John Sinclair Großband 43 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 43 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.

Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 421 - 430.Jetzt herunterladen und losgruseln!

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Seitenzahl: 1339

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Jason Dark
John Sinclair Großband 43

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2015 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2024 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Vicente B. Ballestar

ISBN: 978-3-7517-6516-9

https://www.bastei.de

https://www.sinclair.de

https://www.luebbe.de

https://www.lesejury.de

John Sinclair Großband 43

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

John Sinclair 421

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Willkommen im Fegefeuer

John Sinclair 422

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Der Werwolf-Jäger

John Sinclair 423

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Rallye des Schreckens

John Sinclair 424

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Das lebende Bild (1. Teil)

John Sinclair 425

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Der Kampf mit dem Höllendrachen (2. Teil)

John Sinclair 426

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Palast der Schattenwürger

John Sinclair 427

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Die Knochen-Küste

John Sinclair 428

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Jiri, der Flammenteufel

John Sinclair 429

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Höllenfahrt der Templerkutsche

John Sinclair 430

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Vampir-Geschwister

Guide

Start Reading

Contents

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt E-Book-Produktion: Jouve

ISBN 978-3-8387-3181-0

www.bastei-entertainment.de www.lesejury.de www.bastei.de

Willkommen im Fegefeuer

Auf einmal war das Feuer da!

Ich war froh, meinen Bentley an der Straße stehengelassen und nicht bis dicht an das Haus gefahren zu haben, denn im Innern des barackenähnlichen Baus fauchte eine heiße, mörderische Lohe auf, die sich im Nu ausbreitete und als gewaltige, druckvoll vorangetriebene Hitzewelle die Scheibe aus dem Rahmen trieb. Mir flog das Glas entgegen, zusammen mit dem Feuer und auch der gewaltigen Hitze. Mit einem Sprung rettete ich mich zur Seite, landete auf dem Boden, rollte mich über die rechte Schulter ab, kam wieder auf die Beine und entfernte mich aus der unmittelbaren Gefahrenzone.

Was so spielerisch leicht ausgesehen hatte, war keine Übung gewesen, sondern blutiger Ernst …

Mit dem Jackettärmel fuhr ich über meine Stirn. Vor mir befand sich die Baracke, in der sich die Explosion ereignet hatte. Wäre ich 30 Sekunden schneller gewesen, hätte es mich auch noch erwischt. So stand ich in relativer Sicherheit und brauchte auch keine Befürchtungen zu haben, dass der Brand auf andere Gebäude übergriff, denn die gab es hier nicht.

Diese Baracke war der Mittelpunkt eines Schrottplatzes. Umgeben war sie von hohen Halden aus Blech und Eisen. Sogar die alte, fast eingerostete Schrottpresse sah ich noch. Das gesamte Gelände war von einem Zaun umgeben. Schilder warnten vor einem Betreten des Areals.

Ich war trotzdem durch das schiefe Tor gefahren, da man mich ausgerechnet auf diesen Schrottplatz bestellt hatte, um mir etwas mitzuteilen.

Was es genau war, davon hatte ich keine Ahnung. Der unbekannte Anrufer hatte mir nur etwas von einer neuen Falle der Hölle gesagt oder so ähnlich. Genau hatte ich es nicht mitbekommen. Seine Stimme wurde von ungewöhnlich lauten atmosphärischen Störungen überlagert, die ich mir nicht erklären konnte.

Die Baracke brannte innen aus. Aus den Fenstern schlugen die Flammen als gierige, zuckende Finger. Sie tänzelten in der Luft, als wollten sie nach Opfern suchen, die sie greifen und vernichten konnten.

Bevor das Feuer in die Höhe gefacht war, hatte ich einen Blitz gesehen. Grellweiß und kugelig. Für mich stand damit fest, dass etwas im Innern der Baracke explodiert sein musste.

Und der Mann, den ich treffen wollte?

Nicht einmal seinen Namen kannte ich. Er hatte mich zum Schrottplatz bestellt, das war alles gewesen. Wenn er sich schon in der Baracke befunden hatte, würde er keine Chance haben, das stand fest.

Aber ich sah ihn.

Es war ein schauriges Bild. Wieso er sich noch auf den Beinen hatte halten können, wusste ich auch nicht. Jedenfalls konnte ich ihn inmitten des Feuersturms erkennen, denn mein Blick fiel durch das größte der Fenster. Der Kerl stand da, hatte die Arme in die Höhe gerissen, wurde vom Feuer umtanzt und kam mir vor wie eine Figur.

Vielleicht schrie er, möglicherweise trug er irgendeinen Schutz, dass er sich überhaupt noch halten konnte.

Und dann geschah es. Als hätte man ihm die Beine weggezogen, fiel er zu Boden. Sekunden später sanken die Flammen in sich zusammen.

Das wunderte mich, denn Nahrung hätte es genug gehabt.

Um meine Lippen zuckte ein Lächeln, als ich mich zurückzog und meinen Bentley ansteuerte. Ich hatte Suko gesagt, wohin ich fahren wollte. Er war im Büro, weil er eine Besucherin erwartete, die sich angemeldet hatte. Eine junge Frau oder ein junges Mädchen.

Ich erreichte den Bentley, öffnete die Tür und hängte mich ans Telefon.

Suko schien auf den Anruf gewartet zu haben, denn er hob sehr schnell ab.

»Ich bin es.«

»Okay. Steckst du noch auf dem Schrottplatz?«

»Ja.«

»Und?«

»Es ging ziemlich viel daneben. Ich habe mit meinem unbekannten Informanten nicht reden können.« Dann berichtete ich Suko, was mir widerfahren war, und ich hörte ihn scharf atmen.

»Das sah ganz nach einer Falle aus.«

»Sicher. Nur weiß ich nicht, wer sie mir gestellt haben könnte.«

»Willst du wieder zum Büro kommen? Unser Besuch ist noch nicht da. Ich erwarte ihn jeden Augenblick …«

»Nein, Suko, ich bleibe noch.«

»Und weshalb?«

»Das ist einfach. Ich möchte mir, wenn es geht, den Toten anschauen. Vielleicht kann ich noch etwas herausfinden.«

»Okay. Ruf aber wieder an, wenn es etwas Neues gibt.«

»Mach ich.«

Mit einer Drehung drückte ich mich aus dem Wagen und schleuderte die Tür zu.

Das Feuer war in sich zusammengesackt. Aus den Fensteröffnungen drang nur mehr dichter, fetter Qualm, der vom Wind erfasst und zur Seite oder gegen den Boden gedrückt wurde.

Es war ein trüber Tag Ende Januar. Geschneit hatte es nicht, dafür war es nicht kalt genug, es war auch kein Regen gefallen, aber über London lag ein trüber Winterhimmel. Und der hatte sich meiner Stimmung irgendwie angepasst.

Auch ich fühlte mich trübe oder schlecht. Ich hatte einen Menschen sterben sehen, und so etwas geht mir noch immer unter die Haut.

Still war es nie. Wenn der Wind über die Hügel aus Schrott und Eisen fuhr, fand er immer wieder lose Teile, die er bewegte oder vor sich her rollte. Und diese Geräusche begleiteten mich, an sie hatte ich mich mittlerweile gewöhnt.

Die Baracke war normal groß. Ziemlich flach und mit einem Dach versehen, das nicht gebrannt hatte. Während ich auf eine Tür zuging, schaute ich mich um, ob ich noch allein auf dem stillgelegten Schrottplatz war. Das war der Fall.

Derjenige, der die Falle gelegt hatte, musste genau gewusst haben, wann sich der Mann, mit dem ich mich hatte treffen wollen, in der Baracke aufhielt.

Das gefiel mir nicht.

Ich kam mir vor wie unter Kontrolle stehend und musste damit rechnen, dass der Unbekannte erschien, um nachzuschauen, ob seine Falle auch funktioniert hatte.

Dann würde es Ärger geben.

Die Tür war vom Druck der Flammen ebenfalls aus dem Rahmen gefetzt worden. Sie lag auf dem Hof und sah aus wie ein geschwärzter Spiegel. Schwarz war auch der Rauch, der mir entgegentrieb. Er war fett, raubte mir die Luft, und ich fragte mich, ob ich die Baracke überhaupt betreten konnte.

Gegen den Mund presste ich das Taschentuch. Jetzt ging es etwas besser. Auch trieb der Wind den Rauch allmählich aus der ausgebrannten Betonbaracke. Es sah aus, als würden die Geister der Toten aus dem Haus entweichen.

Ich zog unwillkürlich den Kopf ein, als ich die Baracke betrat. Nach zwei Schritten blieb ich stehen. Ich kam mir vor wie in einem toten, ausgebrannten Gelände nach der Apokalypse.

Es roch nach diesem kalten Rauch, nach Verbranntem und Tod …

Der kalte Hauch einer Gefahr streifte mich. Es war keine Warnung, nur mehr ein Gefühl, das mir riet, doch vorsichtiger zu sein und mich sehr genau umzuschauen.

Möglicherweise befand sich der geheimnisvolle Brandstifter noch in der Nähe, obwohl ich ihn natürlich nicht sah, denn ich befand mich allein in dem Raum, in dem die Explosion stattgefunden hatte. Ich sah die verkohlte Leiche.

