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Wie schon oben angedeutet, geht es um menschliche Dinge, die humorvoll zu Papier gebracht wurden. Niemals verletzend, oder belehrend, wird der Leser seine Freude daran haben und schliesslich bejahen können. Eine entspannende Lektüre.
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Seitenzahl: 78
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Heidi Hollmann
Karo ? nein danke
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Eine übersinnliche Begegnung
Erdnüsse
Familientradition
Frag nicht, wohin ich gehe, frag nicht wohin!
Freitag, der 13.
Frühlingsfahrt
Geschichte meiner Haare
Karo, nein Danke!
Keine Hüftgelenksoperation für über 75jährige?
Kleidersammlung im Advent
Kleine Wolke
Kriegsende
Leben und Leben lassen.
Meine Zigaretten sind alle.
Millennium
Mit Anstand alt werden
Mit ohne Brille?
Mutterliebe
Nein, und nochmals nein.
Nervenkitzel
Nur keine Plagiate!
Rachsucht
Wenn der Postmann 3 x klingelt.
Wer sind Sie?
Zuerst als Mann und dann als Frau?
Impressum neobooks
Lisbeth lag bereits eine Woche unter der Erde. Bis zuletzt hatte sie, erst zwanzig Jahre alt, um ihr Leben gekämpft. Gegen Tuberkulose war kein Kraut gewachsen, zu der Zeit jedenfalls nicht, als sich die nachfolgende Geschichte zutrug.
Anna, die vergrämte Mutter der Verstorbenen hatte auf ein Zeichen gewartet. Hatte ihre stets zuverlässige Tochter ihr doch auf dem Sterbebett versprochen:
„Wenn es eine Möglichkeit gibt, Mama, werde ich mich bemerkbar machen.“
Anna fand wieder einmal keine Ruhe und grübelte. Im Nebenzimmer lag ihre zwei Jahre jüngere Tochter Adele, die sie Dela nannte und die ihr als einzige geblieben war. Durch die geöffnete Tür hörte sie ihre Jüngste tief atmen und beneidete sie um ihren gesunden Schlaf.
Irgendwann duselte auch Anna kurz ein. Als sie sich danach im Bett aufrichtete, bemerkte sie im Schein des Vollmondes eine weiße Gestalt. Sie schien lautlos zu schweben. Anna wischte sich die Augen. „Lisbeth, willst du dein Versprechen einlösen?“, wollte sie rufen. Trotz größter Anstrengung brachte sie aber kein Sterbenswörtchen hervor.
Die Gestalt entschwand in Richtung Badezimmer. Anna fing an zu zittern, versuchte verzweifelt nach der schlafenden Dela zu rufen, brachte aber nur ein leises Röcheln zustande.
Die Spatzen pfiffen es von den Dächern. Der Milchmann wusste Bescheid, der Eiermann hatte es ebenfalls erfahren, die meisten ihrer Nachbarn auch. Im Grunde genommen war das ganze Viertel im Bilde.
Nur die, die es eigentlich anging, war ahnungslos wie es häufig genug der Fall ist. Sie ließ sowieso immer alles auf sich zukommen. Wozu sich unnötig aufregen, war ihre Devise schon seit langem. So hatte sie es zeitlebens gehalten und war gut damit gefahren. Auch wurde sie niemals von Neugier geplagt wie so manche der Frauen in ihrem Umkreis. „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“, hämmerte sie sich ein, falls sie mal ein unguter Gedanke überfiel.
Eben war ihr treuer Adam wie allabendlich ziemlich spät mit seinem Dackel ins Haus getreten. „Wir gehen noch mal eben Gassi“, hatte er ihr vor ca. zwei Stunden gesagt. Das Ebengassigehen dehnte sich meist aus. Wie immer freute sie sich, die beiden wiederzusehen, die, die ihr am nahesten standen. Ihr wurde warm ums Herz. Kinder hatten die Eheleute nicht. Deshalb wurde ihr der Tag häufig entsetzlich lang. Wenn ihr die Decke mal wieder auf den Kopf fiel, lud sie ihre beste Freundin Annegret zu sich ein. Nur schade, dass Adam sie nicht mochte. Sie war verwitwet und wohnte zwei Strassen weiter. Ilse bekam ein Hochgefühl, als sie ihren stattlichen, schwarzhaarigen Mann zur Garderobe gehen sah, wo er sich den Mantel auszog, an dem ein paar Schneeflocken klebten. Gutgelaunt bekam sie danach von ihm ein Küsschen, wozu sie ihm stets gewohnheitsmäßig ihre linke Wange bot, ihre Schokoladenseite. Sie führten eine gute Ehe und sie war dem Schicksal dankbar dafür.
Es war bitterkalt und sie wunderte sich nicht zum ersten Mal, wieso er es so lange bei diesem Wetter draußen aushielt. Gut, dass Pfiffi sein Mäntelchen anhatte. Sie nahm es von seinem Rücken, wobei sie ihm unvorsichtig den Bauch eindrückte. Das Tier sprang hoch und jaulte. Es fühlte sich ziemlich warm an. Hatte der Hund vielleicht Fieber? Besorgt betastete sie seine Nase. Dem armen Kerl schien es nicht besonders gut zu gehen. Er legte sich ins Körbchen und schaute hilfesuchend sein Frauchen an.
