Letztes Gefecht - Seleni Black - E-Book

Letztes Gefecht E-Book

Seleni Black

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Beschreibung

Die Welt, in der Menschen und Vampire friedlich zusammenleben, gibt es nicht. Doch für Gerechtigkeit sorgen der Orden und seine Jäger. Neue Kämpfe, neue Zusammenkünfte. Altgedientes muss sich ändern. Aber was tut man, wenn die Gefahr von allen Seiten kommt? Blaise ist verwirrt, denn man verlangt von ihr, dass sie sich an etwas Bestimmtes erinnern soll. Nur was? Eigentlich wollte sie nach ihrem Abschluss, dabei helfen ihre Heimat zu sichern, aber es kommt alles anders. Sie bekommt nicht nur einen Partner an die Seite gestellt, nein, sie findet Hinweise die darauf schließen, dass etwas Großes bevorsteht. Dabei spielt eine Person aus ihrer Vergangenheit, eine tragende Rolle. Kann sie sich erinnern und wird sie es schaffen, genug Informationen zu sammeln, um ihre Stadt zu retten? Vincent Hunt geht Kompromisse ein, um weiter hoffen zu können. Doch gestaltet sich das alles andere als einfach, denn ständig steht ihm etwas im Weg. Noch dazu, gibt es eine wachsende Zahl an Bedrohungen. Nur gemeinsam mit anderen Jägern, ist es möglich, sich dem entgegenzustellen. Doch zu welchem Preis? Dies ist der zweite Teil der Shadow Slayer Reihe. Es entspricht 382 Taschenbuchseiten. Dieses Buch enthält explizierte Erotikszenen und sollte nicht von Minderjährigen gelesen werden.

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Seleni Black

 

 

 

 

 

Letztes Gefecht

 

 

Impressum:

 

Copyright © 2022

Seleni Black

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

 

Covergestaltung: Copyright © 2022

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur:

Stefanie Brandt 2022

Katharina H. 2023

Beth .B.H. 2024

 

Stand: November 2024

 

Erste Deutsche Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten, Markennamen oder Organisationen sind rein zufällig. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Eigentümern.

 

 

 

Seit Anbeginn der Zeit, schließen Menschen sich zusammen und bilden Familien. Niemand ist gerne auf ewig allein. Immer wieder suchte man den Kontakt und wenn es nur für ein paar Worte war.

Als der Große Krieg zwischen den Menschen und Vampiren begann, lebten viele in Angst. Und trotz allem gab es immer wieder Leute, die sich trafen. Das Überraschende daran? Trotz der Kämpfe und der Feindseligkeit auf beiden Seiten, gab es Männer und Frauen, beider Seiten, die mehr auf ihr Gefühl hörten, als auf das, was die jeweilige Seite vorgab, zu glauben. Die eigene Meinung über die Ansicht verschiedener Dinge, das ist es, was man sich bewahren sollte.

Doch was tun, wenn die Familie sich einmischt? Hört man auf sie, oder stellt man sich gegen sie und riskiert, mit ihr zu brechen?

Entscheidungen verändern alles, ob nun leichte oder die schweren. Niemand kann einem das abnehmen, denn man selbst wird am Ende damit leben müssen.

Ins kalte Nass

 

 

Ich rannte durch den Wald, achtete dabei sehr genau darauf, keine Spuren zu hinterlassen. Die Geure verfolgten mich kreuz und quer durch die Landschaft. Den direkten Weg zurück in die Stadt konnte ich nicht nehmen, das hatte ich schnell begriffen. Überall waren diese Viecher und versperrten mir so den Weg. Daher musste ich einen gewaltigen Umweg nehmen. Was mir so gar nicht passte.

Als die Sonne aufging, konnte ich endlich langsamer machen. Ich war müde und hungrig. Fast eine Woche hatte ich nichts mehr gegessen und das nur wegen einer bestimmten Person. Meine Mutter war eine völlig durchgeknallte Frau. Doch war sie nicht immer so, das hatte mir mein Vater erzählt. Zumindest den Anfang ihrer Geschichte. Es war längst nicht alles, aber ich hatte mir ein gutes Bild machen können.

Zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens, war meine Mutter noch ein Mensch. An und für sich nichts Besonderes, dass Mensch und Vampir sich ineinander verliebten. Zumindest für diese Zeit. Das Interessante daran war, dass mein Vater, einer der Uralten war. Wie alt genau, wusste ich nicht und würde ich wahrscheinlich auch niemals erfahren. Einzig und allein seine Augen verrieten ihn, denn die der richtig alten Vampire, waren nahezu weiß. Meine zum Beispiel waren rot, da ich noch sehr jung war. Gerade mal dreiundzwanzig! Kein Alter für einen Vampir. Obwohl, ganz rot stimmte auch nicht, denn sie hatten eine Besonderheit, aber das war ein anderes Thema.

Zurück zu meinem Vater und meiner Mutter. Sie verliebten sich, schön und gut. Aber da mein Vater so ein mächtiger Mann war, um genau zu sein, der Anführer des Ordens, dem einige Hunderte von Jägern angehörten, trug meine Mutter praktisch eine Zielscheibe auf dem Rücken. Denn schadete man ihr, tat man das auch meinem Vater. Trotz der Schwierigkeiten, wurde meine Mutter mit mir schwanger. Keine Ahnung, wie das passiert war, aber es war so.

Ihr Wunsch, selbst ein Vampir zu werden, wurde immer größer und das teilte sie auch meinem Vater mit. Dieser allerdings, zögerte. Warum? Ganz einfach, es brauchte einen Test, um zu sehen, ob die Person geeignet war. Er hatte Angst vor dem Ergebnis, deswegen zögerte er es so lange es ging raus. Doch irgendwann ging das nicht mehr, also machte er den Test.

Sie war durchgefallen und er hatte die schwierige Aufgabe, es ihr zu sagen. Das allerdings, hatte er auf nach der Geburt verschoben, da er sie nicht aufregen wollte. Doch dann kam alles anders. Die offizielle Version war, meine Mutter wurde von einem Geure angegriffen und ich wurde mit einer Not-OP geholt. Die inoffizielle Version war, dass sie von einem Vampir angegriffen wurde und dieser sie vermeintlich sterbend zurückließ. Aber meine Mutter war eine Kämpferin und so kam es, dass sie sich verwandelte.

Bei diesem Prozess, ging allerdings einiges schief. Da sie nicht geeignet war, schloss ich daraus, dass einige Synapsen in ihrem Kopf, eine Fehlschaltung hatten. Resultat? Sie drehte durch!

