John Sinclair Großband 48 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 48 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.

Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 471 - 480. Jetzt herunterladen und losgruseln!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 1383

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Jason Dark
John Sinclair Großband 48

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2015 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2024 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Vicente B. Ballestar

ISBN: 978-3-7517-8318-7

https://www.bastei.de

https://www.luebbe.de

https://www.lesejury.de

https://www.sinclair.de"

John Sinclair Großband 48

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

John Sinclair 471

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Schandturm der Templer (2. Teil)

John Sinclair 472

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Monsterrache

John Sinclair 473

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Drogenteufel von Stonehenge

John Sinclair 474

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Der Hexenstein

Nachwort

John Sinclair 475

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Meine Totenbraut

John Sinclair 476

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Kalis tödlicher Spiegel

John Sinclair 477

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Tanzplatz der Verfluchten

John Sinclair 478

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Der Horror-Kalender

John Sinclair 479

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Die Nacht der bösen Angela

John Sinclair 480

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Der Doppel-Zombie

Guide

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Contents

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt E-Book-Produktion: Jouve

ISBN 978-3-8387-3240-4

www.bastei-entertainment.de www.lesejury.de www.bastei.de

Schandturm der Templer (2. Teil)

Die Ratten kamen!

Angetrieben durch den schrillen Pfiff des Kind-Dämons Baphometh, wälzte sich die graubraune, zuckende Flut der Leiber auf die beiden offenen Särge zu.

In den Totenkisten lagen zwei Menschen, die durch die Einnahme eines teuflischen Gifts nicht in der Lage waren, sich zu verteidigen.

Die beiden waren Suko und ich! – Wir kannten hungrige Ratten und wussten, wozu sie fähig waren …

Schon einmal hatten sie auf meinem Körper gehockt und ihn wie mit einem Pelz bedeckt, aber da hatten sie nicht zugebissen und nur demonstrieren wollen, was sie alles schafften.

Jetzt sollten sie töten.

Die ersten Nager konnten es kaum erwarten. Sie sprangen eigentlich viel zu früh. Zwar wuchteten sie ihre fetten Körper in die Höhe, zum Glück klatschten diese außen gegen die Ränder der Särge. Auch wenn die Ratten es einmal schafften, ihre Pfoten auf den Sargrand zu legen, rutschten sie wieder ab.

Das würde unser Leben nur um Sekunden verlängern, bis plötzlich etwas eintrat, mit dem ich nicht gerechnet hatte.

Eine Stimme klang auf.

Ich hörte sie nur in meinem Gehirn, hatte aber das Gefühl, als würden mehrere Geister oder auch Menschen zu mir sprechen und sie sagten nur einen Satz.

»Aktiviere deine Waffe!«

Damit konnte nur das Kreuz gemeint sein.

Noch besaß ich eine Galgenfrist. Bewegen konnten wir uns nicht, aber reden.

Und so schrie ich die Formel laut und deutlich, als die ersten Ratten dabei waren, sich über die Ränder in die beiden Särge zu stürzen.

»Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«

Die Worte klangen wie ein einziger Schrei, und ich hatte sie wohl noch nie zuvor so hastig und schnell gesprochen.

Die Reaktion trat ein.

Mein Kreuz, von Hesekiel hergestellt, entfaltete seine immense Kraft und überraschte uns wieder einmal völlig …

*

Er hieß Esquin de Floyran und trug noch die Kutte der Templer, die aber jetzt dreck- und blutverschmiert war. Zeichen seines Leidens, das er unter den Werkzeugen der Folterknechte erfahren hatte.

Er wimmerte, als er auf der Streckbank lag. Es sollte die letzte Stufe für ihn sein, aber wahrscheinlich überlebte er diese nicht. Die beiden Knechte jedenfalls freuten sich und grinsten diabolisch, als sie die Eisenstangen in das Schmiedefeuer hielten, damit das Metall glühend wurde. Sie waren in ihrem Element, in Toulouse und Umgebung wurden sie nur die Grauenhaften Zwei genannt.

Vor langer Zeit hatte man ihnen die Zungen herausgeschnitten, sodass sie nicht mehr sprechen und von ihren Schandtaten berichten konnten. Einmal im Monat durften sie den Kerker verlassen und in die Stadt gehen. Da bekamen sie jeder ein Goldstück. Wenn sie die finsteren Spelunken betraten, nahmen die meisten Gäste Reißaus, und selbst die schlimmsten Huren wollten mit ihnen nichts zu tun haben.

So betranken sie sich fast bis zur Bewusstlosigkeit, und es waren die Helfer des Schlossherrn, die sie in den Morgenstunden aufsammelten und sie wieder in die düsteren Folterkeller sperrten, die nie das Licht des Tages gesehen hatten.

Jetzt wollten sie die Streckbank bedienen. Der eine am oberen Ende, der andere am unteren. Aber vorher mussten sie den Gefangenen noch anders quälen, man hatte ihnen da freie Hand gelassen, aber ihnen gleichzeitig eingeschärft, ihn nicht zu töten.

Esquin de Floyran starrte auf das Eisen. »Nein!«, brüllte er. »Ich war gehorsam. In Paris habe ich mit Nogaret, dem Statthalter des Königs gesprochen. Er hat mich gelobt und wollte mich nur aus Paris weghaben …«

Die Stimme des Templers brach ab. Sie endete in einem tiefen Schluchzen. Es hatte keinen Sinn, die Folterknechte konnten nicht reden. Sie würden ihm keine Antwort geben.

Im Gegenteil, sie freuten sich, wenn die Menschen schrien. Einer nahm plötzlich eine lebende Spinne aus ihrem Netz und zerknackte sie zwischen den Zähnen.

Dem Templer wurde fast übel.

Er dachte jetzt über seine Schandtaten nach, aber es war zu spät. Seinen eigenen Orden hatte er verraten. Mit Schimpf und Schande hatten sie ihn ausgestoßen, aber niemand ahnte, dass dahinter ein sehr wohl durchdachter Plan steckte, ausgeklügelt von Guilleaume Nogaret, einem der Mächtigen hinter dem König.

Doch Menschen können nicht über ihren eigenen Schatten springen, das hatte auch de Floyran einsehen müssen. Er war als kleines Rädchen im Getriebe der Macht zerrieben worden.

Er sollte sein Leben auf der Folterbank aushauchen, unter grässlichen Schmerzen und lauten Schreien.

Der Spinnenknacker beugte sich vor. Sein Gesicht näherte sich dem des Templers. Zwischen den Lippen schaute, dünn wie ein Haar, ein Spinnenbein hervor. Die Hand mit dem Eisen wanderte höher. Sie Spitze leuchtete in einem hellen Weiß-rot. Sie würde das Fleisch durchbohren wie Fett.

Der Templer spürte bereits die Hitze. Sie strich über sein Gesicht. Er wusste, dass sie ihn zuerst auf der Brust und dann den Wangen zeichnen würden. Wenn er schrie, würde der zweite Folterknecht an der Kurbel der Streckbank drehen.

Da flog die Tür auf.

So wuchtig und hart, dass sie gegen die Steine der Mauer krachte und wieder zurückschnellte, dabei allerdings von mehreren Stiefelsohlen gleichzeitig abgefangen wurde, denn eine Horde Bewaffneter stürmte in die große Folterkammer.

In den Scheiden steckten die Schwerter. In den Händen aber hielten sie harte Holzknüppel.

Bevor die beiden Folterknechte sich versahen, wurden sie weggezerrt. Intelligent waren sie nicht, aber sie besaßen eine gewisse Bauernschläue. Die sagte ihnen, dass man den Gefangenen befreien wollte.

Das konnten die Folterknechte nicht zulassen.

Sechs Soldaten waren in die Folterkammer gestürmt. Zwei Gegner hatten sie nur. Es kam zu einer regelrechten Schlacht. Mit den Knüppeln droschen die Soldaten zu. Dabei war es ihnen egal, wohin sie trafen. Die Folterknechte besaßen Schädel wie aus Stein.

Irgendwann sackten sie zusammen. Einer von ihnen fiel noch in das Feuer. Er wälzte sich noch aus den Flammen hervor, dann rollte er über den Boden und brüllte sich fast die Seele aus dem Leib. Schließlich blieb er bewusstlos liegen, wie auch sein Kumpan, der, von harten Schlägen gezeichnet, sich blutend am Boden krümmte.

Auch die Soldaten hatten einiges einstecken müssen, doch sie waren es gewohnt, Schmerzen zu ertragen.

Nur den Gefangenen hatte niemand angerührt. Er lag auf der Streckbank, steckte voller Furcht und wartete darauf, was mit ihm geschehen würde. Zwei Männer traten auf die Bank zu. Die Hartholzknüppel hatten sie wieder weggesteckt. Neben den Griffen ihrer Schwerter schauten sie aus den Hosengürteln.

Dann lösten sie die Stricke.

Esquin de Floyran atmete auf. Er konnte nicht vermeiden, dass Tränen der Erleichterung aus seinen Augen strömten und Spuren auf den schmutzigen Wangen hinterließen.

Wem hatte er die Gnade der Befreiung zu verdanken? Vielleicht seinem mächtigen Helfer im Hintergrund Nogaret?

