"Politische" Liedertexte mit wann und warum / Eine Sammlung von Peter, Paul + Barmbek, Radio Barmbek, Don Mastes und die Saubermänner, Oma Körner Band. - Akono Schmidt - E-Book

"Politische" Liedertexte mit wann und warum / Eine Sammlung von Peter, Paul + Barmbek, Radio Barmbek, Don Mastes und die Saubermänner, Oma Körner Band. E-Book

Akono Schmidt

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Beschreibung

Bei den deutschsprachigen Liedertexten in diesem Buch geht es mal nicht primär um die Liebe, wie in (geschätzt) 99,3% aller Songs. Hier geht es um Lieder, die sich mit politischen Ereignissen und Themen der Arbeitswelt beschäftigen. Die Texte stehen oft in thematischem Zusammenhang und sind vielfach durch Erläuterungen verbunden. So lässt sich das Buch chronologisch lesen, fast wie ein Fließtext. Die 232 Seiten sind auch ein Stück Geschichtsschreibung aus den Jahren 1969 bis 2019 in der Bundesrepublik Deutschland.

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Seitenzahl: 156

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Akono Schmidt

Mit besonderem Dank

an Peter „Paul“ Voigt,

an Gudrun Rieffel,

an Heico Linke

und Peter Gutzeit

„Politische“ Liedertexte mit wann und warum

100 Songs aus 50 Jahren BRD

© 2023 Akono Schmidt

ISBN Softcover: 978-3-347-87021-5 ISBN E-Book: 978-3-347-87022-2

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Ich denke dieses Buch macht am meisten Spaß, wenn es von vorn nach hinten und nicht nur punktuell betrachtet oder gelesen wird. Nur dann sind die Zusammenstellung der Songs und die verbindenden Passagen sinnvoll.

Um jedoch reinen Liedertextsucher: innen den Gebrauch zu erleichtern, habe ich das Inhalts- verzeichnis nach Themenfeldern geordnet. Dabei gibt es durchaus Mehrfacheinordnungen.

Und bitte beachtet bei Verwendung der Texte die juristischen Hinweise am Ende des Buches.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Inhaltsverzeichnis

„Schön ist es auf der Welt zu sein, sprach die Biene zu dem Stachelschwein“,

Die Sache mit den Bienen und dem Honig

Wenn Andy, Dandy und Mandy singen,

Wer soll das bezahlen?

Scheißspielplatz

Liebe problematisch

Richards Ende

Der Lehrling

Lied vom Beitrag

Die Mitbestimmung

Die Mannesmannballade

Casey Jones

Der 1. Mai ist kein Feiertag

Kinderlied

Trinklied

Auf den Müll

Gabys Dilemma

Grenzen der Medizin

Schwarzer Saft

Lettow-Vorbeck

Ein Denkmal in Hamburg

Solidarität mit Chile

Ein Flugblatt aus San Antonio

Anne Eck

Bullenballade

Mensch, reiß die Augen auf!

Tu was! (1982, ich für RB)

Mach mit !

Das alte Lied

Im Frühjahr zu Berge

Wieder so ein Tag

Müde

Der Mann im Hafen

Schwapp, Schwapp

Vor dem Werktor

Gäb’s die Gewerkschaft nicht

Schuld war nur der Boss von Nova

Die Großen Lässt man laufen

Wir brechen auch

Franz Strauß als Kanzler

Stranger in New York

Oh Bundesdeutschland!

Spiele

Ich hab Angst

Stark

Nazis raus

In der Tuba der Kapelle

Bitte recht freundlich!

Au-Au-stralien (1982, ich)

Ein Hoch den USA

Lied für Daniel Düsentrieb

Hey Cowboy, häng den Colt an den Nagel (1984, Paul und ich für RB)

Immer diese Amis

Oh, Eimsbüttel

Hoch über den Dächern

Beispielsweise Heinz

Einsam im Sattel

Anna

Du Mädchen Du

Gehe nicht fort

Nein danke

Lauf Jäger, lauf!

Apokalypso

Es macht Spaß, Musik zu machen

Die Welt ist wunderbar

Wenn ich richtig reich wär

Angst vorm Landen

Bankster´s Paradise

Die Kraft, die alles schafft

Große Freiheit 2000

Im selben Boot

Haifischzahnbar

Walter H.

Der alte Traum

Rettet die Natur

Die Nation hat Sorgen

Hälfte, Hälfte

Ich lern Erpel

Ah geh!

Neumodisch

Alles kaufen

Schön war die Zeit

Die Zeit vergeht

Mei Dschinneräschn

Früher

Die Story von Harry Kahn

Gut und Böse

Help

Konrad

Schräge Vögel

Keine Zeit

Kinder, Kinder

Nackidei

Innere Sicherheit

Margarita

Käse

Menschliches Versagen (1992, ich für die unveröffentlichte CD „Rinderwahn + Schweinepest und freie Fahrt für alle“)

Klons (1992, ich für die unveröffentlichte CD „Rinderwahn + Schweinepest und freie Fahrt für alle“)

Entsorgungsparks

Die Crew vom Mars

Auf unser´M Balkon

Die Rose

Frei wie der Wind

Angie

Der Traum von Köln

Zäune

Fumba

Marathon

Zugabe

Hat es Spaß gemacht dieses Buch zu erstellen?

