Joe Burkers, Das Einaug - Karl May - E-Book

Joe Burkers, Das Einaug E-Book

Karl May

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Beschreibung

Für den erstmals 1917 erschienenen Band 38 der Gesammelten Werke, HALBBLUT, schuf Karl-May-Verleger Euchar Albrecht Schmid die Erzählung Joe Burkers, das Einaug, indem er das erste Kapitel der Geschichte Ein Ölbrand (Erstdruck 1883 in der Zeitschrift Das Neue Universum) und die Geschichte Die Both Shatters (Erstdruck 1882 in der Zeitschrift Für alle Welt!) miteinander verband. Das literarisch wenig überzeugende zweite Kapitel der erstgenannten Erzählung wurde damals nicht verwendet, weil das darin vorkommende Ölbrand-Motiv schon mehrfach von Karl May eingesetzt worden war und man Wiederholungen innerhalb der Gesammelten Werke vermeiden wollte. Später fanden beide Texte dann doch noch Aufnahme in die Werkausgabe: Die Both Shatters in Band 71 OLD FIREHAND und Ein Ölbrand in Band 80 AUF DER SEE GEFANGEN. Daher ist die Bearbeitung Joe Burkers, das Einaug seit dem 1605. Tausend von Band 38 (1997) nicht mehr in den Gesammelten Werke enthalten.

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JOE BURKERS,

DAS EINAUG

WILDWEST-ERZÄHLUNG

VON

KARL MAY

Bearbeitet und herausgegeben

vonEuchar Albrecht Schmid

© 2014 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1300-6

Inhalt

1. ‚Tötendes Feuer‘

Für den erstmals 1917 erschienenen Band 38 der Gesammelten Werke, Halbblut, schuf Karl-May-Verleger Euchar Albrecht Schmid die Erzählung Joe Burkers, das Einaug, indem er das erste Kapitel der Geschichte Ein Ölbrand (Erstdruck 1883 in der Zeitschrift Das Neue Universum) und die Geschichte Die Both Shatters (Erstdruck 1882 in der Zeitschrift Für alle Welt!) miteinander verband. Das literarisch wenig überzeugende zweite Kapitel der erstgenannten Erzählung wurde damals nicht verwendet, weil das darin vorkommende Ölbrand-Motiv schon mehrfach von Karl May eingesetzt worden war und man Wiederholungen innerhalb der Gesammelten Werke vermeiden wollte. Später fanden beide Texte dann doch noch Aufnahme in die Werkausgabe: Die Both Shatters in Band 71 Old Firehand und Ein Ölbrand in Band 80 Auf der See gefangen. Daher ist die Bearbeitung Joe Burkers, das Einaug seit dem 1605. Tausend von Band 38 (1997) nicht mehr in den Gesammelten Werke enthalten.

1. ‚Tötendes Feuer‘

Ein kleines Feuer brannte am Bighorn-Fluss und an ihm saß einsam ein Mann in Trapperkleidung. Lange, graue Haare fielen auf die breiten Schultern; seine reckenhafte Gestalt zeigte Ruhe und Gelassenheit und nur sein feuriges Auge verriet, dass ihm nichts entgehen konnte, was um ihn her vorging.

Soeben hatte er seine Mahlzeit, die aus einigen gebratenen Fischen bestand, beendet und sein Kalumet in Brand gesteckt. Er tat noch etwas Holz in die Flamme, wickelte sich in seine Decke und legte sich nieder.

Es war ein stiller, abgelegener Ort. Der Fluss bildete hier eine seeartige Erweiterung mit mehreren tiefen, schmalen Buchten, an deren einer der Jäger gelandet war und sein Kanu befestigt hatte. Schon wollte es dunkel werden, aber noch waren die ernsten, tiefen, schwermütigen Stimmen des Urwalds zu vernehmen.