Es grenzte schon fast an ein Wunder, dass ich bei dem Angriff keinen Schaden davongetragen hatte. Geschweige denn, etwas von ihren Problemen abbekommen hatte. Doch normal war ich auch nicht. Nein, ich war ein Mischling, ein Dhampir. Halb Mensch, halb Vampir und ich hatte von beiden Seiten, nur das Beste geerbt. Tagsüber herumlaufen? Gar kein Problem für mich. Normales Essen? Immer her damit, am liebsten Burger. Aber auch die andere Seite war zum Großteil mit Vorteilen für mich bestückt. Nachts sehen? Konnte ich ziemlich gut. Allerdings war das Zwielicht, immer noch ein wackliges Thema für mich. Blut trinken? Ja, hatte durchaus seinen Reiz. Besonders, wenn ich da an das von meinem Freund dachte. Puuh. Aber ich schweife ab.

Wo war ich? Ach ja, ich hatte Hunger!

Die letzten Tage hatte ich bei meiner Mutter verbracht, um an Informationen zu kommen. Was ich herausfand, war gelinde gesagt, erschreckend. Sie war bereit, eine ganze Stadt nieder zu schlachten, nur um zu beweisen, dass wir Vampire, die Spitze der Nahrungskette waren. Dafür schien sie auch zu experimentieren. Geure, richtete sie wie Hunde ab. Sie gehorchten ihr und liefen nun nicht mehr einzeln umher, sondern in Gruppen.

Normale Vampire, infizierte sie, absichtlich. Doch nicht alle wurden dadurch zu Geure, nein, sie wurden irgendwas dazwischen. Das machte alles so viel schwerer, denn man konnte nicht mehr so ohne Weiteres sagen, wer war Freund und wer Feind. Wie sie das geschafft hatte, wusste ich nicht, noch nicht. Patty, unsere IT-Spezialistin, wertete noch Informationen aus, die wir zusammengetragen hatten. Es hieß also warten.

Ich zog das Handy, das ich meiner Mutter gestohlen hatte und rief Patty an.

»Wo bist du?«, kam sie sofort zur Sache, nachdem sie rangegangen war.

»Gute Frage. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung.« Ich war so weit gelaufen und musste immer wieder die Richtung ändern, sodass ich die Orientierung verloren hatte.

»Hat das Handy GPS?«

»Moment.« Ich nahm es vom Ohr und sah nach. Glücklicherweise, war es ein neueres Gerät. Nachdem ich es aktiviert hatte, hielt ich es mir wieder ans Ohr. »Ist an«, teilte ich ihr mit.

»Okay, gib mir einen Moment.«

Da die Sonne mittlerweile hoch genug stand, blieb ich stehen und atmete tief durch.

»Ah, ha. Du hast dich ja total verlaufen.«

»Wo bin ich?«

»In der Nähe von Danbury.«

Nun hatte ich eine Richtung, daher machte ich mich wieder auf den Weg. Ich musste es wenigstens bis New Rockelle schaffen, dort gab es ein gesichertes Gebiet, in dem ich mich ausruhen konnte. Das alles gab ich an Patty weiter.

»Ich versuche einen Wagen zu dir zu schicken. Doch momentan sind alle noch mit der Sicherung der Stadt beschäftigt.«

»Versuch es, ich weiß nämlich nicht, wie lange ich durchhalte.«

»Ich gebe mein Bestes«, versprach sie.

»Solange es hell ist, versuche ich weiter voranzukommen. Das Handy lass ich fürs Erste an. Nach Einbruch der Dunkelheit, stelle ich es aber auf stumm, um meine Position nicht zu verraten.«

»Okay, ich melde mich, wenn ich mehr weiß.«

»Eine Frage noch.«

»Ja?«

»Wie läuft es in der Stadt?«

»Einige Kanäle konnten bereits geschlossen werden, aber es wird noch etwas dauern, bevor wir sagen können, dass es sicher ist.«

»Wie viele Jäger sind derzeit in der Stadt?«

»Etwa fünfhundert, weitere sind zurückbeordert worden.«

Das klang gut.

»Er ist unkonzentriert«, teilte mir Patty schließlich mit.

»Wer?« Entweder sprach sie von meinem Vater oder von Hunt.

»Was glaubst du wohl, von wem ich spreche?«

»Sag ihm, dass ich auf dem Rückweg bin.«

»Und warum machst du das nicht selbst?«

»Weil ich Akku sparen muss. Außerdem, bin ich mir ziemlich sicher, sobald er meine Stimme hört, wird er sich noch weniger konzentrieren können und gerade jetzt ist es lebensnotwendig, dass er seine Arbeit macht.«

»Da könnte was dran sein. Gut, ich werde es ihm ausrichten.«

»Ich muss jetzt auflegen. Wir sehen uns.«

»Pass auf dich auf.«

»Werde mein Bestes geben.« Damit legte ich auf, steckte das Handy ein und begann, schneller zu laufen. Nun endlich zahlte sich mein ständiges Rennen an der Academy aus. Das Problem war nur, mein Hunger wurde immer ausgeprägter. Was wiederum bedeutete, meine Muskeln begannen zu schmerzen.

 

Es begann zu dämmern, als ich die Küste erreichte. Völlig erschöpft sah ich an dem Felsen nach unten und versuchte, meinen nächsten Schritt zu planen. Ich hatte es nicht ins sichere Gebiet geschafft, was bedeutete, dass ich nun etwas für die Nacht brauchte.

Kaum war die Sonne verschwunden, hörte ich sie. Wo kamen die alle so plötzlich her? Und vor allem, wie fanden sie mich so schnell? Nun brauchte ich sehr bald einen Plan, aber das war gar nicht so einfach, denn mein Kopf schien sich in eine Art Vakuum zu befinden. Ich baute ab und das schneller, als mir lieb war.

Eine Bewegung links von mir, erregte meine Aufmerksamkeit. Sie waren da, viel zu schnell. Offenbar musste es hier in der Nähe ein Versteck geben. Rechts von mir, hörte ich sie auch und wenn mich nicht alles täuschte, waren hinter mir bestimmt auch welche. Ich saß in der Falle. Nun blieb mir nur noch ein Weg. So unauffällig wie möglich, zog ich mein Handy.

»Ja?«, hörte ich Patty.

»Ich muss ins Wasser, versuch mich wenigstens da rauszuholen«, sagte ich.

