John Sinclair Großband 3 - Jason Dark - E-Book
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John Sinclair Großband 3 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!


Mit über 250 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 21 - 30.

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Seitenzahl: 1359

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-6683-9

Jason Dark

John Sinclair Großband 3 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0021Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Anruf aus dem Jenseits. Das Telefon schrillte! Grell durchschnitt das Klingeln die Stille der Nacht. Ruckartig setzte sich Martha Illford in ihrem Bett auf. Sie war völlig benommen. Wieder klingelte das Telefon. Marthas Herz begann zu hämmern. Rasch warf sie einen Blick auf die Uhr. Mitternacht. Wer rief sie zu dieser Stunde an? Beim vierten Läuten sprang die Frau aus dem Bett und lief barfuß in das Wohnzimmer. "Ja?", hauchte sie. "Martha?" Die Frau hörte eine Männerstimme. Sie schien aus einer unendlichen Ferne an ihr Ohr zu dringen... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0022Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair! Dieser Roman ist zum ersten Mal in der 4. Auflage von 1991 - 1996 der Romanheftreihe erschienen. Das Horror-Spielzeug. Das Spielzeugpferd sah auf seinen dünnen Spinnenbeinen so aus, als würde es jeden Augenblick umfallen. Aber es blieb trotzdem stehen. Bis es plötzlich zu zittern begann! Alle hatten es gesehen. "Scheiße!" Ein Stöhnlaut wehte durch die Stille, als sich das Tier bewegte. Diesmal nicht an den Beinen, es klappte sein Maul auf und zeigte mörderische Reißzähne. Etwas zischte - dünner Dampf drang aus dem Rachen. Kleine Wolken breiteten sich als stinkender Qualm innerhalb des Kartenzimmers aus... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0023Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Geistervögel. Niemand weiß, wann das Böse zuschlägt. Urplötzlich ist es da. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Und immer suchen sich die Mächte der Finsternis mit gnadenloser Präzision ihre Opfer aus. Für ihre satanischen Machenschaften finden sie überall ihre Helfer. Nicht nur bei den Menschen, auch bei den Tieren. Ein grausamer Zauber hatte aus harmlosen Vögeln wahre Mordroboter gemacht... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0024Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der unheimliche Mönch. "Ein Höllenfluch trifft alle, die die Ruhe des roten Mönchs stören. Niemand darf seinen Namen laut aussprechen, denn er ist verdammt in alle Ewigkeit. Der Mönch hatte Böses getan, Schreckliches geduldet und die Kirchen entehrt. Wehe dem Unglücklichen, der die Abtei der Verdammnis betritt! Er wird sie nie mehr verlassen." Der Regisseur Jeff Roberts sprang auf, als er diese Zeilen las. "Über den unheimlichen Mönch mache ich einen Film!", rief er begeistert und das Unheil nahm seinen Lauf... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0025Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair! Dieser Roman ist zum ersten Mal in der 4. Auflage von 1991 - 1996 der Romanheftreihe erschienen. Der Satanist. Es ist nur ein Traum - es ist nur ein Traum ... Das Messer! Die Hand! Das Blut! Das Gesicht! Nein, kein Gesicht - auf keinen Fall. So sah kein Gesicht aus, eine Maske mit Schlitzen, in denen böse, grausame Augen funkelten. Und dann das Blut - überall Blut ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0026Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Maringo, der Höllenreiter. Wenn sich das Grab öffnet und die Mutigen verschlingt, dann ist seine Stunde gekommen! Wer nicht auf die Warnungen der alten Priester hört, ist verloren. Denn das Unglück, das er über unsere Vorfahren gebracht hat, wird sich wiederholen. Ihm allein gehören die Prärien, die Canyons, die Berge. Es ist Maringo, der Höllenreiter! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0027Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Das Leuchtturm-Monster. Hexenklubs sind in London groß in Mode gekommen und einige sind sehr gefährlich. Als John Sinclair und Suko einen dieser Clubs hochnehmen, kann die Hexenkönigin entkommen und schwört grausame Rache. Sie lockt John Sinclair in einen alten Leuchtturm und fordert ihn zu einem letzten, entscheidenden Duell auf... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0028Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair! Dieser Roman ist zum ersten Mal in der 4. Auflage von 1991 - 1996 der Romanheftreihe erschienen. Das Gas-Gespenst. Als Percy Redcliff das Garagentor anhob, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Irgendwo zischte es ... Redcliff blieb unbeweglich stehen, lauschte und hörte neben dem seltsamen Zischen auch das Schlagen seines eigenen Herzens. Zuerst dachte er an eine Schlange. Unsinn, sagte er sich dann. In diesen Breiten gibt es keine Schlangen. Außerdem war das Geräusch dafür zu gleichmäßig. Das Tor war hochgefahren und hatte sich festgestellt. Percy Redcliff stand vor der Garage, die schon mehr eine Halle war, und starrte in die Dunkelheit. Kein Schatten war zu sehen, nur das verdammte Zischen drang ihm entgegen wie ein Gruß aus der Hölle. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0029Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Rückkehr des Rächers. Sein Machtrausch kannte keine Grenzen. Mit Gewalt und Terror regierte er sein Reich, förderte die Schwarze Magie und machte sie zu einer Volksreligion. Zauberer, Dämonen und Priester der Finsternis waren seine Freunde. Zwischen ihnen fühlte sich Samenis, der Magier-Pharao, am wohlsten. Aber das Schicksal ereilte auch ihn. Mutige Männer stürzten ihn vom Thron und begruben den Pharao in seiner Pyramide. Doch Samenis kehrte als Rächer zurück. Viertausend Jahre später. Und er war grausamer als je zuvor... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0030Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Hexentanz. Niemand wusste, warum das alles passierte. Die Hexen entfesselten Feuersbrünste, ließen Gasleitungen platzen, zerstörten Wasserrohre. Eine Hiobsbotschaft löste die andere ab. Panik und Hysterie griffen um sich. Jeder in der Stadt wusste, dass der Teufel los war. Die Menschen glaubten, das Ende der Welt stünde bevor. Sie eilten in die Kirchen und beteten für das Seelenheil. Doch ein Name lastete in der Luft und war nicht zu überhören: Oxoran. Der Meister der Schwarzen Magie. Er rief seine Anhänger zum Hexentanz auf... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumAnruf aus dem JenseitsVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Anruf aus dem Jenseits

Das Telefon schrillte!Grell durchschnitt das Klingeln die Stille der Nacht.Ruckartig setzte sich Martha Illford in ihrem Bett auf. Sie war völlig benommen.Wieder klingelte das Telefon.Marthas Herz begann zu hämmern. Rasch warf sie einen Blick auf die Uhr. Mitternacht. Wer rief sie zu dieser Stunde an?Beim vierten Läuten sprang die Frau aus dem Bett und lief barfuß in das Wohnzimmer.„Ja?“, hauchte sie.„Martha?“Die Frau hörte eine Männerstimme. Sie schien aus einer unendlichen Ferne an ihr Ohr zu dringen …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2775-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Anruf aus dem Jenseits

Grell durchschnitt das Schrillen des Telefons die Stille der Nacht.

Ruckartig setzte sich Martha Ilford in ihrem Bett auf.

»Ja?«, hauchte sie verschlafen in die Muschel.

»Martha?«, fragte eine Männerstimme.

»Am Apparat«, sagte sie automatisch.

»Kennst du mich nicht mehr, Martha?«

Plötzlich fühlte Martha ihren Herzschlag am Hals. Die Stimme, der Mann – mein Gott, das durfte nicht wahr sein …

»Larry?«, flüsterte sie erstickt.

»Endlich, Martha. Ich bin es tatsächlich. Du hast michvermisst, nicht wahr?«

»Neinnn …«, röchelte Martha Ilford. Der Hörer fiel ihraus der Hand.

Martha Ilford hatte mit ihrem Mann gesprochen. Aber Larry war seit einem Jahr tot.

Der Telefonhörer baumelte dicht über dem Boden, schwang wie ein Metronom hin und her. Das Besetztzeichen tönte aus der Muschel. Sonst kein Geräusch.

Kein Atem, keine Stimme …

Und doch hatte jemand mit Martha Ilford gesprochen. Ihr Mann. Vor genau dreizehn Monaten war er gestorben. Martha sah alles so deutlich vor sich, als wäre es erst gestern geschehen.

Larry kam von einem Kunden zurück. Es war Nacht. Die Dunkelheit hatte einen strahlenden Sommertag abgelöst. Doch plötzlich kam aus dem Nichts ein Gewitterregen. Im Nu waren die Straßen spiegelglatt. Und Larry Ilford fuhr viel zu schnell. Sein Wagen geriet ins Schleudern, krachte frontal gegen einen Baum.

