John Sinclair 1748 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1748 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Nur wenn sie es schaffte, das andere Ufer zu erreichen, blieb sie am Leben. So einfach war das. Aber auch so schwer. Indira wollte nicht sterben und ruderte um ihr Leben. Sie wusste genau, dass die Verfolger ihr auf der Spur waren, auch wenn sie diese in den vergangenen Minuten nicht gesehen hatte. Das hatte nichts zu sagen. Es waren Menschen, die niemals aufgaben ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Pakt mit dem Jenseits

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Deko/Luserke

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-1494-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Pakt mit dem Jenseits

Nur wenn sie es schaffte, das andere Ufer zu erreichen, blieb sie am Leben.

So einfach war das. Aber auch so schwer. Indira wollte nicht sterben und ruderte um ihr Leben. Sie wusste genau, dass die Verfolger ihr auf der Spur waren, auch wenn sie diese in den vergangenen Minuten nicht gesehen hatte. Das hatte nichts zu sagen. Es waren Menschen, die niemals aufgaben …

Das Gewässer, über das sie ruderte, war tief und zudem geheimnisvoll. Es gab nicht wenige Menschen, die es als Falle bezeichneten. Als einen Hort für Unholde, die in der Tiefe lauerten, um an Beute zu gelangen. Die Menschen erzählten sich, dass der kleine See schon einige Opfer geholt und auch nicht wieder freigegeben hatte. Was daran stimmte, wusste Indira nicht. Sie hatte im Moment andere Sorgen.

Und so pullte sie weiter. Die beiden Ruderblätter schlugen auf die Wasserfläche, tauchten ein, wurden durchgezogen, und das Klatschen, das entstand, kam ihr wie ein Beifall vor, der allein ihr galt, weil sie wieder den einen oder anderen Meter geschafft hatte. Wie tief der See hier in der Mitte war, wusste sie nicht.

Es herrschte eine ungewöhnliche Atmosphäre vor. Eine mit Dunst gefüllte Dämmerung. So hatte es am Ufer nicht ausgesehen. Erst in der Mitte des Gewässers war es zu diesem Umschwung gekommen.

Indira kämpfte sich voran. Sie atmete nicht mehr, sie keuchte bei jeder Ruderbewegung. Ihr Gesicht war verzerrt. Der Mund stand immer offen, und manchmal verwandelte sich das Keuchen in ein regelrechtes Pfeifen.

Indira spürte, dass ihre Kräfte allmählich nachließen. Der Schwung des Anfangs war längst dahin. Immer mehr Kraft musste sie aufwenden, um die Ruderblätter durch das Wasser zu ziehen.

Während sie ruderte, suchten ihre Blicke die Wasseroberfläche ab, denn sie musste davon ausgehen, dass die Gefahr aus der Tiefe kam und nicht aus der Luft. Es war auch müßig, sich Vorwürfe zu machen. Das Schicksal hatte es nun mal so gewollt, und dagegen konnte sie sich nicht wehren.

Und so ruderte sie weiter. Trotz allem von der Hoffnung beseelt, das rettende Ufer zu erreichen, obwohl sie nicht sicher war, dass sie sich dort außer Lebensgefahr befand.

Sie wollte nicht sterben. Nein, sie war noch zu jung, obwohl sie das Sterben schon als einen faszinierenden Gedanken bezeichnete, denn vor dem Tod hatte sie keine Angst. Er würde etwas Neues bringen, worauf sie schon gespannt war.

Die dünnen Nebelschleier wichen nicht. Sie wurden sogar dichter, und für Indira hatten sie sich in Gespenster verwandelt, die sie belauerten. Sie wollten nicht weichen, und sie war plötzlich der Meinung, dass es keine normalen Nebelfetzen waren, denn diese hier waren mit seltsamen Lauten erfüllt. Sie hörte das geheimnisvolle Wispern und Flüstern, weil es lauter klang als das Klatschen des Wassers, wenn sie die Ruderblätter eintauchte.

