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Das Gewitter war mörderisch! Sensible Menschen hätten es auch als Beginn des Weltuntergangs bezeichnet, denn es traf das Land mit einer so großen Härte, als sollte es in mehrere Teile gespalten werden. Donner folgte auf Donner. Blitz auf Blitz. Grelle Speere, die aus dem Nichts zu kommen schienen und mit Zickzackbewegungen auf die Erde nieder rasten, als wären sie von den Händen irgendwelcher Riesen geschleudert worden. Hinzu kam der Regen. Eine wahre Sintflut. Die aus den Wolken fallenden Wassermassen glichen Bändern, die nicht abrissen, bevor sie auf den Boden prasselten...
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Seitenzahl: 133
Cover
Impressum
Der Zwitter
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Lantz/Luserke
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-8387-1048-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der Zwitter
(1. Teil)
Das Gewitter war mörderisch!
Sensible Menschen hätten es auch als Beginn des Weltuntergangs bezeichnet, denn es traf das Land mit einer so großen Härte, als sollte es in mehrere Teile gespalten werden.
Donner folgte auf Donner. Blitz auf Blitz. Grelle Speere, die aus dem Nichts zu kommen schienen und mit Zickzackbewegungen auf die Erde nieder rasten, als wären sie von den Händen irgendwelcher Riesen geschleudert worden.
Hinzu kam der Regen. Eine wahre Sintflut. Die aus den Wolken fallenden Wassermassen glichen Bändern, die nicht abrissen, bevor sie auf den Boden prasselten …
Die Gewitter tobten sich am Himmel und auch am Erdboden aus. Der Wind war zu einem regelrechten Monster geworden, das die Meere zum Kochen brachte und Schiffe wie Spielzeuge aussehen ließ.
Der Tag war zur Nacht geworden. Manchmal aber rissen die Wolkenbänke auf. Dann waren hellere Streifen zu sehen, gefüllt mit einem gelblichen Licht, das einen fahlen Glanz hatte.
Viele Menschen fürchteten sich vor dem Gewitter, hatten sich zurückgezogen und beteten dafür, dass sich die Natur wieder beruhigen sollte. Es gab auch die andere Seite. Diejenigen, die sich fasziniert von diesem Schauspiel zeigten. Menschen, die genau beobachteten, was die Natur ihnen bot.
Dazu gehörte Carlotta, das Vogelmädchen. Sie hatte schon manches Gewitter erlebt, aber nicht so ein Unwetter, und jetzt stand sie vor dem großen Wohnzimmerfenster und schaute hinaus.
Es war eigentlich nicht viel zu sehen, denn der Regen rauschte zu dicht aus den Wolken. Und doch hatten die Blitze eine so gewaltige Kraft, dass sie immer wieder für helle Inseln sorgten und der stillen Beobachterin stets neue Szenen präsentierte. Die Natur war für sie zu einer Bühne geworden, die sich mal offen zeigte und dann wieder verschwand, als hätte jemand den großen Vorhang vorgezogen.
Carlotta stand allein im Zimmer. Ihre Ziehmutter, Maxine Wells, hatte noch in ihrer Praxis zu tun. Der späte Nachmittag und der Abend waren verplant, denn sie musste sich um Abrechnungen kümmern.
So konnte Carlotta die Faszination des Schauspiels allein genießen. Immer wieder huschte ein Lächeln über ihre Lippen, wenn die Natur ihr eine neue Szenerie bot. Mal lag die Finsternis über der grauen Rasenfläche, dann wieder wurde das Geschehen in ein fahles Licht getaucht, sodass sie den Garten in den verschiedensten Verzerrungen sah.
Carlotta hatte nicht auf die Uhr geschaut. Deshalb wusste sie nicht, wie lange das Unwetter schon tobte. Weiterhin peitschte der Donner auf, rasten die grellen Speere über den Himmel, als wären sie auf der Suche nach besonderen Zielen. Kein Mensch konnte diesen Gewalten Einhalt gebieten. Hier waren Urkräfte am Werk, die auch von der modernsten Technik nicht gezähmt werden konnten.
