Kleine Arbeiten zum chinesischen Theater und zum Buddhismus - Ferdinand Lessing - E-Book

Kleine Arbeiten zum chinesischen Theater und zum Buddhismus E-Book

Ferdinand Lessing

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Beschreibung

Ferdinand Lessing (1882-1961) ist als Sinologe nicht sehr bekannt. Das liegt teils daran, daß er lange in China, dann einige Jahre in Berlin und dann in Kalifornien tätig war, aber auch daß er auf sinologischem Gebiet wenig veröffentlicht hat - sein Hauptwerke sind das Mongolian-English Dictionary (1961) und Yung-ho-kung, von dem nur der 1. Teil erschienen ist (1942). Bedingt durch seine Teilnahme an Sven Hedins großer Nord-Expedition verlegten sich seine Interessen und Arbeiten auf die Buddhologie, wozu er wesentliche Beiträge bezüglich der Rituale geliefert hat. Der vorliegende Band konzentriert sich auf weniger bekannte kleinere, teils feuilletonistische Artikel und kleine Arbeiten zum chinesischen Theater sowie auf die Edition seiner Briefe an das Ehepaar Irmgard und Reinhold Grimm, mit dem er aus China befreundet war. Die Korrespondenz behandelt Lessings Sorgen um seine Familie, seine berufliche Stellung, die bedeutende Rolle, die die Hedin-Expedition auf seine Arbeit ausübte, wie auch die vielfältigen Erfahrungen, die er in Kalifornien machte. So ist dieses kleine Buch eine nützliche Ergänzung u dem früher erschienen Buch Ferdinand Lessing. (1882-1961), Sinologe, Mongolist und Kenner des Lamaismus (Melle 2006), das den umfangreichen Briefwechsel mit Sven Hedin enthält. So rundet sich das Bild eines sehr begabten Sprachkenners und Wissenschaftlers, der sich gern bescheiden im Hintergrund hielt, aber doch einen wichtigen Einfluß auf die Entwicklung der Orientalistik genommen hat.

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Ferdinand Lessing

Inhalt

Bibliographische Angaben zum Inhalt

Vorbemerkung

P. A. Boodberg [u.a.]: Ferdinand Diedrich Lessing, 1882–1961

Erwähnung in Interviews mit Elizabeth Huff und Richard C. Rudolph.

Kleine Beiträge Ferdinand Lessings

Seemannshaus. Chinesische Theatervorstellungen.

Inhaltsangaben von Theaterstücken

Altchinesische Schattenspiele: Die weiße Fuchsdämonin

Aus dem religiösen Leben der Chinesen

Kult und Riten im Großen Lama-Tempel (Yung-ho-gung) in Peking.

Some notes on the architecture of temples in South Mongolia.

Lamaist pictures.

Mit Sven Hedins Expedition durch die mongolische Steppe.

Die Wunder des Wu-tai-schan. Als Mönch im Buddhistenkloster.

Als Mönch in China. Deutsche Forschung in aller Welt – Erlebnisse in der mongolischen Steppe.

Chinas Götter und Tempel. Der Wundergipfel bei Peking – Die Urgöttin der bunten Wolke – Ein Gongschlag, der die Götter weckt.

Buddha and Confucius.

Mahā-Mangala-Sūtra

(

in Tibetan: bKra çis pohi mdo) [

བ"་ཤིས་པོའི་མདོ་

]

The Buddha in Europe.

Briefwechsel mit Walther Heissig.

Die Mongolei zwischen drei Feuern.

Hindenburgs Gestalt im Fernen Osten. Der Taschi-Lama betet für ihn.

Rezensionen

[

Rez.] Typen chinesischer Volksmärchen. Wolfram Eberhard.

Chinese Fairy Tales and Folk Tales.

Wolfram Eberhard.

[

Rez.] Traditional Chinese Tales by Chi-chen Wang.

[

Rez.] The Gobi Desert, by Mildred Cable and Francesca French.

[

Rez.] Günther Schulemann: Geschichte der Dalai-Lamas.

Lessing-Material aus dem Nachlaß von Alex Wayman

Gedichte und Briefe an Irmgard und Reinhold Grimm

Gedichte von Ferdinand Lessing

Briefe an Irmgard und Reinhold Grimm

Namenregister

Bibliographische Angaben zum Inhalt

P. A. Boodberg, Y. R. Chao, M. C. Rogers: Ferdinand Diedrich Lessing, 1882–1961

Agassiz Professor of Oriental languages and Literatures, emeritus

University of California: In Memoriam. (April). Berkeley: Univ. of California Press 1963, 58–61; vgl. auch

http://texts.cdlib.org/view?docId=hb0580022s&doc.view=frames&chunk.id=div00016&toc.depth=1&toc.id=

Seemannshaus. Chinesische Theatervorstellungen.

Die vertauschten Brautpaare. Lustspiel

Der kleine Wang feiert Neujahr. Lustspiel

Alle Rechte vorbehalten.

Zwischen den beiden Stücken 10 Minuten Pause

Deutsch-Chinesische Druckerei und Verlagsanstalt Walther Schmidt, Tsingtau o.J. 13 S.

Seemannshaus. Chinesische Theatervorstellungen.

Der feurige Stab. Historisches Schauspiel.

Die Verlosung des Mannes. Familienkomödie.

Das Spalten des Sarges. Satirische Komödie.

Erläuterungen von F. Lessing.

Zwischen den beiden Stücken 10 Minuten Pause

Deutsch-Chinesische Druckerei und Verlagsanstalt Walther Schmidt, Tsingtau o.J. 16 S.

Inhaltsangaben von Theaterstücken

In einen Blumengarten gefallen 落花園 [Luo huayuan]

Dscha-me-an 鍘美案 [Zha mei an] Die Hinrichtung mit dem Häckselmesser

Pietätvoll, treu und rein 孝義節 [Xiao yi jie]

Der vierte Sohn besucht seine Mutter 四郎探母 [Silang tan mu]

Die goldene Terrasse Huang-djin-tai黃金台 [Huangjin tai]

Die Kraftprobe und die Ahnenbilder 舉鼎觀畫 [Juding huaguan]

Die Höhle Hung-yang洪羊洞 [Hongyang dong]

Das Zutrinken mit dem Silberbecher 對銀杯 [Dui yinpei]

Das Verhör vor den 6 Ministern 六部大審 [Liubu da shen]

Die Überführung der Verbrecherin 女起解 [Nü qi jie]

Die Waise aus dem Hause Dschau 八義圖 [Ba yi tu]

Sang-yüan dji dsi 桑園寄子 [Sangyuan jizi]

Der Strohbrückenpaß草橋關 [Caoqiao guan]

Lebenslauf des Examinierten 狀元譜 [Zhuangyuan pu]

Die geschenkte Federschmelzblume 遺翠花 [Yi cuihua]

Der Strom in der Unterwelt 陰陽江 [Yinyang jiang]

Opfer am Jangtse

Das Ende der Ming 明末遺恨 [Mingmo yihen]

Der verbrannte Knochen 燒骨計 [Shao gu ji]

Nach Lessings Manuskript.

Altchinesische Schattenspiele: Die weiße Fuchsdämonin: I. Li Örl Sï, II. Die Betörung des

jungen Liu, III. Ein Bild kämpft gegen einen Fuchsdämon. Ein altchinesisches

Schattenspiel, übersetzt von Professor Ferdinand Lessing, Berlin.

Mitteilungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Literatur und Theater [Kiel] 12.1934, 5–24

E. S. Fischer: Aus dem religiösen Leben der Chinesen. Wiedergabe aus den Deutsch-

Chinesischen Nachrichten, 5. Dez. 1930.

Tientsin, Peiping: Peiyang Press 1930. 6 S. 8°

Resümee eines Vortrags Lessings vor dem Club «Concordia»

Kult und Riten im Großen Lama-Tempel (Yung-ho-gung) in Peking.

China-Dienst 2.1933, 103–105

Chinas Götter und Tempel. Der Wundergipfel bei Peking – Die Urgöttin der bunten

Wolke – Ein Gongschlag, der die Götter weckt.

Stuttgarter Neues Tageblatt. Morgenausgabe. Nr. 605. 1931, S. 2.

Lamaist pictures.

China Art and Handicraft 1,2.1932, 8–12

Some notes on the architecture of temples in South Mongolia.

China Art and Handicraft 1,3.1932, 11–20

Mit Sven Hedins Expedition durch die mongolische Steppe.

Saarbrücker Zeitung 24.12.1931

Die Wunder des Wu-tai-schan.

Als Mönch im Buddhistenkloster.

Dortmunder Zeitung Nr. 539 17. Nov. 1933

Als Mönch in China. Deutsche Forschung in aller Welt – Erlebnisse in der mongolischen

Steppe.

Dortmunder Zeitung Nr. 541, Drittes Blatt. Sonnabend, 18. Nov. 1933

Buddha and Confucius. A closing chapter of the struggle between Indian and Chinese

thought.

International Quarterly 1937, autumn, 12–16

Mahā-Mangala-Sūtra

(in Tibetan: bKra çis pohi mdo) [བ"་ཤིས་པོའི་མདོ་]

Salutation to the Three Jewels

(the Buddha, his Norm, and the Monkhood)

Zwei Bll., hektographiert. o. J. Übersetzung aus dem Pāli.

The Buddha in Europe.

Berkeley Bussei 1957, 22–24

Briefwechsel mit Walther Heissig.

Aus: Walther Heissig (1913–2005), Mongolist, Zentralasienwissenschaftler, Literaturwissenschaftler und

Folklorist: Leben und Werk. Würdigungen, Dokumente, Forschungsberichte, Rundfunkprogramme.

Hrsg. v. H. Walravens. Wiesbaden: Harrassowitz 2012, 241–250

Die Mongolei zwischen drei Feuern.

Deutsch-Chinesische Nachrichten 1179: 5.8.1934, 12

Hindenburgs Gestalt im Fernen Osten. Der Taschi-Lama betet für ihn.