Ich hustete, weil mir durch das Taschentuch etwas von dem beißenden Rauch in die Kehle gedrungen war. Auf Zehenspitzen näherte ich mich der Leiche, blieb neben ihr stehen und bückte mich. Es kostete mich Überwindung, so nahe an sie heranzugehen, doch das musste ich einfach tun, wenn ich mehr wissen wollte.

Auf der Brust der Leiche stand ein großer Buchstabe. Ein B!

Zuerst dachte ich an ein bedrucktes T-Shirt, wie es Kinder und auch manchmal Erwachsene tragen. Aber bei diesem Toten konnte ich mir ein solches Kleidungsstück schlecht vorstellen. Außerdem wäre es mit verbrannt, aber dieses B war geblieben.

Weshalb?

Ich kam auf die Idee, dass der Buchstabe vielleicht ein Hinweis für mich war. Aber ein B? Welche Worte begannen alle mit diesem Buchstaben und hatten gleichzeitig mit mir und meinen Fällen zu tun.

Neben der Leiche sitzend dachte ich scharf nach. Mir fielen die ersten Begriffe ein.

Bruderschaft … Baal … Baphometh …

Und das reichte schon, um einen leichten Schauer zu bekommen. Ich dachte an die Worte des Anrufers, an diesen ersten Hinweis, den er mir gegeben hatte. Da war von der Hölle oder dem Teufel die Rede gewesen. Es brauchte nicht unbedingt Asmodis, der Höllenherrscher, zu sein. In der letzten Zeit hatte ich eine andere Person kennengelernt. Er war zwar Mensch, aber trotzdem ein Machtsymbol.

Vincent van Akkeren, der sich selbst als Baphometh bezeichnete. Ein Mann, der Grauenvolles getan hatte, auf dessen Yacht ich ein Gefangener gewesen war.

Vor meinen Augen war er in die Hölle gefahren. Da hatte sich der Boden geöffnet, Rauch, Feuer und Glut entlassen und ihn verschluckt. Ich war nicht so optimistisch zu glauben, dass Vincent van Akkeren den Tod gefunden hatte, nein, ihn hatte ein anderer geholt, um ihn vielleicht wieder auszuspeien.

Allerdings wollte ich mich nicht auf diese Bedeutung des B festsetzen, es konnte auch andere Gründe haben. Jedenfalls war es eine Spur, die nicht einmal vom Feuer gelöscht werden konnte.

Den Namen des Mannes kannte ich nicht. Wo er herkam, wer es war, welch einen Lebenshintergrund er besaß, dies alles war mir unbekannt, und das ärgerte mich. Es würde verdammt viel Arbeit kosten, es herauszufinden.

Noch immer befand ich mich in einer gebückten Haltung. Ich hatte zwar scharf nachgedacht, doch meine Sinne waren weiterhin gespannt gewesen. Und die schlugen plötzlich Alarm.

Etwas war da.

Ich sah es nicht, ich hörte es nicht.

Es war wie ein kalter Hauch der Gefahr, der plötzlich durch den Raum mit den geschwärzten, verbrannten Wänden wehte und auch mich erreichte. Ich bekam eine Gänsehaut, saß unbeweglich und konzentrierte mich.

Plötzlich hatte ich das Gefühl, auf einer einsamen Insel zu hocken. Umgeben und eingepackt von einer starren, eisigen Luft, die sich immer mehr zusammenzog und mich auch umschnürte. Das Atmen fiel mir schwerer als sonst, und es war nicht der Geruch des kalten Rauchs, der mich daran hinderte.

Ich ballte die Hände.

Vor mir sah ich nichts. Auch nichts, als ich nach rechts und links zur Seite schielte. Da war kein Schatten, der sich an den Wänden abzeichnete oder bewegte.

Und trotzdem warnte mich meine innere Glocke vor der Gefahr.

Ich riss mich noch zusammen. Wenn ich etwas unternahm, sollte es schnell und spontan geschehen.

Als ich das Knirschen hinter mir hörte, reagierte ich.

Ich schnellte in die Höhe und drehte mich gleichzeitig herum. Eine wirbelnde Bewegung, die starre Wand wurde dabei vor meinen Augen zu einem sich bewegenden Schatten, und ich sah den, der plötzlich vor mir stand.

Meine Augen wurden groß.

Gleichzeitig griff die Furcht wie eine tödliche Klammer zu!

*

Glenda Perkins überhörte das leise Klopfen an der Tür, weil sie an der Maschine saß und schrieb. Erst als der Besucher es noch einmal lauter versuchte, hörte Glenda ihn und erinnerte sich daran, dass er avisiert worden war.

Gott, sie hatte ihn ganz vergessen.

Die schwarzhaarige Sekretärin, die einen geschlitzten dunkelblauen Rock trug und einen bunten Pullover darüber, sprang hoch und rief deutlich ihr »Come in!«

Die Tür wurde geöffnet.

Sehr vorsichtig und zaghaft, als hätte die Besucherin Angst, etwas falsch zu machen. Glenda sah ein blasses Gesicht und eine Gestalt, die aussah wie ein Mönch. Doch es war eine junge Frau. Sie trug auch keine Kutte, dafür einen langen Wintermantel, der eine Kapuze besaß, die sie hochgeschoben hatte.

Glenda wollte der Besucherin den Einstieg ein wenig erleichtern. Sie ging ihr entgegen, lächelte freundlich und sagte: »Bitte, Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Sie sind hier richtig, Miss …«

»Maynard. Carol Maynard.«

»Wunderbar, Miss Maynard. Kommen Sie.« Glenda deutete in den Raum und blieb neben ihr stehen. »Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen, Miss Maynard.«

Sie zuckte zusammen, vergrub ihre Finger in dem grünen Stoff und sah so aus, als wollte sie nicht. Schließlich nickte sie und schob auch ihre Kapuze nach hinten.

Glenda Perkins kannte sich mit Menschen aus. Sie hatte sehr viele kennengelernt, vor allen Dingen, wenn sich die Personen in gewissen Stresssituationen befanden. So ähnlich musste sich auch ihre Besucherin fühlen, denn sie machte einen sehr vorsichtigen und ängstlichen Eindruck. Der Blick blieb nie ruhig. Carol schaute sich stets lauernd um, als suchte sie auch in diesem Büro irgendwelche Feinde oder Gegner.

Das hatte Glenda alles festgestellt. Wieder versuchte sie, die Besucherin zu beruhigen. »Meine liebe Miss Maynard. Was immer Sie zu uns geführt hat, hier sind Sie in Sicherheit. Das können Sie mir glauben. Wirklich.«

»Wenn Sie meinen.« Ihre Stimme klang schwach.

Bevor Glenda die Besucherin zu Suko brachte, schaute sie sich Carol noch genau an. Sie war um die Zwanzig, vielleicht ein wenig darüber, aber sie wirkte wie ein verängstigter, schüchterner Teenager. Ihr Haar war dunkelblond, wellig und hochgekämmt. Sie trug einen Mittelscheitel.

Carol hatte ein nettes Gesicht, irgendwie lieb, mit großen, scheu wirkenden Augen.

Sie trug einen grünen langen Pullover aus dicker Wolle und einen schlichten grauen Rock, der mit seinem Saum fast bis zu den Schafträndern der Stiefel reichte.

»Möchten Sie einen Kaffee, Miss Maynard?«

Ihre Antwort war typisch. »Nur wenn es Ihnen keine Mühe macht.« Sie wollte wohl niemandem zur Last fallen.

Glenda lachte. »Nein, das auf keinen Fall. Es macht mir nicht die geringste Mühe. Der Kaffee ist schon fertig. Sie können sich hier sicher fühlen, Miss Maynard. Und wir beißen auch nicht, glauben Sie mir.«

Carol lächelte scheu. »Das glaube ich Ihnen sogar.«

Forsch nickte Glenda ihr zu. »Jetzt werde ich Sie erst einmal zu Inspektor Suko bringen. Sie waren schließlich angemeldet.«

»Ja, mein Vater sagte mir, dass ich zur Polizei gehen sollte. Er wollte sich absichern, wissen Sie.«

»Natürlich, aber das erzählen Sie am besten dem Inspektor.« Glenda stand schon an der Tür, klopfte und öffnete dann. »Suko, deine Besucherin ist da, Miss Carol Maynard.«

Carol nickte dankend und betrat ebenso vorsichtig, wie sie gekommen war, das Büro des Inspektors. Auch dort schaute sie sich scheu um, und Suko merkte sofort, was los war.

»Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, Miss Maynard.« Er ging um den Schreibtisch herum, reichte dem Mädchen die Hand und rückte ihm einen Besucherstuhl zurecht. »Bitte, nehmen Sie Platz. Hat man Ihnen schon eine Tasse Kaffee angeboten?«

»Ja …«

»Das ist gut.« Wissen Sie, Miss Perkins macht nämlich den besten Kaffee der Welt. Wenn man da einen Titel verleihen würde, stünde sie an der Spitze.«

Glenda grinste, und Carol lächelte scheu. Sie saß auf der Stuhlkante und schaute Suko über die Platte des Doppelschreibtischs hinweg an.

