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Eine große Saga voller Abenteuer und Spannung von der Bestsellerautorin Barbara Wood. Ein magisch schimmernder Kristall, aus Sternenstaub entstanden: Über Generationen wird er weitergegeben, und es sind Frauen, die mit dem Kristall wagen, ihren Träumen zu folgen. Von den Savannen Afrikas zu den Arenen Roms, von Klöstern zu den Serails Arabiens und den Trecks im Wilden Westen gelingt es ihnen, ihren Weg zu finden – bis in die heutige Zeit.
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Seitenzahl: 820
Barbara Wood
Kristall der Träume
Roman
Roman
Aus dem Amerikanischen von Susanne Dickerhof-Kranz
FISCHER E-Books
Für meinen Mann, George, in Liebe
Danksagung
Besonderer Dank gilt einigen ganz besonderen Menschen: Jennifer Enderlin, meine Lektorin; Harvey Klinger, mein Agent; und zwei liebe Freunde, Sharon Stewart und Carlos Balarezo.
Was würde ich ohne euch tun?
PROLOG
Einstmals entstand der blaue Kristall jenseits der Sterne am anderen Ende des Universums, unzählige Lichtjahre von der Erde entfernt.
Er entstand durch eine Explosion von gigantischen Ausmaßen, bei der Bruchstücke weit hinaus in den Kosmos geschleudert wurden. Wie ein gleißendes Schiff schoss eines der glühenden Sternfragmente über das siderische Meer, raste zischend durch das Dunkel einem neuen Planeten entgegen.
Weidende Mastodonten und Mammuts blickten auf und verfolgten den Lauf des grellen Streifs am Firmament. Während er in der Atmosphäre verglühte, zog der eisenhaltige Meteor einen gewaltigen Flammenschweif hinter sich her. Auch eine Familie von Hominiden beobachtete angstvoll die kosmische Katastrophe, es waren kleine affenähnliche Wesen, die jedoch aufrecht gingen. Sie suchten gerade am Rande des Urwalds nach Nahrung, als die Druckwelle des Meteoriteneinschlags sie zu Boden schleuderte.
Durch die Gluthitze des Aufpralls schmolz das Gestein und verspritzte wie Regentropfen. Der Sternenstaub des Meteors stieß auf die kristallinen Substanzen der Erde; dabei zerbarst das Quarzgestein und schloss wie bei einer alchimistischen Verwandlung die winzigen kosmischen Diamantsplitrer in sich ein. Der durch den Einschlag entstandene Krater kühlte sich allmählich ab und füllte sich mit Regenwasser. Über zwei Millionen Jahre lang wurde der Kratersee aus Flüssen und Bächen der umliegenden Vulkane gespeist. Nach und nach lagerten sich immer mehr Sandschichten ab, die die himmlischen Fragmente zudeckten. Irgendwann verlagerte sich durch ein Erdbeben der Abfluss des Kraterbeckens nach Osten. Der so entstandene Strom fraß sich nach und nach immer tiefer in den Untergrund ein und bildete eine tiefe Schlucht, die einstmals in ferner Zukunft auf einem Kontinent namens Afrika den Namen Olduvai tragen sollte. Allmählich leerte sich der See, und die Sandschichten wurden vom Wind abgetragen, sodass die Meteoritensplitter wieder zum Vorschein kamen. Es waren harte, unschöne Kügelchen, die hier und dort aufblitzten. Doch einer der Steine – sei es durch Glück, Zufall oder Schicksal – war einzigartig. Aus der Gewalt von Urkräften entstanden, war er über die Jahrtausende durch die Kräfte von Wasser, Sand und Wind abgeschliffen worden. Der Stein hatte eine glatte ovale Form erhalten und erstrahlte in einem tiefen Blau wie der Himmel, aus dem er einst gekommen war. Vorbeiziehende Vögel ließen Samen fallen, aus denen mit der Zeit eine üppige Vegetation entstand, die ihn wie ein Schutzwall umgab. Nur gelegentlich ließ ein Sonnenstrahl den Kristall aufblitzen.
Die Jahrtausende kamen und gingen. Einst würde er als magisch und entsetzlich, als verflucht und gesegnet verehrt werden, aber noch wartete der Stein …
ERSTES BUCH
Vor 100000 Jahren
Mit angelegten Ohren, den Körper gespannt und zum Sprung bereit, duckte sich die Jägerin ins hohe Gras.
Nicht weit von ihr entfernt war eine kleine Gruppe von Menschen damit beschäftigt, nach Wurzeln und Samen zu suchen, ohne etwas von den bernsteinfarbenen Augen zu ahnen, die sie beobachteten. Obwohl von kräftiger Statur und muskulös, war die Jägerin dennoch langsam. Anders als Löwen und Leoparden, die flink waren und ihre Beute erjagten, musste die Säbelzahntigerin ihrem Opfer auflauern und es in einem Überraschungsangriff aus der Deckung heraus überwältigen.
Deshalb wartete sie regungslos im braungelben Gras, ohne die arglose Beute, die stetig näher kam, aus den Augen zu lassen.
Die Sonne stieg immer höher. Hitze lastete über der afrikanischen Ebene, auf der die Menschen in westlicher Richtung unterwegs waren. Auf ihrer ständigen Suche nach Essbarem stopften sie sich alles in den Mund, was sie an Nüssen und Wurzeln fanden, erfüllten die Luft mit ihrem Schmatzen und Kauen und einem gelegentlich mehr oder weniger grunzenden Wortfetzen. Und die große Katze lag weiterhin auf der Lauer. Geduld war der Schlüssel zum Erfolg.
Endlich löste sich ein Kleinkind von seiner Mutter und tapste unbemerkt auf wackeligen Beinen ins Abseits. Der Überfall erfolgte rasch und brutal. Ein schriller Aufschrei des Kindes, und schon lief die Jägerin davon, den Körper in den tödlichen Fängen. Sofort hetzten die Menschen hinterher, stießen wilde Schreie aus und schwangen ihre hölzernen Speere.
Und dann war die Katze im dichten Unterholz verschwunden und auf dem Weg zu ihrem versteckten Bau, das brüllende und sich windende Kind zwischen ihren rasiermesserscharfen Zähnen. Die Menschen wagten sich nicht weiter ins Dickicht hinein. Außer sich sprangen sie herum, schlugen mit ihren krude behauenen Keulen auf den Boden; ihr wütendes Geschrei stieg zum Himmel, wo bereits die ersten Geier in Erwartung einer Mahlzeit kreisten. Die Mutter des Kindes, eine junge Frau namens Wespe, lief vor dem Schlupfloch, durch das die Katze entwischt war, auf und ab.
Dann ertönte ein Befehl von einem der Männer. Er bedeutete der Gruppe weiterzuziehen, worauf alle geschlossen dem dornigen Unterholz den Rücken kehrten. Einzig Wespe weigerte sich, ihnen zu folgen, so sehr zwei andere Frauen auch versuchten, sie mit sich zu zerren. Sie warf sich auf den Boden und heulte wie von Schmerzen gepeinigt auf. Schließlich überwog bei den anderen Frauen die Angst, die Katze könnte zurückkommen. Sie ließen von Wespe ab, eilten auf eine nahe stehende Baumgruppe zu und hangelten sich hastig hinauf in den Schutz der Äste.
Dort harrten sie aus, bis die Sonne langsam am Horizont versank und die Schatten länger wurden. Die Klagelaute der verzweifelten Mutter waren verstummt. Die nachmittägliche Ruhe war nur einmal von einem spitzen Schrei durchbrochen worden, dann hatte sich wieder Stille ausgebreitet. Erst als Hunger und Durst zum Aufbruch gemahnten, kletterten die Frauen von den Bäumen, warfen einen kurzen Blick auf die blutgetränkte Stelle, an der sie Wespe zuletzt gesehen hatten, und zogen dann ebenfalls in Richtung Westen weiter, um zu den anderen aufzuschließen.
Mit aufrechtem Gang und zielstrebig durchquerten die Menschen die afrikanische Savanne. Ihre langen Gliedmaßen und schlanken Körper waren geschmeidig und anmutig. Kleidung trugen sie nicht, auch keinen Schmuck; in ihren Händen hielten sie grob behauene Wurfspeere und Faustkeile. Unter den sechsundsiebzig Mitgliedern der Gruppe waren alle Altersstufen vertreten, vom Säugling bis zum Greis. Neun der Frauen waren schwanger. Diese Familie von Frühmenschen ahnte nicht, dass hunderttausend Jahre später, in einer für sie unvorstellbaren Welt, ihre Nachfahren sie als Homo sapiens bezeichnen würden – »den weisen Menschen«.
Die Große kauerte auf dem Lager, das sie mit Alter Mutter teilte, als sich ihre Sinne unvermittelt für die Geräusche und Gerüche schärften, die den Anbruch des neuen Tages begleiteten. Da war der Rauch des schwelenden Lagerfeuers. Der beißende Geruch von verkohltem Holz. Die schneidend kalte Luft. Die Vögel, die in den Bäumen erwachten und zu dissonantem Gezwitscher anhoben. Dagegen kündete weder das Knurren eines Löwen noch das Bellen einer Hyäne oder das Zischen einer Schlange von einer drohenden Gefahr.
Die Große bewegte sich noch immer nicht. Obwohl sie vor Kälte zitterte und sich gern an Alter Mutter gewärmt hätte, die wohl bereits an der Feuerstelle saß und die letzte Aschenglut neu anfachte, verharrte sie regungslos. Irgendwo lauerte Unheil. Es war deutlich zu spüren.
