Literaturpreistexte - Akono Schmidt - E-Book

Literaturpreistexte E-Book

Akono Schmidt

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Beschreibung

Eingebettet in eine moderne Adaption der Liebesgeschichte "Frühstück bei Tiffany" finden sich drei Kurzgeschichten, die der Autor zu verschiedenen Literaturpreis-Wettbewerben eingereicht hat: Eine herzliche, eine abgedrehte und eine futuristische. So gibt es auf 80 (Hardcover) bzw. 100 Seiten (Taschenbuch) viel zu erlesen.

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Akono Schmidt

Literaturpreistexte

und die Sache mit Molli

© 2023 Akono Schmidt

ISBN Softcover: 978-3-347-91169-7

ISBN Hardcover: 978-3-347-91170-3

ISBN E-Book: 978-3-347-91171-0

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Die Sache mit Molli

Die Hüpf-Schweinchen von Haslohfurth-Kampmoor

Also gut!

DigiMeal

Epilog

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Literaturpreistexte

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Titelblatt

Urheberrechte

Die Sache mit Molli

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Literaturpreistexte

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Good day sunshine! Dudelidup. Good day sunshine! I need to laugh and when the sun is out, I got something I can laugh about. Ach, meine ollen Beatles. Bester Dinge marschiere ich an diesem herrlichen Herbstmorgen singend durch meine Bude. Vom Badezimmer schwebe ich barfüßig in die Küche. Ein Blick auf die Uhr: Zwanzig nach neun. Ich werfe erst die Espressomaschine und dann das Radio an. Es begrüßt mich mit Informationen, die ich gar nicht wissen will – oder doch?:

„In Deutschland gab es 2021 rund 2,5 Millionen Bücher am Markt und jährlich kommen zwischen 70.000 und 100.000 Neuerscheinungen hinzu.“

Uff.

Letztes Jahr müssen es demnach 2,6 Millionen und Ende diesen Jahres 2,7 Millionen gewesen sein. Ich lasse mich langsam auf meinen Stammplatz am Küchentisch sinken und höre regungslos weiter zu.

„90 Prozent aller Neuerscheinungen verkaufen auch nach Jahren noch weniger als 100 Stück insgesamt“ tönt es aus dem Lautsprecher.

Naja, das hat ja auch etwas Tröstendes, ich bin mit der waagerecht verlaufenden Erfolgskurve meiner bisherigen Schreibereien also in großer Gesellschaft.

„Der Markt ist vollkommen auf Bestseller ausgerichtet, denn nur die bringen den Verlagen das große Geld. Dabei gibt es so einige Tricks, wie die Firmen ein Buch auf die Bestsellerliste bringen, zum Beispiel, indem sie selbst erst einmal eine große Auflage kaufen.“

Na prima, das sind ja beste Aussichten für meine möglicherweise kommenden Neuerscheinungen. In den letzten Wochen habe ich drei neue Bücher angefangen. Zwar ist noch keins über 30 Seiten hinausgekommen, aber in diesem auf Masse ausgerichteten Markt, sind sie sicher auch mit einer Masse weiterer Seiten chancenlos. Zumal mir das Radio auch noch erzählt, dass nur Schreiber: innen auf Bestsellerlisten landen, die bereits einen Namen haben. „Nur 1 Prozent der Neueinsteiger ist erfolgreich.“

Ach?

Ich habe die Fähigkeit mir so manches schön zu denken und fasse neuen Mut:

1 Prozent von 100.000 sind tausend. Und tausend klingt doch schon tausendmal besser als 1 Prozent.

Meine Schönrechenkünste und der Duft des inzwischen von der Maschine zubereiteten Cappuccinos bringen die Ideenfabrik über meiner Nase sofort wieder ins Rattern. Noch während der Radiobeitrag läuft und ich mir das erste halbe Brötchen des Tages schmiere, habe ich einen Erfolgstitel im Kopf:

‚Frühstück bei Schmiffany‘.

Genial!

Es ist die Synthese aus dem berühmten Roman von Truman Capote und den hoffnungsarmen Schreibarbeiten des Akono Schmidt.

