Kiss Me, Mr. Millionaire - Katie Mclane - E-Book
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Kiss Me, Mr. Millionaire E-Book

Katie McLane

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Beschreibung

Wenn du etwas findest, das du nie gesucht hast. Und feststellst, dass du nie etwas anderes wolltest.

Nach den Schicksalsschlägen der letzten Jahre bringt ein übergriffiger Chef das Fass zum Überlaufen und Cassidy Lucas braucht dringend einen neuen Job. Die Stelle als Assistentin bei Britton & Walker ist ihre letzte Rettung und passt perfekt, wenn da nur nicht dieser unwiderstehliche CEO wäre. Wie soll sie mit jemandem zusammenarbeiten, für den sie schon als junge Frau geschwärmt hat und der ihr Herz nun immer öfter aus dem Takt bringt?

Ex-Baseballstar Lance Britton steckt sämtliche Energie in den Erfolg seiner Agentur und genießt die Vorzüge des Single-Daseins. Seitdem sein Freund und Partner das Glück gefunden hat, wächst allerdings eine gewisse Unruhe in ihm. Schon deshalb sollte er die Faszination leugnen, die seine neue Assistentin auf ihn ausübt.

Nur wie, wo doch sein Verlangen nach ihr mit jedem Tag stärker wird? Und ihn auch noch seine Vergangenheit einholt?

Für alle, die diese Tropes lieben:

*Spicy Romance*

*Millionaire*

*Boss / CEO*

* Office Romance*

*Scars*

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Playlist
Kapitel 1 – Cassidy
Kapitel 2 – Lance
Kapitel 3 – Cassidy
Kapitel 4 – Lance
Kapitel 5 – Cassidy
Kapitel 6 – Lance
Kapitel 7 – Cassidy
Kapitel 8 – Lance
Kapitel 9 – Cassidy
Kapitel 10 – Lance
Kapitel 11 – Cassidy
Kapitel 12 – Lance
Kapitel 13 – Cassidy
Kapitel 14 – Lance
Kapitel 15 – Cassidy
Epilog – Lance
Und so geht es mit Violet und Adrian weiter in »Touch Me, Mr. Millionaire«
Love Me, Mr. Millionaire
Meine Veröffentlichungen

 

 

Kiss Me, Mr. Millionaire

 

Von Katie McLane

 

 

Buchbeschreibung:

Wenn du etwas findest, das du nie gesucht hast. Und feststellst, dass du nie etwas anderes wolltest.

 

Nach den Schicksalsschlägen der letzten Jahre bringt ein übergriffiger Chef das Fass zum Überlaufen und Cassidy Lucas braucht dringend einen neuen Job. Die Stelle als Assistentin bei Britton & Walker ist ihre letzte Rettung und passt perfekt, wenn da nur nicht dieser unwiderstehliche CEO wäre. Wie soll sie mit jemandem zusammenarbeiten, für den sie schon als junge Frau geschwärmt hat und der ihr Herz nun immer öfter aus dem Takt bringt?

 

Ex-Baseballstar Lance Britton steckt sämtliche Energie in den Erfolg seiner Agentur und genießt die Vorzüge des Single-Daseins.

Seitdem sein Freund und Partner das Glück gefunden hat, wächst allerdings eine gewisse Unruhe in ihm. Schon deshalb sollte er die Faszination leugnen, die seine neue Assistentin auf ihn ausübt.

Nur wie, wo doch sein Verlangen nach ihr mit jedem Tag stärker wird? Und ihn auch noch seine Vergangenheit einholt?

 

Hot Office Romance mit Taschentuchgarantie

 

 

Über die Autorin:

Gestatten? Katie McLane. Musik im Blut, Pfeffer im Hintern, Emotionen im Herzen, prickelnde Geschichten im Kopf.

 

Ich lebe mit meiner Familie im Herzen NRWs und schreibe Romance für alle Sinne.

Meine Liebesromane drehen sich um dominante Männer und starke Frauen. Sind voll prickelnder Leidenschaft, überwältigendem Verlangen und absoluter Hingabe. Vereinen intensives Knistern, süße Sehnsucht und tiefe Gefühle.

Und sie treffen mit all ihren Emotionen mitten ins Herz - bis zum Happy End.

 

(San Francisco Millionaires 2)

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

 

Impressum

1. Auflage, 2023

© Katie McLane – alle Rechte vorbehalten.

Cover: Dream Design – Cover and Art, Renee Rott

Lektorat: Franziska Schenker

 

Katie McLane

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

[email protected]

www.katie-mclane.de

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Playlist

»Flowers« – Miley Cyrus

»Rescued« – Foo Fighters

»Cure For Me« – Aurora

»The New Sensation« – Sum 41

»Cool« – Dua Lipa

»Blue Like Jazz« – Weezer

»Flowers Need Rain« – Preston Pablo & Banx & Ranx

»Self Help« – Good Charlotte

»Get Outta My Heart« – Ava Max

»Iconic« – Simple Plan

»Uncover« – Zara Larsson

»Stay All Night« – Stone Broken

»Open Your Heart« – Lionville

»In The Dark« – 3 Doors Down

»Running Up That Hill (A Deal With God)[2012 Remix]« – Kate Bush

»A Silent Murder« – Story Of The Year

»Don’t Let The Light Go Out« – Panic! At The Disco

»The Light Behind Your Eyes« – My Chemical Romance

»Surviving« – Jimmy Eat World

 

 

Oder »Playlist zu »Kiss Me, Mr. Millionaire«« direkt bei Spotify hören:

https://open.spotify.com/playlist/33vW2Mvyy8ZkK5Ol3TgsmN?si=08cc0d1aef1d497c

Kapitel 1 – Cassidy

»Komm schon, Cassidy, stell dich nicht so an.«

Mein Chef umrundet meinen Schreibtisch und alles in mir verkrampft sich.

»Es ist doch nur ein Abendessen.«

Von wegen!

»Nein, danke.«

»Du bist jetzt seit drei Monaten getrennt, da kannst du ein bisschen Spaß gebrauchen.«

Schräg hinter mir bleibt er stehen, seine Finger berühren meinen Oberarm, streichen höher.

»Es wird auch nicht zu deinem Nachteil sein.«

Seine Hand wandert über meine Schulter, zum Nacken.

Es schaudert mich.

Angst und Widerwillen kriechen von meinen Eingeweiden in die Brust, schnüren mir die Kehle zu.

»Morgan, bitte.« Ich löse den Blick von meinem Monitor, richte ihn Richtung Großraumbüro. Die Werbeagentur ist erfüllt von Stimmen, Tastenklappern sowie anderen typischen Geräuschen des Büroalltags, doch niemand sieht herüber.

»Mmh, ja, ich weiß, du willst es auch.«

Bei diesen Worten explodiert Abscheu in mir, mein Verstand sieht rot und Adrenalin schießt in meinen Körper. Ich springe auf, wirbele herum und versetze ihm eine heftige Ohrfeige.

»Nimm die Finger weg, du Arschloch!«

Mein Chef starrt mich mit offenem Mund an, hinter mir verstummt alles und in meinem Kopf hat nur noch ein einziges Wort Platz.

Scheiße!

