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10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!
Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.
Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 451 - 460.Jetzt herunterladen und losgruseln!
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Seitenzahl: 1380
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben
Für die Originalausgaben:
Copyright © 2015 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2024 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Covermotiv: © Vicente B. Ballestar
ISBN: 978-3-7517-6519-0
https://www.bastei.de
https://www.sinclair.de
https://www.luebbe.de
https://www.lesejury.de
Cover
Titel
Impressum
Inhalt
John Sinclair 451
John Sinclair – Die Serie
Drei Gräber bis Soho (2. Teil)
John Sinclair 452
John Sinclair – Die Serie
Udexa kommt
John Sinclair 453
John Sinclair – Die Serie
Im Bann des Pegasus
John Sinclair - Folge 0454
John Sinclair – Die Serie
Der blutrote Zauberteppich
John Sinclair 455
John Sinclair – Die Serie
Der Lord und die Geister-Lady
John Sinclair 456
John Sinclair – Die Serie
Shao – Phantom aus dem Jenseits
John Sinclair 457
John Sinclair – Die Serie
Jagd nach dem Templer-Gold
John Sinclair 458
John Sinclair – Die Serie
Der Zombie-Zug
John Sinclair 459
John Sinclair – Die Serie
Geheimwaffe Ghoul
John Sinclair 460
John Sinclair – Die Serie
Der grausame Wald (1. Teil)
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Contents
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Shao war tot!
Rücklings lag sie auf der weichen Friedhofserde und starrte in den grauschwarzen Nachthimmel, wo der Wind soeben eine Wolkenbank zerriss. Der Mond schickte jetzt sein bleiches Licht auf die Erde, es fiel auch auf den aus dem Hügel wachsenden Grabstein, sodass dieser einen Schatten über die Tote warf.
Ein Omen für den einsamen Mann, der unter dem Tod der Frau so unsagbar litt?
Es war Suko. Er hatte seine Shao auf diesen chinesischen Friedhof gebracht, um eine Totenfeier zu zelebrieren, wie es die alten Regeln seiner Heimat vorschrieben.
Suko drehte seiner Shao den Rücken zu. Wie sie so dalag, sah es aus, als würde sie schlafen. An ihrem Körper waren keine Verletzungen festzustellen. Sie trug noch das weiße Leichenhemd, das sie freiwillig übergestreift hatte. Niemand hatte sie durch körperliche Gewalt vom Leben in den Tod getrieben, sie war auf eine andere Art und Weise gestorben.
Durch den Klang der unheimlichen Dämonentrommler!
Shao war in einer riesigen Trommel eingesperrt gewesen, und diese Trommelfolter hatte sie nicht überstanden. Irgendwann hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen, hinzu war noch der Sauerstoffmangel gekommen, das konnte kein Mensch überleben.
Und Suko, der ebenfalls in eine Trommel eingesperrt worden war, hatte sie gefunden. Auf seinen Armen hatte Shao gelegen, als er mit ihr erst zum Wagen und dann zum Friedhof gegangen war, wo er nun alles für die Leichenfeier vorbereitete.
Aus dem Karton holte er die Kerzen hervor. Sie bestanden aus grauem Wachs, und ihre Dochte schauten dünn, weiß und krumm aus ihnen hervor. Damit der Wind die Flammen nicht löschte, mussten die Kerzen in kleine Glasbehälter gestellt werden.
Suko arbeitete ruhig und gezielt. Er hatte acht Kerzen dem Behälter entnommen und ebenfalls die gleiche Anzahl an Glaszylindern. Sehr vorsichtig stellte Suko die Kerzen der Reihe nach hinein. Die Letzte ließ er draußen, zündete den Docht an und schirmte die kleine Flamme mit der Handfläche gegen den Wind ab.
Die Flamme benutzte er, um auch die restlichen sieben Dochte zu entzünden.
Schon sehr bald war die unmittelbare Umgebung des Grabes in einen zuckenden Schein gehüllt, der nicht nur über Sukos Gesicht tanzte, sondern auch die Tote erfasste und ein Wechselspiel aus Helligkeit und Schatten über das weiße Totenhemd warf.
Je zwei Zylinder nahm Suko in die Hände, um sie an bestimmten Stellen leicht in den Boden zu drücken.
Zwei Kerzen brannten an Shaos Kopf, zwei am Fußende, zwei rechts und zwei links.
So war sie eingerahmt.
Suko atmete schwer, als er am Fußende stehen blieb und einen kurzen Blick auf seine Partnerin warf. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, seine Augen zuckten, auch die Lippen bewegten sich.
Ruckartig wandte er sich ab und holte aus dem Karton eine flache Schale hervor, auf der noch ein Deckel saß. Suko stellte die Schale ab und fasste Shaos kalte Hände an, die er so auf ihren Körper legte, dass die Handflächen nach oben zeigten.
Für einen Moment schaute er noch nach, nickte, nahm die Schale und stellte sie auf die Handflächen.. Der Boden war breit genug, dass sie auch den entsprechenden Halt bekommen konnte, und Suko nickte abermals zufrieden, als er sein Werk betrachtete.
Sein Gesicht war unbewegt, als er abermals in die Tasche griff und das Feuerzeug hervorholte. Mit der anderen Hand nahm er den Deckel ab und legte ihn zur Seite.
Die Schale war ungefähr bis zur Hälfte mit einem dunklen Pulver gefüllt. Suko tunkte den Finger hinein und rührte das Pulver durch, sodass eine kleine Mulde entstand. Aus dem Karton nahm er noch zwei helle Stäbchen, deren Spitzen er gegen die kleine Flamme des Feuerzeugs hielt. Er musste einen Moment warten, dann erst begannen die Stäbchen zu glühen, und er steckte sie sehr behutsam mit den glühenden Spitzen zuerst in das Pulver hinein.
Zunächst tat sich nichts, sodass Suko bereits Angst bekam, es wäre alles umsonst gewesen und die Stäbchen würden verlöschen, dann aber sah er den graugrünen Rauch, der aus der Pulverschale aufstieg und sich auf dem Oberkörper der Toten verteilte.
Rauchwolken glitten auch in den Schein der acht brennenden Kerzen hinein, wobei man das Gefühl hatte, als würden geheimnisvolle Figuren aus den Wolken geformt.
Suko hatte sich herhoben und war einen Schritt zurückgegangen. Am Fußende der Toten blieb er stehen, senkte seinen Blick und schaute auf die Frau, die er einmal so stark geliebt hatte.
Sie wirkte verzerrt und verschwommen. Der Qualm hatte eine Schicht über sie gelegt und bewegte sich zitternd, als würden Hände in ihm herumrühren. Es war ein besonderer Rauch, der auch nicht in die Höhe stieg und vom Wind zerteilt oder zerrissen wurde. Es blieb über dem Körper der Toten, als wollte er sie streicheln.
Suko stand wie ein Fels.
Er hatte sich breitbeinig aufgebaut. Sein Blick galt der Toten vor ihm, das Gesicht war starr, die Wangenmuskeln zuckten, auch der Mund bewegte sich, aber noch drang kein Wort aus ihm hervor. Nur in den Augen lag ein gewisses Brennen, das sich ebenfalls in der Kehle des Chinesen ausgebreitet hatte.
Suko litt.
Das war auch zu sehen, denn ein Zittern lief durch. seinen Körper, als wäre dieser Fels dabei, allmählich einzubrechen.
Erst jetzt wurde Suko bewusst, was er verloren hatte. Und der Schmerz peitschte in ihm hoch. Seine geliebte Shao, die vor ihm auf der Friedhofserde lag, wurde vom aus der Schale dringenden Rauch eingehüllt.
Suko stöhnte.
Das Geräusch war tief in seiner Kehle geboren worden. Es drang durch den offenen Mund und ließ etwas von den Gefühlen ahnen, die den Inspektor beherrschten.
Er warf den Kopf zurück, presste die Hände vor sein Gesicht und schüttelte den Kopf.
War es möglich?
Sukos Knie gaben nach. Der harte Karatekämpfer, der weder Tod noch Teufel fürchtete, war vor der Leiche seiner Partnerin zu einem willenlosen Bündel aus Schmerz und Verzweiflung geworden. Zu sehr hatte er sich in der letzten Zeit zusammenreißen müssen. Jetzt konnte er einfach nicht mehr und schluchzte wie ein kleines Kind, das auch seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
Er kniete auf der Erde, sein Rücken war gekrümmt, Kopf und Handrücken berührten fast die Oberschenkel. Der Körper wurde von einem krampfhaften Schluchzen geschüttelt, und die Laute des Wehklagens waren nur mehr dumpf hinter den Handflächen zu vernehmen.
Auch er wurde vom Rauch erreicht. Suko roch ihn. Die verglimmenden Ingredienzien gaben einen bestimmten Geruch ab, der scharf und gleichzeitig auch süßlich roch.
Eigentlich widerlich, aber dieser Geruch gehörte eben zu dem alten chinesischen Ritual.
Er sollte sich mit der fliehenden Seele der Toten vereinigen und diese auf den Weg ins Nirwana begleiten.
Zeit war für den Inspektor völlig bedeutungslos geworden. Er nahm seine Umwelt ebenfalls nicht mehr wahr und spürte auch nicht, wie der Wind über seinen Nacken strich und den kalten Schweiß dort trocknete. Er hörte nicht das Rauschen des Blattwerks und auch nicht die Geräusche der Tiere in der Nacht.
