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»Landpartie à la mode« ist die von Heinz Riedt für einen Abend eingerichtete Trilogie der Stücke »Reisefieber«, »Die Landpartie« und »Rückkehr« von Carlo Goldoni. Goldonis szenische Entfaltung seiner Kritik an einer typischen Modeerscheinung – der als mode à tout prix betrachteten Landpartie zur Zeit der Weinlese – zeigt Parallelen zu Beaumarchais' revolutionären Dienerfiguren ebenso wie sie, insbesondere durch die Zeichnung der weiblichen Hauptrolle, bis zu Tschechow vorausweist. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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Seitenzahl: 137
Carlo Goldoni
Landpartie à la mode
Reisefieber – Die Landpartie – Rückkehr(Le smanie per la villeggiatura – Le avventure della villeggiatura – Il ritorno dalla villeggiatura)
Aus dem Italienischen von Heinz Riedt
FISCHER Digital
Einrichtung als Trilogie für einen Abend
Theater Film Funk Fernsehen
Eine Reihe des Fischer Taschenbuch Verlags
FILIPPO, gutmütiger älterer Stadtbürger
GIACINTA, Filippos Tochter
LEONARDO, Giacintas Liebhaber
VITTORIA, Leonardos Schwester
FERDINANDO, Parasit
GUGLIELMO, Giacintas Verehrer
FULGENZIO, Filippos Freund
PAOLO, Leonardos Kammerdiener
BRIGIDA, Giacintas Kammerzofe
CECCO und BERTO, Leonardos Diener
FILIPPO
GIACINTA
LEONARDO
VITTORIA
FERDINANDO
GUGLIELMO
PAOLO
BRIGIDA
SABINA, ältere Tante Giacintas
COSTANZA, Städterin
ROSINA, deren Nichte
TOGNINO, einfältiger, sehr junger Liebhaber Rosinas
TITA, Diener Costanzas
BELTRAME, Diener von Togninos Vater
Weitere Diener
Ein Kellner
FILIPPO
GIACINTA
LEONARDO
VITTORIA
GUGLIELMO
COSTANZA
ROSINA
TOGNINO
BERNARDINO, Onkel Leonardos
FULGENZIO
BRIGIDA
CECCO
PASQUALE, Bernardinos Kammerdiener
Weitere Diener
LIVORNO
Leonardos Haus
Filippos Haus
MONTENERO, Ferienort à la mode
Filippos Haus
Costanzas Haus
Baumgruppe im Garten
Ländliches Kaffeehaus
LIVORNO
Filippos Haus
Leonardos Haus
Bernardinos Haus
Costanzas Haus
Zimmer in Leonardos Haus. Paolo und Leonardo, dann Vittoria und Berto
Paolo packt Kleider und Wäsche in einen Koffer.
LEONARDO zu Paolo
Was macht Ihr da? Es gibt noch so vieles andere zu tun.
PAOLO
Verzeihung, Signore. Ich dachte, den Koffer zu packen sei auch wichtig.
LEONARDO
Den Koffer sollen die Frauen packen.
PAOLO
Die Frauen sind mit der Padrona beschäftigt.
LEONARDO
Ganz meine Schwester. Sie will alle um sich herum. Wozu eigentlich? Läßt sie sich das neue Kleid im Haus anfertigen?
PAOLO
Nein, beim Schneider. Aber hier läßt sie sich von den Frauen alles umarbeiten: Mäntel, Tageshauben, Nachthauben, Spitzen, Schleifen, Stoffblumen, ein Warenlager. Und der ganze Aufwand nur für diese eine Landpartie.
LEONARDO
Will man etwas gelten, muß man aufs Land verreisen. Und Montenero, wo wir unseren Besitz haben, ist besonders à la mode. Das verpflichtet mich mehr, als mir lieb ist. Und an Gastfreundschaft darf ich es auch nicht fehlen lassen. Ihr müßt mir jetzt einiges besorgen.
PAOLO
Befehlen Sie.
LEONARDO
Wir brauchen noch Bestecke.
PAOLO
Wir haben zwei Dutzend.
LEONARDO
Ich fürchte, das ist zu wenig. Geht zu Monsieur Gurland und sagt ihm, er möge mir noch zwei Dutzend Bestecke, vier Tabletts und sechs silberne Kerzenleuchter leihen. Und dann geht zum Drogisten und holt zehn Pfund Kaffee, fünfzig Pfund Schokolade, zwanzig Pfund Zucker und ein Sortiment Würzkräuter. Und besorgt auch neue Spielkarten für sechs oder sieben Tische und reichlich Wachskerzen.