Das Fahrzeug war total zertrümmert. Der Fahrer starb an der Unfallstelle. Larry hatte sich nicht angeschnallt und war mit dem Kopf durch die Frontscheibe geschleudert worden.

Ein schrecklicher Anblick.

Martha Ilford hatte der Tod ihres Mannes hart getroffen. Sie stand allein, war hilflos, denn Larry hatte immer alles für sie geregelt. Über finanzielle Dinge wusste Martha überhaupt nicht Bescheid, und es dauerte ein halbes Jahr, bis sie sich halbwegs zurechtfand. Zum Glück hatte Larry ihr eine hohe Lebensversicherung hinterlassen. Von dem Geld konnte sie gut leben. Sie brauchte das Geld, denn mit vierzig Lenzen war es schwer, eine Anstellung zu finden. Gerade in der heutigen Zeit.

Das Tuten riss sie aus ihren Gedanken. Martha fasste nach dem Hörer und legte ihn vorsichtig auf die Gabel. Dabei sah sie, wie sehr ihre Finger zitterten. Der Anruf hatte sie völlig verwirrt.

Aber wer verbarg sich hinter dieser Stimme? Wer wollte sie nervlich fertigmachen? Wen hatte sie sich zum Feind gemacht? Und vor allen Dingen – wer konnte Larrys Stimme so gut imitieren?

Dass es nicht ihr Mann war, mit dem sie gesprochen hatte, daran zweifelte sie keinen Augenblick. Tote können nicht reden. Und an Geister und Gespenster glaubte sie nicht, obwohl in letzter Zeit viel über Gespräche aus dem Jenseits geschrieben und gesprochen worden war. Für Martha Ilford war das jedoch kalter Kaffee. Sie war Realistin.

Sie stand auf und ging in die kleine Garderobe. Dort lagen die Zigaretten. Mit zitternden Fingern zündete sie sich ein Stäbchen an. Dabei fiel ihr Blick in den Spiegel.

Alt sah sie aus, wirklich alt. Das braune Lockenhaar wirkte stumpf. Die Mundwinkel wurden von zwei scharfen Falten umrahmt. Unter den Augen zeigten sich Krähenfüße, die Haut besaß einen gelblichen Schimmer. Das violette Nachthemd fiel wie ein Vorhang zu Boden und schwang glockenförmig auf, als Martha Ilford in den Living-room zurückkehrte.

Die Bar befand sich in einem großen Globus. Larry hatte ihn noch kurz vor seinem Tod gekauft.

Martha wählte einen alten französischen Cognac. Zwei Fingerbreit goss sie ins Glas und leerte es in drei Zügen.

Rasch breitete sich die Wärme des Getränks im Magen aus. Martha ging es gleich wieder besser, und sie redete sich selbst ein, dass dieser Anruf nur ein böser Scherz gewesen war. Jemand wollte sie auf miese Art und Weise hochnehmen.

Schon über zwanzig Minuten waren seit dem Anruf vergangen.

Das Telefon klingelte, riss sie aus ihren Gedanken.

»Nein«, stöhnte Martha, »nicht schon wieder. Bitte nicht …«

Unbarmherzig rasselte der Kasten weiter. Martha ballte die Hände zu Fäusten, hielt sich die Ohren zu, doch das Klingeln drang auch durch diesen Schutz.

Dann hielt sie es nicht mehr aus. Sie sprang auf, schnappte sich den Hörer, presste ihn gegen das rechte Ohr und schrie: »Lasst mich doch in Ruhe!«

Wieder die Stimme. Leise, kaum zu verstehen.

»Martha, Darling … ich brauche Hilfe … Hilfe …, es quält mich so. Ich kann nicht mehr …, so hilf mir doch …, die Geister …, sie sind überall. Es ist so schrecklich …, so grausam …!«

Die Stimme verwehte, warzuletzt nur noch ein Hauch, der Martha Ilfords Ohr traf.

Stille.

Dann das Besetztzeichen. Monoton, für Martha überlaut.

Sie sank auf der schmalen Couch zusammen, vergrub das Gesicht in beide Hände und schluchzte. Der Hörer lag auf ihren Knien.

»Ich kann nicht mehr«, weinte sie. »Ich kann nicht …«

Die beiden Anrufe innerhalb kurzer Zeit hatten die Frau nervlich ruiniert. Ihr Rücken verkrampfte sich. Das Schluchzen schüttelte ihren Körper. Martha Ilford war aufgeregt wie nie in ihrem Leben.

Irgendwann legte sie den Telefonhörer auf. Sie tat dies mit einer mechanischen, roboterhaften Geste. Hinter ihrer Stirn pochte es. Kopfschmerzen. Sie wurden von Minute zu Minute stärker. Martha nahm eine Tablette, löste sie in Wasser auf und trank.

Dann kam die Angst. Noch weitere dieser Anrufe, sie würde einen Herzschlag bekommen. Plötzlich hasste sie das Telefon. Hasste diesen graugrünen Apparat, der sie höhnisch anzulächeln schien. Wutentbrannt lief sie auf ihn zu, hob ihn hoch und wollte ihn gegen die Wand schmettern.

Im letzten Augenblick hielt sie inne. Es kam ihr in den Sinn, wie absurd diese Reaktion wäre.

Sollte sie die Polizei anrufen? Martha Ilford wählte ohne zu zögern die Nummer des nächsten Polizeireviers. Dabei ahnte sie nicht, dass sie bereits die dritte Anruferin war. Die beiden vor ihr hatten das gleiche Problem.

Das Jenseits tauchte aus dem Nebel auf und meldete sich. Und niemand ahnte, dass dies erst der Beginn eines unglaublichen, geisterhaften Falles war …

*

Moderne Kunststoffjalousien filterten das grelle Sonnenlicht. Trotzdem war es warm in dem großen Living-room der Conollys. Die Hitze lastete bereits seit Tagen über London und machte Mensch und Tier schwer zu schaffen.

Sheila litt besonders unter den Temperaturen. Sie war in Umständen und rechnete jeden Augenblick mit dem Eintreten der ersten Wehen.

Sheila lag auf einer bequemen Liege, während Bill, ihr Mann, wie ein gereizter Tiger im Raum hin und her lief.

Die blondhaarige Frau lächelte. »Nun sei doch nicht so nervös, Darling. Ich bekomme das Kind, nicht du.«

Bill blieb stehen und rang in komischer Verzweiflung die Hände. »Das ist es ja gerade. Wenn ich das Kind bekommen würde, wäre alles gar nicht so schlimm. Aber du glaubst nicht, wie ich leide. Wenn ich mir vorstelle, dass du im Krankenhaus …«

»Bill!« In Sheilas Stimme schwang ein liebevoller Vorwurf mit. »Es wird schon gut gehen, glaube mir. Außerdem ist Professor Harris eine Kapazität auf seinem Gebiet. Er hat mich auch im Laufe der Schwangerschaft immer wieder untersucht. Und er sagt, ich sei völlig gesund. Besser könnte es gar nicht sein.«

»Trotzdem.« Bill schüttelte den Kopf.

»Komm mal her.« Sheila streckte die Arme aus.

Bill ging auf sie zu. Wie ein Schulbub zu seiner Mutter, um die schlechten Zensuren zu beichten.

Sheila nahm das Gesicht ihres Mannes in beide Hände. Sie hauchte einen Kuss auf Bills Lippen. »Ich bin so froh, dass du bei mir bist«, flüsterte sie, »und glaube mir, ich liebe dich so innig wie am ersten Tag.«

Bill nickte. Sprechen konnte er nicht. Er sah seine Frau an.

Sheila war eine Schönheit und in den letzten Monaten vielleicht noch mehr aufgeblüht. Ihr langes Haar hatte sie der Hitze wegen hochgesteckt. Sie trug nur etwas Rouge auf den Wangen, und ihre herrlichen blauen Augen wirkten wie klare Bergseen. Wenn sie lächelte, hatte Bill immer das Gefühl, auf ihrem Gesicht würde die Sonne aufgehen.

»Hast du den Koffer gepackt?«, fragte Sheila.

»Ja.«

»Ich wusste gar nicht, dass du so ernst sein kannst«, flüsterte die junge Frau. »Warum lachst du nicht? Freust du dich nicht auf unser Kind?«

»Doch. Aber ich mache mir wegen dir Sorgen.«

Sheila schüttelte den Kopf. Dann streckte sie den rechten Arm aus. »Komm, hilf mir hoch. Ich möchte ein paar Schritte laufen.«

Bill hob seine Frau behutsam an. Sheila machte ein paar zögernde Schritte. Sie ging zum Fenster, drückte zwei Lamellen mit Daumen und Zeigefinger auseinander und schaute in den prächtigen Garten. Das Sonnenlicht brach sich blitzend auf der Oberfläche des Schwimmbeckens. Es war windstill.