Deutsch-Chinesische Nachrichten 1260: 8.11.1934, 9

[Rez.] Typen chinesischer Volksmärchen. Wolfram Eberhard. (437 pp. Helsingfors:

Suomalainen Tiedeakatemia [Academia Scientiarum Fennica], 1937.)

Chinese Fairy Tales and Folk Tales. Wolfram Eberhard. (Desmond Parsons, tr.) (xiv, 304

pp. 10s.6d. London: Kegan Paul, French, Trubner and Co.)

American Anthropologist N.S. 40.1938, 740–742

[Rez.] Traditional Chinese Tales by Chi-chen Wang.

California Folklore Quarterly, Vol. 4, No. 2 (Apr., 1945), pp. 202–203

[Rez.] The Gobi Desert, by Mildred Cable and Francesca French.

The Far Eastern Quarterly, Yol. 5, No. 2 (Feb., 1946), pp. 238–240

[Rez.] Günther Schulemann: Geschichte der Dalai-Lamas. Leipzig: Otto Harrassowitz 1958.

519 pages, 49 ill. on pl., 1 map, gr.8°, cloth

Artibus Asiae 23.1960, 259–260

Vorbemerkung

Ferdinand Diederich LESSING (Essen-Altenessen 26. Feb. 1882 – 31. Dez. 1961 Berkeley, CA) ist im Jahre 2000 ausführlich gewürdigt worden (WALRAVENS 20001), auch folgt hier ein Nachruf seiner Kollegen in Berkeley, sodaß nun keine Notwendigkeit besteht, jetzt eine biographische Darstellung zu wiederholen. Ein paar Daten mögen als Erinnerung dienen.

LESSING arbeitete zunächst (ab 1905) für das Berliner Museum für Völkerkunde unter dem bedeutenden Gelehrten F. W. K. MÜLLER 2 (1863–1930), dem Direktor der Ostasiatischen Abteilung, der ihn stark beeindruckte. So entschloß er sich, 1907 nach China zu gehen, wo er an mehreren Institutionen Sprachen unterrichtete, zuletzt Deutsch und Latein am Igaku Shoin 医学書院, der japanischen Medizinischen Hochschule in Mukden. Während seines Aufenthalts in China (bis einschließlich 1924) gab er zusammen mit seinem Kollegen Wilhelm OTHMER3 den Lehrgang der nordchinesischen Umgangssprache heraus (Tsingtau: Schmidt 1912. 2 Teile), der von Chinesischlernenden sehr geschätzt wurde. 1925 bei seiner Rückkehr nach Deutschland, wurde er von seinen Kollegen gedrängt, seine Promotion zu betreiben, was mit einer Arbeit über die grammatischen Hilfspartikeln 虛字 auch gelang.4 In der Folge war er in Teilzeit sowohl am Museum für Völkerkunde wie am Seminar für Orientalische Sprachen tätig, bis ihm auf einer kurzen Sammelreise nach China der Geograph und Forschungsreisende Sven HEDIN (1865–1952) anbot, einige Zeit für seine Sino-Swedish Expedition zu arbeiten. HEDIN5 gelang es, dank seiner vielfachen Beziehungen, LESSING den notwendigen Urlaub in Berlin zu erwirken, sodaß er erst 1933 nach Deutschland zurückkehrte. Zeitweise arbeitete auch seine Tochte Brunhild bei der Expedition mit. In Berlin trat LESSING in seine früheren Positionen ein, erhielt aber, dank einer Empfehlung von Sven HEDIN, eine Berufung als Gastprofessor (1935–1938) an die University of California. 1938 kehrte er wieder nach Berlin zurück, entschloß sich aber in Anbetracht der veränderten und verschlechterten Arbeitsbedingungen in Deutschland, zurück nach Kalifornien zu gehen, wo er bis an sein Lebensende tätig war.

LESSING hatte die Zeit bei der Hedin-Expedition genutzt, sich intensiv mit dem Lamaismus zu befassen, Mongolisch und Tibetisch zu lernen; diese Studien halfen ihm, ein früher begonnenes Projekt, nämlich einen kleinen, eher touristischen Führer zum Pekinger lamaistischen Haupttempel, dem Sitz des lCang-skya-Qutuγtu und früherem Kronprinzenpalast, dem Yonghegong 雍和宮, auszuweiten und auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen; so war nun statt einer Broschüre ein 5-6bändiges Werk geplant, von dem der sehr interessierte HEDIN allerdings nur Band 1 (Stockholm 1942. XX, 179, XXIII S.) veröffentlichen konnte.6 Band 2 des Manuskripts war beim Tode Lessings nach Mitteilung seines Kollegen in Berkeley, Wolfram EBERHARD7 (1909–1989) abgeschlossen, ist aber verschollen und war bis heute nicht aufzufinden. Es dürfte mit dem wissenschaftlichen Nachlaß Lessings an dessen Schüler Alex WAYMAN (1921–2004) gegangen sein, der es wohl einem seiner Schüler zur Edition übergeben hat. Viele Vorarbeiten zum dritten Band, aus dem Nachlaß WAYMAN, der ins Buddhistische Forschungszentrum Narita-san 成田山 gelangt war, befinden sich heute im Ethnographischen Museum in Stockholm. Einen guten Eindruck von der Hedinexpedition vermittelt Lessings für ein breiteres Publikum geschriebenes Buch Mongolen: Hirten, Priester und Dämonen (Berlin: Klinkhardt & Biermann, 1935. 211 S.). Seine späteren Jahre verwandte LESSING auf ungeliebte Projektarbeit, nämlich die Erstellung eines bis heute geschätzten, umfangreichen Mongolisch-englischen Wörterbuchs (Berkeley [u.a.]: Univ. of Cal. Press 1960. XV, 1217 S.), um seine magere Rente aufzubessern und seine Kinder und Enkel in Deutschland zu unterstützen.

LESSING war wenig selbstsicher, dabei aber von umfassender Bildung und entwickelte sich vom Sprachlehrer zu einem ernstzunehmenden Gelehrten und einem Kenner des Lamaismus und seiner Rituale. Dabei litt er unter einer andauernden Schreibhemmung, die ihn in Form von ständigen Kopfschmerzen an der Arbeit hinderte. Einen Eindruck bieten seine Briefe an Sven HEDIN (WALRAVENS 2000) und die an Irmgard und Reiner GRIMM (in diesem Band).

Zur Bibliographie sind noch 1 Titel:

Ferdinand Lessing: The Laughing Buddha.

The Chinese way in religion. Belmont, CA [u.a.]: Wadsworth Publ., 1998. (The religious life in history series) ISBN 0-534-53735-9, S. 146–152

sowie mehreres zur Sekundärliteratur nachzutragen:

H. Walravens: Ferdinand Lessing (1882–1961), Sinologe, Mongolist und Kenner des Lamaismus. Materialien zu Leben und Werk, mit dem Briefwechsel mit Sven Hedin.

Osnabrück: Zeller Verlag 2000. 425 S.

Susanne Grieder: Für mich heißt leben: Arbeiten. Ferdinand Lessing und Sven Hedins sinoschwedische Expedition in Briefen und Zitaten. Baeßler-Archiv 50.2002, 121–151

H. Walravens: Die Hedin-Expedition 1930–1932. Briefe Sven Hedins an seinen sinologischen Mitarbeiter Ferdinand Lessing.

Nachrichten der OAG 173/174.2003, 227-253

H. Walravens: Ferdinand Lessing (1882–1961). Sinologe, Mongolist und Kenner des Lamaismus. Material zu Leben und Werk, mit dem Briefwechsel mit Sven Hedin.

Melle: Wagener Edition 2006. 432 S. ISBN 3-937283-11-0

Gegenüber der ursprünglichen Ausgabe ist ein Personenregister, S. 427–432, ergänzt.

H. Walravens: Ferdinand Lessing (1882–1961) – ein Spezialist für China, die Mongolei und den Lamaismus.

Das Reich der Mitte – in Mitte. Hrsg. von Florian C. Reiter. Wiesbaden: Harrassowitz 2006, 47–57

(Asien- und Afrika-Studien der Humboldt-Universität zu Berlin 27.)

H. Walravens: Sven Hedin and German scholars: the case of Ferdinand Lessing and W. A. Unkrig.

Nordic ideology between religion and scholarship. Horst Junginger, Andreas Åkerlund (eds.)

Frankfurt a.M.: Peter Lang (2013) (Civilizations and history 24.), 193–206

Auch sind die Kindheitserinnerungen von Brunhild KÖRNER (geb. Lessing) hier nachzutragen:

Hilla LESSING: Kindheit in China. (Hrsg. von Volkmar D. Körner.)

Norderstedt: BoD 2005. 224 S.

Widmung Sven Hedins für Ferdinand Lessing

1 H. WALRAVENS: Ferdinand Lessing (1882–1961), Sinologe, Mongolist und Kenner des Lamaismus. Materialien zu Leben und Werk, mit dem Briefwechsel mit Sven Hedin. Osnabrück: Zeller Verlag 2000. 425 S.

2 Friedrich Wilhelm Karl MÜLLER (1863–1930), Theologe, Philologe, Ethnologe, Orientalist. Vgl. H. WALRAVENS: Müller, Friedrich Wilhelm Karl. Neue Deutsche Biographie 18.1997, 381–382

3 Wilhelm OTHMER (1882–1834), Sprachlehrer in China. Vgl. Ferdinand LESSING: Dem Andenken Wilhelm Othmers (16.12.1882–7.1.1934). Ostasiatische Rundschau 15.1934, 31–34; H. WALRAVENS: Othmer, Wilhelm. NDB 19.1999, 645.

4Vergleich der wichtigsten Formwörter der chinesischen Umgangssprache und der Schriftsprache. 81 S. Phil. Diss., Universität Berlin vom 6. August 1926.