»Sie waren noch nie bei uns, oder?«

»Das stimmt.«

»Haben Sie Furcht?«

Carol nickte.

»Und wovor?«

Das Mädchen hob die schmalen Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Eigentlich vor allem.«

»Da müsste es demnach Gründe geben.«

»Die gibt es tatsächlich. Deshalb hat mich mein Vater auch zu Ihnen geschickt.«

»Aha. Sie sind also nicht aus freien Stücken zu uns gekommen?«

»Nein.« Sie schluckte und schaute erschreckt zur Tür, als Glenda sie aufstieß und mit zwei Tassen erschien. Den Tee bekam Suko.

Das Mädchen bedankte sich für den Kaffee. Sehr vorsichtig probierte sie, während Glenda achselzuckend, den Blick auf Suko gerichtet, den Raum verließ.

»Der Kaffee ist wirklich sehr gut«, lobte Carol.

»Das sagte ich Ihnen doch.«

Sie nahm noch einen Schluck und bat um eine Zigarette. Suko war Nichtraucher. Er suchte aber im Schreibtisch seines Kollegen John Sinclair und fand auch eine Packung, in der zwei Glimmstängel steckten. Die reichte er Carol. Feuer gab er ihr auch.

»Danke«, flüsterte sie und blies den Rauch in Richtung Scheibe, hinter der ein trüber Winternachmittag lag.

»Was kann ich für Sie tun?«

Sie nickte, aber das war nicht die Antwort. Während Carol Asche abstäubte, sagte sie: »Mein Vater hat mich geschickt.«

»Mr. Maynard?«

»Ja.«

»Warum ist er nicht selbst gekommen?«

»Er … er konnte es nicht. Mein Vater hat mich gewissermaßen als Sicherung eingebaut.«

Suko lächelte. »Das verstehe ich nicht.«

»Es ist auch nicht einfach. Am besten ist es, wenn ich von vorn beginne.«

»Das ist immer gut.« Suko nahm einen Schluck Tee, das Mädchen trank von dem Kaffee.

»Ich will mich möglichst kurz fassen. Es ist ja so, dass ich mit den Aktivitäten meines Vaters kaum etwas zu tun habe. Ich will damit auch nicht belastet werden, und wir sind eigentlich verschiedene Wege gegangen, wenn Sie verstehen.«

»So ungefähr.«

»Mein Vater gehört zu den einfachen Menschen. Aber es heißt, wer gut ist, der ist auch schwierig.«

»Sicher, das kann stimmen. Was war Ihr Vater denn von Beruf, Miss Maynard?«

»Schriftsteller!

Suko runzelte die Stirn. »Pardon«, sagte er, »aber nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich von ihm noch nichts gehört habe. Ich komme selten dazu, ein Buch zu lesen …«

»Er schrieb auch nicht unter seinem eigenen Namen.«

»Er hatte ein Pseudonym?«

Carol schaute den Inspektor aus großen, ausdrucksvollen Augen an. »So ist es. Er nannte sich S. S. Grower.«

Suko dachte nach. Dabei murmelte er den Namen. »S. S. Grower? Ja – davon habe ich gehört. Schrieb er nicht über Dinge, die ein wenig außer der Reihe liefen?«

»Ja, meistens waren es fantastische Romane. Oft mit einem Hauch Science-fiction! Aber auch Krimi, Mystik und Grusel kamen nicht zu kurz. Er schrieb zwei Bücher im Jahr, das reichte ihm. Mein Vater führte keinen sehr hohen Lebensstandard. Und die Honorare sind ja auch nicht gerade die besten. Der Autor ist immer der letzte in der Kette.«

»Das habe ich schon gehört«, sagte Suko lächelnd.

»Meine Eltern sind geschieden, ich hatte nie großen Kontakt zu meinem Vater, war mehr bei der Mutter, bis vor ungefähr einer Woche, da bat er mich zu sich, um mir von einer Sache zu erzählen, die ihn sehr mitgenommen hat. Ich weiß auch nicht, weshalb er gerade auf mich gekommen ist, er hat immer sehr viele Freundinnen oder Bekannte, jedenfalls hat ihn die Sache sehr bedrückt. Noch jetzt kann ich kaum fassen, dass es so etwas gibt.«

»Worum handelt es sich denn? Geht es um seine Bücher?«

»Nein, das nicht, Inspektor. Er berichtete mir von einem Vorgang, den ich persönlich als schrecklich empfinde und kaum Worte finde, um ihn zu kommentieren. Es ging um einen Film.«

»Den Ihr Vater gesehen hat?«

»Das ist richtig. Dieser Video-Film muss so schrecklich gewesen sein, dass man ihn nicht in die Kinos bringen konnte. Er handelte von der totalen Vernichtung. Das Schlimmste daran ist, Inspektor, dass in diesem Streifen nichts gespielt wurde. Alles war echt, die Morde, die Angst, die Verzweiflung …« Sie schüttelte sich. »Das ist so schlimm. Ich … ich komme darüber einfach nicht hinweg, und mein Vater auch nicht.«

Carol wollte weiterreden, aber Suko hob den Arm. »Einen Augenblick noch, Miss Maynard. »Lassen wir diesen Film einmal, ich habe eine andere Frage. Hat ihr Vater schon einmal im Gespräch mit Ihnen den Begriff Baphometh erwähnt?«

Carol schaute hoch. Aus ihren Augen war das Leben gewichen. Sie blickten jetzt starr. »Ja, Inspektor, das hat er. Er sprach mit mir über Baphometh, und seine Angst war unvorstellbar …«

*

Ich hatte ihn nicht gehört, nur gespürt, und jetzt sah ich ihn dicht vor mir stehen.

Es war grauenhaft. In meinem Magen zog sich alles zusammen. Die Säfte schienen zu gefrieren, und Sekunden später hatte ich statt des Magens einen Eisklumpen im Bauch.

Die Gestalt vor mir rührte sich nicht. Sie wirkte wie ein Felsblock, wie eine Figur aus einem Kriegs-Comic oder wie ein fürchterlicher Kämpfer aus einem fernen Dämonenreich.

Ich roch den kalten Rauch nicht mehr, ich sah meine Umgebung so gut wie nicht, nur diesen einen Menschen, den Muskelmann, der einen Körper aus Stahl zu haben schien.

Er trug einen Gesichtsschutz, eine Art Ledermaske, die seine Augen und den Großteil der Nase bedeckte. Darunter sah ich einen breiten Mund. In die Maske waren Schlitze für die Augen eingearbeitet worden, und sein Schädel wirkte wie ein an den Seiten abgerundetes Viereck. Seine Schultern waren doppelt so breit wie die meinen. Die Muskeln an den Armen waren stahlhart und durchtrainiert. Er sah aus wie ein Meister des Bodybuildings.

Als Oberkleidung trug er eine dicke Lederweste mit zahlreichen aufgesetzten Taschen. Als Westenschmuck dienten Patronen, aber auch kleine, gefiederte Pfeile ragten aus den schmalen Taschenlappen. Die Hose bestand ebenfalls aus Leder, und in dem breiten Waffengürtel hingen Dinge, mit denen er eine Hundertschaft aufhalten konnte. Zwei schwere Revolver, eine MPi, einige Handgranaten und ein Flammenwerfer.

Wer immer diese Gestalt auch war, sie musste ein Fan von Arnold Schwarzenegger sein und den Film »Phantom-Kommando« gesehen haben.

Mir wurde es im Hals trocken. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass dieser Muskelberg gekommen war, um mir die Hand zu schütteln. Und wenn, so hätte er sie mir sicherlich gebrochen.

Und gerade die Hände schaute ich mir genauer an. Nein, das waren keine normalen Finger. So sah ein Mensch nicht aus. Was da aus seinen Handgelenken wuchs, konnte man als Klauen bezeichnen.

Es waren knotige, schwarze, lange Gebilde, sehnig und gleichzeitig auch verbrannt wirkend, wie Greifer, die, wenn sie einmal etwas festhielten, es nie mehr loslassen würden. Hinzu kamen die langen Nägel, bald schon kleine Messer oder Mordwerkzeuge für sich.

Ich habe schon vielen Gegnern ins Auge gesehen, dieser aber gehörte zu den schlimmsten. Auch dachte ich daran, dass er es geschafft hatte, sich lautlos zu bewegen, und ich erinnerte mich wieder an die Explosion und das Feuer.

Wahrscheinlich hatte er dafür gesorgt, denn der Flammenwerfer an seinem breiten Gürtel redete eine deutliche Sprache.

War er ein Mensch oder ein Dämon?

Gesprochen hatte er bisher kein einziges Wort. Allein seine Anwesenheit war Drohung genug. Aber er wollte etwas von mir, das war mir klar. Sonst wäre er nicht gekommen.

Auch dachte ich wieder an den Toten. Er hatte das B auf der Brust gehabt. Ein Buchstabe und doch ein dämonisches Zeichen. War es tatsächlich die Abkürzung für Baphometh? Wenn ja, musste dieser gewaltige Typ vor mir auch mit ihm in Verbindung stehen.

