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Nachtelfen-Alarm! — Band 2 der liebenswerten Abenteuerreihe
Im Veilchental, gut versteckt zwischen zerklüfteten Bergen, leben bunt gemischt die verschiedensten Elfenvölker. Nicht immer sind sich Flusselfen und Feuerelfen über alles einig, aber mit Blumen- und Steinelfen feiern sie turbulente Feste und erleben spannende Abenteuer.
Dass Kiesel von ihrer neuen Freundin Unda, der Flusselfe, das Libellenreiten lernt, ist Ehrensache. Doch als das Abenteuer ein klein bisschen aus dem Ruder läuft, findet Kiesel sich plötzlich im düsteren Nachtberg wieder – Auge in Auge mit einer Nachtelfe! Dabei ist es das oberste Gesetz im Veilchental, dass die »Finsterlinge« die größten Feinde der Tagelfen sind …
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Seitenzahl: 73
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© 2019 cbj Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenAlle Rechte vorbehaltenUmschlag technische Umsetzung: Geviert, Grafik & TypografieUmschlaggestaltung und Illustrationen: Billy Bock
MI • Herstellung: UK
Reproduktion: Reproline mediateam, München
ISBN 978-3-641-24431-6V003
www.cbj-verlag.de
Inhalt
Gruselige Geschichten
Im Knisterschilf
Auf dem Wackelstein
Die größte Welle
Stille Wasser sind tief
Wichtig und wunderbar
Bei den Zauberfrauen
Das Gesetz des Veilchentals
Das blaue Licht
Finsterminster Mino
Nacht- und Jagelfen
Das Geheimnis der Nachthöhle
Ein tollkühner Plan
Hey- Hoo- Höhlentier!
Im Geheimversteck
Funkel Finsterschreck
Aufregende Zeiten
Über die Autoren
Der Spätsommer war lang und warm und schön gewesen, jetzt aber wurde es abends früher dunkel. An manchen Tagen lagen morgens graue Nebelschleier auf den Wiesen. Die Graselfen seufzten, doch die Nebelelfen freuten sich schon auf den Herbst. Und die kleine Steinelfe Kiesel, die erst seit dem Frühling im Veilchental lebte, war aufgeregt und hielt ungeduldig Ausschau. Auch jetzt, als sie mit ihrer Freundin Lilana Samen sammelte, spähte sie immer wieder hoch zu den Bäumen.
»Kiesel?«, ermahnte Lilana sie. »Wir suchen Kriechkrautsamen. Die wachsen aber hier unten zwischen den Baumwurzeln und nicht in den Kronen der Kastanien.«
Kiesel wurde ein wenig rot. »Ich wollte nur sehen, ob die Bäume bunt werden. Arbus sagt, sobald sie die Farbe wechseln, ist der Herbst da. Oh schau mal, dort!« Mit einem Satz war sie bei einer Wurzelhöhle und hob ein bräunliches Blatt auf. »Das aller-allererste Herbstblatt!«, jubelte sie.
Lilana lachte. »Ein Blatt allein macht noch keinen Herbst. Und dieses hier ist außerdem einfach nur in der Spätsommerhitze vertrocknet.« Sie nahm den Schmetterlingskokon, der ihr als Sammeltasche diente, und trug ihn zum nächsten Nest von verblühtem Kriechkraut.