PAOLO
Gnädiger Herr müssen es doch nicht so halten wie die reichen Marchesi aus Florenz, die Grundbesitz haben und die mit Gütern und Würden gesegnet sind.
LEONARDO
Muß ich mich von meinem Diener belehren lassen?
PAOLO
Verzeihung, ich will nichts gesagt haben, aber … soll ich gleich bar bezahlen?
LEONARDO
Bezahlt wird, wenn wir zurück sind. Tut jetzt, wie ich Euch befohlen habe, und schickt mir den Cecco.
PAOLO
Wie Sie befehlen. Für sich Es dauert nicht lange, dann hat ihn sein Aufwand auf dem Land zu einem armen Mann in der Stadt gemacht. Ab
LEONARDO
Ich weiß schon, daß ich über meine Verhältnisse lebe. Mein reicher Onkel könnte mir ja aushelfen, aber er will nicht. Immerhin, wenn nicht alles trügt, erbe ich sein Vermögen.
CECCO
Sie wünschen?
LEONARDO
Geh zu Signor Filippo Ghiandinelli. Entbiete ihm meine Hochachtung und richte ihm aus, daß ich für fünf Uhr die Postpferde bestellt habe. Und sag seiner Tochter, der Signora Giacinta, daß ich in einigen Stunden bei ihr sein werde. Und versuche herauszufinden, ob Signor Guglielmo dort ist oder erwartet wird.
CECCO
Jawohl, Signore. Ab
LEONARDO allein
Ich mag nicht, daß Signora Giacinta mit diesem Guglielmo zusammenkommt. Angeblich ist er ein Freund des Hauses und sie muß ihn wegen ihrem Vater ertragen. Aber ich habe da meine Zweifel.
VITTORIA
Herr Bruder, Ihr habt doch nicht für heute nachmittag die Post bestellt?
LEONARDO
Natürlich. So hatten wir es gestern abgesprochen.
VITTORIA
Aber heute kann ich nicht fahren.
LEONARDO
Und warum nicht?
VITTORIA
Weil mein ›Mariage‹-Kleid noch nicht fertig ist.
LEONARDO
Was zum Teufel ist das?
VITTORIA
Die neueste Mode.
LEONARDO
Euer Schneider kann’s nachschicken.
VITTORIA
Das kann er nicht. Wenn es fertig ist, will ich es probieren.
LEONARDO
Aber die gemeinsame Abfahrt kann unmöglich verschoben werden. Wir haben sie mit Signor Filippo und Signora Giacinta vereinbart.
VITTORIA
Gerade vor der Signora Giacinta kann ich es nicht riskieren, in armseliger Kleidung zu erscheinen.
LEONARDO
Ihr habt doch soviel zum Anziehen!
VITTORIA
Nur umgearbeiteten alten Plunder. Ohne ein Kleid nach der neuesten Mode geht es nicht.
LEONARDO
Ihr müßt also dieses ›Mariage‹ haben.
VITTORIA
Oh, ja! Madame Granon hat es aus Turin. Und hier in Livorno will ich eine der ersten sein, die es tragen.
LEONARDO
Was bleibt mir noch zu sagen? Ich will Euch nicht bei schlechter Laune. Aber gereist wird allemal.
VITTORIA
Und ich will nicht!
LEONARDO
Dann bleibt hier.
VITTORIA
Ihr bringt es übers Herz, auch ohne mich zu fahren? Schier krank könnte ich werden vor Verzweiflung.
LEONARDO
Der Himmel erfülle Euern Wunsch.
VITTORIA
Daß ich krank werde?
LEONARDO
Daß Ihr Euer Kleid bekommt und Frieden gebt.
BERTO zu Leonardo
Signor Ferdinando möchte Euch seine Aufwartung machen.
LEONARDO
Ich lasse bitten.
VITTORIA zu Berto
Du gehst jetzt gleich zum Schneider, Monsieur de la Réjouissance, und sagst ihm, wenn er mir das Kleid nicht heute rechtzeitig vor der Abreise fertigmacht, wird er nicht länger Schneider in Livorno sein.
BERTO
Zu dienen. Ab
LEONARDO
Beruhigt Euch jetzt. Laßt Euch vor Signor Ferdinando nichts anmerken.