»An diesem Anblick erfreue ich mich immer wieder«, erzählte Sheila Conolly. »Unser Kind wird sich hier austoben können.«

Bill trat neben sie und legte einen Arm über ihre Schulter. »Ja, es wird sicherlich Spaß daran haben.«

In den letzten Wochen war es ruhig geworden im Hause der Conollys. Mit seinem Freund John Sinclair hatte sich Bill auf kein Abenteuer mehr eingelassen. Er wollte Sheila nicht unnötig aufregen. Sie machte sich sowieso immer zu viel Sorgen um ihren Mann. Sheila hatte eine permanente Angst um Bill. Seit ihrer Hochzeit achtete sie darauf, dass ihr Mann möglichst zu Hause blieb und dort seine Berichte für die großen Magazine der Welt schrieb. Vor der Heirat war er in die Welt gezogen, hatte von seinen Erlebnissen berichtet und war zu einem wahren Starreporter herangereift. Oft hatte er mit John Sinclair, dem Geisterjäger, gemeinsam gekämpft, und mehr als einmal war er buchstäblich im letzten Moment dem Tod von der Schippe gesprungen.

Sheila hatte seinen Tatendrang gebremst. Und Bill fügte sich. Nur manchmal, da brach er aus, da musste er wieder hinaus in die Welt und sich anderen Wind um die Nase wehen lassen.

»Möchtest du dich nicht wieder hinlegen?« , fragte er.

»Nein, nein, Darling. Bewegung tut gut. Außerdem ist es hier nicht so heiß wie draußen.«

Sheila strich sich über ihr Gesicht. »Ich gehe ins Bad, Bill, und mache mich etwas frisch.«

»Okay.«

Sheila verließ den Living-room, der in seiner Größe schon mehr einer Halle glich.

Bill tat Eiswürfel in ein Glas und goss Orangensaft darüber. In kleinen Schlucken trank er das erfrischende Getränk.

Da klingelte das Telefon.

Rasch setzte Bill das Glas ab und meldete sich.

Rauschen. Mehr nicht.

»Hallo!« Bill räusperte sich. »Hallo, melden Sie sich! Wer sind Sie?«

Plötzlich hörte Bill eine Stimme. Sie schien vom Ende der Welt zu kommen, und Bill presste den Hörer dicht an sein Ohr, um die Stimme überhaupt verstehen zu können.

»Helft mir …, das Jenseits ruft euch …, ich bin Gefangener …, es ist schlimm. Sheila …, ich …«

Bill rann eine Gänsehaut über den Rücken. Von einer Sekunde zur anderen wurde sein Gesicht weiß. Er kannte die Stimme, hatte sie schon gehört, wusste jedoch nicht, wo er sie unterbringen sollte.

»Reden Sie lauter. Melden Sie sich doch!«, rief er in den Hörer. »Was ist denn los?«

»Ich …, ich … kann nicht. Es ist so schwer …«

Bill trat der Schweiß aus allen Poren. Er fasste den Anruf nicht als Scherz auf.

»Wie können wir Ihnen helfen?«

»Der Seelenhändler …, ihr müsst den Seelenhändler …« Die Stimme war weg. Nur noch das Rauschen lag in der Leitung.

Bill Conolly hielt den Hörer noch ein paar Sekunden in der Hand. Als er hörte, dass Sheila die Tür zum Bad aufzog, ließ er ihn rasch auf die Gabel sinken.

Sheila erschien in der offenen Tür. »Hat da nicht eben das Telefon geläutet?«

»Ja.«

Sheila kam näher. »Und? Wer hat angerufen?«

Bill wollte seiner Frau auf keinen Fall die Wahrheit sagen und suchte fieberhaft nach einer Ausrede. »Die Zeitung«, sagte er. »Es ist von der Zeitung angerufen worden.«

Prüfend blickte Sheila ihrem Mann ins Gesicht. »Stimmt das auch?«

Bill versuchte zu lächeln. »Warum nicht? Du weißt doch, dass ich oft angerufen werde.«

»Okay, wenn du das sagst.« Sheila wollte noch etwas hinzufügen, doch dann verzerrte sich ihr Gesicht.

»Was ist?«, fragte Bill hastig.

»Die Wehen, Bill.« Sheila ging unsicher zu einem Sessel. »Ich glaube, es ist soweit. Bill, ich …« Sie ließ sich in den Sessel fallen und presste die Hände gegen den gewölbten Bauch. »Ruf in der Klinik an, Bill. Wir müssen hinfahren.«

»Ja, ja, sofort.« Bill Conolly wurde nervös. Den Anruf hatte er bereits vergessen. Jetzt zählte nur noch Sheila. Die Nummer des Krankenhauses hatte er auswendig gelernt. Als er sie in die Tastatur drückte, zitterten seine Finger.

Eine freundliche Frauenstimme meldete sich.

»Hier Conolly. Sie wissen wahrscheinlich Bescheid. Die Wehen haben bei meiner Frau eingesetzt. Also, wir …«

Bill war durcheinander. Sheila beobachtete ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

»Kommen Sie, Mr. Conolly. Sollen wir ihnen einen Wagen schicken, der Ihre Frau abholt?«

»Nein, nein, ich will sie selber bringen. Das schaffe ich schon.«

»Ist recht. Bis gleich dann.«

Bill legte auf. Sheilas Koffer war bereits gepackt. Er stand in der Garage. Bill hatte den Beifahrersitz des Porsche so gestellt, dass Sheila mehr lag als saß.

Der Reporter half seiner Frau beim Einsteigen. »Fühlst du dich gut?«, fragte er.

»Ja.« Sheilas angespanntes Gesicht strafte ihre Antwort Lügen.

Vorsichtig fuhr Bill den Weg zum Tor hinunter. Durch einen Kontakt schob es sich zur Seite. Trotz der Sorgen, die Bill Conolly quälten, hatte er den geheimnisvollen Anruf nicht vergessen. Er beschloss, von der Privatklinik aus seinen Freund John Sinclair aufzusuchen. Der würde ihm sicherlich weiterhelfen.

*

Ich hockte vor meiner Schreibmaschine. Keiner elektrischen, sondern einem über zehn Jahre alten Hackkasten mit verschmierten Typen und ausgeleierten Federn.

Ich spielte Adler. Der Zeigefinger kreiste über der Tastatur, um dann blitzschnell niederzustoßen, wenn er den richtigen Buchstaben gefunden hatte.

Warum ich vor der Maschine saß? Ich musste einen Vierteljahresbericht schreiben.

Draußen war herrliches Sommerwetter. An Dämonen und Geister wollte ich jetzt nicht denken, ich hoffte auf eine gute Fee, die mich von der schrecklichen Schreibtischarbeit erlöste.

Die gute Fee kam.

Und zwar in Gestalt von Glenda Perkins.

Sagenhaft, wie meine Sekretärin wieder aussah. Ein buntes Sommerkleid trug sie. Weich und fließend war der Stoff, und da Glenda die drei obersten Knöpfe geöffnet hatte, konnte ich sehen, dass sie auch unterhalb des Halses sonnenbraun war.

Sie duftete nach frischem Frühlingswind. Klar, dass ich keinen Blick für die Akte in ihrer rechten Hand, sondern nur Augen für dieses schwarzhaarige Girl mit der Klassefigur hatte.

Glenda strahlte mich an. Das tat sie immer, aber seit unserem gemeinsam durchstandenen Abenteuer in Schottland lächelte sie noch eine Spur freundlicher.1

Ich schoss ein vages Kompliment ab, weil mir nichts anderes einfiel. »Hübsch sehen Sie aus, Glenda.«

Sie wurde wieder rot. Fast wie immer, wenn ich mit ihr sprach. »O danke.«

»Ist das Kleid neu?«

»Ja.« Sie drehte sich etwas in den Hüften.

»Steht Ihnen gut.«

»Danke.«

»Und was bringen Sie mir Schönes? « , fragte ich und lehnte mich im Stuhl zurück.

»Erst einmal die Grüße von Superintendent Powell. Der Bericht kann warten, hat er gesagt.«

Ich jubelte innerlich. »Was noch?«

Glenda reichte mir die Akte herüber. Dabei beugte sie sich etwas vor. Sogar weiter als es nötig war, hatte ich das Gefühl. Der Ausschnitt klaffte noch mehr auseinander.

Mir wurde es warm, denn was ich zu sehen bekam, war wirklich nicht von schlechten Eltern. Ich sah, dass Glenda keinen BH trug und keinen nötig hatte.

Sie ging wieder in die Senkrechte. »Das war’s.«

Ich räusperte mich. »Okay, Glenda, und vielen Dank.«

Sie schenkte mir noch ein unter die Haut gehendes Lächeln und schritt zur Tür. Wie sie dies machte, war schon eine Augenweide.