Langsam hob die Große den Kopf und blinzelte durch die dunstverhangene Morgenluft. Auch die anderen Familienmitglieder machten sich nach und nach bemerkbar. Das frühmorgendliche Krächzen von Gräte war zu hören, der so hieß, weil er einmal um ein Haar an einer Gräte erstickt wäre, hätte Nüster ihm nicht ein paar kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter verpasst, mit der Folge, dass die Gräte herausgeschossen und im hohen Bogen über das Lagerfeuer geflogen war. Allerdings konnte Gräte seither nicht mehr richtig schlucken. Da war wie üblich Alte Mutter, die Gras über das schwach glimmende Feuer streute, während Nüster neben ihr hockte und den Insektenstich an seinem Hodensack untersuchte. Feuermacherin war damit beschäftigt, ihr Baby zu stillen. Der Hungrige und Beule schnarchten noch, Skorpion pisste an einen Baum. Und im Dämmerlicht bewegte sich die Silhouette von Löwe, der seiner sexuellen Befriedigung bei Honigfinderin nachging.
Alles wie immer.
Die Große setzte sich auf und rieb sich die Augen. In der Nacht war die Familie aus dem Schlaf gerissen worden, weil ein Kind von Maus, ein kleiner Junge, zu nahe am Feuer gelegen und sich ernsthaft verbrannt hatte. Eine Erfahrung, die keinem Kind erspart blieb. Auch über den rechten Schenkel von der Großen verlief eine Brandnarbe, die aus ihrer frühesten Jugend stammte, als sie zu dicht an der glimmenden Glut geschlafen hatte. Zum Glück schien der Junge, obwohl er wimmerte, als seine Mutter ihm jetzt feuchten Schlamm auf die Brandwunde strich, keinen größeren Schaden genommen zu haben. Die Große sah, dass sich die anderen Familienmitglieder verschlafen und träge zur Wasserstelle aufmachten, um dort zu trinken. Anzeichen von Furcht oder Beunruhigung waren bei ihnen nicht zu erkennen.
Dennoch stimmte etwas nicht. Obwohl die Große weder etwas Außergewöhnliches sehen noch hören oder riechen konnte, witterte die junge Frau instinktiv eine Bedrohung. Auch wenn sie ihre Befürchtungen nicht ausdrücken konnte, begriff sie, dass es eine Warnung war. Wenn sie aber jetzt die anderen darauf aufmerksam machte, würden die sofort Ausschau nach Schlangen oder wilden Hunden oder Säbelzahntigern halten. Sie würden nichts dergleichen entdecken und sich wundern, warum die Große sie gewarnt hatte.
Die Warnung bezieht sich nicht auf hier und jetzt, raunte ihr Verstand, als sie jetzt doch ihr schützendes Lager verließ, sondern auf das, was bevorsteht.
Damit wusste die junge Frau jedoch nichts anzufangen. Zukunftsbegriffe waren ihr unbekannt. Gefahr, die »bevorstand«, war ihrer Sippe, die nur unmittelbar drohende Gefahr kannte, fremd. Die Menschen in der Savanne lebten nicht anders als die Tiere um sie herum, sie suchten Nahrung und Wasser, flüchteten vor Raubtieren, stillten ihren Geschlechtstrieb und legten sich schlafen, wenn die Sonne hoch am Himmel stand und ihre Mägen voll waren.
Als die Sonne aufging, verließ die Familie den Schutz des hohen Riedgrases und schwärmte aus in die offene Ebene. Jetzt, da der neue Tag die Nacht und ihre Gefahren vertrieben hatte, fühlte sie sich sicher. Nur die Große vermochte ihre namenlose Beklemmung nicht abzuschütteln, als sie sich zu der Gruppe gesellte und mit der täglichen Nahrungssuche begann.
Immer wieder hielt sie inne und spähte um sich, in der Hoffnung, die neue Bedrohung zu erkennen, die sie so deutlich spürte. Aber alles, was sie sah, war ein Meer von strohgelbem Gras, das sich, durchsetzt mit vereinzelten Laubbäumen und Felsgestein, bis hin zu den in der Ferne liegenden Bergen erstreckte. Keine Raubtiere folgten den vom Durst vorwärts getriebenen Menschen, keine gefiederte Gefahr kreiste am dunstverhangenen Himmel. Die Große sah Antilopenherden grasen, Giraffen an Bäumen herumknabbern, Zebras, die lebhaft mit den Schweifen schlugen. Nichts davon war außergewöhnlich oder neu.
Nur der Berg vor ihnen am Horizont: Vor ein paar Tagen hatte er noch geschlafen, nun aber spie er Rauch und Asche. Das war neu.
Die Menschen jedoch nahmen es nicht zur Kenntnis – weder Nüster, als er sich eine Heuschrecke, die er gefangen hatte, in den Mund stopfte, noch Honigfinderin, als sie ein Büschel herausgerissener Blumen hochhielt, um zu prüfen, ob die Wurzeln essbar waren; auch der Hungrige nicht, als er den leicht rauchverschleierten Himmel nach Geiern absuchte, als Hinweis auf einen Kadaver und die Aussicht auf Fleisch. In Unkenntnis der Gefahr, die von dem Vulkan ausging, suchten die Menschen unentwegt weiter nach Essbarem, wanderten barfuß über rote Erde und stacheliges Gras, durchstreiften eine Landschaft, in der es Seen und Sümpfe gab, Wälder und Steppen.
Nur selten begegnete die Familie anderen ihrer Art, obwohl sie sehr wohl ahnte, dass jenseits des Gebiets, in dem sie sich aufhielt, weitere menschliche Wesen lebten. Aber sich über die Grenzen ihres angestammten Territoriums hinauszuwagen wäre schwierig gewesen: Auf der einen Seite verlief eine steil abfallende Schlucht, an der anderen ein tiefer, breiter Fluss und an der dritten unpassierbares Sumpfland. Innerhalb dieser Grenzen hatte die Familie, ihrem Instinkt und ihren angestammten Verhaltensweisen folgend, seit Generationen gelebt und überlebt.
Geschlossen wanderten sie dahin, die Alten und die Frauen mit Kindern in der schützenden Mitte, die mit Speeren und Faustkeilen bewaffneten Männer am äußeren Rand, immer auf der Hut vor Raubtieren. Raubtiere hatten es stets auf die Schwachen abgesehen, und diese Gruppe war in der Tat schwach: Seit dem Tag zuvor hatten sie kein Wasser mehr getrunken. Mit trockenen Kehlen und aufgesprungenen Lippen zogen sie unter der immer höher steigenden Sonne dahin und träumten von einem Fluss mit klarem Wasser, in dem sie Wurzelknollen und Schildkröteneier finden würden und Büschel essbarer Pflanzen, vielleicht sogar einen seltenen, schmackhaften Flamingo, der sich zwischen Papyrusstauden fangen ließ.
Jedes Familienmitglied hatte einen ihm eigenen Namen: Honigfinderin hatte ihren Namen an dem Tag erhalten, an dem sie einen Bienenstock entdeckte und die Familie sich nach mehr als einem Jahr erstmals wieder an Süßem laben konnte. Beule hieß so, weil er auf der Flucht vor einem Leoparden auf einen Baum geklettert und dann heruntergefallen war und sich bei diesem Sturz eine bleibende Beule zugezogen hatte. Einauge hatte sein rechtes Auge bei dem Versuch eingebüßt, zusammen mit Löwe einen Schwarm Geier zu verjagen, der sich an einem Nashornkadaver gütlich tat, und war von einem der Geier angegriffen worden. Frosch verstand sich darauf, Frösche zu fangen, indem er sie mit der einen Hand ablenkte und dann mit der anderen zupackte. Die Große hieß so, weil sie alle anderen weiblichen Familienmitglieder überragte.
Die Menschen lebten und handelten nach Instinkt und animalischem Gespür. Nur wenige waren imstande, irgendwelchen Gedanken nachzuhängen. Und so stellten sie weder Fragen, noch mussten sie Antworten finden. Sie wunderten sich über nichts, bezweifelten nichts. Die Welt bestand nur aus dem, was sie sehen, hören, riechen, anfassen und essen konnten. Verborgenes oder Unbekanntes existierte für sie nicht. Ein Säbelzahntiger war ein Säbelzahntiger, lebend ein Raubtier, tot eine Nahrungsquelle. Somit waren die Menschen auch nicht abergläubisch und hatten noch keine Vorstellung von Zauberei, Geistern oder unsichtbaren Kräften. Sie versuchten nicht, sich den Wind zu erklären, weil ihnen dieser Gedanke gar nicht erst kam. Wenn Feuermacherin sich hinhockte, um ein Feuer zu entfachen, fragte sie sich nicht, wie die Funken entstanden oder was einen ihrer Vorfahren tausend Jahre früher bewogen haben mochte, den Versuch zu unternehmen, ein Feuer zu entfachen. Sie hatte sich die Technik von ihrer Mutter abgeschaut, die sie ihrerseits ihrer Mutter abgeschaut hatte. Zur Nahrung gehörte alles, was sich an Essbarem finden ließ, die Jagd beschränkte sich auf kleines Getier – Eidechsen, Vögel, Fische, Hasen. Die Familie der Großen hatte keine Vorstellung davon, dass sie auf dem langen Weg der Evolutionsgeschichte eine Entwicklungsstufe erreicht hatte, auf der sie und ihresgleichen während der nächsten hunderttausend Jahre stehen bleiben würden. Ebenso wenig konnten sie ahnen, dass mit der neuen Gefahr, die die Große heraufziehen spürte, eine zweite Evolution ihren Anfang nahm.
