Katastrophen haben kurze Beine - Gina Greifenstein - E-Book
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Katastrophen haben kurze Beine E-Book

Gina Greifenstein

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Beschreibung

Ein rasanter lustiger Frauenroman um eine alleinerziehende Mutter in Nöten – für alle Leserinnen von Petra Hülsmann Was macht man, wenn man als alleinerziehende Mutter dringend eine neue Wohnung braucht und die Vermieter allesamt lieber drei Hunde als drei Kinder im Haus haben wollen? – Bingo: Man unterschlägt einfach ein Kind! Genau das macht Steffi und dank dieser Lüge kommt sie tatsächlich an eine wunderschöne Wohnung, die sie sich sogar leisten kann. Woraufhin sich für sie natürlich ein neues Problem auftut: Wie macht man einen von zwei überaus lebhaften Zwillingen unsichtbar? Und dann trifft sie auch noch die Liebe mit voller Breitseite ... »Unheimlich witzig und unterhaltsam. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen.« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Witzige und unterhaltsame Story. Genau richtig wenn man einfach mal abschalten will.« ((Leserstimme auf Netgalley))

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Inhalt

Cover & Impressum

1. Duo infernale

2. Diana, Göttin der Jagd

3. »Mögen Sie Meerschweinchen?«

4. Fütterung der Raubtierchen

5. »Tante Alissa hat gar nichts an!«

6. Die absolute Traumwohnung

7. Der geheimnisvolle Unbekannte

8. Blitz und Donner

9. Diagnose: Herzflimmern

10. Pinguine und beringte Männer

11. Nicht nur Timbuktu ist weit weg

12. Piloten sind ja sooo viel unterwegs!

13. Mr. Londons Telefonnummer

14. Aller guten Dinge sind zwei(mal)

15. Frühe Vögel hassen Würmer

16. Wie wäre es mit einem leckeren Kamillentee?

17. Von Raupen und Schmetterlingen

18. Woran ist Ihre Frau denn gestorben?

19. »Und?«

20. Vier Kinder und ein Pinguinmann

21. »Unsere Pizza wird kalt …«

22. Der frühe Vogel … vögelt

23. Erwischt!

24. Morgenstund hat Blei im Knie

25. Willst du darüber reden?

26. Erweiterung des sexuellen Horizontes

27. … freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können …

28. Flohmarkt

29. Flohzirkus oder zehn Kugeln Eis

30. Schwanger oder nicht, das ist hier die Frage.

31. Meine Periode, deine Periode

32. Lasset die Spiele beginnen!

33. Hundeträume und Wasserfälle

34. Allzeit einen guten Flug!

35. Blinde Passagierin

36. Schnipp, schnapp!

37. Hals- und Beinbruch

38. Mr. London

Rezept für die Cappuccino-Beerentorte

4. Fütterung der Raubtierchen

Gleicher Tag, also Sonntag, der 28. April – daher Umzugsstatus unverändert

Da es seit dem frühen Morgen regnete und sie nicht draußen spielen konnten, hatte Steffi den Zwillingen ausnahmsweise erlaubt, sich schon mittags eine DVD anzusehen. Die Wahl war auf Bernard und Bianca im Känguruland gefallen. Gerade segelten Max und Marie mit ausgestreckten Armen wie Albatros Wilbur um den Wohnzimmertisch, was Steffi jedoch kaum noch mitbekam. Ihre Augenlider waren in den letzten zehn Minuten schwerer und schwerer geworden, und letztendlich hatte sie den Kampf gegen die Müdigkeit verloren. Zwei Nachtdienste und die Kinder – das war einfach zu viel, weil sie sich vor allem wegen der Zwillinge tagsüber nicht hinlegen konnte.

Das Schrillen des Telefons kam von ganz weit her und wurde beinahe Teil ihres Traumes …

»Mama, das ist Oma, sie fragt, wo wir bleiben. Mama?«

Das war kein Traum. Steffi schlug die Augen auf und sah in Lindas blaue Augen mit den goldenen Sprenkeln, die sie von ihr hatte.

Steffi hatte keine Ahnung, worum es ging, aber sie hörte die Stimme ihrer Mutter, die quäkend aus dem Hörer kam, den Linda ihr jetzt hinhielt.

»Was ist denn los?«, fragte sie schlaftrunken und richtete sich in eine sitzende Position auf.

»Klär das selbst.« Ungeduldig drückte ihr Linda das Telefon in die Hand und verließ das Wohnzimmer.