Im nächsten Moment verzieht Morgan vor Wut das Gesicht. »Du bist gefeuert, du Miststück!«

Ich hebe das Kinn, straffe die Schultern. »Von wegen! Ich kündige, du notgeiler perverser Wichser.«

Er deutet mit dem ausgestreckten Arm Richtung Haupteingang. »Raus! Sofort.«

»Mit dem allergrößten Vergnügen.«

Ich bücke mich zur untersten Schublade, nehme meine Handtasche heraus. Suche eilig die wenigen persönlichen Dinge zusammen und werfe sie hinein. Schiebe mir den Träger über die Schulter und drehe mich noch einmal zu ihm um. »Ich hoffe, dir fault irgendwann der Schwanz ab.«

Damit wende ich mich ab und stolziere mit hocherhobenem Kopf durch den Hauptraum der Agentur, die Augen fest auf den Ausgang gerichtet. Dahinter ignoriere ich die Fahrstühle, stoße die Feuerschutztür zum Treppenhaus auf und eile ins Erdgeschoss hinab.

Auf dem Gehweg wende ich mich nach rechts, bleibe am Ende des Gebäudes an der Ampel stehen und presse die Lider zusammen.

Der typische Straßenlärm von San Francisco prasselt auf mich ein, Autos, Hupen, Sirenen. Ein Bus fährt an mir vorbei, hüllt mich in einen Schwall aus warmer Luft und Abgasen. Doch ich dränge alles beiseite und kehre in Gedanken an meinen Schreibtisch – ach, nein, ehemaligen Schreibtisch zurück.

Was für eine verfluchte Scheiße! Was habe ich nur getan?

Das Richtige!

Das Signal der Fußgängerampel schaltet um, ich reiße die Augen auf und überquere die Kreuzung, marschiere gen Süden.

Ja, ich weiß, es war längst überfällig.

Morgan ist generell ein Mensch, der keine Distanz kennt, geschweige denn Privatsphäre. Umso aufdringlicher verhält er sich Single-Frauen gegenüber, vor allem bei seinen eigenen Mitarbeiterinnen. Bisher hat er mich in Ruhe gelassen, aber nach der Trennung von Ryan, die erst kürzlich zu ihm durchgesickert ist, hat sich abgezeichnet, dass er vor seiner Assistentin genauso wenig haltmacht.

Ich seufze stumm, umfasse den Trageriemen meiner Handtasche fester.

Warum habe ich da nicht schon angefangen, mich nach einem neuen Job umzusehen?

Tja, ich war mit dem ganzen anderen Scheiß in meinem Leben beschäftigt und hatte zu wenig Kraft, mich auch noch um Stellenanzeigen oder Vorstellungsgespräche zu kümmern.

Am Rand des Geschäftszentrums der Stadt, dem Union Square, treffe ich auf die Market Street. Überquere sie und laufe ein Stück an ihr entlang, Richtung Südwesten. Die Straße ist eine der Hauptverkehrsadern von San Francisco und seit einigen Jahren für den privaten Personenverkehr gesperrt. Entsprechend entspannt können Einheimische wie Touristen nun an den tollen Geschäften entlangflanieren, doch mir fehlt heute verständlicherweise die Muße dazu. Außerdem liegen die Marken, die zum Beispiel im Westfield Centre geführt werden, eh außerhalb meiner Preisklasse.

Vor dem Nordstrom Kaufhaus biege ich dann in die 5th Street ab, doch schon einen Block weiter muss ich an der nächsten Kreuzung stehen bleiben.

Ich nutze die Zeit der Rotphase, um den Blick schweifen zu lassen.

An den historischen Laternen und Ampelmasten hängen Werbeplakate für die Stadt, Welcome to San Francisco – Ahead of the Curve, dazwischen das einer Jobbörse für lokale Produktions- und Handwerksbetriebe. Die Internetadresse präge ich mir ein.

Auf dem weiteren Weg laufe ich am altehrwürdigen Verlagsgebäude des San Francisco Chronicle vorbei und nehme mir vor, mich auf deren Website ebenfalls nach Stellenangeboten umzusehen. Genauso wie bei Yahoo oder der Universität für Zahnmedizin schräg gegenüber.

Ehrlich, ich muss doch nur mit offenen Augen durch die Stadt gehen, über Google Maps systematisch die Unternehmen des Geschäftszentrums abklappern. Da findet sich mit Sicherheit ein Job für mich, immerhin habe ich einen erstklassigen Abschluss in der Tasche und einige Jahre Berufserfahrung vorzuweisen.

Zwei Straßen weiter biege ich in die Folsom Street ab und erreiche das Apartmenthaus, in dem ich seit der Trennung wohne. Stoße die Tür auf, betrete das Gebäude und atme erleichtert auf. Von dem zwanzigminütigen Gewaltmarsch in der Mittagssonne bin ich total verschwitzt, denn in diesem Herbst ist es verhältnismäßig warm.

Ich durchquere die kreativ-moderne Lobby, nicke dabei der älteren Dame am Portierstresen zu und drücke am Ende auf den Rufknopf für die Aufzüge.

In der vierten Etage sind es nur ein paar Schritte bis zu meinem Apartment und ich schlüpfe hinein. Die Jalousien sind wegen des Sonnenlichts geschlossen, weshalb mich ein angenehmes Dämmerlicht empfängt.

»Hallo, Süße! Frauchen ist zu Hause.« Ich schließe die Tür, gehe die wenigen Schritte zum Esstisch und lege Handtasche sowie Key-Card darauf ab.

Da erklingt endlich das leise Klicken von Krallen auf dem grauen Laminat und neben mir taucht Cleo auf.

Lächelnd beobachte ich, wie der Beagle-Mix herzhaft gähnt, sich streckt und schließlich mit wedelndem Schwanz und einem freudigen Hecheln zu mir aufblickt.

Ich hocke mich hin, umfasse ihren hellbraunen Kopf mit der weißen Schnauze und lege meine Stirn an ihre. »Ja, da guckst du, was? Ich bin schon wieder da. Willst du wissen, warum?«

Ich drücke ihr einen Kuss auf den Kopf, tätschele ihre Seiten und richte mich wieder auf. Gehe ins Schlafzimmer, tausche Hosenanzug gegen bequeme Kleidung und erzähle ihr, was vorgefallen ist.

Anschließend folgt Cleo mir zurück in die Küche, wo ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nehme und mich am Esstisch niederlasse.

Die hellbraun-weiß gescheckte Hündin knickt an den Hinterläufen ein und setzt sich ebenfalls, schaut mich erwartungsvoll an und wedelt mit dem Schwanz über das Laminat.

Natürlich werde ich weich und angele ein Leckerchen aus der Tasche, die ich auf den Gassirunden dabeihabe und die nun neben Halsband sowie Leine auf der anderen Seite des Tisches liegt. Forme die linke Hand zu einer Pistole und richte die Finger auf Cleo. »Hände hoch!«

Sofort streckt sie artig die Vorderpfoten in die Luft und ich werfe ihr den kleinen Keks zu, den sie aufschnappt und genüsslich verspeist.

Ich beuge mich zu ihr, streichele ihr über den Kopf. »So, und nun sei lieb und leg dich ins Körbchen. Frauchen muss sich einen neuen Job suchen.«

Motiviert klappe ich den Laptop auf und schalte ihn ein, aktualisiere als Erstes meinen Lebenslauf sowie das Anschreiben. Anschließend reaktiviere ich meine Konten bei den größten Onlinejobbörsen Kaliforniens und bearbeite die Suchagenten.