Ich merkte, dass ich allmählich kribblig wurde. Gerührt hatte sich der andere noch nicht. Seine Augen hinter den Schlitzen bewegten sich. Sie waren auf mich gerichtet, schauten aber durch mich hindurch. Aber den Grund für seinen Besuch hatte ich aus ihnen nicht gelesen.

Deshalb sprach ich ihn an. »Was willst du von mir?«

»Dich holen!« Knarrend hatte er gesprochen.

»Und wohin?«

»Das Fegefeuer wartet!«

Ich schluckte. Man hatte mir schon vieles gesagt. Man hatte mich auch schon an verschiedenen Stellen und Orte hinschleppen wollen, aber von einem Fegefeuer hatte noch niemand gesprochen.

Nur dieser verdammte Typ hier.

»Und wer bist du, dass du so reden kannst?«

»Ich komme aus dem Fegefeuer. Es hat mich gestählt.«

Scharf setzte ich ein Grinsen gegen seine Antwort. »Okay, du bist aus dem Fegefeuer. Und wer heizt es an? Brennt es ewig?«

»Es ist fast die Hölle.«

»Ich weiß. Wer ist der Heizer des Feuers?«

»Baphometh!«

Die Antwort hatte ich fast erwartet. Und wieder erinnerte ich mich an die Szene auf der Yacht, als Vincent von Akkeren vor meinen Augen zur Hölle gefahren war.

Jetzt musste ich meine Meinung revidieren. Er war nicht in die Hölle gefahren, sondern im Fegefeuer gelandet. Das hatte ihn gefressen, geschluckt, aber nicht verbrannt, denn er konnte es ja angeblich kontrollieren.

Allmählich wurde mir mulmig. Ich kam mir vor wie ein Mann, der das Tor zu einer bisher noch unbekannten, aber dennoch furchtbaren und schrecklichen Welt aufgestoßen hatte. Dabei stand ich erst am Rand dieser Welt und hatte noch keinen Blick in das Feuer geworfen. Zudem hatte ich das Gefühl, als wollte mir der andere nichts mehr sagen. Er war nur das ausführende Objekt eines anderen.

»Und was willst du von mir?«

Ich bekam eine Antwort auf die Frage. Zunächst nicht akustisch, denn er bewegte nur seine linke, schwarze Klauenhand. Die knotigen Finger zogen sich zusammen. Sie bildeten eine Faust, und ich hörte das Knacken irgendwelcher Knochen.

Die Geräusche erzeugten Schauer auf meinem Rücken. Wer von dieser Klaue erwischt wurde, der kam nicht mehr los. »Ich werde dich holen. Ich nehme dich mit in das Feuer, deshalb hat man mich geschickt.«

»Baphometh, nicht?«

»Ja!«

Da er sich schon einmal bewegt hatte, wollte ich auch nicht länger stehen bleiben. Okay, er war ein Koloss, ein Kämpfer, den das Fegefeuer nicht verbrannt, sondern gestählt hatte. Wahrscheinlich würde ich nicht überleben, wenn ich einmal in den Flammen steckte, aber ich war auch kein Mensch, der sich ergab.

Nein, dem musste ich einen Riegel vorsetzen.

Langsam ging ich zurück.

Er ließ mich gehen und schaute aus den Schlitzen in seiner Halbmaske zu, wie ich zurückwich und mich dabei der Wand näherte.

Dort befand sich auch ein Fenster. Eine viereckige, schwarze Höhle, an den Rändern geschwärzt, ohne Scheibe und nach kaltem Rauch stinkend. Dieser unbekannte Koloss vor mir sah nicht so aus, als wäre er langsam. Wenn ich die Beretta zog, würde auch er reagieren. Deshalb unterließ ich es.

Ich versuchte noch, etwas abzuwiegeln und streckte, während ich weiter rückwärts ging, beide Arme vor. »Okay, man hat dich geschickt, aber könnten wir uns nicht einigen?«

»Ich lasse dich nicht entkommen!«

Okay, diese Antwort war deutlich genug. Und wieder spürte ich den kalten, unheimlichen Hauch der Gefahr, der von dem Unheimlichen ausging. Aus dem Fegefeuer sollte er gekommen sein, aber er strömte keine Hitze aus, nur Grauen und Gewalt.

Dieser Koloss war sich seiner Sache so sicher, dass er nicht einmal zu den Waffen griff, mit denen er reichlich gespickt war. Er ging nur einen Schritt vor.

Und der hatte es in sich.

Es war ein raumgreifender Schritt, mit dem er mich fast erreichte, sodass ich schneller zurückmusste und mich auch gleichzeitig drehte, denn ich hatte die viereckige Fensteröffnung anvisiert. Da wollte ich raus.

Aus dem Stand wuchtete ich mich hoch. Ich wollte den Koloss überraschen.

Er bewegte sich ebenfalls, vielleicht um eine halbe Sekunde zu spät, denn ich kam gut weg, gelangte auch durch die Öffnung, obwohl ich mit der Schulter gegen eine Kante der Öffnung prallte und der Schmerz bis in meinen Hals zuckte.

Ich hatte die Augen aufgerissen, konzentrierte mich zurück, schaute aber nach vorn und sah ihn greifen.

Die schwarze Klauenhand war plötzlich verdammt nah, etwas klatschte gegen meinen linken Fuß, ich strampelte noch mit dem rechten nach, erreichte auch einen Erfolg, und der andere griff nicht mehr nach, sodass ich es tatsächlich schaffte.

Den Kopf zog ich ein, um den Aufprall in gewissen Grenzen zu halten. Hart schlug ich trotzdem zu Boden. Hier war nichts gepflastert. Der feuchte, aber auch weiche Boden nahm mich auf. Ich rollte mich noch weiter, kam auf die Füße und schaute dabei sofort zur Baracke zurück.

Er stand am Fenster.

Sein böses Gesicht bildete innerhalb des scheibenlosen Vierecks eine verzerrte Konstruktion, die einen Augenblick später verschwunden war.

Mir war klar, was er vorhatte.

Er würde mich jagen. Aus diesem Grunde musste ich verflucht schnell sein. Schneller als er, und wenn es möglich war, mich auch in den Wagen setzen und versuchen zu entkommen.

Ich federte hoch.

Federnd und rasch waren auch meine Schritte, mit denen ich mich dem Silbergrauen näherte. Er war das Ziel überhaupt. Ich hatte ihn zum Glück nicht abgeschlossen. Ob es intuitiv geschehen war oder aus reiner Vergesslichkeit, das wusste ich nicht zu sagen.

Meine Füße stampften auf dem Boden. Manchmal spritzte Dreck hoch. An verschiedenen Stellen war es auch glatt, weil dort dunkler, ölig glänzender Schlamm lag, der rutschig wie Seife wirkte.

Ich hielt mich jedoch und kam dem Wagen auch näher. Über die Schulter schaute ich nicht mehr zurück. Ich wollte diesen verfluchten Hundesohn nicht sehen, wusste ihn jedoch in meinem Nacken, weil ich seine harten, manchmal sogar dröhnenden Schritte vernahm.

Dann fiel ich gegen den Bentley.

Es war in der Tat so, da ich nicht mehr rechtzeitig genug bremsen konnte. Meine Hände schlugen für einen winzigen Moment auf das Dach, ich drehte den Kopf, sah die düstere Kampfgestalt noch rennen. Über seiner Halbmaske wuchs das schwarze Haar wie eine geometrisch geschnittene Bürste.

Hart riss ich die Tür auf. Sie befand sich noch nicht in der Ruhestellung, als ich mich bereits in den Bentley hineinwarf, noch gegen das Lenkrad schlug und dann auf den Sitz fiel.

Den Schlüssel riss ich aus meiner Tasche. In diesen Augenblicken wurde ich kalt bis ins Mark. Meine Hände zitterten kaum, sodass ich den Schlitz für den Zündschlüssel schon beim ersten Versuch fand. Nur mehr eine kurze Drehung, ein innerliches Beten, denn ich musste mich auf den Wagen vollkommen verlassen; dann der Start.

Er klappte.

Viele hatten über das Alter meines Wagens gelacht. Ich nie, denn mein »Freund« hatte mich noch nie im Stich gelassen. Auch heute nicht.

Einen Nachteil hatte ich allerdings. Um den zum Tor führenden Weg zu erreichen, musste ich den Silbergrauen erst wenden. Ich kurbelte am Lenkrad und schaute dorthin, wo sich der Unheimliche meiner Ansicht nach befinden musste.

Er hatte seine Taktik geändert. Ich sah ihn nicht mehr. Wahrscheinlich lauerte er in einem Versteck. Zudem konnte ich mir gut vorstellen, dass er noch schneller war als der Bentley. Er brauchte nur einen weiten Bogen zu schlagen und irgendwie zwischen den Schrotthalden zu warten.

Davor fürchtete ich mich.

Leider gab es nur diesen einen Weg. Ich konnte die Halden nicht einmal umfahren, weil sie an den Absperrungszaun grenzten.

So gut standen meine Chancen auch nicht. Zum Glück bot mir der Bentley ein wenig Schutz.