Suko war mit seinen Gefühlen allein …
Er konnte an nichts denken, die Verzweiflung überdeckte alles andere in ihm.
Ein einsamer Mensch, vor einer Toten kniend, über die der breite Schatten eines Grabsteins fiel.
Es spielte keine Rolle, wie lange die Trauer dauerte. Irgendwann würde sich Suko daranbegeben und seiner Partnerin ein Grab schaufeln, und wenn er es mit bloßen Händen tat. Das war er ihr schuldig. Danach wollte er weg. Nur keinen Menschen sehen, auch nicht seinen besten Freund John Sinclair. Er wollte für sich sein, denn eine große Aufgabe lag noch vor ihm.
Suko würde sich die Mörder der Frau holen!
Nach einer Weile richtete er sich auf. Dies geschah sehr langsam, als hätte ihn jemand an einer Schnur in die Höhe gezogen. Noch immer brannten die Kerzen, und auch aus der Schale strömte der Rauch. Unterhalb des Hügels, wo die meisten Gräber lagen, hatte sich der vom Fluss kommende Nebel ausgebreitet und das Gelände wie ein Leichentuch bedeckt.
Noch immer lag Shao bewegungslos. Der sich drehende Rauch verzerrte ihr Gesicht zu einer Grimasse, sodass Shao anders aussah, als Suko sie in Erinnerung hatte.
Nie wieder würde sie mit ihm sprechen.
Nie wieder würde sie lachen, singen, atmen.
Sie war tot!
»Tot!«, flüsterte er. »Tot. Sie ist tot!« Und dann schrie er plötzlich auf, als könnte er damit die Steine erweichen. »Tooootttt … sie ist toooottt …!«
Suko hatte sich hingekniet und den Rücken durchgedrückt. Weit stand der Mund offen. Aus den Augen rannen die Tränen und liefen an seinem Gesicht entlang. Der Schmerz und die Trauer mussten sich einfach freie Bahn verschaffen. Suko hielt die Arme vom Körper abgewinkelt, als wollte er jemanden damit umfangen.
Sein Gesicht hatte sich so verzerrt, dass es kaum noch Ähnlichkeit mit dem Original besaß. Der wilde Schmerz und die tiefe Trauer hatten die Züge des Chinesen gezeichnet.
Minutenlang saß er so, gab sich seinen Gefühlen endlich einmal hin. Er konnte sie einfach nicht mehr unter Kontrolle halten, das Band zwischen ihm und Shao war einfach zu stark gewesen.
Dann sank er nach vorn. Er spürte die Wärme des Kerzenlichts, die über seine Stirn strich, und zum ersten Mal seit einiger Zeit konnten seine Lippen wieder Worte formulieren.
»Susanoo!«, keuchte er. »Auch wenn du es geschafft hast, du sollst keinen Spaß und keine Freude daran haben. Jetzt hast du mich zum Todfeind bekommen. Wer mir das Liebste nimmt, muss damit rechnen, dass ich keine Gnade kenne. Ich werde dich jagen und vernichten, und wenn es möglich ist, stoße ich dich wieder zurück in das Dunkle Reich, aus dem man dich geholt hat. Du wirst keinen Sieg davontragen. Die Sonnengöttin Amaterasu soll gewinnen, das bin ich Shao schuldig!«
Er gab dieses Versprechen am Grab seiner toten Geliebten. Jeder, der ihn kannte, wusste auch, dass Suko alles daransetzen würde, um es einzuhalten. Tief und rasselnd atmete er ein. Seinen Schmerz hatte er hinausgeschrien, jetzt mussten die alten Rituale folgen, die man ihn bei seiner Erziehung gelehrt hatte.
Mit einem heftigen Ruck stand Suko auf. Er blieb für einen Moment auf dem Fleck stehen, schüttelte den Kopf, als wollte er trübe Gedanken verscheuchen, und setzte vorsichtig den ersten Schritt nach rechts, als wollte er ausprobieren, ob er noch laufen konnte. Er schritt nicht so federnd wie sonst, seine Bewegungen wirkten schwerfällig. Er legte beide Handflächen gegeneinander, hob die Arme an, ließ sie wieder fallen und begann mit einem leiernden Singsang, der alten Totenmusik seiner Vorfahren.
Es war sehr lange her, dass man Suko die Worte und die Melodie gelehrt hatte, doch er vergaß so etwas nie. So sang er, als wäre die Lehrstunde erst gestern gewesen.
Es waren uralte Worte, magische Sprüche, die gleichzeitig auch aufmuntern, um die Seele der Toten auf ihrem Weg ins Nirwana den nötigen Rückhalt zu geben.
Siebenmal umschritt Suko das Grab, denn es gab sieben Wege, die ins Jenseits führten, und jeder davon sollte genau abgesichert sein. Er war mutterseelenallein. Es hätten ihn auch keine Zuschauer gestört, seinen Schmerz konnte jeder sehen.
Das Pulver in der Schale brannte noch weiter. In Wellen trieb der Rauch über Shaos Körper. Er hielt sich zudem innerhalb des von Kerzen begrenzten Rechtecks und drang ebenfalls in die feuchte Erde ein, deren Geister Suko mit seinen Worten und Taten angefleht hatte.
Nach der siebten Runde blieb er wieder am Ausgangspunkt stehen, behielt die Handflächen gegeneinandergelegt und senkte den Kopf, um noch einmal nachzuschauen.
Shao hatte sich nicht verändert. Kein Dämon oder Geist aus den jenseitigen Reichen griff sie an. Sie hielten sich noch zurück, selbst Susanoo zeigte sich nicht, er blieb auch weiterhin in seinem Dunklen Reich gefangen.
Suko kniete wieder, und beugte sich vor, eine Demutsbezeigung vor dem Tod und eine Ehrerbietung seiner Shao gegenüber.
Der Rauch bewegte sich wie kräuselndes Wasser, in das man einen Stein geworfen hatte, der nun Wellen schlug. Suko begann mit dem zweiten Teil seiner Totenfeier.
Er holte noch einmal tief Luft. Sein Blick traf dabei den Mond, den diesmal keine Wolke mehr bedeckte. Er stand als stummer Beobachter am Firmament, als wollte er dem einsamen Mann Trost spenden.
Und Suko sang.
Eine alte Melodie, ein uralter Text, aus Buddhas Zeiten überliefert. Worte, die dem Tod den Schrecken nehmen und fremde Dämonen beschwichtigen sollten.
Selbst John Sinclair, Sukos bester Freund, hatte den Chinesen noch nie so singen gehört.
Der Gesang klang kehlig, rau und gleichzeitig unheimlich. Schaurig wehte er durch die Nacht, die Klage eines Verzweifelten, der trotzdem um Hoffnung für eine Tote flehte.
Der Einsame blieb am Grab hocken. Es gab plötzlich keinen Unterschied mehr zwischen der Erde, der Nacht, dem Gesang, der Natur und ihm. Alles war eingeschlossen in einen fließenden Kreislauf, der, von einer metaphysischen Motorik gesteuert, nicht mehr unterbrochen werden konnte.
Und Suko bekam den Eindruck der Leichtigkeit. Er spürte, dass die Worte mehr waren, als nur Gesang oder eine Anhäufung von Buchstaben. Ihm schien sich etwas zu öffnen. Da war jemand, der Tore weit aufstieß, damit er hindurchgehen und in eine andere Welt schreiten konnte. Eine Welt, die jenseits lag, für Menschen nicht sichtbar war und zu den Wundern gehörte, über die man flüsternd sprach, aber nichts begriff.
Die Tote war, die Erde, die Kerzen und der Rauch. Alles vermengte sich vor Sukos starren Blicken. Der Qualm wehte ihm entgegen, er atmete ihn ein und schmeckte ihn sogar.
In jede Ader fand er seinen Weg, schien das Blut zu verdrängen, um den Geist für andere Dinge zu öffnen.
Suko kam sich vor wie am Ufer eines Meeres. Zwar sah er auf die Tote, aber sie lag nicht mehr still, sie bewegte sich, doch nicht aus eigener Kraft, irgendetwas nahm sie hoch und trug sie wie auf einem hauchdünnen Schleier.
Suko war gebannt und sang weiter.
Und Shao glitt in die Höhe. Sie stellte sich sogar aufrecht, schaute ihn an, verzog die Lippen zu einem Lächeln und streckte den Arm aus, um ihn mit ihrer rechten Hand zu berühren.
Suko erlebte die Szene so intensiv, dass er seinen Kopf der gleitenden Hand entgegenstreckte, um auch nur von ihr gestreichelt zu werden.
Er spürte nichts.
Nicht einmal einen Hauch, der über seine Wangen glitt. Es war doch nur eine Fata Morgana oder eine Halluzination gewesen, alles andere verschwamm.
Shao lächelte.
Jetzt sah sie aus, als würde sie leben, und Suko forschte im Gesicht seiner toten Freundin nach, als könnte er darin lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch.
Das Lächeln sollte ihm Hoffnung geben, aber er konnte nicht daran glauben.
Shao war tot, sie blieb tot …
Er sang nicht mehr weiter. Allein die Worte hatten es geschafft, diesen Zauber aufzubauen. Jetzt, wo sie nicht mehr gesungen wurden, brach auch das andere zusammen.
