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Tahiti ist sicher der schönste Ort, den man sich für eine Hochzeit vorstellen kann. Vorausgesetzt, man heiratet aus Liebe. Doch genau die vermisst Iona: Der smarte Millionär Luke Michelakis will sie nur zur Frau, weil er eine Nanny für seine kleine Tochter braucht …
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Seitenzahl: 178
IMPRESSUM
Liebesträume auf Tahiti erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2010 by Robyn Donald Originaltitel: „Powerful Greek, Housekeeper Wife“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 337 Übersetzung: Rita Koppers
Umschlagsmotive: Normform / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2023
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751521727
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Iona Guthrie verkniff sich einen undamenhaften Fluch, als sie sich den schmutzigen Kittel auszog und naserümpfend die klebrige Flüssigkeit betrachtete; selbst ihr BH war durchnässt.
„Und nun?“, wollte sie vom Universum wissen, während sie auf die elegante kleine Damentoilette zusteuerte, die sich direkt neben der Eingangstür des Penthouses befand. „Zuerst gibt die Staubsauganlage ihren Geist auf, dann verschwinden die teuren Bettlaken in der Wäscherei. Und jetzt das! Allmählich glaube ich, dass in diesem Penthouse ein Dämon sein Unwesen treibt. Und was kommt als Nächstes? Ein Erdbeben? Oder sintflutartiger Wolkenbruch?“
Sie schob sich eine verirrte Strähne ihres aschblonden Haares aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, und öffnete die Tür. Dann hängte sie den Kittel über einen Handtuchhalter und zog ihren BH aus. In einer Vase stand ein Strauß Rosen, deren Duft sie ein wenig milder stimmte.
Glücklicherweise wurde der millionenschwere Geschäftsmann, für den das Penthouse hergerichtet wurde, erst in ein paar Stunden erwartet.
Und sie war mit ihrer Checkliste schon fast durch. In Gedanken hatte sie sich notiert, dem Manager des Apartmentkomplexes Bescheid zu geben, dass das Zimmermädchen beaufsichtigt werden musste. Denn in einem der Handwaschbecken im großen Schlafzimmer der Suite hatte sie ein Haar gefunden. Und als sie das Waschbecken säubern wollte, hatte sie obendrein feststellen müssen, dass die Flasche mit dem Reinigungsmittel nicht richtig zugeschraubt war.
Aber die Aussicht aus dem Fenster wirkte besänftigend, selbst auf eine von Putzmitteln durchweichte Lifestyle-Organisatorin. Die warme Frühlingssonne, die über Auckland mit den Ausflugsbooten im Hafen schien, versprach ein sonniges Wochenende.
Hastig warf Iona einen Blick auf ihre Uhr, als sie den gedämpften Klingelton aus dem Kommunikationssystem hörte; er kündigte an, dass der private Aufzug auf dem Weg nach oben war.
Gut für dich, Angie. Genau auf die Minute. Ihre Cousine, die gleichzeitig ihre Vorgesetzte war, holte sie zum nächsten Job ab. Einer ihrer Klienten hatte sich plötzlich dazu entschlossen, an diesem Abend ein Barbecue zu veranstalten.
Ionas BH landete ebenfalls auf dem Handtuchhalter neben ihrem durchnässten Kittel. Sie verzog das Gesicht, während sie ihr halb nacktes Spiegelbild betrachtete, dann nahm sie ein paar Papiertücher aus ihrer Handtasche, ehe sie den vergoldeten Wasserhahn andrehte.
Als sie hörte, dass die große Außentür aufgeschoben wurde, rief sie: „Komm rein!“, und wischte sich den Rest des Reinigungsmittels von der Haut.
Einen Moment später spürte sie Angies Gegenwart. Angewidert tupfte sie ihre nackten Brüste ab und meinte: „Ich brauche nicht mehr lange.“
„Das will ich verdammt noch mal auch hoffen.“
Iona erstarrte. Das war nicht Angie.
Sondern eine tiefe Stimme mit leichtem Akzent, sehr männlich – eine Stimme, die ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
Eine Stimme, die sie kannte … viel zu gut kannte. Und die sie immer noch in ihren Träumen verfolgte.
Sie riss den Kopf hoch und begegnete entgeistert im Spiegel einem Blick aus Augen, die denen eines Löwen glichen – goldbraune Augen, die einem Mann gehörten, der sie mit überheblicher Verachtung musterte.
Ein Mann, der einer griechischen Sage entsprungen sein konnte.
