Lass dich verführen: Große Gefühle bei Knaur #05 - Anne Lück - kostenlos E-Book

Lass dich verführen: Große Gefühle bei Knaur #05 E-Book

Anne Lück

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Beschreibung

Lässt du dich gerne von romantischen Geschichten verführen? Schlägt dein Herz auch für gefühlvolle, mitreißende und queere Romane? Dann ist dieser Leseproben-Mix genau das Richtige für dich! Tauche in »This is our show« von Anne Lück ein in die schillernde Welt des Jax, einer Bar der etwas anderen Art. Dort trifft die 20-jährige Dawn auf der Flucht vor einer wichtigen Entscheidung auf den Bar-Besitzer und Büchernerd Silas. Wie sich herausstellt, hat allerdings nicht nur Dawn etwas zu verbergen … In Alicia Zetts neuem Roman »Maybe not tonight« kämpft Luke ebenfalls mit seinen Gefühlen: Als Au pair in Vancouver lernt er den Studenten Jackson kennen, der ihm zeigt, was es wirklich bedeutet, lebendig zu sein. Aber wäre es klug, sich auf Jackson einzulassen, wenn bereits in wenigen Monaten sein Flug zurück nach Deutschland geht? Diese und zwei weitere Geschichten von Casey McQuiston und Lilly Lucas findest du in der Leseproben-Sammlung zu den verführerischen Liebesromanen des Knaur Verlages. Große Gefühle garantiert! Dieses kostenlose eBook enthält Leseproben zu: - Anne Lück, »This is our show« - Alicia Zett, »Maybe not tonight« - Casey McQuiston, »One last stop« - Lilly Lucas, »New Horizons«

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Seitenzahl: 126

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Lass dich verführen: Große Gefühle bei Knaur

Ausgewählte Leseproben von Anne Lück, Alicia Zett, Casey McQuiston & Lilly Lucas

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

VorwortAnne Lück – This is our showAlicia Zett – Maybe Not TonightCasey McQuiston – One Last StopLilly Lucas – New Horizons
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Liebe Leserin, lieber Leser,

 

bist du auf der Suche nach romantischen Geschichten, in die du versinken kannst, die dich zum Träumen bringen oder die dir die Zeit verkürzen, bis du selbst deine große Liebe triffst (falls du sie nicht schon gefunden hast)? Dann möchten wir dir unsere Lieblingsromane aus dem Frühjahrsprogramm 2021 ans Herz legen. Wir hoffen, dass du in dieser Leseproben-Sammlung genau die Geschichte findest, die dich ins Herz trifft.

Lass dich in Anne Lücks This is our show in die schillernde Bar Jax entführen. Dort trifft die zwanzigjährige Dawn auf der Flucht vor einer Entscheidung auf den Barbesitzer und Büchernerd Silas. Wie sich herausstellt, hat allerdings nicht nur Dawn etwas zu verbergen …

Leben heißt loslassen – und deinem Herzen folgen. Sich das zu trauen, ist eine andere Sache. Das erfährt der neunzehnjährige Luke in Alicia Zetts Maybe Not Tonight. Als Au-pair in Vancouver trifft er auf Jackson, der ihn fasziniert und ihn gleichzeitig vor die Frage stellt, was er eigentlich will.

Manchmal muss man das, woran man geglaubt hat, auf den Prüfstand stellen. August in Casey McQuistons One Last Stop glaubt überhaupt nicht an die Liebe. Schon gar nicht an die kitschige Version, über die ganze Filme gedreht werden. Doch dann lernt sie während einer U-Bahn-Fahrt Jane kennen …

Lilly Lucas entführt dich in New Horizons in die idyllische Kleinstadt Green Valley in den Rocky Mountains. Dort bekommt es Annie mit dem Netflix-Star Cole Jacobs zu tun. Er ist ihr zu aufgeblasen, zu oberflächlich – und außerdem hat sie echt andere Probleme, als sich mit einem solchen Kerl rumzuschlagen. Bis sie eine völlig unerwartete Seite von Cole kennenlernt …

Wir wünschen dir wunderschöne und romantische Lesestunden.