»Was?«

»Keine Zeit für Erklärungen. Hast du meinen Standort?«

»Ja«, bestätigte sie.

»Dann fisch mich in der Nähe raus«, wies ich sie an. Danach legte ich auf und schaltete das Handy aus. Nachdem ich es eingesteckt hatte, zog ich den Dolch aus der Tasche, mit dem ich meine Mutter verletzt hatte. Diesen wickelte ich so fest es ging ein und verstaute ihn in der Tasche, mit dem Reißverschluss. Ich wollte ihn Doc geben, damit er ihn untersuchen konnte. Das Salzwasser würde bestimmt viel zerstören, aber vielleicht hatte ich ja Glück und der Doc konnte trotzdem noch was damit anfangen. Als alles verstaut war, atmete ich einmal tief durch, breitete meine Arme aus und sprang.

Erste Welle

 

 

»Welche Rohre sind als Nächstes dran?«, wollte der Jäger wissen, der bei mir am Tisch stand.

Ich legte mein Handy weg und sah die Karte vor mir an. »Am wichtigsten sind die in der Nähe der Mauer. Wir müssen zusehen, dass dort die Arbeiten abgeschlossen werden. Was sagen die Spähtrupps?«

»Die Zahl der Geure steigt in der Region. Sie zählen von Nacht zu Nacht mehr.«

Wo kamen die alle her?

»In Ordnung. Ab sofort mehr Waffen für die Jäger. Sie müssen aus jeder Lage herauskommen. Außerdem muss die Mauer, sowie die Beobachtungsposten aufgerüstet werden.«

»Wird erledigt.« Der Mann nickte kurz und verschwand.

»Wie sieht es mit den derzeitigen Arbeiten aus?«, wollte ich von einem anderen wissen.

»Es geht voran. Es wurden weitere Baufirmen hinzugezogen. Die Rohre werden nun schneller gefüllt.«

»Gut. Sobald das erledigt ist, kümmert euch um diese«, wies ich den Mann an und zeigte auf die Karte.

»Wird erledigt.«

Auch er ging und ich gönnte mir seit Stunden die erste Pause. Müde rieb ich mir die Augen und übers Gesicht. Ich setzte mich in einen der Sessel am Fenster und sah raus auf die Stadt. Während mein Blick überall hinging, griff ich meine Zigaretten und zündete mir kurz darauf eine an.

»Du verfällst in alte Gewohnheiten.«

»Irgendein Laster hat doch jeder«, antwortete ich, ohne den Blick von der Stadt zu nehmen.

»Wie geht es voran?« Rick trat zu mir und sah ebenfalls aus dem Fenster.

Man hatte mir ein leer stehendes Gebäude gegeben, wo sich ein Großteil der Jäger nun einquartiert hatte. So konnte man geschlossen reagieren. Der Rest hatte Posten rund um die Stadt bezogen.

»Es wird. Noch ein paar Tage, dann haben wir den größten Teil geschafft.«

Rick verschränkte die Arme. »Was SIE wohl als Nächstes plant?«

»Das werden wir noch früh genug erfahren. Hoffentlich kann Patty etwas aus den Informationen herausfiltern, das uns weiterhilft.«

»Wo wir gerade von ihr sprechen. Ich soll dir ausrichten, dass es Blaise rausgeschafft hat und nun auf dem Rückweg ist.«

»Und warum kann sie mir das nicht selbst ausrichten?«

»Scheinbar haben sie gerade geredet und da die Situation ziemlich angespannt war, bat Blaise, die Nachricht an dich weiterzugeben.«

»Und was genau meinst du?«

»Aber nicht aufregen«, warnte mich Rick, was mich schon misstrauisch machte. »Sie ist im Wald und so wie es aussieht, muss sie einen Umweg nehmen, um den Geure zu entkommen.«

»Warum, verdammt noch mal, holt sie da keiner raus?« Wut regte sich in mir.

»Das ist nicht so einfach. Jeder verfügbare Mann ist derzeit damit beschäftigt, die Stadt abzusichern.«

»Dann schickt einen Menschen raus, der ein wenig Grips hat und einen Wagen fahren kann.«

»Ist das dein Ernst? Da draußen laufen mehr Geure rum, als in den letzten fünf Jahren zusammen und du willst einen Menschen rausschicken? Ich mag Blaise auch, aber sie ist ein großes Mädchen und weiß durchaus, wie man da draußen überlebt.«

Was er sagte, stimmte. Trotzdem musste es mir nicht gefallen und genau das traf in diesem Moment zu. Wütend packte ich den kleinen Tisch neben mir und warf ihn gegen die nächste Wand.

»Lass es Sachen durch die Gegend zu schmeißen, das wird es auch nicht besser machen«, kam es von Rick.

Er war eindeutig zu lange an meiner Seite.

»Sie bekommt das hin«, sprach er weiter, das dabei drehte er sich zu mir und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Fensterscheibe.

»Besser wäre es. Ansonsten wird es ziemlich ungemütlich in dieser Stadt«, versicherte ich ihm und damit bezog ich mich nicht nur auf meinen Ausraster, der folgen würde. Nicht auszumalen, was ihr Vater anstellen würde.

Es klopfte und ich wusste, meine Pause war vorbei.

 

Stundenlang gingen die Besprechungen weiter. Jeder wollte von mir wissen, wo sie als Nächstes weiterarbeiten sollten. Zwischendrin, musste ich dann auch noch dem Großmeister Bericht erstatten und sehr aufpassen, dass das Gespräch nicht auf Blaise kam, denn dann hätte ich ihm sagen müssen, was ich wusste. Zum derzeitigen Zeitpunkt keine gute Idee.

 

Eine Stunde, bevor die Sonne aufging, kam ich endlich in die Wohnung zurück und fiel nur noch völlig erledigt ins Bett. Meine letzten Gedanken, bevor ich einschlief, galten Blaise.

 

***

 

»Aufgewacht, Sonnenschein«, rief Rick durch die Tür.

»Was willst du so früh schon hier«, erwiderte ich und zog mir mein Shirt über.

»Man hat mich geschickt, um dich zu holen. Die Lage spitzt sich zu und man braucht dich an der Mauer.«

Nun öffnete ich die Tür und sah ihn fragend an.

»So wie es aussieht, versuchen einige Geure, die Mauer hochzukommen«, antwortete er mir auf meine nicht ausgesprochene Frage.