Noch immer leuchteten die Kerzen, auch strömte weiter der Rauch aus der Schale, die noch immer so auf den Handflächen der Toten stand, wie Suko sie aufgebaut hatte.
Shao lag auf dem Rücken.
Bleich und tot!
Über die Lippen des Inspektors drang ein tiefes Schluchzen. Es war nur Halluzination gewesen, er konnte Shao nicht mehr ins Leben zurückrufen, die anderen waren stärker gewesen.
Er musste sich mit dem Tod seiner Geliebten für alle Zeiten abfinden. Diesmal waren sie stärker gewesen.
Suko, der seinen Oberkörper vorgebeugt hatte, richtete sich wieder auf. Er schaute über die Tote hinweg, und sein Blick verlor sich in der Dunkelheit.
Zuerst glaubte er an das Flüstern oder Raunen des Windes, dann an eine Einbildung, doch als er länger über die Tatsache nachdachte, wurde ihm bewusst, dass es sich um Stimmen handelte.
Nein, um eine Stimme!
»Bleib nur so sitzen, Chinese, sonst töten wir dich sofort!«
*
Diesmal hatte kein Geist gesprochen.. Er hatte auch keine Warnung aus dem Jenseits erhalten, das war echt gewesen. Suko rührte sich nicht. Sein Gesicht blieb unbewegt, während hinter seiner Stirn die Gedanken rasten. Es fiel ihm schwer, sich mit der neuen Tatsache abzufinden. Man hatte ihn aus einem tiefen Traum hervorgerissen und ihn mit den Realitäten konfrontiert. Da wollte jemand, dass er die Totenfeier abbrach.
Suko blieb starr.
Er wollte wissen, wie es weiterging und schielte über den Lichtschein der Kerzen hinweg.
Wie lange sie schon am Grab gewesen waren und ihn beobachtet hatten, wusste er nicht. Jedenfalls war ihnen das Gelände sehr entgegengekommen. Sie hatten sich unbemerkt anschleichen und im Schutz der Hügelwände lauern können.
Jetzt richteten sie sich auf.
Suko sah nur vier von ihnen, konnte sich aber vorstellen, dass sich auch jemand in seinem Rücken befand.
Ihre Oberkörper waren noch immer nackt. Sie trugen nur ihre engen Hosen und die Stirnbänder um die Köpfe geschlungen. Regungslos waren ihre Gesichter, in die erst Leben hineingeriet, als sie vom unruhigen Schein der Kerzen erfasst wurden.
Da sah es aus, als würden sie lächeln und gleichzeitig Grimassen schneiden.
Um die Totenstätte herum bildeten sie einen Kreis. Waffen trugen sie sichtbar nicht, aber sie hielten in den Händen ihre Trommelstöcke, mit denen sie perfekt umgehen konnten.
Suko hatte es erlebt, und er wusste auch, dass die Trommelstöcke zu Waffen werden konnten.
Sie standen da mit hängenden Armen, aber sie ließen Suko keinen Moment aus den Augen. Innerhalb einer Sekunde konnten sie sich blitzschnell bewegen und explosionsartig handeln.
Bisher hatte Suko von ihnen nicht einmal Schritte vernommen. Das änderte sich, als er in seinem Rücken die entsprechenden Geräusche vernahm. Er konzentrierte sich auf diese Laute, die so unnatürlich dumpf klangen, als würde jemand mit einem schweren Gegenstand auf dem Friedhofsboden schlagen.
Dabei waren es nur Schritte.
Schwer gesetzt, etwas mühsam und wankend, aber lauter werdend, sodass der Inspektor genau mitbekam, wie sich die Person ihm näherte. Hinter ihm blieb sie stehen.
Über den Rücken des Chinesen kroch ein Schauer. Früher hätte er etwas getan, sich gewehrt, zum Beispiel, aber jetzt schaffte er so etwas nicht. Da war die Barriere einfach zu hoch.
»Du weißt, wer ich bin?« Die Stimme klang drohend und gleichzeitig rau.
»Ja, Ondekoza!«
»Richtig, Chinese. Wir sind gekommen, um an deiner Beerdigung teilzunehmen. Wir wussten, wo du hinwolltest, denn wir stehen mit Mächten in Kontakt, die dir über sind.«
»Was wollt ihr?«
Ondekoza bewegte sich. Suko hörte ein leises Geräusch, einen Augenblick später presste sich etwas auf seine beiden Schultern. Es war der Druck knöcherner, harter Hände, die einen so starken Druck ausübten, dass Suko sein Gesicht verzog.
»Wir mussten dich besuchen!«, hörte er Ondekoza, den Dämonentrommler, sprechen. »Daran ging kein Weg vorbei. Unsere Aufgabe ist noch nicht beendet. Susanoo muss aus dem Dunklen Reich steigen und uns seine Macht beweisen. Das große Hindernis wurde ausgeräumt. Shao, die letzte Nachfahrin der Sonnenkönigin, ist gestorben, aber du lebst noch, und das können wir nicht hinnehmen. Also hat Susanoo beschlossen, auch dich töten zu lassen. Da wir seine Diener sind, kommen wir der Aufforderung gern nach. Hast du verstanden?«
»Natürlich.« Suko kannte bei der Antwort seine Stimme kaum wieder.
»Wir werden dir aber einen Gefallen tun. Zusammen mit deiner geliebten Shao wirst du hier auf dem Grabhügel deine letzte Ruhestätte bekommen. Dieser Platz soll eine magische Stätte werden, ein Ausgang und ein Tor zugleich, durch das die Dämonen des Dunklen Reichs in diese, auch deine Welt gelangen. Ihr Körper ist nur mehr eine seelenlose Hülle, aber Susanoo wird sie zu nutzen wissen.«
Suko hatte die Erklärung sehr genau verstanden, und er spürte plötzlich den Druck in seinem Magen. »Durch … durch Shao wird er kommen?«
»Ja, durch sie.«
Eine Sekunde nach dieser Antwort löste sich der Druck der wie hölzern wirkenden Hände, und Suko hörte den Befehl des Dämonentrommlers. »Du brauchst nicht mehr am Boden zu knien. Steh auf, los!«
Es fiel dem Inspektor schwer, sich in die Höhe zu stemmen. Nach dem langen Sitzen war er ziemlich steif geworden, zudem hatte ihn die Spannkraft seines Körpers verlassen. Er fühlte sich matt und ausgelaugt, drehte trotzdem den Kopf und sah Ondekoza wie einen gelblichweißen Schatten hinter ihm stehen.
Nur das Gesicht erkannte er, der Körper verschmolz mit der Dunkelheit des Bodens, denn auch das zuckende Licht erreichte den Anführer der Dämonentrommler nicht.
»Wir werden ihn jetzt holen!«, erklärte Ondekoza mit einer Stimme, die ein raues, tiefes Timbre besaß und der Situation angemessen klang. »Fangt an, meine Freunde!«
Die Aufforderung galt den fünf Dämonentrommlern. Sie standen so weit voneinander entfernt, dass sie sich auch nicht berührten, wenn sie die Arme mit den Trommelstöcken hoben und die Hände bewegten.
Noch hielten sie still, aber ausgebreitet, bis aus Ondekozas Mund ein leises Zischen drang.
Sie fingen an. Und abermals zeigten sie artistische Leistungen. Suko konnte mit den Blicken den Trommelstöcken kaum folgen, er spürte nur hin und wieder den Luftzug, der auch die Kerzenflammen tanzen ließ.
Suko rechnete auch mit einem Angriff, denn er wusste, wie hart die Trommler zuschlagen konnten. Richtig angesetzt, paralysierte ein Treffer einen Menschen.
Der Inspektor wurde nicht erwischt. Zwar huschten die tennisballgroßen Dämpfer dicht an seinem Gesicht vorbei, er spürte auch den Luftzug, doch seine Haut wurde nicht einmal berührt.
Allmählich gewann Suko seine Fassung und auch seine Ruhe zurück. Er verfolgte die Bewegungen der Trommler sehr genau und stellte dabei fest, dass die Schläge und Bewegungen von denen, wie er sie auf der Bühne erlebt hatte, abwichen.
Wenn Arme vorgestreckt, wieder zurückgezogen oder kreisförmig bewegt wurden, so glichen diese Bewegungen schon mehr einem Ritual. Manchmal sehr schnell und zackig, dann wieder langsam, fast einschläfernd, als wollte man jemanden herbeiholen.
Und so war es ja auch.
Aus der unergründlichen Tiefe des Dunklen Reichs sollte ein Dämon emporsteigen, der den Schrecken brachte und alles vernichtete, was sich ihm in den Weg stellte.
Wie lange Susanoo im Dunklen Reich gefangen gehalten wurde, wusste wohl nur er selbst. Aber welcher Dämon zählte schon in Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten?
Viele waren und blieben zeitlos.
Die Bewegungen der Dämonentrommler zeigten einen ersten Erfolg, denn nicht nur oberhalb des Grabs tat sich etwas, auch in seinem Innern wurden Kräfte befreit, die allmählich an die Oberfläche stiegen und sich mit dem dort wallenden Rauch vermischten.