Irgendwann wurde ich bestimmt einmal schwach.

Unsinn, redete ich mir ein. Denke an deinen Job, John Sinclair. Ich dachte daran, räumte die Maschine weg, damit ich Platz hatte, trank den Rest aus der Mineralwasserflasche, zündete mir eine Zigarette an und begann den Bericht zu lesen.

Die Akte bestand aus mehreren Protokollen. Drei Anruferinnen waren telefonisch belästigt worden. Die Stimmen ihrer längst verstorbenen Verwandten hatten sie über Raum und Zeit hinweg durch den Telefonhörer vernommen. Die Polizisten, die die Fälle untersuchten, nahmen die Anrufe nicht ernst. Es gab genügend Leute, die sich einen Scherz daraus machten, ihre Mitmenschen hochzunehmen. Ich kannte auch Spanner, die alleinstehende Frauen anriefen und sie mit Obzönitäten überschütteten. Superintendent Powell war auf die Sache aufmerksam geworden. Er vermutete mehr hinter diesen Anrufen.

Ich merkte mir die Namen der Frauen. Sie hießen.

Ellen Wayne, Liz Manner und Martha Ilford.

Einen großen Fall sah ich nicht. Doch ich wollte die Damen interviewen. Es war immerhin besser, als hier zu sitzen und den dämlichen Bericht zu schreiben.

Da es sowieso schon auf den Mittag zuging, bechloß ich, erst einmal essen zu gehen.

Nur keine Hetze bei der Hitze.

Mit dem Lift fuhr ich hinunter in unsere Kantine. Das Essen schmeckte sogar, und ich war mit mir und der Welt zufrieden.

Einige Stunden später sollte es nicht mehr so sein. Doch das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen …

*

Professor Harris’Privatklinik lag in einem Park. Es gab zwar keinen Zaun rund um das Gelände, aber ein Portier am Eingang der Klinik sorgte dafür, dass kein Unbefugter das Gelände betreten konnte.

Über Sheilas und Bills Ankunft war er vorher informiert worden. Sheila wurde von zwei Schwestern auf eine Bahre gebettet und weggefahren.

»He«, rief Bill, »darf ich meine Frau wenigstens noch einmal sehen, bevor sie …«

Professor Harris hatte die letzten Worte des Reporters gehört. Mit elastischen Schritten kam er die Treppe hinunter: »Aber sicher dürfen Sie, Mr. Conolly. Ich werde Ihnen gleich das Zimmer Ihrer Frau zeigen.« Er reichte Bill die Rechte.

Sein Händedruck war kräftig und ließ etwas von der Energie ahnen, die in diesem Mann steckte. Der Professor trug einen blütenweißen Kittel und trotz der Hitze eine korrekt gebundene Krawatte. Sein schwarzes Haar war links gescheitelt, und sein Gesicht besaß die Urlaubsbräune, die bei einigen Menschen das ganze Jahr über nicht verschwindet und andere neidisch werden lässt.

»Die Wehen haben bereits eingesetzt«, erklärte Bill. »Professor, Sie müssen …« Der Reporter war aufgeregt.

Harris lächelte beruhigend. »Keine Angst, Mr. Conolly, ich werde Ihre Frau gleich untersuchen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«

»Natürlich.«

Sie betraten das klimatisierte Gebäude. Die Halle gab sich hell und freundlich. Ein weißer Anstrich, pastellfarbene Bilder, eine lindgrüne Sitzgarnitur auf dem Terrazzoboden und viel Glas. Die Patienten genossen einen Blick in den herrlichen Park.

»Hier lässt es sich aushalten«, meinte Bill.

Der Professor lachte. »Ja, der Meinung sind alle unsere Patienten.« Sie gingen auf einen der drei Fahrstühle zu. Der Professor öffnete die Tür.

In der ersten Etage stiegen sie aus. Eine zweiflügelige Glastür schirmte diesen Verwaltungstrakt von der Krankenstation ab.

In einem kleinen Anbau musste Bill auf Professor Harris warten, der Sheila untersuchte.

Zwanzig Minuten später war er wieder da. Auf seinem Gesicht lag ein strahlendes Lächeln.

»Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Frau, Mr. Conolly.«

»Wieso?«

»Sie ist physisch völlig in Ordnung. Soweit ich es beurteilen kann, wird es bei der Geburt keinerlei Komplikationen geben.«

Bill fiel ein Stein vom Herzen. »Da bin ich beruhigt«, sagte er aufatmend.

»Jetzt können Sie auch mit Ihrer Frau ein paar Worten wechseln.«

Sie gingen zu Sheilas Einbettzimmer.

Es war geräumig. Sitzecke und Einbauschränke bestanden aus warmem Kirschbaumholz. Radio, Fernsehgerät, Telefon, Dusche und Bad waren vorhanden. Zusätzlich hatte man im Bad noch eine Sitzwanne in den Boden gelassen.

Bill setzte sich auf die Bettkante. Auch von hier aus hatte er durch das große Fenster einen herrlichen Blick in den Park hinaus. Der Reporter fasste nach Sheilas Hand.

»Der Professor sagt, es ist alles in Ordnung.«

»Na, siehst du.« Sheila streichelte Bills Arm. »Und dabei hast du dir Sorgen gemacht.«

»Wann wird es soweit sein?«

»Der Professor meint, einige Stunden könnte es noch dauern. Vielleicht in der Nacht.«

»Ich bleibe am Telefon sitzen«, versprach Bill Conolly.

»Wünschst du dir denn immer noch einen Jungen?«, wollte Sheila wissen.

»Mehr denn je.«

»Es wird auch einer.«

»Woher weißt du das?«

»Ich habe es im Gefühl. Du bekommst deinen kleinen John. Und wenn du den großen John anrufst, grüß ihn bitte von mir – ja?«

»Mach ich. Ich fahre heute beim Yard vorbei.«

Sheilas Augenbrauen zogen sich zusammen. » Bill«, sagte sie vorwurfsvoll, »du wirst doch nicht etwa …«

»Nein, nein. Ich bleibe zu Hause.«

»Dann ist es gut.«

Zehn Minuten gab ihnen Professor Harris noch. Dann musste Bill das Krankenzimmer verlassen. Von der Tür warf er noch einen Blick auf seine Frau.

Bleich lag sie in den Kissen. Bills Herz krampfte sich zusammen. Er verspürte plötzlich eine unerklärliche Angst. Er wusste nicht, weshalb. Vielleicht hing es auch mit dem geheimnisvollen Telefongespräch zusammen.

Leise schloss sich die Tür hinter dem Reporter. In Gedanken versunken ging er die breiten Stufen hinunter, stieg in seinen Wagen und fuhr ab.

Das Angstgefühl hatte sich nicht gelegt.

*

Ich war schon auf dem Sprung, als Bill mein Büro betrat.

»Hallo, John«, sagte er.

»Da hast du aber Glück gehabt«, empfing ich ihn. »Ich wollte gerade weg.«

Bill setzte sich. »Ist es sehr dringend?«

»Nein. Es gibt Freunde, die sieht man jeden Tag, und man freut sich darüber. Du aber hast dich in letzter Zeit ziemlich rar gemacht, alter Junge.«

»Sheila, sie ist …«

Ich schlug mir gegen die Stirn. »Natürlich, ich vergaß. Himmel, wie geht’s ihr denn? Es muss doch bald soweit sein.«

»Ich habe Sheila eben in die Klinik gefahren.«

Ich schlug meinem Freund auf die Schulter. »Mensch, Bill, es freut mich, dass du gekommen bist, um mir das zu sagen.«

Bills Gesicht wurde ernst. »Nicht nur das wollte ich dir sagen. Eigentlich führt mich ein ganz anderer Grund zu dir.«

»Und der wäre?«

Bill erzählte von dem geheimnisvollen Telefonanruf, den er erhalten hatte. Je länger er sprach, desto nachdenklicher wurde mein Gesicht.

»Ich bin ganz sicher, John, dass ich die Stimme schon einmal gehört habe.«

»Ein Verwandter vielleicht?«

Bill wiegte den Kopf und machte ein zweifelndes Gesicht.

»Möglich, John.«

»Bist du denn die Reihe schon einmal durchgegangen? Ich meine Eltern, Großeltern, was weiß ich alles …?«

Bill nickte hastig.