Das war ihm in diesen Augenblicken egal. Er hätte alles getan, nur um freizukommen.

Die Soldaten zogen ihn hoch. Sie gingen rücksichtslos vor, schleuderten ihn von der Streckbank, aber der Gefangene konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten.

Er brach auf der Stelle zusammen.

Die Geräusche seiner unmittelbaren Umgebung nahm er kaum wahr, aber eines ließ ihn doch aufhorchen und den Kopf anheben.

Es war das typische Rasseln einer Kette!

Schweres Eisen, ein Zusammenfügen einzelner Glieder, unzerreißbar und oft mit einer Stahlkugel beschwert. Ohne dass er den Kopf hob, wusste er auch so, für wen die Kette bestimmt war.

Für ihn.

Er kam von einer Hölle in die andere. Nur konnte die nächste nicht schlimmer sein als die, die er hinter sich hatte. Wer angekettet wurde, dem blieb zunächst eine Folter erspart.

Hände griffen brutal zu und rissen ihn in die Höhe. Man hatte dem Templer bei den Folterungen auch gegen die Kniegelenke geschlagen. Er konnte kaum Halt finden und schrie auf, als ihm jemand in den Rücken trat.

Zu zweit legten sie ihm die Ketten an. Die Soldaten hatten Mühe, das schwere Eisen in die Höhe zu wuchten. Eiserne Ringe legten sich um seine Gelenke an den Armen. Sie waren an den Innenseiten glücklicherweise nicht mit kleinen Nägeln bespickt, denn so etwas Grausames hatten sich ebenfalls Menschen ausgedacht.

Ein dritter Soldat schleifte die Kugel näher. Sie hing am Ende der Fußkette. Den Anfang bildete wieder eine Eisenklammer. Sie schloss einen Kreis um das rechte Fußgelenk.

Fliehen würde er aus eigener Kraft nicht können. Wenn er ging, bedeutete jeder Schritt eine große Anstrengung, da er die schwere Eisenkugel hinter sich herschleifen musste.

Aber Esquin de Floyran war zunächst dieser verdammten Hölle des Folterverlieses entkommen.

Die brutalen Folterknechte lagen noch immer am Boden. Es würde auch dauern, bis sie sich erholt hatten. Danach erstickten sie fast an ihrem Hass und warteten auf neue Opfer. Dieses Spiel kannten sie zur Genüge, und arbeitslos wurden sie nie.

De Floyran konnte kaum von allein gehen. Deshalb packten sie ihn unter und schleiften ihn in den Gang, wo Fackelschein flackerndes Licht verbreitete und dünne Russfahnen an den Wänden entlangkrochen.

Die schwere Kugel rollte hinter ihm her. Sie wollte bei jedem zitternd gesetzten Schritt das Bein zurückziehen, und der Mann hatte das Gefühl, als würde man ihm den Fuß abreißen.

Er presste die Lippen zusammen. Schreien wollte er nicht mehr. Er hatte genug gerufen. Wurden die Schmerzen zu stark, zuckten hin und wieder seine Mundwinkel.

Der Gang war eng und lang. Auch nicht eben. Manchmal stieg er an, dann fiel er wieder ab. Auf solchen Strecken rollte die Kugel vor. De Floyran wurde mehr als einmal an der Hacke getroffen.

Sie passierten einige Türen, hinter denen die Kammern für Gefangene lagen. Manche Türen waren aus dicken Holzbohlen gezimmert worden, andere bestanden zur Hälfte aus Eisengittern, In den Räumen zwischen den Stäben sah de Floyran manchmal die Gesichter der Gezeichneten. Sie wirkten mehr tot als lebendig.

Sein Verlies lag ziemlich am Ende des Ganges, wo die Decke bereits niedriger wurde und der Gestank von Fäkalien sich gesammelt hatte. Spinnweben zitterten in der Luft und strichen auch durch die Gesichter der Männer. Keiner von ihnen bemerkte dies.

Einer der Soldaten schloss die Tür auf. In den rostigen Angeln knarrte es, als sie aufgedrückt wurde. Faulig riechende Luft strömte de Floyran entgegen. Harte Fäuste umklammerten seine Schultern und drückten ihn nach vorn. Sie warfen ihn wie einen Hund ins Verlies. Schon bald klebte fauliges Stroh an den Lumpen, die er am Körper trug.

Ein hartes Lachen begleitete das Schließen der Tür, dann ließen Sie ihn allein.

Esquin de Floyran lag auf dem kalten Steinboden und rührte sich nicht. Er starrte gegen die Decke, die sich über ihm als graues Schmutzviereck abmalte. Durch seinen Kopf strömten zahlreiche Gedanken, die er nicht richtig einsortieren konnte, aber er war davon überzeugt, nicht mehr auf der Streckbank zu liegen, obwohl er sich manchmal so vorkam, wenn er an seine schmerzenden Gelenke dachte.

Fackeln brannten nicht. Durch ein schmales Gitterfenster unter der Decke sickerte graues Licht. Es reichte aus, um das Verlies einigermaßen auszufüllen.

»Tag!«, flüsterte der Gefangene. »Es ist Tag …« Er konnte es kaum glauben, denn in der langen Zeit hier im Schloss hatte er nie gewusst, ob es Tag oder Nacht war. Außerdem hatte die Folterkammer kein Fenster besessen.

De Floyran drehte den Kopf und lächelte. Er freute sich darüber. In seiner Lage nahm man den kleinsten Hoffnungsschimmer auf. Zunächst einmal blieb er liegen. Es ging ihm zwar nicht viel besser, aber sie kamen nicht mehr, um ihn zu foltern. Das war schon viel wert. Der Steinboden war kalt. Die Feuchtigkeit drang durch seine dünnen Lumpen, erreichte die Haut und ließ ihn zittern.

Irgendwann, der Zeitbegriff war ihm verlorengegangen, fand er dann die Kraft, sich zu setzen. Er musste sich umschauen. Vielleicht gab es irgendwo ein Lager aus muffigem Stroh. Unter dem Fenster hatten sie das Stroh zusammengekehrt. Dort fand er tatsächlich so etwas wie ein Lager, und so kroch er hin.

Er konnte nur kriechen. Die Kugel schleifte er dabei hinter sich her. Der Mann hörte das Rollen des schweren Eisenstücks, das erst zur Ruhe kam, als er sein Lager erreichte.

De Floyran wälzte sich herum und lag auf dem Stroh. Es stank erbärmlich, aber es war wenigstens weich und auch nicht so kalt wie der Steinboden.

Auf dem Rücken blieb er liegen. Die Arme lagen auf seinem Bauch. Beide Gelenke waren mit der Kette verbunden, die ihm nur einen kleinen Spielraum ließ.

Sie war so kurz, dass er seine Arme nicht ausbreiten konnte. Das wollte er auch nicht. Er wollte schlafen, sich erholen. Da sie ihn aus der Folterkammer herausgeholt hatten, mussten sie etwas mit ihm vorhaben. Vielleicht hatten sie sich endlich überlegt, wie wichtig seine Aussagen gewesen waren.

Mühsam drehte er den Kopf zur Seite und schaute auf die Tür. Daneben bewegte sich plötzlich etwas. Zuerst hatte er das dunkle Halbrund vor der Wand für einen Fleck gehalten.

Nun richtete sich dort ein Schatten auf.

Nein, ein Mensch.

Und der sprach Floyran an. »Hat man Euch auch so mild behandelt wie mich, Monsieur?«

*

Esquin de Floyran sagte zunächst einmal nichts. Er blieb starr liegen, schaute auf seinen Leidensgenossen, atmete und röchelte in einem. Die Überraschung war gelungen.

»Wer … seid Ihr, Monsieur?«

»Ein armes Schwein wie Ihr. Aber lassen wir die Förmlichkeiten weg. Ich heiße Bertrand.«

»Und ich bin Esquin.«

»Gut, mein Freund, gut.« Bertrand lachte. »Wie lange, glaubst du, kannst du noch das Tageslicht sehen?«

»Ich weiß es nicht.«

»So lange, bis man dich holt. Und dass sie kommen werden, daran gibt es keinen Zweifel.«

»Was machen sie dann mit uns?«

Bertrand lachte kichernd. Dazwischen fragte er: »Man hat dich angekettet, wie?«

»Ja.«

»Dann komme ich, warte. Mir geht es noch etwas besser.«

»Warst du nicht in der Folterkammer?«

Bertrand lachte wieder. »Was hätte ich dort gesollt? Mein Vergehen ist klar.«

»Was hast du getan?«

»Später.«

Esquin de Floyran schaute zu, wie sich sein Leidensgenosse bewegte. Zuerst sah er ihn kaum, nur einen Schatten, der allmählich vorkroch. Es gab innerhalb der Mauern keinerlei Einrichtungsgegenstände. Nicht einmal einen Krug, in den man hätte Wasser hineinkippen können. Nur die Strohlager und die beiden Ringe in den Wänden, an die Gefangene manchmal angekettet wurden.

Bertrand kroch über den Boden. Vielleicht wollte er nicht aufstehen, möglicherweise konnte er es auch nicht.