Während die Große nach Pflanzen und Insekten suchte, stieg in ihr wieder ein Bild hoch, das sie mit Schrecken erfüllte: die Wasserstelle, die sie am frühen Morgen aufgesucht hatten! Zum Entsetzen der Familie hatte sich über Nacht eine dicke Schicht vulkanischer Asche auf das Wasser gelegt und es ungenießbar gemacht. Der Durst hatte ihnen keine Zeit zum Rasten gelassen und sie vorwärts getrieben, und Durst trieb sie weiterhin vorwärts, immer in westlicher Richtung, gehorsam Löwe folgend, der wusste, wo die nächste Wasserstelle lag. Wenn sie die Köpfe über das mannshohe Gras reckten, konnten sie Herden von Weißschwanzgnus sehen, die ebenfalls dem Wasser zustrebten. Der Himmel hatte sich merkwürdig verfärbt, die Luft roch scharf und bitter. Und vor ihnen, am Horizont, stieß der Berg Rauch aus wie niemals zuvor.
Die Große war nicht nur wegen dieser rätselhaften Vorgänge beunruhigt; auch das Gefühl der Bedrohung, das sie zwei Nächte zuvor überfallen hatte, stieg wieder in ihr auf.
Nachts war es in der afrikanischen Ebene niemals ruhig. Löwen markierten frisch erlegte Beute mit ihrem Brüllen, Hyänen jagten mit lautem Geschrei. Schon deshalb schliefen die Menschen, wenn sie sich am schützenden Waldrand zur Ruhe legten, nur mit Unterbrechungen, trotz der Feuer, die am Brennen gehalten wurden, um Licht und Wärme zu spenden und Raubtiere fern zu halten. Zwei Nächte zuvor jedoch war es anders gewesen. Da war ihre Furcht ins Unermessliche gestiegen und hatte ihre Sinne geschärft. Mit heftig pochendem Herzen hatten sie in die Dunkelheit gestarrt, weil etwas Seltsames und Unbegreifliches um sie herum vorging, für das sie keine Erklärung fanden. In panischem Entsetzen hatten sie nichts weiter tun können, als sich eng aneinander zu klammern. Woher sollten sie auch wissen, dass in der Vergangenheit diese Region häufig von Erdbeben erschüttert worden war oder dass der Berg am Horizont schon seit Jahrtausenden Lava zum Himmel emporsandte, um dann wieder eine Zeit lang Ruhe zu geben? Aber jetzt war er wieder erwacht, sein Kegel zeichnete sich Furcht erregend rot glühend am nächtlichen Himmel ab, und unter dumpfem Rumoren bebte die Erde.
Lediglich die Große hatte eine Erinnerung an jene schreckliche Nacht bewahrt; die anderen waren bereits wieder damit beschäftigt, den Boden nach Essbarem abzusuchen, nach Termitenhügeln Ausschau zu halten, nach an Samen reichen Pflanzen und Kriechgewächsen mit bittersüßen Beeren. Als Einauge mit dem Fuß einen verrottenden Baumstamm umtrat, fielen die Menschen über die darunter zum Vorschein kommenden Maden her und stopften sie sich gierig in den Mund. Redlich geteilt wurde nicht. Die Stärksten aßen, die Schwächsten mussten sich mit dem begnügen, was übrig blieb. Löwe, der dominierende Mann in der Gruppe, drängte sich natürlich vor.
Als junger Mann war Löwe einmal auf den frischen Kadaver einer alten Löwin gestoßen. Noch ehe die Geier über sie herfielen, war es ihm gelungen, ihr das Fell abzuziehen. Er hatte sich den blutigen Balg über Schultern und Rücken gehängt, wo er, mit Maden übersät und stinkend, allmählich angetrocknet war. Da er das Fell seither nie abgelegt hatte, war es zu einem Teil von ihm geworden; sein langes Haar hatte sich darin verfilzt, und sobald er sich bewegte, knarrte die starre Tierhaut.
Löwe war nicht zum Anführer der Familie ernannt worden, es hatte keine Abstimmung gegeben, keinen Beschluss. Er hatte einfach eines Tages, nach einer Auseinandersetzung, die Führung übernommen, und die anderen waren ihm gefolgt. Honigfinderin, Löwes vorrangige Geschlechtspartnerin, nahm ihrerseits wegen ihrer Größe und Stärke und ihrer gierigen, aggressiven Art unter den Frauen eine dominierende Stelle ein. Beim Essen stieß sie schwächere Frauen beiseite, um sich und ihren Kindern ihren Anteil zu sichern; es kam sogar vor, dass sie anderen die Nahrung aus der Hand riss und selbst verspeiste. Jetzt standen sie und Löwe bei dem modrigen Stück Holz, und erst als sie satt waren und Honigfinderin dafür gesorgt hatte, dass auch ihre fünf Kinder genug abbekommen hatten, traten sie beiseite, damit sich die schwächeren Familienmitglieder über die Reste hermachen konnten.
Die Große zerkaute eine Hand voll Maden und spuckte dann den Brei auf ihren Handteller, um ihn daraufhin Alter Mutter hinzuhalten. Dankbar schleckte die zahnlose Greisin die farblose Masse auf. Nach dem Mahl ruhten sich die Menschen aus. Die kräftigeren Männer hielten Ausschau nach Raubtieren, während die anderen ihren täglichen Beschäftigungen nachgingen – dem Stillen der Säuglinge, dem gegenseitigen Absuchen nach Ungeziefer, dem Mittagsschlaf, der Befriedigung sexueller Bedürfnisse. Geschlechtliche Vereinigungen erfolgten für gewöhnlich rasch und waren ebenso rasch vergessen, selbst unter Paaren, die vorübergehend so etwas wie Zuneigung füreinander entwickelten. Längerfristige Bindungen gab es nicht; die Befriedigung des Geschlechtstriebs erfolgte, wann immer sich Gelegenheit dazu ergab. Skorpion schnüffelte bei den Frauen herum, unbewusst auf der Suche nach dem typischen Geruch, den Frauen in der Mitte ihres Zyklus, dem Beginn ihrer Fruchtbarkeitsphase, verströmten. Gelegentlich war es auch die Frau, die auf der Suche war, wie beispielsweise jetzt Baby, die es instinktiv danach verlangte, sich mit einem Mann zu paaren. Da Skorpion sich bereits mit Maus vergnügte, fiel Babys Wahl auf den Hungrigen, und obwohl der anfangs kein Interesse zeigte, gelang es ihr, ihn zu erregen, worauf sie sich höchst zufrieden rittlings auf ihn setzte.
Während also die Familie ihren Bedürfnissen nachging und in der Ferne der Berg weiterhin Feuer und gasige Dämpfe gen Himmel spie, hielt die Große aufmerksam Ausschau nach allem, was sich rührte, in der Hoffnung, die Ohren oder den Schatten der sich anpirschenden Gefahr zu erspähen. Aber da war nichts.
Vom Durst gepeinigt, schleppten sie sich durch den Nachmittag. Die Kinder wimmerten nach Wasser, die Mütter waren bemüht, sie zu vertrösten, und immer wieder schwärmten die Männer aus, suchten, die Augen mit der Hand schirmend, die Ebene nach Hinweisen auf einen Wasserlauf oder einen Tümpel ab. Sie folgten den Spuren von Elenantilopen und Weißschwanzgnus, in der Hoffnung, sie würden zu einer Tränke führen. Sie beobachteten den Flug der Vögel, insbesondere solcher, die vornehmlich in Sumpfgebieten lebten – Reiher und Störche. Desgleichen hielten sie Ausschau nach Elefanten, da sich diese Dickhäuter meist an Wasserstellen aufhielten, wo sie sich im Schlamm wälzten, um ihre von der Sonne ausgedörrte Haut zu kühlen oder ihre Massen so weit im Wasser unterzutauchen, dass nur noch der Rüssel zum Atmen herausschaute. Aber weit und breit war nichts an Elenantilopen oder Störchen oder Elefanten auszumachen.
Als sie am Gerippe eines Zebras vorbeikamen, war die Freude zunächst groß. Als sie dann aber feststellen mussten, dass die langen Knochen bereits aufgebrochen waren und alles Mark herausgesaugt, machte sich Enttäuschung breit. Eine genauere Untersuchung der Spuren an dem Gerippe war überflüssig: Hyänen hatten sie um ihren Festschmaus gebracht.
Sie zogen weiter. Kurz vor einem mit Gras überzogenen Hang bedeutete Löwe der Gruppe unvermittelt, stehen zu bleiben und sich ganz still zu verhalten. Sie lauschten und vernahmen in unmittelbarer Nähe eine Art Miauen, das typische Zirpen von Geparden, wenn sie sich mit ihren Jungen verständigen. Vorsichtig zogen sich die Menschen im Windschatten zurück, um zu vermeiden, dass die Raubkatzen ihre Witterung aufnahmen.
Während sich Frauen und Kinder wieder daranmachten, essbare Pflanzen und Insekten zu sammeln, richteten sich die Männer mit ihren hölzernen Speeren auf möglicherweise auftauchendes Wild ein. Auf taktisches Jagen verstanden sie sich zwar nicht, aber sie wussten, dass eine Giraffe am leichtesten beim Trinken an einer Wasserstelle zu erledigen war, musste sie dazu doch die Beine spreizen und bot dann in dieser Stellung ein leichtes Ziel für diejenigen, die geschickt mit zugespitzten Stöcken umzugehen wussten.