»Ja, aber herausgekommen ist dabei nichts.«

»Und von Sheilas Seite?«

»Keine Ahnung. Ich habe ihr gar nicht gesagt, wer angerufen hat. Konnte ich doch auch nicht.Ich habe gesagt, jemand von der Zeitung wollte mich sprechen.«

»Hat sie es geglaubt?«

»Nicht so ganz. Aber was sagst du dazu, John? War es richtig, dass ich zu dir gekommen bin, oder wollte sich vielleicht nur jemand einen Scherz mit mir erlauben?«

»Glaube ich nicht, Bill.« Ich wies auf die Akte. »Bevor du kamst, habe ich diese Protokolle auf den Schreibtisch bekommen. Sie beschäftigen sich samt und sonders mit geheimnisvollen Anrufen. Drei Frauen sind belästigt worden. Sie haben auch die Stimmen ihrer verstorbenen Verwandten erkannt. Da steckt mehr dahinter, als wir bisher annehmen. Ich lese dir die Namen einmal vor: Ellen Wayne, Liz Manners und Martha Ilford. Kennst du diese Frauen?«

»Nein, nicht dass ich wüsste.«

»Denke genau nach.«

»Wirklich nicht, John.«

»Okay.« Ich legte die Mappe wieder zur Seite und stützte das Kinn in beide Handflächen. »Nehmen wir einmal an, diese drei Frauen haben tatsächlich mit ihren verstorbenen Verwandten gesprochen. Die Frage ist nun: Gab es zwischen den dreien eine Verbindung, oder sind sie nur willkürlich ausgesucht worden? Immer noch unterstellt, dass diese Anrufe kein Scherz waren.«

»Nein, daran glaube ich nicht, John. Bei mir hat der Mann doch von einem Seelenhändler gesprochen. Wir sollen den Seelenhändler suchen. Was ist das für ein Typ? Was hat es mit dem auf sich? Ist es ein Dämon? Ein Geist? Ein Mensch? Hast du jemals von ihm etwas gehört?«

»Nein, habe ich nicht.«

»Aber es muss ihn geben.«

Ich malte Kringel auf ein Stück Papier. »Ja, Bill, es muss ihn geben. Und es ist die einzige Spur, die ich habe. Ich werde die Frauen aufsuchen und mich nach diesem Seelenhändler erkundigen. Vielleicht erhalte ich bei ihnen einen Anhaltspunkt.«

Bill zeigte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich wäre gern dabei.«

»Nichts da.« Ich schüttelte demonstrativ den Kopf. »Denke an Sheila! Wenn du nicht zu Hause zu erreichen bist, bricht für sie eine Welt zusammen.«

»Ja, ich weiß.«

Ich schlüpfte in ein leichtes Sommerjackett. Bill war schon an der Tür. »Auf jeden Fall halte ich dich auf dem laufenden«, versprach ich ihm.

Bill nickte. »Das ist nett von dir John.« Unerwartet legte er mir seine Hand auf die Schulter. »Dir kann ich es ja sagen, John. Ich habe Angst um Sheila.«

»Wieso?«

»Dieser Anruf kam nicht von ungefähr. Ich glaube, es wird noch etwas Schreckliches passieren.«

*

Ellen Wayne wohnte in Southwark, nicht weit von der Themse entfernt. Es war keine Renommiergegend. Die Menschen, die hier wohnten, mussten für ihr tägliches Brot hart arbeiten. Ich fuhr mit dem silbermetallicfarbenen Bentley die Auffahrt zur Waterloo Bridge hoch. Dort geriet ich in einen Verkehrsstau und kam nur langsam über die Themse.

Ellen Wayne wohnte in einer schmalen Straße. Zum Glück fand ich in der Nähe einen bewachten Parkplatz, auf dem ich meinen Wagen abstellen konnte.

In dieser Gegend wohnt ein buntes Völkergemisch. Ich sah viele Asiaten und Schwarze. Manche Augen musterten mich feindselig.

Ich nahm das gar nicht zur Kenntnis und fand schließlich das Haus, in dem Ellen Wayne wohnte.

Es war ein barackenähnlicher Bau, ziemlich alt und aus ehemals roten Backsteinen errichtet. Das einzig Moderne waren die Fernsehantennen auf dem flachen Dach.

Die Haustür stand offen. Der Flur dahinter lag im Zwielicht. Die Düfte, die mir entgegenströmten, waren nicht zu beschreiben. Fremdländisch rochen sie.

Ich traf auch einen Engländer. Er hockte im Flur auf dem Boden und rauchte einen Zigarrenstummel.

»Zu Ellen Wayne möchte ich«, sagte ich freundlich.

Er blickte mich nur stumpf an. Der Bart umrahmte fast das gesamte Gesicht.

Ein paar Münzen machten den Mann gesprächiger. »Die ist nicht da.«

»Und wo finde ich sie?«

Ich bekam keine Antwort und musste erst wieder Geld opfern, damit er den Mund aufmachte.

»Sie arbeitet im Golden Shilling«, erklärte er mir. »Das ist ein Lokal. Gleich um die Ecke.«

Ich bedankte mich. Er kicherte nur, stand auf und verschwand im diffusen Licht des Hausflurs.

Ich ging wieder zurück. Um die Ecke, hatte der Knabe gemeint. Fragt sich nur, welche.

Rechts endete die Straße auf einem Platz. Was dort herumlag, fand man auch auf jeder Müllhalde. Ich ging nach links, gelangte an eine schmale Seitengasse, in der die Häuser schiefer standen als der Turm von Pisa, und dann sah ich ein schwaches Licht.

Die Reklame vom Golden Shilling.

Von außen machte das Lokal keinen guten Eindruck. Wegen des schönen Wetters hatte man drei Tische hinausgestellt. Auf den Platten klebte Fliegendreck. Die Stühle hatten auch schon bessere Zeiten erlebt, und ich wunderte mich, dass sie mein Gewicht verkrafteten.

Die Tür zum Golden Shilling stand offen. Aus der Musikbox dröhnte Tom Jones’s markige Stimme, und dazwischen hörte ich das Keifen einer Frau und das grölende Lachen eines Kerls.

Die Menschen auf der Straße schauten mich an wie einen Marsmenschen. Ich passte in meiner Kluft nicht in das Milieu. An den anderen beiden Tischen saß niemand. Dafür stauten sich die Gäste im Schankraum. Durch die Rauchwolken sah ich schemenhaft ihre Gestalten. Als nach fünfminütiger Wartezeit noch keine Bedienung kam, war ich es leid und betrat den Golden Shilling.

Ein Duft strömte mir entgegen, der so manchen Menschen auf die Bretter gehauen hätte. Eine Mischung aus schalem Bier, menschlichen Ausdünstungen und Qualm.

Das Lokal war schmal wie ein Schlauch. So schmal, dass gar keine Tische mehr aufgestellt werden konnten. Dafür war die Theke sehr lang.

Von einer Bedienung sah ich nichts. Erst als es mir gelang, einen Blick über die Köpfe der an der Theke versammelten Gäste zu werfen, entdeckte ich die Frau.

Sie bediente zusammen mit einem Mann, der aussah wie Kojak. Nur schleppte dieser Kerl hundert Pfund mehr mit sich herum. Gesicht und Glatze glänzten schweißnass.

Ich fixierte Ellen Wayne.

Aus dem Protokoll wusste ich, dass sie dreißig Jahre alt war. Sie wirkte aber wesentlich älter. Dabei hatte sie eine passable Figur, doch das Gesicht sah verlebt aus.

Ich hatte mich in ihr Revier gestellt. Sie sah mich und fragte nach meinen Wünschen. Ziemlich höflich sogar. Vielleicht merkte sie, dass ich mich »verlaufen« hatte.

Ich zeigte ihr meinen Ausweis. Und zwar so, dass die anderen ihn nicht sehen konnten.

»Kommen Sie wegen des Anrufs?«

»Ja. Wann und wo kann ich Sie sprechen?«

»Ich habe in zehn Minuten Feierabend. Dann gehen wir zu mir. Da haben wir mehr Ruhe.«

»Okay. Bringen Sie mir eine Cola.«

Ich bekam die Flasche. »Bei den Gläsern kann ich für nichts garantieren«, erklärte mir Ellen Wayne.

Ich lächelte. »Danke.«

Ich verdrückte mich in die Ecke und trank aus der Flasche. Zum Glück nahm niemand von mir Notiz, und genau zwölf Minuten später konnten wir das Lokal verlassen.

Ellen Wayne hatte nur ihre Schürze abgenommen. »Sie wundern sich wohl, dass ich in solch einem Bums arbeite?«, sagte sie.

»Nein. Jeder muss sein Geld verdienen.«

»Aber ich bin nicht abgerutscht«, meinte sie. »Ich lass mich von keinem der Kerle anfassen. Schon allein wegen Peter.«

»Wer ist das?«

»Mein achtjähriger Sohn.«

Wenig später betraten wir den Barackenbau. Durch einen engen Flur gelangten wir zu Ellen Waynes Wohnung. Die Tür besaß drei Schlösser. »Hier ist eine alleinstehende Frau Freiwild«, klärte sie mich über die Sicherheitsmaßnahmen auf. Ellen Wayne ließ mich vorgehen.