De Floyran setzte sich hin. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, auch deshalb, weil er sich mit seinen Armen nicht abstützen konnte. Das Klirren der schweren Kettenglieder begleitete seine Bewegungen.

»Lass ruhig, mon ami«, sagte Bertrand. »Ich bin hier schon länger und kenne mich aus.« Er setzte sich ebenfalls auf das Lager. »Bin gespannt, wann sie mich holen.«

»Zur Folter?«

»Nein.«

»Aber freilassen wird man dich auch nicht.«

Bertrand schabte durch sein verfilztes Gestrüpp, das einmal einen Bart gebildet hatte. Er hatte dunkles Haar. Jetzt war es ebenfalls verfilzt und schmutzig. Die Nase zeigte einen Knick nach rechts. Sie musste irgendwann einen Schlag abbekommen haben. »Weißt du eigentlich, Esquin, wo wir uns hier befinden?«

»In einem Verlies und nicht in der Folterkammer.«

»Dafür in der Todeszelle des Schlosses von Toulouse, mon ami. Wer hier herauskommt, wird zum Henker geschafft. Sie sind sehr gnädig und haben der Todeszelle ein Fenster gelassen. Manchmal kommt der Henker und schaut herein. Dann grinst er und freut sich über die Ängste der Gefangenen. Er ist ein Schwein.« Bertrand schwieg und wartete auf eine Antwort. Als die nicht erfolgte, fragte er: »Weshalb sagst du nichts? Hat es dir die Sprache verschlagen?«

»Im Augenblick ja.«

»Es ist nun mal so. Daran können wir beide nichts ändern. Ich weiß nicht, wen sie zuerst holen. Möglicherweise sterben wir auch gemeinsam. Wer kann schon in ihre verdammten Gehirne schauen? Aber ich sage dir eines: Ich werde nicht schreien, wenn ich dem Henker gegenüberstehe. Ich spucke ihn sogar noch an.«

Esquin nickte. »Was hast du getan?«

»Ich habe einen Soldaten erschlagen. Er kam in mein Haus und wollte sich an meiner blinden Tochter vergehen. Da habe ich ihn erschlagen. Es ist das Recht eines Vaters, so zu handeln.«

»Das sahen die anderen nicht so.«

»Leider.« Bertrand lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. »Außerdem hat er zur Leibwache des Papstes gehört. Die Männer waren auf dem Weg nach Paris und haben hier Station gemacht. Mein Pech, dass ich dies nicht wusste.«

»Was wollten die Leute denn?«

»Ich habe keine Ahnung. Man flüsterte etwas über einen Feldzug gegen einen Orden.«

»Die Templer!«, stieß de Floyran hervor.

Bertrand erschrak fast. »Du bist gut informiert, wie mir scheint.«

»Ja, das bin ich auch«, erklärte er. »Ich bin sogar sehr gut informiert.« Er nickte.

»Bist du vielleicht einer von ihnen?«

De Floyran lachte. »Ich war es. Man hat mich ausgestoßen.«

»Was hast du getan?«

»Nicht viel. Ich wollte nur nicht teilen.«

»Berichte. Wir haben Zeit, mon ami, viel Zeit.«

»Ich habe auch jemand getötet, aber das war nicht der eigentliche Grund. In der Komturei, 1 in der ich lebte, wurden Gold und Schätze gesammelt. Alles nur für den Orden, verstehst du? Zuviel für den Orden, wie ich gemeint habe.«

Bertrand lachte krächzend. Er streckte den Arm aus und bildete mit der Hand eine Kralle. »Wie ich dich einschätze, hast du sicherlich zugegriffen.«

Das tat ich.«

»Man erwischte dich.«

»So ist es. Sie hielten Gericht über mich. Ich rechnete mit einem schweren Urteil, aber sie stießen mich nur aus. Ich musste die Komturei unter Schimpf und Schande verlassen und galt als vogelfrei. Das ist sehr schlimm. Jeder Templer hätte mich töten können. Wenn jemand ausgestoßen wird, spricht sich das schnell herum. Ich bin geflohen und habe Frankreicht verlassen.«

»Wo bist du hingegangen?«

»Nach Italien. Ich wollte dort bei anderen Brüdern Zuflucht finden und ihnen berichten, aber dort wurde ich ebenfalls nicht aufgenommen. Dann wandte ich mich an die weltlichen Herrscher, denn ich wusste, dass diesen die Templer nicht wohlgesonnen waren. Und ich habe viel von ihnen gewusst. Ich kenne sie …«

»Weiter, weiter …«

»Ich habe einen Provinzgouverneur erstochen, der mir nicht zuhören wollte. Dafür sollte ich in den Kerker, aber ich floh weiter.«

»Das ist ja eine unglaubliche Geschichte«, flüsterte Bertrand. »Wo hat dich dein Weg noch hingeführt?«

»Ich ging wieder nach Frankreich. Dort fand ich bei Nogaret Gehör. Er ist sehr mächtig, er herrscht heimlich über Paris. Außerdem ist er ein Vertrauter des Königs.«

»Den Mann kenne ich nicht.«

De Foyran nickte. »Oh, das ist ein Fehler. Guilleaume Nogaret war ehemals Professor der Rechte in Montpellier, bis der König von seinen Fähigkeiten hörte und ihn sehr mächtig machte. Jetzt herrscht Nogaret über zahlreiche Provinzen, und er ist ein Mann, der die Templer hasst. Er will sie vernichten. Man sagt, dass er bereits an einem geheimen Plan arbeitet, um dies zu schaffen. Schließlich besitzt der Orden viel Geld, und dem König geht es schlecht, wie jeder weiß. Er braucht Geld, das kann er sich von den Templern holen, wenn er den Orden zerstört. So einfach ist das.«

»Was hat Nogaret mit dir gemacht?«

»Er empfing mich. Ich habe einige Tage bei ihm gewohnt. Bei ihm wurde ich bewirtet wie ein hoher Staatsgast. Mir ging es gut, und er versprach mir sogar die Straffreiheit.«

»Aber du sitzt jetzt in der Todeszelle.«

De Floyran nickte. »Leider sitze ich hier. Dabei war vieles abgesprochen. Um den Schein zu wahren, wurde ich nach Toulouse in den Kerker geschafft. Erst in die Folterkammer, jetzt hier. Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll.« Der ausgestoßene Templer senkte den Kopf.

Bertrands Augen nahmen einen lauernden Ausdruck an, bevor er fragte: »Wer weiß alles von dieser Verschwörung zwischen dir und Nogaret?«

»Nur wir beide.«

»Und jetzt ich.«

»Sicher, aber du kannst nichts sagen. Du sitzt ebenso in der Zelle fest. Man wird dich holen und töten.«

Bertrand nickte. »Ja, das stimmt. Wir können jetzt in Selbstmitleid vergehen oder aber zusehen, dass die Zeit verkürzt wird, dass wir nicht an unser Schicksal denken, verstehst du?«

»Das verstehe ich. Aber was soll es?«

»Du hast viel erlebt, mon ami. Willst du mir nicht davon berichten?«

»Was meinst du damit?«

»Nun – vielleicht von deiner Zeit in der Komturei. Wie ich hörte, haben sich dort schlimme Dinge ereignet.«

»Das stimmt.«

Bertrand legte eine Hand auf die Schulter seines Leidensgenossen. »Du brauchst sie mir nicht zu erzählen, aber wenn es dich belastet, lad es dir von deiner Seele.«

De Floyran überlegte. »Meinst du wirklich?«

»Ja.«

Der andere hob die Schultern. »Was soll ich da sagen?«

»Alles.«

»Es ist schlimm, sehr schlimm.« Der Templer hustete so stark, dass sein Körper regelrecht durchgeschüttelt wurde. Wahrscheinlich war eine Lungenentzündung im Anmarsch.

»Ich höre zu.«

Ein Lächeln zuckte über das Gesicht des Templers. Plötzlich fragte er: »Glaubst du an den Teufel?«

»Ja.«

»Auch an Gott?«

»Sicher.«

»Beide gibt es, ich weiß es. Eigentlich sollten die Templer nur an Gott glauben, aber das taten nicht alle.«

Bertrand schaute seinen Leidensgenossen groß an. »Willst du damit sagen, dass es unter euch auch Ketzer gab?«

»Und wie.«

»Los, berichte.«

»Es gab Ketzer und Ketzerinnen. Hexen, verstehst du? Frauen, die heimlich in die Komturei schlichen und sich mit den Templern vergnügten. Dann beteten sie gemeinsam den Teufel an. Sie feierten ihn wie einen Gott. Sie führten Schwarze Messen durch, und sie riefen immer wieder seinen fürchterlichen Namen.«

»Was sagten sie denn?«

»Baphometh. Immer wieder Baphometh. Ihm huldigten sie. Er war für sie der Größte.«

»Weiter, weiter …«

De Floyran war in seinem Element. Er hatte seine Scheu überwunden und redete, was ihm einfiel. Er erging sich in Einzelheiten. Beide Männer vergaßen die Zeit und merkten nicht, wie draußen die Sonne weiterwanderte und die Dämmerung den Tag ablöste. Der Verräter erzählte von den schlimmsten Gräueltaten, von Menschenopfern auf dem Altar des Bösen.

