Landser im Weltkrieg 12 - Hermann Weinhauer - E-Book

Landser im Weltkrieg 12 E-Book

Hermann Weinhauer

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Beschreibung

Fesselnde Landser-Geschichten in Romanheft-Länge

Der vorliegende Band „Den Feind im Auge” erzählt die Geschichte der Besatzung einer Arado Ar 196 sowie eines deutschen U-Boot-Jägers, die im Mai 1940 in der Nord- und Ostsee patrouillieren, um der scheinbar übermächtigen Royal Navy Paroli zu bieten.

Seien Sie hautnah dabei, wenn dem jungen Leutnant Rahmen ein Husarenstück gelingt, das in der Seekriegsgeschichte seinesgleichen sucht … Über die Reihe „Landser im Weltkrieg“

„Landser im Weltkrieg“ erzählt fiktionale Geschichten vor historischem Hintergrund realer Schlachten und Ereignisse im Zweiten Weltkrieg. Im Zentrum stehen die Erlebnisse deutscher Landser fernab der großen Strategien am grünen Tisch.

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Ähnliche


Hermann Weinhauer

 

Landser im Weltkrieg 12

Den Feind im Auge – Deutsche Küstenfliegerstaffeln im Kampf gegen feindliche Seestreitkräfte

 

EK-2 Militär

Über die Reihe Landser im Weltkrieg

 

Jeder Band dieser Romanreihe erzählt eine fiktionale Geschichte, die vor dem Hintergrund realer Ereignisse und Schlachten im Zweiten Weltkrieg spielt. Im Zentrum der Geschichte steht das Schicksal deutscher Soldaten.

 

Wir lehnen Krieg und Gewalt ab. Kriege im Allgemeinen und der Zweite Weltkrieg im Besonderen haben unsägliches Leid über Millionen von Menschen gebracht.

 

Deutsche Soldaten beteiligten sich im Zweiten Weltkrieg an fürchterlichen Verbrechen. Deutsche Soldaten waren aber auch Opfer und Leittragende dieses Konfliktes. Längst nicht jeder ist als glühender Nationalsozialist und Anhänger des Hitler-Regimes in den Kampf gezogen – im Gegenteil hätten Millionen von Deutschen gerne auf die Entbehrungen, den Hunger, die Angst und die seelischen und körperlichen Wunden verzichtet. Sie wünschten sich ein »normales« Leben, einen zivilen Beruf, eine Familie, statt an den Kriegsfronten ums Überleben kämpfen zu müssen. Die Grenzerfahrung des Krieges war für die Erlebnisgeneration epochal und letztlich zog die Mehrheit ihre Motivation aus dem Glauben, durch ihren Einsatz Freunde, Familie und Heimat zu schützen.

 

Prof. Dr. Sönke Neitzel bescheinigt den deutschen Streitkräften in seinem Buch »Deutsche Krieger« einen bemerkenswerten Zusammenhalt, der bis zum Untergang 1945 weitgehend aufrechterhalten werden konnte. Anhänger des Regimes als auch politisch Indifferente und Gegner der NS-Politik wurden im Kampf zu Schicksalsgemeinschaften zusammengeschweißt. Genau diese Schicksalsgemeinschaften nimmt »Landser im Weltkrieg« in den Blick.

 

Bei den Romanen aus dieser Reihe handelt es sich um gut recherchierte Werke der Unterhaltungsliteratur, mit denen wir uns der Lebenswirklichkeit des Landsers an der Front annähern. Auf diese Weise gelingt es uns hoffentlich, die Weltkriegsgeneration besser zu verstehen und aus ihren Fehlern, aber auch aus ihrer Erfahrung zu lernen.

 

Nun wünschen wir Ihnen viel Lesevergnügen mit dem vorliegenden Werk.

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

 

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

 

zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!

 

Unser wichtigstes Anliegen ist es, Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis zu bieten.

 

Damit uns dies gelingt, sind wir sehr an Ihrer Meinung interessiert. Haben Sie Anregungen für uns? Verbesserungsvorschläge? Kritik?

 

Schreiben Sie uns gerne: [email protected]

 

Nun wünschen wir Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis!