Das war doch völlig sinnlos. Noch nie hatte es einer von ihnen darüber geschafft und das würde sich auch nicht ändern. Schon gar nicht, nach den verstärkten Maßnahmen, die geplant wurden.

»Sehe ich genauso«, sprach Rick weiter, als hätte er meine Gedanken gelesen.

»Es könnte ein Trick sein. Ablenkung von einer Seite, während sie von der anderen angreifen«

»Ich würde vorschlagen, wir kontaktieren alle Wachposten. Sie müssen verstärkt aufpassen. Die Kanäle sind so gut wie zu, da können sie nicht mehr rein.«

»Fang schon mal an, ich alarmiere die Jäger, dass sie sich in der Stadt umsehen müssen. Je schneller wir an einer Stelle sind, umso besser können die Nachfolgenden reagieren.« Während ich mein Handy zog, ging ich zum Waffenraum und begann, mich auszurüsten.

Als ich damit fertig war, beendete ich mein Gespräch, mit einem der leitenden Jäger und tippte danach eine Nachricht, die an alle anderen rausgehen würde. Ziemlich praktisch, was Patty da entworfen hatte. So musste man nicht erst ewig herum telefonieren, bis man hatte, was man wollte.

»Hast du einen Moment?«, wollte Rick wissen, nachdem ich die Nachricht verschickt hatte.

»Sicher. Was bedrückt dich?« Dass es etwas Ernstes sein musste, wurde mir sofort klar. Wann immer er den Ton wie in diesem Moment anschlug, beschäftigte ihn etwas Wichtiges.

»Ich brauche deine Meinung zu ein paar der Kinder.«

»Was ist mit ihnen?«

»Es ist ja nun etwas Zeit vergangen, seit sie bei uns sind und mir sind da ein paar Sachen aufgefallen.«

»Zum Beispiel?«

»Ein paar von ihnen sind ungewöhnlich aggressiv.«

»Könnte es an den Umständen liegen?«

Nun wackelte er unsicher mit dem Kopf hin und her. »Möglich. Doch ich glaube, da steckt noch mehr dahinter.«

»Was genau vermutest du?«

»Irgendwas stimmt nicht mit ihnen.«

Abwartend beobachtete ich ihn.

»Ich selbst komme nicht an sie ran. Patty scheint einen besseren Draht zu ihnen zu haben. Doch auch ihr ist es nicht möglich, sie zum Reden zu bringen.«

»In Ordnung, ich werde mir das mal ansehen, aber erst später. Jetzt müssen wir uns auf die aktuellen Schwierigkeiten konzentrieren.« Nun machten wir uns bereit und fuhren nach unten. Genau in dem Moment, als wir in der Tiefgarage ausstiegen, bekam ich eine Nachricht.

»Und?«, hakte Rick nach.

»Es ist ein Ablenkungsmanöver. Sie versuchen, an der Landspitze rüberzukommen.«

»Verstärkung?«

»Wird kurz nach uns eintreffen.«

»Lustig, bleibt also eine ganze Menge Spaß für uns.«

»Schön, dass du das so locker siehst. Los jetzt.«

 

Zwanzig Minuten später, erreichten wir die Stelle, die uns gemeldet wurde und mussten sofort eingreifen. Die paar Jäger, die an diesem Platz postiert waren, hatten bereits Schwierigkeiten. Wie waren die Viecher nur über den Fluss gekommen?

Die folgenden zwei Stunden verbrachten wir damit, Geure, die von überall zu kommen schienen, aufzuhalten. Zum Glück war die Verstärkung nicht weit weg und es gelang uns, sie zu stoppen.

»Verdammt noch mal, wie haben die das nur geschafft?«

»Das ist eine Frage, die wir sehr schnell klären sollten.« Ich sah mich um und versuchte, mich daran zu erinnern, aus welcher Richtung genau die Geure kamen. Einem Gefühl folgend, lief ich los und suchte mit meinen Sinnen die Umgebung ab.

»Hier! Ich glaube, da ist etwas.« Rick stand am Rand des Ufers und sah nach unten.

Tatsächlich! Im Wasser befand sich eine Art Rohr. Es war nur zur Hälfte im Wasser, so bekam man also noch Luft, wenn man hindurch krabbelte. So also waren die Geure rübergekommen. Nur wie hielt sich das Ding oben? Egal, diesen Zugang würden wir streichen. Ich zog eine Brandgranate und warf sie. Kurz darauf ging sie hoch und nur ein paar Sekunden später, verschwand das Rohr.

»Gib allen Bescheid, dass sie nach ähnlichen Dingen Ausschau halten sollen. Ich muss zurück und weiter organisieren, damit wir den Untergrund dicht machen können.«

»Wird erledigt.«

Bevor ich allerdings ging, hielt er mich noch einmal zurück.

»Denkst du noch an die andere Sache?«

»Natürlich. Wenn alles fertig ist, komme ich vorbei.«

»Danke.«

Zur Antwort nickte ich nur und ging. Schon jetzt hatte ich keine Lust auf stundenlanges besprechen und koordinieren. Aber wenn das erledigt war, würde es nicht mehr lange dauern und dann wäre auch das geschafft.

Unweigerlich musste ich wieder an Blaise denken. Wo sie wohl gerade war? Sobald ich etwas Luft hatte, würde ich sie suchen gehen.

Fortschritt der Forschung

 

 

Ich war fix und fertig!

Es war kein Schiff gekommen, das mich abgeholt hatte. Gar nichts war gekommen! Also hatte ich den ganzen Weg schwimmen müssen und das war eine sehr weite Strecke! Immer wieder hatte ich versucht, an Land zu kommen. Doch jedes Mal, wenn ich glaubte, es jetzt geschafft zu haben, tauchte wieder irgendwo ein Geure auf und vereitelte mein Vorhaben. Nur auf abgelegenen Sandbänken oder vom Land aus nicht zugängliche kleine Inseln, verschafften mir etwas Ruhe, sodass ich zwischendurch eine Pause machen konnte und wieder zu Kräften kam.

Nun zog ich mich eine Treppe am Pier hoch und ließ mich an Ort und Stelle auf den Boden fallen.

»Identifikation?«, wollte ein Jäger über mir wissen und zielte mit einer Waffe auf mich.

»Blaise Akaya«, antwortete ich ihm und strich mir das nasse Haar aus dem Gesicht.

»In Ordnung, ich muss Sie zum Orden bringen.«

»Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber darf ich erfahren, warum?«

»Jäger werden regelmäßig getestet, neue Regel.«

»Ah«, war alles, was ich dazu sagen konnte. »Ich gehe mal nicht davon aus, dass Sie mir dann aufhelfen, oder?«

»Tut mir leid«, war seine Antwort, aber zumindest steckte er die Waffe weg.