VITTORIA
Wie? Vor so einem brauche ich mich doch nicht zu beherrschen. Ich denke, er läßt sich auch diesmal auf dem Land von uns aushalten.
LEONARDO
Er hat mir angedeutet, daß er uns die Ehre erweisen will, bei uns zu logieren. Aber er ist doch einer, der überall seine Nase hineinstecken muß.
VITTORIA
Und so eine Krankheit wollt Ihr Euch aufhalsen?
LEONARDO
Ihr wißt genau, daß eine Landpartie Geselligkeit verlangt und viel Geselligkeit viel Ehre einbringt. Und Ferdinando ist einer, der jedes Spiel mitmacht und für gute Stimmung sorgt.
VITTORIA
Warum kommt er denn nicht?
LEONARDO hinausgehend
Er kommt schon. Seine Neugierde hatte ihn in die Küche getrieben.
Ferdinando und die Vorigen, dann Cecco
FERDINANDO
Verehrung, Padrone. Allen Respekt, Signora Vittoria.
VITTORIA
Dienerin, Signor Ferdinando.
FERDINANDO zu Leonardo
Freund, ich bin mit von Eurer Partie. Ich habe diesen lästigen Conte Anselmo abschütteln können. Bei ihm lebt man auch auf dem Lande zu sehr nach der Uhr. Und dann noch seine alte Schachtel von Frau. Voriges Jahr war ich für ein paar Tage ihr begleitender Kavalier. Dann hat sie sich an einen zweiundzwanzigjährigen kleinen Blonden gehängt, Locken und ein Gesicht wie Milch und Blut, einer von der Sorte, die es auf ältere Frauen abgesehen haben.
VITTORIA für sich
Lästermaul!
FERDINANDO
Wann wird denn gefahren?
VITTORIA
Die Stunde ist noch nicht bestimmt.
LEONARDO zu Vittoria
Seid Ihr auch sicher, daß Ihr fahren wollt?
FERDINANDO
Wenn bei Ihnen noch nichts bestimmt ist, können Sie es mir ruhig sagen. Ich fahre dann mit jemand anderem. Schließlich fährt jeder aufs Land, der etwas auf sich hält.
CECCO zu Leonardo
Signore …
LEONARDO zu Ferdinando
Sie erlauben.
CECCO leise zu Leonardo
Signor Filippo läßt Ihnen ausrichten, daß er sich hinsichtlich der Postpferde ganz auf Sie verläßt. Und Signora Giacinta bittet Sie, pünktlich zu sein, weil sie nachts nicht gerne fährt.
LEONARDO leise zu Cecco
Und Guglielmo?
CECCO leise zu Leonardo
Er hat sich heute früh nicht blicken lassen.
LEONARDO
Geh zum Posthalter. Die Pferde sollen um vier Uhr bereit sein.
Raum in Filippos Haus. Filippo und Guglielmo begegnen einander; dann Giacinta und Brigida, dann Leonardo
FILIPPO
Oh, Signor Guglielmo, es ist mir eine Ehre.
GUGLIELMO
Ich tue nur meine Schuldigkeit, Signor Filippo. Ich hörte, daß Sie heute fahren, und da wollte ich Ihnen einen angenehmen Landaufenthalt wünschen.
FILIPPO
Eure Aufmerksamkeit rührt mich. Ja, endlich fahren wir. Zu meiner Zeit fuhr man ja zur Weinlese hinaus, und die war schon vor einem Monat. Aber heutzutage fährt man im Oktober, und nur zum Vergnügen, und wenn auch schon die Blätter von den Bäumen fallen. Meiner Tochter Giacinta zuliebe halte ich es auch so. Sie ist ja das einzige, was ich auf der Welt noch habe.
GUGLIELMO für sich
Könnte ich nur auf dem Lande mit seiner reizenden Tochter zusammen sein.
FILIPPO
Euer Vater pflegte doch auch die Hügel bei Pisa zu besuchen.
GUGLIELMO
Dort haben wir unsere Güter und auch ein ganz hübsches Haus. Aber ich bin allein, und wenn man allein ist, kann man schier trübsinnig werden.
FILIPPO
Wollt Ihr nicht mit uns kommen?
GUGLIELMO
Ich würde es nicht wagen, Euch zur Last zu fallen.
FILIPPO
Ich mache die modernen Förmlichkeiten nicht mit, also klipp und klar: Wenn Ihr zu mir kommen wollt, habt Ihr ein anständiges Bett, ein normales Essen und einen Mann, der für Freunde immer da ist.