Plötzlich stieß Nüster einen Freudenschrei aus, kniete nieder und deutete auf Schakalspuren auf dem Boden. Schakale waren dafür bekannt, dass sie die Beute, die sie geschlagen hatten, erst einmal eingruben und später dann zum Fressen zurückkamen. Allerdings förderte das daraufhin einsetzende eifrige Durchwühlen der Erde in der unmittelbaren Umgebung keinen vergrabenen Tierkadaver zutage.
Schwitzend, hungrig und durstig zogen sie weiter – als Löwe endlich ein Triumphgeheul ausstieß. Die anderen deuteten dies als Zeichen, dass er Wasser entdeckt hatte, und fingen an zu rennen. Die Große schlang den Arm um Alte Mutter und zog sie mit sich.
Löwe war nicht seit jeher der Anführer der Familie gewesen. Vor ihm hatte ein Mann namens Fluss diese Stellung eingenommen. Seinen Namen verdankte er einer gefährlichen Sturzflut, der er entkommen war. Eine Zeit lang hatte Fluss die Vormachtstellung in der Gruppe inne. Bis Löwe ihn wegen einer Frau herausforderte.
Es war ein Kampf auf Leben und Tod gewesen. Vor den Augen der Familie, die die beiden mit Johlen und Anfeuerungsrufen bedachte, schlugen sie mit ihren Keulen so lange aufeinander ein, bis Fluss schließlich blutüberströmt das Weite suchte, während Löwe triumphierend die Fäuste reckte und gleich darauf die freudig erregte Honigfinderin bestieg. Von Fluss hatte man nie wieder gehört.
Seit dieser Zeit war die Familie Löwe gefolgt. Wie die Herden, die um sie herum in der Savanne grasten, benötigte die Horde einen Anführer, um zu überleben. Stets gab es einen, der sich von den anderen abhob, sei es durch körperliche Kraft oder Entschlossenheit. Nicht immer war es ein Mann. Vor Fluss hatte es eine starke Frau gegeben, Hyäne – so genannt wegen ihres hyänenhaften Lachens –, die die Familie bei der niemals endenden und stets im gleichen Rhythmus erfolgenden Nahrungssuche angeführt hatte. Hyäne kannte die Grenzen des Territoriums, wusste um die guten Wasserstellen und wo Beeren wuchsen und wann Nüsse und Samen reif waren. Nachdem sie sich eines Nachts ein Stück von den anderen entfernt hatte und, Ironie des Schicksals, prompt von einer Hyänenmeute angefallen und zerrissen worden war, war die Familie erst einmal führerlos herumgewandert, bis sich dann nach der Sturzflut Fluss als ihr neuer Anführer hervorgetan hatte.
Jetzt war es Löwe, der sie zu der Wasserstelle führte, die ihm von vier Jahreszeiten zuvor noch in Erinnerung war – ein durch einen Felsvorsprung geschütztes Wasserloch. Alle machten sich darüber her und tranken gierig. Als sie sich jedoch daraufhin nach Essbarem umsahen, entdeckten sie nichts. Keine Sandbank, um nach Schildkröteneiern oder Schalentieren zu graben, keinerlei Blumen mit zarten Wurzeln, nichts Pflanzliches mit schmackhaftem Samen. Missmutig beobachtete Löwe die vergebliche Suche – mit Sicherheit war hier einmal Gras gewachsen –, um schließlich mit einem Brummen kundzutun, dass ihnen nichts übrig blieb als weiterzuziehen.
Die Große verharrte noch eine Weile am Wasserloch, aus dem sie alle getrunken hatten. Sie starrte auf die glatte Oberfläche, blickte dann hinauf zum rauchvernebelten Himmel und wieder auf das Wasser, diesmal unter Einbeziehung des Felsüberhangs. Sie runzelte die Stirn. Das Wasser unweit ihres Nachtlagers tags zuvor war ungenießbar gewesen. Dieses hier war sauber und wohlschmeckend. Es kämpfte in ihr, dies zu begreifen. Der rußige Himmel, der Felsüberhang, das klare Wasser.
Und dann bildete sich der Gedanke: Das Wasser hier war beschützt. Die Große sah, dass sich die Familie langsam in Bewegung setzte – an ihrer Spitze Löwe mit seinem fellbedeckten Rücken, neben ihm Honigfinderin, ein Baby auf dem Arm, ein Kleinkind im Huckepack und ein größeres Kind an der freien Hand –, watschelnd, trottend, jetzt nicht mehr durstig, dafür umso hungriger. Die Große drängte es, sie zurückzurufen, sie vor etwas zu warnen. Aber sie wusste nicht, wovor. Es hatte etwas mit der neuen, namenlosen Gefahr zu tun, die sie in letzter Zeit witterte. Und jetzt ahnte sie, dass diese namenlose Gefahr mit Wasser zu tun hatte – mit dem aschebedeckten Wasser bei Tagesanbruch und diesem klaren Wasserloch hier und vermutlich auch mit dem Tümpel, zu dem Löwe mit ihnen auf dem angestammten Pfad unterwegs war.
Sie spürte ein Zupfen am Arm. Alte Mutter, die mit ihrem kleinen verwitterten Gesicht besorgt zu ihr aufschaute. Sie durften nicht zurückbleiben.
Als die Familie zu einem mit Früchten voll hängenden Baobabbaum gelangte, schlug jeder, der einen Stock schwingen konnte, an die Äste, um die fleischigen Samenschoten herunterzuholen. Sofort machten sich alle darüber her; einige aßen im Stehen, um immer wieder in der Gegend herumzuspähen und sich zu vergewissern, dass kein Raubtier in der Nähe war. Anschließend legte man sich unter dem ausladenden Baum zur Ruhe, wich der Nachmittagshitze aus. Mütter stillten Babys, kleine Kinder wälzten sich ausgelassen im Schlamm. Honigfinderin lauste Löwe das zottelige Haar, Alte Mutter strich Spucke auf die Brandwunde des kleinen Jungen, und die Große, die an einem Baum lehnte, starrte beklommen hinüber zu dem erzürnten Berg in der Ferne.
Nach der Rast rappelten sie sich wieder auf und zogen weiter nach Westen, wieder auf der Suche nach Essbarem. Bei Sonnenuntergang gelangte die Familie zu einem breiten Flusslauf, in dem sich Elefanten tummelten und mit ihren Rüsseln Wasser verspritzten. Vorsichtig näherten sich die Menschen dem Ufer und sahen sich nach Krokodilen um, die man leicht mit treibenden Baumstämmen verwechseln konnte, weil lediglich ihre Augen und Nasenlöcher sowie ein kleiner Rückenhöcker über die Wasseroberfläche hinausragten. Obwohl sie hauptsächlich des Nachts auf die Jagd gingen, wusste man aus Erfahrung, dass sie durchaus auch tagsüber zuschlugen, wenn sich eine günstige Gelegenheit bot. Mehr als einmal musste die Familie miterleben, dass ein Krokodil in Ufernähe nach einem der ihren geschnappt hatte und blitzschnell mit ihm untergetaucht war.
Die Gruppe war zunächst verstört, als sie feststellte, dass die Oberfläche des trägen Gewässers mit Ruß und Asche bedeckt war, beruhigte sich aber wieder beim Anblick der Unmengen von Vögeln, die das Ufer bevölkerten – Regenpfeifer und Ibisse, Gänse und Schnepfen –, was mit Eiern gefüllte Nester verhieß. Und weil die Sonne langsam am Horizont untertauchte und die Schatten lang wurden, entschlossen sie sich, hier ihr Nachtlager aufzuschlagen.
Während die Kinder darangingen, hohes Gras und weiche Blätter für die Bettnester zu sammeln, durchwühlten Alte Mutter und die Große mit anderen Frauen das sandige Ufer nach Schalentieren. Frosch und seine Brüder machten sich auf die Suche nach Ochsenfröschen, die sich in der trockenen Jahreszeit in der Erde vergruben und dort regungslos verharrten, bis die ersten Regentropfen den Boden aufweichten. Da es sehr lange nicht geregnet hatte, rechneten sich die jungen Männer reiche Beute aus. Feuermacherin schickte ihre Kinder zum Sammeln von Dung aus und ging dann daran, mit ihren Feuersteinen und trockenen kleinen Zweigen ein kleines Feuer zu entfachen, das bald darauf munter flackerte. Zum Schutz vor Raubtieren steckten die Männer das Lager mit Fackeln aus in Harz getränkten Ästen ab. Die Nahrungssuche erbrachte darüber hinaus wilde Zichorienblätter, Zyperngrasknollen und einen toten, aber noch nicht von Maden befallenen fetten Mungo. Alles wurde heißhungrig verspeist, nicht ein Samenkorn oder ein Ei für den nächsten Tag übrig gelassen.
Innerhalb der schützenden Umfriedung aus Dornengestrüpp und Akazienzweigen sahen sie der Nacht entgegen, die Männer an der einen Seite des Feuers, die Frauen und Kinder an der anderen. Jetzt war Zeit für Körperpflege, ein allabendliches Ritual.