Ich hatte den Wagen mittlerweile aus der Kurve herausbekommen und visierte den Weg an. Noch sah ich meinen Gegner nicht. Ich wollte mir auch keine falschen Hoffnungen machen. Eine Person wie er gab niemals auf. Erst wenn er vernichtet war.

Angespannt hockte ich hinter dem Lenkrad. Schon wenig später rahmten mich die ersten Schrotthalden ein. Viel rostiges Metall, aufgetürmt zu Bergen und Hügeln. Abfälle einer Industriegesellschaft. Vom Götzen Auto bis hin zum einfachen Bettgestell war alles vorhanden.

Der Weg besaß unterschiedliche Breiten, je nachdem, wie weit die Halden heranwuchsen. Ich hatte beschleunigt. Auf der wesentlich langsameren Hinfahrt war ich den umherliegenden Teilen und Gegenständen noch ausgewichen.

Das machte ich jetzt nicht mehr. Ich raste über sie hinweg und hoffte, dass ich mir nicht die Reifen aufschlitzte. Manchmal polterte es unter dem Bentley. Jeder Knall war wie ein harter Schlag, der mich persönlich erwischte.

Ich musste in eine Kurve. Hier wuchsen die Halden noch dichter an den Weg heran.

Hart riss ich das Lenkrad nach links. Mit den Hinterrädern schwamm ich etwas weg, aber es hielt sich in Grenzen, sodass ich nicht aus der normalen Fahrspur geriet.

Das Hindernis sah ich viel zu spät. Ein hartes, kantiges und auch spitzes Eisenstück, verkantetes liegend und ausgerechnet noch so, dass ich ihm nicht ausweichen konnte.

Also rüber.

Ich zitterte, betete, spürte den Schlag, der den alten Bentley traf und ihn regelrecht stöhnen ließ. Dann hörte ich den puffenden Knall.

Im gleichen Augenblick sackte der Bentley an der rechten Seite tiefer. Das Eisenstück hatte zumindest einen Reifen zerschlitzt.

Trotzdem fuhr ich weiter.

Es war wie bei einer Wildwasserfahrt. Der Silbergraue ließ sich nur noch schlecht lenken. Ich musste runter vom Gas.

Der Schweiß klebte mir auf der Stirn, und der Druck in meinem Körper wurde allmählich unerträglich. Vom langen Starren brannten meine Augen, doch ich gab nicht auf, konnte mir aber auch nicht vorstellen, dass der »Schwarzenegger-Verschnitt« aufgegeben hatte.

Plötzlich entdeckte ich ihn an der rechten Seite auf einem der großen Schrotthügel. Er lief dort her, und seine Bewegungen waren so geschmeidig wie die einer Katze.

Dieser Kerl turnte regelrecht über die mit Hindernissen und tückischen Fallen gespickte Schräge hinweg. Nachdem er mich sogar überholt hatte, kam er mir entgegen.

Und er bewegte sich dem schmalen Pfad zu, auf dem ich herschlidderte, den Wagen kaum mehr unter Kontrolle bekam, weil er immer wieder ausbrechen wollte, sodass die Fahrt mehr einem Hüpfen, Stoßen und Schleudern glich. Als ich hinfuhr, war mir die Strecke nicht so lange vorgekommen. Jetzt schien ich das Dreifache an Zeit zu benötigen und fuhr auch noch mit der verdammten Angst im Nacken.

Kam er?

Ich sah ihn nicht mehr. Wahrscheinlich hatte er hinter den vor- und hochstehenden, abgewrackten Fahrzeugen Deckung gefunden. Manche Hecks oder Kühlerhauben sahen aus, als wollten sie jeden Augenblick in die Tiefe fallen und den ganzen Hügel einreißen.

Wieder musste ich in eine Kurve. Diesmal war sie enger. Ich erinnerte mich, dass es auf der Hinfahrt die Erste nach dem Tor gewesen war. Jetzt musste es die letzte sein.

Dahinter lag das Ziel.

Schaffte ich es noch?

Der Schatten kam von rechts. Er flog in einem gewaltigen Halbkreis durch die Luft. Zuerst dachte ich, dass es nur einer war, dann löste sich von diesem Schatten etwas, das ebenfalls halbkreisförmig in die Tiefe raste und den Wagen als Ziel hatte.

Es schlug auf.

Ich zuckte zusammen, biss mir auf die Lippen, schmeckte Blut und hörte den ersten Aufschlag.

Es klang wie ein gewaltiger Donner, als der Gegenstand das Dach meines Wagens traf. Ich hörte es knirschen und reißen, konnte mich aber nicht weiter darauf konzentrieren, denn der große Metallgegenstand wurde nach vorn geschleudert und wuchtete auf die silbergraue Kühlerhaube, die ebenfalls plattgemacht wurde.

Ich fuhr nicht mehr weiter.

Dass ich auf die Bremse trat, war nicht einmal bewusst geschehen. Ich hatte reflexhaft und instinktiv reagiert, denn durch den Schreck war mein Denken gestört.

Der Bentley schlingerte. Ich sah die Schrotthügel und auch den Weg vor mir tanzen und dachte plötzlich daran, dass der Wagen durch den Aufschlag des Gegenstands wohl nur Schrottwert hatte. Ein verrückter Gedanke in dieser lebensbedrohlichen Lage, denn vor dem Auto erschien der Kämpfer aus dem Fegefeuer, um sein Versprechen einzulösen.

Er stand breitbeinig auf dem Weg und hatte sich für dieses Einlösen des Versprechens eine besondere Waffe ausgesucht.

Seine langen, schwarzen Krallenfinger umklammerten den mörderischen Flammenwerfer …

*

Sukos Augen wurden noch schmaler. Er nahm einen Bleistift und ließ ihn wieder fallen. Sehr genau war er von Carol Maynard beobachtet worden, aber sie sagte noch nichts, sondern überließ dem Chinesen das Wort.

»Baphometh?«, fragte er.

»Ja, das sagte ich.«

Suko schluckte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Er wusste, dass ein Gebiet berührt worden war, an das man sich vorsichtig herantasten musste.

Baphometh war neu in diesem Spiel, obwohl uralt, aber ein gefährlicher Ableger der Hölle und in einer unmittelbaren Verbindung zu einer der beiden Templer-Gruppen stehend. Suko und sein Freund John Sinclair wussten bisher nicht viel, das Gebiet war nur mehr gestreift worden, aber wie es jetzt aussah, würde das Mädchen doch mehr Licht in das Dunkel bringen.

Suko legte seine Hände gegeneinander. »Erzählen Sie mir bitte mehr«, bat er.

Carol deutete mit dem Finger auf sich. »Ich?«, fragte sie. »Ich soll Ihnen mehr erzählen?«

Der Inspektor lächelte sie an, um ihr auch Mut zu machen. »Deswegen sind Sie doch gekommen.«

»Nein, eigentlich nicht.«

»Was ist dann der Grund?«

»Mein Vater …«

»Und Baphometh«, fügte Suko hinzu.

»Da gibt es natürlich Zusammenhänge, aber ich komme aus einem anderen Grund auf meinen Vater zu sprechen. Er … er hat sich mit einem Kollegen von Ihnen getroffen.«

Plötzlich horchte Suko auf. »Das kann nur John Sinclair sein.«

Ein zögernd gesprochenes »Ja …«, war die Antwort.

»Und weiter?«

Er hat sich mit Ihrem Kollegen verabredet, weil er inzwischen mehr über Baphometh herausgefunden hat. Es muss mit den Filmen zusammenhängen, die er bekommen hat. Ich habe einige Szenen gesehen. Nicht die schlimmsten. Trotzdem hat es mir gereicht.«

»Was sahen Sie?«

Carol holte tief Luft. »Eine furchtbare Sache. Feuer, schreckliches Feuer …« Ihr Gesicht nahm einen starren Ausdruck an. Das Mädchen schwebte wieder in der Erinnerung. »Feuer, das ich zuvor noch nie gesehen habe. So grauenvoll und anders. Es schwebte über allem. Es war nicht zu löschen. Nicht mit Wasser, nicht mit Schaum. Es war eben anders.«

»Höllenfeuer?«

»Nein.« Sie schüttelte heftig den Kopf und starrte danach in die leere Kaffeetasse. »Kein Höllenfeuer, auf keinen Fall dieses. Etwas anderes. Man hat mir auch gesagt, was es für Flammen waren. Das Fegefeuer. Die Flammen, in der die Seelen schmachten. Seelenfeuer. Furchtbar. Und aus den Flammen ragten Hände. Vier gefährliche Klauen. Zwei davon schwarz wie Teer. Die anderen beiden rötlich leuchtend wie die Flammen selbst.«

Da Carol stockte, schob Suko die nächste Frage nach. »Haben Sie sonst nichts gesehen?«

»Nur eben diese Plattform. Sie stach wie ein Hals aus dem Feuer hervor. Sie war leer, aber später nicht mehr.«

»War sie besetzt?«

»Sicher.« Carol senkte den Blick. Sie begann zu weinen, weil die Erinnerung sie überwältigte. »Ein junges Mädchen, noch jünger als ich. Es … es war eine Farbige. Sie hatte schreckliche Angst und schrie wie am Spieß. Sie wurde in das Feuer geholt. Die Flammen und die Krallen griffen nach ihr …«

Suko wartete, bis sich das Mädchen beruhigt hatte. Aber er bekam keine weiteren Auskünfte mehr von ihm. Wahrscheinlich wollte Carol nicht mehr reden.