 

Heiko und Jill von EK-2 Militär

 

Den Feind im Auge

 

Er hatte schlechte Laune, der junge Leutnant Rahmen. Er hatte ausgemacht schlechte Laune und Schmidtchen, der – militärisch gesprochen – Unteroffizier Schmidt III hieß und Rahmens Flugzeugführer war, Schmidtchen ging es keine Spur anders. Die Stimmung im Flugzeug war genauso wie das Wetter draußen – eisig kalt.

Es war immer das alte Lied. Seit zwei Stunden flogen sie wie schon so manchen Tag ihren Aufklärungsstreifen über dem Skagerrak ab. Vom Tommy war wieder einmal keine Spur zu sehen. Ganz abgesehen davon, dass sich englische Überwasserstreitkräfte – Zerstörer, Kreuzer, Schlachtschiffe –schon gar nicht aus den heimatlichen Häfen herauswagten, jedenfalls nicht ohne massive Unterstützung durch begleitende Flugzeugträger.

„Könnte man denn nicht mal ein Submarine, eins der verdammten U-Boote erwischen?“, ging es Rahmen durch den Kopf, während er weiterhin konzentriert das sich vor ihm ausbreitende Graublau der See beobachtete.

Gewiss, deutsche Küstenflieger und U-Bootjäger der Kriegsmarine hatten in den letzten Wochen manchen Tommy zur Strecke gebracht. Ein paar Boote mochten inzwischen wohl auch auf Heimatkurs gegangen sein. Hier und da unter der Küste trieb aber doch noch dieser und jener Engländer sein Unwesen. Das hatten die Angriffsversuche auf die deutschen Geleitzüge erwiesen.

„Zum Teufel“, fluchte der Leutnant, „wieder nichts los in der Geographie! Wo mag der lausige Tommy bloß stecken?“

Schmidt III, der über Kopfhörer jedes Wort des Beobachters laut und deutlich verstand, drehte sich grinsend um und sagte bedächtig, sozusagen mit mahnender Stimme ins Kehlkopfmikrophon: „Was schreiben wir heute nur ins Flugbuch, Herr Leutnant?“

„Schiet an ’n Boom“, gab Rahmen verdrossen zurück, „den alten Vers – keine besonderen Beobachtungen.“

„Und ich glaub’ doch“, meinte Schmidt weiter, „dass wir heute noch Jagdglück haben, Herr Leutnant. Erstens ist Sonntag und zweitens – ich hab’ ganz einfach das Gefühl.“

„Ihre Gefühle“, lachte Rahmen, „Frühlingsgefühle, Schmidtchen – Frühlingsgefühle…“

Der Leutnant musste an das Gespräch zurückdenken, das sie im Kameradenkreise vorgestern Abend im Kasino geführt hatten.

„Kommen Sie mir nicht mit leeren Händen nach Haus, meine Herren“, hatte der Kommandeur lächelnd gesagt. „Ganz einfach die Mütze des Kommandanten mitbringen – das ist der sicherste Beweis für ein geknacktes U-Boot!“

Er hatte gut reden, der Herr Kommandeur. Was sollte man machen, wenn sich weit und breit kein Feind blicken ließ. Und überdies konnte man selbst mit einem geknackten U-Boot noch Pech haben, von wegen, „zumindest die Mütze des Kommandanten mitbringen…“

Was hatte Oberleutnant Lohsen doch vor wenigen Tagen erst erlebt? Er hatte ein englisches U-Boot im Skagerrak angegriffen, hatte zwei Bomben geworfen, der Tommy wurde getroffen, ging auf Tiefe – nichts blieb übrig als ein riesiger Ölfleck. Kein Wrackstück, gar nicht zu reden von der Mütze des Kommandanten. Und so ein Ölfleck, mochte er sich auch noch so klar und deutlich über der See ausbreiten, war für die hohen Herren der Untersuchungskommission noch lange kein Beweis.

„Das U-Boot könnte ja absichtlich, sozusagen, um Sie irrezuführen, Öl abgeblasen haben, meine

Herren!“, kam es flugs von den höheren Kommandostäben zurück.

Oberleutnant Lohsen hatte Stein und Bein geflucht über den dämlichen Tommy, der gleich für alle Ewigkeit auf Tiefe gegangen war. Tagelang hatte er die Ölstelle nach Wrackteilen abgesucht – nichts, gar nichts. Nur Öl und immer wieder Öl.

„Wir können nach Ihrem Bericht leider nur mit der wahrscheinlichen Versenkung des Bootes rechnen!“

Das waren die letzten Worte des Kommandanten gewesen.