Die Wohnung war überraschend sauber. Zwei geräumige Zimmer, eine freundliche Tapete an den Wänden und schon ältere, aber gepflegte Möbel.

Das erste Zimmer diente als Wohnraum.

»Bitte setzen Sie sich«, sagte Ellen Wayne und schlenkerte ihre Schuhe von den Füßen. Dann ließ sie sich aufatmend in einen hochlehnigen Sessel fallen.

Für einen Moment schloss sie die Augen. Ich hatte Musse, sie zu betrachten.

Sie trug ein schlichtes rotes Kleid mit einem spitzen Ausschnitt. Das schwarze Haar fiel glatt bis auf die Schultern. Die Hüften waren stark ausgeprägt, und insgesamt gesehen wog sie einige Pfunde zu viel.

Ellen Wayne strich über ihr Gesicht. »So, Sir, was wollen Sie wissen? Die Uniformierten haben mich ausgelacht.«

»Erzählen Sie mir die Geschichte.«

»Es war kurz nach Mitternacht«, berichtete sie. »Ich hatte schon geschlafen. Sie können sich nicht vorstellen, wie fertig ich war, als ich die Stimme meines verstorbenen Mannes hörte.«

»Was hat er gesagt?«

»Dass es ihm schlecht geht, dass er sich vertan hat, und dass er es nicht noch einmal machen will.«

»Was will er nicht noch einmal machen?«

»Einen Pakt schließen.«

»Mit wem?«

Ellen Wayne drückte die Zigarette aus. »Das weiß ich nicht. Ich habe auch nicht danach gefragt. Ich war so durcheinander, dass ich daran nicht gedacht habe.«

Ich fragte sie nach dem Seelenhändler. Ellen Wayne schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, den Namen habe ich noch nie gehört.«

»Hat Ihr Mann zu Lebzeiten Kontakt zu Personen gehabt, die sich mit Magie oder Okkultismus beschäftigten?« , wollte ich wissen.

Sie blickte mich erstaunt an. »Nicht dass ich wüsste.«

»Überlegen Sie bitte genau. Ist Ihnen etwas aufgefallen?«

»Peter war ruhig. Mehr in sich gekehrt. Wir haben eine glückliche Ehe geführt.« Ihre Stimme wurde leiser. Die Erinnerung überwältigte sie wieder. »Er … er ist überfahren worden. Von einem Lastwagen. Fahrerflucht. Wir haben nie gehört, wer dieser Mann war. Nun ja, das ist zwei Jahre her. Ich musste mich durchschlagen, konnte die Wohnung nicht mehr halten und habe diese miese Stelle angenommen. Wissen Sie was?« Sie hob den Kopf und schaute mir ins Gesicht. »Irgendwann ist auch der letzte Rest von Ehre weg. Dann ist dem Menschen alles egal.« Sie begann zu weinen.

Ich ließ ihr Zeit. »So dürfen Sie nicht reden, Mrs. Wayne«, sagte ich dann.

Sie schluckte zweimal, hob den Kopf und entschuldigte sich.

»Es tut gut, wenn man mit jemandem über seine Probleme reden kann«, erwiderte ich, »aber um noch einmal auf Ihren Mann zurückzukommen. Hatte er keinen Klub, in den er ging, keine Hobbys, keine Freunde, mit denen er sich traf? Bitte, Mrs. Wayne, überlegen Sie jetzt sehr genau, es ist sehr wichtig.«

Sie dachte nach, stützte den Kopf in beide Hände. Ich sah förmlich, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Dann nickte sie. »Da war tatsächlich etwas. Aber das ist so unbedeutend …«

»Erzählen Sie es.«

»Einmal im Monat traf sich Peter mit Freunden auf einem alten Hausboot.«

»Im Themsehafen?«, fragte ich.

»Ja.«

»Kennen Sie den Namen des Schiffes?«

»Moment mal, er hat es mir gesagt.« Sie überlegte wieder. Dann wusste sie den Namen. »Dark Cloud heißt das Schiff.«

»Dunkle Wolke«, wiederholte ich. »Sie wissen nicht zufällig, wer der Eigner des Kahns ist?«

»Nein, das hat er mir nie gesagt. Ich habe auch gar nicht danach gefragt.«

Ich kam wieder auf die Anrufe zurück. »Haben sich diese Telefonate wiederholt?«

»Nein, bis jetzt nicht.«

»Und eine Botschaft hat Ihnen Ihr verstorbener Mann auch nicht hinterlassen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Sagen Sie mir eins, Sir, glauben Sie daran, dass es wirklich mein verstorbener Mann war, der mich angerufen hat?« In ihrer Stimme schwang ein ängstliches Zittern mit.

»Ja, Mrs. Wayne.«

»Wie ist das möglich?«

Ich hob die Schultern. »Eine Erklärung kann ich Ihnen auch nicht geben. Wenigstens jetzt noch nicht.«

»Er … er hat noch etwas gesagt«, flüsterte sie.

»So?«

»Peter sagte, er … er will mich besuchen. Ich soll auf ihn warten.«

»Und wann will er Sie besuchen?«

Ellen Wayne zögerte mit der Antwort. Schließlich sagte sie kaum hörbar: »Heute.«

*

Sheila Conolly hatte selten freundlicheres Personal kennengelernt als in dieser Privatklinik. Die Schwestern taten alles für sie. Vor allen Dingen bei der kleinen Koreanerin Clou hatte die blondhaarige Sheila einen Stein im Brett.

»Haben Sie noch einen Wunsch, Mrs. Sheila?«, wurde sie immer wieder gefragt. »Möchten Sie etwas zu lesen haben oder was trinken?«

»Nein, danke, wirklich nicht.«

Die Schwester zupfte das Bett zurecht. Sie hatte ein Puppengesicht mit Mandelaugen und ein ewiges Lächeln auf den vollen Lippen.

»Wenn Sie etwas möchten, Mrs. Sheila, nur klingeln. Wir sind immer für Sie da.«

»Ich danke Ihnen, Schwester.«

Die Koreanerin winkte noch mit einem letzten Lächeln und schloss dann sacht die Tür.

Sheila lag auf dem Rücken. Die Wehen hatten noch nicht wieder eingesetzt. Ich hätte doch noch zu Hause bleiben sollen, dachte sie. Das Abendessen hatte sie hinter sich. Eine leichte, gut verdauliche Kost, mit zahlreichen Vitaminen angereichert.

Die Sonne wanderte bereits in Richtung Westen, um sich von der Dunkelheit ablösen zu lassen. Aber noch fielen die tiefstehenden Strahlen durch das Fenster und übergossen den Teppichboden des Zimmers mit ihrem hellen Schein. Sheila wollte nicht, dass die Jalousien vorgezogen wurden. Die Natur zu beobachten, das erschien ihr wichtiger.

Ein kleiner Vogel hockte auf der Fensterbank, lugte durch die Scheibe und flatterte davon.

Das Telefon summte. Sheila brauchte nur die Hand auszustrecken, um den Hörer zu erreichen.

Bill, ihr Mann, war am Apparat.

»Wie geht es dir, Darling?«, fragte er.

»Ach, Bill.« Sheila lachte leise. »Gut geht es mir. Wirklich gut. Ich vermisse nur eines. Dich.«

Bill räusperte sich. Er sagte seiner Frau Dinge, die er ihr lange Zeit nicht mitgeteilt hatte. Und Sheila freute sich. Sie wurde sogar rot.

Dann wurde das Gespräch wieder sachlicher. »Hast du John Bescheid gesagt?«, fragte Sheila.

»Ja, er lässt dich übrigens grüßen und wünscht die alles, alles Gute.«

»Grüß ihn zurück.«

« Und es geht dir wirklich gut?«

»Wieso, Bill? Ist etwas? Es geht mir prächtig, und das sagt auch Professor Harris. Du hast doch etwas, Bill.«

»Nein, nein, ich bin nur besorgt um dich.«

»Dann ist es gut.«

Mit dem Versprechen, bald wieder anzurufen, beendete Bill Conolly das Gespräch.

Sheila ließ den Hörer auf den Apparat sinken. Sie fühlte sich plötzlich müde, und ohne dass sie es eigentlich wollte, fielen ihr die Augen zu. Schon bald verrieten ruhige Atemzüge, dass Sheila Conolly schlief.

Irgendwann schreckte sie hoch. Lange konnte sie nicht geschlafen haben, denn im Zimmer war es noch hell.

Aber was hatte sie geweckt?

Ja, das Telefon.

Sheilas Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Der gute Bill«, flüsterte sie. »Er kann es nicht lassen.«

»Hallo«, meldete sie sich.

