Kinderzirkus mit Pferden - Jule Gold - E-Book

Kinderzirkus mit Pferden E-Book

Jule Gold

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Beschreibung

Manege frei! In diesem Fachbuch für Reitpädagogen und andere Fachkräfte Pferdegestützter Interventionen wird das Konzept einer Zirkusfreizeit mit Pferden vorgestellt. Das Thema Zirkus eignet sich hervorragend in der reitpädagogischen Arbeit mit kleinen und großen Gruppen. Das Buch gibt einen grundlegenden Einblick in die pädagogischen Hintergründe zur Zirkusarbeit in Kombination mit dem Pferd und zeigt allen nötigen Hinweisen für die praktische Umsetzung Lernräume auf: Akrobatik mit und auf dem Pferd, Jonglage, Pferdedressur und Clownerie. Weiterhin wird ein sinnvolles Begleit- und Rahmenprogramm für eine Ferienfreizeit vorgestellt, in dem sich die Kinder kreativ betätigen können. Das Buch wurde auf der Grundlage der mehrjährigen Durchführung von Zirkusfreizeiten aus der Praxis heraus geschrieben. Die Beispiele richten sich aus auf Freizeiten mit 15 bis 30 Kindern im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Die Planung einer Ferienfreizeit sowie einer Aufführung am Ende wird mit Checklisten, Anleitungen und vielen Fotos für den Leser so aufbereitet, dass sie als Anleitung zur eigenen Umsetzung dienen kann.

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Inhalt

Vorwort

1. Zirkus – Zirkus – eine bunte Welt für alle!

1.1 Warum ein Kinderzirkus?

1.2 Grundlagen der Zirkuspädagogik

1.3 Das Pferd in der Erlebnis- und Zirkuspädagogik

2. Die Zirkus-Karawane setzt sich in Gang

3. Ein Tusch zum Auftakt!

3.1 Kennenlernen der Kinder

3.2 Gruppenaufteilung

3.3 Pferdeeinteilung und Pferdekontakt

3.4 Einstimmung in die Produktivitätsphase

4. Gemeinsam die Zirkuswelt erleben

4.1 Rahmenabläufe

4.2 Lernräume beim Kinderzirkus mit Pferden

4.3 Sinnvolles Begleitprogramm

4.4 Die Generalprobe

5. Hereinspaziert, hereinspaziert! Die Aufführung erwartet Sie!

5.1 Vorbereitung der Aufführung

5.2 Aufführungselemente aus dem Kinderzirkus

5.3 Der Vorhang schließt – Ein gelungener Abschluss

6. Literatur und Anhang

6.1 Literatur

6.2 Anhang – Information für Eltern

6.3 Die Autoren und Pferde

Vorwort

Die Idee, eine Zirkusfreizeit mit Kindern und Pferden zu machen, entstand vor vielen Jahren während einer Vorführung im Zirkus Krone und wurde bei uns am Hof erstmals 2011 umgesetzt. Unter dem Motto „Kinderzirkus mit Pferden“ wurde an drei Tagen mit 17 Kindern und drei Pferden eine Zirkusvorstellung eingeübt und am Ende vor Eltern und Freunden aufgeführt. Es war ein großer Spaß, alle Fachkräfte und die Kinder waren total begeistert, die Stimmung war riesig, und wir haben uns gefreut, was die Thematik für die Zusammenarbeit mit Pferden alles bietet!

Über vier Jahre hinweg gab es nun in den Osterferien eine Kinder-Zirkus-Freizeit. Jedes Jahr erwarteten die Kinder sehnsüchtig das Programm, so nahmen viele der Kinder regelmäßig bei allen Freizeiten teil und es wurde eine feste Größe im Jahresablauf. Wir sahen die Kinder älter werden, kompetenter und selbstständiger, äußerlich und innerlich wachsend. Eine tolle Erfahrung, wie viel Potential die Kinder mitbrachten und weiter entwickeln konnten.

Auch für unsere Öffentlichkeitsarbeit war der Kinderzirkus ein Gewinn, denn wir hatten lokal immer eine große Berichterstattung über dieses Event in der Zeitung.

In diesem Jahr entstand die Idee, das Konzept, die Planungen, Vorbereitungen und auch die Umsetzung für alle anderen Interessierten in einem Leitfaden für die Gestaltung einer solchen Freizeit festzuhalten. Tatatata! So ist er nun da, der Leitfaden für einen Kinderzirkus mit Pferden!

