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Istrien und die Kvarner Bucht schenken uns Landstriche von zauberischer Schönheit, mit einer Fülle reizvoller Szenerien: Auf den Hügeln thronen trutzige Dörfer, während sich in den Flusstälern fruchtbare Äcker in die Senken schmiegen. An den Küsten, wo türkisgrüne Wellen gegen das Gestein schlagen und der Duft von Lavendel, Rosmarin und gegrilltem Fisch oder Lamm in der Luft liegt, erzählen Palmen und Agaven von Seefahrern, die ferne Kontinente bereist und Saatgut mitgebracht haben. Susanne Schaber folgt den Spuren der Geschichte bis ins Heute, sie spricht mit Wein- und Olivenbauern und wandert von den Bergen bis ans Meer, immer auf der Suche nach dem Glück, das hier allerorts um die Ecke biegt.
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Seitenzahl: 123
Susanne Schaber
Wo der Stein blüht
Picus Verlag Wien
Copyright © 2023 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien
Alle Rechte vorbehalten
Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien
Umschlagabbildung:
© EXTREMFOTOS/Adobe Stock
ISBN 978-3-7117-1117-5
eISBN 978-3-7117-5504-9
Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unter
www.picus.at
Wo der Stein blüht
Leinen los und Kurs nach Süden
Abbazia oder: Ein Kurort sticht in See
Flysch, Mergel, Ton – Santé!
In den Reben steckt das Erbe Istriens
Nächster Halt: Motovun
Auf den Spuren von Markuslöwe und Doppeladler durchs Hinterland
Schiff ohne Anker
Pula und die Weite des Horizonts
Feuer im Meer der Niedertracht
Gabriele D’Annunzios fataler Traum von der Erlösung Rijekas
Licht und Schatten
Auf Rab liegen Idylle und Schrecken eng beisammen
Tito geht baden
Highlife auf Brioni: Von Luxus, Macht und Größenwahn
Der versteinerte Schrei
Das geheimnisvolle Herz des Karsts
Nachts kommen die Füchse
Die Ćićarija, das felsige Rückgrat Istriens
Ganze Tage in den Bäumen
Kulinarische Grenzgänge zwischen Bergen und Meer
Verloren in den Strudeln der Zeit
Das italienische Atlantis: Eine Geschichte von Liebe und Hass
Schritt für Schritt im rechten Takt
Danse macabre oder: Ein Hoch aufs Leben!
Die Autorin
Zuerst hört man nur das Hämmern. Das Geräusch dumpfer Schläge, des Zersplitterns von Schiefer. Dann wird es wieder ruhig. Ein älterer Mann, das Gesicht von der Sonne verbrannt, steht in sich versunken vor einer steinernen Mauer, einen Spitzhammer in der Hand. Seine Augen wandern über die Ecken und Kanten der Einfassungen und weiter zu den Terrassen mit den Olivenbäumen, die den Hang hinaufwachsen. Altes Land, seit Jahrtausenden kultiviert, jede Stufe dem Dickicht abgerungen. Nun aber haben kräftige Wurzelstränge die Stabilität der Fundamente erschüttert. Steine haben sich gelockert und andere mitgerissen, bis ein Loch im Gemäuer klaffte. Jetzt gilt es, die Lücken schnellstens zu schließen, sonst rutscht das Terrain ab. Also hat man einen der wenigen noch verbliebenen Meister seiner Zunft gerufen, das kostbare Gemäuer zu reparieren. Das braucht Erfahrung, Zeit und Geduld, um eins zu werden mit dem Gestein. Wie lassen sich die Bruchstücke so schichten, dass sie einander Halt geben, ohne Mörtel?