5 Ferdinand LESSING: Sven Hedin als Forscher und Mensch. Ostasiatische Rundschau 16.1935, 101–103.

6Yung-Ho-Kung. An Iconography of the Lamaist Cathedral in Peking.

7 Sinologe, Ethnologe, seit 1948 Professor an der University of California, Berkeley, also unmittelbarer Kollege Lessings.Vgl. H. WALRAVENS: Wolfram Eberhard (1909–1989) – Sinologe, Ethnologe, Soziologe und Folklorist. Schriftenverzeichnis. Mit einer biografischen Einleitung. Wiesbaden: Harrassowitz 2009. 248 S. (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes 65.)

Ferdinand Diedrich Lessing, 1882–1961

Agassiz Professor of Oriental languages and Literatures, emeritus8

Ferdinand Diedrich LESSING was born on February 26, 1882, in Essen, Germany. Even as a young boy, he was animated by an insatiable curiosity about the varieties of human linguistic experience and manifested his remarkable talent as a polyglot. When barely twenty, he directed his interests to the then exotic world of China and Inner Asia and was fortunate to come under the guidance of F. W. K. MÜLLER, the most rigorous and erudite of the scholars grouped around the Berlin Ethnographical Museum and engaged in the multilingual research on the newly discovered monuments of Central Asia. In 1907 he went to China where he remained for some seventeen years vigorously pursuing linguistic and ethnographic studies while supporting himself and his now growing family by teaching modern and ancient languages in various Chinese and Japanese colleges.

Ferdinand Lessing returned to Germany in 1925 to complete his doctorate and become professor of Chinese at the Seminar für Orientalische Sprachen. Two years later he succeeded his esteemed teacher F. W. K. MÜLLER as curator at the museum. In the early thirties he participated in the Sino-Swedish Expedition under the leadership of the great Swedish explorer Sven HEDIN in North China and Mongolia and continued his independent or museum-sponsored researches through various trips as far as Tonkin. In 1935 he was called to Berkeley to head the reorganized Department of Oriental languages and to become the fourth scholar to occupy the first-established of the endowed chairs at the University, the Agassiz Professorship of Oriental Languages and Literature. With the exception of several brief research trips abroad, he lived in Berkeley the rest of his life and was naturalized as a United States citizen in 1946. The program of the department was greatly broadened under his chairmanship notably through the inauguration of courses in Mongolian and Tibetan, the first offerings of systematic instruction in these languages in the United States. An indefatigable teacher, he guided the first steps of beginners or encouraged the probing researches of graduate students, all with equal patience and diligence, in at least seven Oriental languages (Chinese, Japanese, Sanskrit, Tibetan, Pali, Mongolian, and Manchu) for seventeen years, having been recalled to active duty three years beyond the normal date of retirement.

Early in his career, Professor LESSING became deeply interested in Buddhism and particularly in the lamaistic form of that faith, which was so instrumental in shaping the life of the inner borderlands of China, Mongolia, and Tibet. His researches in that difficult field were especially stimulated by the opportunity that presented itself to him, while a member of the Hedin expedition, to study closely the Yung-ho-kung Cathedral in Peking, an outstanding monument of Lamaist history and Manchu ecclesiastic policy. Lessing’s exploration of the cathedral’s wealth of icononographic material led to a chain of studies in the interrelation of Lamaist mythology, iconography, and ritual inaugurated by a solid tome Yung-ho-kung, Vol. 1. Stockholm 1942 (Publication 18 of the Sino-Swedish Expedition), and continued through a series of articles in several learned journals. Much of the meticulously documented research on this subject remained, however, in manuscript at the time of his death.

In 1942, in conjunction with some World War II instruction undertaken at the University, he embarked upon a vast project which occupied him intermittently for eighteen years, the first scholarly Mongolian-English Dictionary. Professor LESSING was uniquely qualified to undertake this task not only by his thorough knowledge of the four pertinent idioms involved in the compilation of the extensive lexicon, namely Mongolian, Tibetan, Sanskrit, and Chinese, but also by his mastery of the Russian language, the chief vehicle of Western Mongolistics. The successful completion of this arduous work was cited as the most spectacular achievement of his long and distinguished career as an Orientalist at the time the University conferred upon him the honorary degree of Doctor of Laws at the 1960 Charter day exercises. Though modest and self-effacing, he particularly prized that last honor among the several he received during the last part of his life.

He was the founder and longtime energetic executive secretary of the Colloquium Orientologicum. This active group of University and Bay Area scholars chiefly concerned with humanistic studies of Asia have held uninterruptedly regular meetings throughout the past twenty-five years for the discussion of research papers, scores of them subsequently published. Ferdinand LESSING’s participation in the meetings was represented not only by ever faithful and lively attendance but also by numerous reports on his current research.

A lifelong devotee and serious student of the music of J. S. BACH, he found relaxation from his philological studies in playing the organ, attending Bach recitals, and in the companionship of scholars and reminiscences of his travels and of the golden era of European Orientalistics.

He died peacefully in his sleep at his home in Berkeley on December 31, 1961, fiftyseven days before his eightieth birthday, unaware of the plans made by his many students in America and in Europe to celebrate the occasion by a Festschrift or Festnummer in his honor. He is survived by Margaret Jahn LESSING, whom he married in 1934, and in Germany by his three daughters by a previous marriage, and six grandchildren.

P. A. BOODBERG9 Y. R. CHAO10 M. C. ROGERS11

8University of California: In Memoriam. Berkeley: Univ. of California Press 1963, 58–61; see also http://texts.cdlib.org/view?docId=hb0580022s&doc.view=frames&chunk.id=div00016&toc.depth=1&toc.id=

9 Peter Alexis BOODBERG [Budberg] (1903–1972), Professor der Sinologie in Berkeley. Vgl. Selected works of Peter A. Boodberg. Compiled by Alvin P. COHEN. Berkeley, Los Angeles, London: Univ. of California Pr. (1979). XIX, 501 S. (mit Schriftenverz.)

10 CHAO Yuen Ren趙元任 (1892–1982), Linguist an der University of California in Berkeley. Vgl. W. A. GROOTAERS: Chao Yüan-jen (Yuen Ren Chao), China’s leading dialectologist. Orbis 3.1954, 328–335.

11 Michael C. ROGERS (1923–2005), Professor of East Asian Studies, University of California, Berkeley. Vgl. https://senate.universityofcalifornia.edu/_files/inmemoriam/html/michaelcrogers.html

Erwähnung in Interviews mit Elizabeth Huff und Richard C. Rudolph

In der Vergangenheit hat die University of California einige biographische Interviews mit prominenten Angehörigen durchgeführt (Oral History Projects), darunter auch eines im Jahre 1960 mit Ferdinand LESSING. Darin liegt der Schwerpunkt allerdings nicht auf der Orientalistik, sondern auf den frühen Jahren, insbesondere der Schulzeit in Deutschland, ein Thema, das die Interviewerin offenbar besonders interessierte. Immerhin geht daraus hervor, daß er die Anregung, Russisch zu lernen, einem seiner Lehrer verdankte. In seiner späten beruflichen Tätigkeit kam LESSING diese Kenntnis sehr zugute.

Einige Details sind einem späteren Interview mit der Sinologin und Bibliothekarin Elizabeth HUFF (1912–1988) zu entnehmen. Interviewerin war Rosemary LEVENSON.12

Elizabeth Huff.

Teacher and founding curator of the East Asiatic Library from Urbana to Berkeley by way of Peking. Berkeley: University of California 1977, 146–148 [vervielfältigt]

HUFF: Yes. The chairman of the Department of Oriental Languages at that time was Ferdinand Dietrich LESSING, who was a scholar primarily in the field of Chinese and Manchu, Lamaism, also Tibetan. He taught the Manchu language and was at that time working on his masterpiece, of which only the first volume appeared – he was working on the second at his death – on the famous temple and monastery in Peking, the Yung Ho Kung, in the northwestern part of the city, a Lamaist temple.

RL: Can you tell me a little more about Mr. LESSING, whom I knew only slightly, and who was then, I think, [1951] working on his Manchu dictionary13. What was he like as a teacher? He was one of the people whom we had hoped to have a memoir of, and in fact have just a preliminary sketch.

HUFF: I was so far outside his field, I can really only say that my opinion of him as a scholar is second-hand.

HUFF: I saw him primarily at the regular Monday luncheon meetings of the department at the Faculty Club. Socially, he was very amusing. He had quite a fund of jokes, amusing incidents in Germany when he was growing up. Well, of course, if he sat next to a visiting scholar in his own field, the conversation was quite over my head. [Laughter]

He had the German – I think of it as German – attitude toward university libraries that I’ve seen in others. He thought that they were built for the faculty, and that there should be no restraints, that a faculty member should not need to sign a charge slip, that he should be free to take the books, as such people always say, “Nobody else is interested in them,“ to his office and never return them. RL: How did you deal with this problem?

HUFF: Oh, with a customary compromise. I didn't want to offend him mightily, of course, and in certain cases it was perfectly true; nobody else read Manchu, that is, at that time. Later Chaoying FANG14, when he was on the staff of the library, studied the language under Mr. LESSING. We spent some years searching for a certain Mongol – Russian dictionary by KOWALEWSKI15 which had become rare, of which we finally acquired a copy. I put it in the reading room as a reference book where the cataloguers, among others, occasionally needed to consult it. It was our only copy and the only one we could afford. Mr. LESSING, instead of asking me if he could keep it in his office, was so incensed that he wrote a very long memo to Mr. CONEY16, saying that I was totally ununderstanding of scholarship. Mr. Coney was so overwhelmed he sent it to me [chuckle], and what was that expression that was – maybe it’s still common? Oh, yes. Mr. Coney simply wrote across the head of the first page, “What’s the pitch?” [Laughter]

RL: And how was that one resolved?