Ich ließ mich zurückfallen und blieb noch einen Moment liegen.

»Miss?«

»Einen Moment noch. Ich musste gerade verdammt weit schwimmen und muss erst mal wieder Gefühl in meine Gliedmaßen bekommen.« Scheinbar war der Kerl nicht sonderlich geduldig, denn er sah sich immer wieder nervös um. Eine Ahnung machte sich in mir breit. Irgendetwas stimmte nicht! Also stand ich auf und sah den Mann an. »Was ist los?«

Sein Blick richtete sich auf mich. »Es gab Geure-Angriffe«, teilte er mir mit.

»Wie schlimm?« Hatte die Zeit nicht ausgereicht, um die Stadt zu sichern?

»Bis jetzt halten wir Stand.«

Erleichtert atmete ich aus. »Okay, bringen Sie mich zum Orden, damit wir weiter machen können.« Ich wurde zu einem Wagen gebracht, um genau zu sein, einem Pick-up. Der Mann wies mich an, auf der Ladefläche Platz zu nehmen. Alles klar, man versuchte konsequent, mich von allem fernzuhalten. Auch wenn es etwas unbequem war, hatte es doch den Vorteil, dass ich schnell trocknete.

 

Vor dem Orden, empfing mich Doc und er war nicht allein. Bei ihm waren vier Wachmänner.

»Blaise, schön zu sehen, dass es dir gut geht«, begrüßte er mich.

»Angeschlagen, aber noch lange nicht tot. Ziemlicher Aufmarsch von Sicherheit. Ich gehe mal davon aus, dass die Probleme sich zuspitzen?«

»So ist es. Deswegen muss ich auch einen kurzen Test mit dir machen.«

Er kam näher und griff meine Hand. Ein kurzer Stich und das wars. Nun drehte er sich um und ging zu einem kleinen Tisch neben dem Eingang.

»Alles in Ordnung«, rief er kurz darauf und kam zu mir zurück. »Komm, dein Vater erwartet dich bereits«, teilte er mir mit.

Die Wachmänner bezogen Posten vor dem Gebäude und ich folgte Doc ins Innere.

»Es wurden, dank deiner Informationen, viele Verräter entlarvt und einige Angriffe verhindert«, klärte mich Doc auf.

»Ich höre ein aber, in deiner Stimme.«

»Du hast recht. Auch wenn wir bis jetzt etwas aufräumen konnten, ist doch noch sehr viel zu tun.«

»Zum Beispiel?«

»Die Verbindungen des Ordens sind sehr weitreichend und es braucht unheimlich viel Zeit, alle zu testen oder zu befragen.«

Ich verstand das Problem, nur fehlte mir eine Lösung für das alles.

»Komm, ich möchte dir etwas zeigen«, teilte mir Doc nun mit.

»Wartet mein Vater nicht?«

»Das tut er, aber ich erkläre es ihm später. Das ist wichtig.«

Der Enthusiasmus von Doc, machte mich neugierig. Wir betraten kurz darauf die Forschungsstation. Was mir sofort auffiel, war, dass deutlich weniger Leute anwesend waren.

»Wir haben die Abteilung abgeriegelt. Jetzt arbeiten nur noch Leute hier, die eine intensive Untersuchung hinter sich haben.«

»Mit Hintergrundforschung?«

»Ja. Dieser Bereich ist zu sensibel, als das wir schlampig werden dürfen.«

Vor einer Tür blieben wir stehen und Doc reichte mir einen Kittel, sowie Mund- und Nasenschutz. Ziemlich viel Schutz! Woran er wohl wieder arbeitete? Im Raum war nur eine weitere Person und diese schien auf uns zu warten.

»Blaise, das ist Doktor Miller.«

Ich nickte der Frau kurz zu. Sie allerdings kam auf mich zu und hielt mir ihre Hand hin. Nicht, dass ich dem Doc und dem Tests misstraute, doch Fremden gegenüber, begegnete ich aus Prinzip mit Vorsicht.

»Domenica«, ging Doc dazwischen und schüttelte leicht mit seinem Kopf.

Nun ließ sie die Hand sinken. »Verzeihung! John sagte schon, dass Sie vorsichtig sind.«

»So, so. Sagte er das?« Ich sah Doc an und grinste. Offenbar konnte er es trotz meiner Maske sehen und verdrehte die Augen.

»Kommen wir zum eigentlichen Punkt, warum wir hier sind.«

Er deutete auf ein Mikroskop und ich trat vor. »Worauf soll ich achten?«

»Schau erst durch und sag mir, was du siehst«, verlangte er.

Sein rätselhaftes Verhalten, ließ mich der Aufforderung nachkommen. Es brauchte einen Moment, bis ich es beschreiben konnte, da ich nach etwas Auffälligem suchte.

»Und?«, hakte Doc nach.

»Blutplättchen, sonst nichts.«

»Okay.«

Er trat vor und griff nach einer Spritze, die auf einem Tablett lag. Er spritzte etwas auf den Träger und forderte mich erneut auf, durch das Mikroskop zu sehen. Nun konnte ich beobachten, wie die einen Zellen, die anderen buchstäblich auffraßen. Die Plättchen der dazugegebenen Probe, platzten auf und die anderen nahmen alles in sich auf.

»Vampirblut und das von einem Menschen?«, stellte ich die Vermutung auf.

»Sehr gut«, lobte mich Doc.

Er wechselte den Träger und gab aus zwei weiteren Spritzen, je einen Tropfen aufs Glas. Abermals sah ich es mir an und beobachtete, wie sich die Plättchen verbanden. Es war anders als bei den Proben davor. Diese Zellen wuchsen ein Stück an, verschmolzen dann miteinander und in dessen Inneren konnte man einen gelben Schimmer erkennen. Verwirrt richtete ich mich auf. Nachdenklich zog ich die Augenbrauen zusammen und überlegte, was ich da gerade gesehen hatte.