Bertrand hörte zu. Irgendwann, es war schon dunkel, hatte sich Floyran heiser geredet. Wenn er sprach, konnte er nur mehr flüstern, und er legte sich erschöpft hin. Seine Arme waren schwer geworden. Zusammen mit den Gliedern der Kette lagen sie auf seinem mageren Leib.

Jemand öffnete die Tür. Zwei Soldaten kamen herbei und brachten brakiges Wasser. Einer hielt die Fackel. Er schaute Bertrand dabei an. Dieser schlürfte das Wasser aus der Schale, schielte über deren Rand hinweg und nickte.

Der Soldat nickte zurück.

Esquin hatte davon nichts bemerkt. Er trank das Wasser, als wäre es kostbarer Wein, und leckte sogar noch die letzten Tropfen vom Boden ab. Die Soldaten rissen den Männern die Schüsseln aus den Händen und kümmerten sich nicht um deren Bitten, ihnen doch noch weitere Schlucke zu bringen. Mit wuchtigen Schritten verließen sie den Raum und hämmerten die Tür hinter sich zu.

Bertrand nickte. Er reckte sich. »Das Wasser hat gutgetan«, sagte er. »Ich fühle mich direkt besser.«

»Frisch für den Henker, wie?«

»Man weiß ja nie, wann er kommt. Aber das ist egal, mon ami.« Er rückte wieder näher an Esquin heran. »Sag mir eines«, flüsterte er, »stimmt es wirklich alles, was du mir da berichtet hast?«

»Ich schwöre es.«

Bertrand nickte. »Und du hast auch dabei mitgemacht?«

»Wieso?«

»Ich meine nur.«

In der Zelle war es dunkel geworden. Obwohl die Männer nahe zusammen saßen, konnten sie sich nur schattenhaft erkennen. Dennoch glaubte Bertrand, einen misstrauischen Ausdruck auf den ausgemergelten Gesichtszügen des Templers zu sehen. »Warum willst du das wissen?«

»Ich wäre auch gern dabei gewesen.«

Der Templer schüttelte den Kopf. »Das möchte ich dir nicht wünschen, mon ami. Nein, das ist nichts für dich. Überhaupt nichts. Nicht jeder kann es verkraften.«

»Aber du hast es.«

»Ja.«

»Dann hast du nicht nur gestohlen?«

»Baphometh lehrt, dass Gold und Geld für die Menschen sehr wichtig sind.«

Bertrand winkte ab. »Das haben auch andere erkannt, die jeden Tag in die Kirche gehen. Unser König ebenso wie Papst Clemens V. Die beiden stecken unter einer Decke, sagt man.«

»Ich glaube es auch. Wir Templer sind dem Papst ebenfalls ein Dorn im Auge. Nogaret meinte, dass bereits geheime Pläne geschmiedet werden, um ihre Macht zu brechen.«

»Was würde danach mit ihnen geschehen?«

»Man wird sie jagen.«

»Und auch töten?«

»Bestimmt. Es darf keiner der Nachkommen erfahren, was tatsächlich geschehen ist. Man wird die Templer ausrotten. Nichts soll zurückbleiben, nichts soll mehr an sie erinnern. Sie haben ihre Pflicht getan, und der König kann sich sogar auf die Rückendeckung der mächtigen Dominikaner verlassen.«

»Ja, das glaube ich auch.« Bertrand stand auf.

»Wo willst du hin?«, fragte Floyran, als er sah, dass der Mann zur Tür schritt.

»Ich will hier raus.«

Esquien lachte. Das schaffst du nicht. Die Kerkertür ist von außen verriegelt.«

»Trotzdem will ich hier nicht länger bleiben. Ich kann es einfach nicht mehr. Du hast mir Dinge erzählt, die mich verwirren. Sie sind zu schlimm und grauenhaft. Ich kann mit einem heimtückischen Mörder, wie du einer bist, nicht mehr zusammen sein. Verrecken sollst du!«

Der verräterische Templer verstand die Reaktion des Zellengenossen nicht. Er hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden und fragte schließlich: »Hast du nicht selbst gewollt, dass ich dir von den Dingen berichte?«

»Ich?«

»Ja!«, schrie Esquin, so laut er konnte. »Ja, du hast es gewollt. Du hast mich so lange gequält, bis ich …«

»Ach rede nicht.« Bertrand war plötzlich ein anderer Mensch geworden. Er stand schon vor der Tür und hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Holz. Dabei schrie er, dass es die Wächter einfach hören mussten. »Holt mich hier raus, verflucht! Ich will nicht mehr mit ihm zusammen sein. Ich will nicht mehr!«

De Floyran verstand die Welt nicht mehr. Er konnte auch nichts sagen.

Und Bertrand hatte Erfolg. Es kamen die beiden Soldaten, die ihnen auch das Wasser gebracht hatten. Sie öffneten die Tür, packten Bertrand und schrien ihn an. Im Hintergrund war ein dritter Wächter zu sehen.

»Was ist los?«, fuhr man Bertrand an.

»Ich muss hier raus. Ich kann nicht mehr mit ihm zusammen sein. Er ist des Teufels!«

Der Soldat lachte nicht mehr. Dafür nickte er und sagte: »Gut, wenn du willst.«

De Floyran verstand die Welt nicht mehr. Aber er sah, wie sich Bertrand zum letzten Mal umdrehte und sein Gesicht dabei vom Widerschein des Fackellichts erleuchtet wurde.

Die Lippen hatten sich zu einem Grinsen verzogen. In seinen Augen lag ein bestimmter Ausdruck, der den verräterischen Templer nicht nur misstrauisch machte, sondern auch bei ihm einen Kronleuchter aufleuchten ließ.

Man hatte ihn reingelegt.

Es war ein teuflischer Plan gewesen. Er hatte alles verraten, und dieses Wissen würde Bertrand schamlos ausnutzen. Seine letzte Bemerkung kurz vor dem Verlassen der Zelle ließ darauf schließen. »Ich darf mich sehr herzlich bei dir bedanken, mein Freund. Es war alles sehr wichtig für mich.«

Dann ging er, begleitet von den beiden Aufpassern, und de Foyran hörte das Lachen seines Zellengenossen noch im Gang.

Er aber blieb zurück und wartete auf den Henker …

*

Der kam im Morgengrauen, als auch in dem Gefängnistrakt die Ruhe eingekehrt war. Die schweren Schritte waren einfach nicht zu überhören, und er stieß die Zellentür noch härter auf, als es sonst die Soldaten taten.

Dann betrat er die Zelle.

Er trug schwarze Kleidung. Sein Kopf und das Gesicht lagen noch frei. Der Henker besaß einen breiten Schädel, ein flaches Gesicht und eine rote Narbe auf der linken Wange. Begleitet wurde er von vier Soldaten. Zwei blieben an der Tür stehen, die anderen beiden kamen auf de Floyran zu und hievten ihn hoch.

Er hatte sich unwillkürlich schwer gemacht, aber daran störten sich die Knechte nicht. Trotz Kette und Kugel rissen sie ihn hoch, und er hing in ihren Griffen wie ein Gelähmter.

»Jetzt wirst du sterben!«, versprach man ihm.

De Floyran konnte nicht sprechen. Seine Kehle saß zu. Er hätte gern um sein Leben gefleht, aber er wusste auch, dass dies keinen Sinn hatte. Sie hatten sich einmal entschlossen, ihn zu vernichten und würden dabei auch bleiben.

Der Henker schaute ihn schon an. Das Fackellicht ließ den Mann noch grausamer und schlimmer aussehen. Sein Blick glich gefährlichen Dolchen. Er war auch gleichzeitig lauernd und voller Freude.

Sie schleiften ihn in den Gang. Laufen konnte de Floyran nicht mehr. Die Todesangst hatte seine letzten Kräfte aufgezehrt. Durch einen schmalen Ausgang betraten sie den Schlosshof. Es war noch kühl, aber über den Bergen ging bereits die Sonne auf und schickte ihre ersten Lichtstrahlen über die Mauern und an den vier Wehrtürmen vorbei. Sie tupften auch gegen den Richtblock aus starkem Eichenholz, der auf einem Podest stand, zu dem Stufen hoch führten.

Die schaffte der Mann auch nicht mehr. Er wurde hinaufgezogen, und seine Knie schlugen dabei hart gegen die Stufenkanten, was er kaum noch merkte.

Erst als er neben dem Richtklotz lag, nahmen ihm die Soldaten die Ketten ab und rollten auch die schwere Kugel in den Hof.

An der Westseite, wo die Mauer sehr hoch war, standen Soldaten und wollten der Hinrichtung zuschauen. Einer löste sich aus der Reihe, ging quer über den Hof und reichte dem Henker das Schwert.

Es lag quer über den Unterarmen des Mannes. Mit einer stolzen Geste nahm der glatzköpfige Henker es an sich, ließ es einmal durch die Luft sausen und nickte zufrieden. Die nicht weit entfernt stehenden Soldaten hatten das pfeifende Geräusch vernommen.