Bei der Gelegenheit schaue ich mir die Ergebnisse gleich an, doch die auf mich passenden Angebote werden leider zu schlecht bezahlt. Und die lokalen Jobseiten, so wie die, die ich mir unterwegs gemerkt habe, bieten nur dieselben Stellen an. Wirklich schade.

Außerdem klappere ich wie geplant das Stadtgebiet nördlich der Market Street ab, denn dieser Bereich erscheint mir am aussichtsreichsten. Bis zum Schlafengehen schaffe ich kaum die Hälfte davon, setze mich aber gleich nach einer langen Morgenrunde wieder an den Computer und suche weiter.

Die Ausbeute ist miserabel, doch ich schicke allen eine Bewerbung und erhalte für Freitag sogar zwei Vorstellungsgespräche. Was mich total motiviert und Ängste sowie Sorgen erst einmal beiseiteschiebt. Ähnlich sieht es bei der Suche südlich der Market Street aus, aber dort kann ich für Donnerstag drei Termine ergattern.

Grinsend drehe ich mich zu Cleo um, die in ihrem Körbchen an der Wand unterhalb des Fernsehers liegt. »Siehst du, Süße? Fünf Gespräche innerhalb kurzer Zeit, wenn das kein gutes Zeichen ist!«

 

*

 

Zu meiner Enttäuschung waren die Termine am Donnerstag allesamt eine Katastrophe.

Meine Gehaltsvorstellungen stimmen nicht mit dem Budget überein.

Oh, sie hätten doch lieber jemanden mit mehr Erfahrungen in gewissen Bereichen.

Und nein, ich will keine reine Sekretärin sein, die ihrem Chef den Arsch hinterherträgt.

Tja, und nun stöckele ich durch das Bankenviertel, ernüchtert von einem Gespräch, bei dem der zukünftige Vorgesetzte ein ähnliches Verhaltensmuster gezeigt hat, wie ich es von Morgan kenne.

Herrgott, gibt es denn keine integren CEOs oder Abteilungsleiter mehr, die eine gute Assistentin gebrauchen können?

Die Enttäuschung in mir steigt höher, bringt Verzweiflung mit.

Meine gesamten Ersparnisse sind für den Neuanfang vor einem Vierteljahr draufgegangen, ich kann es mir nicht leisten, länger als eine Woche ohne Anstellung zu sein.

Sogleich sehe ich mich als Obdachlose unter einer Brücke schlafen, zusammen mit Cleo, und das lockt auch meine älteren Angstgefühle an.

Mist, das kann ich gerade kein bisschen gebrauchen.

Außerdem habe ich Durst und mein Magen knurrt vor Hunger.

Um mich abzulenken, schaue ich umher und seufze schließlich.

Nichts ist langweiliger als protzige Bankgebäude.

Hinter einem weiteren pompösen Eingang entdecke ich beleuchtete Fenster, werfe einen Blick hinein. Im vorderen Bereich wimmelt es vor Menschen, doch von hinten strahlt mich ein goldener Schriftzug an, Eat Happy.

Mein Unterbewusstsein reagiert sofort, lenkt mich zur offen stehenden Tür und hinein in ein modernes, stilvolles Bistro. Der große Raum ist in Weiß und verschiedenen Grautönen gehalten, veredelt mit goldenen Akzenten. Babyblaue Stühle und Verzierungen an Wänden sowie Decke lockern die Atmosphäre auf.

Die Tische im vorderen Bereich sind zu mindestens drei Vierteln besetzt, die Luft ist erfüllt von Gesprächen und Gelächter. Obendrein steigen mir fruchtige und würzige Düfte in die Nase, die meinen Hunger anheizen, also beeile ich mich mit der Orientierung. Finde das Ende der Schlange und reihe mich ein.

Am Ende bezahle ich einen Thai-Mango-Salat und eine hausgemachte Hibiskus-Limonade, nehme mein Tablett und scanne die Tische nach einem freien Sitzplatz.

Weiter hinten sichte ich einen Sechser-Tisch, an dem nur zwei Frauen sitzen, und laufe hinüber.

»Entschuldigung, ist hier noch frei?«

Die beiden schauen zu mir auf und die Brünette auf der Sitzbank gegenüber nickt lächelnd. »Klar, setzen Sie sich.«

»Danke.« Ich stelle das Tablett am anderen Ende ab und meine Tasche unter den Tisch, sinke auf den Stuhl und widme mich meinem Essen.

Um mich vom Grübeln abzuhalten, richte ich meine Aufmerksamkeit auf die Geräuschkulisse und lausche automatisch dem Gespräch meiner Tischnachbarinnen.

»Wie auch immer, du musst dich schonen.« Die Frau mit dem platinblonden Bob neben mir deutet mit der Gabel auf ihr Gegenüber.

»Sehr witzig. Wie denn? Soll ich Lance einfach hängen lassen?«

»Du kannst ja wohl am wenigsten dafür, dass diese blöde Kuh nach ein paar Wochen hinschmeißt.«

»Ich weiß. Trotzdem.«

»Dann müssen wir halt jemanden von einer Zeitarbeitsfirma nehmen.«

»Und wer soll die neue Assistentin später einarbeiten? Du?«

Ich horche auf.

»Muss ich ja wohl.«

»Ach, das ist alles zum –«

Die Worte gehen in ein Ächzen über und ich schaue möglichst unauffällig hinüber.

Die Brünette lehnt sich auf der Sitzbank zurück, das Gesicht vor Qual verzogen, und streicht in Kreisen über ihren gewölbten Bauch.

Himmel, sie ist hochschwanger!

Ein Stich fährt mir in die Brust, doch ich schiebe das eilig beiseite. Hier eröffnet sich eine unerwartete Möglichkeit.

Die Platinblonde seufzt. »Vanessa, dein Entbindungstermin ist in gut drei Wochen. Nie und nimmer finden wir in der kurzen Zeit eine Nachfolgerin für dich. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen.«

Hastig schlucke ich den Salat hinunter, wende mich den beiden zu. »Entschuldigen Sie, ich habe unbeabsichtigt Ihr Gespräch mitbekommen.«

Zwei Augenpaare richten sich auf mich, die Platinblonde runzelt die Stirn. »Ja, und?« Sie ist älter als die Brünette, schätzungsweise zehn oder fünfzehn Jahre.

Ich versuche es mit einem entschuldigenden Lächeln. »Ich hoffe, das ist nicht unhöflich, aber kann es sein, dass Sie eine Assistentin suchen?«

Die Brünette zuckt mit den Schultern. »Ja, einen Ersatz für mich, am besten gestern. Eigentlich wollte ich schon zu Hause bleiben und die letzten Wochen genießen.«

»Das kann ich sehr gut verstehen.« Kurz wandert mein Blick zu ihrem Babybauch und mein Magen zieht sich zusammen. »Vielleicht hat mich das Schicksal deshalb hierhergeführt.«

»Wie meinen Sie das?«

»Nun, wie der Teufel es will, suche ich seit Montag nach einem neuen Job, und zwar als Assistentin.«

Die Brünette setzt sich aufrecht hin, wirkt eindeutig interessiert, doch ihre Kollegin hebt eine Hand.