Die deutschen Untersuchungsstellen nahmen die Versenkungsmeldungen überaus genau. Und wenn das nun auch in manchem Falle recht unbequem sein mochte, so wurden auf diese Art und Weise Phantasieerfolge vermieden.

Und zu dem Beispiel von Oberleutnant Lohsen: Dass U-Boote, vom Angreifer unter Wasser gedrückt, Öl abließen, um damit anzuzeigen „Seht, wir sind getroffen, lasst ab von uns, wir sinken“, und sich in Wirklichkeit in Schleichfahrt aus dem Staube machten, war als Trick schon im Weltkrieg bekannt gewesen. Ein erfolgreicher U-Bootkommandant hatte oft genug lachend erzählt: „Meiner U-Boottoilette, durch die wir im gegebenen Augenblick das Öl auspumpten, hat mancher englische Seeoffizier hohe und höchste Orden zu verdanken – für die erfolgreiche Versenkung meines Bootes!“

Nun, dieses hatte Leutnant Rahmen sich ein für allemal geschworen: Sollte er je ein U-Boot erwischen, ohne die Mütze des Kommandanten würde er nicht nach Hause fliegen.

Fast zwei Stunden war die Fliege, wie die jungen Flieger ihr kleines, schnelles Seeflugzeug vom Typ Arado 196 nannten, an diesem Morgen unterwegs. Früh um drei hatten sie den Startbefehl bekommen. Jetzt ging die Uhr auf fünf.

Dämmeriges, fahles Licht spielte über das Wasser des Skagerraks. Sie schrieben Mai. Es war die Zeit der hellen Nächte. Eigentlich eine Zeit, die dem Tommy das Leben besonders schwer machte. Schließlich musste ein U-Boot hin und wieder einmal auftauchen. Es musste die Batterien für die Unterwasserfahrt nachladen, es musste die Räume durchlüften. Selbstverständlich tauchte man vor allem nachts im Schutze der Dunkelheit auf. Aber hier im Norden war es ein unsicheres, ja ein gefährliches Unternehmen. Es wurde nicht richtig dunkel. Nur eine fahle, dumpfe Dämmerung. Nichts von Finsternis, nichts von schwarzer Nacht. Man konnte ganz getrost um Mitternacht unter freiem Himmel Zeitung lesen.

Keine Frage, dass die Engländer unter diesen Umständen ganz besonders auf der Hut sein mussten, denn die deutschen Flieger waren da. Tags, nachts, zu jeder Stunde. Ihren Augen konnte nichts entgehen. Das war ihre Aufgabe – zu spähen und zu spüren – den Feind und seine Absichten zu erkunden. Man nannte sie nicht umsonst die Jäger der Meere.

Sie flogen auf Nordost-Kurs. In blauer Ferne, weit voraus, hob sich die steile Küste Norwegens aus dem Wasser. Im Osten war ein schmaler heller Streifen auszumachen – Schweden. Nach Westen nichts als Himmel und Wasser bis ins Endlose. Reingefegt lag die Kimm. Keine Spur von Seegang, kaum dass eine leichte Brise das Wasser von Westen her ein wenig aufraute. In großer Höhe kamen ein paar faserige Schönwetterwolken daher gesegelt. Es würde ein guter Tag werden.

Vor einer Stunde war ein Geleit vorübergezogen. Ein großer Transporter, umschwärmt von kleinen wendigen Booten, die im Zickzack-Kurs die U-Bootssicherung fuhren. Die Feldgrauen – für den Norden bestimmt – hatten es sich an Deck mit Schwimmwesten und Rettungsgürteln anscheinend recht bequem gemacht.

Es mochte für die meisten wohl die erste Seefahrt ihres Lebens sein.

Schmidtchen hatte über dem Transporter ein paar Ehrenrunden geflogen und in seiner trockenen Hamburger Art gemeint: „Gut, dass heute keine Löcher im Teppich sind, sonst würde manchem dort unten das Essen aus’m Gesicht fallen!“

Im April stand hier oben an der Wetterecke oft genug eine hohe See. Der Nordwester nutzte die freie Bahn, die Lücke zwischen Dänemark und Norwegen, und kühlte sein Mütchen am Skagerrak. Doch im Mai wurden die Tage ruhiger. Der Sommer fing an.