HUFF: I wrote an equally long memo to Mr. Coney to accompany the original one when I returned it and explained it, and, as I remember, we won. [Laughter] I’m quite certain that we did, and then, luckily, a pirated edition of the dictionary came out, and so I bought a copy two, and it went back to Mr. LESSING. Yes, I can still see the dictionary.

RL: Did Mr. LESSING develop a school of Manchu studies here?

HUFF: Not really. That term would be too grand for it. He had later, after Chaoying FANG studied with him, a very, very promising Korean student who did so well that he was given a fellowship in the East later; it was to Harvard. I don’t know what became of him.

Mrs. LESSING was a formidable woman. They gave very nice parties. They built a charming house on Euclid. They also had a house in Carmel, I believe.

RL: She certainly is a formidable woman. I met her at a wedding recently. Unchanged, as far as I could tell. [Laughter]

HUFF: Oh. I haven’t seen her for many years. After Professor LESSING’S death, she brought in a few Chinese books that he had owned that were in the house, and wanted the library to buy them. I think some of that same old attitude went over into her that the library’s for the professor; he’s not to do anything but use it. All of the books were duplicates except one, and it was incomplete. She said, “It couldn’t be” and, of course, it being in Chinese, it would have been hard for her to tell. That was in a t‘ao, in a Chinese case. It was a very attractive edition. I don’t remember which work it was, but it wasn’t a rare book, really. There would have been no point in the world in buying an incomplete set. She had an unfortunate accident soon after they came here, and I think that influenced her a bit. She was learning to drive and she crippled a woman on the campus.

RL: Dreadful.

HUFF: You know, it would be as hard for Mrs. LESSING as for the victim.

RL: Yes. And in what way were you suggesting that this influenced her?

HUFF: I think it may have made her a little doubtful of how she might be received by any person that she didn’t know well or was just meeting. When I came, there was still a great deal of talk about it, much too much, and that may have been as much as ten years later. RL: That’s very poignant.

LESSING findet auch Erwähnung in einem weiteren Interview des Programms „Mündliche Geschichte“ der Universität von Kalifornien, einem Gespräch mit Richard C. RUDOLPH17 (1909– 2003), einem Schüler Lessings, der wesentlich zu der Gründung einer Ostasiatischen Abteilung und Bibliothek an der Universtät von Kalifornien in Los Angeles beitrug. Rudolph war vielseitig interessiert, so arbeitete er über Archäologie, Druckwesen, Mandschu18 (er hatte es bei LESSING gelernt), Rätsel, Naturwissenschaften – Themen, die die meisten Sinologen eher beiseite lassen.

Hier ein Zitat aus dem Interview:19 (S. 19–20):

Also verließ er die Universität Berlin und ging nach China, wo er unterrichtete, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und in der Zwischenzeit Chinesisch und Tibetisch, Mandschu und Mongolisch studierte. Er unterrichtete Deutsch und Sanskrit. Er hatte Sanskrit in Deutschland studiert und es gut genug gelernt, um es zu unterrichten. Er unterrichtete sowohl in Mukden als auch in Peking.

Er war ein weiteres Fast-Genie, denke ich. Wenn man entscheiden muss, wer das Genie ist, war BOODBERG wahrscheinlich das Genie, Lessing das Beinahe-Genie für gesprochene Sprachen und Grammatik und solche Dinge. Die Chinesen sagten, dass seine gesprochene Sprache fehlerfrei war, und er beherrschte eine große Anzahl von Sprachen, er beherrschte sie absolut. Ich habe die fernöstlichen Sprachen erwähnt. Und auch Russisch, und einige nahöstliche Sprachen. In dieser Hinsicht war er wirklich phänomenal.

Sowohl er als auch BOODBERG waren sehr freundliche Menschen. Sie waren diese höflichen Menschen aus der Alten Welt, die diese Art von Förmlichkeit nie überwunden haben. Und sie waren beide sehr, sehr nett. Und ich wurde mit beiden sehr eng befreundet. Ich glaube, dass LESSING mich in gewisser Weise wie einen Sohn betrachtete, denn er hatte eine sehr bittere Enttäuschung erlebt, als sein eigener Sohn, der zum Nazi geworden war, in einem Konzentrationslager starb. Diese enge Freundschaft zwischen BOODBERG und LESSING und mir hielt bis zu ihrem Tod an und bedeutete mir sehr viel.

Nun war LESSING, im Gegensatz zu BOODBERG, ein sehr guter Lehrer, ein sehr geduldiger Lehrer. BOODBERG wäre es auch gewesen, wenn er Probleme gesehen hätte, aber für ihn gab es überhaupt keine Probleme. Und er hatte keine nennenswerte Lehrerfahrung, als ich zum ersten Mal mit ihm in Kontakt kam – vielleicht ein oder zwei Jahre. LESSING hatte unterrichtet. LESSING hatte ein breites Spektrum an Lehrerfahrung in China, und als er dann nach Deutschland zurückkehrte, lehrte er.

LESSING wurde zum Vorsitzenden der Abteilung ernannt, und er hatte große Schwierigkeiten wegen des Krieges, des europäischen Krieges, der damals stattfand. Er kam mit dem Schiff und hatte in San Diego große Schwierigkeiten mit dem Zoll, weil er einige tibetische Texte mitgebracht hatte. Diese wurden mit großem Misstrauen betrachtet, weil sie dort niemand lesen konnte. Und als deutscher Staatsangehöriger unterlag er in Berkeley gewissen Einschränkungen in Bezug auf Reisen und so weiter.

Später, S. 37–40, erinnerte sich RUDOLPH an den Unterricht bei LESSING und seine Bemühungen, mit Helen B. CHAPIN20, die wissenschaftlich gut, aber in ihrem Benehmen eher ein ungeschliffener Edelstein war, zu Rande zu kommen. Auch dabei erwies sich LESSING als rücksichtsvoller und höflicher Mensch.

Aus Lessings Gästebuch Ein Treffen des Colloquium Orientologicum mit u.a. Erika und Diether von den STEINEN, Anna und Otto MAENCHEN, NAKAMURA Susumu, ASHIKAGA Ensho, Petr und Elena BUDBERG, Michael HAGERTY.

12 Sie schloß sich 1970 dem Regional Oral History Project an. Vgl. https://oac.cdlib.org/view?docId=hb8779p27v;NAAN=13030&doc.view=frames&chunk.id=div00153&toc.depth=1&toc.id=&brand=calisphere

13 Das ist ein Irrtum. Es handelte sich um das Mongol-English Dictionary, das 1961 erschien.

14 FANG Chao-ying 房兆楹 [Fang Zhaoying] (1908–1985), Sinologe; er lieferte wichtige Beiträge zu Eminent Chinese of the Ch‘ing Period. Washington: Library of Congress 1943/44, und Dictionary of Ming Biography (New York: Columbia Univ. Pr. 1976). Vgl. Jonathan D. SPENCE: Fang Chaoying. Chinese roundabout. New York, London: Norton 1992, 350–354; Edwin G. BEAL: Fang Chaoying. CEAL Bulletin 77/78.1985, 70–75.

15 Józef Szczepan KOWALEWSKI (1801–1878), polnischer Orientalist, Professor für Mongolistik in Kazan.Vgl. Wł. KOTWICZ: Józef Kowalewski, orientalista. Wrocław: Wrocł. Tow. Nauk. 1948. 207 pp. (Prace Wrocławskiego Towarzystwa naukowego. A 11.) Das Wörterbuch ist Mongol’sko-russkofrancuzskij slovaŕ. Kazań: Univ. Tipografija 1844–1849. 3 Bde.

16 Donald CONEY (1901–1973), 1945–1968 Direktor der Universitätsbibliothek in Berkeley. Vgl. Online Archive of California: http://texts.cdlib.org/view?docId=hb9k4009c7;NAAN=13030&doc.view=frames&chunk.id=div00010&toc.depth=1&toc.id=&brand=oac4

17 Hartmut WALRAVENS: Richard Casper Rudolph (1909–2003) in memoriam. Monumenta Serica 51.2003, 649–658.

18 H. WALRAVENS: Comprehensive bibliography of Manchu Studies [i.e. Selected Studies on Manchu Language and Literature.] Initiated by Richard C. Rudolph (1909–2003). Monumenta Serica 57.2009, 231–494. – Ein wichtiger Beitrag ist auch: Richard C. RUDOLPH: Emu tanggo orin sakda-i gisun sarkiyan. An unedited Manchu manuscript. Journal of the American Oriental Society 60.1940, 554–563. Darin machte der Autor ein originales Werk der Mandschuliteratur bekannt, das seither sowohl faksimiliert wie auch übersetzt worden ist.

19 Richard C. RUDOLPH: Creating an Oriental Languages Department and Library. Interviewed by Kenneth D. Klein. Los Angeles: University of California, Oral History Program 1985. 221 S.

20 Helen B. CHAPIN (1892–1950); vgl. SCHUYLER CAMMANN: In memoriam Helen Burwell Chapin. Journal of the American Oriental Society 70.1950, 189–191.

Ferdinand Lessing – Kleine Beiträge

Seemannshaus, Tsingtau 1908

Seemannshaus. Chinesische Theatervorstellungen.

Die vertauschten Brautpaare. Lustspiel

Der kleine Wang feiert Neujahr. Lustspiel

Alle Rechte vorbehalten.

Zwischen den beiden Stücken 10 Minuten Pause

Deutsch-Chinesische Druckerei und Verlagsanstalt Walther Schmidt, Tsingtau o.J.

Vorbemerkungen über die chinesische Schaubühne.