Oder einer tahitianischen Traumwelt …
Schockiert bemerkte sie die klassische Schönheit seiner Züge. Sie schluckte schwer, ehe sie krächzend herausbekam: „Luke?“
„Was, zum Teufel, machst du hier?“, fragte Luke Michelakis in kaltem Ton.
Heiße Röte ergoss sich über ihre nackten Brüste, als sie ihren zerknitterten Kittel nahm und sich damit bedeckte, während sie entsetzt zusah, dass ihr BH zu Boden fiel. „Ich war gerade … ich habe hier nach dem Rechten gesehen“, murmelte sie. Zitternd holte sie Luft, ehe sie fragte: „Und was machst du hier?“
„Wohnen“, sagte er frostig.
„Ach wirklich?“ Ihr Herz hämmerte, doch ihr Ärger gab ihrer Stimme einen schärferen Ton. „Wir hatten dich erst in fünf Stunden erwartet.“
Schwarze Brauen schossen nach oben. Für einen verstörend langen Augenblick ruhte sein undurchdringlicher Blick auf ihr, ehe er sich bückte, ihren BH vom Fußboden aufhob und ihn ihr entgegenhielt. Fleischfarbene Baumwolle, die an einer olivefarbenen langgliedrigen Hand baumelte.
„D…danke.“ Sie entriss ihm das anstößige Stück Stoff und versuchte, sich einen Anflug von Würde zu geben. „Geh bitte.“
Die langen dunklen Wimpern über den exotisch geschnittenen Augen konnten das Glitzern nicht verbergen, bei dem Iona ein anstößiger Schauer durchfuhr.
Sein Ton hingegen verriet nichts von diesem kurzen Moment besonderer Intensität. „Gerne.“
Peinlich berührt drehte sie sich um, doch die verspiegelte Wand bot ihr keinen Schutz, sondern setzte sie seinem sengenden Blick noch stärker aus.
Einen Moment fürchtete sie, er würde bleiben und ihr beim Anziehen zusehen.
„Geh jetzt“, wiederholte sie mit belegter Stimme.
„Es war mir ein Vergnügen“, gab er scharf zurück und verschwand dann so lautlos wie ein geschmeidiges Raubtier.
Schockiert und zugleich erleichtert schlug Iona die Tür zu und verschloss sie, ehe sie den feuchten BH wieder anzog. Sie musste ein paar Mal tief durchatmen, bevor sie wieder klar denken konnte.
Seit sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatte Luke Michelakis diese Wirkung auf sie – er nahm ihr förmlich den Atem.
Charisma, schoss ihr durch den Kopf. Präsenz. Einfluss. Wie auch immer man sein Auftreten bezeichnen wollte, Luke besaß von all dem im Übermaß. Genau das war ihr vor achtzehn Monaten als Erstes bei ihm aufgefallen, als er auf Tahiti über den weißen Strand zu ihr geschlendert war – das und der autoritäre Ton, mit dem er ihr erklärte, dass dies ein Privatstrand sei.
Luke – hier in Neuseeland. Er war also der Mann, den Angie und sie mit einem Lachen als den unbekannten Krösus bezeichnet hatten.
Dieses Penthouse musste vom Teufel besessen sein. Wahrscheinlich lachte er sich schon tot über sie.
Sie war gerade wieder in ihren Kittel geschlüpft, als es erneut an der Tür klingelte.
Endlich, Angie …
Von Luke war nichts zu sehen, als sie in den Flur stürmte und die Tür öffnete. Doch statt ihrer gelassenen Cousine sah sie sich dem gehetzt wirkenden Zimmermädchen gegenüber, das einen Beutel in den Armen hielt.
„Die Bettwäsche aus der Wäscherei“, erklärte sie Iona und spähte mit großen Augen an ihr vorbei.
Iona wappnete sich, dann drehte sie sich um. Schweigend schlenderte Luke auf die beiden Frauen zu, groß und von überragender Dominanz.
„Ich zeige Ihnen die Zimmer, die gemacht werden müssen“, sagte Iona schnell. Sie straffte die Schultern und schleppte das Zimmermädchen förmlich den Flur hinunter zu den drei Schlafzimmern.
„Wer ist der Typ?“, zischte das Mädchen, bevor Iona wieder ging.
„Ein Gast des Besitzers“, entgegnete Iona knapp.
„Bei mir könnte er Gast sein, sooft er will“, meinte die junge Frau kichernd.
