Konsum psychoaktiver Substanzen - Harald Frey - E-Book

Konsum psychoaktiver Substanzen E-Book

Harald Frey

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Die erfahrenen Autoren, die seit Jahren für Unternehmen, Behörden und Einrichtungen als Berater, Trainer und Coach im Bereich der Drogenerkennung und Kommunikation mit psychoaktiv beeinflussten Personen tätig sind, möchten dem Leser einige der Fragen beantworten, die sich immer wieder stellen: Was sind Drogen? Wie und warum wirken Drogen? Wie kann ich Drogenkonsum erkennen? Wie kann ich Kolleginnen und Kollegen, Auszubildende, meine Kinder oder Schüler auf problematischen Konsum ansprechen? Wie kann ich die Beziehungs- oder Arbeitsebene dabei erhalten? Diese und andere Fragen werden sich Verantwortliche zukünftig häufiger stellen müssen. Denn die seit Jahren registrierte Zunahme von Drogen- und Medikamentenkonsum und die auch daraus resultierende Zunahme von psychischen Erkrankungen und Degenerationen kann nicht ohne Auswirkungen bleiben. Immer häufiger werden Eltern, Lehrer, Ausbilder und Personalverantwortliche auf Menschen treffen, die, unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen stehend oder unter den Langzeitfolgen des Konsums solcher Substanzen leidend, sozial auffällig werden, sich und andere in Gefahr bringen und dabei geistig und körperlich weit unterhalb ihrer Möglichkeiten bleiben. Je früher Konsumenten erkannt und angesprochen werden, desto wahrscheinlicher kann eine Sucht verhindert werden, desto wahrscheinlicher können Menschen ihr volles Potenzial erhalten und ein bewusstes und selbst bestimmtes Leben führen. Viele Verantwortliche oder professionelle Mitarbeitende der sozialen Berufe finden es schwierig auffällige Konsumenten anzusprechen, weil sie einen Vertrauensverlust fürchten oder die Zerstörung der wichtigen Beziehungsebene. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass gerade das richtige Ansprechen im Sinne von offen, ehrlich und zuverlässig, das Vertrauen und die Beziehung stärken. Dazu möchte das Buch seinen Beitrag leisten.

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Seitenzahl: 75

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Konsum

psychoaktiver Substanzen

Grundlagen der

kommunikationsbasierten Drogenerkennung

3. Auflage 2024

Von

Harald Frey

Dipl.-Verw.-Wirt, Polizeihauptkommissar

Dr. rer. nat. Andreas Ewald

Forensischer Toxikologe

Harald Frey und Dr. Andreas Ewaldc/o Impressum-Service Dr. Lutz KreutzerHauptstraße 883395 [email protected] Briefe, keine Päckchen und Pakete!

Texte: © 2023 Copyright by Harald Frey und Dr. Andreas Ewald

Coverbild: 2022 by Wilson Talib, Pixabay (7065395)

Covergestaltung: © 2023 Copyright by Suzanne Frey

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.dnb.de abrufbar.

Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben, Daten, Ergebnisse etc. wurden von den Autoren nach bestem Wissen erstellt und von ihnen mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft. Gleichwohl sind inhaltliche Fehler nicht auszuschließen. Die Autoren können deshalb für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten keine Haftung übernehmen. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Inhalt