»Darf ich fragen, warum?«

»Wenn ich offen reden darf.«

»Natürlich.«

Ich fasse ihr die Situation zusammen und die beiden Frauen tauschen einen Blick. Auf ihren Gesichtern erkenne ich eine Mischung aus Mitgefühl und Neugierde.

»Das heißt, Sie wären sofort verfügbar?«

Ich nicke.

»Haben Sie zufällig Ihre Bewerbungsunterlagen dabei?«

»Selbstverständlich.« Schnell beuge ich mich zu meiner Tasche hinab, ziehe die Mappe heraus und halte sie den beiden entgegen.

Sofort greift die Brünette danach, klappt sie auf.

Die ältere Frau hingegen mustert mich eingehend. »Erzählen Sie doch bitte etwas über sich und Ihre Berufserfahrungen.«

Dem komme ich gern nach.

Am Ende schaut sie ihre schwangere Kollegin an. »Was meinst du?«

Die sieht mir direkt in die Augen. »Auch wenn Sie aktuell vermutlich jeden Job annehmen würden – wir sind eine Agentur für Profisportler, haben nur wenige Angestellte, deshalb würden Sie eng mit einem der beiden CEOs beziehungsweise Partner zusammenarbeiten. Das ist keine Stelle mit festgesteckten Aufgaben, bei uns sind Allround-Talente gefragt, und zwar langfristig.«

»Ich weiß, was eine gute Assistentin ausmacht, und habe keine Angst vor Arbeit. Hauptsache, das Arbeitsklima stimmt.«

Da lächelt die Platinblonde. »Oh, darüber werden Sie bei uns keine Klagen hören. Im Gegenteil, wir sind eher wie eine kleine Familie. Was meinen Sie wohl, warum es Vanessa so schwerfällt, sich von uns zu trennen?«

Die verdreht die Augen, lacht aber. »Ich fürchte, da hat sie recht.«

In meinem Magen breitet sich Nervosität aus. »Dann würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mich zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Wie gesagt, ich bin sofort verfügbar.«

Die Brünette kneift kurz die Augen zusammen. »Wie spontan sind Sie?«

»Sehr, warum?«

Sie schaut zu ihrer Kollegin. »Ruf Rafe an, ob er gleich Zeit für ein Gespräch hat.«

Die nickt und angelt ihr Telefon aus der Handtasche, die auf ihrem Schoß liegt. Wischt, tippt und hält es sich ans Ohr. Schon nach wenigen Sekunden meldet sich jemand am anderen Ende.

»Hey, Rafe. Pass auf, hast du Zeit für ein Vorstellungsgespräch? ... Nein, anstatt Lance. ... Ja, genau. Neben uns sitzt eine interessante Kandidatin, die sofort einspringen könnte. ... Okay, super, dann bringen wir sie mit. Bis gleich.«

Sie legt auf und lächelt mich an. »Ist geritzt. Wir essen auf und Sie kommen direkt mit, mein Boss hat Zeit, das Gespräch zu übernehmen.«

Glückshormone explodieren in meinem Körper und meine Mundwinkel wandern weit nach oben. »Vielen Dank für diese Chance. Ich bin übrigens Cassidy.«

»Vanessa.« Die Brünette lächelt.

»Ich bin Olivia.« Die Platinblonde nickt. »Und ich glaube, ab Montag sind wir Kolleginnen.«

 

*

 

Mit wild klopfendem Herzen folge ich den beiden durch die Sicherheitskontrollen des Bürogebäudes. Lerne von Olivia, dass sie aufgrund zweier ansässiger Unternehmen so streng sind, und atme auf, als wir endlich im Fahrstuhl stehen.

Allerdings werde ich nun doch unruhig, schließlich hatte ich keine Gelegenheit, mich auf das Gespräch vorzubereiten.

In der siebten Etage steigen wir aus und ich folge ihnen zu einer Glastür. Dahinter befindet sich ein Empfang, der gerade unbesetzt ist, und die beiden biegen nach rechts ab. Marschieren in einem so strengen Tempo durch einen Flur sowie einen Wartebereich, dass ich keine Gelegenheit habe, die Bilder und Sporttrophäen zu betrachten, mit denen sie dekoriert sind. Dahinter passieren wir zwei Besprechungsräume und biegen nach links in eine Art Vorraum ab, in dem an beiden Seiten je ein Schreibtisch platziert ist, einander zugewandt. Am anderen Ende führen zwei offen stehende Türen in weitere Büros und hinten rechts befindet sich eine weitere Öffnung.

Olivia geht zum linken Arbeitsplatz, Vanessa läuft zum Durchgang links, klopft an die Tür. »Hey, Rafe. Darf ich Cassidy direkt hereinschicken?«

Von drinnen ertönt eine männliche Stimme. »Hast du Bewerbungsunterlagen für mich? Ich würde gern vorher einen Blick hineinwerfen.«

»Na, klar.«

Sie läuft hinein und kehrt nach einigen Sekunden mit einem Lächeln zurück, deutet auf die beiden modernen Sessel in der vorderen Ecke des Raums. »Setz dich doch bitte einen Moment. Möchtest du etwas trinken?«

»Nein, vielen Dank.« Ich gehe zu der kleinen Sitzgruppe und sinke in einen der Clubsessel.

»Okay.« Sie nickt mir aufmunternd zu, läuft zu ihrem eigenen Arbeitsplatz und fährt per Knopfdruck ihren Schreibtisch hoch.

In meinem Magen breitet sich ein aufgeregtes Flattern aus und ich atme mehrere Male bewusst tief durch. Lasse den Blick schweifen, betrachte meine potenziell zukünftige Wirkungsstätte.

Alles erscheint hell und freundlich, zeitloses Design in Weiß, Grau und Schwarz, mit limonengrünen Akzenten. Die Möbel sind modern, elegant und erwecken den Eindruck von guter Qualität, genauso wie die technische Ausstattung der Arbeitsplätze.

»Ms. Lucas?«

Ich blinzele, entdecke einen Mann mit kurzem dunklem Haar, der auf mich zukommt, und springe auf. »Ja?«

Er trägt eine schwarze Stoffhose und ein weißes Hemd mit aufgekrempelten Manschetten, das sich von seiner gebräunten Haut abhebt und teilweise über den Muskeln seines Oberkörpers spannt. Vor mir bleibt er stehen, wobei er mich aufgrund meiner Absätze nur etwa eine Handbreit überragt.

»Guten Tag, ich bin Rafe Walker.«

Wir schütteln uns die Hand und ich erwidere das Lächeln, das ihn noch attraktiver macht, trotz der leicht schiefen Nase. Vielleicht, weil es bis zu seinen dunkelbraunen Augen reicht.

»Hallo. Vielen Dank, dass Sie so spontan Zeit für ein Vorstellungsgespräch haben.«

»Sie haben ja bereits erfahren, wie dringend es ist.«

»Stimmt.«

»Gehen wir doch in mein Büro.« Er deutet zum entsprechenden Eingang, lässt mir den Vortritt.