Mit einem scharfen Faustkeil, den der Hungrige ihr aus Quarzgestein gefertigt hatte, stutzte Baby ihren Kindern das Haar, damit es nicht zu lang und hinderlich wurde. Baby selbst wusste am besten, warum sie das tat: Als Kind war sie jedes Mal weggelaufen, wenn ihr die Mutter das Haar stutzen wollte. Bis zur Taille hatte es ihr schließlich gereicht und war völlig verfilzt gewesen, und dann hatte es sich eines Tages in einem Dornengestrüpp verfangen. Unter großer Mühe war es der Familie zwar gelungen, die gellend schreiende Baby aus den Dornen zu befreien, aber hier und dort hatte die Kopfhaut dran glauben müssen, und viel Blut war geflossen. Weil Baby noch tagelang schrie, hatte sie seit jener Zeit ihren Namen weg. Geblieben waren ihr auch etliche kahle Stellen am Kopf.
Andere Frauen suchten die Köpfe ihrer Kinder nach Läusen ab, die sie dann zwischen den Zähnen zerknackten, oder bestrichen die Kleinen und andere Frauen mit feuchter Erde von der Wasserstelle. Wie die Funken vom Feuer stieg ihr Lachen zum Himmel, auch ein gelegentliches strenges Wort oder eine Warnung. Obwohl die Frauen vollauf mit sich beschäftigt waren, ließen sie die Unfruchtbare – so genannt, weil sie keine Kinder bekam –, die sich in letzter Zeit ständig in der Nähe der schwangeren Wiesel herumtrieb, nicht aus den Augen. Schon weil man sich erinnerte, was passiert war, als Baby mit ihrem fünften Kind niederkam: Die Unfruchtbare hatte den Säugling ergriffen und war weggerannt. Sie alle waren ihr nachgehetzt und hatten sie schließlich auch erwischt und fast totgeprügelt, aber das Neugeborene war in dem Tumult zertrampelt worden. Seit dieser Zeit hielt die Unfruchtbare bei der Nahrungssuche und auch am abendlichen Feuer Abstand zur Familie, drückte sich wie ein Schatten an den Rand des Lagers. In jüngster Zeit wurde sie jedoch kühner und trieb sich in der Nähe von Wiesel herum, die verständlicherweise Angst hatte. Von ihren drei bisherigen Kindern war eins an einem Schlangenbiss gestorben, ein anderes durch einen Sturz von einem Felsen, und das dritte hatte eines Nachts ein verwegener Leopard aus dem Lager entführt.
An der anderen Seite des Hauptfeuers hockten die Männer. Sobald ein männlicher Jugendlicher fand, er sei jetzt zu alt, um sich weiterhin bei den Frauen und Kindern aufzuhalten, setzte er sich zu den erwachsenen Männern, wo er ihnen zusah, wie ihre mit Narben und Schwielen übersäten Hände Feuersteine zerkleinerten und lange Stöcke zu speerähnlichen Waffen zuspitzten, um sich dann ebenfalls daran zu versuchen. Hier lernten die jungen Männer, die nun nicht mehr der Obhut der Mütter unterstanden, sich wie richtige Männer zu verhalten: aus Holz Waffen zu fertigen, aus Gestein Werkzeug; die Fährten von Tieren zu deuten, die Witterung von Beute aufzunehmen. Sie lernten die wenigen Wörter und Laute und Gesten, mit denen sich die Männer verständigten. Und wie die Frauen holten sie sich gegenseitig alle möglichen Tierchen aus dem verfilzten Haar und beschmierten sich gegenseitig den Körper mit feuchter Erde, die als Schutz vor Hitze, Insektenbissen und giftigen Pflanzen täglich aufgetragen werden musste und einen wichtigen Teil des abendlichen Rituals darstellte. Die Halbwüchsigen rissen sich geradezu um die Ehre, Löwe und den anderen älteren Männern zu Diensten zu sein.
Schnecke, wegen seiner Langsamkeit so genannt, protestierte lauthals, als man ihn dazu bestimmte, Wache zu halten. Nach längerem Gezeter und einem wütenden Schlagabtausch beendete Löwe den Streit, indem er einen Speer auf Schneckes Kopf zerbrach. Schwerfällig und sich das Blut aus dem Gesicht wischend, bezog der Besiegte Posten. Alter Skorpion rieb sich den linken Arm und das linke Bein, die beide zusehends seltsam taub wurden, während Beule versuchte, sich an einer unerreichbaren Stelle zu kratzen, weshalb er schließlich den nächsten Baum aufsuchte, an dessen rauem Stamm er sich so lange schabte, bis sich die Haut heftig rötete. Hin und wieder schauten die Männer durch das Feuer hinüber zu den betriebsamen Frauen, die ihnen Respekt einflößten, weil nur sie Babys bekamen und sie selbst nichts von ihrer Mitwirkung bei diesem Prozess ahnten. Überhaupt waren Frauen in den Augen der Männer unberechenbar. Direkt bösartig konnten sie werden, wenn sie nicht an geschlechtlicher Vereinigung interessiert waren und man sie dazu zwang. Dem armen Lippe, der früher Schnabel hieß, hatte man seinen neuen Namen nach einer Auseinandersetzung mit der Großen verpasst: Bei dem Versuch, gegen ihren Willen in sie einzudringen, hatte sie sich zur Wehr gesetzt und ihm ein Stück aus seiner Unterlippe gebissen. Tagelang hatte die Wunde geblutet und dann geeitert, und als sie dann endlich abheilte, blieb ein klaffender Spalt zurück, durch den seine unteren Zähne ständig sichtbar waren. Seither machte Lippe wie die meisten anderen Männer einen Bogen um die Große. Die wenigen, die dennoch versuchten, sich mit ihr einzulassen, befanden nach anstrengendem Kampf, dass es die Mühe nicht lohnte, zumal genügend willfährige Frauen zur Verfügung standen.
Frosch schmollte vor sich hin. Im letzten Jahr hatten er und ein junges Mädchen, das wegen ihrer Vorliebe für Honigameisen Ameisenesserin hieß, eine geradezu innige Beziehung unterhalten, ähnlich wie Baby und Einauge, die gegenwärtig miteinander schmusten und sich liebkosten und ihr Verlangen stillten. Bei Ameisenesserin verhielt es sich dagegen so, dass sie, seit in ihrem Bauch ein Kind wuchs, nichts mehr mit Frosch zu tun haben wollte und seine Annäherungsversuche mit Schlägen und Fauchen zurückwies. Neu war dies für ihn nicht. Sobald eine Frau niederkam, zog sie die Gesellschaft der anderen Frauen mit Kleinkindern vor. Unter viel Gelächter und Geplapper wurden dann gemeinsam die Säuglinge gestillt und die tapsigen Gehversuche der Kleinen überwacht, während sich die abgeblitzten Männer wohl oder übel damit bescheiden mussten, Werkzeuge und Waffen zu fertigen.
Die Beziehung zwischen Mutter und Kind war die einzig wirklich enge Bindung innerhalb der Familie. Wenn sich ein Mann und eine Frau zusammentaten, dann selten für länger; die Leidenschaft, die anfangs die Beziehung prägte, nahm mit der Zeit ab. Froschs Freund Skorpion hockte sich neben ihn und knuffte ihm mitfühlend gegen die Schulter. Auch er hatte ein zärtliches Verhältnis zu einer Frau gehabt, bis sie dann ein Baby bekam und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Natürlich gab es auch Frauen wie Honigfinderin, die einem einzigen Mann verbunden blieb, vor allem wenn er, wie Löwe es tat, ihre Kinder duldete. Ganz anders Skorpion und Frosch, die kleine Babys als Störenfriede betrachteten und sich lieber mit Frauen abgaben, die keine hatten.
Frosch spürte, wie die Erregung in ihm aufstieg. Neidisch blickte er hinüber zu Einauge und Baby, die heftig miteinander beschäftigt waren. Einauge wurde erhört, wann immer er es versuchte; stets ließ Baby ihn an sich heran. Gegenwärtig waren sie die Einzigen, die eine feste Beziehung unterhielten, miteinander schliefen und zärtlich einander zugetan waren. Und als einer der wenigen Männer erhob Einauge auch keine Einwände gegen Babys Kinder.
Frosch musterte die Frauen und beschloss dann, die eine oder andere dadurch auf sich aufmerksam zu machen, dass er ihnen mit aufforderndem Blick seine Erektion präsentierte. Aber entweder nahmen sie sein Ansinnen nicht zur Kenntnis oder stießen ihn weg. Deshalb ging er zurück zum Feuer und stocherte in der Glut herum, in der er zu seiner Freude noch eine vergessene Zwiebel aufstöberte, die zwar verkohlt, aber genießbar war. Er brachte sie Feuermacherin, die sofort danach griff und gleichzeitig auf die Knie sank, sich mit einem Arm abstützte und mit der freien Hand an dem Leckerbissen herumknabberte. Frosch brauchte nicht lange. Als er fertig war, verzog er sich in sein Bettnest.
In der Zwischenzeit hatte Löwe sein Mahl beendet. Sein Blick fiel auf Alte Mutter, die an einer Wurzel herumlutschte. Löwe und Alte Mutter stammten von derselben Frau ab, sie hatten an denselben Brüsten gesaugt und als Kinder miteinander herumgetollt. Löwe hatte respektvoll registriert, dass sie im Laufe der Zeit zwölfmal niedergekommen war. Jetzt aber schwanden ihre Kräfte, und irgendwie hatte er das Gefühl, dass es sich nicht mehr lohnte, sie weiterhin durchzufüttern. Deshalb baute er sich vor ihr auf, und noch ehe sie reagieren konnte, schnappte er ihr die Wurzel aus der Hand und schob sie sich zwischen die Zähne.