Der einsame Mann lauschte der Abendhymne des Waldes, jenem leisen, aber sonoren Säuseln, das von tiefgestimmten Aeolsharfensaiten zu kommen scheint. Es umgibt und umklingt einen von allen Seiten; es kommt aus allen Richtungen und doch kann man nicht sagen, wo es beginnt und wo seine Noten geschrieben stehen. Dazu erklang im leichten Rhythmus das Plätschern und Glucksen der Wellen. Ein Eichkätzchen kam am Stamm einer Rüster herab, betrachtete den Fremdling mit seinen kleinen neugierigen Äuglein und kehrte dann beruhigt in seinen Kober zurück. Zuweilen sprang in dem Schein, den das Feuer über das Wasser warf, ein Fisch empor und fiel mit lautem Klatschen wieder in sein Element zurück. Die brennenden Zweige prasselten in der Glut; eine Copperhead, zu den Kreuzottern gehörend, raschelte davon; sie hatte vielleicht ihre Sommerwohnung gerade in der Nähe des Feuers gehabt und machte sich jetzt aus dem Staub. Ein aus dem ersten Schlaf geweckter Käfer arbeitete sich mit fast unhörbarem Rascheln durch das abgefallene Laub; eine kleine Moskitoschar tanzte um den aufsteigenden Rauch einen bewegten Reigen und ließ dabei ein feines silbernes Klingen hören, das plötzlich durch das unstete, heftige Summen eines großen, dicken Nachtfalters unterbrochen wurde, der mit tölpelhafter Rücksichtslosigkeit mitten unter sie hineinschoss, aber auch sofort seine Strafe erlitt: Er versengte sich die Flügel und fiel in die Flamme. Gegenüber, auf der anderen Seite der schmalen Bucht, erhob ein Frosch seine Stimme; er musste ein riesenhafter Kerl sein, denn sein Quaken war ein förmliches Brüllen zu nennen. Er schien sich über die Gegenwart des Trappers höchst beleidigt zu fühlen, denn er ließ nicht jenes kurze, tief befriedigte „Quak!“ oder jenes langgezogene, glückselige „Qua–aaak!“ hören, mit dem ein normal gestimmter Froschbariton sein breites Maul aus dem Wasser schiebt, sondern es war ein höchst ärgerliches Belfern, ein unwilliges, aller Rücksicht und Hochachtung bares Lärmen, was er vernehmen ließ, die reinste, ausgesprochenste Schimpferei, und – doch halt, was war das?

Der Frosch brach plötzlich ab und es war zu hören, dass er in das Wasser zurückfuhr. Er war gestört worden, aber wodurch? Von wem?

Wer sich jahrelang und unter tausend Gefahren im ‚Wilden Westen‘ aufgehalten hat, der weiß jeden, auch den kleinsten Laut der Natur zu beurteilen. Ein Zweig knickte drüben, ein dürrer, dünner Zweig, der auf dem Boden gelegen hatte; der Jäger hörte es deutlich, und so leise dieser Ton gewesen war, sagte er ihm doch, dass er von dem Fuß eines Menschen verursacht worden sei. Zerbricht ein Ästchen, ein Zweig in der Höhe, so hat dies wenig zu bedeuten, denn es ist vom Wind oder von einem Tier geknickt; knickt das Holz aber am Boden, so ist die Möglichkeit vorhanden, dass ein Mensch in der Nähe ist. Und ein alter Waldläufer weiß an dem Geräusch sehr genau zu entscheiden, ob der Zweig von dem biegsamen Fuß eines schleichenden Tieres oder dem weniger federnden Schritt eines Menschen zerbrochen wurde. Er weiß sogar durch langjährige Übung zu bestimmen, ob das Geräusch durch die hartsohligen Stiefel eines Weißen oder den weichen, nachgiebigen Mokassin eines Indianers hervorgebracht ist.

Der Mann da drüben jenseits der Bucht war sicherlich ein Indianer und dies konnte für den Trapper keineswegs ein beruhigender Gedanke sein. –

Wer gerecht denkt, darf das Verhalten der Weißen gegenüber den Roten nicht billigen. Auch der Indianer ist ein Mensch und im Besitz seiner Menschenrechte; es ist sündhaft, ihm die Daseinsberechtigung abzusprechen und die Mittel zum Leben nach und nach zu entziehen. Man halte im Vereinigten-Staaten-Kongress noch so schöne Reden; man sende dem sogenannten ‚Wilden‘ Agenten und alle möglichen anderen Sorten von ‚Zivilisatoren‘ – der Unparteiische wird die Rede von der Tat zu unterscheiden wissen.