Geschichte und Einteilung

Das Theater erfreut sich in China einer großen Beliebtheit, obwohl selbst die klassischen Stücke nicht annähernd den Rang in der Literatur einnehmen, wie bei uns die großen Bühnenwerke. Der Ursprung des Theaters wird in die Zeit des Konfuzius (5. Jahrh. v. Chr.) verlegt aber erst seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. haben wir bestimmtere Nachrichten. Seine Blütezeit fällt in die Zeit der Mongolenherrschaft (13. u. 14. Jahrh.). Aber die klassischen Stücke werden nur noch sehr selten aufgeführt. Sie sowohl wie die modernen Stücke haben alle mehr oder weniger Singspielcharakter, also viel lyrische Bestandteile. Man unterscheidet, einer für das ganze Leben in China bezeichnenden Einteilung folgend, zwischen wen-hsi (文戲) „Zivilschauspielen“, d.h. solchen aus dem täglichen, friedlichen Leben, und wu-hsi (武戲) „Kriegsschauspielen“. Viele sind aus beiden Gattungen gemischt. Es gibt noch eine Reihe von Abarten, deren Erläuterung hierzu weit führen würde. (Näheres siehe GRUBE, Geschichte der chinesischen Literatur. Leipzig 1902, S. 361 ff. GRUBE: Zur Pekinger Volkskunde. Berlin 1901, S. 117 ff.)

Bühne und Ausstattung

Wie die europäischen Bühnen des Mittelalters, so kennt auch die chinesische nur wenige Kulissen (u.a. etwa eine aufrollbare Stadtmauer), keine Ausstattung, keinen Szenenwechsel. Nur im Hintergrund befindet sich eine gemalte, meist mit einem Vorhang (tai-dschang) geschmückte, mit zwei Türen versehene Zimmerwand. Durch die linke Tür treten die Spieler meistens auf, durch die rechte ab. Die Schauspieler stellen sich, wo nötig, selbst vor. Zwischen den einzelnen Szenen, Akten und Stücken finden keine Pausen statt. Etwaige Verwandlungen werden während des Spiels auf offener Bühne vorgenommen. Der Phantasie des Zuschauers wird somit ein möglichst grosser Spielraum gelassen. Das einzige, worin man sich einer gewissen Treue befleißigt, sind die Kostüme. Die Flügelhüte allerdings, die man so oft beobachtet, sind Umgestaltungen des Tuches mit herabhängenden Enden, in das Mandarine ihr Haar zu verhüllen pflegten. Die Frauenkostüme sollen geschichtlich durchaus treu sein. Den Mangel an Requisiten suchten die Schauspieler durch Gebärden und Gesten auszugleichen. (s. unten.)

Rollen

Wie das ältere europäische Schauspiel, so kennt auch das chinesische feste Typenrollen, deren Besetzung von Begabung und Stimmitteln abhängt. Typisch bösen Charakteren werden typisch gute gegenübergestellt. Nähere, wenn auch nicht ausreichende Angaben findet man in GRUBE: Zur Pekinger Volkskunde, S. 120–21. Hier sei nur so viel erwähnt, daß mit dem Rollenschema das Sprechen in natürlicher, hoher oder tiefer Stimmlage zusammenhängt. Bemerkt sei noch, daß der Hanswurst, tschou-rl 丑兒, genannt, auf der chinesischen Bühne, wie früher auch bei uns, eine stehende Einrichtung ist.

Musik

Man unterscheidet mehrere Arten der Theatermusik. Eine heißt örl-huang二簧, zwei Flöten, das sind Melodien südlichen Ursprungs, früher, wie der Name sagt, von zwei Flöten, jetzt aber von einer zweiseitigen Geige begleitet. Daraus ist die hsi-pi西皮 genannte Art entstanden, ebenfalls von einer Geige begleitet. Eine dritte heißt bang-dsï梆子 Klopfholz, nach dem charakteristischen Musikinstrument, das dabei gebraucht wird. Ferner gehört dazu ein hu-hu胡胡, eine ähnliche Violine wie die eben erwähnte, aber ohne den Resonanzboden aus Schlangenhaut, ferner eine Querflöte (di笛). Bei feierlichen Gelegenheiten ertönt statt ihrer die Trompete (so-na嗩吶). Endlich dürfen der große und der kleine Gong, die Holztrommel und andere Lärminstrumente, nicht fehlen. Die Musik begleitet nicht nur den Gesang, sie unterstützt auch oft wirkungsvoll das gesprochene Wort und den Vortrag.

Gesten

Die wichtigsten Gesten und Pantomimen sind:

Überschreiten einer Schwelle: Hochheben des Fußes.

Öffnen u. Schließen v. Türen: Hochheben beider Hände, Pantomime des Zudrückens.

Treppensteigen: Langsame Schritte mit hochgehobenen Füßen.

Besteigen einer Anhöhe: Besteigen eines Stuhles oder Tisches.

Übersteigen einer Anhöhe: Ähnliche Pantomime.

Reiten: Peitsche in der Hand, auch Reitbewegungen.

Auf- und Absteigen: Entgegennahme bezw. Abgabe der Reitpeitsche; Fußbewegungen.

Fahren: 2 Stangen mit viereckigem, mit einem Rad bemalten Tuch, geschoben durch einen

Diener.

An und von Bord gehen: Waagerecht gehaltener Stock (Geländer der Laufbrücke), an der sich der Darsteller hält.

Ortsveränderung: Ein oder mehrere Gänge um die Bühne oder Abtreten und Wiederauftreten unmittelbar hintereinander. Ehrenplatz: links.

Charakteristische Kostüme und Zeichen

Hohe Offiziere: Kenntlich an vier „Rückenschutzfahnen“, die einen Schwerthieb schwächen sollen.

Geister (meistens Verstorbener): Schwarzer Schleier oder Papierbüschel am rechten Ohr,

auch mit Fliegenwedel in der Hand. Ihr Auftreten ist mit Feuerwerk begleitet.

Götter und Geister: Fliegenwedel; bei ihrem Auftreten wird der Gong leiser angeschlagen,

auch ertönt oft Flötenmusik.

Braut: Roter Schleier über dem Kopf.

Vorgänge

Wind: Schwenken von Fahnen.

Schneeflocken: Hochwerfen von Papierschnitzeln.

Krankheit: Außer durch Pantomimen durch Auflegen eines (gelben) Tuches auf den Kopf.

Sterben: Bedecken des Gesichts durch ein rotes Tuch.

Die vertauschten Brautpaare

Personen

1. LIU Bing-i, Arzt

2. Seine Frau

3. LIU Pu, deren Sohn, verlobt mit 7

4. Frl. Hue, deren Tochter, verlobt mit 9

5. Die Witwe SUN

6. SUN Jun, ihr Sohn

7. Ihre Tochter, verlobt mit 3

8. Der Alte PE

9. Sein Sohn, verlobt mit 4

10. LI Ming-jung, Nachbar des 1

11. Heiratsvermittlerin

12. Der Präfekt KIAU

Hochzeitsgäste, Gerichtsdiener, Zuschauer

Ort der Handlung: abwechselnd Haus des LIU Bing-i, der Witwe SUN, des alten PE, Präfektur, alles in Hangdschou.

Zeit: Sung-Dynastie (960–1280)

Der Stoff zu diesem Stück ist der Novellensammlung „Merkwürdige Bilder aus alter und neuer Zeit“ (今古奇觀) entnommen. Die Novelle steht dort unter dem Titel: „Der Präfekt

Kiau bestimmt die Verlöbnisse“ (喬太守亂點鶯鶯譜21) im 5. Heft, Kapitel 28. Aus der Vorfabel führen wir kurz das folgende an: In Hang-dschou lebte ein Arzt, LIU Bing-i mit Namen; der hatte zwei Kinder, einen Sohn, LIU Pu, der mit Dschu I, der Tochter der Witwe SUN, verlobt war, und eine Tochter im Alter von kaum 15 Jahren, Frl. Hue, die einem Sohne des alten PE versprochen war.

1. Szene. Mehrere Auftritte. (LIU Bing-i. Seine Frau). LIU Bing-i spricht mit seiner Frau über die Vorkehrungen zur Hochzeit seines Sohnes. Die Heiratsvermittlerin soll zur Witwe SUN gehen, um die Hochzeit zu beschleunigen. Zufällig hat der alte PE zu selben Zeit denselben Gedanken. Er schickt eine Heiratsvermittlerin zu LIU Bing-i, die auf Beschleunigung der Hochzeit mit LIU Bing-i drängen soll. LIU Bing-i wendet ein, seine Tochter sei noch zu jung, auch sei die Aussteuer noch nicht besorgt; er wünscht Aufschub.

2. Szene. (Der alte PE, Vermittlerin). Der alte PE läßt sich von der Vermittlerin berichten, gibt sich aber mit ihrem Bescheid nicht zufrieden, sondern schickt sie noch einmal hin um zu sagen, fünfzehn Jahre wäre nicht zu jung, wenn sie erst in seinem Haus wäre, würde er sie halten wie sein eigen Kind; auf die Aussteuer komme es nicht, er bäte dringend, ihm zu willfahren.

3. Szene. (LIU Bing-i. Vermittlerin). Die Vermittlerin entledigt sich ihres Auftrages, ohne Erfolg.

4. Szene. Die Witwe SUN plaudert mit ihrem Sohne. Die Vermittlerin tritt auf und drängt ihm Auftrage des LIU Bing-i auf Beschleunigung der Hochzeit. Die Witwe SUN ist einverstanden.

5. Szene. Die Vermittlerin erstattet dem LIU Bing-i und seiner Frau Bericht, beide senden, hocherfreut, aus diesem Anlaß Hochzeitsgeschenke.