Mitten in dem lichtdurchfluteten Raum, der im gleichen Design gestaltet ist wie die anderen Bereiche, bleibe ich stehen und warte ab, bis er die Tür geschlossen hat. Auch hier hängen einige Bilder und wenn ich es richtig erkenne, war er einmal Footballspieler. Ansonsten weist nichts darauf hin, dass es sich um das Büro eines CEOs handelt, kein protziger Schreibtisch oder sonstige luxuriöse Gegenstände.

»Setzen wir uns.«

Ich folge ihm zu dem runden Besprechungstisch mit acht Stühlen und streiche meinen Rock glatt, bevor ich mich setze.

Mr. Walker wählt den Platz neben mir, dreht den Stuhl in meine Richtung und setzt sich ebenfalls.

Schnell korrigiere ich meine Position, wende mich ihm zu.

»Bitte, erzählen Sie mir doch etwas über Ihren Werdegang, Ms. Lucas. Und warum Sie vor ein paar Tagen ihren Job gekündigt haben.«

Ich nicke und komme seiner Aufforderung nach. Halte keine Details zur Trennung von meinem alten Arbeitgeber zurück, beantworte Zwischenfragen und atme am Ende tief durch.

Mr. Walkers Gesicht hat einen ernsten Ausdruck angenommen. »Wenn Ihr Vorgesetzter Sie sexuell belästigt hat, sollten Sie das melden.«

Ich lächele schief. »Bei wem? Die Firma gehört ihm.«

Da schüttelt er den Kopf und seufzt. »Solche Menschen sind mir ein Rätsel.«

»Ja, mir auch.«

»Nun, bei uns müssen Sie sich darüber keine Sorgen machen, das verspreche ich Ihnen. Mein Partner und ich sind seit vielen Jahren befreundet.«

»Okay, das ist gut. Und darf ich fragen, wie lange Sie diese Agentur schon betreiben?«

»Fast zwei Jahre. Nachdem ich meine Football-Karriere wegen einer schweren Verletzung an den Nagel hängen musste, hat Lance mir von seiner Idee erzählt.«

Eine Erinnerung schießt durch meinen Kopf und ich schnippe mit den Fingern. »Natürlich! Sie waren bei den Eagles und wurden im Spiel vor dem Super Bowl verletzt, oder?«

Er verzieht das Gesicht. »Ja, die Packers haben mich ordentlich in die Mangel genommen.«

»Wenn ich mich recht erinnere, war es verdammt ernst.«

»Stimmt.«

»Umso besser, dass Sie wieder vollständig gesund sind.«

»Es war ein harter Kampf. Den ich auch dank meines Partners gewonnen habe.«

Diese ehrlichen Worte zaubern mir ein Lächeln aufs Gesicht. »Solche Freunde sind sehr wichtig.«

»Auf jeden Fall. Und eine ähnliche Art von Fürsorge lassen wir auch unseren Beschäftigten zukommen. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass wir alle wie eine Familie sind.«

»Davon haben Olivia und Vanessa mir bereits vorgeschwärmt. Das perfekte Arbeitsklima.«

»Von perfekt sind wir vermutlich noch ein gutes Stück entfernt, aber wir arbeiten daran.«

»Eine erfreuliche Einstellung. Schon deswegen würde ich mich freuen, wenn ich Sie ab Montag unterstützen dürfte.«

»Was eine Herausforderung werden könnte.«

»Davor habe ich keine Angst, Mr. Walker.«

Er lächelt. »Schön. Dann gebe ich Ihnen gern diese Chance.«

Zum zweiten Mal an diesem Tag schießt eine riesige Portion Glückshormone in mein System und ich grinse erleichtert. »Wirklich?«

»Ja.«

Ich möchte aufspringen, ihn umarmen, doch ich halte mich selbstverständlich zurück. »Tausend Dank, Mr. Walker, Sie werden es nicht bereuen.«

»Davon gehe ich aus. Trotzdem kommt es am Ende darauf an, wie Sie und Lance sich verstehen. Und ob Sie mit den Konditionen einverstanden sind.« Er zählt Gehalt, Jahresbonus sowie Urlaubsanspruch auf. Erwähnt Umfang der arbeitgeberfinanzierten Krankenversicherung und einige Firmenveranstaltungen.

Definitiv in allen Details besser als bei meinem alten Arbeitgeber, aber das muss er ja nicht wissen.

»Klingt für den Anfang sehr gut.«

Er nickt. »Wunderbar. Weiterführendes erörtern wir dann bei den regelmäßigen Feedbackgesprächen.«

»Mh-hm.«

Da beugt er sich vor, streckt mir die Hand entgegen. »Dann herzlich willkommen bei Britton & Walker.«

Begeistert schlage ich ein. »Vielen Dank.«

»Ich werde direkt unseren Dienstleister anrufen und einen Arbeitsvertrag erstellen lassen, den unterschreiben wir am Montag. Und jetzt bringe ich Sie zu Vanessa, damit Sie sich für Ihren ersten Arbeitstag abstimmen können.«

Wir stehen auf, verlassen sein Büro und laufen zum Schreibtisch der hochschwangeren Assistentin. »Ms. Lucas fängt am Montag bei uns an, würdest du alles Weitere mit ihr klären?«

Sie lächelt mich an. »Mit dem größten Vergnügen.«

»Danke dir. Also dann, Ms. Lucas. Wir sehen uns am Montag.«

»Sehr gern.«

Wir verabschieden uns mit einem weiteren Handschlag und auch der letzte Rest Anspannung fällt von mir ab.

Meine Existenz ist vorerst gesichert.

 

Kapitel 2 – Lance

»Es ist schon so lange her, trotzdem vermisse ich ihn manchmal wie am ersten Tag.«

Die leise, kraftlose Stimme meines Vaters reißt mich aus meinen Erinnerungen zurück in die Gegenwart. Ich blinzele, lese erneut die Inschrift des schlichten grauen Grabsteins.

Daniel Britton, geliebter Sohn und Bruder, viel zu früh aus dem Leben gerissen.

»Geht mir genauso.« Nicht nur das, an besonders emotionalen Tagen rede ich sogar in Gedanken mit meinem jüngeren Bruder. Über Dinge, die ich sonst niemandem anvertraue.

»Schön, dass du heute mit mir hergekommen bist.«

»Mh-hm.«

Da ich in den letzten drei Jahren aus beruflichen Gründen nicht herfahren konnte, habe ich mir Dannys 15. Todestag extra freigeschaufelt, vor allem für meinen Vater. Worüber ich im Nachhinein verdammt froh bin, sein Anblick gestern hat mich beinahe zu Tode erschreckt. Weil nicht nur die Kraft aus seinem Körper schwindet, sondern auch das Licht in seinen Augen.

»Wir sollten jetzt besser gehen.«

Stirnrunzelnd sehe ich ihn an. »Warum?«

»Terry wird bald hier sein.«

Bei dem Gedanken an meine Mutter explodiert heißer Schock in meiner Brust, gefolgt von Trotz.

»Ja, und?«

»Ich will nicht, dass sie uns sieht.«

»Warum nicht?«

Qual huscht über sein Gesicht. »Weil es so schon schwer genug ist.«

Damit wendet er sich ab und marschiert in die Richtung, aus der wir gekommen sind.