1. Einführung6

2. Vorkommen psychoaktiver Substanzen8

3. Einteilung psychoaktiver Substanzen10

3.1 Klassische legale psychoaktive Substanzen10

3.1.1. Alkohol10

3.1.2 Nikotin12

3.1.3 Koffein13

3.2 Klassische illegale psychoaktive Substanzen15

3.3 Neue psychoaktive Stoffe, „Legal Highs“ und „Research Chemicals“16

3.4 Medikamente19

4. Beschaffungswege23

4.1 Beschaffungswege früher23

4.2 Beschaffungswege heute23

4.3 Internet24

4.4 Apps/ soziale Netzwerke26

5. Wirkung psychoaktiver Substanzen27

5.1 Beobachtungen aus der Tierwelt27

5.2 Die Blut-Hirn-Schranke28

5.3 Sympathikus und Parasympathikus28

5.4 Wirkung von Halluzinogenen29

5.5 Kombinationswirkungen31

5.5.1 Additiv stimulierende Wirkung31

5.5.2 Additiv sedierende Wirkung31

5.5.3 Überadditive sedierende Wirkung 131

5.5.4 Überadditiv sedierende Wirkung 232

5.5.5 Antagonistische Wirkung32

5.5.6 Einfluss des Applikationsweges33

5.5.7 Nebenwirkungen – Drogen und Krankheit34

6. Stoffkunde35

6.1 Stimulanzien35

6.1.1 Amphetamin36

6.1.2 Methamphetamin37

6.1.3 Ecstasy38

6.1.4 Kokain40

6.1.5 Methylphenidat41

6.1.6 Verordnungen von Psychostimulanzien 2008 bis 201741

6.1.7 Reactine duo42

6.2 Sedativa43

6.2.1 Benzodiazepine43

6.2.2 Gammahydroxibuttersäure (GHB)45

6.2.3 Antidepressiva46

6.2.4 Opioide46

6.2.4.1 Heroin47

6.2.4.2 Morphin49

6.2.4.3 Codein50

6.2.4.4 Substitutionsmittel51

6.2.5 Pregabalin52

6.3 Halluzinogene53

6.3.1 Pilze53

6.3.2 LSD55

6.3.3 Meskalin56

6.3.4 Nachtschattendrogen (Naturdrogen, Hexendrogen)57

6.3.5 Vomex58

6.3.6 Hustenstiller Dextromethorphan59

6.4 Cannabis59

6.5 Synthetische Cannabinoide63

7. Rechtslage65

8. Konsumnachweis68

8.1 Mobile Drogentestgeräte68

8.1.1 Urin69

8.1.2 Schweiß70

8.1.3 Speichel71

8.2 Psychophysische Tests72

8.3 Kommunikationsbasierte Drogenerkennung74

9. Zusammenfassung78

10. Die Autoren79

11. Quellen

1. Einführung

Der Gebrauch psychoaktiver Substanzen zu diversen Zwecken ist kein Phänomen der Neuzeit. Schon seit jeher nutzten Menschen die Wirkung solcher Substanzen zur Heilung oder Linderung von Krankheiten, für zeremonielle Handlungen oder die Herbeiführung eines Rauschzustandes. 

Doch seit der synthetischen Herstellung von psychotropen Substanzen im 19. Jahrhundert haben Medikamente, legale und illegale Drogen, sowie die seit Beginn des 21. Jahrhunderts aufgetauchten Neuen psychoaktiven Substanzen einen ungeahnten Siegeszug durch alle Gesellschaften angetreten.

Gerade in Europa genießen die Menschen einen nahezu uneingeschränkten Zugang zu diesen Stoffen. Die Plattformen des Internet bieten auf Knopfdruck Nahrungsergänzungsmittel, halluzinogene, aufputschende und sedierende Substanzen, sowie frei verkäufliche oder rezeptpflichtige Medikamente. Zum Einsatz kommen diese Produkte oft ohne medizinischen Rat und außerhalb jeglicher Indikationen.

Auch das Streben junger Menschen sich für das Privat- und Berufsleben zu optimieren könnte langfristig zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem werden. Wenn gesunde Menschen durch die Einnahme von psychoaktiven Substanzen ihre körperlichen und kognitiven Fähigkeiten oder ihr Aussehen und Auftreten positiv zu beeinflussen versuchen, dann bleibt das für die körperliche und psychische Verfassung nicht folgenlos. So konnte bereits 2017 festgestellt werden, dass bei Betrachtung der Diagnosedaten der Krankenhäuser über einen Zeitraum von 5 Jahren die Einlieferungen durch „Psychische und Verhaltensstörungen durch andere Stimulanzien, einschließlich Koffein“ um 246 % zugenommen hatte.

Dass der Umgang mit solcherlei degenerierten Personen schwierig und zeitweise gefährlich ist, liegt auf der Hand. So gehört zur Drogenerkennung nicht nur das Grundwissen über die Substanzen und deren Wirkungen auf Körper und Geist der Konsumenten, sondern auch eine situationsangepasste Kommunikationsstrategie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Vorkommen psychoaktiver Substanzen

Die Natur hält einiges an psychoaktiven Substanzen vor. Schon seit jeher werden Pflanzen und Pilze, aber auch Aussonderungen von bestimmten Tieren, zu unterschiedlichsten Zwecken genutzt, um eine anregende, euphorisierende, beruhigende oder halluzinogene Wirkung zu erzielen. Neben dem zeremoniellen Gebrauch stand und steht auch der gewollte Rauschzustand im Vordergrund. Allerdings wussten in der Vergangenheit nur die Heilkundigen, Kräuterhexen oder Schamanen wann, wo und wie zum Beispiel Pflanzen zu ernten, aufzubereiten und zu verabreichen waren. Solche Pflanzen ohne dieses Wissen zu konsumieren birgt ein hohes Risiko für den Körper und die Psyche.

Trotzdem konnte gerade bei jungen Abhängigkeitskranken ein häufiger missbräuchlicher Konsum von biogenen Drogen festgestellt werden. Insbesondere wurde von den Konsumenten der missbräuchliche Genuss von Halluzinationen erzeugenden Pilzen und Nachtschattengewächsen eingeräumt [41].