6. Szene. Die Witwe SUN erwidert die Geschenke.

7. Szene. LIU Pu, der Sohn des LIU Bing-i, ist gefährlich erkrankt und meist ohne Bewußtsein. Beide Eltern sitzen betrübt und verzweifelt am Bette des Kranken. Der Vater meint, man müsse mit der Hochzeit warten, bis der Sohn wiederhergestellt ist. Die Frau ist damit nicht einverstanden; sie meint, die Hochzeit werde ihn schon kurieren (chinesischer Volksaberglaube, daß freudige Ereignisse Krankheiten heilen). „Das wäre ein großes Glück“, meint LIU Bing-i; „aber wie, wenn’s nun nicht einträfe? bringen wir dann das Mädchen nicht in Ungelegenheiten?“ Frau LIU: „Du denkst nur an andere, nie an dich! Da haben wir beide soviel Sorge und Mühe aufgewandt, um eine Schwiegertochter ins Haus zu bekommen, und nun sollten wir’s aufschieben? Wenn mein Wille gilt, so schicken wir die Vermittlerin und setzen den Tag fest.“

8. Szene. LIU Bing-i besucht die Vermittlerin, erwähnt aber nichts von der Krankheit seines Sohnes. Die Vermittlerin übernimmt den Auftrag.

9. Szene. Der Nachbar LIU Bing-i’s, LI Ming-jung, erfährt von der Krankheit LIU Pu’s und beschließt der Witwe SUN Nachricht zu geben.

10. Szene. Die Witwe SUN beschäftigt sich in Gedanken mit der Hochzeit ihrer Tochter, da kommt plötzlich LI Ming-jung mit seiner Nachricht. Darauf tritt die Vermittlerin auf. Sie sucht die Witwe SUN damit zu beruhigen, daß es sich nur um eine leichte Erkrankung handle. Die Witwe ruft aufgeregt die alte Kinderfrau, das Nähere über die Krankheit zu erkunden.

11. Szene. LIU Bing-i, Frau LIU und Tochter sitzen beisammen. Die Vermittlerin und die Kinderfrau der Witwe SUN treten auf, um sich nach dem Zustande des Kranken zu erkundigen. Frau LIU sagt: „Er ist zwar krank, hat sich aber nur eine Erkältung zugezogen; es hat nichts auf sich.“ Die Kinderfrau fragt, wo der Kranke liegt, da sie ihn besuchen möchte. Frau LIU: „Er hat gerade zum Schwitzen eingenommen. Man kann ihn jetzt nicht stören.“ Die Kinderfrau will sich, da sie ihre Absicht vereitelt sieht, verabschieden. Frau LIU nötigt sie noch zu bleiben, sich die Zimmer der zukünftigen Neuvermählten anzusehen und Tee zu trinken.

12. Szene. Nachdem die Kinderfrau der Witwe SUN Bericht erstattet hat, weiß diese sich keinen Rat mehr. Sie möchte wohl die Hochzeit zugeben, fürchtet aber, wenn der Schwiegersohn wirklich schwer krank sein sollte, ihrer Tochter zu schaden. In ihrer Not berät sie sich mit ihrem Sohne, der aber auch keinen Rat weiß. Da kommt die Witwe Sun auf folgenden Ausweg (zu ihrem Sohne): „Wenn es soweit ist, dann ist es am besten, ich verkleide dich als Mädchen. Wenn ich dich dann hinschicke, gebe ich dir in deinem Koffer deine Mannskleider mit. Wenn du (wie es Sitte ist), am dritten Tag nach Hause kommst, ist alles gut. Lassen sie dich nicht weg, so sieh dir an, wie’s mit dem Kranken wird, und triff danach deine Maßnahmen; hole dir je nachdem deinen Anzug hervor, zieh’ ihn an und mach’ dich aus dem Staube.“ Sohn: „Das geht doch nicht gut. Wenn sie’s nun merken, wie steh’ ich dann da?“ Witwe SUN (zornig): „Laß sie’s merken. Es ist nur ein Scherz. Was ist denn dabei?“ Der Sohn gibt nach, wie er die Mutter zornig sieht, und stellt nur noch die eine Bedingung, daß die Kinderfrau ihn begleite. Die Mutter gesteht dies zu.

13. Szene. LIU Bing-i und seine Frau beauftragen die Vermittlerin, der Witwe SUN die Festsetzung des Hochzeitstages zu übermitteln.

14. Szene. Die Witwe SUN und die Kinderfrau kleiden den Sohn SUN Jun, als Mädchen und helfen ihm in die Sänfte.

15. Szene. Hochzeitszeremonie. LIU Pu kann, da sich sein Zustand verschlimmert hat, nicht teilnehmen. Vorwürfe zwischen den Ehegatten. Frau LIU befiehlt daher ihrer Tochter, mit der vermeintlichen Braut das Zimmer zu teilen. Die Kinderfrau hegt gewisse Befürchtungen und horcht draußen. Fräulein Hue, die Tochter LIU Bing-i’s nähert sich dem SUN Jun, entdeckt ihm alles und fragt: „Schwägerin, haben Sie keinen Hunger?“ SUN Jun: „Nein!“ Frl. Hue: „Wenn Sie etwas wünschen, sagen Sie es mir nur, ich will es Ihnen dann selbst holen. Genieren Sie sich ja nicht!“ SUN Jun: „Danke Ihnen, liebes Fräulein, für Ihre Freundlichkeit.“ Frl. Hue: „Schwägerin, es ist schon spät. Gehen Sie schlafen!“ SUN Jun: „Nach Ihnen!“ Frl. Hue geht zuerst schlafen, ihr folgt SUN Jun. Im Zimmer wird die Täuschung entdeckt, die beiden sind gar nicht entrüstet darüber, beschließen aber, die Entdeckung für sich zu behalten. Frl. Hue geht in das Zimmer ihrer Mutter, die Kinderfrau, die die Sache durchschaut, macht SUN Jun Vorwürfe.

16. Szene. Die Kinderfrau erzählt Frau SUN den Vorfall; diese, voll Angst, befiehlt ihr, den Sohn am „dritten Tage“ ihr wieder zuzuführen.

17. Szene. Als die Kinderfrau Frl. Hue vorschlägt, daß SUN Jun am dritten Tage nach Hause zurückkehren soll, sagt sie: „Das mußt du meiner Mutter melden“. Die Kinderfrau sucht diese auf; Frl. Hue, die das Gespräch belauscht, bricht in verzweifeltes Schluchzen aus, da sie nicht möchte, daß SUN Jun zurückkehrt. Die Liebenden klagen sich ihre Not, werden dabei von Frau LIU belauscht; jetzt erst dämmert ihr eine Ahnung, sie ruft stürmisch an der verschlossenen Kammertür um Einlaß. Sofort hört drinnen das Weinen auf; Frl. Hue öffnet schließlich. Die Mutter packt die Tochter und reißt sie in ihr Zimmer. Die Kinderfrau entflieht mit SUN Jun, der wieder Männerkleider angelegt hat.

18. Szene. Frl. Hue gesteht alles der Mutter.

19. Szene. SUN Jun und die Kinderfrau auf der Flucht.

20. Szene. Die Kinderfrau erzählt alles der Witwe SUN; diese, erschreckt, flieht mit den Ihren zu Verwandten.

21. Szene. Frau LIU entdeckt alles ihrem Mann., Es kommt zu Streit und Prügelei zwischen den Ehegatten.

22. Szene. LI Ming-jung gibt dem alten PE von der Schandgeschichte Nachricht. Dieser läuft wutentbrannt zum Hause des LIU Bing-i, schlägt Lärm und macht die Verlobung rückgängig. Es kommt zu Beleidigungen und einer Prügelei, bei der, nachdem auch der halbgenesene Sohn LIU Bing-i’s eingegriffen hat, der alte PE übel zugerichtet wird. Dieser verklagt den LIU Bing-i.

23. Szene. Gerichtssitzung. Der Präfekt KIAU geht zur Gerichtssitzung. Der alte PE bringt seine Klage vor, indem er den ganzen Tatbestand erzählt; dabei läßt er die Verdächtigung einfließen, als ob die Tochter das alles mit Wissen und Willen der Eltern getan habe. Der Präfekt KIAU läßt ihn abtreten und verhört LIU Bing-i, der den Hergang der Wahrheit gemäß berichtet; er verschweigt jedoch, daß seine Frau die Sache angerührt hat. Präfekt Kiau: „Ist SUN Jun noch bei dir im Hause?“ LIU Bing-i: „Er ist nach Hause gelaufen.“ Präfekt KIAU läßt die Familie holen, ebenso LIU Pu und Frl. Hue. Der Richter bemerkt die auffallende Ähnlichkeit zwischen den Geschwistern, die Schönheit des LIU Pu und des Frl. Hue und faßt darauf seinen Plan. Er fragt die Witwe SUN, was sie zu ihrem Betrug veranlaßt habe. Diese sagt: „Die Krankheit des jungen LIU; LIU Bing-i wollte die Hochzeit nicht aufschieben, und ich trug Bedenken, meine Tochter einem Kranken zu verheiraten; daher verkleidete ich meinen Sohn als Mädchen, da ich glaubte, daß er vielleicht durch das glückliche Ereignis geheilt werden könne.“ (Böse Dämonen werden durch glückbringende Ereignisse wie Hochzeit usw. vertrieben; hier war also ein Versuch gemacht, den Krankheitsdämon durch die Verkleidung zu täuschen. Die Witwe SUN glaubt also selbst nicht ganz daran, sonst hätte sie ihre Tochter ruhig gehen lassen.) Der Präfekt zu LIU Bing-i: „Du hast also durch deinen Eigensinn deine Tochter in diese Schande gebracht.“ LIU Bing-i: „Ich habe mich einen Augenblick vergessen und auf meine Frau gehört. Ich bereue das sehr.“ Präfekt: „Du als Herr des Hauses hörst auf deine Frau?“ (Zu SUN Jun) „Und du verkleidest dich als Weib und verführst ein unbescholtenes Mädchen? Was für eine Strafe hast du dafür wohl verdient?“ SUN Jun: „Zwar bin ich schuldig, doch hatte ich keine böse Absicht.“ Präfekt: „Eigentlich und nach Gesetz gebührte dir eine Tracht Prügel. Aber da es eure Eltern selbst angerichtet haben, so muß ich dich wohl freisprechen. (Zu Frl. Hue) Mit dir ist’s selbstverständlich etwas anderes; willst du nun den jungen Pe oder den jungen Sun heiraten?“ Frl. Hue: „Ich gehöre dem SUN; er liebt mich so sehr und hat geschworen, nie eine andere zu heiraten.“ Präfekt (läßt den alten PE vortreten): „Eigentlich müßte ich Frl. Hue dir zusprechen; aber da ihre Ehre gelitten hat, die wiederhergestellt werden muß, spreche ich sie dem SUN Jun zu, der dir die Angebinde wieder zustellen soll. Du mußt also deinem Sohn eine andere Frau suchen.“ Der alte PE: „So, der Mensch der meinen Heiratsplan durch seine Schlechtigkeit über den Haufen geworfen hat, soll noch dazu die liederliche Dirne zur Frau kriegen? Damit kann ich mich nicht zufrieden geben.“ LIU Bing-i: „SUN Jun hat eine Braut; für seine Nebenfrau ist meine Tochter zu gut!“ Präfekt: „Dem ist leicht zu helfen. Dann kann ja seine Braut den Sohn des alten PE heiraten.“ Damit ist der Konflikt gelöst: die drei Paare vollziehen an Ort und Stelle die Heiratszeremonie (Verbeugung vor Himmel und Erde).