»Mama? Ist was passiert?«

»Noch nicht, aber bald: Die Klöße werden gleich zerfallen«, antwortete ihre Mutter anklagend.

Klöße? Steffi verstand nicht, was hatte sie denn mit den Klößen ihrer Mutter zu schaffen?

»Rouladen, Rotkraut und Knödel – ihr wolltet zum Essen kommen«, half die Mutter ihren trägen grauen Zellen nach.

»Oh verdammt«, entfuhr es Steffi. Wie hatte sie das nur vergessen können?

»Verdammt sagt man nicht«, wurde sie postwendend sowohl von ihrem Sohn als auch von ihrer Mutter ermahnt.

Steffi sprang auf und angelte sich die Fernbedienung. »In zehn Minuten sind wir da!« Mit dem Daumen der linken Hand beendete sie das Telefonat, mit dem der rechten Hand schaltete sie den Fernseher aus, was augenblicklich einen Sturm der Entrüstung bei den Zwillingen auslöste.

»Nicht meckern, sondern ganz schnell Jacken und Schuhe anziehen – wir fahren zu Oma Gerlinde zum Essen.«

»Och nööö, wir wollen lieber weiter Känguruland gucken«, maulte Max.

»Genau«, echote Marie schwesterlich.

»Oma hat extra für euch Klöße gemacht.«

Sofort ging das Maulen in Jubeln über: »Kloß mit Soß, Kloß mit Soß!«

Steffi scheuchte die Kinder hinaus in die Diele. »Dann schnell anziehen, Rasselbande, sonst isst Opa Hans-Werner alle Klöße alleine auf.«

Marie setzte sich auf den Boden, um ihre Gummistiefel anzuziehen. »Ist Opa Hans-Werner deshalb so dick, weil er immer alle Klöße alleine aufisst?«

»So dick ist er doch gar nicht«, sagte Steffi zu seiner Ehrenrettung. Dann sprang sie die Treppe hoch und klopfte an Lindas Tür.

Mit grantigem Blick öffnete ihre Große. »Was ist denn jetzt schon wieder?«

»Kommst du bitte, wir sind bei Oma Gerlinde zum Essen eingeladen.«

»Muss das sein? Jule will später zu mir kommen.«

Steffi verstand durchaus, dass Linda lieber etwas mit ihrer Freundin machen wollte, als mit den nervtötenden Geschwistern zu Oma und Opa zum Essen zu gehen. Oma Gerlinde würde das jedoch nicht verstehen. »Da wäre Oma aber traurig, wenn du nicht mitkommst – sie hat extra Klöße für euch gemacht.«

»Netter Versuch, aber die hat sie ja wohl eher für Hans-Werner und die Minis gemacht.«

»Okay, die Klöße hat sie vielleicht nicht extra für dich gemacht, aber traurig wäre sie trotzdem, wenn du nicht kommst. Angebot: Du fährst jetzt mit zum Essen, und danach fahren wir bei Jule vorbei und holen sie ab.«

Nach kurzem Überlegen willigte Linda ein: »Aber nur, wenn Jule bei mir schlafen darf!«

Steffi sah ein, dass Linda nach drei Tagen und einer Nacht Zwillingssitten eine Belohnung verdient hatte – die Party vom Freitag zog sie großzügig von der Rechnung ab. »Einverstanden. Aber es muss jetzt schnell gehen. Oma wartet schon!«

 

Aus den versprochenen zehn Minuten wurden natürlich zwanzig, wenn man es ganz genau nahm sogar dreiundzwanzigeinhalb.

»Wenn ich die Klöße nicht aus dem Wasser genommen und im Backofen warm gestellt hätte, wären sie jetzt Matsch«, war dann auch die ärgerlich klingende Begrüßung, als ihre Mutter die Tür öffnete. »Ihr wisst doch ganz genau, dass Hans-Werner pünktlich um zwölf zu Mittag essen will – jetzt ist es gleich eins.«

Steffi schälte Max und Marie aus den Regenklamotten und hängte sie ordentlich an die Garderobe – die Regenklamotten, nicht die Kinder.

»Warum habt ihr nicht einfach ohne uns gegessen?« Insgeheim bereute sie, hergekommen zu sein. Wäre sie auf ihrer gemütlichen Couch geblieben, hätte sie die Reste am nächsten Tag abholen können, und der Ärger ihrer Mutter wäre dann schon verraucht gewesen. Jetzt jedoch erwischte er sie mit voller Breitseite.