„Na, was ist mit Ihren Gefühlen, Schmidtchen?“, fragte der junge Leutnant nach einer Weile.

Sie hielten scharf auf die norwegische Küste zu. Vielleicht lauerte hier im Hinterhalt ein Tommy auf den deutschen Geleitzug am Eingang des Oslo Fjordes oder vor der Hafeneinfahrt nach Narvik.

Schmidt erklärte, es wäre noch nicht so weit.

„Wir müssen abwarten.“

Rahmen lachte und sagte, es würde wohl Zeit, dass Schmidt mal auf Urlaub ginge – die Nerven.

Es mochte eine Viertelstunde, aber vielleicht auch eine halbe Stunde vergangen sein. Die Fliege flog jedenfalls gerade den Küstenstrich vor dem Oslo Fjord ab – da hatte Schmidt es plötzlich mit seinen Gefühlen.

„Herr Leutnant!“, schrie er. „Hart Steuerbord, Herr Leutnant!“

Schon legte er die Fliege auf die rechte Fläche und stürzte auf das Wasser hinunter. Rahmen traute seinen Augen nicht. Ein Tommy? Sollte das wirklich ein Tommy sein? Es schien kaum ein Zweifel möglich. Hart Steuerbord war ganz deutlich die Silhouette eines U-Bootes zu sehen, das über Wasser auf die norwegische Küste zuhielt.

„Maschinengewehr klar! Bomben klar!“, meldete Schmidt.

Nun hatte sie das Jagdfieber gepackt. Endlich ein Tommy!

Mit Vollgas jagte die Fliege nun auf ihre Beute zu. Der BMW 132 K Sternmotor donnerte. Schon rückte das Ziel näher – das englische U-Boot.

Da brüllte der Leutnant mit einem Mal in den Motorenlärm hinein: „Himmel, Arsch und Wolkenbruch!“

Schmidtchen saß zerknittert da und wagte es kaum, sich umzudrehen. Blinder Alarm. Ein Felsvorsprung. Eine kleine vorwitzige Klippe hatte sie genarrt!

Die alte Geschichte. Schon mancher Flieger hatte sich hier an der norwegischen Küste täuschen lassen. Die flachen, schwarzen Klippen, die in der Mitte einen Höcker trugen, der sich wie ein U-Bootsturm von der Oberfläche abhob. Und dann das Kielwasser! Das machte es in erster Linie, dass man an ein U-Boot dachte. Durch die Strömung hervorgerufen, stand ein richtiges, schäumendes Kielwasser hinter den Felsvorsprüngen.

„Aber die Ähnlichkeit müssen Sie doch schon zugeben, Herr Leutnant“, meinte Unteroffizier Schmidt nach einer Pause etwas kleinlaut.

Rahmen klopfte ihm auf die Schulter.

„Sie hatten halt so ein Gefühl, Schmidtchen. Was soll man da machen?“

Und Schmidt, wieder obenauf, setzte unversehens hinzu: „Die Nerven, Herr Leutnant!“

Die jungen Flieger der Küstenfliegergruppe ahnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was ihnen in naher Zukunft noch bevorstehen würde und was ihnen dies alles abverlangen würde. Ein Ereignis, das in die Geschichte des Seekrieges eingehen sollte – ein einmaliges Husarenstück, unvergessen für alle Zeiten, warf seine Schatten voraus.

Es geschah gut eine Stunde später, als die Fliege bereits den Rückflug in den Heimathorst angetreten hatte. Sie waren verdrossen – der Leutnant und sein Unteroffizier. Sie waren schlechter Laune. Nichts hatte sich ereignet, gar nichts. Ein Flug ohne Zwischenfälle – wieder einmal. Ja, sie brachten nicht einmal irgendeine Beobachtung mit nach Hause, keine Meldung von Wichtigkeit. Sie schimpften, sie fluchten. Die ganze Fliegerei mochte der Teufel holen!

Da entdeckte der Leutnant querab, unweit der schwedischen Hoheitsgewässer, einen dunklen Punkt auf dem Wasser. Nichts weiter. Querab ein dunkler Punkt, unauffällig, unscheinbar.

„Sollte das“, sagte Rahmen und hob das Glas an die Augen, „sollte – das – ein – Unterseeboot sein, Schmidtchen?“

Schmidt war vorsichtig geworden. Nein, Schmidt zuckte die Achseln.