Der kleine Wang feiert Neujahr

Personen:

WANG der Kleine

Seine Frau

Ein alter Nachbar

Ein Junge

Ein Kohlenhändler

BAI, ein blinder Musiker

WANG’s kleiner Neffe

Der Mandarin

Amtsdiener

1. Szene. WANG im Selbstgespräch. WANG der Kleine lebt mit seiner Frau in bitterer Armut; er ist ohne Beschäftigung und hat nichts mehr zu beißen und zu brechen. Am Silvesterabend fehlt es ihm an allen den schönen Dingen, ohne die man nicht Neujahr feiern kann. Er ruft

(2. Szene) seine Frau heraus, sich mit ihr zu besprechen. Beide haben, wie aus dem Gespräch hevorgeht, keine Winterkleider. Frau WANG: Heute ist Silvester. Überall geht’s lustig zu, und wir haben nichts zu brennen, nichts zu brechen. Sie sollen wir nur das verfl... Neujahr feiern. WANG: Als ich vorgestern wegging, habe ich dir 4 Lot Baumwolle und 8 Eier gelassen, ist das nicht Vorrat genug? Frau WANG: Als du weg warst, meinst du, daß ich nicht hungrig geworden wäre? Die Eier hab’ ich in den Topf getan und mit der Baumwolle den Ofen geheizt. Die war schon eher verbrannt als die Eier gut waren. Sollte ich die etwa roh essen? Wang: Die Eier sollten doch ausgebrütet werden; wenn die Küken groß sein würden, wollten wir sie verkaufen. Die Baumwolle solltest du verspinnen. Wer heißt dich den Ofen damit zu heizen und die Eier zu kochen? Frau WANG: Dazu hab ich keine Zeit. WANG: Du bist ein freches, betrügerisches Weib. Frau WANG: Deine alte Mutter (= ich; in diesem Ausdruck liegt eine Beschimpfung) ist zornig. WANG: Ich muß dich schlagen, sonst können wir nicht mehr miteinander leben. – Prügelei.

3. Szene. Ein alter Nachbar, der den Lärm hört, legt sich ins Mittel. Frau WANG erzählt, was vorgefallen; darauf der Alte: Ihr braucht euch nicht zu hauen; ich schicke euch einigen Mundvorrat.

4. Szene. Ein Junge bringt die Lebensmittel; WANG dankt.

5. Szene. Frau WANG: Aber da fehlt ja der Fisch! WANG: Wir wollen keinen. Frau WANG: Den müßten wir eigentlich haben. WANG: Dann muß ich dich noch mal dreschen. Frau Wang: Das geht nicht. WANG: Es ist nur zum Schein.

6. Szene. Auf den falschen Lärm kommt der alte Nachbar wieder herbei. WANG: Diese Betrügerin hat meinen Fisch heimlich aufgegessen. Frau WANG (sich verschnappend): Wir haben überhaupt keinen gehabt. Der alte Nachbar läßt sich erweichen und läßt den Jungen (7. Szene) einen Fisch bringen.

8. Szene. Das Ehepaar trifft Vorbereitungen zur Neujahrsfeier. Gerade wie sie dabei sind, pocht es; es ist der Kohlenhändler, der sein Geld haben will. Wie Wang das hört, bläst er eilig das Licht aus und verbirgt sich. Frau WANG (zum Kohlenhändler draußen): Mein Mann ist nicht zu Hause. Wenn er wiederkommt, will ich es ihm sagen, daß er’s dir hinschickt. Der Kohlenhändler (lauernd): Es ist kalt, laß mich doch ein. Ich möchte mich wärmen. – (Geschieht.) Der Kohlenhändler versucht, mit Frau WANG plump vertraulich zu werden. WANG (der alles im Versteck beobachtet, springt wütend hervor): Wollen wir’s gerichtlich oder privatim abmachen? Kohlenhändler: Wie soll ich das verstehen? WANG: Gerichtlich heißt: ich bringe dich vors Amt, privatim – meine Schulden bei dir werden durchgestrichen. – Kohlenhändler willigt notgedrungen ein und sucht nach Erledigung der Formalitäten schleunigst das Weite. WANG (zu seiner Frau): Wenn du immer so nett zu den Gläubigern bist, wachsen mir noch mal Hörner. Frau WANG: Gut: wer soll denn den nächsten Strauß mit ihnen ausfechten? Ich nicht!

9. Szene. Während Mann und Frau noch zanken, pocht es wieder. Frau WANG weigert sich, den Gast zu empfangen, WANG bleibt nichts anderes übrig, als sich zu verstellen und mit eienr Frauenstimme zu rufen: Wer ist da? BAI: Ich. WANG: Ist es vielleicht Herr BAI (Weiß)? BAI: Ja, Ist Herr WANG zu Hause? WANG: Nein, er ist schon 7–8 Tage fort. BAI: mach auf und laß mich ein, ich möchte mich wärmen. (Geschieht.) WANG führt den Blinden im Hofe eine Weile im Kreise umher. BAI: Euer Hof ist aber mal umständlich angelegt! BAI umarmt die vermeintliche Frau vertraulich, die vor Kälte zittert. Mitleidig bedeckt er „sie“ mit seinem Rock und lehnt sich an sie an. Da packt ihn WANG und fragt: Ist das deine Manier, Schulden beizutreiben? BAI läuft erschreckt davon.

10. Szene. WANG und seine Frau wollen ausgehen, den Reichtumsgott einzuladen (durch Verbrennen von Opferpapier);( chinesischer Neujahrsbrauch). Vor dem Haustor treffen sie einen Mann in tiefer Trauer, wehklagend (für dieses Vorhaben ein unglückliches Vorzeichen). Beide eilen zurück. Dasselbe wiederholt sich noch einmal. Zudem braucht Frau WANG Worte von übler Vorbedeutung (beim Neujahrsfest sind eine Menge Worte des täglichen Lebens verpönt, weil sie ähnlich wie andere Wörter mit üblem Sinne klingen oder einen häßlichen Nebensinn haben, wie wenn wir im Deutschen uns scheuten, das Wort verrückt zu brauchen. Solche Worte sind z.B. fan Essen, klingt ähnlich wie fan zuwiderhandeln; ferner po-la entzwei, bedeutet auch bankrott, wird daher ersetzt durch suisui ping-an, in das man dabei noch eine glückliche Bedeutung hineinlegt). WANG: Es ist schon besser, wir sprechen gar nicht. Wer das Schweigen bricht, hat die Neujahrseinkäufe zu bezahlen. – Sie trinken daher schweigend ihren Wein zusammen und so bleibt es bis zum Neujahrsmorgen.

11. Szene. WANGs Neffe kommt, Glück zu wünschen. Als er sie schweigsam dasitzen sieht, hält er sie für ermordet (er kennt sie nicht näher). Er will dem Amt Anzeige machen. Die beiden folgen ihm.

12. Szene. (Ortswechsel.) Der Mandarin bemerkt auf seinem Gange zum Tempel den Knaben, der Klage führt. Er fragt nach dem Grunde. Neffe: Meinem Onkel ist Gewalt geschehen. Der Mandarin ladet das Ehepaar vor; beide bleiben stumm, sie machen sich nur durch Gebärden verständlich. Mandarin: Wie heißt du? Wang schreibt das Zeichen WANG 王 (König) mit dem Finger in die Luft. Mandarin: Dein Vorname? WANG (ebenso). 小 (klein.) Mandarin läßt ihm eine Tracht Prügel geben – ohne Erfolg. Darauf läßt er ihn gehörig stäupen; da er immer noch keinen Laut von sich gibt, halten ihn die Schergen für tot und schleichen davon. Als der Mandarin, der gar nicht hingesehen hat, bemerkt, daß die Knechte fort sind, geht er auch. Frau WANG bricht, wie sie ihren Mann wie tot daliegen sieht, in Tränen und Klagen aus. Da springt er auf und schreit vergnügt: Du mußt bezahlen!

Seemannshaus. Chinesische Theatervorstellungen

Der feurige Stab. Historisches Schauspiel.

Die Verlosung des Mannes. Familienkomödie.

Das Spalten des Sarges. Satirische Komödie.

Erläuterungen von F. Lessing.

Zwischen den beiden Stücken 10 Minuten Pause

Deutsch-Chinesische Druckerei und Verlagsanstalt Walther Schmidt, Tsingtau o.J. 16 S.

Vorbemerkungen über die chinesische Schaubühne [identisch mit vorigen]

Yän-ho-gun 煙火棍

Der feurige Stab.