Shao lag noch immer bewegungslos, doch unter ihr bewegte sich die Erde, denn es entstanden erste Risse und Spalten, aus denen ein grünlicher Dampf wölkte, der sich mit dem Rauch aus der Schale vermischte
Jeder sah diesen Vorgang, auch die Dämonentrommler, und Suko hörte ihr leises Lachen.
Vielmehr war es Ondekoza, der nicht mehr an sich halten konnte und sich sogar die Hände rieb.
»Er lässt uns nicht im Stich. Susanoo hat unser Flehen erhört. Er befindet sich auf dem Weg aus dem Dunklen Reich hinein in unsere Welt. Dort wird er die Herrschaft ausüben und die Sonnengöttin stürzen. Er wird ihren Fächer der Macht holen und …«
Die weiteren Worte gingen in einem Gemurmel unter, von dem Suko nichts mehr verstand.
Er wollte es auch nicht, denn etwas anderes hatte ihn voll und ganz in seinen Bann gezogen.
Eine Tatsache, die er kaum begreifen konnte, die aber vorhanden war, denn in dem Gemurmel war eine zweite Stimme zu hören gewesen, die nur Suko vernahm.
»Du bist nicht so schwach, wie es aussieht. Denke immer daran, dass auch das Gute noch einen Trumpf behält. Das Böse kann gestoppt werden, du kannst es stoppen …«
Suko war durcheinander. Er wusste nicht, wer gesprochen hatte, auch die Stimme kannte er nicht. Sie hatte so fremd und gleichzeitig vertrauenserweckend geklungen, wobei er nicht feststellen konnte, ob sie einem weiblichen oder einem männlichen Wesen gehörte.
Sie war neutral …
Der Inspektor interessierte sich nicht mehr für seine Umgebung. Er lauschte einzig und allein der Stimme, die ihm so fremd und gleichzeitig vertraut war.
Ja, sie flößte Vertrauen ein …
»Du zögerst, Suko? Weißt du nicht, wer zu dir spricht? Höre genau hin, folge dem Klang, dann hast du bald erkannt, durch was oder wen ich zu dir rede …«
Suko kam dieser Aufforderung nach, konzentrierte sich, lauschte und hatte das Gefühl, allmählich im Boden zu versinken. Jetzt wusste er, wer zu ihm gesprochen hatte.
Der Stab!
*
Wie eine Wand, so starr und steif blieb Suko stehen. In seinem Hirn überschlugen sich die Gedanken. Er wollte Klarheit gewinnen, es war nicht möglich, zu sehr hatte ihn die letzte Vermutung aufgescheucht.
Konnte der Stab reden?
Nein, auf keinen Fall. Er war ein toter Gegenstand, allerdings magisch aufgeladen, und er ermöglichte es, wenn Suko ein bestimmtes Wort rief, die Zeit für fünf Sekunden anzuhalten, sodass sich innerhalb der Rufweite des Stabträgers nur derjenige bewegen konnte, der den Stab auch tatsächlich besaß.
Das war Suko klar, das hatte man ihm auch bei der Übergabe des Stabs in diesem alten Himalaya-Kloster gesagt. Aber hatte der Mönch nicht noch von gewissen Geheimnissen gesprochen, die der Stab beinhaltete? Es war ein sehr wertvolles Stück, und er stammte von dem ab, der als Gründer der buddhistischen Religion angesehen wurde.
Von Buddha persönlich!
Deshalb durfte Suko auch nicht, wenn die Magie des Stabes andere Menschen erstarren ließ, töten. Sonst hätte er die Wirkung verloren.
Dem Inspektor war nicht bekannt, aus welch einem Material der Stab bestand. Er kannte nur seine Farbe. Sie schwankte zwischen einem dunklen Grün und einem tiefen Braun. Wenn er den Gegenstand umklammert hielt, hatte er das Gefühl, einen kurzen Lederstock zu erfassen, der sich jedoch nicht zusammendrücken ließ, weil er so hart war.
Auch konnte er ihn nicht biegen, wohl ein wenig dehnen, ansonsten war das Material zu hart.
Und jetzt sollte er reden können?
Das wollte der Chinese einfach nicht glauben. Nein, diese Stimme musste einem anderen gehören.
Es war wie bei John Sinclair, wenn der Seher mit ihm sprach, dessen Geist sich in irgendeiner fernen Dimension befand.
Die Trommler hatte Suko vergessen. Er dachte einzig und allein über dieses Phänomen des Stabes nach und wartete darauf, dass er sich wieder meldete.
Er tat ihm den Gefallen.
»Denke nach, Suko, denke genau nach. Bisher habe ich mich zurückgehalten, aber jetzt sehe ich eine gewaltige Gefahr herankommen, allein durch den mächtigen Susanoo. Es gibt nur eine Möglichkeit, nur eine …«
Der Unbekannte hatte die Worte sehr drängend gesprochen, und Suko intensivierte seine Gedanken.
Plötzlich traf es ihn wie der berühmte Geistesblitz. Ja, der Unbekannte hatte recht. Es gab wirklich nur eine Möglichkeit.
Suko wagte es kaum, den Namen auszusprechen. Mit zittriger Stimme tat er es und fragte: »Buddha …?«
»So ist es, Suko!«
*
Ich hatte eine Spur gefunden!
Endlich, musste man da sagen, denn was hinter mir lag, war eine kleine Hölle. 1
Begonnen hatte alles mit Shaos plötzlichem Verschwinden, für das weder Suko noch ich eine Erklärung fanden. Aber wir wollten uns auch nicht mit den schlimmen Tatsachen abfinden und machten uns auf die Suche. Bei einem Anruf, der Suko galt, fanden wir die erste Spur. Als Hintergrundgeräusch hatten wir dumpfe Trommellaute vernommen, und eine Trommlertruppe aus Japan hielt sich momentan in London auf. Diese Männer nannten sich die Dämonentrommler. Sie waren wegen ihrer Kunst zu einer kleinen Sensation geworden, traten in einem Theater in Soho auf, das fast an jedem Abend ausverkauft war.
Wir fuhren hin. Trennten uns aber, denn wir wollten nur vereint zuschlagen.
Während ich mir die Vorstellung anschaute, näherte sich Suko der Bühne von der Rückseite. Er hatte Pech, wurde gefangengenommen und in eine der übermenschengroßen Trommeln gesteckt. In einer zweiten hatte sich Shao befunden.
Das alles wusste ich nicht, als ich mir die Darbietungen snchaute, aber ich hatte dann den schrecklichen Schrei gehört, war während der Pause auf die Bühne gestürmt und hatte mich den Trommlern gestellt.
Es war zu einer harten Auseinandersetzung gekommen. Mir gelang es dabei, die anderen zu zwingen, Shao aus der Trommel zu befreien. Suko hatte die Bespannung selbst zerhämmert.
Doch die Männer holten eine tote Shao aus der Trommel. Sie hatte die akustische Folter mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Nie werde ich die Szene vergessen, als sich Suko bückte und seine Shao auf die Arme nahm.
Er lief mit ihr weg, ich konnte ihn nicht aufhalten, da ich mich um die Trommler kümmern musste. Sie flohen schließlich, als die von den Zuschauern oder Bühnenarbeitern alarmierten Polizisten eintrafen. Auch eine Großfahndung erreichte nichts. Suko und die Dämonentrommler blieben ebenso verschwunden wie Shao.
Ich war in mein Büro gefahren, hatte mit Sir James Powell gesprochen, und wir beide konnten nur auf einen Zufall hoffen, da die Spuren verweht waren.
Dieser Zufall trat ein.
Telefonisch meldete sich ein mir bis dato unbekannter Mann namens Chu Tang. Er, ebenfalls ein Chinese, hatte mit Suko kurz vor unserer Unterhaltung Kontakt gehabt. Suko war bei ihm gewesen, um sich gewisse Dinge abzuholen, die er für eine private Totenfeier benötigte. Chu Tang war die Sache nicht geheuer vorgekommen, er hatte zwei Männer auf Sukos Spuren gesetzt und wollte mich wieder anrufen, wenn die Beobachter einen Erfolg errungen hatten.
Das geschah tatsächlich.
Zwar hatten die Aufpasser Sukos Spur verloren, aber erst in der Nähe eines Gebiets, in dem ein alter Friedhof lag, wo nur Chinesen begraben worden waren.
Für mich stand fest, dass Suko seine Shao dorthin bringen würde, um die Totenfeier abzuhalten.
Der Friedhof lag nahe einer Themse-Biegung. Dieser Flusslauf trennte zwei Londoner Stadtteilte voneinander.
Nördlich lag Fulham, südlich davon Wandsworth, und an beiden Ufern erstreckten sich in einer relativ weiten Zone die Flussauen hin. Dort lag auch der Friedhof.
Ich hatte mir einen zweiten Leihwagen genommen, ebenfalls einen Rover, und mit dem jagte ich durch die Nacht.
Der kürzeste Weg führte direkt am Ufer der Themse entlang. Chelsea Embankment hieß diese breite Straße, auf der tagsüber sehr viel Verkehr herrschte, die des Nachts aber eine zügige Fahrt erlaubte.
Hinter uns lag ein heißer Tag. In der Nacht hatte er sich nur wenig abgekühlt. Um etwas Linderung von der Schwüle zu bekommen, hatte ich die Seitenscheibe nach unten gekurbelt und ließ den Fahrtwind über mein Gesicht streichen.