Der Henker behielt das Schwert in der Hand, als er die Stufen hochschritt. Er schaute über den Richtklotz hinweg in den Korb. Dort sollte der Kopf hineinrollen.

Über die wulstigen Lippen des Mannes huschte ein zufriedenes Lächeln. Es war wie immer. Nichts hatte sich verändert. Der Henker war ein Mensch, der schon beim Töten Routine hatte. Und er kannte sie alle. Die Weichen, die Harten, die Jammernden, die Fluchenden.

Er hatte Männer gesehen, die stolz in den Tod gingen, und er hatte welche erlebt, die ihm das Schwert entreißen und ihn selbst köpfen wollten.

Esquin de Floyran dagegen lag neben dem Richtklotz, jammerte nicht, aber atmete schwer, als würde ihn eine gewaltige Last zu Boden drücken.

»Kannst du aufstehen?«, fragte der Henker.

Der Mann reagierte nicht einmal.

Dafür spie der Henker aus. Er mochte es nicht, wenn er die Delinquenten noch auf den Richtblock heben musste. Mit der linken Hand packte er den Todeskandidaten im Nacken, hievte ihn hoch und schleuderte ihn so auf den Richtblock, dass der Hals bereits in der Kerbe lag.

»Willst du noch etwas sagen?«, fragte er und hob bereits das Richtschwert mit der breiten Klinge.

»Nein …«

»Kein Priester war bereit, dir die letzten Sekunden im Leben zu verschönern.« Der Henker lachte. »Du musst wirklich ein ganz besonderer Mensch gewesen sein.«

Esquin de Floyran hob noch einmal den Kopf. Sein Gesicht hatte sich dabei verzerrt. Trotz der schlechten Lage konnte er auf eine Schlossmauer schauen, und er sah auch dort die Fenster.

Eines, es reichte bis zum Boden und glich schon einer Tür, stand weit offen.

Dort stand eine Gestalt. Vom Sonnenlicht wurde sie umschmeichelt, deshalb war sie deutlich zu sehen. Der Mann wirkte sehr sauber, und er trug elegante Kleidung. Nichts erinnerte mehr an die Lumpen, die seinen Körper in der Todeszelle bedeckt hatten.

Es war Bertrand!

Und er lächelte. Dabei hob er sogar die Hand, um dem Todgeweihten zuwinken zu können. Er war der Verräter, er hatte den Templer ausgehorcht und genoss nun seinen Triumph.

Wer seine Hintermänner waren, wusste Esquin auch nicht. Aber er wollte dem Mann noch eines sagen.

»Baphometh!«, schrie er Bertrand entgegen. »Baphometh ist stärker als ihr. Das lasst euch gesagt sein. Mein Blut wird vergossen, aber sein Blut wird wie eine Woge über euch kommen und euch ertränken …«

Mehr konnte er nicht sagen. Als er noch einmal Luft holte, hörte er bereits das Pfeifen der niedersausenden Klinge über sich.

Einen Moment später war alles vorbei …

*

Oder nicht?

Der Henker, der Esquin de Floyran hingerichtet hatte, starrte entsetzt in den Korb. In ihm musste eigentlich der Kopf des Mannes liegen, aber der war verschwunden!

Im Fenster stand noch immer Bertrand. Als ihm der Henker zuwinkte, hob der Mann die Schultern, drehte sich um und ging davon. Er ließ einen Menschen und Mörder zurück, der damit begann, an seinem Verstand zu zweifeln.

Als er die Stufen hinabschritt, kamen die Soldaten. Sie redeten wirr durcheinander, bis ein Hauptmann erschien und Ordnung in die Reihen brachte.

Man begab sich auf die Suche nach dem Kopf. Der Morgen verging, der Mittag kam, aber der Schädel des Toten war noch immer nicht gefunden worden.

Schließlich sprach einer das Wort aus, an das viele gedacht hatten. »Teufelswerk!«

Ja, es musste das Werk des Satans sein. Eine normale Erklärung jedenfalls fanden sie nicht.

»Was sollen wir tun?«

Der Hauptmann wusste auch keinen Rat. Er wollte sich erst mit dem Herrscher des Schlosses besprechen.

Zu dieser Zeit befand sich Bertrand bereits auf dem Weg nach Paris, um demjenigen einen Bericht zu geben, der mit ihm zusammen den Plan ausgeklügelt hatte.

Es war Guilleaume Nogaret. Dieser Mann brauchte die Aussagen eines unbescholtenen Bürgers, um die Vernichtungsaktion gegen den Templerorden einleiten zu können.

Was damals in Toulouse mit einer Verschwörung begonnen hatte, sollte später in Paris auf der Ile de Cité, der Juden-Insel, blutig beendet werden.

Den Kopf fand man nicht.

Es wurde schließlich angeordnet, dass man den Torso verscharrte. Ohne Grabstein, ohne einen christlichen Segen. Irgendwo auf freiem Feld, wo der Teufel schalten und walten konnte.

Bauern berichteten später, dass sie, wenn sie an dem Grab vorbeigingen, ein furchtbares Heulen gehört hatten und einen bleichen geisterhaften Schädel sahen, der über der Stelle schwebte, wo der kopflose Leichnam begraben lag …

*

Ich hatte mir zwar abgewöhnt, an Wunder zu glauben, aber hin und wieder gibt es Situationen, die mich an meinem Vorhaben zweifeln ließen.

So wie jetzt!

Die Ratten waren gesprungen, ich hatte die Formel laut gerufen, und plötzlich war alles anders gewesen.

Licht und Dunkelheit umgaben mich gleichzeitig. Das eine ging in das andere über, sodass sich graue Schatten bildeten, durch die ich mich bewegte, als würde ich an einer sehr langen Leine geführt.

Ich befand mich in einer anderen Dimension!

Soweit konnte ich denken, und ich erinnerte mich auch wieder an die Stimmen der Totenwächter, die mir zum Ruf der Formel geraten hatten. Also mussten sie mehr wissen als ich.

Wo hatten sie mich hingeschleppt?

Die Schatten, zuerst noch scharf voneinander getrennt und dabei eine regelrechte Grenze bildend, wurden fließend, bewegten sich, kreisten und stiegen aus ihrer Flächenhaftigkeit hervor, um ein dreidimensionales Gebilde zu formen.

Eine Botschaft?

Aus dem Gebilde drang plötzlich das Flüstern der Stimmen. Obwohl vier sprachen, hörte es sich an, als würde nur einer reden.

»Wir haben euch gerettet. Die Ratten hätten euch sonst zerfleischt. Das wisst ihr …«

Ich antwortete, ohne den Mund zu bewegen, denn ich formulierte die Worte in meinem Kopf, und die Botschaft wurde von ihnen verstanden. »Dafür danken wir euch.«

»Das müsst ihr auch …«

Diese Antwort begriff ich nicht. Aber ich hatte das Gefühl, dass dort etwas dahintersteckte. »Wie habt ihr das gemeint?«

»Wir lassen euch die Wahl!«, hörte ich das Flüstern.

»Welche?«

»Ihr könnt wieder zurück in die Särge, und alles wird von vorn beginnen. Oder ihr beweist uns eure Dankbarkeit, denn auch wir benötigen manchmal Hilfe, um einem alten Fluch entweichen zu können. Ihr seid in der Lage, ihn zu zerstören.«

»Was ist das für ein Fluch?«

»Der Fluch Baphomeths …«

Ich überlegte. Leider konnte ich mich nicht mit meinem Freund Suko besprechen. Er befand sich bestimmt in meiner Nähe, nur hatten wir keinen Kontakt miteinander. Mir war dieser Fall mehr als suspekt. Begonnen hatte er für mich in Paris. Der Anruf meines Templer-Freundes Abbé Bloch hatte mich erreicht, und ich war in die Stadt an der Seine gejettet. Ich hatte zuvor nicht gewusst, was mich dort erwartete, umso größer war meine Überraschung gewesen, als der Abbé mit der vollen Wahrheit herausrückte. Wir beide sollten die Wiedergeburt Baphomeths verhindern.

Die Wiedergeburt hatten wir nicht vermeiden können, aber uns war es gelungen, den Sarg zu fangen, mit dem das teuflische Kind die Seine hinabtrieb. Wir hatten ihn an Land gezogen, geöffnet, und der Abbé wollte seiner Aufgabe nachkommen, als Baphometh von seinen Beschützern Hilfe erhielt.

Die mörderischen Horror-Reiter erschienen, und sie entführten den Sarg vor unseren Augen. Mit ihm natürlich auch Baphometh, sodass wir das Nachsehen hatten.

Mich lockte man in meinem Hotel in die Falle. Zuvor aber war Suko in Paris eingetroffen, weil sich in London in einer alten Templer-Kirche Gräber geöffnet hatten und die Toten freiließen. Die Spur wies nach Paris.

Suko kam also, weil er ahnte, dass beide Fälle zusammenhingen, und wir liefen ausgerechnet in die Falle der Hotel-Wirtin, die uns mit einem Gift ausschaltete.

Bevor ich bewusstlos wurde, sah ich noch den Mann, der sich eigentlich als Baphomeths Stellvertreter bezeichnete.