»Dann wissen Sie nichts mehr?«, fragte der Inspektor.

»Nein, ich konnte einfach nicht hinschauen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Es war grauenhaft, ich bin geflüchtet.«

»Hat Ihr Vater sich die. Filme oder den Film weiterhin angesehen?«

»Ich weiß es nicht genau.«

»Aber dann wollte er damit nichts mehr zu tun haben, wenn ich Sie recht verstanden habe.«

Das Mädchen holte ein Taschentuch hervor und schneuzte ihre Nase. Suko hatte einen Augenblick Zeit, seine Überlegungen anzustellen.

Dass er und John so schnell wieder auf eine Spur Baphomeths stoßen würden, damit hatte er nicht gerechnet. Aber es schien sich einiges zu verdichten. Die Fährte war heiß, sie durften sie keinesfalls erkalten lassen, und Suko blieb am Ball.

»Kommen wir noch einmal auf Ihren Vater zurück«, sagte er, als Carol ihr Taschentuch weggesteckt hatte. »Er wollte also aussteigen und hat Ihnen die Gründe nicht genannt.«

»Das konnte er wohl nicht. Wahrscheinlich ist auch er geschockt gewesen. Nur hat es gedauert. Er musste sich einen Plan zurechtlegen, denn so einfach ist es wohl nicht, Baphometh zu entkommen. Er ist ungeheuer gefährlich, er besitzt Macht. Deshalb war Dad so vorsichtig.«

»Hatte er Verbindung mit den Templern aufgenommen?«

Carol Maynard verengte die Augen, als sie nachdachte. »Ich glaube, er hat mal davon gesprochen.«

»Nannte er auch Namen?«

»Keine Ahnung.«

»Bitte, überlegen Sie.«

Es dauerte eine Weile, bis Carol stotternd ein Wort hervorbrachte. Es hörte sich an, als würde sie von einem Abbé sprechen.

»Abbé Bloch vielleicht?«

»So kann es gewesen sein.«

»Und weiter.«

»Ich habe keine Ahnung mehr. Vielleicht hat er ihm sogar den Tip gegeben, sich an die Polizei zu wenden. Das ist alles möglich, aber ich bin mir da nicht sicher.«

Suko blies die Wangen auf, als er nickte. »Eine Frage hätte ich noch«, meinte er dann.

»Bitte.«

»Wie kommt es eigentlich, dass sich Ihr Vater mit John Sinclair treffen wollte und Sie zu mir kamen?«

»Das hat er so gewollt.«

»Wie das?«

»Er wollte eine Sicherung einbauen, denn er war der Ansicht, dass ich ebenfalls in Gefahr schwebte.«

»Da hatte er recht.«

»Meinen Sie, dass ich …?«

»Ja, wenn der Verrat Ihres Vaters von der anderen Seite zur Kenntnis genommen wurde, wird man auf Sie auch keine Rücksicht mehr nehmen. Aber ich werde versuchen, meinen Kollegen John Sinclair zu erreichen. Er treibt sich zwar auf einem alten Schrottplatz herum, doch sein Wagen besitzt einen Telefonanschluss.« Suko griff zum Hörer und tippte die Nummer ein.

Es tat sich nichts. Auch nach einem weiteren Versuch blieb die Leitung stumm. Achselzuckend legte der Chinese wieder auf.

»Und das beunruhigt Sie nicht?«, fragte Carol leise.

»Nein, wieso?«

»Wenn sich Ihr Kollege nicht meldet …«

»Er kann ganz normal verhindert sein. Wahrscheinlich sitzt er nicht in seinem Wagen und redet mit Ihrem Vater.«

»Das glaube ich jetzt auch.«

Suko schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wissen Sie, was wir jetzt machen?«

»Nein.«

»Wir fahren in die Wohnung Ihres Vaters.«

»Und was wollen Sie dort?«

»Ich habe mich schon immer für gewisse Filme interessiert …«

*

Derek Maynard, alias S. S. Grower, wohnte für einen Schriftsteller seiner Art standesgemäß. Im Norden von London hatte er ein altes Landhaus gefunden, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem kleinen Bauernhof aufwies, denn von der Höhe her besaß es nur eine Etage, war mit einem schiefen Dach gedeckt worden, das weit überhing. Stützpfosten mussten es halten.

Der Weg zum Haus führte von der Straße her durch eine Wildnis. Suko hatte auf seine Maschine verzichtet und sich einen Leihwagen genommen. Es war ein Honda.

Der Wagen schaukelte über achsentiefe Schlaglöcher. Die beiden Menschen wurden von einer Seite auf die andere geschleudert. Carol hielt sich am Haltegriff fest, ansonsten machte sie eine gute Figur, denn sie war es gewohnt, über diesen von hohem Gras eingeramten Trampelpfad zu fahren.

Sogar einen Hasen sahen sie. Das Tier rannte vor dem Wagen fluchtartig davon.

Sie fuhren das Haus nicht direkt an. Um eine große Ulme herum rollten sie und stellten den Honda dann ab. Dort hatte Maynard anbauen lassen. Die Erweiterung bestand aus einem wetterfest gestrichenen Holzkasten.

»In diesem Anbau hat mein Vater immer geschrieben«, erklärte Carol.

»Bisschen düster, nicht?«

»Nicht im Sommer. Er liegt zur Südseite hin. Das Sonnenlicht hat ihn sogar manchmal gestört.«

Nach Sonnenschein sah es an diesem Tag nicht aus. Ein hellgrauer Himmel lag über dem Land. Die Temperaturen bewegten sich um den Gefrierpunkt, doch geschneit hatte es nicht, obwohl Schnee angesagt worden war.

Carol besaß einen Schlüssel. Sie holte ihn aus der Manteltasche und schloss eine hölzerne Tür auf, die in der oberen Hälfte verglast war. Beide betraten einen Raum, in dem es nach kaltem Pfeifenqualm roch. Der Schreibtisch stand direkt am Fenster. Zwischen Magazinen, Papieren und Kugelschreibern fiel die flache Schreibmaschine kaum auf. Ein Blatt steckte noch darin. Suko interessierte sich dafür, las nach und brauchte praktisch nur einen Satz flüsternd auszusprechen.

»Ich habe vieles falsch gemacht!«

»Hat das Ihr Vater geschrieben?«, fragte er.

»Ja«, antwortete Carol leise. Danach schluckte sie. »Klingt wie ein Abschied, nicht?«

»So würde ich das nicht sehen.«

»Doch, Inspektor. Ich habe auf der Fahrt hierher nachgedacht und bin zu der Überzeugung gekommen, dass sich mein Vater nicht mehr am Leben befindet. Er hat sich einfach zu viel vorgenommen. Ich fühlte, dass es ihn erwischt hat. Und ihr Freund wird ihn auch nicht mehr gerettet haben können. Das ist meine Ansicht.«

»Es bleibt Ihnen frei, dies zu glauben, obwohl ich anderer Ansicht bin.« Sukos Blick glitt über die dunklen Regale. Sie waren bis zu den Rändern mit Büchern vollgestopft. In der Höhe reichten die Regale hinauf an die holzverkleidete Decke, wo ein runder Lampenring hing. Auf dem Glas klebten tote Fliegen.

»Den Film finden wir hier nicht.« Carol stand an der zweiten Tür, die in das eigentliche Haus führte.

»Hat Ihr Vater einen Vorführraum?«

»Das nicht. Es ist nur so, er wollte kein Wohnzimmer haben. Dort steht die Leinwand.«

»Dann gehen Sie vor.«

Suko wurde durch seinen schmalen Flur geführt. Auch das Licht konnte seine Düsternis kaum vertreiben. Ein paar Fotos hingen an den Wänden. Suko konnte sich den Besitzer des Hauses ansehen.

Maynard oder S. S. Grower war ein Mann in mittleren Jahren. Er hatte bereits die Hälfte seiner Haare verloren. Die anderen wuchsen ihm bis weit in den Nacken. Auf der Oberlippe breitete sich der Schnauzer wie ein brauner Teppich aus. Die Augen des Mannes blickten ein wenig melancholisch.

Das Mädchen lächelte. »Ja, das ist mein Vater.«

»Ich dachte es mir.«

Nach dem Flur betraten sie den Wohnraum. Er glich einem kleinen Kino. Sessel und Couch waren hingestellt worden, dass der Blick des Sitzenden stets auf die Leinwand fiel, wo immer ein Zuschauer auch seinen Platz gefunden hatte.

»Einen Projektor entdeckte Suko ebenfalls, und er wunderte sich darüber. » Sagten Sie mir nicht, Carol, dass Ihr Vater mehr auf Video abfuhr?«

»Er hatte beides. Film und Video.«

»Was sehen wir uns an?«

»Was möchten Sie?«

Suko betrachtete sich den Apparat näher. Er sah, dass die Spule mit dem Streifen aufgelegt war. »Wenn es der Film ist, von dem sie gesprochen haben, Carol, nehmen wir die Leinwand.«

»Gut.« Sie stand da und wirkte verkrampft. Dafür hatte Suko Verständnis. Wenn er jetzt den Streifen abspulte, würden die Erinnerungen bei Carol wieder zurückkehren. Und so etwas war böse.