Die Ideen und Anregungen in diesem Buch richten sich vor allem an ein Angebot mit Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren. Das Zirkusthema eignet sich gut, um jüngere und ältere Kinder zu integrieren, da immer schwierige und leichte Elemente kombiniert werden können und so alle Kinder ihren Fähigkeiten entsprechend eingebunden werden können.

Es kann für kleine Gruppen mit fünf bis zehn Kindern umgesetzt werden, ebenso wie in Gruppen mit bis zu dreißig Kindern.

Anleiter sollten aus der reitpädagogischen Arbeit kommen, die sich mit Gruppenprozessen, pädagogischen Arbeitsweisen und sozialer Förderung auskennen. Die Pferden müssen im Reiterlichen, im Voltigieren sowie im Führen und der Freiarbeit sehr gut geschult sein, dabei extrem schreckfrei, an alle nur erdenklichen Materialien wie flatternde Bänder, Seifenblasen, Einräder, Trampoline, Kostüme, schreiende oder vom Pferd „fallende“ Kinder gewöhnt und sehr zuverlässig im Umgang und Einsatz von Gruppen und fremden Menschen sein. Sie brauchen ein frohes und aufgeschlossenes Gemüt, Neugierde und Spaß an der Arbeit mit Kindern.

Kurz: Durch und durch für die reitpädagogische Arbeit geeignete und geschulte Pferde. Wir hatten bei keiner der Kinderfreizeiten irgendwelche Unfälle, weder die Kinder beim Erproben der Kunststücke, noch in der Arbeit mit den Pferden. Es war ein stärkendes Gefühl für das gesamte Team, dass wir mit einem hohen Sicherheitsbewußtsein und gut geschulten Pferden Erlebnisse schaffen können, die aber nie gefährlich werden. Das verdanken wir vor allem unseren freundlichen und mitdenkenden pferdischen Partnern!

Folgende pädagogische Grundidee steht hinter unserem Konzept „Kinderzirkus mit Pferden“: den teilnehmenden Kindern soll das Lebewesen Pferd in seinem Lebensraum nähergebracht werden und es soll eine Raum geschaffen werden, in dem sie sich selbst und die anderen Kinder in einem neuen Umfeld von einer ganz anderen Seite kennenlernen können. Sie dürfen ihre Körperlichkeit in herausfordernden Situationen erproben und in andere Rollen schlüpfen. Die Aufführung am Ende ist das Ziel und Höhepunkt für alle – im Mittelpunkt aber steht das soziale Miteinander während der Übungsphase. Die Beziehung der Kinder untereinander und zu den Pferden steht im Zentrum der Kinderfreizeit.

Das vorliegende Buch soll eine Praxisanleitung sein, die viele konkrete Anregungen für die Umsetzung einer Zirkusfreizeit mit Pferden liefert. Dabei haben wir Elemente aus den verschiedenen Projektjahren zusammengetragen. Ein kurzer Theorieinput darf natürlich nicht fehlen, um ein tieferes Verständnis der Ziele und Sinnhaftigkeit solcher Angebote zu generieren. Jedoch haben wir uns diesbezüglich kurz gefasst und eher die Praxis in den Mittelpunkt gerückt.

Viel Freude beim Durchlesen, Anschauen, Ausprobieren und selbst Umsetzen! Manege frei!

Die Autoren im Februar 2015

KAPITEL 1

Zirkus – Zirkus – eine bunte Welt für alle!

1.1 Warum ein Kinderzirkus?

Die theoretische Grundlage einer solchen Kinderfreizeit kommt aus der modernen Erlebnispädagogik. Hier steht das erfahrungsorientierte Lernen und ganzheitliche Erleben im Mittelpunkt. Der zentrale Begriff ist der des Erlebnisses - ein Erlebnis grenzt sich von alltäglichen Ereignissen ab, indem es den Erlebenden emotional berührt und einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Eine allgemeingültige Definition des Begriffs Erlebnispädagogik ist aus mehreren Gründen schwierig. Zum einen werden die Begrifflichkeiten in der Erlebnispädagogik nicht immer einheitlich verwendet, zum anderen ist die Anzahl an Methoden mit der Zeit sehr groß geworden. Dennoch haben Heckmair & Michl (2004, S.75) versucht, eine Definition zu formulieren: „Unter Erlebnispädagogik verstehen wir eine handlungsorientierte Methode, in der durch Gemeinschaft und Erlebnisse in naturnahen oder pädagogisch unerschlossenen Räumen neue Raum- und Zeitperspektiven erschlossen werden, die einem pädagogischen Zweck dienen. Die Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten.“

In dieser Definition werden die Grundprinzipien der modernen Erlebnispädagogik deutlich:

Wir haben unsere Kinderfreizeit auf diesen Grundpfeilern aufgebaut, da sie optimal mit der pferdegestützten pädagogischen Arbeit zusammenpassen.