»Was sollen wir denn bitteschön mit fünfundzwanzig Klößen?«

Aufwärmen, einfrieren, in Scheiben geschnitten anbraten und Salat dazu servieren – oder einfach einpacken und zu uns bringen … Das waren nur ein paar Verwendungsmöglichkeiten, die Steffi ihr hätte vorschlagen können, was sie bei der gegenwärtigen Stimmungslage aber tunlichst unterließ.

»Außerdem haben wir uns auf die Kinder gefreut. Nicht wahr, meine Süße?« Liebevoll strich Gerlinde Müller Marie über die Wange. »Und jetzt kommt endlich rein, sonst verhungert mir Hans-Werner noch.«

Hans-Werner saß in seinem Lesesessel im Wohnzimmer und war in die Zeitung vertieft. Ein Großteil der Seiten fiel zu Boden, als die Zwillinge stürmisch und lauthals »Opa!« rufend von links und rechts über ihn herfielen. Lachend nahm er sie in die Arme. Nur mit Mühe konnte er aufstehen, um auch Linda und Steffi zu begrüßen.

Verhungert sah er nicht gerade aus, dachte Steffi, als er sie an sich drückte. Sein stattlicher Bauch unter dem obligatorischen Hemd mit Anzugweste würde einiges mehr als eine lächerliche Stunde Hungern überstehen.

Während Linda mit ihrer Oma in der Küche verschwand, um ihr beim Servieren des Essens zu helfen, ging Steffi mit Hans-Werner und den Kleinen ins Esszimmer hinüber. Mit ungutem Gefühl betrachtete Steffi den Tisch, den ihre Mutter ungewöhnlich festlich gedeckt hatte: Das gute Meißner Porzellan, das nur alle Jubeljahre mal zu Ehren kam, stand auf einer weißen, nein, auf einer schneeweißen Damasttischdecke. Sie sah schwarz für das edle Tischtuch – beziehungsweise braun und blau-rot angesichts der zu erwartenden Speisen.

Sicherheitshalber setzte sie die Zwillinge deshalb auf weit voneinander entfernte Stühle, in der Hoffnung, die räumliche Trennung und die Tatsache, dass genügend Erwachsene zwischen ihnen saßen, würde das zu erwartende Schlachtfeld in Grenzen halten.

»Gibt es was zu feiern?«, fragte Steffi vorsichtig, der festen Überzeugung, dass sie einen Geburtstag oder einen anderen Jahrestag von Hans-Werner und ihrer Mutter vergessen hatte.

Hans-Werner winkte ab. »Nichts dergleichen, Gerlinde wollte nur mal wieder wie bei Königs essen.«

»Wie bei Königs«, sagte Marie angesichts der langstieligen, fein geschliffenen Wassergläser neben jedem Teller, die normalerweise für sie und Max tabu waren, mit glänzenden Augen.

Steffi musste schmunzeln. Wie bei Königs – das war ein Ausspruch von ihr, als sie etwa im Alter der Zwillinge gewesen war. Ihre Mutter hatte damals für Papas Künstlergäste den Tisch ähnlich schön gedeckt gehabt, mit kunstvoll gefalteten Stoffservietten, Kristallgläsern, Silberbesteck und genau dem Geschirr, das sie auch heute aus dem Schrank geholt hatte. Schwer beeindruckt von der ungewohnten Eleganz hatte Steffi eigentlich zum Ausdruck bringen wollen, dass der Tisch genauso vornehm aussah wie bei Königinnen und Königen. Herausgekommen war aber die von Klein-Steffi ehrfürchtig gestammelte Kurzform: »Der Tisch ist so vornehm wie bei Königs!« Ein Satz, der fortan im Sprachgebrauch der Familie Womann fest verankert war und den inzwischen sogar Hans-Werner übernommen hatte.

»Mal sehen, wie lang es so schön wie bei Königs bleibt«, sagte Steffi mit skeptischem Unterton.

»Das habe ich ihr auch gesagt, aber sie ließ sich nicht aufhalten. Sie hat mich nur auf die Tatsache hingewiesen, dass wir über eine hochmoderne Waschmaschine verfügen«, sagte er amüsiert.

Steffi konnte über so viel blindes Vertrauen in die moderne Technik nur lachen. »Ach ja? Meine hochmoderne Waschmaschine kapituliert regelmäßig angesichts des Fleckenaufkommens bei den Zwillingen.«