Und es schüttete weiter. Der Garten hinter dem Haus war dabei, sich in einen See zu verwandeln. Carlotta wusste, dass es in der Stadt Probleme geben würde. Da würden die Keller volllaufen und manche Straße überschwemmt werden, wenn sie in tieferen Gebieten lag.
Wer bei diesem Wetter nach draußen musste, war arm dran, wenn er keinen Unterstand fand, aber daran dachte Carlotta nicht. Sie genoss das Schauspiel, das kein Ende zu haben schien. Irgendwann würde es aber vorbei sein. Im Moment schien es sich über Dundee festgesetzt zu haben, und das Vogelmädchen spürte den Wunsch in sich, das Haus zu verlassen und Kreise über dem Meer zu fliegen, weil es dort besonders schaurig aussah.
Das hätte sie trotzdem nicht getan. Bei diesem Regen zu fliegen war unmöglich. Das Wasser hätte die Flügel zu schweren Bleiklötzen werden lassen, die sie dann zu Boden gedrückt hätten.
So schaute sie auch weiterhin zu, wie die Naturgewalten die Welt veränderten und für eine reine Luft sorgten, denn es war in den letzten Tagen schon schwül gewesen. Eigentlich ein seltenes Phänomen hier im Norden. Vor allen Dingen in der Frühsommerzeit, aber das Wetter hatte sich sowieso schon verändert. Wärme im April, Schwüle und auch Abkühlung im Juni und jetzt das mächtige Unwetter.
Erneut wehte eine mächtige Bö über den Himmel, erfasste die Wassermassen und trieb sie zur Seite, als wollte sie so eine Lücke schaffen.
Tatsächlich traf so etwas Ähnliches ein. Es entstand ein Loch, in das ein greller Blitz fuhr und es aussehen ließ wie einen hellen Fleck.
Eine kleine Insel, in der …
Carlottas Gedanken brachen ab. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht strömte. Plötzlich fing sie an zu zittern. Ohne es zu wollen, ballten sich ihre Hände zu Fäusten, denn was sie da auf dem Grundstück sah, das war nicht möglich.
Der Rasen, dessen Oberfläche wie ein See schimmerte, war nicht mehr leer.
Auf ihm hockte ein Mensch!
***
Carlotta sah ihn, und sie war in diesen Augenblicken in ihren Bewegungen erstarrt. Sie schaute angestrengt durch die Scheibe, über die das Wasser in schmalen Bächen rann, auf den Rasen und glaubte an eine Täuschung.
Das war sie nicht.
Sie sah nach wie vor diese Gestalt, die tropfnass war und auf dem nassen Rasen kniete. Es war eine schutzbedürftige und zugleich demütige Haltung, und es schien der Gestalt nichts auszumachen, den Launen der Natur ausgesetzt zu sein.
Nach wie vor prasselte der Regen auf sie nieder. Der Oberkörper war so weit nach vorn gebeugt, dass der Kopf beinahe den Boden berührte. Sie tat nichts, um dies zu ändern, und auch die heimliche Beobachterin bewegte sich nicht. Carlotta stand wie eine Statue hinter der Scheibe, hielt manchmal sogar den Atem an und beschäftigte sich nur mit einer Frage.
Woher war diese Gestalt gekommen?
Carlotta wusste es nicht, und sie sah nicht mal, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Die Haare lagen klatschnass am Kopf. Um den Oberkörper war eine dünne Regenhaut geschlungen worden, die allerdings keinen Schutz gegen die Gewalten der Natur bot. Der Regen rauschte weiter, der Donner grollte, und die Blitze waren ebenfalls noch vorhanden.
Allerdings fuhren sie nicht mehr so schnell vom Himmel herab. Sie waren weniger geworden und auch der Donner hatte sich mittlerweile abgeschwächt.