GUGLIELMO
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Eure Worte kommen so von Herzen, daß ich gar nicht ablehnen kann.
FILIPPO
Also ausgemacht. Ihr kommt und könnt bleiben, solange Ihr wollt.
GUGLIELMO
Um wieviel Uhr wollt Ihr abreisen?
FILIPPO
Ich weiß nicht. Einigt Euch mit Signor Leonardo.
GUGLIELMO
Fährt Signor Leonardo denn mit Euch?
FILIPPO
Ja, wir sind befreundet und fahren zusammen.
GUGLIELMO für sich
Zu dumm. Aber ich kann mir doch die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mit Giacinta zusammenzusein.
FILIPPO
Habt Ihr Bedenken?
GUGLIELMO
Nein, Signore. Ich überlege nur, ob ich mir eine Kalesche oder einfach ein Reitpferd mieten soll, weil ich allein bin.
FILIPPO
Ihr kommt mit mir. Wir sind zu dritt und haben vier Plätze im Wagen.
GUGLIELMO
Wer ist die dritte Person, wenn es erlaubt ist?
FILIPPO
Meine verwitwete Schwägerin als Anstandsdame für meine Tochter. Weil sie keine Mutter mehr hat, verlangt es der Anstand, daß auch noch eine ältere Frau dabei ist.
GUGLIELMO
Ganz recht. Für sich Ich muß nett zu der Alten sein.
FILIPPO
Dann kommt Ihr also mit?
GUGLIELMO
Es ist das schönste Angebot, das ich mir vorstellen könnte.
FILIPPO
Sagt also Signor Leonardo, daß er Euch den Platz reservieren soll.
GUGLIELMO
Ich will ihm gleich Bescheid sagen. Auf Wiedersehen.
FILIPPO
Und seid pünktlich.
GUGLIELMO
Dazu habe ich allen Grund. Ab
GIACINTA
Herr Vater, wann fahren wir?
FILIPPO
Gegen fünf, denke ich.
GIACINTA
Und ich glaubte, schon früher. Wer ist denn mit uns im Wagen?
FILIPPO
Ich und Ihr und Eure Tante und ein befreundeter Ehrenmann, den Ihr kennt.
GIACINTA
Ein alter?
FILIPPO
Wäre das so schlimm?
GIACINTA
O nein, Signore. Wenn er nicht langweilig ist und dauernd schläft. Und wer ist dieser Signore?
FILIPPO
Es handelt sich um Signor Guglielmo.
GIACINTA
Ein aufgeweckter junger Mann.
FILIPPO
Und Signor Leonardo, denke ich, wird mit seiner Schwester in der Kalesche fahren.
BRIGIDA
Und mit wem fahre ich, Signore? Und mit wem fährt der Diener des Signor Leonardo?
FILIPPO
Du willst mit ihm fahren?
GIACINTA
Warum nicht? Wir sind ja zugegen, und Brigida ist ein anständiges Mädchen.
BRIGIDA
Ich setz mich auf meinen Platz und schlafe.
GIACINTA
Ich muß doch mein Kammermädchen in der Nähe haben.
FILIPPO
Was bleibt mir da übrig? Ich kann dir nichts abschlagen, ich kann dir nicht nein sagen. Ab
GIACINTA
Siehst du, wie ich das für dich arrangiert habe?
BRIGIDA
Und was wird aus Signor Leonardo?
GIACINTA
Wie meinst du das?
BRIGIDA
Wenn er erfährt, daß Signor Guglielmo mit Euch im Wagen sitzt …
GIACINTA
Von mir aus!
BRIGIDA
Verzeihung, Padrona, aber der Ärmste liebt Euch doch.
GIACINTA
Mir ist er auch nicht unlieb.
BRIGIDA
Er denkt, daß Ihr seine Frau werdet.
GIACINTA
Schon möglich.
BRIGIDA
Dann dürftet Ihr ihn nicht eifersüchtig machen.
GIACINTA
Entweder er liebt mich oder er liebt mich nicht.
Wenn er mich liebt, muß er mir vertrauen, wenn er mich nicht liebt, kann er gehen.
BRIGIDA
Im Vertrauen: Eure Liebe zu Signor Leonardo ist nicht sehr groß.
GIACINTA
Ich weiß nicht, wie groß sie ist. Ich würde ihn auch heiraten, aber nie um den Preis meiner Freiheit.
BRIGIDA
Das ist keine wahre Liebe.
GIACINTA
Eine andere kenne ich nicht.