Trockenmauern sind Kunstwerke und ein Symbol für das Leben auf felsigem Grund. Istrien und die Kvarner Bucht schenken uns Landstriche von spröder Schönheit, mit einer Fülle archaisch anmutender Szenerien. Auf den Hügeln thronen trutzige Dörfer und strecken ihre Kirchtürme in den Himmel, während sich in den Flusstälern fruchtbare Äcker hinter behäbigen Wällen vor den Stürmen in Sicherheit bringen. Oben im Gebirge jagt die Bora über die Kuppen und verkrüppelt Bäume und Gebüsch, Schafe und Ziegen ducken sich in einen Unterschlupf, ehe sie nach Abzug der Böen neuerlich über die kargen Weiden ziehen. An den Küsten, wo türkisgrüne Wellen gegen das Gestein schlagen und die Aromen von Pinien und Myrte in der Luft liegen, erzählen Agaven, Palmen und Kakteen von Seeleuten, die ferne Kontinente bereist und Saatgut mitgebracht haben. Palazzi, Loggien und Kampanile erinnern an die Regentschaft der Venezianer, der Štrudle an die Kaiser und die böhmisch-wienerische Küche.
Ein in seiner Vielfalt zauberisch-inspirierendes Universum an der Bruchstelle zwischen romanischen, slawischen und germanischen Sprachen und Traditionen: der Spiegel eines multikulturellen Europa. Liburner, Griechen oder Römer, Goten, Kroaten und Venezianer, Franzosen, Österreicher oder Deutsche: Wer hier siedelte, hatte sich den Direktiven der Herrschenden zu fügen, die in diesen Breiten besonders häufig wechselten. Banner und Flaggen wurden neu gehisst, Grenzlinien anders gezogen, Dekrete, Verordnungen und Glaubenssätze verändert, Ideologien durchgepeitscht. »Menschen und Völker wie Weizen für die Geschichte, die sie zermahlt«, so Claudio Magris, »im Moment tut es weh und auf dem Boden bleiben Blutflecken, dann trocknen sie, und das Brot, das schließlich dabei herauskommt, ist gut.«
In Istrien und in der Kvarner Bucht wächst das Getreide auf einer dünnen Erdschicht. Kein Platz für Fülle und Wohlstand. Man hat gelernt, auf Nachbarn, die Gemeinschaft und die Gunst des Schicksals zu bauen, beäugt Fremde und Fremdes mit Argwohn und setzt stattdessen auf das scheinbar kleine Glück, das allerorts um die Ecke biegt. Der Eichentisch mit den Furchen und Kerben der Jahrhunderte, Pršut und Oliven und ein Glas Malvazija oder Teran. Die Macchia, wenn letzte Schneereste zu kleinen Seen schmelzen und Zistrosen und Baumheide aus dem Winterschlaf holen. Der wilde Spargel und die frisch ausgesäten Felder, der rötlich knospende Wacholder in den windgeschützten Mulden des Karsts. Die flirrende Hitze an der Küste, wo der Horizont in den Spiegelungen des Wassers verschwindet. Die Abende unter der von Bougainvilleen überwucherten Pergola, mit dem Duft von Fisch, Olivenöl und überreifen Feigen in der Nase. Das über dem offenen Feuer gegrillte Lamm, und zuvor ein paar hauchdünne Trüffelscheiben, auf Rühreier gerieben. Die Weinreben, vom Herbst in Gelb- und Rottönen bepinselt, die unter den Vordächern gestapelten Holzscheite. Der Winter kann kommen. Die gerade erst ausgepflanzte Ladonja auf dem Hauptplatz des verlassenen Dorfes: Ein Versprechen, dass das Leben zurückkehren wird.
Die Bilder, Farben und Gerüche Istriens und der Kvarner Bucht machen süchtig. Keine großen Sensationen, keine marktschreierisch verkündeten Genüsse, sondern Freuden und Entdeckungen, die in der Liebe zu Grund und Boden wurzeln. Selbst wenn es Fels ist. Zwischen den Steinen blühen Lavendel, Ginster und Orchideen.
Abbazia oder: Ein Kurort sticht in See
Man sollte aufpassen. Der Steg ist schmal, das Pflaster unregelmäßig verlegt. Treppen, Galerien und Brücken bremsen den Schritt. Doch das allein ist es nicht. Wer am Lungomare in der Kvarner Bucht unterwegs ist, schaut nicht so genau, wohin er tritt. Die Augen haben Besseres zu tun. Die Aussicht ist grandios, der Blick schnell gefangen: auf der einen Seite prächtigste Hotels und alte Villen, Parks mit Magnolien, Kamelien und Oleander. Auf der anderen das Meer, in Blautönen schimmernd, vom hellen Türkis bis ins dunkle Azur. Die Wellen brechen an den Kanten der Steilküste, Gischt sprüht durch die Luft.