Rauschen in der Leitung. Dann eine Stimme. Sehr weit entfernt. »Sheila?«

Die junge Frau schluckte. »Ja.«

»Kennst du mich nicht mehr, Sheila?«

Plötzlich schlug Sheilas Herz rasend schnell. Ihre Augen weiteten sich in Panik.

»Sheila, Liebling …, so höre doch …«

»Nein«, krächzte Sheila Conolly. »Nein …«

Dann wieder die Stimme. »Bitte, hör mich an …«

Der Hörer entglitt Sheilas Hand. Aus ihrem Mund drang ein Schrei, formte sich zu einem Wort.

»Vater!«

*

Plötzlich wurde die Wohnungstür aufgerissen. Ich wirbelte auf dem Sessel herum, wollte schon hochspringen, doch ich ließ mich wieder zurücksinken.

Ein Junge betrat das Zimmer.

»Hallo, Mum«, sagte er. Mich schaute er misstrauisch an.

Der Junge hatte ebenso schwarzes Haar wie seine Mutter. Er trug abgeschnittene, bis zu den Knien reichende Jeans, ein fleckiges T-Shirt und hielt in der rechten Hand einen Ball, den er jetzt in die Ecke kickte.

»Das ist Peter, mein Sohn«, stellte Ellen Wayne vor.

»Hallo, Peter«, sagte ich und reichte ihm die Hand.

Der Junge drehte sich zu mir um. Er zögerte, mich zu begrüßen. Dafür starrte er mich an.

Aber wie.

In seinen Augen sah ich einen merkwürdigen metallischen Glanz. Sie waren tückisch verengt, und in mir kleingelte sofort eine Alarmglocke. Ich kannte diesen Blick. Nicht zum ersten Mal wurde ich so angesehen. Aber immer von Menschen, die vom Dämon besessen waren.

Ich war also gewarnt.

»Magst du mich nicht leiden?«, erkundigte ich mich mit neutraler Stimme. »Oder warum gibst du mir nicht die Hand?«

Peter wandte sich an seine Mutter. »Er soll gehen!«, stieß er hasserfüllt hervor.

Ellen Wayne sprang auf und fasste ihren Sohn an der Schulter. »Was ist denn in dich gefahren, Peter? So kenne ich dich doch nicht.« Sie hob den Arm, um ihren Sohn zu schlagen.

Ich sprang rasch dazwischen und fing die Hand am Gelenk ab. »Nicht, lassen Sie, Mrs. Wayne.«

Peter riss sich los. Nach wie vor schaute er uns böse und hasserfüllt an. »Dieser Mann soll gehen!«, knurrte er tief in der Kehle. »Ich will ihn nicht mehr sehen.«

Ellen Wayne war blass geworden. »Ich verstehe das nicht«, flüsterte sie. »So ist Peter doch sonst nicht.« Dann schrie sie: »Willst du wohl vernünftig sein?«

Der Achtjährige lachte nur.

Und dann sprang er mich an. Wusste der Teufel, was in ihn gefahren war. Er hechtete förmlich auf mich zu, wollte schlagen, treten und beißen.

Ich hatte ein Kind vor mir und hütete mich, so zu reagieren wie bei einem Erwachsenen. Es gelang mir, seine Handgelenke abzufangen.

Er trat aus, traf zweimal meine Schienbeine. Ich verbiss den Schmerz und drückte den Jungen in den Sessel.

Er schlug nach mir, wollte mich kratzen und versuchte auch zu beißen. Mit einer Hand hielt ich ihn fest, mit der anderen öffnete ich mein Hemd und präsentierte ihm das Silberkreuz, das vor meiner Brust hing.

Im gleichen Augenblick erlahmte sein Widerstand. Der Junge sackte im Sessel zusammen, seine Blicke hefteten sich auf das Kreuz. Er begann am ganzen Körper zu zittern. Leichenblass wurde sein Gesicht, und ein Wehlaut entrang sich seinen Lippen.

»Peter!« Ellen Wayne lief vor und wollte sich auf ihren Sohn stürzen. Ich riss sie zurück.

»Nicht!«

Es war gut, dass Ellen Wayne ihren Sohn nicht erreichen konnte. Denn etwas Schreckliches geschah mit ihm. Er hatte den Mund weit aufgerissen, und zwischen seinen Lippen drang ein feinsprühender Nebel hervor, der sich in der Luft verdichtete und zu einem Gebilde formte.

Zu einem Menschen.

Deutlich erkannte ich die Umrisse eines Mannes. Aber die Gestalt blieb durchscheinend und damit eine Geistererscheinung.

Der achtjährige Peter lag leichenblass im Sessel. Er schien ohnmächtig zu sein. Der geisterhafte Vorgang war über seine Kräfte gegangen.

Wie spitze Eisenstäbe, so hart krallte Ellen Wayne die Finger in meinen rechten Arm.

»Mein Mann«, schluchzte sie, »es ist mein Mann …, mein Gott!«

Auch mir rann eine Gänsehaut über den Rücken. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von der Geistererscheinung losreißen. Etwa handhoch schwebte sie über dem Boden, wuchs bis zur Decke und war in permanenter Bewegung. Die Arme schlenkerten, als wären sie aus Gummi, das Gesicht nahm laufend andere Formen an.

Jetzt öffnete sich der Mund. Der Geist wollte eine Botschaft los werden. Das fühlte ich.

Ich hatte mich nicht getäuscht.

»Ellen, Liebste«, raunte er. »Ich … ich bin verflucht. Bin zwischen den Dimensionen gefangen. Ich kann keine Ruhe mehr finden.«

»Warum nicht?« Ich stellte die Frage, da Ellen Wayne dazu nicht in der Lage war.

»Damals habe ich mich mit ihm verbündet. Da glaubte ich seinen Versprechungen, aber im Jenseits hat er sie nicht gehalten. Es ist so schrecklich.«

»Wer ist ER?«

»Der Seelenfänger. Er lebt mitten unter euch und hat sein Netz ausgebreitet. Er ist stark. Ihr müsst ihn stoppen, sonst wird er viele Menschen vernichten.«

»Sag uns den Namen.«

»Harris heißt er. Er führt ein Doppelleben. Er ist unter euch, und ihr wisst es nicht. Aber er ist gefährlich, hält keine Versprechungen. Seid auf der Hut, denn er kennt keine Gnade. Wer sich an ihn verkauft, ist verloren. Traut seinen Versprechungen nicht. Traut ihm nicht. Er lockt …«

Weiter sprach die Geistererscheinung nicht. Urplötzlich fegte ein Windstoß durch das Zimmer, packte die Spukgestalt, wirbelte sie hin und her und löste sie auf.

Nur noch ein letztes Wort war zu hören. »Warnen …«

Sekundenlang blieb es still.

Dann vernahm ich neben mir einen gequälten Seufzer. Ich drehte mich um und konnte die ohnmächtige Ellen Wayne gerade noch auffangen, bevor sie zu Boden fiel.

Peter aber sprang aus seinem Sessel.« Mummy!«, rief er und stürzte auf seine Mutter zu. Über sein Gesicht rannen Tränen. Der Junge war wieder völlig normal.

*

»Sheila! Sheila! Warum gibst du keine Antwort? Warum hörst du denn nicht? Melde dich doch!«

Schwach klang die Stimme aus dem Hörer. Er lag auf der Bettdecke. Sheila hatte ihre linke Hand darum gekrallt, die Augen jedoch waren weit aufgerissen. Ihr Blick schweifte in eine unendliche Ferne. Die Gedanken wanderten zurück bis in die Vergangenheit, und vor ihrem geistigen Auge formte sich ein Bild.

Sir Gerald Hopkins, so lautete der Name ihres Vaters. Er war einer der mächtigsten Industriekapitäne Englands. War Herr über mehrere chemische Werke und besaß Beteiligungen an zahlreichen anderen Firmen. Und er hatte eine Tochter namens Sheila.

Dann schlug das Schicksal grausam und unerbittlich zu. Dämonische Kräfte griff in das Spiel ein. Gerald Hopkins und Sheila konnten sich nicht wehren. Hopkins starb. Er erwachte wieder in seinem Sarg. Er war zu einer lebenden Leiche geworden, und er hatte morden wollen.

Sheila wäre verloren gewesen, wenn damals nicht zwei mutige Männer rettend eingegriffen hätten.

John Sinclair und Bill Conolly!

Sinclair gelang es, den Dämon namens Sakuro zu vernichten, doch Gerald Hopkins konnte nicht mehr gerettet werden.2

Er starb endgültig.

Bei Sheila und Bill war es Liebe auf den ersten Blick. Sie verlobten sich und heirateten wenig später.