»Das ist das Blut von Hunt und dir«, klärte mich Doc nun auf. »Der Schimmer, den du gesehen hast, ist das Heilmittel.«

»Wirklich? Ich hätte nicht gedacht, dass man es so deutlich sehen kann.« Ich sah noch einmal durch und beobachtete, wie immer mehr von dem Schimmer zu sehen war. »Moment, ich dachte, man kann unser Blut nicht so einfach zusammen mischen?«

»Wir haben daran gearbeitet. Sagen wir, einfach ausgedrückt, es ist das letzte Aufflackern, bevor es erlischt. Die Probe von dir, ist erst vor Kurzem abgenommen worden, deswegen reagiert es noch auf die Probe von Hunt. Es will weiterleben, doch hat es einmal den Körper verlassen, ist es eine Frage von sehr kurzer Zeit, bevor die Probe nicht mehr zu gebrauchen ist.«

Das verstand ich. Na ja, so in etwa.

»Und was genau wurde jetzt verändert?«, kam ich auf seine vorherige Aussage zurück.

»Wir haben vielleicht etwas gefunden, um den Verfall zu verlangsamen. Das würde es uns ermöglichen, die Proben länger haltbar zu machen und so mehr Zeit zu bekommen, um das Heilmittel länger lagern zu können. Die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, wären spektakulär.«

»Trotzdem müsste man uns weiterhin Blut abnehmen«, warf ich ein.

»Nur für den Anfang«, kam es nun von der Frau. »Ich weiß, dass alles ist bestimmt nicht leicht. Doch wenn die Forschung weiter vorankommt, wird es vielleicht irgendwann nicht mehr erforderlich sein.«

»Ihr wollt ein synthetisches Heilmittel entwickeln?«, wandte ich mich nun an Doc.

»Ja, so ist der Plan«, bestätigte er mir. »Doch bis wir diesen Schritt angehen können, müssen wir erst einmal diese Proben haltbarer machen. Außerdem, müssen wir die Möglichkeit verbessern, auch außerhalb des Körpers das Blut mischen zu können, um das Heilmittel zu erzeugen. Erst wenn das geschafft ist, können wir weiter machen.«

Verstehend nickte ich. »Und was braucht ihr dazu?«

»Zeit, vor allem. Ich werde mit Doktor Miller eine Reise machen. Aus Sicherheitsgründen, darf niemand erfahren, wohin wir gehen.«

»Selbst ich nicht?« Es verletzte mich, dass Doc mir in dieser Sache so wenig zu trauen schien.

»Niemand. Selbst der Großmeister weiß es nicht. Es ist besser so.«

»Und was ist, wenn ihr Hilfe braucht?«

Kurz wechselte er einen Blick mit seiner Kollegin und diese nickte nur zur Antwort. »In Ordnung. Ich werde dir und nur dir ein Gerät geben, das uns aufspüren kann. Bewahre es in eurem Tresor auf. Sollte ich mich nicht wenigstens einmal in der Woche bei dir melden, kannst du es benutzen. Aber, auch nur dann«, wies er mich an und ich nickte.

»Mit diesem Kompromiss könnte ich leben, Doc, wenn du zwei Mal die Woche draus machst«, erwiderte ich. Überraschenderweise, zog er mich auf einmal in seine Arme und hielt mich an sich gedrückt. Nachdem ich meine erste Überraschung überwunden hatte, erwiderte ich diese Geste.

»Es freut mich, dass du dir Sorgen um mich machst.«

»Immer«, gestand ich ihm und drückte kurz etwas fester zu.

Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, konnte ich um seine Augen leichte Fältchen sehen, was mir sagte, dass er lächelte.

»Gut. Wir brechen in einer Woche auf. Es ist also noch etwas Zeit bis dahin. Nun solltest du aber zum Großmeister, bevor er noch ungeduldig wird.«

Dass er meinen Vater mit seinem Titel ansprach, sagte mir, dass die Ärztin nicht über alles Bescheid wusste. Interessant!

»Bevor ich gehe, habe ich hier noch etwas für dich«, berichtete ich ihm. Vorsichtig zog ich den Dolch aus meiner Jacke und wickelte ihn aus dem Tuch aus. Wie erwartet, war er nass geworden, doch glücklicherweise, konnte ich noch kleine Spuren von Blut, am Tuch und dem Dolch wahrnehmen. Offenbar hatte ich Glück gehabt. Nun musste ich nur noch hoffen, dass das Salzwasser, die letzten verbliebenen Proben, nicht beschädigt hatte.

»Was ist das?«

»Der hatte näheren Kontakt mit der Person, bei der ich mich zuletzt aufhielt.« Ich nannte absichtlich keine Namen, da ich nicht wusste, was Doc der Ärztin alles anvertraut hatte. »Er ist zwar nass geworden, aber vielleicht kannst du noch etwas damit anfangen.«

Er nahm ihn und betrachtete den Dolch eingehend. »Ich werde es mir ansehen«, versprach er und legte alles auf ein Tablett.

Zufrieden nickte ich und wollte schon den Raum verlassen, als er mich noch einmal stoppte.

»Blaise.«

»Ja?« Er warf mir eine Flasche zu, die ich mit Leichtigkeit fing.

»Mach die leer, bis du oben angekommen bist«, wies er mich an.

Lächelnd neigte ich meinen Kopf. »Wird erledigt«, versprach ich und ging.

 

Im oberen Stockwerk, ließ man mich sofort durch und ich betrat, nach einem kurzen Klopfen, das Büro. Wie so oft, fand ich meinen Vater hinter dem Schreibtisch.

»Blaise, da bist du ja. Geht es dir gut?« Er kam zu mir und betrachtete mich prüfend.

»Alles in Ordnung«, versicherte ich ihm.

»Es war gefährlich, in ihre Nähe zu gehen. Auch wenn ich verstehe, warum du das getan hast, muss ich dir doch sagen, dass es mehr als leichtsinnig von dir war. Besonders nachdem, was du erst vor Kurzem durchgemacht hast.«

»Ich weiß. Doch die Gelegenheit war günstig. Hätte ich länger gewartet, bin ich mir sicher, hätte sie mir viel mehr misstraut. So konnte ich wenigstens ein paar ihrer Pläne aufdecken.«

»Und im Namen der Stadt danke ich dir auch dafür. Aber was wäre gewesen, hätte sie …«

»Ich war vorsichtig. Habe nichts von ihr entgegengenommen, fand immer eine Lösung, um sie glauben zu lassen, dass ich auf ihrer Seite wäre.«

»Erzähl mir alles, jedes noch so kleine Detail könnte wichtig sein.«

Wir setzten uns auf die Sofas, seitlich von seinem Schreibtisch. Ich erzählte ihm, von den Klippen, die ich auf meinem Weg zur Academy schon einmal passiert hatte. Vom Höhlensystem, das, wie ich glaubte, schon seit Jahren dort existierte und immer weiter ausgebaut wurde. Die erschreckende Zahl von Geure, die sich dort versteckt hatten und dass ich glaubte, dass das längst noch nicht alle waren, die meine Mutter besaß. Auch berichtete ich ihm, von den Zellen und dass ich mir sicher war, dass sie dort, Personen festgehalten hatte, von der sie ihre Infos bekam.