Was war das?

Hatte sie es mit den Boten aus einer anderen Welt zu tun, die bereits auf sie warteten?

Eine Antwort konnte Indira nicht geben. Sie dachte daran, das Flüstern zu ignorieren, doch das war nicht möglich. Es blieb, es war nahe bei ihr. Es störte sie und versuchte, sie von ihren eigentlichen Fluchtgedanken abzubringen.

Weiter! Sie musste weiter. Das andere Ufer wartete und dort möglicherweise die Freiheit.

Niemand lauerte in ihrer Nähe. Das Wasser war dunkel, man hätte es auch als Eingang in die Hölle bezeichnen können, wo der Teufel und all seine Schergen lauerten, um sich die Seelen der Menschen zu holen.

Ja, Indira glaubte an die Hölle. Aber sie glaubte auch an den Himmel. Und das noch viel, viel stärker. Der Himmel war für sie die Offenbarung. Sie wusste zwar nicht, wie sie sich ihn vorzustellen hatte, aber als Kind hatte sie immer gedacht, dass er eine unendliche Fläche war. Gefüllt mit einem herrlichen Licht, in dem es nur das Glück gab und das von den wunderbaren Engeln getragen wurde.

Die Engel, das war es. Daran glaubte sie fest. Und besonders an einen bestimmten Engel, an den Schutzengel. Sie ging davon aus, dass es ihn gab und dass er sogar auf sie wartete. So kam ihr das Sterben nicht ganz so schlimm vor.

Im Moment wollte sie nur leben, und sie kämpfte sich voran. Ihre Kleidung war durchschwitzt, das braune Haar klebte an ihrem Kopf und weiterhin zischte der Atem aus ihrem Mund, wenn sie sich vorankämpfte.

Wo war das Ufer?

Sie sah es nicht. Der Nebel war zu dicht, und sie konnte es auch nicht fühlen. So etwas gab es ja, das traf schon zu. Manche Menschen besaßen diese Sensibilität, die ihr leider nicht gegeben war.

Weiter – oder?

Nein – auch wenn es ihr nicht gefiel. Irgendwann war Schluss. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie war zu schlapp. Keine Kraft mehr in den Armen. Die Schultern schmerzten, und ihr ganzer Körper war von einem heftigen Zittern erfasst worden.

Ein Schluchzlaut verließ ihren Mund. Sie zog die beiden Ruderstangen ein und lehnte sich zurück. Ihr Rücken schmerzte aufgrund dieser ungewohnten Tätigkeit. Es war alles so anders geworden, kein Vergleich mehr zu dem optimistischen Start zu Beginn der Flucht. Jetzt spürte sie ihre Endlichkeit.

Eine Pause wollte sie einlegen. Nicht unbedingt lang, aber so lang, bis sie sich besser fühlte und wieder normal atmen konnte, ohne dass es in den Lungen stach.

Allmählich verstummte das Keuchen. So kehrte für sie wieder die Normalität zurück. Doch die Anspannung in ihr war geblieben, ebenso der Nebel, der sie mit seinen unzähligen Armen umkreiste und ihr das Gefühl gab, als würde sie laufend von feuchten Tüchern gestreichelt.

Es war alles okay. Niemand tat ihr etwas. Die Natur um sie herum hatte sich wieder beruhigt. Sie atmete tief durch und hörte, dass es nicht still war. Um sie herum waren Laute. Es war das Wasser, das die Laute abgab. Es klatschte gegen die Außenwand des Kahns, und es kam eigentlich nie zur Ruhe.

Sie schloss die Augen. Nur einen kurzen Moment wollte sie sich ganz der Umgebung hingeben. Sie hatte vor, eins mit ihr zu werden, und möglicherweise vergaß sie die Gefahr dabei. Aber darauf konnte sie nicht setzen, obwohl sie es versuchte und sich dabei Auswege ausmalte.