Das Ende des Unwetters näherte sich. Carlotta stellte sich so hin, dass sie in Richtung Westen schauen konnte. Dort sah sie, dass der Himmel eine breite Lücke zeigte und das helle Licht des noch vorhandenen Tages wieder zu sehen war.
Und sie sah die Gestalt auf dem Rasen, die ihre Haltung nicht verändert hatte. Sie sah sie als einen Besucher an, von dem sie nicht wusste, woher er gekommen war.
War er vom Himmel gefallen?
Ja, es hatte so ausgesehen. Es gab keine andere Erklärung für sie. Dieser Unbekannte war plötzlich da gewesen, und es hatte wirklich so ausgesehen, als wäre er vom Himmel gekommen und hätte sich genau diesen Ort ausgesucht.
Das war verrückt und kaum zu begreifen, aber es war eine Tatsache. So oft Carlotta hinschaute, das Bild blieb.
Was tun?
Das Vogelmädchen war keine Person, die andere Menschen im Stich ließ. Zwar wusste Carlotta nicht, wie es möglich gewesen war, dass diese Gestalt so plötzlich erschien, aber es war ihr klar, dass sie den Ankömmling nicht so einfach dort auf der Wiese hocken lassen konnte. Dagegen musste sie etwas tun, und das würde sie auch.
Maxine Wells befand sich weiterhin in ihrem Büro. Sie hatte noch bis in die Abendstunden zu tun, das wusste Carlotta. Sie wollte die Tierärztin auch nicht stören und musste allein die Verantwortung übernehmen.
Einen letzten Blick warf sie auf die Wiese. Es gab immer wieder Lücken zwischen den Rinnsalen, die außen an der Scheibe nach unten flossen, und jetzt sah sie auch, dass sich die Gestalt bewegte, was ihr bisher nicht aufgefallen war. Da hatte sie mehr ausgesehen wie eine von einem Künstler geschaffene Plastik, doch die Bewegungen machten ihr klar, dass sich dort ein Mensch befand.
Ich muss etwas tun!, dachte das Vogelmädchen, das ja auch kein normaler Mensch war, denn es war durch eine Genmanipulation zu einem Wesen gemacht worden, das Flügel hatte und sich in der Luft bewegen konnte wie ein Vogel.
Nur wenige Menschen wussten davon, und Carlotta achtete darauf, dass dies auch so blieb.
Sie hatte auch nicht vor, lange mit ihrer Ziehmutter zu diskutieren. Was getan werden musste, das musste getan werden, daran gab es nichts zu rütteln.
Raus in den Regen gehen und die letzten Reste des abziehenden Gewitters erleben, das lag nun vor ihr. Es schreckte sie nicht. Carlotta hatte in ihrem Leben schon so viel durchgemacht, dass sie mit ungewöhnlichen Vorkommnissen keine Probleme hatte.
Sie verließ ihren Beobachtungsplatz und fragte sich, ob auch sie von der Gestalt gesehen worden war. Eigentlich war das unmöglich. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass dieser ungewöhnliche Ankömmling auch auf dem Rasen blieb und so lange wartete, bis sie bei ihm war und ihre Fragen stellen konnte.
Und wenn sie in sich hineinlauschte, dann hatte sie den Eindruck, dass ihr etwas Großes bevorstand und ihr das Schicksal wieder eine Prüfung auferlegt hatte …
***
Es gab nicht nur eine Tür, durch die die Bewohner das Haus verlassen konnten. Carlotta nahm eine der hinteren und zog sie recht vorsichtig auf. Sie hatte sich einen Regenschutz umgehängt und auch die Kapuze hochgezogen.
Die Temperatur war während des Unwetters gefallen. Das spürte sie, als die Tür offen war und sie einen Blick nach draußen warf. Immer noch fiel der Regen vom Himmel, dazu war der wesentlich kühler gewordene Wind zu spüren, der gegen sie blies und für einen Schauer auf ihrem Körper sorgte.