Der Lungomare, Ende des 19. Jahrhunderts in den Fels geschlagen und auf Stelzen übers Wasser gebaut, zählt zu den schönsten Strandpromenaden an der Oberen Adria: zwölf Kilometer lang, die Verbindung zwischen dem Fischerdorf Volosko und den Seebädern Opatija und Lovran. Eine Route vom Gestern ins Heute, eine Zeitreise von den Habsburgern über die italienischen Könige und Tito bis zum unabhängigen Staat Kroatien.
Schon die Namen der Luxusherbergen von Opatija, die sich wie Wegmarken an den Lungomare und die Hafenstraße reihen, spiegeln die Geschichte. Das »Kronprinzessin Stephanie« etwa, dereinst nach der Gemahlin des österreichischen Thronfolgers benannt und 1885 in dessen Beisein eröffnet, wurde nach dem Ersten Weltkrieg zum »Regina Elena«, eine Referenz an die Gattin des italienischen Königs. Tito ordnete an, dass das Nobelhotel »Moskau« heißen sollte, und ließ es nach seinem Bruch mit Stalin in »Central«, später in »Imperial« umbenennen.
Und dabei wird es wohl bleiben. Adel, ganz gleich, welcher Art und Provenienz, steht in Opatija hoch im Kurs, das imperiale Erbe wird kräftig poliert. Anzuknüpfen an die mondäne Ära der Belle Époque und zugleich das Image der sozialistischen Ferienkolonie loszuwerden, daran arbeitet man. Beim Strand von Slatina grüßt Hollywood, der »Walk of Fame« ist ein Ableger des Originals von Los Angeles, umgelegt auf Kroatien. Die einheimische Prominenz hat sich mit Marmorsternen im Boden verewigt, die Reihe berühmter Namen wird Jahr für Jahr um acht erweitert. In der solcherart wachsenden Schar an mehr oder weniger großen Berühmtheiten entdeckt man die Skifahrerin Janica Kostelić, die Lyrikerin Vesna Parun oder den Physiker, Philosophen und Friedensaktivisten Ivan Supek.
In die Galerien im Zentrum sind die Läden internationaler Designer eingezogen, in den Vitrinen des legendären Café Wagner präsentieren sich die Kreationen von Kroatiens besten Konditoren und Chocolatiers. Die Blumenbeete vor der Villa Angiolina sind nach historischen Mustern bepflanzt, auf den Terrassen und Loggien der Villen und Pensionen sitzen jene, die das Flair von früher suchen und zugleich den Standard unserer Tage. Spas, Kitesurfen, Cocktailbars. Boutique-Hotels mit trendig designten Zimmern und Restaurants, die in den Gourmet-Führern punkten. Man will jünger werden, auch das.
Ob der Imagewechsel gelingt? Opatija hat schon einmal vorgemacht, wie man sich selbst neu erfindet. Der Küstenstreifen im Schatten des Učka-Gebirges galt dereinst als unansehnliches, ärmliches Dorf mit ein paar Fischerhütten und einem winzigen Kloster. Bis ein Kaufmann aus Fiume, wie das benachbarte Rijeka damals hieß, hier auftauchte und sich nach einer Liegenschaft umsah.
Iginio Scarpa, müde und niedergeschlagen nach dem Tod seiner Frau, sehnte sich nach einem Tapetenwechsel. Mit einem der Seeleute wurde er schnell handelseins. In unmittelbarer Nähe der Abtei Sankt Jakob, die der Siedlung den Namen Abbazia gegeben hat, erwarb er ein Grundstück und ließ dort ein Anwesen bauen, die Villa Angiolina. Bei den Spaziergängen am Meer gewann Scarpa Lebensfreude zurück. Bald schon war sein Domizil Treffpunkt von Freunden und Bekannten, die, enthusiasmiert von der wohltuenden Kraft der Sonne und dem salzigen Duft des Meeres, die Errichtung eigener Feriensitze beauftragten: der Beginn der erstaunlichen Karriere von Abbazia.