Auf der anderen Seite wurden und werden Pflanzenalkaloide nicht nur zu Rauschzwecken eingesetzt. So wurde das Atropin aus der Atropa Belladonna Solanaceae (Tollkirsche) im Mittelalter in den „Hexensalben“ und für kosmetische Zwecke genutzt. Träufelt man den Saft der Tollkirsche in die Augen, weiten sich die Pupillen, was im Mittelalter bei den Damen als „chic“ angesehen wurde.  Dieser Effekt wird heute von Augenärzten vor Untersuchungen der Netzhaut durch Einträufeln von atropinhaltigen Augentropfen genutzt. Atropin kommt daneben als lebensrettendes Gegenmittel bei Vergiftungen durch verschiedene Insektizide zur Anwendung.

Auch der menschliche Organismus produziert und benötigt psychoaktive - also auf das zentrale Nervensystem wirkende - Stoffe. (Nor-) Adrenalin zum Beispiel kommt sowohl als Hormon im Körper, als auch als Neurotransmitter in den Nervenzellen vor. Es bewirkt einen durch Verengung der Blutgefäße hervorgerufene Blutdrucksteigerung, die Erhöhung der Herzfrequenz und eine Erweiterung der Bronchien. Es ist als sogenanntes Stresshormon an der „Kampf oder Flucht Reaktion“ beteiligt.

Weiterhin kann das gesamte Wirkspektrum der Natur und des menschlichen Körpers sowohl durch die Einnahme von teilsynthetischen (von griechisch synthesis, Zusammenstellen), als auch vollsynthetischen Stoffen abgerufen werden. Zu den teilsynthetischen Opioiden zählt das Heroin, das durch Acetylierung des Morphins gewonnen wird. Methadon hingegen ist ein vollsynthetisch hergestelltes Opioid.

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Einteilung psychoaktiver Substanzen

Zunächst teilen wir die Substanzen wie folgt ein: klassische psychoaktive Substanzen, „Neue psychoaktive Substanzen“ und Medikamente. Die klassischen psychoaktiven Substanzen trennen wir in legale und illegalisierte Substanzen. Zuerst wäre aber die Frage zu klären: Was sind psychoaktive Substanzen? Substanzen wirken dann psychoaktiv, wenn sie das zentrale Nervensystem beeinflussen können. Sie verändern dadurch die Psyche und das Bewusstsein eines Menschen. Das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) ist das Zentrum, in dem die Verschaltung und Verarbeitung von sämtlichen Nervenbahnen und deren Informationen erfolgt. Informationen, die im zentralen Nervensystem (ZNS) eintreffen, werden dort verarbeitet und führen zu einer Wahrnehmung. Die Impulse, die das ZNS aussendet, sind motorische Signale, durch die Muskeln bewegt werden – beispielsweise beim Sprechen oder Gehen. Das zentrale Nervensystem ist somit u.a. für das logische Denken, das Bewusstsein, das Gedächtnis, die Bewegungskoordination (Motorik), die Aufnahme und Weiterleitung von Informationen und für die Emotionen und Gefühle zuständig.

3.1 Klassische legale psychoaktive Substanzen

Zu den am weitesten in Deutschland verbreiteten legalen psychoaktiven Substanzen zählen Alkohol, Nikotin und Koffein.

3.1.1. Alkohol

Vermutlich schon seit tausenden Jahren im Gebrauch des Menschen, ist Alkohol ein gesellschaftlich anerkanntes Genussmittel. Er ist wichtiges Kulturgut und Bestandteil vieler religiöser Rituale. Doch Alkohol ist auch Suchtmittel Nummer eins. Weltweit starben 2016 rund drei Millionen Menschen in Folge von Alkoholkonsum [29].

In Deutschland sterben 74 000 Menschen jährlich am Alkoholabhängigkeitssyndrom, Leberzirrhose oder Erkrankungen, bei denen Alkohol zumindest teilweise mitverantwortlich ist [39].

Wie werden Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft an Alkohol herangeführt? Zunächst einmal lernen Kinder durch Beobachtung und Nachahmung, was im Spielen der Kinder seinen Ausdruck findet. Insbesondere Menschen zu denen die Kinder eine emotionale Bindung haben, kommen als „Modell“ in Betracht. So sind die Eltern und Verwandten des Kindes seine ersten Vorbilder. Anders gesagt: Machen wir Erwachsene etwas vor, machen es unsere Kinder wahrscheinlich nach. Hierzu einige Beispiele: die Geburtstagsfeier der Eltern, Sylvesterpartys oder Hochzeiten. Mit Alkohol wird auf das Geburtstagskind, auf das neue Jahr oder auf das Brautpaar angestoßen. Und damit das Kind nicht so ausgeschlossen dasteht, macht man ein Schnapsgläschen mit Limonade voll, drückt es dem Kind in die Hand und stößt mit einem „Prost“ an. Und weil das bei Kindern niedlich ausschaut, freuen sich alle Erwachsenen und „schenken“ nach. Das Kind beobachtet eine positive Reaktion der Vorbilder auf sein Verhalten und der Zucker in der Limonade wirkt auf das Belohnungssystem im zentralen Nervensystem durch Ausschüttung des „Glückshormons“ Dopamin.

 

3.1.2 Nikotin