1.2 Grundlagen der Zirkuspädagogik

Zirkusprojekte bieten für die mitwirkenden Kinder und Jugendlichen eine Vielfalt von Bewegungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Zirkusarbeit hat viel zu bieten (vgl. Ballreich, 2007):

Körperliche Dimension

Verschiedene Zirkuskunststücke führen zur Verbesserung von Koordination, Kraft, Geschicklichkeit und des Rhythmusgefühls.

Dimension der individuellen Entwicklung

Bei einem Kinderzirkus lernen die Kinder mit eigenen Hemmungen umzugehen und gelangen an ihre eigenen Grenzen. Hierbei ist ein großer Vorteil, dass einzelne Übungen genau an die Fähigkeiten eines Kindes angepasst werden können. Zusätzlich stärkt das Auftreten vor einem Publikum Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein.

Soziale Dimension

Durch die Einteilung in verschiedene Kleingruppen kommen die Kinder in Kontakt mit unbekannten Teilnehmern, die sie zum einen kennen lernen, mit denen sie aber zum anderen auch Kompromisse finden müssen.

Ästhetisch-künstlerische Dimension

Eine wesentliche Eigenschaft, die durch einen Kinderzirkus gestärkt wird, ist die Kreativität. Oft wird den Kindern Freizeit gelassen zum Spielen, Improvisieren und zum selbstständigen Ausarbeiten von verschiedenen Nummern.

Herausforderung für die Kinder

In den Disziplinen Akrobatik, Jonglage und Clownerie stecken körperliche und mentale Herausforderungen. Eine Zirkusaufführung vor Publikum bedeutet zudem eine natürliche und freudige Anspannung und Nervenkitzel.

1.3 Das Pferd in der Erlebnis- und Zirkuspädagogik

Jeder Fachkraft, die mit Kindern und Pferden arbeitet, wird sofort klar sein, wie optimal die erlebnispädagogische/zirkuspädagogische Arbeit mit reitpädagogischen Gesichtspunkten harmoniert. Projekte für Kinder mit Pferden bieten einen idealen erlebnispädagogischen Lernraum, der durch die Wesensart des Pferdes außergewöhnlich bereichert wird.

Die pferdegestützte, pädagogische Arbeit ist stark handlungsorientiert (vgl. Gomolla, 2011). Rund um das und mit dem Pferd sind viele Aktivitäten und Handlungen möglich, sinnvoll und oft auch notwendig: Arbeiten im Stall, Füttern, das Pferd Putzen und Herrichten zum Reiten, das Reiten selbst, aber auch das Führen und Spazierengehen mit dem Pferd in der Natur. Hier bietet sich für Kinder ein Rahmen, in dem sie sich selbst als kompetent und handlungsfähig erfahren können. Durch seine Art fordert das Pferd zum Interagieren und Handeln auf und ist somit ein großer Motivationsträger (vgl. Gomolla, 2009). Die freundliche Zugewandtheit des Pferdes zum Menschen, sein Sozialverhalten als Herdentier, seine Ausdauer für Interkationen und die vielen Möglichkeiten, mit dem Pferd ins Tun zu kommen, bilden die Basis für wertvolle pädagogische Angebote.

Auch der naturnahe Raum, in dem Pferde leben, kann erlebnispädagogisch genutzt werden. Pferde sind Bewegungs- und Herdentiere, sie benötigen viel Platz und zu jeder Jahreszeit Bewegung an der frischen Luft. Naturerlebnisse wirken positiv auf die Kinder, sowohl physisch, als auch psychisch. Kinder genießen es, an der frischen Luft über den Reitplatz zu toben und über den Hof zu streunen, aber auch sich im Gras unter den Apfelbäumen auszuruhen und den Pferden beim Grasen zuzuschauen.