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Das unwürdige Treiben der Menschen erregt Gottvaters Zorn: die von Machtgier, Streit, Selbstsucht und Intoleranz beherrschten Geschöpfe sollen vom Planeten verschwinden. Doch vor der endgültigen Vernichtung der Erde und ihrer Bewohner werden Jesus und der Heilige Geist um Rat gefragt. Ausgerechnet Satan wird bei der Gerichtssitzung zum Verteidiger der Menschheit bestellt. Und erhält nicht selten Unterstützung von Jesus, der das Menschsein kennt und Erfahrungen beisteuern kann, die "im Hause Gott" sonst unbekannt sind. Die entscheidende Wende tritt ein, als sich eine Frau in der göttlichen Männerversammlung durchzusetzen versucht: die Gottesmutter Maria. Felix Mitterer sieht das Streitgespräch als modernes Mysterienspiel, das inhaltlich und formal aus traditionell katholischen Wurzeln schöpft; er verarbeitet aber auch viele Ansätze moderner, nicht zuletzt feministischer Theologie und ist schließlich in der Thematik brandaktuell.
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Seitenzahl: 67
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Felix Mitterer
Die Herausgabe der Werksammlung wurde vom Land Tirol und von der Gemeinde Telfs gefördert.
© 2001
HAYMON verlag
Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Aufführungsrechte für alle Stücke beim Österreichischen Bühnenverlag Kaiser & Co., Am Gestade 5/II, A-1010 Wien
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
ISBN 978-3-7099-7637-1
Umschlaggestaltung:
hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol
Dieses Stück wurde dem Sammelband »Stücke 3«, erschienen 2001 im Haymon Verlag, entnommen. Den Sammelband »Stücke 3« erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.
Krach im Hause Gott
Biographische Daten und Werkverzeichnis
KRACH IM HAUSE GOTT
Ein modernes Mysterienspiel
Auf Anregung von Otto Schenk schrieb ich 1989 für das Theater in der Josefstadt eine neue Variante der alten geistlichen Moralität „Everyman”, im Gegensatz zu anderen Neufassungen (zuletzt Hofmannsthal) aber vom Mittelalter in die heutige Zeit verlegt und „Ein Jedermann” betitelt. Wie im alten Stück gab es auch bei mir ein Vorspiel, in dem die göttlichen Personen auftreten und über den Untergang von Jedermann beraten. Dieses Vorspiel dauerte etwa zehn Minuten und erschien dem Regisseur Erwin Steinhauer und dem Hauptdarsteller Helmut Lohner viel zu lang, eigentlich als Stück vor dem Stück, und das eigentliche Stück sollte doch so bald wie möglich beginnen. Ich konnte dem nur zustimmen und kürzte deshalb das Vorspiel um die Hälfte. Irgendwie tat’s mir aber doch leid drum, und ich hatte im Hinterkopf vor, irgendwann einmal noch etwas damit anzufangen. Da ich mich aber eher ungern mit einem alten Stoff erneut auseinandersetze (deshalb gibt es zum Beispiel kaum Verfilmungen meiner Theaterstücke), geschah jahrelang nichts.
Letztlich waren es zwei Freunde, die den Ausschlag gaben. Charly Rabanser (Schauspieler) und Maurus Mosetig (Regisseur) ließen mir einfach keine Ruhe und meinten, das wäre doch eine Chance, die Menschen auf unterhaltsame Weise mit theologischen Problemstellungen, überhaupt mit den Auswirkungen der monotheistischen Religion vom Ursprung bis heute zu konfrontieren. Einen weiteren Anstoß gab dann Martin Sailer vom ORF-Tirol, der endlich wieder einmal ein Hörspiel von mir wollte, das dann Ende 1994 realisiert wurde, u. a. mit Ernst Grissemann als Gott und Kurt Weinzierl als Heiliger Geist. Der allerletzte Anstoß kam schließlich von Alfred Wopmann, Intendant der Bregenzer Festspiele, der ein Stück für den Martinsplatz in Bregenz suchte und mich nach Lesen des Hörspiels spontan bat, ein abendfüllendes Theaterstück daraus zu machen.
Nun kam in der weiteren Ausarbeitung endlich hinzu, was mir bisher immer gefehlt hatte, was mir schon seit Jahren an der christlichen Religion fehlt, nämlich das Weibliche. Wo ist die Frau? Warum gibt es nur einen Herr-Gott? Brauchen wir nicht sehr notwendig neben dem Vater eine Mutter, wenn wir schon jemanden brauchen, der über uns ist? Ich las die Bibel, wie es notwendig ist, aber ich las nun auch Theologinnen, die sich vor allem mit letzterer Frage beschäftigen. Christa Mulack, Theologin, Soziologin, Pädagogin, half mir am meisten dabei. Ihre Bücher „Maria — die geheime Göttin im Christentum” und „Jesus — der Gesalbte der Frauen” (Kreuz Verlag) öffneten mir die Augen. Ohne Christa Mulack hätte dieses Stück so nicht entstehen können, ich danke ihr sehr dafür.
Für Christa Mulack, Charly Rabanser und Maurus Mosetig
Gott Sohn
Geist
Muttergottes
Satan
Auf der Bühne ein moderner Konferenztisch mit vier Stühlen. Während das Publikum Platz nimmt und wartet, kommt ganz unauffällig die Muttergottes in Sekretärinnenkleidung, bringt auf einem Tablett Mineralwasser, Orangensaft, Gläser, Kaffeekanne, Tassen, Zucker, Milch, stellt alles auf den Tisch. Dann bringt sie vier Mappen mit Unterlagen, Notizblöcke und Kugelschreiber. (Gott und der Heilige Geist werden sich später Notizen machen.) Zuletzt bringt sie eine Flasche Rotwein, ein Glas, einen Aschenbecher. Sie geht wieder. Das Stück beginnt. Gott kommt. Er trägt den soliden Anzug eines konservativen Geschäftsmannes, Maßschuhe, die ewig halten. Gott schaut auf seine Taschenuhr, geht an seinen Platz in der Mitte des Tisches, blättert in seinen Unterlagen, schenkt sich Mineralwasser ein, trinkt davon, setzt sich, schaut wieder auf seine Uhr, wirkt ungeduldig. Aus dem Publikum kommt der Sohn zu ihm. Er trägt Turnschuhe, Jeans, ein kurzärmeliges T-Shirt mit der Aufschrift: „Jesus loves you”. Er hat einen Plastiksack bei sich, dem er nun die Dornenkrone entnimmt und sie aufsetzt. An den Händen sieht man die Wundmale, sie sind blutig.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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