Und jetzt meldete sich Sheilas Vater. Oder war es nur ein Scharlatan? Ein Mensch, der Sheila einen Schrecken einjagen wollte?

Wieder drang der Ruf aus dem Hörer.

Sheilas Geist kehrte von dem Ausflug zurück. Langsam hob sie den Hörer und presste ihn gegen das Ohr.

»Ja?«

»Ich bin es, dein Vater, Sheila.« Die Stimme klang ängstlich und drängend zugleich.

»Was willst du?«, fragte Sheila tonlos. Sie hatte in diesen Augenblicken abgeschaltet, hatte ihre Gefühle zurückgesteckt, und nur ihr Gehirn arbeitete.

»Ich will dich warnen, Sheila. Ich liebe dich doch. Jemand will dir Böses. Du musst weg aus der Klinik.«

»Ja, Vater.«

»Versprichst du mir das?«

Jetzt nickte Sheila. »Warum hast du nicht schon vorher angerufen?«, wollte sie wissen.

»Habe ich doch. Bill war am Apparat.«

»Er hat mir nichts gesagt.«

»Bestimmt wollte er dich nicht aufregen.«

»Das wird es wohl sein.« Sheila sprach wie ein Roboter. Sie gab die Antworten automatisch. Ihre Lippen bewegten sich kaum beim Sprechen.

»Ich kann jetzt nicht mehr reden, Sheila. Ich melde mich noch mal. Mir ist so kalt. Ich liebe dich immer, Sheila. Ich wünsche dir alles, alles Gute. Mein Kind …«

Dann war die Stimme weg.

Ein schwerer Seufzer drang über Sheila Conollys Lippen. Sie blinzelte, starrte auf den Hörer, den sie jetzt wieder hatte sinken lassen, und überlegte. Dieser Anruf? Hatte er tatsächlich stattgefunden, oder war es nur ein böser Traum?

Ihr Vater wollte sie warnen. Vor einer Gefahr. Hier in der Klinik drohte ihr Gefahr.

Sheila überlegte weiter. Ihr gesamtes Fühlen und Streben war nur darauf ausgerichtet, dass dem Kind nichts passierte. Alles andere war ihr egal.

Das Kind musste sicher zur Welt kommen.

Und Sheila Conolly entwickelte einen Plan. Sie ahnte jedoch nicht, dass ihre Gegner auch nicht untätig waren …

*

Der Schlag kam ungeheuer schnell. Er hätte dem dunkelhäutigen Kämpfer das Gesicht zerschmettert, doch Suko stoppte den Angriff im rechten Moment.

Der Trainer der Sparringskämpfer blies auf der Trillerpfeife. Die Gegner trennten sich und drückten sich die Hände. Dann lösten sie Kopf- und Mundschutz.

Beide Kämpfer waren in Schweiß gebadet. Suko warf sich einen Bademantel über, damit er sich keine Erkältung holte. Er sprang aus dem Ringviereck und ging in Richtung der Duschen.

Um ihn herum wurde gekämpft und Konditionstraining betrieben. Ein weißblonder Hüne bearbeitete einen Sandsack mit solcher Konzentration, dass er für die Umgebung keine Augen mehr hatte. Ein anderer wiederum sprang Seil. Ununterbrochen. Als bekäme er dafür Geld.

Suko trainierte hart, aber für diesen Fanatismus hatte er nichts übrig als ein Kopfschütteln. Diese Typen konzentrierten sich nur auf ein Ziel. Alles andere ließen sie verkümmern.

Ein faltengesichtiger Landsmann stellte sich Suko in den Weg. Der Chinese war schon älter, bestimmt an die siebzig Jahre. Er hatte einen Narren an Suko gefressen und war hier im Trainingscamp als Mädchen für alles angestellt.

»Gut warst du heute, mein Junge, gut. Du musst nur noch mehr Wucht hinter die Konterschläge legen, dann ist alles klar. Da kann dich so leicht keiner mehr schlagen.«

Suko schüttelte den Kopf. »Weißt du, den Ehrgeiz habe ich nicht.«

»Schade.« Die Augen des Mannes verdunkelten sich. »Warum denn? Du bist jung, dir steht die Welt offen.«

Sukos Hand lag schon auf der Türklinke. »Du sagst es, mir steht die Welt offen. Aber nicht, wenn ich mich so herumprügele. Mach’s gut.«

Suko zog die Tür auf und verschwand im dahinterliegenden Gang. Fast wäre er gegen einen blondhaarigen Mann geprallt.

Der Mann war ich.

Suko stutzte, blieb stehen und verdrehte in komischer Verzweiflung die Augen.

Ich drückte mich von der Wand ab. »Pack deine Siebensachen und komm mit. Ich warte draußen auf dich.«

Suko blieb stehen. »Was ist los?«

»Erzähl ich dir später. Beeil dich.«

Ich ging zum Ausgang, während sich Suko achselzuckend den Duschräumen zuwandte.

Draußen knallte eine heiße Junisonne vom Himmel. Ein paar weiße Wolken störten das Blau des Himmels. Der Wind wehte aus Südwest und brachte noch mehr Wärme mit.

Meinen Bentley hatte ich im Schatten der Parkplatzmauer abgestellt. Die Türen standen offen, damit wenigstens der Durchzug etwas Kühlung brachte.

Ich setzte mich auf den Fahrersitz, ließ die Beine nach draußen baumeln und rauchte eine Zigarette. Dabei dachte ich über den Fall nach. Er sah wieder ziemlich kompliziert aus. Verstorbene hatten sich gemeldet. Nach ihren Worten mussten sie im Jenseits leiden. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie in einem Zwischenreich existierten, in einer Parallelwelt. Es gibt mehr als eine dieser Welten, das ist mir inzwischen hinreichend bekannt. Schließlich leben meine beiden großen Gegner, der Schwarze Tod und Myxin, der Magier, in diesen Dimensionen.

Aber wer war der Seelenhändler, von dem die Verstorbenen gesprochen hatten? Ein Mann namens Harris? Dieser Name kam in London mehr als tausendmal vor. Es würde schwierig sein, die betreffende Person herauszufinden.

Ich hatte mich mit dem Hafenamt in Verbindung gesetzt. Das Schiff Dark Cloud gehörte diesem Harris. Mehr war jedoch nicht herauszubekommen. Die Adresse des Typs konnte ich nicht erfahren.

Zusammen mit Suko wollte ich den Kahn aufsuchen, weil jetzt keine unmittelbare Gefahr für Liz Manners und Martha Ilford bestand. Die Geisterstimmen hatten sie nur warnen wollen.

Suko verließ das flache Trainingsgebäude. Er trug eine Sporttasche und wirkte wie ein Ringer.

Mein Partner war ein breitschultriger Kerl, er hatte nur wenige Haare auf dem Kopf, die jedoch sorgfältig gekämmt waren. Bestimmt sehnten sich viele Schwerathleten nach Sukos muskulösem Körper. Wo Suko hinschlug, da wuchs bekanntlich kein Gras mehr. Als Freund konnte man sich auf ihn hundertprozentig verlassen, als Feind hätte ich ihn nicht haben mögen.

Suko nahm auf dem Beifahrersitz Platz, und ich informierte ihn stichwortartig.

»Scheint ja wieder etwas auf uns zuzukommen«, kommentierte er. »Und du weißt, wo der Kahn liegt?«

»Ja.«

»Worauf warten wir dann noch? Vielleicht treffen wir diesen Harris auf dem Schiff.«

Ich schlug die Tür zu, startete.

Wir wühlten uns durch den Londoner Nachmittagsverkehr. Über die Lambeth Bridge fuhren wir auf die richtige Seite und hielten uns nördlich. Schon bald kamen die Hafenanlagen in Sicht.

Es herrschte noch Hochbetrieb auf den Piers. Ladekräne quietschten. Die riesigen stählernen Arme hoben tonnenschwere Lasten hoch, schwenkten sie, als wären es Pappschachteln. Es herrschte reger Lastwagenbetrieb. Die Trucks brachten die importierten Waren ins Landesinnere.

Die Dark Cloud lag nicht im Yachthafen, sondern in einem Seitenarm der Themse.

Ich lenkte den schweren Bentley durch ein Gewirr von engen Straßen und Gassen. Vorbei an langen und hohen Lagerhäusern, über die Schienen der Hafenbahnen und unter Stahlbrücken her, auf denen Transportbänder liefen.

Die einzelnen Piers stachen als lange, dicke Finger in den Fluss. Wir ließen sie hinter uns und näherten uns langsam den zahlreichen toten Seitenarmen der Thmse.

Sie waren nie lang, höchstens dreihundert Yards. Dort schaukelten Hausboote und ausgemusterte Kähne auf den Wellen. Man kam sich manchmal vor wie in Amsterdam.