»Oh.« Kiesel machte ein enttäuschtes Gesicht. »Wie lange dauert es denn noch bis zum Drachentag?«
»Ach, daher weht der Wind!« Lilana schmunzelte. »Du willst die Drachen beobachten, die jedes Jahr am ersten Herbsttag über unser Tal hinwegfliegen. Sitzt du deshalb gerade so oft in der Bibliothek? Du willst alles darüber wissen, stimmt’s? Dem armen Arbus wachsen von deinen vielen Fragen sicher schon Blätter aus den Ohren.«
Kiesel grinste ein wenig ertappt. Lilana kannte sie wirklich gut. Kiesel besuchte oft den ältesten Baumelf Arbus, der in der großen Baumbibliothek lebte. »Freust du dich denn gar nicht darauf, den großen schuppigen Wolkenschatten zu sehen, Lilana?«
Die Blumenelfe schüttelte so entrüstet den Kopf, dass ihre dunklen Locken nur so flogen. »Nein, wir atmen alle jedes Mal auf, wenn der Schwarm nicht bei uns im Tal landet, sondern weiter in die Berge fliegt. Drachen sind nämlich riesengroß und zertrampeln alles. Und sie atmen Feuer aus! Stell dir mal vor: Ein Drachenniesen könnte die Wohnbäume im Kastanienviertel in Flammen aufgehen lassen! Und die Bücher in unserer Bibliothek auch. Dann wäre von unseren ganzen schönen Elfenchroniken nur noch Asche übrig.«
Kiesel schielte verstohlen zum Himmel. Aber da oben trieben nur ein paar Weißwolken dahin und warfen sanfte wandernde Schatten auf die verblühten Blumenwiesen.
»Keine Sorge, der Herbst kommt noch schnell genug«, fuhr Lilana fort. »Eines Morgens wachst du auf – und hui – alle Blätter sind bunt. Und dann wird es schnell dunkel und neblig im Tal.« Lilana schüttelte sich. »Igitt, brrr!«
Kiesel verkniff sich ein Lächeln. Klar, Lilana war eine Blumenelfe. Und wie alle Blumenelfen liebte sie bunte Blütenfarben und die Sommersonne und mochte dunkle Herbsttage überhaupt nicht. Kiesel wollte sich wieder an die Arbeit machen, als ihr Blick in die schattige Wurzelhöhle fiel. Ihr Herz machte einen freudigen Satz, als sie darin etwas Helles aufglühen sah. »Mino!«, rief sie. »Hier hast du dich also die ganze Zeit versteckt! Ich suche dich schon seit Tagen!«
Doch als sie in die Höhle stürmen wollte, stieß sie mit einem Glühwürmchen zusammen, das ihr daraus entgegenschwirrte. »Ups, Entschuldigung«, piepste das Würmchen und gähnte herzhaft. »Ich habe gerade ein Mittagsschläfchen gemacht. Schönen Tag noch!« Damit schwirrte es davon. Enttäuscht blickte Kiesel ihm nach.
»Komisch«, murmelte sie. »Langsam mache ich mir wirklich Sorgen, wo Mino abgeblieben ist. Hoffentlich ist ihm nichts passiert. Hast du ihn vielleicht irgendwo gesehen?«
»Deinen kleinen Monsterfreund mit den Glühaugen?« Lilana schüttelte den Kopf. »Aber es gibt überhaupt keinen Grund, sich um ein Minster zu sorgen. Was soll einem Nachtgeschöpf wie ihm schon passieren?«
Kiesel klappte der Mund auf. »Mino ist doch kein Nachtgeschöpf!«
»Was soll er denn sonst sein?«, erwiderte Lilana. »Überleg doch mal: Er ist schwarz und zottelig und haust in lichtlosen Höhlen. Seine Augen leuchten im Dunkeln wie Monde. Er kann im Stockfinsteren sehen und ist am liebsten nachts unterwegs.«
Jetzt war Kiesel wirklich verblüfft. »Aber ich dachte immer, nur böse Nachtelfen sind Finsterlinge.«
»Psst!« Lilana sah sich furchtsam um. »Wir dürfen nicht über die Nachtelfen sprechen«, flüsterte sie dann. »Das lockt sie nämlich an.«
Kiesel winkte ab. »Unsinn! Sie hausen doch tief im dunklen Berg und können uns gar nicht hören.«
»Du hast also keine Angst vor ihnen?« Lilana hob die Brauen. »Also: Gar keine Angst? Nicht mal ein klitzekleines bisschen?«
»Nicht mal ein klitzekleines winziges bisschen«, gab Kiesel betont lässig zurück. Niemals hätte sie zugegeben, dass ihr schon beim Gedanken an die finsteren Nachtelfen mulmig zumute war. »Sie können ja nicht ins Veilchental kommen«, setzte sie hinzu. »Der Gang hinter dem Wasserfall, der in ihr Reich führt, ist mit einem dicken Silbergitter verschlossen.«
Lilanas Augen funkelten geheimnisvoll, als sie sich vorbeugte und Kiesel zuflüsterte: »Manche sagen aber, die Nachtelfen haben unter dem Berg Geheimgänge gegraben, die bis ins Veilchental führen. Sie klettern in mondlosen Nächten aus den Wurzelhöhlen der Bäume und schleichen herum. Manchmal hört man, wie sie an Fensterläden kratzen und … oh, hinter dir!«
Kiesel kreischte vor Schreck auf und machte einen Riesensatz von der Wurzelhöhle weg. Und hörte im selben Augenblick, wie Lilana losprustete. Nun wurde ihr klar, dass ihre beste Freundin ihr einen Streich gespielt hatte.