 

Dein

Droemer Knaur-Team

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Anne Lück

This is our show

Auf der Flucht vor einer Entscheidung, die sie einfach nicht treffen kann, landet die zwanzigjährige Dawn im Jax. In der warmen und herzlichen Atmosphäre der Bar mit ihrem bunten Publikum fühlt Dawn sich zum ersten Mal frei und gleichzeitig geborgen. Das liegt nicht zuletzt an Silas, dem Besitzer der Bar, der ihre Liebe zu Büchern teilt. Doch nicht nur Dawn verbirgt ein Geheimnis, und die scheinbar heile Welt des Jax ist von mehr als einer Seite bedroht. Während Dawn alles unternimmt, um Silas zu helfen, kommen die beiden sich näher – bis Silas erfährt, wovor Dawn davonläuft …

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Kapitel 1

Der kleine Parkplatz der Liberton University war gänzlich vollgestellt, als ich meinen alten Jeep daraufrollen ließ. Ich beugte mich nach vorn, um besser sehen zu können, während ich langsam an ein paar schrottreif aussehenden Kleinwagen vorbeifuhr, die entweder Studenten oder unterbezahlten Professoren gehören mussten. Es war fast dunkel, und dieser Teil des Campus war erschreckend schlecht beleuchtet. Ich spielte schon mit dem Gedanken, umzukehren und in einer der vielen Seitenstraßen mein Glück zu versuchen, da konnte ich von Weitem endlich eine freie Lücke sehen. Stiles, wie ich meinen Wagen liebevoll nannte, gab ein zufrieden klingendes Brummen von sich, als ich darauf zusteuerte.

Der Stellplatz war klein, aber im Gegensatz zu den hiesigen Studenten war ich ein Profi im Einparken – eine notwendige Eigenschaft, wenn man zum sechzehnten Geburtstag einen wenig empfindlichen, kurz vor der Ausrangierung stehenden Jeep geschenkt bekam. »Der ist robust, da kann dir nichts drin passieren«, hatte mein Dad damals vor fünf Jahren betont. Ich brauchte nur zwei Züge, dann stand Stiles perfekt in der Lücke, als wäre er schon immer hier gewesen.

Ich war angekommen. Endlich.

Langsam löste ich die Finger vom Lenkrad, ließ für einen Moment zu, dass sie unkontrolliert zitterten, bevor ich sie in einer Faust zusammenpresste und so zur Ruhe zwang. Mein Herz raste, aber das hatte es die gesamte Fahrt getan – beinahe drei Stunden über den Highway, seit ich High Stowe verlassen hatte.

Ich atmete tief durch, während ich durch die Windschutzscheibe das große Lehrgebäude am Ende des Parkplatzes anstarrte. Einige Fenster waren beleuchtet, obwohl es bereits nach neun Uhr abends war, anscheinend fanden dort auch um diese Uhrzeit Vorlesungen oder AGs statt. Weil das Licht im Innenraum meines Autos beim Abstellen des Motors ausgegangen war, knipste ich es manuell wieder an und griff nach der Sporttasche auf dem Beifahrersitz. Mein Handy lag ganz oben, und mir wurde übel, als ich das Display anschaltete. Die Anzeige erinnerte mich an die zwölf Anrufe in Abwesenheit, die ich beim Fahren geflissentlich ignoriert hatte, sobald ich den Namen der Anruferin sah. Mom. Zusätzlich hatte sie mir unzählige Nachrichten geschickt, die neueste ploppte gerade erst auf: »DAWN RUF MICH SOFORT ZURÜCK DAS KANN NICHT DEIN ERNST SEIN«, wie immer komplett in Großbuchstaben und ohne Satzzeichen, weil sie nicht wusste, wie man die benutzte. Ich drückte die Nachricht weg.

Nellie hatte mich nicht zurückgerufen, obwohl ich ihr in der letzten Stunde gefühlt hundertmal auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte. Ich versuchte noch einmal, sie zu erreichen, aber sie ging erneut nicht ran.

Das war nicht ungewöhnlich für meine beste Freundin. Manchmal vergaß sie stundenlang, dass sie überhaupt ein Handy besaß. Sie liebte es, Briefe und Postkarten zu schreiben, aber mit regelmäßigen elektronischen Nachrichten tat sie sich für jemanden in unserem Alter überraschend schwer. Ich war komplett allein in einer mir fremden Stadt.