Radio aus. – Nachdenken.

In der Wohnung unter mir kläfft der alleingelassene Kurti seinem Herrchen hinterher, der die Wohnungstür just schwungvoll hinter sich zugedonnert hatte. Unser Altbau stellt sicher, dass wir akustisch alle gut vernetzt sind. Das ist manchmal interessant und meistens störend, vor allem, wenn Lautsprecher fehlende Hörgeräte ersetzen. Über mir setzt das vertraute rhythmische Quietschen ein: Molli hat wieder Herrenbesuch. Das lenkt meine Gedanken in eine Richtung, in die sie nicht gelenkt werden sollten. Mein Erfolg bei Frauen ist aufgrund beklemmender Schüchternheit stark unterdurchschnittlich. Außerdem lenkt das von meiner neuen Idee ab. Wie war die noch mal?

Schriftstellerisch wäre es wohl am erfolgversprechendsten, wenn ich etwas zu einem aktuellen gesellschaftlichen Thema schreiben würde. Zur Lage der Frauen zum Beispiel. Dem hektischen Tempo nach zu urteilen, liegt Mollis Besucher auf ihr, aber das ist genauso ungewiss, wie mein Überblick über die Lage der Frauen im Allgemeinen.

Frauen sind nicht mein Thema.

Männer irgendwie auch nicht.

Klimaentwicklung? Abgegrast.

Ukrainekrieg? Entweder man schlägt sich als 100.000ster auf die Seite des Mainstreams oder das Buch hat überhaupt keine Chance. Als 100.000stes aber auch nicht.

Die seit ein paar Jahren öffentlich gemachte Geschlechter- und Sexualvielfalt mit Inter, Kreuz und Queer ist auch nicht mehr hitverdächtig. Vielleicht sollte ich meiner sehr begrenzten Weltöffentlichkeit gestehen, dass ich ein ganz langweiliger Hetero bin? Könnte auf eine konservative Art irgendwie provozierend wirken … aber nee … Oder? …

Ähh … He! … Warte mal! …

Vielleicht haue ich mal einen echten Schocker raus:

„Mit Schafen schlafen“

Untertitel: „Wollüstiges aus der Welt der Tierliebhaber“.

Das ergäbe dann erstmalig LGBTQ+S und damit womöglich eine neue Titelgeschichte für den Stern. Aber wie kommt man an Leute ran, die das echte Schäferstündchen lieben? Und wer vertritt die

Rechte der Schafe? Der Tierschutzverband? Weiß der mehr über die sexuellen Vorlieben von Schafen? Also nee … Da drohen Rechercheprobleme.

Außerdem würde ich mit den Schafen vielleicht kurzzeitig bekannt werden, aber nur als der, der nicht mit dem Wolf tanzt. Will ich das?

Was will ich eigentlich überhaupt mit der Schreiberei?

Als junger Mann wollte ich ein erfolgreicher Künstler sein, um den Kapitalismus in klimatische und soziale Schranken zu weisen. Ich dachte meine Stimme bekäme diesbezüglich mehr Gewicht, wenn ich bekannt wäre. Aber für eine wirtschaftspolitische Kehrtwende scheint es inzwischen eh zu spät und achtens gibt es längst etliche junge Leute, die stellenweise besser informiert sind als ich und ihre Weltsicht schon seit Jahren in Talkshows erzählen dürfen – ohne, dass sich Entscheidendes geändert hätte.

Also der Traum der Weltenrettung durch eigene Prominenz ist ausgeträumt.

„Wir sind doch alle Anerkennungs-Junkies“, meinte neulich eine Autorin auf DLF-Kultur. Habe innerlich sofort genickt. Wahrscheinlich ist es einfach das, was ich will. Weil es das ist, was alle wollen: Anerkennung. Anerkennung für das, was man tut oder getan hat. Und bei Büchern wird sie nun mal durch die verkaufte Stückzahl aus- oder eingedrückt.