»Wenn Sie nicht zuschauen wollen, dann sehe ich mir den Streifen auch allein an.«

»Lassen Sie mal. Ich schaue schon weg.«

»Gut.« Suko erhoffte sich Aufschlüsse und Spuren. Er hatte diesen Vincent van Akkeren kennengelernt. Als Baphometh bezeichnete er sich, ein Günstling der Hölle und Herr des Fegefeuers. Und er wusste auch, dass es sich bei ihm um keinen Bluffer handelte. Dieser Mann war als Mensch schlimmer als mancher Dämon.

Suko schaute nach links, wo in der Wand eine Tür offenstand. Direkt neben der Tür und sehr weit unten befand sich eine Steckdose. Stecker und Kabel hingen an einer Rolle über dem Apparat.

Suko stellte die Verbindung her. »Dann wollen wir mal«, sagte er. »Ist es nicht zu hell?«

»Ja, Sie haben recht. Ziehen Sie bitte die Vorhänge zu.«

Das tat Carol. »Kennen Sie sich mit diesen Projekten eigentlich aus?«

»Mal schauen.«

Sie schaute zu, als Suko den Apparat näher unter die Lupe nahm. Nie hätte er gedacht, dass er sich einen solchen Streifen anschauen würde, von dem van Akkeren auf seiner Yacht gesprochen hatte. In Suko waren die Wut und der kalte Zorn hochgestiegen. Er hätte diesem Mann den Hals umdrehen können. Und die Todesart, die van Akkeren sich für ihn und seinen Begleiter ausgesucht hatte, war auch nicht gerade die feinste gewesen. 1

Beide hatten auf glühendem Boden von einem gewaltigen scharfen Pendel zersägt werden sollen.

Der Inspektor suchte und fand. Er schaltete den Apparat ein.

Suko trat einen Schritt zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust.

Auf der Leinwand zeigten sich erste Bilder. Es war eine Zahlenfolge, die von rückwärts ablief.

Carol hatte sich auch nicht gesetzt, nur ihren Mantel ausgezogen, da es warm im Raum war. »Zuerst ist der Streifen harmlos. Da denkt man an einen Dokumentarfilm. Dann aber geht es los. Na ja, Sie werden es ja sehen, Sir.«

Das Mädchen behielt recht. In der Tat begann der Streifen mit der Totalaufnahme einer weltberühmten Großstadt.

Es war Rio!

Deutlich am Zuckerhut zu erkennen und auch an der gewaltigen Christus-Statue.

Schwenk.

Nahaufnahme. Es ging Schlag auf Schlag. Menschen wurden gezeigt, und Suko fiel auf, dass es sich dabei immer um Mädchen handelte.

»So hat sich der Kerl seine Opfer ausgesucht«, flüsterte Carol und räusperte sich danach.

Der Inspektor schaute weiter zu. Er konnte sich gut vorstellen, unter welch einem Druck das Mädchen stand. Sie kannte den Film schon, aber Suko musste ihn sich bis zum bitteren Ende ansehen, um endlich eine Spur zu finden.

Die Kamera ging noch näher an die Menschen heran. Gesichter erschienen in Großaufnahme.

Mädchengesichter …

Die meisten noch sehr jung, aber oft mit reifen oder wissenden Augen, die schon vieles gesehen hatten. Die Mädchen waren noch jung und hatten nicht gerade viel an.

»Gleich ist es soweit«, hörte Suko Carol sprechen. »Das Mädchen, das groß rausgeholt wird. Das lange Haar zu Locken gedreht …«

Sie stand an einer Ampel nicht weit vom Strand. Eine Basttasche trug sie in der rechten Hand. Der Meerwind blies gegen ihr Gesicht, wehte die dunklen Haare zurück und ließ die runden Ringe an den Ohren blitzen. Die Haut war dunkel, auf den Lippen lag ein natürliches Lächeln. Der Wind drückte das weit geschnittene T-Shirt gegen ihren Körper. Es war zu erkennen, dass die Kleine eine prächtige Figur hatte.

»Sie wird gleich geholt!«, kommentierte Carol.

»Und sie spricht auch darauf an?«

»Wenn jemand mit einer Kamera herumläuft, die große Schau abzieht, etwas von Filmruhm erzählt, schmelzen die Mädchen dahin. Die meisten sind arm wie Kirchenmäuse und besitzen nur ihren Körper.«

Suko gab ihr recht. Er nickte jedoch nur und schaute weiterhin zu. Die Kleine wurde angesprochen. Von dem Mann war nur der Rücken zu sehen, nicht das Gesicht.

Dann aber drehte er sich um.

Suko spannte sich.

Und da geschah es.

Es begann mit einem Knistern, einem harten Reißen. Im nächsten Augenblick zuckten kleine Flämmchen in die Höhe, und zwei Lidschläge später stand die Filmrolle in Flammen …«

*

Der Mann wirkte auf mich wie jemand, dem alles egal ist. Ein Töter aus der Hölle, eine vom Teufel gelenkte Mordmaschine mit einem Flammenwerfer, der alles vernichten konnte, was sich ihm in den Weg stellte. Und deshalb war er auch aus dem Fegefeuer geschickt worden.

Innerhalb einer kaum meßbaren Zeitspanne schoss mir dies alles durch den Kopf. Da ich wusste, dass der Mann nichts mehr zu verlieren hatte, reagierte ich dementsprechend.

Mein rechter Fuß drückte das Gaspedal durch.

Plötzlich wurde der Bentley zum Bockspringer. Ich pfiff auf den zerfetzten Reifen und wollte nur noch eines.

Diesen unheimlichen Kerl überrollen.

Das wusste er auch, und er setzte seine Killerwaffe gegen mich ein.

Urplötzlich sah ich ihn nicht mehr, und eine gewaltige Feuerwand quoll aus dem Auto und jagte auf mich zu.

Ein wirbelnder Flammensturm, in den der Bentley geradewegs hineinraste. Mit mir als Fahrer – das aber nicht mehr lange, denn der Wagen sollte für mich nicht zu einem brennenden Sarg werden.

Ich hatte mich nicht angeschnallt. Jetzt war es einmal von Vorteil. So gewann ich vielleicht eine Sekunde, konnte den Wagenschlag aufstoßen und katapultierte mich aus dem noch immer rollenden Bentley heraus.

Ich spürte den harten Boden, überrollte mich wieder einige Male, und es gelang mir, mich so unter Kontrolle zu halten, dass ich zumindest den Kopf schützen konnte.

Die Geschwindigkeit des Wagens hatte sich auch auf mich übertragen. Der Schrotthügel würde uns bald stoppen.

Es war ein brutaler gemeiner Aufschlag. Wo ich gegen prallte, sah ich nicht, da ich meine Augen geschlossen hielt. Es tat aber höllisch weh. Etwas schlitzte wie ein Messer meine Kleidung am Rücken auf, jedenfalls hatte ich das Gefühl, doch im nächsten Moment hing ich fest.

Wo genau, das wusste ich auch nicht. Es war ein aus dem Metallhügel hervorstehendes Teil, das mich aufgehalten hatte. Vielleicht eine Stoßstange, aber das interessierte mich im Moment nicht.

Ich sah etwas ganz anderes.

Er stand inmitten der wabernden Flammenwand. Seine Gestalt verwischte aber wie ein Schatten, als das Feuer den Wagen umhüllte.

Meinen Bentley!

Ich konnte es nicht glauben. Er brannte. Mein Bentley, dieses alte Schlachtschiff, das mit mir durch dick und dünn gegangen war. Er war mit mir älter geworden. Oft hatten Bekannte gelästert, weil ich einen alten Wagen fuhr, es hatte mich nur selten gestört. Jetzt war alles anders. Der Bentley brannte, wie auch meine Augen. Und dies lag nicht allein am Feuer oder am Rauch. Das Gefühl kam auch von innen her, ich hatte an meinem Wagen gehangen.

Der Silbergraue brannte aus. Und er würde bald in die Luft fliegen, wenn das im Tank schwappende Benzin in Brand geriet.

Ich musste ebenfalls weg, da ich zu nahe an dem brennenden Auto lag. Deshalb befreite ich mich von diesem Hindernis und hörte trotz der fauchenden und knatternden Flammen hinter mir etwas knacken, als sich einiges zur Seite bewegte. Etwas rollte auf meinen Rücken und von dort aus weiter. Es war ein verrosteter Blecheimer.

Ich hatte es endlich geschafft und sah zu, vom brennenden Wagen wegzukommen. Um den Hügel stolperte ich herum. Meine Augen brannten, ich war schmutzig, leicht lädiert, aber nicht kampfunfähig.

Da geschah es!

Die Explosion schleuderte den Wagen noch ein Stück in die Höhe, bevor er auseinanderflog. Das allerdings sah ich nicht mehr, denn ich hatte mich zu Boden geworfen.