„Was mach ich nur mit dir“, sagte Ilse und war ganz deprimiert. „Ist was mit dem Hund?“, fragte sie ihren Mann. „Was soll denn mit ihm sein?“, antwortete er seiner Frau, die sich mit der Hand zittrig über ihr rotes Haar fuhr. Sie schüttelte den Kopf und blieb vor dem armen Tier stehen. „Irgendetwas stimmt mit dem Kleinen nicht!“ Pfiffi benahm sich ziemlich auffällig. Er öffnete ab und an die Schnauze, als wenn er um Luft ringen müsste. Speichel lief aus seinem armen Mäulchen. Dann mit einem Würgelaut und einem Ruck spie er etwas auf den Teppich.
„Erdnüsse“, stellte Ilse erstaunt fest. Diese Dickmacher kämen ihr niemals ins Haus hatte sie zu Adam gesagt. „Auch dann nicht, wenn Pfiffi dahinterher ist!“
Im Gegensatz zu ihr schwärmte Freundin Annegret nahezu für diese Dinger und hatte reichlich Vorräte angelegt.
Bei Ilse schrillten die Alarmglocken. Deshalb blieben also Hund und Herrchen so unverschämt lange aus! Ihr fehlte nur noch, dass Adam ihr unterzujubeln versuchte, er hätte Annegret wegen Pfiffis Gusto auf Erdnüsse besucht. Ilse schnappte sich ihren Adam, stellte ihn kurz zur Rede. Wider erwarten leugnete er nicht. „Verdammtes Vieh“, dachte er nur und begann wütend seinen Koffer zu packen. „Deinen Verräter kannst du behalten“, schrie er und schlug die Haustür kräftig hinter sich zu.
In freudiger Erwartung und mit zittrigen Fingern öffnete Angelika den schwarz umrandeten Briefumschlag.
Wer von ihrer weitverzweigten rheinischen Verwandtschaft mochte das Zeitliche diesmal gesegnet haben, fragte sie sich in der Vorfreude auf eine zünftige Beerdigung.
Bei ihrer Familie war es üblich, den Verstorbenen und nur den Verstorbenen traditionell die Ehren zu erweisen, die man ihnen zu ihren Lebzeiten verwehrt hatte. Sie mussten sie sich gewissermaßen erst durch ihr Ableben verdienen.
Taufen und Hochzeiten, Geburts- und Namenstage spielten so gut wie keine Rolle in dieser etwas merkwürdigen Familie. Man sah und hörte nichts voneinander bis, nun ja, bis auf die nicht zu umgehenden Beerdigungen.
„Tante Hanna hatte es also erwischt“, stellte Angelika entzückt fest und schob die Benachrichtigung in den Umschlag zurück.
Draußen war es bitterkalt. Angelika frohlockte. Sie würde endlich mit ihrem auf Raten gekauften Ozelotmantel protzen können und freute sich schon im Vorhinein auf die Reaktion ihrer nicht weniger protzwilligen Verwandtschaft. Vorab war aber noch allerhand zu erledigen. Sie rief umgehend den Autoverleih an.
„Ja, unser Rolls steht Ihnen am 4. Januar zur Verfügung. 10.00 Uhr, o. k. selbst verständlich wie immer mit Chauffeur, gnädige Frau, “ wurde ihr bestätigt. Das war erledigt. Angelika warf einen Blick in den Mahagoni-Spiegel in ihrer Diele.
Nein, so würde sie auf gar keinen Fall an dem freudigen Ereignis teilnehmen. Sie brauchte eine neue Frisur, die sie jugendlicher erscheinen ließ. Die letzte Beerdigung, die sie genossen hatte, war vor ca. 5 Jahren gewesen. Falls der Zahn der Zeit auch womöglich an ihr genagt haben sollte, wollte sie das nicht auch noch durch diese unvorteilhafte Frisur unterstreichen.
„Vielleicht lasse ich mir die Haare kürzen“, überlegte sie und machte gleich einen Termin bei Mister Fred aus. „Nein, ich möchte ihn, wie immer, persönlich sprechen“, erklärte sie ungehalten der Angestellten.
„Wir schieben sie dazwischen, meine Liebe, wenn es pressiert! Sicher steht wieder einmal eine Beerdigung an, habe ich recht?“ Mister Fred fuhr sich mit seinem Holzkamm durch sein schütteres Haar und blinzelte seiner Salonleiterin zu.
Angelika fieberte dem 4. Januar entgegen. Sie hatte eine schlechte Nacht verbracht und wirkte trotz ihrer jugendlichen Frisur, ein klein wenig älter, als sie in Wirklichkeit war.
Punkt 10.00 Uhr klingelte der Chauffeur. Er ging ihr voran, riss seine Mütze vom Kopf, hielt ihr die Tür auf und ab ging`s zum Nordfriedhof.
Tante Hanna, bis vor ihrem plötzlichen Tod vor genau vier Tagen noch als das Biest dieser beschränkten Familie verschrien, war offensichtlich zum Engel mutiert.
Was hatte sie nicht alles in ihrem langen, viel zu langen Leben, wie Angelika empfand, an Gutem getan. Das behauptete jedenfalls der Geistliche, der die Tante zu verwechseln schien.
Das Blabla des Pfarrers interessierte sie wenig. Vielmehr richtete sie über die Köpfe ihrer Verwandten hinweg ihre Blicke auf den Sarg. „Eichenholz mit tausend Verzierungen, nicht gerade billig, viel zu schade für das alte Fossil!“ stellte sie nüchtern fest.