Nach dieser wenig spektakulären Erkenntnis kehrt mein Bewusstsein zurück zu dem zweiten halben Brötchen vor mir, das noch der Komplettierung der Bebutterung bedarf. Hä? „Die Komplettierung der Bebutterung“ – wäre das ein Titel, der Interesse wecken könnte?

Naja: Kleiner Scherz im innersten Kreis!

Der Besucher über mir jubelt noch seliger als Nachbar Musmann bei einem Tor für den HSV. Molli macht zwar viele Männer selig, aber ich weiß, dass sie im Grunde nur nach dem einen sucht, der ihr ein Leben in Saus und Braus ermöglicht. Dafür hat sie sich sogar schon mal zur Äffin gemacht und vor dem Schaufenster von Tiffa gefrühstückt, vor Hamburgs teuerstem Juweliergeschäft. Stundenlang hat sie da gestanden, mit einem belegten Brötchen und einem ‚Coffee to go‘. Am Jungfernstieg. Im Abendkleid. Leider hat ihr weder jemand ein goldenes Diadem herausgereicht, noch beim Betreten oder Verlassen des Geschäftes um die Hand der fülligen Schönheit angehalten.

Naja, vielleicht ist es ja heute der Emir von Absurdistan, der da oben mit ihr tobt. Ich würd’s ihr gönnen.

Mir allerdings auch.

Könnte mir eine nähere Bekanntschaft mit ihr aber gar nicht leisten; glaube sie nimmt 400 Euro für ein Treffen in ihrem oder sonst einem Bett. Den Schlüssel zu ihrer Wohnung habe ich nur damit ich ihren rostbraunen Kater versorgen kann, wenn sie auswärts tätig ist.

Lustlos klebe ich mir ‚veganen Fleischsalat‘ auf die zweite, inzwischen komplett bebutterte Brötchenhälfte. Mein erstes Buch, 70 Jahre im Wilden Westen, habe ich verfasst, wie wohl 90 Prozent aller Erstschreibenden, um die Fragmente meines bisherigen Seins zu einem Lebenslauf zusammenzusetzen. Für mich. Für die sonstige Menschheit habe ich die Arbeit genutzt, um meine Weltsicht zu verbreiten – ganz ohne das geht es bei mir immer noch nicht. Prominenz hin oder her. Ich schreibe jetzt aus Freude am Schreiben. Dabei gerät mir immer mal wieder Politik in die Tastatur, aber ich schreibe nicht mehr, um die Welt zu retten, wie in den Jahrzehnten als Liedertexter, Sänger und Moderator. Oder? …

Während ich an den 70 Jahren feilte, sah ich in unserem lokalen Fernsehsender einen Aufruf zur Teilnahme am ersten Norderstedter Literaturförderpreis. Ich hatte der Menschheit gerade aufgeschrieben, wie ich mit meiner ersten langjährigen Lebensgefährtin vor genau 50 Jahren in die Stadt am nördlichen Rand von Hamburg gezogen war. Und nun wollte diese Stadt Texte zur ihrem 50jährigen Bestehen haben.

Nix leichter als das!

Habe einfach die entsprechende Passage eingereicht:

Die Hüpf-Schweinchen von Haslohfurth-Kampmoor

Frank wohnte zum Jahreswechsel 1969/70 noch bei seiner Mutter in Hamburg. Er war im dritten Lehrjahr einer kaufmännischen Ausbildung und erhielt 360 D-Mark monatlich. Zusammen mit den 1.000 D-Mark seiner Freundin Beate war das genug Geld, um sich eine gemeinsame Wohnung mieten zu können.

Dachten sie.

Wenn aber in den beliebten Hamburger Stadtteilen überhaupt bezahlbare Räume angeboten wurden, standen meist mehr als 30 Leute im Treppenhaus. Da war mit ihren finanziellen Möglichkeiten kaum ein Rankommen. Deshalb packten sie die Gelegenheit beim Schopfe, als ein Kollege von Beate umziehen wollte, und übernahmen dessen Wohnung für rund 500 D-Mark warm.

Per 1. Februar 1970.

In Norderstedt.

Von Hamburg nach Norderstedt?