Was habe ich getan? Ist das tatsächlich alles passiert?

Plötzlich hatte ich das Gefühl, in der warmen, schweren Luft im Inneren meines Wagens zu ersticken. Ich stieß die Fahrertür auf und atmete hektisch ein. Kurz drehte sich die Welt um mich herum wie nach einer wilden Karussellfahrt, bevor sich alles langsam in seine festen Formen zurückbewegte. Als der Drang, sich zu übergeben, nachgelassen hatte, suchte ich fieberhaft nach einer Lösung und erinnerte mich an ein Gespräch mit Nellie. Eigentlich war sie kein Mensch, der sich beklagte, aber bevor sie nach Liberton gezogen war, hatte sie sich immer wieder über ihre Zimmernummer aufgeregt. »66? Wirklich? Das ist meine Unglückszahl, doppelt gleich! Das kann doch kein guter Start in mein Studentenleben sein«, hatte sie geschimpft, bevor sie immer ihr Grinsen wiedergefunden hatte. »Denkst du, ER hat auch in diesem Zimmer gewohnt und dort die ersten Seiten getippt?«

Einen Moment überlegte ich, ob ich die Sporttasche mitnehmen sollte. Dann entschied ich, dass ich erst einmal mit Nellie reden musste, bevor ich mit der Tür ins Haus fiel. Also zog ich nur die Jeansjacke fester um meine Schultern, stieg aus und gab Stiles einen letzten Klaps auf die geschlossene Fahrertür. »Bin bald zurück, Kumpel.«

Der Campus der Liberton University war nicht besonders groß, was wahrscheinlich daran lag, dass Liberton an sich nicht besonders groß war. Es war eine Kleinstadt, an deren Universität nur Einwohner und Menschen aus der näheren Umgebung studierten. Nellie hatte mir am Anfang ihres ersten Semesters vor einem Jahr erzählt, dass fast alle Studenten sich untereinander kannten oder zumindest jemanden kannten, der jemanden kannte. Alle, bis auf sie. Sie war aus einem anderen Grund hier.

Als ich den gepflasterten Weg zwischen den Lehrgebäuden entlanglief, kribbelte Vorfreude in meinem Magen, trotz der beängstigenden Situation, in der ich mich befand. Das hier war DIE Stadt. DIE Universität, auf die mein größtes Kindheitsidol gegangen war, und es machte mich ein wenig atemlos. Was für ein verrücktes Gefühl. Wahrscheinlich war er genau hier langgelaufen, jeden Tag, auf dem Weg zu seinen Kursen. Da, wo ich jetzt einen Schritt vor den anderen setzte.

Es waren noch einige Studenten unterwegs, deren gleichmäßiger Strom mich in Richtung des Studentenwohnheimes führte, ohne dass ich groß danach suchen musste. Das Gebäude war weitaus weniger eindrucksvoll als die alten Backsteinbauten, die sonst hier auf dem Campus standen. Es war nicht sonderlich hoch und von einem geschmacklosen Mausgrau. Einzig die dunkle Holztür und die Fensterrahmen nahmen dem Gebäude ein wenig den Anblick einer Einrichtung für jugendliche Straftäter.

Statt dem Äußeren des Wohnheims weiter Beachtung zu schenken, erklomm ich die drei Stufen zum Eingang und drückte mich an ein paar Studenten vorbei durch die offen stehende Tür, und ich hatte das Gefühl, dass sie mich anstarrten. Vielleicht spielte mir aber nur meine Nervosität einen Streich und mich beachtete gar keiner. Zumindest hielt mich niemand auf.

Im Erdgeschoss waren nur die Zimmer 1 bis 50, deshalb machte ich mich auf den Weg die Treppe nach oben. Währenddessen überlegte ich, wie ich das Gespräch auf das bringen sollte, was passiert war. Wie ich ihr alles erklären sollte, ohne dass sie so durchdrehte wie die anderen. Als ich vor Zimmer Nummer 66 stand, hatte ich immer noch keine Idee. Also verließ ich mich auf mein Improvisationstalent und klopfte laut an die helle Holztür. Bitte flipp nicht aus.