Die Kunde von der wunderbar heilsamen Luft und der durch die Učka-Bergkette vor kalten Winden geschützten Lage der Kvarner Bucht dringt alsbald nach Wien und bis an den Hof der Habsburger. Ärzte horchen auf: Vielleicht ließe sich an der Oberen Adria ein eleganter Kurort aus dem Boden stampfen und damit eine verheißungsvolle Geldquelle zum Sprudeln bringen? Um sich damit einzureihen in den Kreis illustrer Ferienziele wie Menton, Nizza oder Cannes? Auf dem Reißbrett entstehen ambitionierte Entwürfe für die Infrastruktur an der österreichischen Riviera, wie die Gegend nun heißt. Abbazia braucht Hotels, Wasserleitungen und ein Abfallbeseitigungssystem, es braucht Sanatorien mit arrivierten Ärzten und Krankenschwestern, die Erfahrung haben mit Herz- und Lungenkranken und anämischen Kindern, dazu Räumlichkeiten für infektiöse Kranke, auch Leichenkammern. Vor allem aber braucht es die Möglichkeit, bequem anzureisen. Nach 1873, als die Südbahn Wien und Budapest mit Fiume verbindet, wird Abbazia Teil der weiten Welt. Selbst Sachertorte und Esterházyschnitte können fortan per Nachtzug aus der Donaumetropole herangeschafft werden.
Innerhalb weniger Jahre hat sich das Fischerdorf in eines der vornehmsten Seebäder der k.u.k. Monarchie verwandelt. Das Haus Habsburg erhebt Abbazia 1889 zum ersten heilklimatischen Kurzentrum an der österreichischen Adriaküste und ist in unterschiedlichster Besetzung anzutreffen. Kaiser Wilhelm II. und die Könige von Schweden, Norwegen, Rumänien oder auch Griechenland schätzen die milden Winter, wenn sie von den Loggien und Balkonen ihrer Hotels aufs Meer blicken, Künstlerinnen und Künstler wie Gustav Mahler, James Joyce oder Isadora Duncan hoffen auf Entspannung und Inspiration, die sich bei Anton Tschechow besonders nachhaltig einstellt, nachzulesen in seiner Novelle »Ariadna«. Am Lungomare treffen sich die Frischluftfanatiker zu ausgedehnten Spaziergängen. In den Tanzsälen, Kaffeehäusern und Salons blüht der Klatsch. Wien und die dortigen Skandale und Affären scheinen nur einen Katzensprung entfernt und die Liebeleien vor Ort immer einen Tratsch wert. Zumal die Gesellschaft, über die man sich das Maul zerreißt, stetig wächst. Während des Sommers 1913 tummeln sich hier gut zweiundvierzigtausend Gäste, vermeldet der Fremdenverkehrsverein, Abbazia hat das böhmische Karlsbad endgültig abgelöst. Bis der Erste Weltkrieg allen Lustbarkeiten ein jähes Ende bereitet.
Der Lungomare mit seinen historischen Bauten ist das Herz von Opatija geblieben: mit der Villa Neptun, in der heute das Hotel Miramar logiert, dem Jugendstilhotel Belvedere oder dem Milenij, einem Prachtbau von 1886. Morgens finden sich die Jogger ein, später die Fitnesstrainer mit ihren Privatkunden, tagsüber Wanderer, Spaziergänger und Ausflügler. Vor der Küste ankern Boote jeglicher Größe und Preisklasse, selbst die Jachten der Reichen und Mächtigen legen inzwischen gerne an. Die Tourismusmanager bewerben das Gesamtpaket: das Kur- und Ferienleben auf dem Festland, unberührte Strände und legere Urlaubsfreuden auf den benachbarten Inseln. Mehr als tausend von ihnen soll es in der östlichen Adria geben, Plinius hat sie gewissenhaft gezählt. Ein gutes Dutzend davon liegt in der Kvarner Bucht, wie etwa Cres, Lošinj oder auch Krk.