Wie lange sie mit geschlossenen Augen im Kahn gesessen hatte, wusste sie selbst nicht. Aber Indira fühlte sich jetzt kräftig genug, den Rest der Strecke an das andere Ufer zu rudern.

Sie griff nach den Ruderstangen. Sie wollte weiter – und erstarrte plötzlich mitten in der Bewegung.

Etwas hatte sie gestört.

Sie hatte etwas gehört.

Indira wusste nicht, was es gewesen war. Sie riss die Augen weit auf und drehte sich auf ihrer Sitzbank um. Dabei senkte sie den Blick, um über die wellige Wasseroberfläche zu schauen, wobei ihr Herz plötzlich mehrere Sprünge machte.

Etwas stimmte mit den Wellen in ihrer Nähe nicht. Sie hatten sich verändert, sie waren schaumiger geworden. Als wäre etwas dabei, aus der Tiefe an die Oberfläche zu stoßen.

Indira saß erstarrt in ihrem Boot und hatte das Gefühl, von einem Eispanzer umgeben zu sein.

Das Wasser schäumte weiter. Sogar noch heftiger, als wollte ihr der See zeigen, was er in der Tiefe für sie bisher verborgen gehalten hatte.

Sie wollte es nicht glauben, aber sie sah es trotz der Dunkelheit immer deutlicher. Etwas hatte sich an die Wasseroberfläche vorgearbeitet. Es war kein Fisch, das wusste sie, dieser Gegenstand war länger. Er bewegte sich zuckend, er schimmerte sogar, als er die Wasseroberfläche durchbrach und Indira auf eine Sauerstoffflasche schaute, die sich auf dem Rücken eines Tauchers befand.

Indira wollte schreien, denn in diesem Moment wusste sie, dass sie es nicht mehr schaffen würde, das andere Ufer zu erreichen. Der Schrei blieb ihr im Hals stecken, denn jetzt tauchte auch der zweite Mann auf, dessen Gesicht sie nicht sah, weil es hinter der Taucherbrille nicht zu erkennen war.

Der eine schwamm an der rechten, der andere an der linken Seite des Kahns.

Es gab keinen Zweifel mehr. Die Falle war endgültig zugeschnappt!

***

Nach wie vor lag der unsichtbare Eispanzer um ihren Körper. Indira konnte sich nicht bewegen. Sie hörte das Klatschen des Wassers, als es bewegt wurde. Im nächsten Augenblick begann der Kahn zu schaukeln, weil sich Hände um beide Seiten klammerten und sich die Taucher hochzogen, wobei sie das Boot im Gleichgewicht behielten.

Was würden sie tun?

Noch hatte sie die vage Hoffnung, dass sie es nicht schafften, zu ihr ins Boot zu kommen, aber die schwand, als sie sich stark festklammern musste, weil auf der linken Seite das Boot von einem der Taucher geentert wurde.

Er kletterte hinein. Sein Begleiter blieb draußen, er aber schaffte es. Seine Taucherbrille nahm er nicht ab, nur das Mundstück verließ seinen Mund, sodass er sprechen konnte.

Zuerst lachte er.

Dieses Lachen löste bei Indira die Starre, brachte sie aber zugleich zum Zittern. Einen Ausweg gab es nicht. Sie würde es nicht schaffen, vor diesen beiden gefährlichen Männern zu fliehen.

»Das hast du nicht gedacht, wie?«

Jetzt hätte sie eine Antwort geben müssen, aber sie brachte es nicht fertig. Ihre Kehle war zu. Dann produzierte sie ein Geräusch, das sich kratzig anhörte, und sie hörte erneut das Lachen.