»Das, was du herausgefunden hast, ist einiges. Aber unterschätze deine Mutter nicht. Auch wenn die Verwandlung ihren Geist verwirrt hat, zählt sie dennoch zu den klügsten Köpfen, die ich kenne.«

»Genau das macht mir solche Sorgen. Die Tage bei ihr, haben mir gezeigt, dass deutlich mehr hinter allem steckt, als sie zu erkennen gibt. Ich bin mir sehr sicher, dass diese Höhle nicht ihr einziges Versteck war.«

»Würde ihr ähnlichsehen.«

»Wirst du mir je alles erzählen?«

Seufzend lehnte er sich zurück. »Werde ich. Es wird Zeit, dass du alles erfährst.«

Gespannt lehnte auch ich mich zurück und wartete darauf, was er mir nun erzählen würde.

Die Freigabe

 

 

Zwei Stunden hatte ich meinem Vater zugehört und ich hatte verschiedene Eindrücke von meiner Mutter bekommen. Doch der stärkste dabei: sie war besessen von ihrer Forschung. Mehr sogar, als sie Gefühle für meinen Vater hatte. Zumindest war das mein Gedanke und was ich bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte, bestätigte das auch.

»Ich verstehe einfach nicht, warum sie so verbissen arbeitete.«

»Weil sie den Wunsch hatte, etwas zu verbessern.«

»Und was, Geure 2.0? Wie sollte so etwas weiterhelfen?«

»Anfangs war das auch nicht der Grund für ihre Forschung. Sie wollte uns Vampiren alles erleichtern.«

Tja, das hatte wohl nicht funktioniert. Da kam mir ein Gedanke.

»Vater, du sagtest mir, dass sie bei eurem Kennenlernen Schwierigkeiten hatte, mit ihrer Forschung. Was hat sich geändert?«

Für einen Moment überlegte er, schien noch einmal seine Erinnerungen durchzugehen. »Es war ein paar Monate nach unserem Kennenlernen. Ihr wurde Zugang zum Archiv gewährt und wenig später, war sie nur noch mit ihrer Forschung beschäftigt.«

»Weiß man, was genau sie sich angesehen hat?«

»Von ein paar der Bücher, hat sie mir erzählt, der Rest müsste im Verzeichnis sein. Natürlich nur, wenn sie sich eins ausgeliehen hat.«

»Vater, ich muss mir die Bücher ansehen. Vielleicht bekomme ich so raus, was sich geändert hat.«

»Diese Idee hatte ich auch schon und die Bücher wurden geprüft. Gefunden wurde aber nichts.«

Nun lehnte ich mich vor. »Du hast es von anderen prüfen lassen. Aber nur wir können ihre Gedankengänge, ansatzweise, nachvollziehen. Ich bin mir sicher, dass es irgendwo einen Hinweis gibt.« Nun sah mein Vater einen Moment ins Leere, ich wusste, dass er über mein Gesagtes nachdachte, gleichzeitig aber in seinen Erinnerungen nach Hinweisen forschte.

Erst als seine Sicht sich wieder zu schärfen schien, wandte er sich an mich. »Vielleicht hast du recht. Ich hätte diese Aufgabe nicht an andere abgeben sollen. Doch …«

Nun stockte er und ich verstand, was er nicht aussprechen konnte. Da ich wusste, dass er es nicht mochte, wenn man eine Schwäche von ihm zur Sprache brachte, schwieg ich.

»Ich gebe dir freien Zugang zum Gebäude. Solltest du etwas finden, will ich es als Erstes wissen.«

Da war er wieder, der herrische Anführer.

»Natürlich«, versicherte ich ihm.

»Gut! Fang aber erst morgen mit deinen Recherchen an. Dein Partner erwartet dich.«

Nun musste ich schmunzeln. Dass er auf das Bedürfnis von Hunt und mir einging, dass wir uns, nach der langen Trennung, sehen wollten, überraschte mich doch.

»Geh jetzt, ich muss zurück an die Arbeit.«

Wir standen auf und ich wollte schon gehen, als mein Vater noch einmal nach meiner Schulter griff. Verwundert blieb ich stehen und drehte mich zu ihm, nur um mich kurz darauf in seinen Armen wiederzufinden. Das war etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte.

In so kurzer Zeit, hatte er mehr Gefühl preisgegeben, als in den Jahren, die ich bei ihm aufgewachsen war. Er veränderte sich, doch ob es an meiner Mutter oder an mir lag, konnte ich nicht sagen. Was es auch war, für ein paar Sekunden gestattete ich mir, diese Geste zu genießen.

Nach ein paar Augenblicken, lösten wir uns voneinander. Mit einem letzten Streichen über meine Wange, drehte sich mein Vater weg und setzte sich zurück an seinen Schreibtisch. Einen Moment betrachtete ich ihn noch, sah dabei zu, wie er seine Mauern hochfuhr und ganz der Geschäftsmann wurde, den ich schon so lange kannte.

Auch ich fuhr meine Mauern wieder hoch und konzentrierte mich auf das Nächste, was ich vorhatte. Vorfreude breitete sich in mir aus, aber trotzdem fürchtete ich mich gleichzeitig, denn ich wusste nicht, wie er auf mich reagieren würde. Schließlich hatte ich ihn, nach unserer gemeinsamen Nacht, einfach so verlassen. Fast automatisch griff ich nach der Kette, die er mir geschenkt hatte. Da kam mir ein Gedanke, der mich schmunzeln ließ.

 

Das Gebäude, in dem die Jäger sich versammelten, um die Einsätze zu besprechen, sah wie jedes andere Hochhaus aus. Okay, vielleicht konnte es etwas Pflege gebrauchen, aber ansonsten sah es noch recht gut aus. Von diesem Punkt aus, konnte man alle wichtigen Stellen schnell erreichen, was ein großer Vorteil war.

Als ich das Gebäude betrat, fiel mir sofort auf, dass einiger Betrieb herrschte. Doch als man mich bemerkte, richteten sich einige Blicke auf mich. Mir war nicht klar, warum, doch das würde ich schon noch herausfinden. Später! Man hatte mir beim Orden die Etage genannt, in der Hunt sich eingerichtet hatte, also fuhr ich nach oben.