Ich war gespannt wie selten. Meine Sorgen und Gedanken drehten sich um Suko.
Shao war tot, daran konnte man nichts ändern, aber ich musste Suko vor irgendwelchen Dummheiten bewahren. Als er Shao auf der Bühne hochgenommen hatte, waren ihm seine Gefühle nicht anzusehen gewesen. Sein Gesicht wirkte wie in Stein gehauen. Er hatte nicht geschrien und nicht getobt. Nicht einmal gesprochen.
Aber gerade diese Beherrschung fand ich so unnatürlich, dass ich es mit der Angst zu tun bekam.
Ich musste Suko finden und ihm helfen.
Noch rollte ich auf der Grosvanor Road dahin. Erst später wurde daraus Chelsea Embankment.
Noch auf der Grosvanor Road passierte es. Der Lichtschein der plötzlich aufzuckte, gehörte keinem Autoscheinwerfer. Er musste aus einer Stablampe stammen, und er wurde so schnell gedreht, dass sich oberhalb der Fahrbahn ein Kreis bildete.
Da warnte jemand.
Ich verringerte das Tempo und hatte plötzlich das Gefühl, durch den Schein angesprochen zu werden.
Deshalb fuhr ich noch langsamer und rollte so dicht wie möglich an den linken Straßenrand.
Erst jetzt trat die Gestalt zurück. Die Lampe beleuchtete den Erdboden, und als ich die Tür öffnen wollte, sah ich schon in das Gesicht eines Chinesen.
»Sie sind John Sinclair?«
»Ja, verflixt, was ist?«
»Sie müssen mitkommen.«
»Ach – und wohin?«
»Zu Chu Tang.«
Eine Falle? Ich schaute mir den Burschen an, so gut dies möglich war. In seinem Gesicht sah ich keine Falschheit, deshalb beschloss ich, ihm zu vertrauen.
»Okay, und dann?«
»Chu Tang wird mit Ihnen reden.«
»Verdammt, ich will zu dem Friedhof!«
»Das wissen wir, Sir, aber es ist wichtiger, wenn Sie uns folgen. Sie können Ihrem Freund dann besser helfen. Glauben Sie mir. Wir besitzen Chu Tangs Vertrauen, wir sind seine Neffen. Nicht umsonst hat er uns geschickt.«
»Und wo finde ich ihn?«
»In Paddington wohnt er.«
»Das ist verflucht weit.«
»Wissen wir, Sir, aber Sie brauchen nur bis Soho. Dort wird sich alles abspielen.«
Ich überlegte. Verdammt, es war für mich schwer, eine Entscheidung zu treffen. Falle oder nicht, so lautete die Frage. Chu Tang kannte ich nicht, obwohl ich ihm instinktiv schon Vertrauen entgegenbrachte, denn er hatte mich schließlich auf die Spur gebracht.
»Wie kommt es, dass er sich so schnell in seiner Meinung gedreht hat?«
»Wir wissen es nicht, Sir. Es muss etwas passiert sein. Etwas Entscheidendes. Sie müssen uns vertrauen.«
»Und wie haben Sie mich gefunden?«
Jetzt lächelte der junge Chinese. »Einer unserer Freunde ist Ihnen nachgefahren. Wir stehen per Sprechfunk miteinander in Verbindung. Das ist die Lösung.«
»Ja, gut ausgerüstet.«
»Sie sollten nicht zu lange warten, Sir. Haben Sie sich entschlossen? In Soho wartet man auf uns.«
»Etwa in dem Theater, wo die Dämonentrommler auftraten?«
»Nein, woanders. Dort wird uns auch Chu Tang empfangen. Er besitzt ein zweites Haus in Soho und eine kleine Filiale seines Unternehmens.«
»Dann bestattet er also nur?«, fragte ich.
»Auch.«
Ich trommelte mit beiden Händen auf den Lenkradring. Klar, sie wollten von mir eine Entscheidung, und der junge Chinese drängte mich noch einmal dazu.
»Sir, Sie können ihm besser helfen, wenn Sie in Soho sind. Es gibt eine magische Verbindung.«
Ich hakte sofort nach. »Welche?«
»Drei Gräber.«
»Was? Drei Gräber in Soho?«
»So ist es.«
»Davon habe ich nie gehört.«
»Das ist möglich, Sir. Es sind auch besondere Gräber. Mythische, geheimnisvolle und für Nicht-Chinesen nie zugänglich, wenn Sie verstehen.«
»Noch nicht, mein Lieber, aber ich werde mitfahren.«
»Danke, Sir.«
Bevor ich startete, kurbelte ich die Scheibe wieder hoch. Verdammt, hoffentlich hatte ich nicht völlig falsch gehandelt. Auf diesem Friedhof hätte ich Suko treffen können, so aber führte man mich in eine völlig andere Richtung.
Etwas Sicherheit wollte ich bekommen. Über das Autotelefon rief ich Sir James an, der sich sofort aus seiner Privatwohnung meldete und überrascht war, mich zu hören.
Ich erklärte ihm während der Fahrt die neue Sachlage.
Sir James zeigte sich, was verständlich war, nicht eben begeistert. »Verflixt, John, haben Sie sich das auch genau überlegt?«
»So gut wie möglich.«
Er war nicht einverstanden. Es hagelte indirekte Vorwürfe, sodass ich fast schon schwankend in meinem Entschluss wurde und mit dem Gedanken spielte, umzukehren.
Dann blieb ich bei meinem Vorsatz und behielt die Richtung bei. Ich sagte es auch Sir James und erklärte ihm, dass ich alles auf meine Kappe nehmen würde.
»Wie meinen Sie das, John?«
»Sollte etwas schieflaufen, Sir, werde ich die Verantwortung übernehmen und nötigenfalls auch die Konsequenzen ziehen.«
Der Superintendent räusperte sich. »Darf ich das so verstehen, dass Sie Ihren Job aufgeben würden?«
»So ist es.«
»Gut, Sie wissen, was Sie tun.« Seine Stimme klang gläsern. »Ich kann Ihnen dazu nur viel Glück wünschen, John. Wir hören wieder voneinander.«
»Auf jeden Fall, Sir.«
Damit war die Verbindung unterbrochen, und ich konnte mich wieder auf die Fahrerei konzentrieren.
Mein Blick blieb an den Heckleuchten des Opels kleben, mit dem die beiden Männer gekommen waren. Sie fuhren sehr zügig, hielten sich aber noch an die Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Zwischen dem Hyde und den Green Park rollten wir in Richtung Mayfair, wo wir uns schon fast an der Grenze zu Soho befanden. Auch die berühmte Regent Street mussten wir überqueren, und so tauchte ich abermals ein in diesen auch in der Nacht noch quirligen Backofen der Weltstadt London.
An heißen Sommertagen und in den lauen, warmen Nächten gab es in Soho keine Ruhe.
Da drängten sich die Menschen, hatten die Lokale Hochbetrieb und nutzten ihre Nachtlizenzen weidlich aus.
Soho besteht, wie man inzwischen wohl weiß, nicht nur aus Vergnügen. Es gibt auch noch alte düstere Ecken und große Wohnviertel. Dorthin führte uns unser Weg nicht.
Die Chinesen schlugen die Richtung des alten Soho ein, wo die Häuser oft noch aus dem letzten Jahrhundert stammten, jetzt allerdings dem Zahn der Zeit Tribut zollen mussten.
Die Straßen wurden enger. Oftmals waren es nur schmale Gassen, durch die wir rollten. Es brannten kaum Laternen. Die Einfahrten zwischen den Häusern wirkten manchmal wie gefährliche Tunnels oder dunkle, unheimliche Schlünde.
Die Scheinwerfer meines Rover leuchteten auch in den Opel. Einmal sah ich den Beifahrer winken, und im nächsten Augenblick flackerte die rechte Blinkleuchte des Wagens auf.
Eine Straße gab es nicht, aber einen dieser dunklen Einschnitte zwischen den Häusern.
In ihn tasteten sich beide Fahrzeuge hinein. Soeben schaffte ich die Kurve und durfte danach das Lenkrad um keinen Zoll verreißen, sonst wäre ich an der Wand entlanggeschabt. Mit dem Außenspiegel kratzte ich schon fast dagegen.
Hinter der schmalen Einfahrt öffnete sich ein düsteres Hofgeviert. Hoch stachen die alten Hausfassaden in den dunklen Nachthimmel. Wenn ich hochblickte, konnte ich die schrägen Dächer kaum erkennen.
Die Stoppleuchten glühten auf wie zwei dämonische Augen, bevor der Opel vor der Hauswand stehen blieb.
Ich stellte den Rover daneben.
Als ich ausstieg und mich dabei bückte, spürte ich den Druck der Waffen. Nicht nur die Beretta hatte ich mitgenommen, auch den silbernen Bumerang, der mir schon oft eine große Hilfe gewesen war. Gern hätte ich auch den Würfel dabeigehabt, so viel Zeit, um ihn aus den Panzerschränken des Yard zu holen, war leider nicht geblieben.
Die beiden warteten auf mich. »Finde ich hier die drei Gräber?«, sprach ich sie an.