Die Stimme des Tauchers drang an ihre Ohren. »Hast du schon mal was von einem nassen Grab gehört? Wenn nicht, wirst du es bald erleben, das kann ich dir versprechen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Bitte, das – das – können Sie doch nicht machen. Ich habe Ihnen nichts getan – und ich werde auch den Mund halten, das verspreche ich.«

»Zu spät.«

»Aber ich schwöre es.«

»Darauf geben wir nichts. Du hast etwas gesehen, was du nicht hast sehen sollen. Jetzt musst du dafür den Preis zahlen, und wir wollen dabei sicher sein.«

Sie senkte den Kopf. Plötzlich lösten sich Tränen aus ihren Augen. Den Blick hielt sie auf ihre Knie gerichtet und sie dachte daran, wer diese beiden Männer waren.

Indira kannte sie nicht mal mit Namen. Sie hatte nur gesehen, was sie getan hatten, und das war grausam gewesen.

Der zweite Mann blieb im Wasser. Aber er schaute über den Rand des Kahns hinweg, um alles unter Kontrolle zu halten. Er wollte sehen, was mit der Zeugin passierte.

»Wir sind die Jäger«, hörte sie die Stimme des Mannes vor ihr. »Ja, wir sind die Jäger und haben jetzt unsere Beute fest im Griff.« Was der Typ damit meinte, bewies er in den nächsten Sekunden, denn da sorgte er dafür, dass seine Hand in die Nähe seines Rückens gelangte, um dort etwas hervorzuholen.

Wenig später sah sie, was es war. Ein länglicher Gegenstand aus Metall, dessen vorderes Ende auf sie gerichtet war.

»Ich werde dich eliminieren, meine Teure. Wir können es uns nicht leisten, dich am Leben zu lassen, denn du weißt zu viel. Wir sind hier auf dem Wasser, und zum Wasser gehört eine Harpune. Damit bewaffnen sich die Jäger, und da wir uns als solche sehen, haben wir uns für die Harpune entschieden.«

Indira war nicht fähig, etwas zu erwidern. Sie starrte auf die Harpune, und ihr wurde plötzlich kalt, als hätte der Sensenmann schon seine Klauen nach ihr ausgestreckt, um sie in sein Reich zu zerren.

Der Sensenmann war es nicht. Der Tod hatte eine normale menschliche Gestalt. Und er grinste. Er lachte auch, und dann vernahm sie ein ungewöhnliches Geräusch.

Es klang wie ein unterdrücktes Pfeifen, das sie noch hörte, als der Pfeil traf.

Zwischen Bauchnabel und Herz rammte er in ihren Körper. Indira spürte zunächst nichts. Nur einen Hieb hatte sie mitbekommen. Doch als sie ihren Blick senkte, da sah sie, dass diese Harpune tief in ihren Körper eingedrungen war.

Dann kam der Schmerz.

Er biss zu. Sie hörte sich stöhnen, doch sie bekam nicht mit, dass sich der Mann vor ihr bewegte. Er sagte auch etwas, nur verschwammen seine Worte wie hinter einem dichten Vorhang.

Zwei Hände umfassten ihre Schultern. Aus dem Wasser meldete sich der zweite Mann.

»Ist alles in Ordnung?«

»Ja, ich habe sie gut getroffen. Den Rest wird uns der See abnehmen.«

»Das ist gut.«

Indira hing noch immer im Griff des Mannes, der sie jetzt zur Seite drückte.

Dann wurde sie gekippt!

Einen Herzschlag später tauchte sie in den kalten See und sank langsam nach unten …

***

Fühlt sich so der Tod an?

Es war schon ungewöhnlich, dass sie sich diese Frage stellte.

Das Wasser war über ihr zusammengeschlagen, ihr Körper sank langsam der Tiefe entgegen, die immer dunkler wurde und dort endete, wo kein Lichtstrahl mehr hin reichte.

Sie bewegte sich nicht mehr. Kein Schlagen mit den Armen, kein Treten mit den Beinen.

Die See wurde zu einem Schlund, der sie verschluckte.

Nein, ich bin nicht tot!

Ich kann fühlen, ich kann denken. Um mich herum ist alles anders, aber das ist nicht der Himmel.