„Möchte mich dazu nicht äußern, Herr Leutnant. Das heißt, mein Gefühl hat mich heute schon einmal genarrt.“

Rahmen ließ ihn nicht ausreden.

„Mit Vollgas ran!“, befahl der Leutnant unmissverständlich.

Und nun folgte eine Minute voller Spannung. Rahmen schmerzten die Augen, so unentwegt starrte er auf den dunklen Punkt, der langsam näher rückte und größer wurde.

„Wenn mein Gefühl nun doch…“, fing Schmidtchen wieder an.

Aber der Leutnant hatte nun keine Zeit mehr für Gefühle. U-Boot oder nicht, das war die brennende Frage, die alles entschied. Zweifellos schwabbelte dort unten auf dem Wasser ein Schiff herum, aber sollte es sich gerade um ein U-Boot handeln, ein feindliches U-Boot?

„Auf fünfzig Meter herunter!“, donnerte die Stimme von Rahmen mit kalter Entschlossenheit.

Und eine knappe Minute später hatten sie Klarheit. Es war tatsächlich ein feindliches Unterseeboot. Ein langer, grauer Stahlfisch, in der Mitte der breite Turm, am Bug die Netzsäge, auf der Back das schwenkbare Geschütz. Nein, hier gab es keine Täuschung. Nichts von Felsvorsprüngen und schwarzen Klippen. Ein U-Boot, ein ausgewachsenes, englisches U-Boot.

„Schauen Sie sich das an, wie der Tommy zu zucken anfängt! Jetzt ein Stück auf Steuerbordbug, jetzt hart Backbord. Einen glitzernden grünen Schaumstreifen zieht es hinter sich her“, meinte der junge Leutnant und hielt unentwegt das schwere Zeiss-Glas vor seine Augen.

In seinem Kopf arbeitete es. Leutnant Rahmen hatte nun alles blitzschnell überlegt. Funkspruch an die Küstenstation, das ist das erste.

„In Quadrat X feindliches U-Boot. Beordert zur Aufbringung sofort U-Boot-Jäger der Kriegsmarine sowie zweites Flugzeug zur Sicherung!“, gab er zur Gegenstelle durch.

Schon zog die Fliege eine elegante Kurve über der Beute. Da lag es in seiner ganzen Länge unter ihnen, tatsächlich und ohne den geringsten Zweifel ein englisches Unterseeboot – ein waschechter Tommy!

„Zum Bombenangriff auf Höhe!“

Der Leutnant dachte sehr wohl an die Mütze des Kommandanten. Nein, er wollte den Tommy nicht mit Mann und Maus versenken. Er hatte seine Pläne – große, verwegene Pläne. Diese Gelegenheit ergab sich nur einmal im Leben.

„Heck anfliegen!“, erklang wieder der eisig kalte Befehl aus dem Mund des Offiziers.

Leutnant Rahmen hatte den Entschluss gefasst, dem Briten zuerst einen der Sprengkörper aufs Heck zu werfen – zur Drohung sozusagen.

Es war schon beeindruckend, wie die Arado 196 sich hinunterstürzte! Der Leutnant blickte starr in die Tiefe. Jetzt hatte er das Heck im Visier und es ging los!

Unteroffizier Schmidt spürte am Steuerknüppel, wie die Maschine leichter im Ruder wurde. Befreit vom zusätzlichen Gewicht der Bombe, wollte sie einen Satz nach oben machen. Der Flugzeugführer steuerte jedoch sofort dagegen.

Kurz nachdem sie das feindliche Unterseeboot überflogen hatten, rumste es hinter ihnen.

Urplötzlich verwandelte sich die spiegelglatte Oberfläche in einen schäumenden, spritzenden Wasserberg. Der Teufel war los. Es sprudelte, es zischte, es wogte in der Tiefe. Jedoch hatte die Bombe zu kurz gesessen, ein wenig zu kurz, eben vor dem Heck des Bootes. Nur wenige Meter hatte der Sprengkörper sein Ziel verfehlt.

„Neuer Angriff!“, durchschnitt die Stimme des Leutnants die Gedanken von Unteroffizier Schmidt.

Es dauerte kaum eine Minute, da hatte die Fliege wieder Höhe gewonnen und brauste mit heulendem Motor drohend heran.