BRIGIDA
Da kommt jemand. Sieht nach Ausgerechnet Signor Leonardo. Ob er schon etwas von Signor Guglielmo weiß?
GIACINTA
Bringe ihn her.
BRIGIDA für sich
Warum rede ich über andere? Mich interessiert nur dieser Diener. Ab
GIACINTA
Ich mag ihn ja. Aber eifersüchtig soll er mir gar nicht erst werden!
LEONARDO förmlich
Ergebenster Diener, Signora Giacinta.
GIACINTA ein wenig kühl
Meine Hochachtung, Signor Leonardo.
LEONARDO
Ich möchte nicht stören, Signora.
GIACINTA ironisch
Zuviel der Höflichkeit.
LEONARDO
Ich wollte Ihnen nur gute Reise wünschen.
GIACINTA
Warum? Belieben Sie nicht zu reisen?
LEONARDO
Nein.
GIACINTA
Darf ich fragen, weshalb?
LEONARDO
Ich möchte nicht stören.
GIACINTA ironisch
Das können Sie gar nicht. Sie sind immer so manierlich, daß Ihre Anwesenheit ein wahres Vergnügen ist.
LEONARDO
Nicht ich bin der Manierliche, sondern derjenige, den Sie neben sich im Wagen haben werden. Kurz und bündig, Signora Giacinta, mir paßt diese Begleitung nicht.
GIACINTA
Da müßt Ihr mit meinem Vater reden. Er verfügt und ich gehorche.
LEONARDO
Ihm gegenüber kann ich nicht offen sprechen.
GIACINTA
Und ich kann mich nicht genügend durchsetzen.
LEONARDO
Würdet Ihr mich wirklich lieben, wäre Euch schon etwas eingefallen. Damit gebt Ihr mir doch nur zu verstehen, daß Ihr Euch nichts aus mir macht. Statt Eurem Vater zu sagen: Entweder dieser Signore bleibt hier, oder ich bleibe hier!
GIACINTA
Ich ein Jahr ohne Landpartie? Was würden in Montenero die Leute von mir sagen! Und in Livorno!
LEONARDO verärgert
Dann fahren Sie nur! Fahren Sie! Und amüsieren Sie sich!
GIACINTA einschmeichelnd
Aber Sie kommen doch mit? Natürlich kommen Sie!
LEONARDO
Nein, mit dem fahre ich nicht.
GIACINTA
Weil Ihr eifersüchtig seid?
LEONARDO
Weil ich eifersüchtig bin.
GIACINTA
Das wollte ich von Euch hören. Eure Eifersucht kann nur bedeuten, daß Ihr mich für ein leichtfertiges Ding haltet. Und wenn Ihr das tut, liebt Ihr mich bestimmt nicht. Und wenn Ihr mich nicht liebt, dann vergeßt mich. Ich bin treu und ehrlich. Aber ich leide keine Eifersucht und will mich schon gar nicht lächerlich machen. Und aufs Land muß und will und geh ich! Ab
Leonardos Zimmer. Vittoria und Paolo, dann Leonardo
VITTORIA
Macht Ihr ein Gesicht! Ich helfe Euch ja, den großen Koffer für meinen Bruder zu packen. Dann ist alles fertig, wenn er kommt. Und bis Mittag habe ich sogar mein neues Kleid. Es ist wunderschön, und eine gewisse Person wird noch vor Neid platzen.
PAOLO
Dann ist es also doch noch rechtzeitig fertig geworden.
VITTORIA
Ja, aber ich bin böse auf den Schneider, weil er gleich sein Geld wollte.
PAOLO
Verzeihung, aber wenn es bezahlt ist, brauchen Sie doch nicht mehr daran zu denken.
VITTORIA
Das Geld fehlt mir jetzt für die Landpartie. Womit soll ich denn spielen? Meine ganze Leidenschaft ist Pharao.
PAOLO
Verzichten Sie dieses Jahr darauf.
VITTORIA
Nie und nimmer! Was werden nur die Leute sagen … Ihr seid jetzt meine ganze Hoffnung.
PAOLO
Ich?
VITTORIA
Ja, wenn Ihr mir etwas vorstrecken könntet. Ihr bekommt es dann von meinem Nähgeld fürs nächste Jahr. Ist das keine gute Idee?
PAOLO
Verzeiht, ich glaube, Sie haben jetzt schon das meiste davon ausgegeben.
VITTORIA
Ihr laßt Euch aber lange bitten!
PAOLO