Aufteilung und Spezialisierung der Aufgaben aus der Differenzierung des Aufgabenkomplexes in Teilaufgaben erfordert voneinander getrennte Positionen, eine Funktionsteilung, eine Anordnung der Stellen, Ränge und Kompetenzen in ihrem Übereinander und Nebeneinander.6
"Die formelle Organisation wird nicht allein nach rationalen Überlegungen in einem sozialen Vakuum errichtet, und in ihrer jeweiligen konkreten Form durch eine Vielzahl sie beeinflussender Faktoren mitbestimmt. Zu den wichtigsten dieser Faktoren gehören:
1) die Technologie, Größe, Raumanordnung und Art der Produktionsaufgabe eines Betriebes
2) das herrschende Wirtschaftssystem
3) die Gesellschaftsstruktur
4) die geltenden Gesetze und damit der regelnde Einfluss des Staates, der Arbeitnehmerorganisationen sowie bestimmter Interessengruppen, die teils auf den Betrieb direkt, teils über Staat oder Gewerkschaft ihre Wirkung ausüben
5) die Bräuche, Einstellungen und üblichen Verhaltensweisen von Arbeitern, Angestellten und Unternehmern als Mitglieder der Gesellschaft bzw. einer bestimmten Gesellschaftsschicht
6) das Sozialethos der Gesellschaft
7) die geltenden Organisationsregeln
8) besondere Einzelpersönlichkeiten mit starker Prägekraft oder Initiative zu Neuerungen innerhalb des Betriebes"
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Innerhalb der formalen Organisation werden Handlungsorientierungen für den jeweiligen Einsatzbereich geformt und im Unternehmen gegliedert. Fähigkeiten werden gespalten, und diversen Stellen zugeordnet, im Rahmen der formalen Organisation vereinnahmt und zusammengefasst; einzelne Arbeits