Plötzlich zogen Leuchtspurfäden in die Höhe und knapp an der Ar 196 vorbei.

„Verdammt“, murmelte Rahmen und duckte sich zusammen.

Der Tommy wehrte sich. Weitere MG-Garben knatterten vom Turm des englischen U-Bootes in die Höhe. Kaum zu hören im Donner des Neunzylinder Sternmotors, aber umso deutlicher zu sehen. Die Gegner feuerten mit Leuchtspurmunition, um ihre Schüsse besser verfolgen und gegebenenfalls korrigieren zu können!

Schmidt jedoch war eiskalt vor Ruhe. Er nahm die Gefahr wahr, doch längst schon hatte ihn das Jagdfieber gepackt. Er sah nur noch sein Ziel – das Heck des Unterseebootes.

Nun drückte er den Knüppel nach vorn. Gierig wie ein Habicht stürzte sich die Fliege wieder in die Tiefe. Die 960 Pferdestärken des BMW Motors zogen den Seeaufklärer immer schneller in die Tiefe.

Rums.

„Bombe II ist gefallen!“

„Die hat gesessen“, brüllte Schmidt in die Detonation hinein.

Er hatte wieder am Steuerknüppel gemerkt, dass seine Maschine leichter wurde.

Schnell zog die Fliege in einer steilen Rechtskurve über das U-Boot hinweg, um die Wirkung des Wurfes zu erkunden.

Bei Gott, die Bombe hatte gesessen. Das Heck des Bootes war aufgerissen und sackte langsam weg. Aber der Tommy schien damit keineswegs genug zu haben. Immer noch zischte MG-Feuer aus dem Turm zum deutschen Aufklärer nach oben.

„Auf ihn mit Gebrüll!“, schrie nun Rahmen gegen den Lärm des aufheulenden Motors. Er jagte, während die Fliege nun in einem möglichst engen Kreis wieder auf das U-Boot zuhielt, einen wilden Feuerstrahl aus seinem Maschinengewehr.

Tack-tack-tack – tack-tack-tack…

„Oh, das wirkt“, dachte sich Schmidt, der die Wirkung des Beschusses beobachten konnte.

Nicht nur, dass die Tommies dort unten auf dem Turm den schwarzen Vogel mit heulendem Motor auf sich zustürzen sahen, nein, die Einschläge. Hier sagte es klack, da sagte es klack, kreisrunde Löcher auf Oberdeck und in der Turmwand. Löcher, durch die ein ausgewachsener Seemann getrost seinen Arm stecken konnte.

Nein, jetzt handelte es sich nur noch um Sekunden und der letzte Tommy hatte den Turm verlassen. Jetzt konnten sie springen. Noch ein paar Köpfe am Niedergang – schon zog der letzte das Turmluk hinter sich zu.

„Prost Mahlzeit“, sagte der Leutnant grinsend, holte tief Luft und wunderte sich erst mal eine Sekunde lang über das riesige englische Boot, das nun scheinbar bewegungslos unter ihnen auf dem Wasser dümpelte. Rahmen kannte die großen deutschen Boote, aber dieser Tommy schien mehr als die doppelte Größe zu haben.

Schmidt III kam endlich dazu, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.

„Gott sei gelobt und gepfiffen – waren das aufregende Minuten. Hab ich’s nicht gesagt, mein Gefühl, Herr Leutnant?“

Rahmen hatte nun nichts mehr gegen die Gefühle seines Flugzeugführers. Er reichte ihm lachend die Hand nach vorn.

„Sie sind ein richtiger Prachtkerl – Schmidtchen!“

Und Schmidt, während er immer noch über dem U-Boot kurvte, Schmidt nickte fröhlich zurück und sagte mahnend: „Nun holen wir uns aber die Mütze des Kommandanten!“

Daran hatte der Leutnant schon lange gedacht. Was konnte der Tommy jetzt unternehmen? Tauchen? Nach dem Bombentreffer kaum. Das Heck lag unter Wasser, zudem machte sich allmählich eine starke Schlagseite nach Backbord bemerkbar. Wenn nur das zweite Flugzeug erst käme und der U-Boot-Jäger der Kriegsmarine!

Da hatte Rahmen einen Gedanken.

„Um den Turm kurven!“

Er würde den Turm mal ein bisschen mit seinem MG beharken. Vielleicht meldeten sich dann die Herren.