Vincent van Akkeren. Sein grinsendes Gesicht hatte ich mitgenommen auf die lange Reise der Bewusstlosigkeit, aus der ich erst wieder in einem Sarg liegend erwachte und feststellte, dass ich mich ebenso wenig rühren konnte wie der neben mir liegende Suko.

Um die Särge herum gruppierten sich die vier Gestalten, die in Soho ihre Gräber verlassen hatten, und sie wären es dann auch gewesen, die mir den Ratschlag gegeben hatten, das Kreuz zu aktivieren.

Jetzt befanden wir uns im Nirgendwo.

»Hast du dich entschieden, John Sinclair?«, hörte ich die Frage. »Du kannst dir nicht mehr viel Zeit lassen. Wir können das magische Feld nicht mehr lange halten.«

»Was muss ich tun?«

»Uns helfen.«

»Wie?«

»Indem ihr zurück in die Vergangenheit reist und die Schandtürme der Templer besucht.«

»Wieso Schandtürme?«

»Sie gehören zu einem Sitz der Gruppe, die einem Dämon namens Baphometh dient. Da sollt ihr hin und uns von einem alten Fluch erlösen, über den ihr noch mehr erfahrt.«

Hatte ich eine Wahl?

Wohl kaum, aber ich wollte dennoch erfahren, was geschah, wenn wir den Fluch gelöscht hatten.

»Dann wird alles so sein wie früher.«

»Geraten wir wieder in die Särge?«

»Nein …«

Ich musste den Geistern glauben und stimmte zu. Das tat ich auch in Sukos Namen, der selbst nicht angesprochen worden war.

»Viel Glück«, hörte ich die Stimme. »Wir werden uns sicherlich noch begegnen …«

Ich hörte ein lautes Brausen, und im nächsten Augenblick brach das magische Feld zusammen …

*

Die beiden Särge waren leer!

Und Baphometh, der Kind-Dämon kreischte wie von Sinnen. Er wollte sich einfach nicht mehr einkriegen, stand zwischen seinen wimmelnden Rattenkörpern und stampfte einige Male mit dem rechten Fuß auf, wobei er van Akkeren und auch seine vier Horror-Reiter anschaute, die es ebenfalls nicht verstanden hatten, der Magie entgegenzuwirken.

Die Tiere hielten die Särge besetzt. Sie wälzten sich in den offenen Totenkisten, als gäbe es dort eine Beute. In ihrer wilden Gier knabberten sie sich gegenweitig an.

Darum kümmerte sich niemand. Etwas anderes war für van Akkeren und Baphometh viel wichtiger.

Sie sahen die Totenwächter nicht mehr. Die Kühle der Nacht schien sie aufgesaugt zu haben. Noch deutlich erinnerten sich beide an das gleißende Licht, sie hatten den Ansturm der fremden Magie nicht abwehren können und dabei Schmerzen gelitten, doch als es vorbei war, da standen auch die Totenwächter nicht mehr an ihren Plätzen.

Während Baphometh vor Wut auf den Boden stampfte, schlenkerte er auch seine rechte Hand. Er hatte sie sich verbrannt, als sie Kontakt mit dem Kreuz des Geisterjägers bekommen hatte. Die schwarzgraue Fläche würde für immer bleiben.

Mit seinem großen Kopf und den leicht vorstehenden Beulen auf der Stirn wirkte Baphometh tatsächlich wie ein kleiner Teufel. Er sah nicht einmal komisch aus, war ein rasendes Etwas geworden und brüllte van Ackeren an, der nichts unternahm.

Er wusste, dass er in das zweite Glied der Kette gerückt war. Er hatte hinnehmen müssen, dass Baphometh über ihm war.

Obwohl er offiziell erst knapp zwei Tage existierte, war er bereits gewachsen, und sein Kopf nahm ebenfalls an Größe zu sowie die Breite seiner Stirn.

Er tobte zwischen den Grabsteinen umher, suchte nach Verantwortlichen für das Geschehen und war manchmal von feurigen Streifen umhüllt, die aus seinen Nasenlöchern schossen.

Bis er ruhig wurde.

Breitbeinig kam er auf van Akkeren zu. Das Gesicht war verzerrt, sein Mund war breit wie der eines Froschs. »Wir müssen sie holen!«, sprach er mit dumpfer Stimme, die überhaupt nicht zu seiner Gestalt passen wollte.

»Ja, aber wo? Wo können sie sein?«

»Du wirst es herausfinden.«

Diese Aufgabe hätte van Akkeren auch freiwillig übernommen, ohne dass ihm jemand etwas sagte. Leider wusste er nicht, wo er den Anfang machen sollte. Laut sinnierte er: »Wo könnte er sein?«

»Nicht in der Hölle!«, kreischte Baphometh. »Das hätte ich schon mitbekommen.«

»Wissen es die Templer?«

»Bloch, der uns entkam?«

»Ja.«

Baphometh ballte die kleinen Krallenhände zu Fäusten. »Such ihn. Such ihn und frage ihn aus. Foltere ihn, lass ihn schreien, und dann töte ihn!« Mehr sagte dieser kleine Teufel nicht. Er jagte auf seine vier Beschützer zu, die im Hintergrund standen, und sprang zu dem ersten Dämon auf das rabenschwarze Pferd.

Sekunden später jagten sie davon. Sie waren auf dem Weg in Baphomeths Reich …

*

Die Glastür war zerstört, seit einer der Templer mit seinem R4 hindurchgerast war. Zwischen unzähligen Glassplittern lag die Leiche einer hageren Frau.

Sie hieß Madame Cinaire und war die Besitzerin des Hotels. Abbé Bloch hatte sie besucht, um mehr über den Verbleib seines Freundes John Sinclair zu erfahren.

Die Frau hatte sich als standhaft erwiesen und wollte nichts sagen. Statt dessen hatte sie den Abbé mit einer Waffe bedroht und erklärt, dass John Sinclair ausgezogen sei.

Der Abbé glaubte ihr nicht, denn die Waffe hatte nicht ihr, sondern Sinclair gehört.

Zu einer weiteren Auskunft war sie nicht bereit gewesen und hatte Bloch zwingen wollen, das Hotel zu verlassen. Dazu war es nicht gekommen, denn Henri, einer der beiden Begleiter des Abbés hatte durch die Glastür gesehen, was sich im Innern abspielte. Er war mit dem Wagen durch den Eingang gerast.

Beide bedauerten sie den Tod der Frau, die sich bei dem Unfall das Genick gebrochen hatte.

»So kommen wir nicht mehr weiter«, sagte der Abbé und hob die Schultern.

Henri stand neben dem Wagen. »Ich würde vorschlagen, dass wir verschwinden. Der Krach ist gehört worden. Man wird die Polizei alarmiert haben.«

Bloch nickte. »Fährt der Wagen noch?«

»Bestimmt.«

»Dann gehen wir.«

»Und Justus?« Henri meinte den Dritten im Bunde, der an der Rückseite hatte Wache halten sollen.

»Ich bin hier.« Justus meldete sich von der Tür her. »Euer Krach war nicht zu überhören. Aber Henri hat recht. Wir sollten wirklich verschwinden, die Gegend hier wird bereits rebellisch.«

Sie stiegen ein.

Henri fuhr wieder. Er ließ den Motor an und rollte rückwärts durch die zerstörte Tür. Die Reifen fuhren über die Glasscherben hinweg, die unter dem Druck zerknirschten, aber der Fahrer schaffte es, den R4 auf die Straße zu bringen.

Dort ließ er auch die Scheinwerfer ausgeschaltet, denn aus den Eingängen der sehr dicht stehenden Häuser liefen die Gaffer, um sich anzuschauen, was passiert war.

»Gib Gas!«, verlangte der Abbé.

»Und wohin fahren wir?«

»Erst einmal weg.« Bloch wusste, dass sie noch längst nicht in Sicherheit waren. Wie er Vincent van Akkeren kannte und einschätzte, würde der nicht aufgeben, sie zu jagen. Schon deshalb nicht, weil Baphometh lebte und er etwas gutzumachen hatte.

Erst als sie das Ende der Straße erreichten, schaltete Henri das Licht ein.

Justus hockte auf dem Rücksitz und hatte sich gedreht. »Einige rennen hinter uns her!«, meldete er. »Sie kriegen uns nicht.«

»Das will ich auch gemeint haben.«

»Sollen wir nicht die Polizei benachrichtigen und erklären, was geschehen ist?«

Abbé Bloch schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht.«

»Und wo willst du jetzt endlich hin?«

»In den Süden.«

»Nach Alet-le-Bains?«

»So ist es.«

»Aber was sollen wir dort?«

»Es ist unsere Welt. Dort hat vieles seinen Anfang genommen. Ich will bei Hector de Valois bleiben.«

»Er lebt nicht mehr.«

»Aber sein Skelett befindet sich in der Kathedrale der Angst. Dort herrschen andere Gesetze.«

Henri fragte: »Geben wir Paris dann auf?«

»Vorerst ja.«

Abbé Bloch führte die Templer an. Er war ein Großmeister des Ordens. Was er anordnete, das hatte zu geschehen, und so widersprachen seine Freunde auch nicht.

