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In 80 Abenteuern um die Welt – vier Freunde auf den Spuren von Jules Verne Verborgen im Ozean liegt die Insel Krypteria. Hier werden Tom, Meg, Jason und Sera an der sagenumwobenen Jules-Verne-Akademie zu Forschern und Entdeckern ausgebildet. Aufregende Expeditionen führen sie in die letzten unbekannten Regionen der Erde. Die Freunde Tom, Meg, Jason und Sera sind in Aufruhr: Eddy, das sprechende Skwieselbiesel, wurde entführt! Eine Spur führt zur japanischen Mafia. Die vier brechen zu einer waghalsigen Rettungsmission nach Yokohama auf. Dort erwarten sie nicht nur ein skrupelloser Mafiaboss, sondern auch mysteriöse japanische Geisterwesen. Zum Glück ist Jason ein ausgebildeter Junior-Ninja! Der dritte Band der spannenden Abenteuerserie – mit einer Karte der Insel Krypteria, vielen Bildern und Sachinformationen zu den Ninja
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Seitenzahl: 72
Fabian Lenk
Krypteria – Jules Vernes geheimnisvolle Insel.
Auf den Spuren der Ninja
Mit Bildern von Timo Grubing
FISCHER E-Books
Krypteria ist eine kleine Insel im Meer, umgeben von Korallen, Schildkröten und Delphinen. Ein streng geheimer Ort, abgeschirmt vor neugierigen Blicken.
Die Insel verfügt über modernste Labore, futuristische Fahrzeuge, intelligente Waffensysteme, einen Flugplatz, einen Hafen und eine Raumfahrtstation.
Auf Krypteria gibt es auch eine Akademie, eine ganz besondere Schule. Ein Team von begnadeten, aber mitunter auch rätselhaften Forschern unterrichtet dort ausgesuchte Schüler.
Schüler wie Jason, der die alten Kampftechniken der Ninja beherrscht, oder die megaschlaue Meg, den erfindungsreichen Tom und die bärenstarke Seraphina, die alle nur Sera nennen. Die vier sind neugierig, mutig und brennen darauf, in unbekannte Regionen vorzustoßen – ganz im Geiste von Jules Verne, der die Schule einst gründete und die klügsten Köpfe seiner Zeit versammelte, um den Rätseln der Welt auf den Grund zu gehen.
Auch die Eltern von Jason, Meg, Tom und Sera waren einst Schüler auf Krypteria. Heute leben sie jedoch weit entfernt auf dem Festland.
Von der Insel starten Jason, Meg, Tom, Sera und das Skwieselbiesel Eddy zu höchst riskanten Expeditionen. Dabei gelangen sie in Regionen, die niemand vor ihnen betreten hat.
Doch diese Expeditionen sind alles andere als ungefährlich und führen das junge Team an die Grenzen seiner Vorstellungskraft.
Die schwarze Festung klammerte sich auf einem Felsplateau fest wie das Wurzelwerk eines Baumes. Aus den umliegenden Bäumen kroch Nebel und legte sich über die stark befestigte Anlage.
Das Plateau wurde durch eine schroffe Felswand begrenzt. Aus rund einhundert Metern Höhe donnerte ein Wasserfall in einen See.
Einen Steinwurf entfernt von dem kleinen Gewässer erhob sich – exakt in der Mitte der Festung – eine Pagode: ein mehrstöckiges, schlankes Gebäude, das einem Turm ähnelte und dessen Etagen durch elegant geschwungene Dachvorsprünge voneinander getrennt waren.
Im Zentrum der Pagode mit ihren wunderschönen Schnitzereien, die von Fackeln erhellt wurden, stand eine Art Thron, der auf den ersten Blick uralt und harmlos wirkte.
Doch das täuschte. Der Thron hatte es buchstäblich in sich, er war strenggenommen eine einzige große Waffe. Denn in den Armlehnen waren einige höchst moderne technische Spielereien verborgen. Ein Knopfdruck an der richtigen Stelle, und derjenige, der das Pech hatte, vor dem Thron zu stehen, erlebte sein blaues Wunder.