»Das war überhaupt nicht lustig!«, beschwerte sich Kiesel. »Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt!«
»Entschuldige«, gluckste Lilana. »Ich konnte nicht widerstehen. Du hast wirklich geglaubt, hinter dir steht eine Nachtelfe?«
»Hab ich gar nicht«, behauptete Kiesel. Aber jetzt musste sie doch mitlachen.
Lilana wischte sich die Lachtränen vom Gesicht. »Wenn du so herrlich schreckhaft bist, dann freue ich mich schon auf die langen Winternächte, in denen wir uns alle Gruselgeschichten erzählen und …«
»Na, da hat jemand aber eine blühende Fantasie!«, sagte jemand hinter ihnen.
Beide erschraken so sehr, dass sie herumfuhren und dabei den Kokon mit den Samen umstießen. Vor ihnen stand mit verschränkten Armen die älteste Blumenelfe des Tals. Sie hieß Ranunkel. Ihre Haut war orange und das fedrige Haar glich den Blättern einer Ranunkelblüte. Ihr Kokon war schon randvoll mit Samen gefüllt. »Du sollst doch Samen sammeln und keine Gruselgeschichten erzählen, Lilana«, sagte sie nun etwas freundlicher.
Lilana senkte ertappt den Blick und wurde so rot wie eine Mohnblüte. »Jaaaa«, murmelte sie.
Ranunkel schmunzelte. »Und da ich gerade deinen roten Kopf sehe, fällt mir ein, dass ich noch nachschauen wollte, ob die Hagebutten schon reif sind.« Damit zwinkerte sie Kiesel zu und flog federleicht davon, obwohl ihre Samentasche sicher schwer war.
Lilana und Kiesel warteten, bis die Altelfe fort war, dann begannen sie wieder zu kichern. »Wir haben das ganze Kriechkraut abgeerntet«, stellte Lilana dann fest. »Kommst du mit zum anderen Ende der Wiese?«
Kiesel schüttelte den Kopf. »Ich bin mit Unda am Fluss verabredet.«
»Du triffst dich mit einer Flusselfe?«, rief Lilana erstaunt aus.
»Ja, ist das nicht toll?« Kiesel strahlte wie ein ganzer Schwarm von Leuchtkäfern. »Unda zeigt mir, wie man auf einer Libelle reitet. Vielleicht flitze ich ja heute Abend schon auf der schnellsten Rennlibelle des Flusstals am Wasserfall hoch!«
Vor Schreck ließ Lilana ihren Kokon fast aus den Händen rutschen. »Das ist doch gefährlich.«
»Aber es macht bestimmt Spaß!«, wandte Kiesel gut gelaunt ein.
Ihre Freundin runzelte die Stirn. »Du bist aber keine Flusselfe! Die können als einzige Elfenart schwimmen, du dagegen würdest wie ein Stein untergehen. Und bei Gefahr können sie sich mit ihren langen Flügeln blitzschnell in Sicherheit bringen. Du dagegen …«
»Es ist nicht gerade nett, dass du mich an meine zu kurzen Flügel erinnerst«, murmelte Kiesel gekränkt.
»Ach, Kieselchen!« Lilana umarmte sie. »Ich meine es doch nicht böse. Aber hast du denn gar keine Angst vor dem Wasserplatsch? Der ist ziemlich flink!«