Eine geschichtliche Begebenheit aus der Sun[g]-Zeit

Der sechste der 8 Brüder YANG, YANG Yän-dschau, hat den Befehl erhalten, die Feste San-guan zu verteidigen. Der Herrscher der Tataren erteilt an seinen Heerführer HAN Tschang den Befehl, das Reich der Chinesen einzunehmen. Als das Heer nach San-guan kommt, gerät es in Kampf mit YANG Yän-dschau und schlägt wiederholt dessen Truppen in die Flucht. YANG schickt daher seinen Unterfeldherrn MÖNG Liang zu seinem Vater, der eine Garnison befehligt, mit der Bitte um Verstärkungen; doch niemand wagt hineinzugehen. Im Hause seines Vaters lebt eine Magd als Heizerin, YANG Pai-föng mit Namen, die über magische kriegerische Fähigkeiten verfügt. Sie geht, da niemand dem bedrängten Heere zu Hilfe zu kommen wagt, zur Mutter des YANG Yän-dschau und bittet diese, ihr zu befehlen, dass sie den Feind vernichte. Darauf macht sie sich mit MÖNG Liang auf den Weg nach San-guan. Hiermit setzt das Stück ein.

Personen

Die in Klammern gesetzten Bezeichnungen sind die im folgenden Auszuge der Kürze halber gebrauchten.

YANG Yän-dschau 楊彥昭, chinesischer Oberfeldherr

MÖNG Liang 孟良, Unterfeldherr (in roter Maske, daher mit „Rot“ bezeichnet)

DJIAU Dschau [Dsan?] 焦贊, desgl. (in schwarzer Maske, mit „Schwarz“ bezeichnet“)

YANG Pai-föng 楊派風, Heizerin im Hause des Vaters des Oberfeldherrn

YÄLÜ Tjiu-go 耶律求葛, Oberfeldherr der Tataren

HAN Tschang 韓昌, Feldherr der Tataren [die beiden letzteren] kenntlich an Bemalung u. Tracht

Mehrere chinesische Generale. Chinesische und tatarische Soldaten

4 Dämonen

Ort der Handlung: In und bei der Festung San-guan 三關

Zeit: 13. Jahrhundert

1. Auftritt

Oberfeldherr, Magd, Rot, Schwarz. Vier Trabanten

Rot ist von seinem vergeblichen Ritt um Ersatz nach San-guan zurückgekehrt. Schwarz fragt: „Wieviel Truppen hast Du mitgebracht?“ Rot sagt: „Nur die Magd.“ Schwarz (zornig): „Im Lager des Kaisers sind 24 tüchtige Feldherren, die können HAN Tschang, den Feldherrn der Tataren nicht besiegen, wie sollte eine Heizerin das können?“ Rot: „Verachte sie nicht; wir beide sind ihr nicht gewachsen.“ Schwarz: „Du brauchst sie nicht auch noch herauszustreichen. Ich allein will schon mit ihr fertig werden.“ Rot: „Du scheinst ja nicht einverstanden zu sein?“ Schwarz: „Allerdings. Ich will mit ihr kämpfen.“ Rot: „Und wenn sie Dich besiegt?“ Schwarz: „Dann will ich 20 Stockhiebe auf mich nehmen und mir das Ohr mit einem Pfeil durchstechen lassen.“ Rot: „Jetzt in dieser schwierigen Zeit, wo keiner entbehrlich ist?“ Schwarz: „Was meinst Du denn?“ Rot: „Wenn Du unterliegst, knie vor ihr nieder und erkenne sie als Adoptivmutter an.“ Schwarz: „Und wenn ich siege?“ Rot: „Dann schlägst Du sie einfach tot. Dann werde ich auch vor ein Kriegsgericht gestellt.“ (denn er hat sie hergebracht).

Sie gehen zum Oberfeldherrn und schließen eine Wette ab. Der Oberfeldherr und Rot verbürgen sich.

2. Auftritt

Schwarz, Magd

Schwarz und Magd fechten einige Gänge. Magd stellt sich besiegt, Schwarz, der ihre List

nicht durchschaut, treibt sie vom Platze. Rot tritt auf, verkündet den Sieg von Schwarz.

3. Auftritt

Truppenbesichtigung, Der Oberfeldherr besichtigt die Truppen. (Stummes Spiel.) Vier Trabanten.

4. Auftritt

Die Magd, 4 Dämonen. Nachher Schwarz, Rot, Oberfeldherr

Akrobatenkunststücke der Magd und der 4 Dämonen. Die Magd hat inzwischen 4 kleine Dämonen herbeigeholt. Die heben Schwarz in die Luft. Er wird ohnmächtig. Zweimaliges Gefecht: er wird geschlagen. Oberfeldherr kommt zurück, läßt Rot den hockenden Schwarz fragen: „Wie stehts mit der Wette?“ Schwarz: „Ich habe es vergessen.“ Rot: „Dein Gedächtnis ist beschränkt, Dein Vergessen unbegrenzt.“ (Zum Oberfeldherrn): „Er weiß von nichts.“ (Der Ton der Unterhaltung ist scherzend, da sie Brüderschaft miteinander geschlossen haben.) Oberbefeldherr: „Ich bin doch Bürge in dieser Wette.“ Schwarz: „Das gibts ja gar nicht.“ Oberbef. und Rot: „Holt die Magd.“ (Kommt.) „Erinnere ihn doch an die Wette.“ Magd nimmt den Stock, ihn zu schlagen. Schwarz: „Langsam, langsam. ’s ist wahr, ’s ist wahr.“ Rot hockt nieder: „Er gibt es zu! Knie nieder und rede sie an.“ Schwarz: „Wie soll ich sie nennen?“ Rot: „Mutter!“ Schwarz (scherzend): „Ah, Du kannst ja gut sprechen, rede Du sie für mich an.“ Rot (ebenso): „Entschuldige, daß ich vorgegriffen habe.“ Schwarz (für sich): „Ach, der hat sie schon vorher so genannt.“ Rot drängt ihn, sie anzureden. Schwarz (stockend): „Mein lieb-- lieb (hastig) lieber Möng Liang (liang, Name des Rot, niang Mutter. Scheinbares Versprechen). Rot: „Das gilt nicht. Du mußt niang, Mutter sagen.“ Schwarz: „Ich kanns nicht aussprechen.“ Rot: „Was ist dabei schwer? Du mußt von der alten Henne lernen, wenn sie Eier legt. Wenn sie ’nen roten Kamm kriegt, kann sie gackern.“ Oberbef.: „Na, wie ist’s Djiau San?“ Rot drängt. Schwarz (leise): „Liebe, liebe Mutter.“

5. Auftritt

Yälü Tjiu-go, 4 Tataren (gehen vorüber). Der Anführer der Vorhut des Tatarenheeres, Yälü

Tjiu-go geht an das Tor, um Befehle entgegenzunehmen.

6. Auftritt

Han Tschang, Yälü Tjiu-go, Tataren.

Kriegsrat der Tataren.

Der Oberbefehlshaber der Tataren befiehlt, die Festung San-guan einzunehmen.

7. Auftritt

Oberfeldherr. Drei weitere Unterbefehlshaber. Magd. Kriegsrat.

Die neuen Generale stellen sich mit Namen dem Publikum vor.

Der chinesische Oberfeldherr hält Kriegsrat und befiehlt seinen Generalen, die feindliche

Vorhut anzugreifen. Die Magd führt die Reserven.

8. Auftritt

Kampf der Chinesen und Tataren. Die Chinesen verlieren zunächst.

9. Auftritt

Die Magd kommt zu Hilfe und entscheidet den Kampf zugunsten der Chinesen durch den

feurigen Zauberstab, mit dem sie den Tatarenfeldherrn überwindet, sodaß er um Gnade fleht.

Schuang-do-tsai 雙奪彩 oder Schuang-yau-hue 雙搖會Die Verlosung des Mannes

Personen:

LI Dschung, Kaufmann

Seine Hauptfrau

Seine Nebenfrau

Sein Lehrling

Erster Nachbar

Zweiter Nachbar

Ort der Handlung: Vor und in dem Hause des Herrn LI.

1. Auftritt

Zimmer des Herrn LI. Hauptfrau (kleiner als Nebenfrau). Nennt ihren Namen. Hauptfrau sagt, sie fühle sich, nachdem ihr Mann eine Nebenfrau genommen habe, vernachlässigt. „Wie soll ich mein Mütchen kühlen? Ah, ich weiß! Ich will die Nebenfrau Näharbeit holen lassen und sie beim ersten besten Anlaß verprügeln.“ (Ruft sie.)

2. Auftritt

(Nebenfrau tritt auf.) Hauptfrau: „Wir wollen nähen.“ Nebenfrau: „Wo?“ Hauptfrau: „In Deinem Zimmer.“ Die Hauptfrau macht ein Kinderkleid, die Nebenfrau einen Frauenschuh. Nebenfrau im Bewußtsein ihrer Ungeschicklichkeit schlägt vor, daß beide für sich arbeiten, ohne sich gegenseitig ihre Arbeiten zu zeigen. Nebenfrau schläft ein. Hauptfrau weckt sie, fragt: „Bist Du fertig? Laß sehen!“ Nebenfrau: „Wir wollten doch jeder für sich arbeiten.“ Hauptfrau: „Deine Arbeit will ich sehen, meine kriegst Du nicht zu sehen.“ Nebenfrau: „Und wenn ichs nicht zugebe.“ Hauptfrau: „Nun gerade!“ Nebenfrau (wirft den Schuh hin): „Da hast Du’n.“ Hauptfrau hebt ihn scheltend auf und sieht ihn an: „Wie mit Packnadel und Bindfaden! Kein Wunder, daß Du so schnell fertig wirst! Wo hast Du das gelernt?“ Nebenfrau: „Von meiner Mutter.“ Hauptfrau: „Ist das aber eine dumme Ente.“ [Hat Schwimmhäute, kann also nichts anfassen.] Nebenfrau bleibt nichts schuldig. Hauptfrau verprügelt sie mit einem Brett. Nebenfrau bittet um Verzeihung. Hauptfrau: „Ich will Dir verzeihen. Du mußt mich dafür niang