»In der Nähe.«
So ganz überzeugten mich ihre Antworten nicht, aber da war nichts zu machen. Sie saßen am längeren Hebel, und ich musste ihnen folgen. Dass sie beide vor mir hergingen, empfand ich als positiv. Wir schritten auf eine Hauswand zu, an der etwas Rechteckiges schwarz blinkte. Es war ein Schild, das sich im leichten Luftzug bewegte. Die Buchstaben darauf konnte ich nicht lesen, weil es zu dunkel war.
Der Flur hinter der schmalen Brettertür war eng und gefüllt mit einer miesen Luft. Die beiden machten kein Licht. Ich sah nur mehr die Schatten ihrer Rücken.
War es doch eine Falle?
Sie blieben schließlich stehen und drehten sich nach links. Als ich genauer hinschaute, erkannte ich den Umriss einer Tür. Das Klopfen klang nach einem Signal. Ein Summer ertönte, dann wurde die Tür aufgedrückt, sodass ein rotgelber Lichtschein in den Flur fiel und sich auf dem Steinfußboden spiegelte.
Einer der beiden Chinesen blieb im Schein stehen, der andere betrat den Raum.
»Warten Sie noch, Sir, wir werden gerufen.«
Ich deutete auf meine Uhr. »Habt ihr eigentlich vergessen, dass ich es eilig habe?«
»Sir, das wissen wir, aber Chu Tang steht auf Etikette.«
Zum Glück dauerte die Zwangspause nicht lange. Der zweite Neffe kehrte zurück und winkte uns.
Ich betrat einen Raum, dessen Einrichtung ich in einem Haus wie diesem nie vermutet hätte. Die Möbel konnte man allesamt als Kostbarkeiten bezeichnen. Sie bestanden aus dunklem Ebenholz, das im Licht der drei Lampen matt schimmerte.
Die beiden Sideboards waren mit Intarsien-Arbeiten verziert. Golden glänzten die Einfassungen der Schlüssellöcher. Auf den Boards standen kostbare Vasen aus hauchdünnem Porzellan.
Zu beiden Seiten eines Schreibtisches hatten sich die Neffen Chu Tangs aufgestellt. Er selbst saß hinter dem ebenfalls aus Ebenholz gefertigten Möbelstück, schaute auf das Telefon und sah mir dann in die Augen.
Es war ein zwingender und prüfender Blick, dem ich ohne Weiteres standhalten konnte.
»Ja«, sagte der ältere Mann mit dem Faltengesicht schließlich. »Unser Vetter Suko hat nicht gelogen. Sie sind ein ehrlicher Mann, John Sinclair. Ich lese es in Ihren Augen.«
»Und wenn Sie nicht zu diesem Ergebnis gekommen wären?«
»Hätten wir nicht zusammenarbeiten können.«
»Aber jetzt doch.«
Chu Tang nickte. Dann bewegte er seine langen Finger. Die beiden Neffen verstanden. Sie verließen den Raum lautlos und verbeugten sich noch an der Tür.
Chu Tang bot mir einen Sitzplatz an. Der Stuhl sah so zierlich aus. Ich wunderte mich jedoch, wie bequem ich auf ihm sitzen konnte. »Wer sind Sie?«, fragte ich ihn.
»Sie haben das Recht, diese Frage zu stellen, und ich will Ihnen auch gern eine Antwort geben. Meinen Namen kennen Sie, Mr. Sinclair. Ich leite hier in Soho ein Beerdigungs-Unternehmen. Das heißt, ich bin der einzige in London, der Beerdigungen wie in unserer Heimat organisiert. Ich habe die alten Traditionen und Rituale aufrechterhalten und kenne mich auch in den Dingen aus, die von vielen modernen Chinesen nicht mehr ernst genommen werden.«
»Suko gehörte nicht dazu.« »Nein, Mr. Sinclair, deshalb hat er mir so viel bedeutet. Als ich ihn sah, zerriss es mir das Herz. Er zeigte es nicht offen, aber ich sah seine Qualen. Er hat mich in meinem Geschäft besucht, um die Dinge abzuholen, die er für eine Totenfeier benötigt. Da wusste ich, dass es ihm schlechtging.«
»Und Sie haben mich davon abgehalten, ihn auf dem Friedhof zu besuchen, Mr. Chu Tang.«
»Das tat ich nicht ohne Grund.«
»Da bin ich gespannt.«
Er nickte sehr bedächtig. »Das können Sie auch sein, Mr. Sinclair, denn ich vertraue Ihnen jetzt etwas an, über das ich bisher mit einem Weißen nie gesprochen habe. Selbst Suko weiß es nicht, und auch nur wenige meiner Landsleute sind darüber informiert.«
Ich war über die Mentalität der Chinesen gut informiert und wusste, dass sie selten direkt zum Ziel kamen, aber ich hatte es in diesen Augenblicken eilig, deshalb fragte ich sofort nach. »Handelt es sich möglicherweise um die drei Gräber?«
»Um sie geht es!«
»Und die finde ich hier?«
Chu Tang breitete beide Arme aus. »Ja, diese Gräber existieren in Soho. Aber denken Sie nicht, Mr. Sinclair, dass es sich dabei um normale Gräber handelt, nein, sie sind außergewöhnlich, und man kann sie als das Erbe unserer Vorfahren bezeichnen.«
»Vorfahren?«
Er lachte schmal. »Ich gebe zu, das ist möglicherweise nicht der richtige Ausdruck, aber im Prinzip habe ich recht. Die ersten Chinesen, die nach London kamen, waren wesentlich traditionsbewusster, als wir es heute sind. Sie haben ihre Sitten und Gebräuche nicht nur mit in das fremde Land gebracht, sondern sie weitergeführt. Und einige von ihnen beteten zu den Göttern, die wiederum Erbarmen und Einsehen mit ihnen hatten und einige aus ihrer Mitte zu sehr mächtigen Kriegern machten, die unter dem Schutz der Götter standen.«
»Dann liegen in den Gräbern also mächtige Krieger begraben?«
»Sie starben im Kampf gegen das Böse, doch sie standen unter dem Schutz der Götter, deshalb konnten sie nicht sterben, sie verwandelten sich nur und nahmen eine andere Gestalt an.«
»Welche?«
»Das werden Sie noch sehen, John
Sinclair. Es ist jetzt noch nicht wichtig, lassen Sie mich weiter berichten. Die Krieger hatten Einblick in andere Welten bekommen, deren Tore ihnen die Götter öffneten. Und es gibt alte Mythen, wo sich die chinesischen und japanischen Legenden treffen. So war es auch hier. Die Krieger wussten sehr genau, dass mächtige japanische Götter existierten. Emmo-Hoo, der Teufel, war ihnen ebenso ein Begriff wie Susanoo oder Amaterasu auf der anderen Seite. Sie sehen, dass wir hier eine Verbindung haben.«
»Kennen Sie auch die Dämonentrommler?«
Chu Tang beugte sich vor und zeigte mir ein etwas verzeihendes Lächeln. »Es gibt nicht viel in meinem Wirkungskreis, das mir entgeht. Schon gar nichts, das meine Interessen berührt. Ich wusste von den Trommlern, und ich kannte auch die alte Sage, dass sie durch ihre Musik und ihren Rhythmus in der Lage sind, Susanoo aus seinem Reich zu holen. Aber das wollen wir alle nicht.«
»Weshalb haben Sie dann nicht eingegriffen?«
»Vielleicht hätte ich es getan, doch ich war zu lange weg. Man hatte mich in die Staaten geholt, wo ein sehr guter Freund von mir im Sterben lag. Ich saß zwei Wochen an seinem Bett und redete mit ihm. Deshalb habe ich sehr viel verpasst und bin etwas spät gekommen.«
»Zu spät?«
Er hob seine schmalen Schultern. Chu Tang trug einen dünnen schwarzen Anzug und ein fahlweißes Hemd. Die wenigen Haare auf seinem Kopf hatte er nach hinten gekämmt.
»Bitte, geben Sie mir eine Antwort!«
»Ich glaube nicht, dass wir zu spät gekommen sind«, erklärte er mit leiser Stimme.
»Und weshalb nicht?«
»Weil ich die drei Krieger noch nicht gesehen habe.«
»Die toten?«
»Nein, die verwandelten.« Seine Stimme hatte leise, aber leicht vorwurfsvoll geklungen.
»Und wann würden sie erscheinen?«
»Wenn es gesichert ist, dass Susanoo aus den Tiefen des Dunklen Reichs hoch ans Licht steigt.«
Ich wischte über meine Stirn. Feuchtigkeit blieb auf der Handfläche zurück. »Davor habe ich immer Furcht gehabt. Ich erlebte ihn schon einmal, ich weiß auch, weshalb Shao aus dem Weg geräumt wurde, denn sie hätte sich zu einer Barriere für Susanoo aufbauen können. Ja, jetzt ist sein Weg frei.«
»Nur über Shao!«
»Wieso das?«
»Er braucht sie. Er muss ihren Körper als Transporter oder Beschleuniger benutzen.«
»Eine Hülle?«
»So wird es sein.«
Ich starrte den alten Chinesen an. Möglicherweise ahnte er meine Gedanken, denn sie bewegten sich auf einem etwas komplizierten Wege. Shao war schließlich die Letzte in der Nachfahrenschaft der Sonnengöttin. Und ihr Körper sollte tatsächlich von Susanoo, einem Dämonen übernommen werden.