Aber es öffnete niemand. Ich wartete ein paar Momente und klopfte dann wieder. Plötzlich stieg in mir die Angst auf, dass sie gar nicht hier war. Vielleicht hatte sie sich zu einem spontanen Heimatbesuch entschieden. Vielleicht schlief sie heute bei einer Studentenkollegin oder war ausgegangen.

»Nellie?« Ich klopfte erneut. »Bist du da? Himmelherrgott, bitte sei da, Nellie.«

»Dawn?«

Erschrocken fuhr ich herum, als die Stimme aus einer anderen Richtung kam, als ich sie erwartet hatte. Nellie steckte ihren Kopf aus einer der Türen auf der linken Seite des Flures. Ihre Haare waren in einen Handtuchturm gewickelt, sie trug einen weißen Pyjama, und sie hatte die Augen weit aufgerissen. »Dawn, was machst du denn hier?«

Ein helles Strahlen erleuchtete ihr gesamtes Gesicht, und sofort fühlte sich mein Innerstes leichter an. Meine Probleme rückten etwas in den Hintergrund, hinter die Freude, sie endlich wiederzusehen. Allerdings nur, bis ihr plötzlich die gute Laune aus dem Gesicht fiel. »Moment. Sag mir, dass du nicht an der Tür geklopft hast. Bitte.«

»Was? Warum?«, fragte ich alarmiert, als sie schon auf Socken über den Flur zu mir geeilt kam. Im selben Moment ging ganz plötzlich, einem Knall gleich, die Tür vor mir auf.

»SAG MAL, SPINNT IHR, UM DIE UHRZEIT HIER TERROR ZU MACHEN?«

Erschrocken sah ich das Mädchen im Türrahmen von Zimmer Nummer 66 an. Sie trug einen Bademantel, und ihre kurzen schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab, als wäre sie gerade aus dem Bett gefallen. War sie wohl auch, ihrer wütenden Miene und dem improvisierten Outfit nach zu urteilen.

»Entschuldige!«, mischte sich Nellie neben mir ein. »Meine Freundin wusste nicht, dass sie um diese Uhrzeit nicht mehr klopfen kann. Wir sind jetzt still, versprochen.«

»Das hoffe ich!«, fauchte das Mädchen, bevor sie die Tür direkt vor meiner Nase zuknallte. Ich blinzelte irritiert. »Was … war denn das?«

»Meine Mitbewohnerin«, erklärte Nellie atemlos. »Hannah. Sie geht jeden Abend um zwanzig Uhr dreißig ins Bett und steht um vier Uhr dreißig auf, nach, wie sie es sagt, ihren dringend benötigten neun Stunden Erholungsschlaf. Sie geht dann joggen, frühstückt und lernt vor den ersten Vorlesungen. Total verrückt.« Sie verdrehte die Augen, dann musterte sie mich von oben bis unten, und das Strahlen kehrte in ihr Gesicht zurück. Im nächsten Moment lag ich in ihren Armen. »Dawn, ich freue mich so, dass du da bist! Was für eine Überraschung, wieso hast du nicht vorher angerufen?«

Ich wollte ihr sagen, dass ich es mehrere Male versucht hatte, aber bei ihrer Umarmung blieben mir die Worte einfach im Hals stecken. Ich merkte, wie ich plötzlich mit den Tränen kämpfen musste, jetzt, da ich keine Fassade mehr aufrechtzuerhalten hatte. Wie eine Ertrinkende klammerte ich mich an meine alte Freundin, und sie ließ es zu. Erst nach ein paar Sekunden fragte sie: »Was ist passiert?«

Ihre Stimme war ernst, wachsam. Ich löste mich von ihr und sah in ihre besorgten Augen. »Ich hab Scheiße gebaut, Nellie«, brachte ich erstickt hervor. »Ich kann nicht mehr nach Hause.«

 

Der Aufenthaltsraum im zweiten Stock erinnerte mich auf eine seltsam beruhigende Art und Weise an das Ferienlager im Wald, in dem Nellie und ich in der Grundschule unsere Sommer verbracht hatten. Der große Esstisch, der Bücherschrank, die Stühle – einfach alles war aus einem hellen, fast orangefarbenen Holz, abgesehen von der Couch, auf der Nellie und ich saßen. Das einstmals braune Kunstleder war abgegriffen, an manchen Stellen heller, an anderen dunkler geworden.