Sie mussten aus dieser Ecke raus und eine Ausfallstraße in Richtung Süden erreichen.

Noch kurvten sie durch einen Bezirk, in dem nicht gerade die reichsten Menschen wohnten. Es gab keine breiten Boulevards, nur ziemlich enge Straßen, und auch die eingeschalteten Laternen waren nicht zahlreich vertreten.

Ein dunkles Paris, das jedoch mit einem Mal erhellt wurde, denn ihnen kam ein schwerer Wagen entgegen. Und dessen Fahrer hatte das Fernlicht eingeschaltet.

»Ich kann nichts mehr sehen!«, rief der blonde Henri, trat auf die Bremse und riss eine Hand vor seine Augen, um sich vor dem Licht zu schützen.

Dabei verriss er das Lenkrad. Hinzu kam die Feuchtigkeit auf dem Pflaster, wo die Reifen nicht mehr den Halt fanden, den sie gebraucht hätten.

Mit dem Heck zuerst rutschte der R 4 nach links. Diese Kraft schob ihn weiter, direkt mit der schon leicht demolierten Kühlerfront auf einen Laternenpfosten zu.

Er prallte dagegen.

Zuerst sah es so aus, als wollte sich die Laterne vor dem kleinen Wagen verbeugen, dann löste sich die Kuppel, fiel herab und landete krachend auf dem Dach des Wagens, wo sie zersplitterte.

Henri fluchte. Er wollte aussteigen, als die Tür bereits von außen aufgerissen wurde.

Hinter der Mündung einer Waffe starrte ihn das flache Gesicht eines Mannes an.

Auch an der Rückseite riss jemand die Tür auf. Hier erschien ebenfalls ein Waffenlauf. Überlang, wie auch der an der Vorderseite. So sahen Revolver aus, die einen Schalldämpfer trugen. Wer mit diesen Waffen hantierte, der wollte auch töten.

Zweimal erklang das Geräusch, das sich anhörte, als hätte jemand eine Champagnerflasche geöffnet. Zwei Menschen sanken auf ihren Sitzen zusammen. Und der Abbé saß vor Grauen steif.

Er konnte sich nicht rühren, weil er das Schreckliche noch nicht begriffen hatte.

Der Killer, der Henri erschossen hatte, lief um den Wagen herum und riss die Fahrertür auf. Er presste dem Abbé die Waffe gegen die rechte Wange und sagte nur: »Steig aus!«

Bloch gehorchte. Wie in Trance bewegte er sich, löste den Gurt und schwang sich aus dem Wagen, stets verfolgt von der schallgedämpften Mündung.

Der Killer fasste ihn mit einem Klammergriff im Nacken an. Zwei Handbreiten darunter drückte er dem Abbé die Mündung der Waffe ins Kreuz. Er dirigierte ihn dorthin, wo ein großer schwarzer Wagen stand, bei dem jetzt wieder das Abblendlicht eingeschaltet worden war.

Abbé Bloch wurde in den Fond geschoben. Die Tür knallte zu. Erst jetzt erwachte der Templer aus seiner Erstarrung, senkte den Kopf und schüttelte ihn, als könnte er dieses gewaltige Grauen einfach nicht begreifen.

Er nahm nicht einmal den Mann wahr, der ebenfalls im Fond hockte und dem Fahrer ein Handzeichen gab, endlich zu starten.

Erst als der Wagen anrollte, meldete er sich. »Hallo, Abbé Bloch. So sehen wir uns wieder …«

Der Templer nickte, und er gab eine Antwort, wie sie nur höchst selten aus seinem Munde kam.

»Van Akkeren, Sie sind ein verdammter Bastard!«

*

Die Welt hatte uns wieder!

Eine normale Welt, die dennoch nicht so normal war, denn wir befanden uns in der Vergangenheit. Ich wusste nicht, in welch einem Jahrhundert, aber es war kein Winter, das spürte ich an der lauen Luft, die mich umfächerte.

»Manchmal erlebt man eben Dinge, die darf man nicht erzählen, ohne von anderen verrückt gehalten zu werden«, hörte ich Sukos Stimme, drehte mich um und schaute in sein verwundert aussehendes Gesicht.

»Ja, das stimmt wohl.«

»Hat man auch mit dir gesprochen, John?«

Ich nickte.

»Dann weißt du ja, was wir zu tun haben.«

»Nichts weiß ich, gar nichts.«

»Doch! Zurück in die Zukunft.«

»Leider sind wir nicht im Kino.« Ich holte tief Luft, die wunderbar nach Gewürzen schmeckte und für meine Lunge wie ein Labsal war. »Wir müssen einen alten Fluch löschen und die Schandtürme der Templer finden.«

Suko hob die Schultern. »Dann machen wir uns mal auf die Suche. »Vielleicht finden wir auch ein Taxi.«

Auf die Suche machen, war leichter gesagt als getan. Keiner von uns wusste, wo er anfangen sollte und in welch einer Richtung überhaupt die Türme lagen. Wir wussten nicht, wozu sie gehörten, zu einer Burg, einem Schloss oder einfach nur als turmartige Felsen in der Landschaft umherstanden, gepasst hätten sie hierher.

Die Umgebung war bergig. Mir fiel ein, dass die Stadt Toulouse erwähnt worden war. Sie liegt ja im Süden Frankreichs. Man kann sie praktisch als Tor zu den Pyrenäen bezeichnen. Auch als wir in Richtung Süden schauten, sahen wir von der gewaltigen Gebirgskette noch nichts. Wo sie liegen musste, zitterte ein breiter Dunststreifen.

Wir selbst befanden uns auf einer Ebene, die nur mit wenigen Gewächsen bedeckt war. Wälder gerieten überhaupt nicht in unser Blickfeld. Dafür entdeckten wir einen staubigen Weg, der in ein Tal hineinführte.

»Den nehmen wir«, sagte Suko.

Ich hatte nichts dagegen. So machten wir uns auf die Wanderschaft. Zwei Menschen, die aus der Zukunft in die Vergangenheit gekommen waren, um einen alten Fluch zu löschen, der mit den Schandtürmen der Templer zu tun haben musste.

Zwar war ich den vier Totenwächtern dankbar, dass sie uns gerettet hatten, dennoch hätten sie uns mehr Informationen mit auf den Weg geben können. Auf dieser fast baumlosen Ebene gab es keinen markanten Punkt, der als Orientierung gedient hätte.

Auf diesem Pfad gingen wir ins Tal.

Es war nicht sehr tief, das stellten wir mit einem Blick fest, und wir konnten auch erkennen, dass es sich wie eine gewaltige Schüssel ausbreitete. Die Hänge waren nicht sehr steil, hier aber bewachsen, denn uns fielen die fast geometrisch angelegten Flächen der Weinstöcke auf.

Suko nickte. »Zu trinken wird man uns wohl geben.«

»Hast du Durst?«

»Ja.«

Wir schauten uns nicht nur die Weinberge an, sondern auch das, was unterhalb von ihnen lag. Eine Ortschaft, gar nicht mal klein und überragt von einer mächtigen Burg, die tatsächlich vier Türme besaß.

Die Schandtürme!

Aus dieser Höhe und aus der Entfernung wirkten sie verhältnismäßig klein, doch ich konnte mir vorstellen, dass sie riesig waren, wenn man danebenstand.

»Ist schon beachtlich«, sagte Suko.

»Ja.«

»Die Türme haben wir, fehlt uns nur der Fluch.«

»Den suchen wir jetzt.«

Suko grinste. Er hatte bestimmt eine lockere Antwort auf der Zunge, schluckte sie aber herunter.

Uns fiel noch etwas auf. So groß der Ort auch war, wir entdeckten kaum Leben in ihm. Die Menschen mussten sich in ihre Häuser zurückgezogen haben, als fürchteten sie sich vor irgendwelchen Dingen.

Die Zeit verging. In etwa zwei Stunden sollte die Sonne untergehen.

Der Wind hier oben war sehr warm. Wahrscheinlich kam er aus der Wüste. Auch die Talschüssel war aufgeheizt worden, und wir kamen ins Schwitzen.

Die ersten Weinhänge umfingen uns. Die roten Trauben waren noch nicht vollreif. Sie würden noch Sonne gebrauchen. Ich ging deshalb davon aus, dass wir im Hochsommer gelandet waren.

Der Wein nahm uns die Sicht auf den Ort. Wir vernahmen auch keine Geräusche aus der Tiefe, nur das Zirpen der Grillen umfing uns. Ein herrlicher Sommertag, wie er auch in unserer Zeit hätte sein können und nicht einige Hundert Jahre zuvor.

»Was sagt dir dein Gefühl, John?«, fragte Suko.

»Gar nichts.«

»Das ist schlecht.«

»Wieso?«

»Du hast doch meist Vorahnungen.«

»Vielleicht haben mich diese im Stich gelassen, oder sie kehren zurück, wenn wir die Schandtürme besichtigen und versuchen, den alten Fluch zu finden.«

»Er muss mit den Totenwächtern zusammenhängen«, sagte Suko, der sehr ernst geworden war. »Weißt du, welch ein Gefühl ich habe?«

»Wie denn?«

»Dass wir sie noch sehen, und zwar so, wie sie einmal gewesen sind. Nicht als Statuen oder Geister.«

»Möglich ist alles.«

Wir erreichten wenig später einen Platz, von dem aus wir freie Sicht auf das Dorf hatten. Auch jetzt, wo wir die Hälfte der Strecke fast hinter uns gelassen hatten, kam es uns leer und ausgestorben vor. Niemand bewegte sich über die schmalen Straßen zwischen den schlichten Häusern mit ihren weißen oder grauen Steinwänden.