Resigniert stoße ich die Luft aus, werfe einen letzten Blick auf den Stein und folge ihm. Schaue mich auf dem gesamten Weg aufmerksam um, hoffe beinahe auf eine Begegnung.

Vergeblich.

Wir steigen in meinen Leihwagen und ich fahre zurück in das Viertel am Stadtrand von St. Louis, in dem mein Vater seit einigen Jahren lebt. In einem heruntergekommenen Trailer unter vielen, weit weg von der Gegend, in der Danny und ich aufgewachsen sind.

Der Anblick seiner Unterkunft, so gegensätzlich zu meinem früheren Zuhause, schmerzt jedes Mal aufs Neue und vielleicht komme ich darum möglichst selten her. Weil er all meine Hilfsangebote ausschlägt, wir deswegen schon einige Male heftig aneinandergeraten sind und ich nicht weiß, was ich noch tun soll.

Ich räuspere mich. »Brauchst du irgendetwas?«

»Nein.«

»Ich habe gesehen, dass der Trailer an mindestens zwei Stellen durchgerostet ist. Ich könnte dir einen neuen –«

»Nein!«

Er schleudert mir das Wort mit einer Vehemenz entgegen, dass ich zusammenzucke und gekränkt den Mund zuklappe.

»Es ist so, wie es sein muss. Ich habe es nicht anders verdient.«

Schon wallt die altbekannte Wut in mir auf, vermischt mit Frust und Verzweiflung.

»Herrgott, es war nicht deine Schuld.«

»Ich hätte es ihm verbieten sollen.«

»Danny hätte es trotzdem getan, so war er nun einmal. Es war ein Unfall.«

»Deine Mutter sieht das anders. Ich habe sie enttäuscht.«

Und was, zur Hölle, habe ich ihr getan?

Ich schüttele den Kopf.

Es ist zwecklos. Wie jedes einzelne Mal zuvor.

»Was hältst du davon, mich in San Francisco zu besuchen? Vielleicht zu Thanksgiving? Mein bester Freund Rafe hat dich ausdrücklich eingeladen.«

»Nein, ich werde Danny an diesem Feiertag nicht alleinlassen.«

Trauer ballt sich in meiner Brust zusammen, dehnt sich aus, und ich möchte ihn anschreien. Ihn fragen, warum er mich, seinen lebenden Sohn, über all den Schmerz vergisst. Doch wie immer dränge ich es zurück und besinne mich auf eine ruhige Atmung.

»Falls du es dir noch einmal überlegen möchtest ...«

Kurz sieht er mich an, zeigt mir all das Leid in seinen Augen, doch gleich darauf geht er wieder in die Defensive. »Danke für deinen Besuch, komm gut nach Hause.«

Damit wendet er sich ab, steigt aus und schlägt die Beifahrertür zu.

Hilflos schaue ich ihm nach, bis er in seiner Behausung verschwunden ist. Dann löse ich den Fuß von der Bremse und fahre weiter nach Holly Hills.

Gegenüber von dem dunkelroten Haus mit den cremefarbenen Giebeln und Fensterrahmen halte ich am Straßenrand an, schalte den Motor aus und blicke hinüber.

Rundherum ist es ruhig, normal für einen Freitagmittag, und es parkt auch kein Auto in der Auffahrt. Obwohl es bis zu Halloween noch ein paar Wochen dauert, ist die Veranda bereits mit Kürbissen, Fledermäusen, Spinnen und Geistern geschmückt. So wie in all den Jahren, in denen ich mit meinen Freunden kostümiert von Haus zu Haus gezogen bin, um Süßigkeiten einzufordern.

Davor steht der Ahornbaum mit dem herbstlich blutroten Laub, den mein Vater zu meiner Geburt gepflanzt hat und der das Haus überragt, so lange ich denken kann.

Wie oft bin ich von Ast zu Ast geklettert und das eine oder andere Mal abgestürzt. Habe mir Arme und Beine aufgeschürft oder Fingernägel abgebrochen.

Genauso wie Danny.

Ich seufze.

Dieser Ort ist voller schöner Erinnerungen und auch in meinem Herzen habe ich mir viel von meinem Bruder bewahrt. Mom und Dad allerdings ...

Ach, Fuck, es hat keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Damals wie heute. Dabei hatte ich erwartet, dass es irgendwann aufhören und ich kaum noch einen Gedanken daran verschwenden würde.

Eine Bewegung erregt meine Aufmerksamkeit und ich schaue zu der T-Kreuzung hinüber, die etwa zehn Yards von meinem Standort entfernt ist.

Beim Anblick des leuchtend blauen Honda Civic mit Fließheck und dem grün-weißen Logo der St. Mary’s Dragons auf der hinteren Tür trifft mich beinahe der Schlag. Mir wird heiß, dann kalt, und für einen Moment vergesse ich sogar zu atmen.

Der Wagen hält genau vor meinem früheren Zuhause und ich starre fassungslos das Emblem meiner Highschool-Baseballmannschaft an. Schwenke zur Fahrerin, von der ich nur das dunkle, teilweise ergraute Haar erkenne, weil sie zum Haus schaut.

Mein Puls rast los.

Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, meine Mutter nach all den Jahren in die Arme zu nehmen, und der Wut, sie wegen ihres miesen Verhaltens anzuschreien, sitze ich bewegungslos da. Umklammere die untere Rundung des Lenkrads und versuche, das Chaos in meinem Innern in den Griff zu bekommen.

»Mom.«

Dieses eine Wort schlüpft tonlos über meine Lippen und als hätte sie es gehört, dreht sie sich um, sieht durch das Glas in der Fahrertür zu mir herüber.

Selbst auf die Distanz und durch die beiden Scheiben erkenne ich die Veränderung. Die Falten, der Ernst und die Trauer in ihrem Gesicht. Doch im Gegensatz zu Dad wirkt sie längst nicht so zerstört.

Die Erkenntnis facht meine Feindseligkeit an, lässt den Schmerz erneut auflodern, und ich presse die Lippen aufeinander. In meinem Kopf hat nur noch ein einziger Gedanke Platz.

Warum hast du das getan, Mom?

Ein Teil von mir möchte zu ihr gehen, die Tür aufreißen und ihr die Frage ins Gesicht schleudern. Sie schütteln, beschimpfen. Und etwas in mir möchte heulen.

Doch der rationale Teil von mir, dem ich all das verdanke, was ich heute bin, hält mich im Sitz zurück.

Wozu alles aufwühlen, unnötig altes Leid erwecken?

Da öffnet sie die Tür, steigt aus und ich sehe das Flehen auf ihrem Gesicht.

In mir wallt Widerwille auf, doch in meinem Hinterkopf meldet sich eine kleine Stimme.

Gib ihr eine Chance!

Nein, ich habe auch keine bekommen.

»Scheiß drauf«, murmele ich und starte den Motor. Wende den Blick ab und fahre los.

Im Hotel werde ich mir erst einmal einen ordentlichen Drink gönnen und heute Abend dann all das hinter mir lassen.

 

*

 

»Hallo, Lance. Komm herein.«

Lächelnd betrete ich Rafes Luxusapartment und begrüße seine Freundin mit einem Wangenkuss. »Hey, Leslie. Wie geht es dir?«

»Alles super, danke der Nachfrage. Und bei dir? Du wirkst müde.«

»Ja, waren drei anstrengende Tage.«

»Erfolgreich?«

Sie schließt die Tür und ich folge ihr in den Wohnbereich.