Das war schon schlimm!
Chu Tang nickte mir zu. »Ich weiß, worüber Sie nachdenken, Mr. Sinclair, es ist paradox, aber wir müssen uns mit den Tatsachen abfinden. Es wird so geschehen, ich weiß es.«
»Und Shao ist nicht mehr zu retten.«
»Eine Tote?«
Er hatte die Frage mit einem ungewöhnlichen Unterton in der Stimme gestellt, sodass ich einhaken konnte. »Wenn Shao tot ist und ihr Körper übernommen werden kann, dann lebte sie doch wieder. Wenn auch als fremdes Wesen.«
»Das kann geschehen.«
Ich musste mich räuspern. »Mein Gott, so etwas habe ich schon einmal erlebt mit einer Frau namens Jane Collins. In sie ist damals der Geist des Rippers gefahren. Er hat dafür gesorgt, dass sie eine Hexe wurde. Und es hat Jahre gedauert, bis sie mit unserer Hilfe wieder normal wurde.«
»Das könnte Shao auch passieren.« Über den Schreibtisch hinweg schaute ich Chu Tang hart an. »Und was muss geschehen, damit es nicht passiert?«
»Jemand müsste Shao töten, wenn Susanoos Geist in ihr steckt.«
»Sie würde noch einmal sterben?«
»Darauf läuft es hinaus.«
Ich rang meine Hände und dachte dabei an Suko. Wenn er das erfuhr, drehte er durch.
Mein Nachdenken wurde durch die Stimme des alten Chinesen unterbrochen. »Wenn das alles eintritt, wie ich es gesagt habe, wird Suko sich nicht allein auf dem Friedhof befinden. Um Susanoo zu locken, müssen auch andere dabei sein.«
»Die Trommler?«
»Sicher!«
Ich stand heftig auf. »Dann hat Suko keine Chance. Ich habe sie erlebt. Sie sind gut, sie …«
»Der Gute hat immer Möglichkeiten, Mr. Sinclair. Noch haben wir nicht verloren. Aber ich gebe Ihnen recht, wir sollten nicht mehr zu viel Zeit verlieren.«
»Und wo wollen wir jetzt hin? Zu den drei Gräbern?«
»Selbstverständlich.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Ich werde Ihnen zeigen, wo die drei Helden Ihre letzten Ruhestätten gefunden haben.«
»Und in welch einer Zustandsform kann ich sie sehen?«
Da lächelte er wieder und senkte für einen Moment seinen Kopf. »Wir Menschen müssen uns daran gewöhnen, dass wir nicht das absolute Ergebnis der Schöpfung sind, auch wenn es manche Religion so lehrt. Andere Wesen können ebenso intelligent sein wie wir Menschen. Nur mangelt es uns an der Toleranz. Wir stehen ihnen nur deshalb feindlich gegenüber, weil die Fremden anders aussehen als wir. Auch Monstren, Dämonen oder Tiere können Gefühle haben.«
»Weshalb sagen Sie mir das, Chu Tang? Ich denke selbst so wie Sie.«
»Damit Sie sich nicht erschrecken, wollte ich sie auf das vorbereiten, was Sie möglicherweise zu sehen bekommen. Ich habe Ihnen gesagt, dass die Krieger in einen anderen Zustand übergegangen sind. Sie werden sie erleben – und zwar als Vögel!«
Ich schaute ihn an, als hätte er mir irgendein Märchen erzählt. »Tatsächlich als Vögel?«
»Als für Menschen hässliche, geierartige Wesen mit knallroten Köpfen. Sie haben eben einen anderen Zustand erreicht, Mr. Sinclair. Daran kann man nichts ändern.«
»Und Sie werden mich begleiten?«
Chu Tang hob den rechten Zeigefinger. »Falls Sie von ihnen akzeptiert werden.«
Mehr sagte er nicht. Er ging zur Tür öffnete sie, und ich sah im Flur seine beiden Neffen wie Wachsoldaten stehen. Wahrscheinlich besaßen sie diese Funktion auch.
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass wir das Haus verlassen oder zumindest in den Keller gehen würden, das aber geschah nicht. Der alte Chinese wandte sich der schmalen Treppe zu, die in die oberen Etagen des Hauses führte.
Ich folgte ihm, und in meinem Schlagschatten hielten sich hinter mir die beiden Neffen auf. Im Haus herrschte Ruhe. Nur in der vorletzten Etage kam uns eine alte Frau entgegen, die jedoch respektvoll stehen blieb und erst weiterging, als wir sie passiert hatten.
Über eine leiterartige Treppe erreichten wir schließlich das Ziel. Es lag auf dem Dach des Hauses.
Einer der jungen Männer drückte eine Luke auf, nachdem er die Verriegelung gelöst hatte. Der Wind war zwar kühl, aber er brachte keine Frische mit, nur den Geruch aus den Straßenschluchten von Soho, eine undefinierbare Mischung aus zahlreichen Komponenten. Angefangen vom Bratenduft, über Fischaroma bis hin zu Knoblauch.
Ich hatte die Dächer vom Hinterhof aus nicht genau erkennen können, aber auf einem glaubte ich drei Schornsteine zu erkennen. Sie erinnerten mich an Mahnmale. In der Dunkelheit schimmerten die Pfannen blauschwarz. Manchmal fuhr ein fahler Glanz über sie hinweg, wenn irgendein Lichtreflex das Dach streifte. Soho war beleuchtet. Die bunden Leuchtreklamen sorgten für ein buntes Lichtermeer.
Chu Tang trat mit leisen Schritten zu mir. Wie sicher sich dieser Mann auf dem Dach bewegte, war schon erstaunlich. Vor mir blieb er stehen und schaute hoch.
»Sie haben die Gräber bereits gesehen, Mr. Sinclair?«
»Nein, sollen sie hier …?«
»Moment.« Chu Tang drehte sich und sagte etwas zu seinen beiden Neffen, die sofort handelten und große Stablampen unter ihrer Kleidung hervorholten.
Sie schalteten sie ein, drehten sich, und ich beobachtete alles.
Drei Lichtlanzen, drei Ziele, die aber wie ein einziges wirkten, denn es waren die Kamine, die angestrahlt wurden.
Erst jetzt konnte ich sie genauer sehen, ging auch noch vor und schüttelte den Kopf.
»Fällt Ihnen etwas auf?«, fragte Chu Tang hinter mir.
»Ja, zum Henker. Die sehen tatsächlich aus wie Grabsteine.«
»Ja, Mr. Sinclair. Drei Gräber in Soho. Sie haben eines unserer großen Geheimnisse entdeckt.«
*
Ich war zwar nicht wie vor den Kopf geschlagen, dennoch schüttelte ich ihn. Nie hätte ich so etwas im Herzen von London vermutet, aber Chu Tang hatte recht.
Diese drei Kamine sahen tatsächlich aus wie Grabsteine. Und sie glichen sich wie ein Ei dem anderen.
Chu Tang und seine beiden Neffen ließen mich in Ruhe, damit ich meine Überraschung überwinden konnte. Wie oft war ich durch Soho gefahren, ich wohnte ja selbst an der Grenze zu diesem Stadtteil und hatte auch schon über die Hausdächer aus meiner Wohnung hinweggeschaut, aber Kamine, die wie Grabsteine aussahen, waren mir dabei nie aufgefallen.
Der alte Chinese schaute mich an. »Du scheinst sehr überrascht zu sein, John Sinclair.«
»Das bin ich tatsächlich. Und ich frage mich auch, wo deine drei Helden begraben liegen.«
Er kam noch näher, sodass ich sein Gesicht gut erkennen konnte. »Nicht in oder unter den Dächern. Dies hier sind Symbole. Die drei Helden können hierher immer zurückkehren, wenn man sie ruft.«
»Und das haben Sie jetzt vor?«
Er schüttelte seinen Kopf. »Nein, Mr. Sinclair. Ich brauche sie nicht mehr zu rufen. Sie werden erscheinen, wenn Susanoos Geist sich anschickt, die Dimensionen des Schreckens zu verlassen. Die Trommeln hat er vernommen. Sie holen ihn zurück und halten gleichzeitig die Sonnengöttin Amaterasu in Schach, damit sie in ihrer Welt bleibt und sich ihrem Bruder nicht in den Weg stellt.«
Allmählich blickte ich durch. Drei Kamine, die wie Grabsteine aussahen und doch keine Gräber waren, nur symbolische Zeichen. Mir fiel auf, dass Chu Tangs Neffen verschwunden waren.
»Vermisst du sie?« Der alte Chinese konnte hervorragend beobachten.
»Ja.«
»Sie holen noch einen dritten Neffen«, erklärte er wie nebenbei, und ich horchte auf.
»Moment mal. Soll das heißen, dass es drei Neffen gibt, drei Kämpfer und drei Geier oder Vögel.«
»Das genau ist es.«
»Dann wären sie identisch.«
Chu Tang zog ein feierliches Gesicht. »Du bist der erste Nicht-Chinese, der dieses Geheimnis ergründet hat. Meine drei Neffen sind tatsächlich die drei Vögel, und sie waren auch die drei Kämpfer gegen Susanoo und ähnliche Geschöpfe.«
»Dann müssten sie früher auf der Seite der Sonnengöttin gestanden oder gestritten haben.«
»So ist es.«
Ich enthielt mich einer weiteren Antwort und verlangte auch keine Erklärungen, meiner Ansicht nach musste sehr rasch gehandelt werden.