Die Große, die den Vorfall beobachtet hatte, gesellte sich zu Alter Mutter und strich der erschrockenen Alten mit tröstlichen Gurrlauten übers Haar. Alte Mutter war die Älteste der Familie, auch wenn niemand genau wusste, wie alt sie war, da ihnen das Rechnen nach Jahren oder Jahreszeiten unbekannt war. Hätte jemand mitgezählt, wäre das Ergebnis gewesen, dass sie das vorgerückte Alter von fünfundfünfzig erreicht hatte. Die Große dagegen durchlebte ihren fünfzehnten Sommer, und ganz verschwommen wusste sie, dass sie die Tochter einer Frau war, die von Alter Mutter abstammte.
Während die Große beobachtete, wie Löwe einen Rundgang durchs Lager machte und dann sein Bettnest aufsuchte, kroch namenlose Angst in ihr hoch. Sie hing mit Alter Mutter zusammen, mit deren Hilflosigkeit. Ganz schwach erinnerte sich das junge Mädchen an ihre eigene Mutter, die sich das Bein gebrochen hatte und zurückgelassen worden war, als sie nicht mehr weiterlaufen konnte – eine einsame Gestalt, an den Stamm eines Dornenbaums gelehnt, den Blick auf die ohne sie weiterziehende Familie gerichtet. Aber es war nun einmal so, dass sich die Familie wegen der ständig im hohen Gras lauernden Raubtiere nicht mit einem Schwächling belasten konnte. Als sie später wieder an der Stelle vorbeigekommen waren, fand sich keine Spur mehr von der Mutter der Großen.
Allmählich richteten sich alle für die Nacht ein, Mütter und Kinder rollten sich in ihren Bettnestern zusammen, die Männer suchten sich ein bequemes Plätzchen, drängten sich, um sich gegenseitig zu wärmen, Rücken an Rücken, schreckten auf und veränderten ihre Stellung, wenn in der Dunkelheit etwas in der Nähe knurrte oder bellte. Die Große fand keinen Schlaf. Sie verließ das Bettnest, das sie mit Alter Mutter teilte, und schlich vorsichtig zur Wasserstelle. Nicht weit entfernt bemerkte sie, dass eine kleine Herde Elefanten – alles Weibchen mit ihren Jungen – in der ihnen eigenen Art an einen Baum oder aneinander gelehnt vor sich hindöste. Als sie am Ufer des Tümpels anlangte, stellte sie fest, dass seine Oberfläche mit einer dicken Schicht vulkanischer Asche bedeckt war und dass, wie ein Blick hinauf zum Himmel ergab, die Sterne zusehends von Rauch verhüllt wurden. Wieder rang die Große darum, ihre innere Unruhe zu ergründen.
Sie hatte etwas mit der unbekannten Gefahr zu tun.
Die Große schaute zurück zum Lager, aus dem man bereits schnarchende Laute vernahm, nächtliches Grunzen und Seufzen. Das Stöhnen und Keuchen eines Paares. Das Wimmern eines Babys und gleich darauf besänftigendes Flüstern. Das eindeutig von Nüster stammende Rülpsen. Und das laute Gähnen derer, die, mit Speeren und Fackeln ausgerüstet, Wache hielten. Alle schienen sie sorglos zu sein; für sie ging das Leben weiter wie immer. Nur die Große war verstört. Nur sie spürte, dass etwas nicht so war wie immer.
Nur inwiefern? Löwe war mit der Familie zu all den angestammten Plätzen unterwegs, die sie seit Generationen aufsuchten. Sie fanden die Nahrung, die sie sonst auch gefunden hatten; sie fanden sogar Wasser dort, wo es zu sein hatte, auch wenn es mit Asche bedeckt war. Sicherheit und Überleben waren gewährleistet, wenn alles so war wie immer. Der Gedanke, dass sich etwas verändern könnte, stellte sich der Familie nicht.
Aber jetzt veränderte sich etwas – zumindest der Großen kam es so vor.
Mit ihren dunkelbraunen Augen spähte sie durch die Nacht, forschte nach einer verdächtigen Bewegung. Ständig auf der Hut, niemals in ihrer Wachsamkeit nachlassend, lebte sie wie alle in der Familie nach ihren Instinkten und einem ausgeprägten Überlebensdrang. In dieser Nacht jedoch war es anders als sonst, seit der Nacht, da sich das Gespür für eine heraufziehende Gefahr bemerkbar gemacht hatte. Eine Gefahr, die weder sichtbar war noch einen Namen hatte. Die weder eine Spur noch einen Abdruck hinterließ, die nicht knurrte oder zischte, weder Fänge noch Klauen besaß und dennoch dazu führte, dass sich die feinen Härchen im Nacken der Großen sträubten.
Sie blickte zu den Sternen und sah, wie sie vom Rauch verschluckt wurden. Dass es Asche regnete. Sie starrte auf das mit Ruß bedeckte Wasser und atmete den Gestank von Schwefel und Magma vom Vulkan in der Ferne ein. Sie beobachtete das im Nachtwind wogende Gras, die sich biegenden Bäume, und in welche Richtung das trockene Laub wehte. Und mit einem Mal, von einem Herzschlag zum anderen, begriff sie.
Sie hielt den Atem an und erstarrte, als die namenlose Bedrohung in ihrem Verstand Gestalt annahm. Auf einmal sah die Große voraus, was kein anderer der Familie voraussah: dass morgen die Wasserstelle – trotz allem, was seit Generationen Gültigkeit gehabt hatte – mit einer dicken Schicht Asche bedeckt sein würde.
Ein Schrei gellte durch die Nacht.
Wiesel in den Geburtswehen. Rasch brachten die anderen Frauen sie vom Lager weg in die Abgeschiedenheit der Bäume. Die Männer dagegen griffen nach ihren Speeren und hasteten zum Rand des Lagers, sammelten unterwegs zusätzlich Steine auf, zur Abschreckung der Raubtiere und Hyänen, die sich anpirschen würden, sobald sie das Schreien eines zarten Menschenkindes hörten und die Witterung von Geburtsblut aufnahmen. Instinktiv bildeten die weiblichen Familienmitglieder einen Kreis um Wiesel, und zwar so, dass sie der Gebärenden den Rücken zukehrten, und johlten und stampften mit den Füßen, um Wiesels Schmerzenslaute zu übertönen.
Bei der Niederkunft half niemand. An den Stamm einer Akazie geklammert, hockte Wiesel da und presste, mühte sich, von kalter Panik erfasst, nach Kräften ab. Hatte sie über den Schreien ihrer Gefährtinnen nicht das triumphierende Gebrüll eines Löwen gehört? War da nicht ein Rudel Raubkatzen mit Fängen und Klauen und gelben Augen drauf und dran, von den Bäumen zu schnellen, um sie in Stücke zu reißen?
Endlich kam das Baby heraus. Wiesel legte es sich sofort an die Brust, schüttelte und streichelte es, bis es schrie. Alte Mutter kniete sich neben sie und massierte ihr den Unterleib, so wie sie es bei sich selbst und später dann bei ihren Töchtern getan hatte, um das Ausstoßen der Plazenta zu beschleunigen. Und dann war auch das erledigt, und nachdem die Frauen eilends das Blut und die Nachgeburt verscharrt hatten, versammelte sich die Familie um die junge Mutter und schaute neugierig das zappelnde kleine Wesen an ihrer Brust an.
Da bahnte sich unvermittelt die Unfruchtbare den Weg durch die Menge, riss Wiesel den nuckelnden Säugling aus den Armen und rannte davon. Sofort nahmen die Frauen die Verfolgung auf, schleuderten Steine gegen die Räuberin. Auf ihrer Flucht ließ die Unfruchtbare das Baby fallen, aber die Frauen hetzten ihr weiterhin nach, so lange, bis sie sie eingefangen hatten. Mit Ästen schlugen sie auf sie ein, gnadenlos, bis die blutüberströmte Gestalt zu ihren Füßen regungslos liegen blieb. Als sie sicher sein konnten, dass die Unfruchtbare nicht mehr atmete, kehrten sie mit dem Baby, das wunderbarerweise noch lebte, zum Lager zurück.
Löwe bestimmte, dass unverzüglich aufzubrechen sei. Die Leiche der Unfruchtbaren und das Geburtsblut würden die gefährlichen Aasfresser anziehen, insbesondere die Geier, die sich durch nichts abhalten ließen. Deshalb zogen sie, obwohl es noch dunkel war, mit Fackeln bewaffnet hinaus auf die offene Ebene. Gerade noch rechtzeitig, denn hinter ihnen war bereits das laute Knurren zu hören, mit dem die Raubtiere über die tote Unfruchtbare herfielen und sie in Stücke rissen.
Wieder brach ein neuer Tag an, und noch immer rieselte Asche hernieder.
Bewegung kam in die Menschen, die vom lauten Gezwitscher der Vögel und dem Geschnatter der Affen in den Bäumen geweckt wurden. Nach Raubtieren Ausschau haltend, jetzt, da die Feuer um das Lager herum erloschen waren, begaben sie sich zu der Tränke, an der Zebras und Gazellen vergeblich ihren Durst zu stillen suchten: Eine dicke Rußschicht bedeckte das Wasser, sodass man es gar nicht mehr sehen konnte. Die Menschen, denen es gelang, den vulkanischen Niederschlag mit den Händen beiseite zu schöpfen, stießen darunter immerhin auf Wasser, aber auf Wasser, das mit Sand versetzt war und modrig schmeckte. Während die anderen sich daranmachten, nach Eiern und Schalentieren zu graben und dort, wo es flach war, nach Fröschen und Schildkröten und den Wurzeln von Lilien zu suchen, richtete die Große den Blick nach Westen, wo der rauchende Berg sich gegen den noch immer dunklen Nachthimmel abhob.