»Teils, teils.«

Dort biegt sie nach links ab, zur offenen Küche, wo Rafe und seine Tochter Hope an der Kücheninsel stehen, mit Vorbereitungen beschäftigt sind.

Die springt von ihrem kleinen Hocker und läuft auf mich zu. »Onkel Lance!«

»Hallo, meine Kleine!« Ich fange sie auf, setze sie auf meine Hüfte und sie schlingt mir die Arme um den Hals, drückt mir einen Kuss auf die Wange.

»Iiihh«, ruft sie empört, »du pickst ja!«

»Weil ich keine Lust hatte, mich zu rasieren.«

»Ach, das kenne ich auch von Dad. Katastrophe!« Sie verdreht übertrieben die Augen und ich lache laut auf.

»Ist das dein neues Lieblingswort?«

»Unter anderem«, antwortet Leslie stattdessen. »Möchtest du einen Kaffee?«

»Gern, danke.«

»Machst du mir auch einen, Babe? Dann setzen wir uns kurz zusammen.« Rafe legt das Messer beiseite.

»Klar, kein Problem.«

Er geht zum Waschbecken, um sich die Hände zu waschen, und ich stelle Hope zurück auf den Boden, küsse ihren Scheitel. »Was gibt es denn heute?«

»Mommys allerleckerste Spaghetti Bolognese.« Sie läuft zu ihrem Platz an der Arbeitsfläche, steigt auf den Hocker und ergreift ein kleines Messer.

»Mmh, super, darauf freue ich mich schon.«

Mein Freund und Partner nimmt Leslie die beiden Tassen ab, gibt ihr einen sanften Kuss.

Beim Anblick dieser kleinen Familie und welche Liebe zwischen den Dreien herrscht, zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen und ich muss die unterschwellige Sehnsucht zurückdrängen, die sich neuerdings wieder meldet.

Rafe kommt zu mir, reicht mir eine Tasse und deutet mit dem Kinn zur Wohnecke.

Wir gehen hinüber, setzen uns und nippen am Kaffee. Dann lehne ich mich zurück und schaue aus dem Fenster, zu den Fähranlegern am Embarcadero.

»Schieß los, wie ist es gelaufen? Hat Cooper angebissen?«

Ich grinse Rafe an. »Natürlich, Bro. Hast du etwas anderes erwartet?«

»Ach, was, doch nicht bei deiner Überzeugungskraft! Außerdem war es ein Heimspiel für dich.«

»Ganz genau. Und ich habe sogar schon die Fühler nach einigen seiner Kollegen ausgestreckt.« Ich gebe ihm einen Abriss der Gespräche und Ergebnisse.

»Perfekt, das begießen wir nach dem Essen. Und ihr habt es gestern Abend schon gefeiert?«

»Nein, wir waren nur am Donnerstag zusammen essen. Wieso?«

»Weil du total fertig aussiehst. In unserem Alter geht es nicht mehr spurlos an einem vorbei, wenn man die Nächte durchmacht. Und den Schlaf kann man auch nicht während des kurzen Fluges nachholen.«

Ich verziehe das Gesicht. »Schon klar.«

»Raus damit, was ist los?«

»Ach, immer dasselbe leidige Thema, wenn ich in St. Louis bin.«

Sein Gesicht wird ernst, nimmt einen mitfühlenden Ausdruck an. »Stimmt, Dannys Todestag.«

Ich nicke, trinke von meinem Kaffee.

»Wie geht es deinem Vater?«

»Beschissen wie eh und je. Er sinkt von Jahr zu Jahr tiefer, suhlt sich in seiner Trauer und will noch immer keine Hilfe von mir annehmen, in welcher Form auch immer.«

»Scheiße.«

»Du sagst es. Was habe ich ihm nur getan?«

»Nichts, das weißt du. Hat er in all den Jahren keine Therapie gemacht, um damit klarzukommen?«

»Keine Ahnung. Du weißt doch, dass er mich ausgeschlossen hat.«

»Hätte ja sein können.«

Hinter uns lachen Hope und Leslie auf, blödeln herum.

Himmel, diese Frau empfindet so viel Liebe für ihre Adoptivtochter, wie meine Mutter anscheinend nie für ihren einzigen noch lebenden Sohn übrig hatte.

Ich blinzele, schaue Rafe an. »Ich habe Mom gesehen.«

Er reißt die Augen auf. »Wo? Habt ihr miteinander gesprochen?«

»Nein.« Ich erzähle ihm von der Begegnung, meiner Flucht. »Deswegen habe ich mir ein paar Drinks gegönnt und bin in einen Club gefahren. Um mich abzulenken.«

»Hat es funktioniert?«

»Sehe ich so aus?«

»Nicht wirklich. Also keine neuen Sex-Momente für dich.«

»Leider nein.«

»Nur hässliche Ladys?«

»Nein, gar nicht. Aber irgendwie ... wollte kein Interesse aufkommen. Geschweige denn Lust.«

»Kein Wunder, bei dem Tag. Aber in ein oder zwei Wochen sieht es bestimmt wieder anders aus.«

»Hoffentlich. Mir geht es wahnsinnig auf die Nerven, dass mich der Scheiß immer noch aus der Bahn wirft.«

»Vielleicht solltest du ernsthaft über eine Therapie nachdenken. Damit du mit diesem Teil deines Lebens endgültig abschließen kannst.«

»Habe ich damals schon gemacht, während des Studiums.«

»Anscheinend war das nicht genug.«

Ich winke ab. »Mal sehen, ob und wann ich Zeit finde. Der Job geht vor.«

»Apropos Zeit.« Rafe wirft einen Blick über seine Schulter, beugt sich dann vor und senkt die Stimme. »Kannst du Hope am Freitag von der Schule abholen und ins Büro mitnehmen? Leslie und ich haben einen Termin.«

»Ich habe zwar meinen Kalender nicht im Kopf, aber das geht bestimmt. Warum? Was habt ihr vor?«

Da lächelt er, sichtlich glücklich. »Wir haben heute Vormittag unser Traumhaus gefunden und sofort zugeschlagen. Freitag können wir sämtliche Papiere unterschreiben und schon in der Woche darauf mit dem Umzug beginnen.«

»Glückwunsch, Bro.« Ich beuge mich zu ihm, klopfe ihm auf die Schulter. »Und wo steht das Schmuckstück?«

»Outer Sunset.«

»Schöne Gegend.«

Er nickt. »Viele Kinder in der Nachbarschaft, gute Schulen und nur eine Meile bis zum Strand.«

»Ich hoffe, es gibt eine Einweihungsparty.«

»Natürlich. Mit allen unseren Angestellten. Oh, stimmt, da war noch etwas.« Er lacht leise. »Ich habe eine Überraschung für dich.«

»Eine Überraschung?«

»Genau. Hat sich gestern total spontan ergeben und löst dein dringendstes Problem in der Agentur.«

Meine Brauen wandern nach oben. »Etwa eine neue Assistentin?«

»Ganz genau.«

»Hast du die auf der Straße eingefangen, oder was?«

»Ich nicht, aber Vanessa und Olivia. Beim Mittagessen.«

»Und du hast sie sofort eingestellt? Sie muss ja verdammt überzeugend gewesen sein.«

»Ihre Art und der Lebenslauf sprechen für sich. Außerdem passt sie menschlich gut in unser Team, denke ich, aber davon kannst und sollst du dich am Montag selbst überzeugen.«

»Okay.«

»Zu allem Überfluss läuft uns die Zeit davon.«

»Ja, ich weiß. Wie heißt sie denn?«

»Cassidy Lucas.«

Hm, seltener Name.