»Als hätten sie das Dorf verlassen«, flüsterte ich.

Vor uns lag ein kahler Fleck. Steinig und auch staubig. Der Wind trieb Fahnen darüber hinweg. Er streichelte die Steine und Felsen, die auf dem Boden ein wirres Durcheinander bildeten. Über uns war der Himmel von einem seichten Hellblau, in das einige Wolken hineinstachen, als wären sie durch Pinselstriche gezeichnet worden.

Plötzlich hörten wir Schritte.

Sofort zogen wir uns zurück. Noch brauchte uns niemand zu sehen. Die Schritte waren unter uns erklungen. Wir vernahmen auch das Kollern kleiner Steine, die ihren Halt verloren hatten, weil sie berührt worden waren.

Suko und ich hatten uns tief geduckt und hinter zwei Steinen Deckung gefunden. Vorsichtig schielten wir um die Ecke und sahen plötzlich einen schmalen Schatten, dem einen Moment später eine Gestalt folgte.

Eine Frau!

Nein, eigentlich noch ein junges Mädchen von höchstens zwanzig Jahren.

Sie keuchte. Ihr Gesicht war von der Anstrengung des Laufens hochrot angelaufen. Das lange Blondhaar wehte im Wind. Ihr Gesicht war rund, leidlich hübsch, und was der tiefe Ausschnitt des Kleides zeigte, erfreute so manches Männerauge.

Suko warf mir einen verständnislosen Blick zu und hob die Schultern. Auch ich wusste nicht, was die Kleine hier wollte, denn es sah nicht so aus, als wollte sie noch weiter den Berg hochgehen. Wahrscheinlich hatte sie ihr Ziel erreicht, um hier eine Aufgabe zu erledigen.

Wir würden sehen.

Das Mädchen schritt dorthin, wo die meisten Steine lagen. Sie umging sie in einem Kreis, und uns fiel eigentlich erst jetzt auf, dass auch die Steine einen Kreis bildeten.

Das hatte etwas zu sagen.

Während die Kleine ging, beugte sie ihren Kopf den Steinen entgegen und murmelte Worte, die so leise gesprochen waren, dass wir sie nicht verstehen konnten.

Aber einen Namen hörten wir doch, und der ließ uns beide zusammenzucken.

Baphometh!

»Hier sind wir richtig«, sagte Suko, hielt aber sofort den Mund, denn das Mädchen war stehen geblieben.

Hatte sie uns gehört?

Die Unbekannte lauschte. Sie drückte ihr Ohr in die Windrichtung, mehr sahen wir nicht, weil wir uns beide noch mehr zusammengeduckt hatten und hinter den Felsen verschwanden.

Etwa 30 Sekunden vergingen, dann bewegte sich Suko wieder vor und schielte am Felsen vorbei. Er nickte mir zu, ein Beweis, dass alles in Ordnung war.

Auch ich sah dorthin, wo sich das Mädchen im hellblauen Kleid befand. Sie hatte den Kreis noch immer nicht verlassen, stand breitbeinig da, reckte und streckte sich. Die Bewegungen hatten etwas Laszives 2 an sich. Es sah aus, als wollte sie sich für einen Zuschauer zur Schau stellen.

Damit konnten wir wohl nicht gemeint sein. Die Unbekannte ließ ihren Blick in den Himmel schweifen, die nähere Umgebung interessierte sie überhaupt nicht.

Dann sank sie zu Boden. Mich erinnerte sie an eine Tänzerin, die dem Publikum einen schönen Tod vorführte.

Sehr grazil setzte sich das Mädchen nieder. Die hohen Steine deckten sie jetzt. Wir konnten nur dann etwas von ihr sehen, wenn der Wind mit ihren Haaren spielte und einige Strähnen am Felsen vorbei zur Seite wehte.

Suko deutete mit dem Finger in die Höhe und schaute mich dabei fragend an.

Ich war einverstanden und stand als Erster auf. Die Kleine saß so, dass sie uns den Rücken zudrehte. Wenn wir uns sehr langsam bewegten, würde sie uns nicht hören.

Wir nahmen sie praktisch in die Zange und näherten uns von zwei verschiedenen Seiten. Abermals hörten wir ihr Flüstern, das nur aus einem Begriff bestand.

Baphometh!

Verdammt noch mal. Was hatte eine Person wie diese junge Frau mit dem Teufel Baphometh zu tun? Wenn sie eine Hexe war, davon hatte es leider welche gegeben, dann stand sie nicht Baphometh nahe, sondern Asmodis, dem anderen Teil des absolut Bösen.

Sie wirkte nicht wie jemand, der eine bestimmte Person beschwören wollte. Dieses Mädchen rief nach ihr, und es schien sich sicher zu sein, dass sie die Person genau an dem Ort im Kreis der Steine finden konnte.

Wir gingen jeder noch zwei Schritte vor und blieben dann stehen. Über die Rundungen der Steine schielten wir hinweg auf das helle Haar und den Rücken des Mädchens.

Es saß noch innerhalb des Steinkreises, hatte sich aber zur Seite gebeugt und den Kopf so weit gesenkt, dass Haarsträhnen den staubigen Boden berührten. Den Blick hielt sie auf eine bestimmte Stelle gerichtet, der rechte Arm war ausgestreckt.

Und sie sagte wieder den Namen.

»Baphometh!«

Diesmal sprach sie mit einer Stimme, die fremdartig klang. Sie glich mehr einem Röhren.

Das Wort war kaum verklungen, als die Unbekannte zusammenzuckte. Wir hörten ihren durchdringenden Schrei, sahen sie kippen, sprangen vor und erkannten, was geschehen war.

Aus dem Boden ragte ein brauner, leicht faulig wirkender Arm, dessen Hand den Ellbogen der Blondine umklammerte …

*

Ich wollte nicht erst um die Steine herumlaufen, stützte mich auf einem ab und flankte über ihn hinweg. Auf der anderen Seite tat Suko das Gleiche, sodass wir gemeinsam neben der Unbekannten landeten und stehen blieben.

Im gleichen Augenblick brach dicht vor meinen Fußspitzen abermals die staubige Erde auf, sodass ein zweiter Arm erscheinen konnte. Er war ziemlich schnell. Wer immer dort unten begraben lag, musste wissen, dass Menschen über ihm standen, denn wie ein zuschnappendes Maul wollten die Finger mein Fußgelenk umklammern.

Ich war schneller, hob den Fuß, trat auf die Klaue und drehte noch den Absatz.

Die Masse unter mir war sehr weich. Ich hatte das Gefühl, auf Pudding getreten zu sein. Im rechten Winkel zum Armgelenk blieb die Hand auf dem Boden liegen.

Suko hatte sich inzwischen um das Mädchen gekümmert. Er fasste sie unter, aber die andere Hand wollte einfach nicht loslassen. Sie war wie eine Klette. Je weiter Suko die junge Unbekannte zog, umso mehr drückte sich der Arm aus der Erde.

»John, hilf mir!«

Er hatte Englisch gesprochen, das Mädchen konnte ihn kaum verstehen, dennoch reagierte es. Sie wand sich unter Sukos Griff und schrie immer wieder: »Non, non, nicht! Das darf man nicht. Ihr seid des Todes, wenn Ihr es tut.«

Das glaubten wir zwar nicht, aber wir wollten ihre Warnung auch nicht einfach in den Wind schlagen. Sicherlich hatte sie ihre Gründe, so zu handeln.

Vor uns war ein Untier.

Wir sahen die angefaulten, halbverwesten Hände, Arme und auch die Schultern.

Aber wir fanden keinen Kopf. Er schien ihm abgetrennt worden zu sein.

So war es bestimmt auch gewesen.

Jetzt kehrte der Hingerichtete plötzlich zurück.

Unseren Augen bot sich ein unheimliches Bild. Der Kopflose klammerte sich mit einer so starken Kraft am Arm des Mädchens fest, dass ihr das Blut abgeschnürt wurde. Sie musste Schmerzen spüren, doch kein Laut drang über ihre Lippen.

Was wir hier erlebten, war unheimlich und grauenhaft. Auch rational nicht erklärbar. Dass es überhaupt geschehen konnte, daran trug allein eine gefährliche schwarze Magie die Schuld, die dafür gesorgt hatte, dass dieser Torso freikam.

Das Mädchen hatte nach Baphometh geschrien, seine Magie musste mit im Spiel gewesen sein.

Die Klaue hielt weiterhin den Arm umklammert. Staub umwallte den aus der Erde steigenden lebenden Toten ohne Kopf. Lehmklumpen wurden in die Höhe geschleudert, rollten zur Seite, und wir schauten noch tatenlos dem Drama zu.

Zuletzt erschienen die Beine.