Was haben die vier Schreiberlinge hauptamtlich gemacht?

Vom Erfolg unserer Lieder

Musikmachen ist lebensgefährlich geworden

Juristerei!

Und nochmal danke

„Polit“-musikalische Hinterlassenschaften

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„Schön ist es auf der Welt zu sein, sprach die Biene zu dem Stachelschwein“,

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„Schön ist es auf der Welt zu sein,sprach die Biene zu dem Stachelschwein“,

hieß 1971 eine Hit-Zeile von Roy Black und Anita. Also etwa zu dem Zeitpunkt, an dem meine Auswahl politischer Liedertexte beginnt.

Das Stachelschwein würde den Song sicher heute noch pfeifen, aber die Biene wohl eher nicht. Sie hat schon zu viele verwandte Völker verloren und muss auch um ihre eigene Existenz fürchten. Was uns lehrt, dass Lieder nicht endlos aktuell sind, sondern vor allem viel über die Zeit sagen, in der sie entstehen. Was wiederum bedeutet, dass man anhand von Liedertexten eine Zeitreise machen kann. Anhand von „politischen“ Texten also eine politische.

Dabei darf man staunen, wie viele Themen aus den neunzehnhunderter Jahren auch heute noch aktuell sind.

Die Sache mit den Bienen und dem Honig

Für einen Löffel Honig sammeln sechs Bienen ihr ganzes Leben lang Nektar. Das süße Ergebnis dieser fleißigen Arbeit entnimmt dann der Mensch, dem der Bienenstock gehört, vernascht es oder macht es zu Geld.

Es ist also wie in der freien Marktwirtschaft, nur dass die fleißigen Bienen da Arbeitnehmer: innen und die Bienenstöcke Unternehmen heißen.

Menschen, die gut und in Frieden leben möchten, brauchen einen fairen Anteil vom Honig oder von dessen Verkauf. Noch besser wäre natürlich die Abschaffung des Fleißige-Bienchen-Prinzips, in dem die einen arbeiten und die anderen kassieren.

Wenn Leute, die so denken, Liedertexte schreiben, nennt man die Songs „politisch“.

Aber warum eigentlich?

Dazu gleich mal ein Griff ins Jahr 1981:

Wenn Andy, Dandy und Mandy singen,

die Welt sei wunderbar,

wird kaum jemand den Einwand bringen,

dass das politisch war,

doch wenn man singt, alles sei gut,

ist das auch Politik,

es ist nur die gewohnte Art politischer Musik.

Wenn man nur uns politisch nennt,

dann kommt was durcheinander,

wir sind nur fast so politisch,

wie Peter Alexander.

Wenn Lena, Howard und Gitte singen,

die Liebe ganz allein

würd‘ ein schönes Leben bringen

und wir sagen „Nein“,

dann machen wir in Politik,

die Damen sing’n nur nett

und mancher geht beruhigt,

verliebt und arbeitslos ins Bett.

Solche Schlager sind nicht dumm,

dahinter steckt Gescheites

und wir sind fast so politisch,

wie Lena Valaitis.

Jede Art von Musik,

ob heiter oder kritisch,

ist in ihrer Wirkung auch

in jedem Fall politisch,

wie bei Toni Heitagong,

der kürzlich von uns schied,

der schrieb uns, noch als Freundschaftsdienst,

dies‘ schöne Lied:

Isch hatte disch angemacht

und disch dann nach Haus gebracht.

Du schöne Frau gingst so allein,

da rief mein Herz „Hurra!“

Wir stiegen in mein Auto ein,

seitdem sind wir ein Paar.

Wir haben die Liebe,

wir brauchen kein Geld,

wir wollen nur zu zweit sein,

allein auf dieser Welt.

Ach, die Welt ist so gemein,

lass uns zu zweit alleine sein.

Wir lachen wie die Kinder,

auch wenn’s mal Sorgen gibt,

was soll’n wir uns noch wünschen,

wir zwei sind doch verliebt.

Wir haben die Liebe,

wir brauchen kein Geld,

wir wollen nur zu zweit sein,

allein auf dieser Welt.

Dieser erste Songheißt„Fast so politisch, wie Peter Alexander“ und stammt von mir. Er soll erklären, warum der Begriff „politisch“ in

Verbindung mit den Liedertexten in diesem Buch stets in Anführungszeichen steht.

ÜBRIGENS: Peter Alexander war ein Sänger, Schauspieler und Entertainer, der von Mitte 1950 bis in die 1990er zu den populärsten Unterhaltungskünstlern im deutschsprachigen Raum gehörte.