Leise verließ Iona das Zimmer, doch es war zwecklos. Luke erschien mit grimmiger Miene und meinte kurz angebunden: „Wir müssen reden. Komm mit.“
Jeder Nerv in ihrem Körper war angespannt, eine stumme Warnung vor diesem Mann. Sie unterdrückte den tollkühnen Impuls, ihm zu erklären, dass sie keine Befehle von ihm entgegennehmen würde. Stattdessen war sie darum bemüht, seinem verhangenen, intensiven Blick möglichst gefasst zu begegnen.
Um im nächsten Moment zu merken, dass es ein gefährlicher Fehler gewesen war.
Sie musste all ihre Selbstkontrolle aufbringen, um ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. „Tut mir leid, dass die Schlafzimmer noch nicht fertig sind, aber die Laken waren in der Wäscherei verschwunden. Sie sind gerade erst gebracht worden.“
Sein lässiges Schulterzucken zeigte ihr, dass ihn die Angelegenheit nicht interessierte. „Du hast immer noch eine klebrige Spur auf deiner Haut“, sagte er stattdessen. „Du solltest dich besser fertig waschen, danach will ich dich auf der Terrasse sehen.“ Er hielt inne, ohne dass seine Miene etwas preisgab. „Ich kann dir ein Hemd leihen, wenn du willst“, fügte er dann gedehnt hinzu.
Auf Tahiti hatte er ihr einmal sein Hemd umgelegt, um ihre Schultern vor der heißen Sonne zu schützen. Als er es ihr dann wieder ausgezogen hatte, war die Folge ein sinnliches Intermezzo, das ihr jetzt allzu lebhaft vor Augen stand.
Natürlich erinnerte auch er sich daran. Röte schoss in ihre Wangen, als er eine Braue hob und sie mit spöttischer Herausforderung ansah.
„Nicht nötig“, gab Iona zurück, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand wieder im Waschraum. Sie schloss die Tür, lehnte sich dagegen und biss auf die Unterlippe.
Arrogant? Sie zwang sich, zum Waschbecken zu gehen und sich den Rest des Reinigungsmittels abzuwaschen.
Arrogant war in diesem Fall ein viel zu nichtssagendes Wort, um Luke Michelakis zu beschreiben. Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, während sie diesen Mann im Stillen mit passenderen Adjektiven bedachte: zynisch, dominant, einschüchternd …
Noch andere, gefährlichere Adjektive kamen ihr in den Sinn: sexy, unwiderstehlich attraktiv, überwältigend.
Genau deswegen hatte sie vor achtzehn Monaten an einem heißen, verlassenen Strand auf Tahiti die verrückteste Entscheidung ihres Lebens getroffen. Ein einziger Blick auf Luke Michelakis hatte ihr gezeigt, dass er genau das verkörperte, was sie brauchte: Er war ein Mann, der vor Charisma und Vitalität sprühte, jemand der sie aus ihrer Verzweiflung retten konnte, die sie nach dem Tod ihres Verlobten übermannt hatte. Und kurz danach waren auch noch ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Instinktiv hatte sie erkannt, dass dieser unwiderstehliche Grieche genau wusste, wie er sie wieder mit Leben erfüllen konnte. In seinen Armen hatte sie höchste Lust verspürt, hatte gelernt, wie wundervoll es war, als Frau begehrt zu werden. Und gleichzeitig hatte sie sich beschützt und aufgehoben gefühlt.
Und ebenso instinktiv hatte sie gewusst, dass dieser Mann, attraktiv, überheblich und selbstsicher wie er war, nichts als eine Affäre wollte.
Die zutiefst sinnliche Erfahrung hatte ihr bittere Schuldgefühle bereitet. Gavin war gestorben, weil er ihr Leben hatte retten wollen. Sie hatte so sehr um ihn getrauert, dass sie einer Depression nahe gewesen war. Doch in den zehn Tagen und Nächten voller Leidenschaft mit Luke hatte er nicht nur ihren Körper erobert, sondern auch ein wenig ihr Herz. Entsetzt über sich selbst war sie von der Südseeinsel geflohen, entschlossen, all die Erinnerungen an die Zeit dort aus ihrem Gedächtnis zu verbannen.
Doch es hatte nicht funktioniert. Und nun war Luke in Neuseeland. Ausgerechnet!
Eigentlich sollte es sie trösten, dass sie einander nie wiedersehen würden, wenn sie dieses Penthouse erst einmal verlassen hatte. Aber sein so unerwartetes und für sie peinliches Erscheinen hatte ein Feuer in ihr geweckt, das sie längst erloschen geglaubt hatte.