Sie ging über die Platten eines schmalen Wegs. Rechts und links begann der Rasen, der sich mit Wasser vollgesaugt hatte. Hinter dem Haus lag der Garten, der zum größten Teil aus einer mit Obstbäumen bestückten Wiese bestand, wobei sich die Anzahl der Bäume in Grenzen hielt. Ihre Sicht war frei, und es tat ihr gut, den einsamen Ankömmling zu sehen, der noch immer auf dem Rasen kniete. Sie dachte darüber nach, ob sie ihn anrufen sollte, ließ es dann jedoch bleiben. Vielleicht wäre er dann verschwunden, und das wollte sie nicht.
Sie fragte sich auch, warum er gerade in ihrem Garten gelandet war und nicht in einem anderen. Davon gab es genügend in der Nachbarschaft. Dass er sich ihren Garten ausgesucht hatte, das konnte etwas zu bedeuten haben.
Carlotta lief los. Sie kam sich vor wie in einer großen Pfütze laufend, denn bei jedem Auftreten platschte es unter ihren Füßen, und dann spritzte das Wasser in die Höhe.
Das alles war ihr jetzt egal. Selbst der kalte Regen, der ihr Gesicht traf, störte sie nicht. Die Neugierde auf den Unbekannten war einfach zu groß.
Und so setzte sie ihren Weg fort, kämpfte gegen den Wind an und duckte sich unter den Regenschleiern. Das Gewitter war noch vorhanden, aber es hatte sich längst verflüchtigt und tobte sich jetzt weiter im Osten über dem Meer aus.
Wäre kein Regen auf die Erde gerauscht, hätte der Ankömmling Carlotta sicher schon gehört, aber das Geräusch des Wassers übertönte alles. Er bewegte sich auch jetzt nicht, und Carlotta ging die letzten Schritte langsamer, bevor sie neben dem Fremden stehen blieb. Er rührte sich noch immer nicht, und so ließ Carlotta einige Sekunden verstreichen, ohne dass sich etwas tat.
Dann fasste sie sich ein Herz und sprach den Unbekannten an.
»Hallo, hörst du mich?«
Die Gestalt bewegte sich nicht.
Carlottas Geduld war begrenzt. Sie tippte den Mann an, denn sie glaubte jetzt, dass sie es mit einer männlichen Person zu tun hatte, und nach diesem leichten Stoß erlebte sie eine Reaktion, denn der Unbekannte hob seinen Kopf an.
»Na endlich.«
Es verstrichen erneut einige Sekunden, bis es zu einer zweiten Reaktion kam. Der Kopf des Knienden drehte sich zur Seite, wurde dann angehoben, und jetzt war der Ankömmling in der Lage, in die Höhe zu schauen. Zudem stemmte er sich nicht mehr mit den Händen am Boden ab und blickte in Carlottas Gesicht.
Die tat nichts. Sie lächelte nicht mal, sie schaute nur das Gesicht an. Inzwischen war es wieder heller geworden und so konnte sie alles deutlich erkennen.
Es war das Gesicht eines noch recht jungen Mannes. Davon ging sie zumindest aus. Ein schmales Gesicht, bei dem die Augen recht tief in den Höhlen lagen. Sie sah einen breiten Mund und darunter ein eckiges Kinn. Die Haare, die platt auf dem Kopf lagen, zeigten eine dunkle Farbe, wobei sie nicht glaubte, dass sie von Natur aus dunkel waren. Die Nässe hatte sie so werden lassen.
Carlotta kam sich selbst etwas dumm vor, als sie fragte: »Bist du okay?«
Durch ein Nicken wurde ihr geantwortet.