Wo der Norden auf den Süden trifft: Cres ist die raueste Insel der Kvarner Bucht. Wenn die Bora über die Insel jagt, bringt man sich schnell in Sicherheit. Die Fährverbindungen werden eingestellt, die Boote doppelt vertäut und die Fensterläden verschlossen. In den Herbst- und Wintermonaten fällt der Sturm regelmäßig über die Insel her. Er wirft sich über die Hänge, verkrüppelt Bäume und Büsche und reißt alles mit, was nicht fest verankert ist. Der Bora verdankt Cres seine wilde und darin faszinierende Schönheit. Wiesen und Hügel mit Stechdorn, Disteln und Wacholder, die sich in den steinigen Boden krallen. Ab und zu ein Schaf, das über die Straße trottet, der Stolz der Insulaner. In seinem Fleisch steckt der Geschmack von Kräutern und Meersalz. Gänsegeier kreisen über den Weiden, auf der Suche nach Aas.
Mauern aus geschichteten Gesteinsbrocken durchschneiden die Hänge, dazwischen Ruinen aufgegebener Häuser. Eine Kapelle mit Kirchturm ohne Glocke, niemand da, für den sie läuten könnte. Bis sich das Städtchen Cres ins Bild schiebt, eine versteckte Oase: Olivenbäume an den Hängen, Feigen, Tomaten und Paprika auf den Feldern. Die Altstadt gibt sich venezianisch. Kleine Häuser, in bunten Farben gestrichen, der Kai, die Gelateria, die Schiffe und Boote. Ein Lokal nach dem nächsten, die Speisekarte dreisprachig, kroatisch, italienisch, deutsch.
Nah bei der Kathedrale der Palast der Familie Arsan-Petrić, ein gotischer Prachtbau mit reich dekorierten Doppelfenstern, ähnlich den Palazzi am Canal Grande. Eine reizvolle Szenerie für Touristen. Cres gilt als ideale Insel für jene, die für sich bleiben wollen. Nur wenige Autos, dafür Fahrräder und Ruhe. Kaum ist die Stadt Cres hinter den Hügeln verschwunden, kehrt die Einsamkeit zurück: Steine, Macchia, Geier, felsige Ufer. Im Süden freilich, bei Osor, dem antiken Zentrum der Insel, spürt man, dass die Bora an Kraft verloren hat, die Gegend zeigt sich milder, auch weicher und fruchtbarer.
Ein Kanal trennt Cres von der Nachbarinsel Lošinj, die Drehbrücke wird zum Grenzbalken. Mehrmals täglich lässt sie die Fischerboote durch. Mit einem Mal tut sich der mediterrane Süden mit seinen Schätzen auf. Nicht länger die unzugängliche Steilküste, dafür eine Reihe von Buchten, die sich wie Fjorde ins Land fressen, Spielplätze für Segler, Schwimmer, Taucher, Wanderer. Lošinj war früher berühmt für seine Kapitäne und Matrosen und die Werften. Über tausend Pflanzen haben Botaniker entdeckt, die Seeleute aus etlichen Teilen der Erde in ihre Heimat mitgebracht haben, Myrten und Mimosen, Bambus und Bananenstauden. Auf Lošinj gedeihen sie, Wasser und Luft sind klar, das Klima gemäßigt, selten zu heiß oder zu kalt und zudem eine der sonnenreichsten Regionen Kroatiens.
Schon im späten 19. Jahrhundert hat man hier erste Kuranstalten eingerichtet, mit Sanatorien für lungenkranke Kinder aus den Großstädten von Wien, Budapest und Agram. Gesundheit und Wellness, dieser Linie folgt man bis heute. In den Boutiquen der Hotels werden Cremen und Lotionen aus Minze, Kiefer und Eukalyptus verkauft, dazu Massageöle mit dem Duft der Pinien und Orangen. Die Zimmer sind in den Farben blühenden Lavendels oder Salbeis gehalten, die Gerichte auf den Tellern leicht und mit der Fülle heimischer Kräuter verfeinert: Wege mit Perspektiven. Die Jungen, die nach Deutschland, Österreich oder Italien abgewandert sind, kehren häufig wieder heim, wo es ordentlich zu tun gibt.