Vor allem, wenn der Boss schlechte Laune hatte.
So wie heute.
Die gekrümmte, leicht vornübergebeugte Gestalt des Mannes auf dem Thron erinnerte an die eines Geiers, der sich gleich auf sein Opfer stürzen wollte. Die Mundwinkel in dem von unzähligen Narben entstellten Gesicht hingen tief herab, die blutunterlaufenen Augen starrten zum massiven Portal der Pagode. Er wartete. Warten … Der Mann hasste das.
Rechts und links des Bosses schwebte je ein Kami. Diese japanischen Geister ähnelten Menschen, hatten jedoch keine Augen und waren fast durchscheinend. Beide Kami trugen die Waffen der Samurai. Der eine hatte ein extrem scharfgeschliffenes Schwert am Gürtel: ein Katana. Der andere lehnte sich auf eine Naginata, eine Schwertlanze.
Die Finger des Bosses begannen, einen unruhigen Rhythmus auf den Armlehnen zu trommeln. Sein narbiger Kopf ruckte ein wenig nach vorn.
Endlich schwangen die beiden Flügel des Portals auf. Wachen stießen zwei Männer herein, die sich vor dem Thron zu Boden fallen ließen. Sie wagten nicht aufzuschauen, rührten sich nicht, sagten keinen Ton.
Sekunden tröpfelten dahin. Schweigend schaute der Boss auf die beiden Männer zu seinen Füßen herunter. Sie schienen seinen bohrenden Blick zu spüren. Vielleicht verunsicherte sie auch die Stille. Jedenfalls begannen sie zu zittern.
Die Stimme des Narbigen zerschnitt die Ruhe wie eine Kreissäge: »Und?«
Die Männer zitterten noch stärker, stammelten etwas Unverständliches.
»Hoch mit euch, ihr Würmer!«, schrie der Boss sie an.
Als seine Untergebenen nicht sofort Folge leisteten, gab er dem Kami mit der Naginata einen kurzen Wink.
Der Geist ohne Augen schoss vor und rammte die Spitze der Waffe in den Holzboden, direkt vor die Köpfe der Männer.
Jäh sprangen die beiden auf.
»Und?«, forschte der Boss erneut nach. »Habt ihr es?«
»Nun, wir haben alles versucht …«, hob der eine Mann an.
»Hör auf mit dem Gequatsche! Ich will keine Ausreden hören. Habt ihr meinen Befehl ausgeführt und es besorgt? Ja oder nein?«
Die Männer senkten den Blick und zitterten noch stärker.
»Also nein«, schloss der Mann auf dem Thron aus der demütigen Geste. »Und wo ist es?«
»Noch dort, wo es immer war«, lautete die geflüsterte Antwort.
»Ihr habt meinen Befehl nicht ausgeführt. Ihr habt versagt«, stellte der Boss mit drohendem Unterton fest. »Ihr seid zu nichts zu gebrauchen. Doch halt, stopp …« Ein böses Lächeln zierte seine schmalen Lippen. »Vielleicht taugt ihr etwas als Futter.«
Er drückte einen der Knöpfe in der Armlehne. Über seinen Untergebenen klappte eine Luke in der Decke auf – und Hunderte von knapp zwei Meter langen Habu-Schlangen fielen auf die beiden.
Schreiend fuhren sie zurück und wandten sich zur Flucht. Doch die höchst giftigen Kriechtiere waren überall und kreisten die Männer ein – eine der Vipern hatte beim Sturz von der Decke sogar den Weg in das Hemd des einen Mannes gefunden. Hektisch riss er sich das Kleidungsstück vom Leib und warf die Schlange, die gerade in seine Hose kriechen wollte, weit von sich.