Die Sterne waren wegen der mächtigen Rauchwolken nicht zu erkennen. Die Große drehte sich um und spähte zum östlichen Horizont, der allmählich heller wurde und wo die Sonne bald auftauchen würde. Der Himmel dort wurde durch nichts getrübt, sogar die letzten Sterne waren noch auszumachen. Erneut schaute sie hinüber zum Berg, und wieder kam ihr die Erkenntnis der Nacht zuvor, als sie zum ersten Mal in der Geschichte ihres Volkes einzelne Teile einer Gleichung erfasst und zu einer Antwort zusammengesetzt hatte: Der Berg spuckte Rauch … den der Wind nach Westen wehte … sodass die Wasserstellen in dieser Richtung durch Ruß vergiftet wurden.
Dies nun war sie bemüht, den anderen verständlich zu machen; sie suchte nach Worten und Gesten, die die Bedeutung dieser neuen Gefahr veranschaulichten. Löwe jedoch, der auf seinen Instinkt baute und auf das, was ihm von seinen Vorfahren in Erinnerung war, und der nichts von Ursache und Wirkung wusste, sondern nur, dass alles immer so gewesen war und sein würde, konnte eine solche Schlussfolgerung nicht nachvollziehen. Was hatten der Berg und der Wind mit dem Wasser zu tun? Er griff nach seinem Speer und gab den Befehl zum Aufbruch.
Die Große ließ sich nicht abweisen. »Schlecht!«, sagte sie mit wachsender Verzweiflung und deutete nach Westen. »Schlecht!« Dann deutete sie aufgeregt nach Osten, wo der Himmel klar war und, wie sie wusste, das Wasser sauber sein würde. »Gut! Wir gehen!«
Löwe blickte die anderen an. Deren Gesichter waren jedoch ausdruckslos, weil sie nicht verstanden, was die Große zu sagen versuchte. Warum nicht das tun, was sie seit jeher taten?
Und so zogen sie weiter, einmal mehr in westlicher Richtung, und begannen ihre tägliche Nahrungssuche, hielten Ausschau nach Geiern, weil das ein Hinweis sein konnte, dass irgendwo ein Kadaver herumlag, möglicherweise einer mit langen Knochen und wohlschmeckendem Mark. Löwe und die kräftigeren Männer rüttelten an den Bäumen, damit Nüsse und Früchte herabfielen oder aber Schoten, die dann später im Feuer geröstet werden konnten. Die Frauen machten sich über Termitenhügel her, aus denen sie mit kleinen Stöcken die Insekten herausholten, um sie auf der Stelle zu verspeisen. Die Kinder hatten Honigameisen aufgestöbert, denen sie die mit Nektar gefüllten Unterleiber abbissen, immer darauf bedacht, nicht mit den spitzen Kauwerkzeugen der Ameisen in Berührung zu kommen. Angesichts solch winziger Happen nahm die Nahrungssuche verständlicherweise nie ein Ende.
Die Große wurde weiterhin von einer bösen Vorahnung gequält: Das Wasser auf diesem Weg wird immer schlechter.
Gegen Mittag stieg sie auf einen kleinen Hügel. Sie schirmte die Augen gegen die Sonne ab und schaute über die gelblich braune Savanne. Als sie unvermittelt einen Schrei ausstieß und mit den Armen herumfuchtelte, wussten die anderen, dass sie ein Nest mit Straußeneiern entdeckt hatte. Vorsichtig näherten sie sich dem riesigen Vogel, der das Gelege bewachte. Die schwarzweißen Federn verrieten ihnen, dass es sich um ein männliches Tier handelte, was ungewöhnlich war, denn normalerweise brüteten tagsüber die braunen Weibchen. Dieser Vogel hier wirkte allein schon durch seine Größe Respekt einflößend. Und wahrscheinlich hielt sich das Weibchen ganz in der Nähe auf und würde ebenfalls mit allen Mitteln sein Nest verteidigen.
Auf einen Befehl von Löwe hin liefen der Hungrige und Beule, Skorpion, Nüster und die anderen Männer mit Stöcken und Keulen und unter lautem Geschrei auf den Strauß zu, worauf der riesige Vogel mit mächtigem Flügelschlag aufflog und sich den Störenfrieden stellte. Das Gefieder gespreizt, den Hals nach vorn gereckt, griff er mit dem Schnabel an und teilte mit seinen kräftigen Beinen Fußtritte aus. Jetzt kam auch das Weibchen hinzu; das gewaltige braun gefiederte Tier raste mit ungeheurer Geschwindigkeit über die Ebene, die Flügel gespreizt, den Hals nach vorn gereckt, spitze Schreie ausstoßend.
Während Löwe und die anderen Männer die Vögel ablenkten, rafften die Große und die anderen Frauen so viele Eier zusammen, wie sie erwischen konnten, und rannten davon. Unter einer Baumgruppe angelangt, machten sie sich sofort daran, die Rieseneier aufzubrechen und auszuschlürfen. Nachdem sie zwei Vögel in heller Verzweiflung über ihr ausgeraubtes Nest zurückgelassen hatten, kamen auch Löwe und seine Mannen atemlos hinzu und griffen sich ihren Teil, schlugen Löcher in die dicken Schalen und angelten sich dann mit den Fingern Dotter und Eiweiß heraus. Wenn einer ein fast ausgebrütetes Straußenküken in seinem Ei fand, war die Freude umso größer. Auch Alte Mutter wurde bedacht. Die Große brachte ihr ein Ei, klopfte es an der Spitze auf und drückte es der Greisin in die Hand, ehe sie sich selbst niederließ, um den Inhalt des letzten ihr verbliebenen Eis zu verspeisen. Aber kaum hatte sie es aufgeschlagen, baute sich Löwe vor ihr auf, schnappte ihr das Ei weg und verschluckte in einem Zug und laut schmatzend den gesamten Dotter. Dann warf er die leere Schale weg und packte die Große, zwang sie auf die Knie, umspannte mit einer Hand ihre Handgelenke, drückte mit der anderen ihren Nacken hinunter und drang von hinten in die lauthals Protestierende ein.
Als er fertig war, verzog er sich, um im Schatten ein Schläfchen zu halten. Dort, wo es ihm am angenehmsten schien, saß aber bereits Skorpion, den Rücken an einen Baum gelehnt. Eine grollend erhobene Faust von Löwe, eine kurze Auseinandersetzung, und Skorpion schlich gedemütigt davon.
Während die Familie vor sich hin döste, wühlte die Große nochmals in den Eierschalen herum, in der Hoffnung, hier und da noch Reste von Dotter oder Eiweiß zu finden. Nicht Hunger war es, der sie antrieb, sondern Durst. Wieder beobachtete sie die Rauchwolken am Himmel. Und für sie stand fest, dass, je weiter sie in die eingeschlagene Richtung zogen, das Wasser immer schlechter sein würde.
Der Berg war wieder eingeschlafen, der Ausstoß von Rauch und der Ascheregen hatten nachgelassen, sodass die Luft etwas klarer geworden war. Nach Tagen, an denen sich die Menschen nur von Wurzeln, wilden Zwiebeln und ein paar Eiern ernährt hatten, gierten sie nach Fleisch. Deshalb folgten sie einer Herde aus Antilopen und Zebras, obwohl sie wussten, dass die Raubkatzen das Gleiche tun würden. Als die Herde eine Pause einlegte, um zu grasen, bezog Nüster auf einem grasbewachsenen Hügel Posten; die anderen duckten sich ins hohe Gras.
Schweigend verharrten sie in der morgendlichen Stille. Allmählich erwärmte sich der Tag, Hitze breitete sich aus. Endlich wurde ihre Ausdauer belohnt. Sie sahen, wie eine Löwin verstohlen durchs Gras pirschte. Ihre Taktik war klar: Da die meisten Tiere über längere Strecken hinweg schneller waren als ein Löwe, würde auch diese hier im Verborgenen bleiben, unentdeckt, und sich immer näher an die grasenden Tiere heranschleichen, dicht genug, um der angepeilten Beute habhaft zu werden.
Die Große und Alte Mutter, Baby und der Hungrige und alle Übrigen rührten sich nicht vom Fleck, hielten Blickkontakt zu Nüster, der ihnen immer wieder signalisierte, wie weit sich die Löwin an die Herde herangepirscht hatte. Unvermittelt setzte die Raubkatze zum Sprung an. Ein Schwarm Vögel stob auf. Die Herde floh. Aber die Löwin brauchte ihr nur ein kurzes Stück nachzusetzen, um ein langsameres Zebra einzuholen. Schon hatte sie es angesprungen und mit einem mächtigen Prankenhieb in die Flanke zu Boden geworfen. Das Zebra versuchte sich hochzurappeln, aber da fiel die Löwin bereits über das Tier her, biss ihm in die Schnauze und ließ nicht locker, bis das Zebra erstickt war. Als dann die Löwin ihre Beute in den Schatten eines Baobabbaums zerrte, schlichen sich die Menschen lautlos und geduckt an sie heran, kauerten sich, als das gesamte Rudel auftauchte, wieder ins Gras. Eine Zeit lang war die Luft erfüllt vom Knurren und Zischen, das die Rangeleien der Löwen untereinander begleitete, ehe sie sich niederließen und über den Kadaver herfielen. Am Himmel kreisten die ersten Geier.