Iona zog die noch klammen Sachen an. Tief atmete sie durch, ehe sie in den Flur hinaustrat, den Kopf hoch erhoben, während sie das Gefühl hatte, dass eine Herde Büffel durch ihr Inneres trampelte.
Der Flur war leer, aber blieb es nicht lange. Schweigend und mit grimmiger Miene marschierte Luke vom Wohnzimmer herüber.
Er beobachtete, wie sie näher kam und das Licht goldene Sprenkel in ihre blonden Haare zauberte. Obwohl er sie seit anderthalb Jahren nicht mehr gesehen hatte, hatte sich jede Einzelheit in sein Gedächtnis eingebrannt – wie warm sich ihr schlanker Körper anfühlte, das dunkle Geheimnis ihrer blaugrünen Augen, die je nach Stimmung immer wieder anders leuchteten, das sinnliche Versprechen ihrer vollen Lippen …
Ihre leidenschaftliche Hingabe.
Und das brennende Gefühl des Verrats, als sie ihn verlassen hatte. Seine strikte Selbstbeherrschung hatte mit einem ursprünglichen Instinkt gekämpft, dass diese Affäre mit Iona etwas sehr Seltenes war, sehr viel mehr als eine verrückte Urlaubsaffäre.
Zum ersten Mal gestand Luke sich jetzt ein, dass er auch nach Neuseeland gekommen war, um wieder Kontakt mit ihr aufzunehmen. Natürlich nur, um sich zu versichern, dass es ihr gut ging, wie er in Gedanken schnell hinzufügte.
Er hatte nicht erwartet, sie wenige Stunden nach seiner Ankunft schon zu finden. Und sein überentwickeltes Verantwortungsgefühl sollte eigentlich zufriedengestellt sein, weil sie offenbar wohlauf war, auch wenn sie sich offensichtlich nicht freute, ihn wiederzusehen.
Doch auch sie schien ihre gemeinsame Zeit nicht vergessen zu haben.
Er verdrängte die Freude darüber, die ihm jetzt sehr ungelegen kam, und meinte abrupt: „Wir sollten uns besser außer Hörweite des Zimmermädchens unterhalten.“
Iona hatte beschlossen, ihm mit kühler Distanz zu begegnen. Daher erwiderte sie im gleichen Ton wie er: „Na schön.“
Während er sie auf die Terrasse führte, stellte sie erneut fest, dass er sich mit der Anmut einer großen Raubkatze bewegte.
Er war gewiss kein Mann, den man übersehen konnte.
Kaum befanden sie sich auf der Terrasse mit den üppigen Grünpflanzen, fragte er ohne Umschweife: „Was machst du hier?“
„Ich sorge dafür, dass das Apartment für dich und deine Gäste vorbereitet wird“, sagte sie, um einen kühl-distanzierten Ton bemüht.
Er zog eine Braue nach oben. „Dein Arbeitgeber scheint ein bisschen zu vertrauensselig zu sein. Du hattest die Tür nicht abgeschlossen. Jeder hätte hier hereinspazieren können.“
Iona vermutete, dass sie etwas zu ihrer Verteidigung vorbringen würde, doch diesen Gefallen wollte sie ihm nicht tun.
In scharfem Ton erwiderte sie: „Das Gebäude ist sehr gut bewacht. Es klingelt an der Tür, wenn der Aufzug oben im Stockwerk hält. Und da wir dich erst später am Nachmittag erwartet haben, hat meine Chefin Ms. Makepeace sich wohl von dem Concierge aufsperren lassen.“
Ihre Worte quittierte er mit einem harten Blick. „Ich nehme nicht an, dass sie die Reinigungskraft ist.“
Er war wohl kaum daran interessiert, wie dieser Haushalt geführt wurde. Schließlich war das nicht einmal sein Apartment. Vielmehr hatte einer von Angies Kunden es Luke für dessen Aufenthalt in Neuseeland zur Verfügung gestellt. Ob es ihm vielleicht Spaß machte, auf diese klein karierte Weise herauszustellen, welche soziale Kluft zwischen ihnen bestand?
Schließlich war sie es gewesen, die ihn auf Tahiti verlassen hatte. So etwas war ihm vermutlich vorher noch nie passiert.
Oder danach.