Tack-tack-tack…

Pause.

Tack-tack-tack…

Schon klafften ein paar neue kreisrunde Löcher an der Vorderkante des Turmes.

Noch einmal – Tack-tack-tack…

Pause.

Tack-tack-tack…

Da ereignete sich das Unglaubliche. Das Turmluk öffnete sich. Das heißt, zunächst wurde es von innen nur ein wenig angehoben. Ein bärtiges Gesicht erschien, ein Tommy blickte vorsichtig erst nach rechts, nach links und dann in die Höhe. Da nichts weiter geschah, warf er das Luk blitzschnell zurück, sprang heraus und schwenkte in der gleichen Sekunde mit beiden Händen ein weißes Kleidungsstück über seinem Kopf hin und her. Es war ein Bettlaken, vielleicht auch ein Hemdfetzen.

„Heiliges Kanonenrohr!“

Der Leutnant war starr vor Staunen. Wenn er alles erwartet hatte, aber dieses nicht, dieses niemals.

Schmidt warf aufgeregt die Hände in die Höhe und jubelte. Er brüllte ein über das andere Mal: ,,Kapitulation! Die geben auf! Die geben tatsächlich auf!“

Aber noch war Vorsicht geboten. Könnte es sich nicht auch um ein ausgefuchstes Täuschungsmanöver handeln?

Da in diesem Augenblick das zweite Flugzeug ein paar hundert Meter querab in Sicht kam, befahl Rahmen: „Landen! Wollen mal sehen, was die Tommies dort unten sich so vorstellen!“

Man stelle sich nur dieses ungewöhnliche Bild vor. Da schwamm in frühester Morgenstunde ein englisches U-Boot auf dem Wasser, ein riesiger Stahlfisch, gigantisch in seinen Ausmaßen. Oben auf der Brücke stand ein Tommy und schwenkte die weiße Flagge, schwenkte unentwegt die weiße Flagge. Und hinter ihm drängte jetzt ein Besatzungsmitglied nach dem anderen aus dem Turmluk heraus ans Tageslicht. Und vielleicht zwanzig bis dreißig Meter neben dem waidwunden Engländer landete nun ein kleines deutsches Seeflugzeug, die Fliege mit Leutnant Rahmen und Schmidt III an Bord. Und diese beiden hielten das ganze riesige U-Boot in Schach!

Zwei Seeflieger einer deutschen Küstenfliegerstaffel! Wenn es nicht wahrhaftig an einem Sonntag im Monat Mai des Kriegsjahres 1940 passiert wäre – man möchte es für Seemannslatein, für eine Münchhausengeschichte halten!

Zunächst also schwamm die Fliege in gebührlicher, sicherer Entfernung von dreißig Metern um das englische Boot einmal im Kreis herum. Der Leutnant war vorsichtig. Ja, er ging sogar so weit, den winkenden Männern auf dem Turm vorsichtshalber noch eine kurze Salve vor die Nase zu setzen. Zur Warnung!

Schmidt III machte große Augen, als er jetzt die ganze Länge des Bootes übersah. So etwas hatte er denn doch noch nicht erlebt.

„Donner und Doria, das ist ja mal eine fette Beute, Herr Leutnant!“

Nachdenklich sagte Rahmen: „Ist nun nur die Frage, wie wir das Prachtstück nach Hause kriegen. Wäre doch 'n Ding, Schmidtchen, wenn wir da ein ausgewachsenes englisches U-Boot mit Mann und Maus angeschleppt brächten. Dann können wir uns bestimmt auch die Mütze des Kommandanten schenken!“

Darüber machte Schmidt III sich nun allerdings zunächst noch keine Gedanken.

Er setzte vielmehr ein feierliches Gesicht auf und sagte, dieses hier wäre seine größte Stunde…

Nein, der Leutnant schüttelte energisch den Kopf. Nichts von Feierlichkeit.

Zunächst dann doch sicherheitshalber die Mütze des Kommandanten. Ein Beutestück, das ist wichtig. Sicher ist sicher. Wären die Tommies nicht imstande, in der nächsten Minute auszusteigen und ihr Boot hinter sich zu versenken? Derartiges war aus dem Weltkrieg zur Genüge bekannt.