Den Menschen lief beim Anblick eines so großen Batzens Fleisch das Wasser im Mund zusammen. Aber sie harrten geduldig im Verborgenen aus, lauerten auf ihre Chance. Selbst die Kinder wussten, dass sie mucksmäuschenstill zu sein hatten, dass es darum ging, etwas zu essen zu bekommen oder selber gefressen zu werden. Der Nachmittag zog sich hin, die Schatten wurden länger, als Einziges vernahm man das gierige Schmatzen der großen Katzen. Nüster hatte Schmerzen im Rücken und in den Beinen. Der Hungrige verspürte das dringende Bedürfnis, sich in den Achselhöhlen zu kratzen. Mücken ließen sich auf nackter Haut nieder und stachen erbarmungslos zu. Aber die Menschen rührten sich nicht. Sie wussten, dass sich das Warten lohnen würde.
Die Sonne berührte den Horizont. Ein paar Kinder fingen leise an zu quengeln und zu weinen, aber inzwischen waren die Raubkatzen viel zu voll gefressen, um darauf zu achten; gähnend zogen sich die an ihrer schwarzen Mähne zu erkennenden Männchen von dem zerfleischten Kadaver zum Schlafen zurück, gefolgt von gut genährten Jungen mit blutverschmierten Schnauzen. Kaum dass sie sich unter einem Baobabbaum niedergelegt hatten, erschienen die Geier. Nüster und der Hungrige warfen Löwe einen fragenden Blick zu, und als der das Signal gab, stürmten sie alle mit großem Geschrei auf die Beute zu. Aber trotz der Steine, mit denen sie die Geier zu vertreiben suchten, waren die nicht minder hungrigen Raubvögel keineswegs gewillt, das Feld zu räumen. Mit gewaltigen Flügelschlägen und unter Einsatz ihrer Schnäbel und Krallen verteidigten sie ihre Beute.
Erschöpft mussten die Menschen aufgeben. Einige von ihnen hatten von der Auseinandersetzung mit den Geiern blutende Wunden davongetragen.
Sie hockten sich wieder ins Gras, lauschten, ob sich Hyänen und wilde Hunde näherten, die mit Sicherheit auftauchen würden. Nach kurzer Dämmerung brach die Nacht herein, und noch immer hatten die Geier nicht genug. Die Große fuhr sich über die trockenen Lippen. Ihr Magen krampfte sich vor Hunger zusammen. Die Kleinen von Honigfinderin wimmerten. Und weiterhin hieß es warten. Endlich, als sich ein heller Mond am Horizont abzeichnete und die Landschaft in milchiges Licht tauchte, flogen die Geier gesättigt davon. Speere schwenkend und mit lauten Schreien gelang es den Menschen, die Hyänen von den Überresten des Zebras – kaum mehr als Haut und Knochen – fern zu halten. In Windeseile machten sie sich daran, mit ihren scharfen Faustkeilen die Läufe vom Rumpf des Kadavers zu trennen. Mit diesen Trophäen entfernten sie sich schleunigst und überließen den Hyänen Sehnen und Fell.
Im Schutz einer Baumgruppe wurde sogleich ein Feuer entzündet, zur Abschreckung der Raubtiere. Löwe und weitere starke Männer übernahmen es, die Läufe des Zebras zu enthäuten und anschließend die Knochen so kunstgerecht zu knacken, dass das darin befindliche dickflüssige rosa Mark zum Vorschein kam. Ein begehrliches Raunen erhob sich. Vergessen waren das stundenlange Ausharren im hohen Gras, die schmerzenden Gelenke und Glieder. Zum Streit kam es nicht. Löwe teilte jedem eine Portion der fettreichen Delikatesse zu; auch Alte Mutter wurde bedacht.
Erneut versuchte die Große, Einwände gegen die eingeschlagene Richtung zu erheben, und diesmal verpasste ihr Löwe mit dem Handrücken einen so nachdrücklichen Schlag ins Gesicht, dass sie zu Boden stürzte. Die Familie raffte ihre spärliche Habe zusammen und brach auf, weiter gen Westen. Alte Mutter tätschelte ihrer Enkelin mit tröstenden Gurrlauten die brennende Wange.
Die mit vulkanischem Rauch erfüllte Luft, die sie einatmeten, machte ihnen zu schaffen. Sie waren schon eine Weile unterwegs, als Alte Mutter plötzlich aufstöhnte und sich an die Brust griff, taumelte, nach Luft rang. Die Große hakte sie unter, aber bereits nach ein paar weiteren Schritten brach Alte Mutter stöhnend zusammen. Die anderen warfen ihr einen Blick zu, gingen aber weiter. Alte Mutter, die Mutter der Hälfte ihrer Mütter, bekümmerte sie nicht. Einzig die Große stand der Alten bei, stützte sie beim Gehen, lud sie sich zu guter Letzt auf den Rücken. Je höher die Äquatorsonne stieg, desto schwerer wurde die Last. Bis schließlich die Große trotz ihrer Statur und Kraft Alte Mutter nicht mehr tragen konnte.
Sie sank mit ihr zu Boden. Die Familie, die notgedrungen Halt machte, stand unschlüssig um die beiden herum. Löwe beugte sich über die bewusstlose Alte und schnupperte an ihrem Gesicht herum, klatschte ihr auf die Wangen und öffnete ihr gewaltsam den Mund. »Hmp«, brummte er mit einem Blick auf die geschlossenen Augen und die blauen Lippen der alten Frau, »tot.« Was bedeuten sollte, dass sie so gut wie tot war. Er stand auf. »Wir gehen.«
Einige Frauen brachen in Wehklagen aus. Andere wimmerten verängstigt. Honigfinderin stampfte mit den Füßen und hob unter schwermütigem Singsang die Arme. Dicknase legte die Hände auf seine bewusstlose Mutter und schluchzte. Beule hockte sich daneben und zupfte Alte Mutter immer wieder an den Armen. Die Kinder, denen das Verhalten der Erwachsenen unheimlich war, fingen an zu weinen. Löwe indes griff nach seinem Speer und der Keule, wandte sich ab und machte sich entschlossen wieder auf den Weg nach Westen. Einer nach dem anderen folgte ihm; die Letzten sahen sich nochmals zu der Großen um, die bei Alter Mutter zurückblieb. Die Große liebte Alte Mutter mit einer Heftigkeit, die sie selbst kaum verstand. Als ihre eigene Mutter wegen ihres gebrochenen Beins zurückgelassen worden war, hatte sie tagelang geweint. Bis Alte Mutter sie tröstend in die Arme geschlossen, sie mit Nahrung versorgt und ab dieser Zeit ihr Bettnest mit ihr geteilt hatte. Mutter meiner Mutter, sagte sich die Große und erfasste undeutlich ihre besondere Beziehung zu dieser Frau in einer Familie, der Begriffe wie Verwandtschaft fremd waren.
Bald waren sie allein in der endlosen Savanne, lediglich Geier kreisten über ihnen. Die Große schleppte Alte Mutter in den Schutz der Bäume, wo sie sie an einen dicken Stamm lehnte. Der Tag neigte sich seinem Ende zu. Mit Einbruch der Nacht würden sich Raubtiere an die hilflosen beiden Frauen heranmachen.
Die Große schichtete trockenes Laub auf, hockte sich vor das Häufchen und fing an, zwei Steine aneinander zu schlagen. Unendliche Geduld und Ausdauer waren dazu nötig, und bald spürte sie die Schmerzen in Rücken und Schultern. Aber wenn Feuermacherin es so oft geschafft hatte, würde sie, die Große, es ebenfalls schaffen. Immer wieder, während sich der Himmel verdunkelte und Sterne durch den vulkanischen Rauch blinzelten, schlug die Große die beiden Steine aneinander, bis endlich eine kleine Flamme aufflackerte. Sie pustete behutsam, hielt trockenes Laub in die Flamme, fügte dürre Reiser und Gräser hinzu. Dann umgab die Große die Feuerstelle mit Steinen und legte Zweige darüber, und bald darauf verbreitete das Licht der Flammen das wohlige Gefühl, die Nacht über vor Unheil bewahrt zu sein.
Die weiterhin bewusstlose Alte Mutter atmete schwer. Ihre Augen waren geschlossen, das Gesicht schmerzverzerrt. Die Große wich nicht von ihrer Seite. Mit dem Tod war sie vertraut. Er ereilte die Tiere in der Savanne und in Abständen auch ein Familienmitglied. Dann ließ man den Toten zurück, sprach vielleicht noch eine Weile von ihm, und dann war er vergessen. Dass sie selbst einmal sterben könnte, war für die Große etwas Undenkbares.
Nach einer Weile wurde ihr klar, dass Alte Mutter Wasser brauchte. Fast mannshohe Blumen mit gefleckten, glockenförmigen Blüten und weich behaarten Blättern, die unweit wuchsen, deuteten darauf hin, dass es hier Wasser geben musste. Dementsprechend wühlte die Große in der Erde nach Feuchtigkeit. In der Nähe war das Kläffen von Hyänen zu hören, das Rascheln ihrer Körper in den Büschen. Die Nackenhaare der Großen sträubten sich. Sie hatte erlebt, wie Hyänen über einen Menschen hergefallen waren, ihn bei lebendigem Leib und während er noch schrie verschlungen hatten. Einzig das Feuer hielt die Tiere zurück; sie musste also schleunigst dafür sorgen, dass es nicht niederbrannte.