Flammendes Benzin, Blech- und Wrackteile waren die tödlichen Grüße, die mich zum Glück nicht erwischten, sondern irgendwo anders einschlugen und weitere Gegenstände mit ins Rutschen brachten.

Nicht weit von mir entfernt lag ein stinkender, brennender und qualmender Reifen. Eine dichte schwarze Wolke stieg von ihm hoch und wurde weggetrieben.

Ich stand auf.

Trauern konnte ich um meinen Wagen nicht mehr und dachte daran, dass ich ein unwahrscheinliches Glück gehabt hatte, denn der Koffer hatte sich nicht in ihm befunden. Dieses kleine Waffenarsenal lag bei mir zu Hause, und dies schon seit einigen Tagen, weil dort etwas am Schloss nachgesehen werden musste.

Also blieben mir diese Dinge erhalten.

Erhalten würde mir auch dieser Typ aus dem Fegefeuer bleiben. Ich war sicher, dass er die Detonation überstanden hatte. Die Druckwelle war an mir vorbeigefegt. Sie hatte auf den Hängen der Schrottberge einiges durcheinander gebracht.

Die größten Teile blieben zum Glück stecken, aber es lösten sich einige Dinge wie auch eine Autotür.

Sich hochkant überschlagend näherte sie sich dem Hügelrand, hackte irgendwo in den weichen Boden und blieb liegen. Kleinere Teile rollten und rutschten noch nach, dann nichts mehr.

Ich war wieder aufgestanden. Vor mir brannten die einzelnen Bentleyteile. Mir tat es in der Seele weh, denn der Wagen war über Jahre hinweg ein treuer Gefährte gewesen.

Ich schüttelte die Trauer ab. Jetzt ging es nur darum, dass ich am Leben blieb. Alles andere konnte mir gestohlen bleiben.

Ich lief auf die gegenüberliegende Seite und kletterte am Hang eines Schrotthügels hoch. Rauch wehte gegen mich. Die Augen tränten, das Zeug biss wie Säure.

Ich suchte, aber ich fand ihn nicht.

Der Kampfkoloß war nicht zu packen. Es hatte ihn auch nicht erwischt. Er musste sehr schnell Deckung gefunden haben, um sich auf mich konzentrieren zu können.

Wohl war mir nicht, als ich mir vorstellte, welche Waffen sich in seinen Händen befanden.

Das war nicht allein der Flammenwerfer, auch noch andere Dinge. Ich dachte an die Handgranaten, die schweren Revolver, die gefiederten Pfeile und die Maschinenpistole.

Hinzu kamen noch die Krallen, die er ebenfalls als tödliche Waffen einsetzen konnte.

Das sah nicht gut aus.

Wenn es überhaupt einen Vorteil für mich gab, so lag er darin, dass ich mich dem Ausgang ziemlich weit genähert hatte. Ich musste nur an meinem ausbrennenden Wagen vorbei und noch wenige Schritte laufen, um ihn zu erreichen.

Doch war es nicht falsch, wenn ich das tat?

Den gleichen Gedanken hatte bestimmt auch mein Gegner verfolgt. Nein, so nicht. Ich würde nicht auf dem direkten Weg den Schrottplatz verlassen.

Noch war ich ziemlich locker und steckte auch voller Optimismus. Mochte der andere zehnmal so stark sein wie ich, kugelfest war er sicherlich nicht. Darauf baute ich.

Ein Stück lief ich den Hauptweg zurück, drückte mich dann nach links und tauchte in einen schmalen Pfad ein, der an einer Mauer aus Blech entlangführte. Ich las noch die Schildaufschrift. Es war der Weg zur Schrottpresse, den ich eingeschlagen hatte.

Über Schrottpressen gab es auch Geschichten, die mir gar nicht gefielen. Mafiosi hatten oft ihre Feinde in Schrottpressen gesteckt und sie so auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen. Mir sollte so etwas nicht passieren. Jedenfalls stand diese Presse schon seit Langem still. Es war die Frage, ob sie überhaupt noch funktionierte.

Nicht allein das Wissen um den Killer machte mir Angst. Es war auch noch ein anderes Gefühl dabei. Ich war von den Resten der Zivilisation eingerahmt. Kalte Schrottberge, die ein Gefühl des Horror vermittelten. Hier lebte nichts mehr, alles war seelenlos, ich sah nicht einmal einen vertrockneten Grashalm. Selbst das zähe Unkraut hielt sich nicht auf diesem verdammten Platz.

Der Boden war aufgeweicht und nass. Schlamm und Pfützen bedeckten ihn. Eine Mondlandschaft mit toten Augen umgab mich, und darüber lag ein düsterer Winterhimmel.

Irgendwann erreichte ich auch die große Presse. Sie lag links von mir. Ein mächtiges Gebilde, zu dem auch ein Kran gehörte, der die alten Wagen in die Presse schaffte.

Alles war tot.

Und wo steckte Baphomeths Diener?

Ich hatte ihn auf meinem Weg bis zur Presse nicht gesehen und auch nicht gehört. Konnte sich dieser Typ tatsächlich lautlos bewegen? Das wollte mir nicht in den Kopf, aber es gab keine Alternative.

Die traurige Umgebung zeigte sich nahe der Schrottpresse aufgelockert. Auch hier standen zwei Baracken, ein Parkplatz war vorhanden, den Zaun sah ich ebenfalls.

Er lag nicht einmal weit entfernt. Ein Windstoß fuhr gegen den Maschendraht und bewegte ihn.

Aber wo fand ich den Killer?

Ich war mir sicher, dass er mich unter Kontrolle hielt. Sosehr ich auch schaute, entdecken konnte ich ihn nicht. Ließ er mich tatsächlich laufen?

Ich musste es auf einen Versuch ankommen lassen und bewegte mich auf den Zaun zu.

Die Umgebung blieb ruhig. Es sprengte auch niemand die Tür der Baracke auf. Wenn der andere sich irgendwo versteckt hielt, dann vielleicht hinter dem Bau.

Das hatte er nicht.

Er befand sich ganz woanders.

Und das bekam ich plötzlich mit, als ich das quietschende Geräusch über mir hörte.

Ich blieb stehen, schaute hoch und sah ihn an diesem großen Kran hängen, dessen Arm schwenkte. Über mehrere Rollen liefen die Seile, an deren Ende ein gewaltiges Fragezeichen hing. Allerdings bestand es aus Eisen und war ebenfalls verlängert worden.

Durch einen Mann.

Der Killer hatte den Arm – auf welche Weise auch immer – nicht. nur in Bewegung gesetzt, er hielt sich auch mit einer Hand daran fest. Die andere wollte er für seine Handgranaten frei haben. Mit den Zähnen löste er den Stift, und während er durch die Luft schwebte, schleuderte er das erste scharfe Metallei schon auf mich zu …

*

Carol Maynard sprang hoch. Sie schrie dabei, und auch Suko zuckte zurück.

Auf der Leinwand war kein Bild mehr zusehen, obwohl sich die Rolle noch weiterdrehte. Sie war zu einem flammenden Rad geworden, das auch immer mehr brennende Fetzen verlor, die vom Projektor weg und in den Raum geschleudert wurden.

»So tun Sie doch was!«, schrie Carol. Sie war von einem brennenden Stück Film getroffen worden. Das Zeug klebte an ihrem Rock, und sie schlug mit den Handflächen auf die Flamme.

Suko wusste genau, wie schwer dieses Zeug zu löschen war. Mit Wasser konnte er da nichts ausrichten.

Er tat auch etwas anderes.

Suko stellte die Stromzufuhr ab, indem er kurzerhand den Stecker aus der Dose zog. Jetzt drehte sich die Spule wenigstens nicht mehr.

Carol schlug gegen ihren Rock. Dort hatte sich das Zeug festgeklebt, und es war schwer für sie, die Flammen zu löschen. Sie schaffte es schließlich doch, konnte aber den Rock wegschleudern.

Auch Suko kümmerte sich um die einzelnen Brandherde. Er trat sie aus, anders konnte er dagegen nicht ankommen. Dann ließ er sich aufatmend in einen zweiten Sessel sinken, drehte den Kopf und schaute seinen jungen Schützling an.

Er sah die Angst in den Augen des Mädchens. Stinkender Rauch trieb durch das Zimmer und die Tür. Carol musste husten, lehnte sich wieder zurück und legte die Hände auf die Lehnen.

»Alles okay?«, fragte Suko.

Sie schüttelte den zurückgelehnten Kopf. »Nein, gar nichts ist okay. Überhaupt nichts.«

»Wir haben es überstanden.«

»Das stimmt allerdings. Aber wieso konnte dieser Film plötzlich brennen?«

»Ich weiß es nicht.«

»Da wollte doch jemand, dass wir ihn nicht zu sehen bekommen.«

»Allerdings.«

»Und wer?«

Suko lächelte. »Sie stellen Fragen, Carol, die ich leider auch nicht beantworten kann. Ich weiß einfach nicht, was hier gespielt wird und wer genau unser Gegner ist.«

»Dieser Baphometh.«

»Kann sein, aber wie war es mit Ihrem Vater?«