»Mann? Kinder?«

»Sie lebt in Scheidung, keine Kinder.«

Ich runzele die Stirn. »Wie alt ist sie denn, dass sie sich scheiden lässt?«

»30. Und nein, ich habe nicht nach der Geschichte dahinter gefragt.«

»Ist schließlich ihre Privatsache.«

»Genau.«

»Okay, dann bin ich mal gespannt, was mich erwartet.«

Kapitel 3 – Cassidy

Selten war ich vor einem ersten Arbeitstag so nervös wie bei dieser Firma. Vielleicht wegen der Umstände, unter denen ich hineingestolpert bin. Oder weil dieser Job meine letzte Chance ist, nicht doch noch auf der Straße zu landen.

Auf jeden Fall fahren meine Gedanken am Wochenende Karussell, wenn ich nicht gerade mit Haushalt, Erledigungen oder meiner Hündin beschäftigt bin. Selbst die Yogaübungen, die ich Sonntagabend vor dem Fernseher mache, beruhigen mich nur wenig. Entsprechend spät schlafe ich ein, nur um am Montag umso früher aufzustehen. Verrückte Welt.

Nach einer extra langen Morgenrunde mit der noch müden Cleo steige ich unter die Dusche, putze mich heraus und ziehe mein bestes Büro-Outfit an, schließlich will ich einen perfekten Eindruck hinterlassen. Vor allem bei meinem Chef.

Am Ende beuge ich mich zu meinem Hund hinunter, befestige die Leine an ihrem Halsband und nehme die Tasche mit Spielzeug, Futter sowie Leckerchen auf. »Okay, Süße. Dann bringe ich dich jetzt zu Mara. Freust du dich?«

Sie öffnet das Maul zu einem Lächeln und hechelt.

»Sehr gut.«

Wir verlassen die Wohnung, dessen Tür ich nur anlehne, und durchqueren den Flur zum Apartment schräg gegenüber.

Schon wenige Sekunden nach dem Klingeln öffnet mir Mara und ihr fast komplett schwarzer Manchester Terrier Bobby kommt ebenfalls angerannt. Schwanzwedelnd bleibt er neben ihr stehen, den Blick auf Cleo gerichtet.

»Guten Morgen, meine Liebe.« Meine zierliche Nachbarin mit dem wilden grauen Kurzhaarschnitt strahlt mich an und wirkt dabei kein bisschen wie Ende 40.

»Guten Morgen, Mara. Vielen Dank, dass ich dir Cleo heute wieder etwas länger anvertrauen darf.«

Sie nimmt Tasche und Leine von mir entgegen. »Ist doch kein Problem, deine Maus ist so pflegeleicht.«

»Schon, aber ich weiß, wie anhänglich sie sein kann, wenn ihr Tag anders läuft als sonst. Sie soll dich ja nicht von der Arbeit abhalten.«

»Mach dir keinen Kopf, wir kriegen das hin, wie immer. Hauptsache, es klappt alles mit deinem neuen Job.«

»Ja, das hoffe ich auch.« Ich stoße die Luft aus. »So langsam habe ich echt die Schnauze voll, ich möchte endlich mal ankommen.«

»Das wird schon, du musst positiv bleiben.«

Nach allem, was ich in den letzten Jahren durchgemacht habe, fällt mir das gerade ziemlich schwer. Trotzdem zwinge ich mich zu einem Lächeln.

»Ich bemühe mich.«

»Sehr gut. Ich drücke dir beide Daumen.« Sie hebt die Fäuste.

»Danke. Bis heute Abend.«

»Mach’s gut.«

Ich eile zurück, packe die Lunchbox in meine Handtasche und überprüfe ein letztes Mal, ob ich alles habe. Dann schnappe ich mir die Key-Card, verriegele meine Wohnung und mache mich auf den Weg.

Die Bushaltestelle ist nur zwei Minuten von meinem Wohnhaus entfernt und insgesamt brauche ich keine zwanzig Minuten bis zu meinem neuen Arbeitsplatz. Was schon ziemlich genial ist, dafür ertrage ich gern den Sicherheitscheck bei jedem Betreten des Gebäudes.

Ich reihe mich in die Schlange ein, die sich langsam vorwärts bewegt, und betrachte zum Zeitvertreib die Schilder der Unternehmen, die in dieser Immobilie ansässig sind. Bleibe an meinem neuen Arbeitgeber hängen.

Britton & Walker.

Nachdenklich runzele ich die Stirn, irgendetwas daran kommt mir bekannt vor.

»Hey, guten Morgen.«

Erschreckt fahre ich zu Vanessa herum, die sich zu mir gesellt, und lächele. »Guten Morgen.«

»Und? Aufgeregt?«

»Ja, total.«

»Du wirst sehen, das ist vollkommen unnötig.«

»Das sage ich mir schon das ganze Wochenende, aber leider hilft es kein bisschen.«

»Dann steigen wir direkt in die Arbeit ein, das wird dich ablenken.«

»Okay.«

Also beginnt sie mit den grundlegenden Erklärungen zu meinem neuen Job, womit sie erst fertig wird, als wir an ihrem Schreibtisch ankommen. »Lance wird dir aber bestimmt auch noch erklären, was ihm bei der Zusammenarbeit wichtig ist.«

»Hoffentlich hat er heute schon Zeit dafür.«

»Ich gehe davon aus, dass er sich die Zeit nimmt, das hat er bei deiner Vorgängerin auch getan.«

»Das ist gut.«

»Soll ich dich als Erstes herumführen?«

»Das wäre super.«

»Lass deine Tasche einfach neben meiner stehen, hier kommt nichts weg.«

»Okay.«

Wir laufen hinüber in die Verwaltung, wo ich die leitende Finanzbuchhalterin kennenlerne, und arbeiten uns Raum für Raum zurück. Da ansonsten kaum Angestellte anwesend sind, weiht Vanessa mich in die Tätigkeitsfelder der Agentur ein.

Ich nicke beeindruckt.

Erstaunlich, was alles zum Sportlermanagement dazugehört, welche Maschinerie dahintersteckt und wie lukrativ das anscheinend ist.

Zurück im Vorraum der Agenturpartner begrüßen wir Olivia und die beiden legen bei einer Tasse Kaffee dar, welche Aufgaben ich als Assistentin habe.

Am Ende schwirrt mir der Kopf und ich lache verlegen auf. »Himmel, wie soll ich mir das alles merken?«

Vanessa winkt ab. »Das geht schneller, als du denkst. Außerdem kannst du Olivia immer um Hilfe fragen und Lance reißt dir auch nicht den Kopf ab, weil du nach zwei Wochen noch nicht alles weißt oder beherrschst.

---ENDE DER LESEPROBE---