Sie wurde also gehört. Das empfand sie als positiv. Dann fragte sie: »Willst du weiterhin hier auf dem nassen Rasen hocken? Wenn nicht, dann habe ich für dich eine andere Lösung. Wir könnten gemeinsam ins Haus gehen. Dort ist es wärmer, auch trockener, und da kannst du dich erholen.«
Diesmal dauerte es länger mit der Antwort. Die Hände mit den langen Fingern zogen den Regenschutz enger um den Körper, der nicht mehr als eine Plane war, dann zuckte der Mann einige Male zusammen, bevor er Anstalten traf, auf die Beine zu gelangen. Er schwankte leicht, und Carlotta fühlte sich bemüßigt, ihm zu helfen. Sie umfasste seinen rechten Arm in Höhe der Schulter und half ihm, sich zu erheben.
»Ist das okay?«
Wieder ein Nicken.
»Dann komm mit ins Haus. Ich halte dich fest, dann musst du dich nicht anstrengen.«
Der Fremde ließ alles mit sich geschehen. Er hatte sich jetzt aufgerichtet, und Carlotta stellte fest, dass er genauso groß war wie sie. Er ging allerdings leicht gebückt, als wollte er sich vor irgendetwas schützen.
Von Maxine Wells hatte sie noch nichts gehört, und Carlotta war gespannt, was sie zu dem Fremden sagen würde. Die Tierärztin war eine vorsichtige Frau. Sie achtete besonders darauf, dass Carlottas Geheimnis gewahrt wurde, und auch dem Fremden gegenüber würde sie sich sehr vorsehen müssen.
Der Mann sprach kein Wort. Als sie das Haus betreten hatten, wischte er über sein nasses Haar, legte den Kopf zurück und atmete tief ein. Danach drang ein leises Stöhnen aus seinem Mund und er schaute seiner jungen Retterin ins Gesicht.
»Wer bist du?«
»Ich heiße Carlotta. Und du?«
»Kim!«
Das Vogelmädchen war positiv überrascht, den Mann sprechen zu hören. Offenbar hatte dieser Kim Vertrauen zu ihr gefasst.
Von oben bis unten schaute sie ihn an. »Du bist ja völlig durchnässt. Es ist besser, wenn du dich abtrocknest. Komm, ich bringe dich in ein kleines Bad.«
Kim nickte nur. Er ließ sich zu einem der drei Bäder führen, die es im Haus der Tierärztin gab. Dort lagen auch Handtücher bereit, und Carlotta sagte: »Ich warte vor der Tür.«
»Ja. Danke.«
»Keine Ursache. Ich wäre auch froh, wenn man mir nach solch einem Unwetter die Gelegenheit bieten würde, mich abzutrocknen und ein wenig frisch zu machen.«
Kim verschwand und Carlotta lehnte sich rücklings gegen die Tür.
Sie wusste nicht, ob sie alles richtig gemacht hatte, doch ihre Menschenpflicht hatte sie erfüllt, und es war ihr wichtig, nur hatte sie einen Alleingang hinter sich, und das gefiel ihr im Nachhinein weniger. Sie hätte Maxine Wells Bescheid geben müssen und dachte jetzt darüber nach, ob sie es nicht jetzt tun sollte. Nein, das wollte sie auch nicht. Erst sollte Kim aus dem Bad kommen, dann würde sie weitersehen. Und sie ging davon aus, dass Maxine Verständnis für ihr Handeln aufbrachte.
Aus dem Bad hörte sie nichts. Carlotta war leicht beunruhigt. Sie klopfte gegen die Tür, aber auch das war vergebens. Eine Reaktion erlebte sie nicht.
Sie gestand sich ein, dass ihr der Mann schon ein wenig unheimlich war. Sein plötzliches Erscheinen war ungewöhnlich. Er hatte ausgesehen, als wäre er aus den Wolken gefallen, aber das konnte nicht sein. Und Flügel befanden sich keine auf seinem Rücken. Sie überlegte, runzelte die Stirn und schaute gedankenverloren auf die Tür, während letzte Tropfen von ihrem nassen Umhang zu Boden fielen.
Sie wollte nicht noch mal klopfen, aber nachschauen, und diese Idee setzte sie sofort in die Tat um, denn sie zog die Tür vorsichtig auf.