Die Augen hielt sie offen, dennoch hatte sie keine Chance, etwas zu erkennen, und da ihr Mund nicht geschlossen war, war das Wasser in ihre Lungen gedrungen.

Jetzt hätte sie den Todeskampf erleben müssen. Die Qual, sich gegen das Ersticken oder das Ertrinken zu wehren, doch nichts dergleichen trat ein.

Sie sank immer tiefer. Die Dunkelheit nahm zu und hätte noch stärker werden müssen, was auch nicht geschah, denn etwas tauchte in diese Dunkelheit hinein.

Sie wusste nicht, woher der helle Schein gekommen war. Aber er war plötzlich da. Er zeigte sich nicht nur an einer Seite, sondern überall um sie herum. Und er kam näher, immer näher. Er war nicht gefährlich, denn er erreichte sie und gab ihr ein gutes Gefühl.

Während sie immer tiefer sank, fühlte sie sich wie von starken Armen aufgefangen und hatte den Eindruck, sich in Sicherheit zu befinden. Aber was war das für eine Sicherheit?

Noch konnte sie denken, und sie dachte daran, dass alles, was um sie herum geschah, alles andere als normal war. Etwas wehte durch das Wasser auf sie zu, und sie konnte kaum glauben, was sie da hörte.

Musik …

Wäre sie normal gewesen und hätte sie sich auch in einer normalen Situation befunden, sie hätte nur gelacht. Das tat sie jetzt nicht, das konnte sie nicht, denn sie trieb weiterhin durch das Wasser.

Jemand hatte sie aufgefangen, um sie zu beschützen. Und jetzt schoss ihr zum ersten Mal ein Begriff durch den Kopf, an den sie zuletzt nicht mehr gedacht hatte.

Engel!

Oh – wie hatte sie daran geglaubt. Wie hatte sie sich nach ihnen gesehnt. Besonders nach ihrem Schutzengel, von dem sie sicher war, dass er sie an der Schwelle zum Jenseits erwarten würde. Genau das war stets ihr Traum gewesen, und jetzt schien er sich zu erfüllen. Verglich man die Engel nicht mit Lichtwesen? Genauso waren sie immer beschrieben worden, und was hier in der Tiefe auf sie zuschwebte, das hatte mit dem Licht zu tun. Es war hell, es hob sich von dem dunklen Hintergrund deutlich ab. Es war das Wunder unter Wasser, und Indira hatte nicht mehr das Gefühl, dicht vor ihrem Ende zu stehen. Sie erlebte das Gegenteil, sie fühlte sich geborgen, als hätte man auf sie gewartet. Es war wie ein Wunder, und das Licht um sie herum nahm immer mehr an Helligkeit zu.

Es strahlte sogar …

Sie konnte es nicht fassen. Dass sie im Wasser dem Grund entgegen sank, das war alles vergessen, denn für sie hatte sich etwas Neues geöffnet.

Das Licht umgab sie jetzt von allen Seiten. Er war hell, nur nicht so hell wie die Gestalten, die darin schwebten. Man konnte sie als körperlos bezeichnen, obwohl sie Umrisse zeigten wie Menschen.

Engel!

Jetzt war es ihr überdeutlich klar. Sie stand an der Schwelle zum Jenseits oder sogar zum Paradies, wo man auf sie wartete, um sie in Empfang zu nehmen.

Glitt sie auf die Erscheinung zu oder kamen sie, um sie in ihren Kreis aufzunehmen?

Indira wusste es nicht. Sie dachte nur daran, wie glücklich sie war und wie geborgen sie sich fühlte. Der Tod war etwas Schönes, aber zugleich wusste sie auch, dass es nicht das Sterben eines normalen Menschen war, das sie hier erlebte.

Das Licht rückte immer näher. Sie sah ihre neuen Freunde, die auf einmal bei ihr waren, und dann zerplatzte die Welt in einer Ansammlung von Licht und Sternen.

In diesem Augenblick hatte Indira den Übergang geschafft …

***