»Was unternehmen Ihre Neffen jetzt?«, fragte ich.
»Sie tauschen ihre Leben.«
Eine sehr schlichte Antwort hatte ich bekommen, die mich überraschte. Sie bedeutete auch nichts anderes, als dass ich sie bald als Verwandelte würde sehen können.
Noch mussten wir warten. Erst wenn Susanoo das Dunkle Reich verließ, würden auch die drei Vögel erscheinen. Ich dachte daran, dass es Susanoo schon einmal geschafft hatte, Shao in seine Gewalt zu bekommen. Das war in einem Schwimmbad gewesen, aber da hatte ihr das Erbe der Sonnenkönigin geholfen.
Und jetzt war sie tot …
Wieder schoss es heiß vom Magen her in meinen Hals hoch, als ich daran dachte. Ich konnte die Feuchtigkeit in den Augen nicht unterdrücken und musste gleichzeitig an meinen Freund Suko denken. Was er jetzt durchmachte, war kaum zu beschreiben.
Chu Tang gab sich ruhig. Vielleicht besaß er auch dabei die innere Ruhe, die uns Europäern einfach fehlt. Er konnte sich besser beherrschen. Man sah ihm nicht an, ob er sich freute oder unter einem tiefen Schmerz litt. Und diese Tatsache ließ die Chinesen in den Augen manches Weißen stets ein wenig unheimlich erscheinen. Zudem hatten auch zahlreiche Politiker und national eingestellte Zeitschriften über Jahre hinweg das Märchen von der Gelben Gefahr aus China geschürt, die angeblich Europa überrollen würde.
Auch jetzt noch bekam Suko oft genug die dummen Rassen-Vorurteile zu spüren.
Chu Tang drehte sich um. Seinem Gesicht sah ich nun an, dass etwas geschehen war, denn die Lippen hatten sich zu einem Lächeln in die Breite gezogen.
»Sie werden gleich hier sein.«
Unwillkürlich schaute ich in den dunklen Nachthimmel über mir. Vögel kommen schließlich aus der Luft, aber ich sah keine Bewegung in der Schwärze.
Dafür auf dem Dach …
Vielleicht waren sie aus den grabähnlichen Schornsteinen gestiegen, ich wusste es nicht, ich schaute sie nur an und spürte auf der Zunge einen pelzigen Geschmack.
Chu Tang berührte mich und erklärte mir noch einmal seine Philosophie. »Betrachte sie genau und lass alle Vorwürfe fahren. Sie sind unsere Helfer.«
Wenn er das sagte, musste es wohl stimmen, obgleich ich es kaum glauben konnte, wenn ich mir die geierähnlichen Geschöpfe ansah.
Sie waren hässlich. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Aus dem aufgeplusterten Gefieder ihrer Körper wuchsen hellrote Geierköpfe und lange, gekrümmte Schnäbel. Mit ihren bleichen Fußkrallen hockten sie auf den Grabsteinen, nickten manchmal und schauten aus kalten, dunklen Augen in die Finsternis der Nacht.
Als Mensch hatte ich zwar keine Furcht vor ihnen, ich wollte aber auch nicht unbedingt ihre Bekanntschaft machen und zuckte zurück, wobei ich wieder Chu Tangs Stimme vernahm.
»Nicht doch, John Sinclair. Sieh dir die Vögel vorurteilsfrei an. Einst waren sie mächtige Kämpfer, die das Schicksal in Vögel verwandelte, wobei sie noch immer auf unserer Seite stehen.«
»Und auch zu ihren Neffen gehören.«
»Das stimmt nicht. Es sind nicht meine Neffen, auch wenn es so ausgesehen hat. Meine Neffen haben ihnen nur ihre Seelen geliehen, damit sie existieren können. Aber sie stehen auf unserer Seite, das muss dir bewusst werden.«
»Gut, aber wie wollen Sie diese Vögel einsetzen?«
»Da Susanoo ebenfalls ein Dämon ist, der Flügel besitzt, werden die Vögel ihn mit seinen eigenen Waffen versuchen zu schlagen. Sie fliegen dorthin, wo Susanoo erscheinen wird.«
»Das wäre auf dem Friedhof!«
»So ist es.«
»Und ich?«
»Wir sollten warten und den anderen das Feld überlassen. In diesem Kampf, John Sinclair, sind Sie als Europäer falsch.« Er verfiel jetzt wieder in den förmlichen Ton. »Ich weiß, dass Sie ein besonderer Mensch sind, was den Beruf angeht und auch Ihre Herkunft. Wenn ich mit Suko sprach, hat er Sie nur gelobt, aber es gibt Dinge, die sollten die Angehörigen eines Volkes unter sich ausmachen. Verstehen Sie das? Keine Einmischung für die Weißen.«
»Das ist Rassendiskriminierung auf eine andere Art und Weise«, erwiderte ich hart.
Chu Tang hob die Schultern. »Ich kann nicht anders handeln. Wir müssen es so angehen wie immer.«
»Wissen Sie, Chu Tang, ich bin oft genug mit den Mythologien fremder Völker in Berührung gekommen, aber so etwas wie in dieser Nacht ist mir noch nie vorgekommen. Als wir vor einiger Zeit Susanoo gemeinsam bekämpften, hat mir so etwas niemand gesagt. Damals war Dr. Ganasaro von der japanischen Botschaft dabei. Durch sein Wissen haben wir die Elemente damals bannen können, die Susanoo gegen uns einsetzen wollte. Er hatte Shao schon einmal entführt, wollte sie als Tauschobjekt haben, aber wir entrissen sie ihm wieder. Niemand hat mich damals daran gehindert.«
Der alte Chinese nickte. »Aus Ihrer Sicht haben Sie recht, John Sinclair. Ich aber kann nicht zurück. Heute haben sich die Vorzeichen geändert. Ich muss die drei Kämpfer schicken. Zudem lebte Shao damals noch, heute aber ist sie tot.«
»Deshalb muss auch Susanoo vernichtet werden, zum Teufel!« Ich hatte laut gesprochen, konnte den Chinesen damit allerdings nicht beeindrucken. Er ließ mich einfach stehen und ging auf die ungewöhnlichen Geiervögel zu. Neben ihnen stoppte er seine Schritte und streckte einen Arm aus. Mit der Hand streichelte er die Köpfe der Vögel. Er sprach auch mit ihnen. Ich verstand die Worte nicht, denn er hatte seine Lippen dicht an die Schnäbel gebracht, und der erste Vogel hüpfte mit plump wirkenden Bewegungen von seinem Grabstein auf den Dachfirst, breitete seine Flügel aus und schwebte wenige Sekunden später über dem Haus, wobei er mit trägen Bewegungen seiner Schwingen in den nachtdunklen Himmel hineinstieß.
Chu Tang wandte sich schon an den nächsten Vogel. Auch mit ihm redete er einige Worte. Es dauerte nicht lange, da verließ der Geier ebenfalls seinen Grabstein. Mit den gleichen trägen Bewegungen wie sein Vorgänger startete auch er, und beim Dritten dauerte es ebenfalls nicht lange, bis die Dunkelheit ihn verschluckt und meinen Blicken entrissen hatte.
Ich stand da und starrte hinein in die Schwärze. Dabei dachte ich daran, dass man mich zwar nicht eben reingelegt, aber dennoch zurückgehalten hatte. Vielleicht hätte ich in der Zwischenzeit etwas erreichen oder sogar die Rückkehr Susanoos stoppen können.
Allmählich stieg der Zorn in mir hoch. Besonders auf Chu Tang, der wieder zu mir kam.
»Weshalb haben Sie mich zurückgehalten?« Wie lauten Ihre Pläne, Chu Tang? Was steckt dahinter?«
»Wir müssen es unter uns ausmachen. Ich habe nur nach den alten Gesetzen und Regeln gehandelt. Die Vernichtung oder der Kampf gegen Susanoo ist Sache meiner drei Helden. Da müssen sich Fremde einfach heraushalten. Begreifen Sie das nicht?«
»Nein, das will ich auch nicht begreifen«, erwiderte ich heftig. »Tut mir leid. Für mich haben Sie einiges zerstört. Ich hoffe, dass ich es noch reparieren kann.«
»Sie wollen also zum Friedhof?«
»Natürlich.«
»Ich kann Sie nicht daran hindern. Sie sind ein freier Mensch, und wir leben hier in einem freien Land. Aber ich möchte Sie warnen. Es ist nicht so einfach, wie es aussieht, Mr. Sinclair. Nein, das ist es bestimmt nicht.«
»Dann bedanke ich mich für die Warnung. Sie hören noch von mir, Mr. Chu Tang.«
»Hoffentlich, Mr. Sinclair, hoffentlich …«
Es waren unsere Abschiedsworte. Ich tauchte durch die Dachluke, erreichte die Leiter und kletterte wieder in den Hausflur. Ob Chu Tang nur um mich besorgt gewesen war oder ein falsches Spiel trieb, wusste ich nicht. Jedenfalls hatte mich der Besuch bei ihm Zeit gekostet, die wahrscheinlich fehlen würde.
Deshalb beeilte ich mich so sehr.