Jetzt, wo sie in aller Ruhe an dem Boot entlang schwammen, waren auch die Kennzeichen deutlich auszumachen. M 37 stand in weißen Ziffern unter der Oberkante des Turmes und Whale, der Name des Bootes darunter, Wal auf Deutsch.

Da hatte der Leutnant einen Gedanken, einen guten Gedanken, den besten, den kühnsten Gedanken seines noch jungen Lebens.

„Drück die Daumen, Schmidtchen“, sagte er, richtete sich in seinem Sitz auf, legte die Hände als Schalltrichter an den Mund und brüllte folgendes zu den Engländern hinüber: „Hello, hello, I wish your commander to swim to my aeroplane – immediately!” (Der Kommandant möge unverzüglich zu meinem Flugzeug schwimmen!)

Ratloses Schweigen auf dem Turm. Betretene Gesichter. Nach ein, zwei Minuten kamen Zeichen: Sie hätten nicht verstanden.

Schmidt ließ die Fliege etwas dichter an das Boot heranrollen, auf fünfundzwanzig Meter etwa, dann setzte Rahmen noch einmal an: „Hello, hello – I wish your commander to swim to my aeroplane – make haste!”

Pause.

„Herr Leutnant, wenn das gelingt“, sagte Schmidt leise, „das Gesicht unseres Kommandeurs zu Hause möchte ich sehen!“

Rahmen hielt das Maschinengewehr auf den Turm gerichtet. Sie hatten jetzt verstanden, drüben auf dem Boot, ohne Zweifel. Sie standen dicht zusammen, vier, fünf Mann. Sie berieten.

Eine Minute verstrich. Eine lange Minute.

Da sagte Rahmen: „Verfluchte Tommies. Die hohen Herren sollen sich gefälligst beeilen!“

Und zum Zeichen, dass es ihm, Leutnant Rahmen, bitterernst mit seiner Aufforderung war, setzte er dem Unterseeboot, zur Ermunterung sozusagen, erneut ein paar leuchtende Schüsse vor den Turm.

Tack-tack-tack…

Doch wieder passierte nichts da drüben. Die Herren berieten noch immer.

Gerade wollte der Leutnant eine zweite MG-Garbe hinüberjagen, als ein schlanker, großer Mann, der eine strahlend weiße Mütze trug, auf den Turmrand stieg.

„Der Kommandant!“, jubelte Schmidt.

Rahmen war Offizier, jawohl, und ein Offizier handelte in jeder Lage kalt und nüchtern. Aber Rahmen war jung, blutjung und er fragte sich jetzt eine Sekunde lang, ob da drüben wirklich und wahrhaftig ein englisches U-Boot lag und ob da in diesem Augenblick wirklich und wahrhaftig der englische Kommandant auf dem Turmrand stand, die Schwimmweste umgelegt und bereit, zu ihm herüberzuschwimmen. Ja, der Leutnant fragte sich, ob er nicht vielleicht doch nur in einem Film der Wochenschau saß oder in einem dieser amerikanischen Sensationsfilme.

Doch schon sprang der große, schlanke Mann drüben mit einem flachen Kopfsprung ins graugrüne, kalte Wasser!

Und nun schlug sich Rahmen vor Begeisterung auf die Schenkel. Kein Traum, kein Film, nackte Wahrheit. Jetzt würde er bei Gott nicht nur die Mütze des Kommandanten mit nach Hause bringen, sondern den Kommandanten persönlich! Ein unwiderlegbarer Beweis.

Rahmen war sich im Klaren darüber, dass er am Anfang nicht im Entferntesten geglaubt hatte, die Engländer würden seiner Aufforderung nachkommen. Keine Frage, es war ein Versuch, ein kühner Versuch. Ein kleines Seeflugzeug, nur schwer manövrierfähig auf dem Wasser, fast wehrlos – dagegen ein großes U-Boot mit Geschütz und Maschinengewehren.

Nein, Rahmen wüsste schon, was er täte, wenn er jetzt im Turm des U-Bootes stände.

„Gratuliere, Herr Leutnant“, sagte Schmidt und strahlte über sein ganzes breites Jungensgesicht. „Ich stell’ mir schon die ganze Zeit vor, was der Kommandeur wohl für Augen macht, wenn wir zu Hause plötzlich einen echten englischen U-Boot-Kommandanten ausladen!

---ENDE DER LESEPROBE---