Doch der Mann, den sie kennengelernt hatte, war nicht klein kariert gewesen. Schnell verdrängte sie einen Anflug zu lebhafter Erinnerungen und antwortete: „Du hast recht, sie ist nicht die Reinigungskraft. Sie hat ein kleines Unternehmen, das darauf spezialisiert ist, das Leben anderer Menschen zu organisieren, die selbst keine Zeit dafür haben.“
„Mit anderen Worten ein Dienstleistungsbetrieb für Reinigungskräfte und Butler“, gab er in leicht ironischem Tonfall zurück.
Iona schenkte ihm ein freundlich-nachsichtiges Lächeln. „Ich würde sie eher als Managerin bezeichnen“, korrigierte sie ihn. „Sie ist sehr erfolgreich, äußerst diskret, eine Perfektionistin. Und man kann sich hundertprozentig auf sie verlassen. Dein Gastgeber hat uns gebeten, das Apartment für dich herzurichten. Leider hat es ein paar kleine Probleme gegeben, die gerade behoben werden. Wärest du, wie angekündigt, später gekommen, wäre alles perfekt gewesen.“
Er stieß ein Lachen aus, und für einen Moment war er wieder der Mann, dem sie verfallen war – aber nicht aus Liebe, nein, auf keinen Fall.
Vielmehr aus sinnlicher Lust.
Sein amüsierter Blick nahm seinen Zügen nichts von der Härte. „Für mich war es günstiger, früher zu kommen. Der Rest der Gäste kommt aber wie angekündigt.“
Als die Schlafzimmer von ihr überprüft worden waren, hatte sie festgestellt, dass zumindest zwei weitere Gäste erwartet wurden. Ob er sein großes Bett mit jemandem teilen würde? Ein schmerzhafter Stich durchfuhr sie, der sich wie Betrug anfühlte.
Sie gab sich kühl, obwohl dieser Gedanke sie verwirrte und ängstigte. „Jetzt müssen nur noch die Betten gemacht werden“, sagte sie. „Wenn du mich also entschuldigen würdest, könnte ich dem Zimmermädchen helfen. Danach hast du das Apartment ganz für dich allein.“
„Nicht nötig“, meinte er lässig, sah sie jedoch eindringlich an, während ein Lächeln seinen wunderschön geformten Mund umspielte. „Von mir aus musst du nicht so schnell verschwinden. Erzähl mir lieber, wie es dir ergangen ist, nachdem du Tahiti Hals über Kopf verlassen hast.“
Genau das Thema, das zivilisierte, vernünftige und kultivierte Exliebhaber anschnitten, wenn sie über eine vergangene Affäre sprachen.
Nun, sie konnte Luke in diesem Punkt durchaus das Wasser reichen, wenn sie auch nicht so kultiviert weltmännisch war wie er.
Trotzdem kostete es sie große Mühe, in gelassenem Ton zu erwidern: „Mir ist es gut ergangen. Danke der Nachfrage.“
Sie wusste, dass sie steif klang, aber so gelassen wie er zu sein, das schaffte sie nicht. Abgesehen von Gavin war er der einzige Mann, mit dem sie bisher geschlafen hatte. Und nicht nur das. Mit seiner leidenschaftlichen Sinnlichkeit hatte er sie ins Leben zurückgeführt. Sie hatte wieder Freude empfinden und mit Lust auf ihn reagieren können. In den Tagen und Nächten auf Tahiti war er ihr viel zu nahe gekommen.
Als sie ihm einen verstohlenen Blick zuwarf, bemerkte sie das amüsierte Glitzern in seinen goldbraunen Augen. Überrascht stellte sie fest, dass ihr Herz sich weitete, als hätte sie in all den vergangenen Monaten nur auf diesen Moment gewartet.
Der Grund dafür musste seine starke körperliche Präsenz sein. Luke war der bestaussehendste Mann, dem sie je begegnet war …
Mit einer weiteren Frage riss er sie aus ihren Gedanken. „Und macht es dir Spaß, das Leben anderer Leute zu organisieren?“
„Ja, sehr“, gab sie ruhig zurück.
Offensichtlich wollte sie so schnell wie möglich von hier verschwinden. Luke unterdrückte einen unerwarteten Anflug von Ärger. Er war nicht so dumm, sich in seine Bettgespielinnen zu verlieben. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, seine Zurückhaltung nicht aufzugeben. Ionas kühle Art könnte ihn also nicht nur dahingehend beruhigen, dass sie ihr Leben im Griff hatte, sondern ihm auch erlauben, das zarte Band dieser unbedeutenden Affäre zu zerschneiden.