Die Vipern kamen näher und näher. Dabei zuckten ihre langen Zungen vor und zurück. Jetzt schnellte eine besonders angriffslustige Habu-Schlange vor und verbiss sich im Schuh des einen Mannes. Kreischend versuchte er, das Tier abzuschütteln, was jedoch misslang.
In dieser Sekunde gab der Boss dem anderen Kami ein Zeichen.
Der Geist mit dem Katana schwebte zu den Vipern und hob die leicht gebogene Klinge, die im Fackelschein aufblitzte.
Sofort ließ die Habu-Schlange vom Schuh ihres Opfers ab und hob den Kopf. Ihre Gefährten taten es ihr nach. Die Vipern wirkten wie hypnotisiert von dem Samuraischwert.
Der Kami schwenkte es hin und her, und die Schlangen wiegten ihre olivfarbenen Leiber im selben Rhythmus.
Dann deutete die Spitze des Katanas zu einer bestimmten Stelle in der Pagode. Die Kriechtiere schlängelten dorthin und verschwanden durch eine Klappe, die knapp über dem Boden angebracht worden war.
Die Männer atmeten hörbar auf.
»Ich gebe euch eine letzte Chance«, zischte der Boss. »Bringt es mir endlich. Ihr habt vierundzwanzig Stunden Zeit. Scheitert ihr erneut, werdet ihr beten, niemals geboren worden zu sein.«
Ludwig Zifer betrat den Klassenraum. Wie üblich trug der Lehrer, der in diesem Schuljahr neu an die Schule gekommen war, schwarze Kleidung. Auch seine Haare, die ihm wirr ins Gesicht hingen, waren pechschwarz. Seine gelben Augen unter den buschigen Brauen musterten die Schüler eingehend.
Jason, Tom, Meg und Sera saßen auf ihren Plätzen in der letzten Reihe und hofften, dass die Stunde bald vorbeigehen würde.
Zum einen lag das an dem Fach, das Zifer unterrichtete: Religion. Die vier interessierten sich deutlich mehr für Geschichte und vor allem Erdkunde – ganz im Sinne des Schulgründers Jules Verne. Dessen Büste stand in der Halle der Schule.
Zum anderen war dieser Zifer ein seltsamer Typ. Schweigsam, in sich gekehrt, ein wenig undurchsichtig. Er lachte kaum und war ausgesprochen streng. Im Gegensatz zu vielen anderen Lehrern in der Schule verstand Ludwig Zifer es nicht, die Schüler für sein Fach zu begeistern. Zudem lag in seinem Blick immer etwas Lauerndes. Die Freunde fanden den neuen Lehrer irgendwie unheimlich und mochten ihn nicht besonders.
Im Kollegium schien Ludwig Zifer jedoch einen guten Ruf zu genießen und war auch beliebt – die anderen Lehrer riefen ihn kurz Lu.
Ein dritter Grund für die Ungeduld der Gefährten bestand darin, dass diese Stunde die letzte vor den Ferien war. Nach dem Gong hatten sie vier Wochen frei. Ein Traum!
Ohne die Schüler aus den Augen zu lassen, legte Zifer seine Mappe auf den Tisch. Auch sie war schwarz, jedoch mit einer goldenen Schnalle in der Form eines Halbmondes verziert.
Daraus zog er ein sehr großes Buch. Der Lehrer klappte es auf und drehte es so, dass die Schüler hineinschauen konnten.
»Für die letzte Stunde vor den Ferien habe ich euch etwas Besonderes mitgebracht«, sagte er feierlich.
»Wow!«, entfuhr es Jason, der neben Tom saß.
Das große Bild auf der Seite begann sich zu bewegen – die Schüler sahen einen Film! Ein Segelschiff kämpfte sich durch einen schweren Sturm.
Gleichzeitig erklang Zifers monotone Stimme, die den Text, der das Bild umfloss, vorlas, obwohl der Lehrer die Zeilen gar nicht sehen konnte.