Nachdem ich den Fahrstuhl verlassen hatte, überlief mich ein Schauer. Ich war nah dran, konnte spüren, dass er in der Nähe war. Mein Instinkt führte mich, bis zu einem der Büros. Ohne zu Klopfen öffnete ich die Tür und sah mich um. Ich war mitten in eine Besprechung geplatzt. Ganz toll!

Natürlich sahen mich alle an, aber ich hatte nur Augen für einen Mann. Als wäre es das Normalste der Welt und als würde ich das jeden Tag tun, ging ich zu der Gruppe und stellte mich mit an den Tisch, neben Hunt. Augenblicklich spürte ich seine Hand in meinem Rücken und es kam mir vor, als könnte ich ihn auf meiner bloßen Haut spüren.

Mit Gewalt zwang ich mich dazu, die Karte zu studieren. Die roten Punkte schienen Angriffe zu markieren, gelbe offenbar Sichtungen und grün uns Jäger. Als hätte es meine Unterbrechung nie gegeben, ging die Besprechung weiter.

»Wir müssen mehr Leute am Wasser postieren«, forderte einer der Jäger.

»Und was ist mit der Mauer?«, warf ein anderer ein.

»Beides muss gesichert sein. Doch müssen wir unbedingt die Tunnel schließen. Nur so werden wir die Chance haben, überhaupt etwas sichern zu können«, teilte Hunt nun mit.

»Aufgrund eines Informanten, betreiben wir so einen Aufwand. Und dabei ist nichts von einem großen Angriff zu sehen.«

»Aus dem Grund wird das alles gemacht. Nur weil man etwas nicht sieht oder etwas gleich offensichtlich ist, heißt das noch lange nicht, dass es nicht im Hintergrund lauert. Die Angriffe vom Wasser aus, sind nichts weiter als Tests. Man will sehen, wo wir nachlassen. Angriffe an der Mauer, fördern Zugriffe am Wasser. Sind wir am Wasser, kommen sie aus dem Untergrund und so weiter.«

»Und Sie sind?«, wollte der Mauler wissen.

»Ich bin der Informant, der Ihnen das Leben so erschwert hat«, erwiderte ich und sah dem Mann, mir gegenüber, fest in die Augen.

»Sie waren im Lager des Gegners?«

Ständig dieses Vorurteil, meines Aussehens wegen.

»Ja und was ich dort gesehen habe, ist gerade mal die Spitze der Probleme. Was auf uns zukommt, ist größer, als jeder von uns sich auch nur ansatzweise vorstellen kann. Ich würde vorschlagen, wir konzentrieren uns darauf, mehr Jäger in die Stadt zu holen und gleichmäßig zu verteilen.«

»Der Orden kümmert sich um den Rückruf. Die Gruppierung wird koordiniert, aber ohne genug Jäger ist es nicht leicht.«

Hunt hatte recht, es fehlten Leute.

»Was, wenn wir Abschlussklassen aus den Academies holen? Sie müssen eh Praxisaufgaben absolvieren und wir brauchen die Leute für Aufklärung und zum Wache halten. Ein bis zwei erfahrene Jäger in einer Gruppe von zehn Anfängern könnte uns einen guten Vorteil verschaffen.«

Nachdenklich zog Hunt die Augenbrauen zusammen. »Eine ähnliche Idee hatte ich auch schon. Wir haben die Menschen mit einbezogen. Polizisten und Feuerwehrmänner fahren ihre Runden und selbst von den Dächern aus, behält man alles im Auge.«

»Umso besser. Selbst unsere Anfänger sind geschickt genug, um im Notfall einen Geure zu erledigen. Wenn wir Gruppen patrouillieren lassen, sinkt das Risiko.«

»Außer es sind mehrere Geure.«

»Deswegen die erfahrenen Jäger. Sie können Anweisungen geben und die Gruppen leiten.«

»Es wäre ein Versuch wert«, warf nun ein anderer Jäger ein.

»Schön, ich stelle die Anträge. Erholt euch jetzt, bevor eure Schicht anfängt«, wies Hunt die anderen an.

Diese nickten und gingen.

Als wir allein waren, wandte er sich mir zu. »Seit wann bist du zurück?«

»Etwa vor zwei Stunden bin ich gestrandet. Danach hat man mich gleich zum Orden gebracht. Nach dem Test wollte mein Vater mich sehen. Erst danach konnte ich hierherkommen.«

Vorsichtig strich er mit seinem Daumen über meine Wange und sah mir tief in die Augen. »Geht es dir gut?«

»Ja«, versicherte ich ihm.

»Warum hast du mir nichts gesagt?«

Er gab sich Mühe, den Vorwurf nicht durchkommen zu lassen, trotzdem hörte ich es.

»Weil ich genau wusste, wie du reagieren würdest. Hätte ich es dir gesagt, wäre das Erste von dir gewesen, es mir auszureden.«

»Und was, wenn es schiefgegangen wäre?«

»Das ist unsere Aufgabe. Wir müssen manchmal Wege gehen, die nicht einfach sind. Warst es nicht du, der mir beigebracht hat, auf alles vorbereitet zu sein und Situationen zu nehmen, wie sie kommen? Es hat sich angeboten und ich habe das getan, was ich für richtig hielt. Nun sind wir einen Schritt voraus und können uns besser auf das vorbereiten, was eventuell noch kommt.«

»Du hast dich verändert«, stellte er fest und musterte mich aufmerksam.

»Hättest du gesehen, was meine Mutter tut, wärst du auch nicht mehr der, der du momentan bist. Sie plant etwas Großes.«

»Und wir werden sie aufhalten. Aber lass uns für den Moment das Thema wechseln, denn wir waren für meinen Geschmack zu lange getrennt.«

Nun konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. »So? Und was genau hast du dir vorgestellt, was wir jetzt machen?« Anstatt mir zu antworten, ließ er seine Hand an meinem Arm herunter gleiten, griff nach meiner Hand und zog mich mit sich aus dem Raum.

Den gesamten Weg bis zum Hochhaus sprachen wir kein Wort miteinander, trotzdem war die Spannung zwischen uns ganz deutlich zu spüren. Doch kaum hatten wir den Fahrstuhl betreten und fuhren nach oben, drehte Hunt mich und zog mich an sich.

»Was ist mit den Kameras?«, murmelte ich, nur wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt.

---ENDE DER LESEPROBE---