Stattdessen wurde ihm bewusst, dass er den starken Impuls unterdrücken musste, sie zu berühren. Ihre vollen Lippen, den Hals hinunter, während er entdecken würde, wie ihre Augen sich vor Verlangen verdunkelten.
Um sich zu beweisen, dass sie nicht unempfänglicher für ihn war als er für sie …
Als es an der Tür klingelte, fuhr Iona zusammen und trat einen Schritt zurück. Luke hatte das Gefühl, sich an einem gefährlichen Abgrund befunden zu haben, während ihm wütend bewusst wurde, dass er sich eben fast zum Narren gemacht hätte.
Sie wandte sich ab und sagte mit rauer Stimme: „Das ist wahrscheinlich Angie, meine Chefin.“
Lukes Stimme klang kalt. „Ich komme mit.“
Es war tatsächlich Angie. Iona konnte nur hoffen, dass Luke den Anflug von Unsicherheit auf der Miene ihrer Cousine nicht bemerkte.
Die sofort von gelassener Professionalität überdeckt wurde, als Angie sagte: „Ich bin Angela Makepeace. Und Sie sind wohl einer der Gäste, die erwartet werden?“
„Ja. Ich bin Luke Michelakis.“
Angie hielt ihm die Hand hin. „Sehr erfreut. Es tut mir leid, Mr. Michelakis, aber uns wurde gesagt, dass Sie erst am späten Nachmittag eintreffen.“
Iona war überrascht, dass Luke Angies Hand ergriff und sie kurz schüttelte. „Wie Sie sehen, bin ich früher gekommen“, meinte er, als wäre das Erklärung genug.
Angie nickte. „Und Sie und Iona haben sich vermutlich schon vorgestellt?“
„Iona und ich kennen uns bereits“, entgegnete er ausdruckslos.
Angies Blick flog zu Iona, die mit erstarrter Miene dastand, dann wanderte er zurück zu dem dunklen Gesichtsausdruck des Mannes, der vor ihr aufragte. „Was für ein Zufall“, sagte sie verunsichert.
„Ja, wirklich erstaunlich.“
Wütend darüber, dass die beiden über sie sprachen, als wäre sie gar nicht anwesend, meinte Iona abrupt: „Die Betten müssten inzwischen gemacht sein. Ich werde mal nachsehen.“
Als sie sich abwandte, hörte sie Luke sagen: „Ich würde gerne mit Ihnen sprechen, Ms. Makepeace.“
Angies Antwort war nicht mehr zu verstehen, als sie in das Wohnzimmer gingen. Fragen schwirrten in Ionas Kopf herum. Warum wollte er mit ihrer Cousine reden?
Und was war eben geschehen, als sein Blick auf ihren Lippen ruhte, während sich eine Spannung zwischen ihnen aufbaute, die jeden vernünftigen Gedanken in ihr ausgelöscht hatte?
Vergiss es, mahnte sie sich verärgert, während sie die beiden Schlafräume überprüfte. Als sie das große Schlafzimmer betrat, war das Zimmermädchen dort gerade mit dem Bett fertig und warf Iona ein schnelles Lächeln zu. „Alles erledigt.“
„Danke.“ Iona ging ins Bad, um sicherzustellen, dass keine Spur mehr von dem verschütteten Putzmittel zu sehen war.
Alles war sauber, und sie wollte gerade die Suite verlassen, als sie hörte, wie ihre Cousine ihren Namen rief. Angie war allein.
„Er telefoniert, und es läuft alles bestens“, sagte Angie leise. „Vielleicht könnten wir einen Vorschuss verlangen. Warum ist dein Arbeitskittel so nass?“
Rasch erklärte Iona ihr, was passiert war, und schloss mit den Worten: „Ich hoffe, du hast noch einen Ersatzkittel im Wagen.“
„Hab ich.“ Sie gab ihr die Autoschlüssel. „Dein Lukas hat das Gleiche gesagt.“
„Er ist nicht mein Lukas!“ Er hatte nie einen Einwand erhoben, weil sie ihn Luke nannte.
Angie verzog das Gesicht. „Geh nach unten und hol den Kittel aus dem Wagen, damit du dich hier umziehen kannst.“ Da sie spürte, dass Iona widersprechen wollte, fügte sie hinzu: „Ist schon in Ordnung. Er hat es selbst vorgeschlagen. Ich warte so lange, während er seine geschäftlichen Telefonate erledigt.“