Ich starrte auf den Rücken des Buches, das aufgeschlagen neben mir lag, und erklärte, weshalb Nellie den Abend nicht in ihrem Zimmer, sondern hier verbracht hatte. Zwei Reisende in Neuseeland von River Lexington, Nellies Lieblingsbuch. Sie las es bestimmt schon zum vierzigsten Mal.

»Hab ich dich richtig verstanden?« Nellie schüttelte leicht den Kopf. »Du tauchst hier spätabends auf, ohne richtige Vorankündigung, willst für eine Weile – die du nicht definierst – in Liberton bleiben, brauchst einen Schlafplatz, einen Job – aber willst keinerlei Erklärung liefern, warum das so ist?«

So, wie sie das sagte, klang es wirklich verrückt. Trotzdem bewegte ich meinen Kopf zu einem leichten Nicken. »Ich bin hergekommen, weil ich wusste … dachte, dass du nicht nachfragen wirst. Genau das ist es, was ich gerade brauche. Und ich weiß, dass das ohne viele Informationen schwierig ist, aber …« Mehr als ein Schulterzucken bekam ich nicht mehr zustande.

Nellie starrte mich an, sekundenlang. Dann seufzte sie tief. »Hast du jemanden umgebracht? Ist die Polizei hinter dir her?«

»Nein.« Ihre Worte brachten mich zum Lachen.

»Ich frage nur, um zu wissen, wie gut ich dich verstecken muss.«

»Du musst mich nicht verstecken. Es ist, wie ich es sage: Ich brauche etwas Zeit, einen Schlafplatz und möglicherweise einen Job.«

Sie hielt meinen Blick mit ihrem fest. Es war eindeutig, dass sie weiterfragen wollte, dass sie wissen wollte, was passiert war. Aber das Einzige, was noch über ihre Lippen kam, war ein »Okay«.

»Okay?« Eine Welle der Erleichterung schwappte durch meinen gesamten Körper. Ich hatte eigentlich gewusst, dass auf Nellie Verlass war, aber ein Rest Angst war doch geblieben.

Nellie sah mir das wohl an, denn sie lachte. »Wenn du mit einer anderen Antwort gerechnet hättest, wärst du wahrscheinlich nicht hier. Und ich werde auch nicht nachfragen, versprochen.«

»Nur, bis ich so weit bin«, versicherte ich ihr. Und ich hoffte wirklich, dass ich das bald sein würde, denn eigentlich hatte ich dringend Redebedürfnis. Aber jetzt mussten erst mal die wichtigeren Dinge geklärt werden.

»Ich brauchte einen Tapetenwechsel, so viel Info kann ich dir schon geben. Deshalb hatte ich gehofft …« Ich beendete den Satz nicht, er blieb einfach zwischen uns stehen.

Und bei einem Blick in ihr Gesicht wusste ich bereits, wie die Antwort lauten würde.

Nellie biss sich auf die Unterlippe, als würde sie fieberhaft nach einem Ausweg suchen, aber ich schüttelte bereits den Kopf. »Ich kann nicht bei der übernachten.«

»Dawn, du weißt, ich würde alles für dich tun, aber die Regeln hier sind unheimlich streng, und Hannah ist die schrecklichste Petze der Welt.« Eine steile Falte bildete sich auf ihrer Stirn. »Weißt du was? Vergiss Hannah. Zumindest heute Nacht kannst du hier schlafen, und morgen finden wir dann einen anderen Ausweg. Wir müssen uns mein Bett teilen, aber das geht schon. Vielleicht kann ich Hannah irgendwie bestechen … irgendeine Lösung finden wir schon.«

Ich musste lachen, auch wenn mein Herz schwer wurde. »Ich weiß das zu schätzen, Nellie, wirklich. Aber ich will dir keinen Ärger einbringen.«

»Als hätte ich jemals Angst vor Ärger gehabt!«