Die Musik zu den Texten in diesem Buch haben viele nette Leute gemacht. In vier „Polit-Bands“, auf zahllosen großen und kleinen Bühnen, auf Straßen und Plätzen, auf LKW-Ladeflächen und in Ton- studios waren dies in der Reihenfolge unserer Zusammenarbeit: Peter Gutzeit (ak. Gitarre, Mundharmonika und Gesang), Peter Voigt (ak. Gitarre, Tenor- und Five-String-Banjo, Pedal-Steel, Querflöte, Gesang), Ernst Hinzmann (Teekisten-Bass), Andreas Kettel (E-Bass), Birgit Sokolowski (Mischpult), Heico Linke (ak. Gitarre, Pedal-Steel, Lap-Steel, Dobro, Gesang), Peter Römhild (Mandoline, E-Gitarre, Gesang), „Janni“ Dirks (E-Gitarre), Utrecht Horn (E-Bass, Gesang), Claus Vaith (E-Bass, Gesang), Malte Hansen (Schlagzeug), Maff Fischer (E-Gitarre), Gerd Bressler (Keyboard, Geige), Gudrun Rieffel (ak. Gitarre, Five-String-Banjo, Mundharmonika, Gesang), Horst Warncke (Mandoline, ak. Gitarre, Gesang), Jens Wilke (ak. Gitarre, Gesang), Ilja Badekow (E-Bass) und Katto Taylor-Voss (Geige, Percussion, Gesang).

Getextet haben Peter, Peter, Heico und ich, wobei der eine Peter, der Voigt, Paul getauft wurde, um diesen Peter von dem anderen Peter, dem Gutzeit, namentlich unterscheidbar zu machen.

Wir haben sicher die doppelte Anzahl an Texten geschrieben, wie sie in diesem Buch versammelt sind, also eine ganze Menge Phantasie zum Blühen gebracht. Daraus hätten wir viel Honig gewinnen können, wenn wir nicht immer aus der Perspektive der fleißigen Bienchen geschrieben hätten.

Haben wir aber – und so besteht unser Reichtum nicht aus Geld, sondern aus einem reichen Leben.

Wer soll das bezahlen?

(1969, Peter für P,P+B)

Ein Auto ist sehr teuer hier,

das weiß ein jeder Mann,

drum fahr’n sehr viele Menschen morgens

mit der Straßenbahn.

Sie fahren nicht aus Spaß

und auch nicht weil das so schön juckt,

sondern weil sie hin zur Arbeit müssen,

hin zu ihrem Job.

Doch

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?

Ihr nicht wir nicht, von uns keiner,

wir ha’ms nicht bestellt.

Am Wochenende wollten wir

mal in den Tierpark fahr’n,

die Frau und auch die Kinder mit,

schnell geht es in die Bahn.

Da nennt der Schaffner mir den Preis,

ich denk, ich hör‘ nicht recht,

da sind wir dann schnell wieder raus,

denn mir wurd‘ plötzlich schlecht.

Wer soll das bezahlen …? (Refrain)

1969 hatte man in Hannover eine 33%ige Fahrpreiserhöhung der Nahverkehrsmittel angekündigt. Das führte zu heftigen Protesten und zu Peters Text. Leute setzten sich auf Straßenbahnschienen oder klebten große rote Punkte an ihre Autoscheiben und signalisierten damit, dass sie Passant: innen kostenlos mitnehmen würden: Die Rote-Punkt- Aktion war geboren. Sie wurde in rund zwanzig Städten mit dem Ziel übernommen, den öffent- lichen Nahverkehr attraktiv zu halten …

1978 wurde die letzte Straßenbahn in Hamburg stillgelegt, um den Autoverkehr nicht weiter zu behindern.

Scheißspielplatz

(1970, Paul für P,P+B)

Wir lebten einst in Barmbek,

‚Beim Alten Schützenhof‘,

spielten Fußball und Versteck

und schrieben „Ernst ist doof“

an die alten Mauern bei Pro und Edeka

und nachmittags war’n alle Kinder

aus der Straße da.

Und alle auf den Spielplatz,

Mensch, da war was los.

Zank und Keilerei,

denn unser Spielplatz war nicht groß

eine morsche Wippe‚

`ne Schaukel, die hing schief

und kein Winkel zum Verkriechen,

wenn die Mutter rief.

Drumherum ein alter Zaun,

der sah so hässlich aus,

da gab es keinen bunten Fleck

und kein Indianerhaus.

Die Straße war der Bolzplatz,

die Behörden wollten spar’n,

es kam, was kommen musste:

ein Freund wurd‘ überfahr’n.

„Hamburg hat ein Herz für Kinder“,

hab‘ ich oft gehört,

doch der Kreislauf dieses Herzens

scheint mir arg gestört.

Ein Abenteuerspielplatz,

der wird gebaut erst dann,

wenn man diesen fordert

– und zwar alle Mann!

Dieser Appell richtete sich natürlich auch an Frauen, aber als diese ersten Songs geschrieben wurden, gab es das Wort „gendern“ noch gar nicht. Trotzdem zeigte die neue Runde der Frauen- Emanzipationsbewegung auch bei uns erste Spuren:

Liebe problematisch

(1974, Paul für P,P+B)

Mein Name, der ist Peter

und ich bin total verliebt

in Mädchen von der Firma Hatz & Co.

Mensch, dass es sowas noch gibt!

Ich hatte grad `n Job als Fahrer

und belieferte jenen Betrieb;

da sah ich sie zum ersten Mal,

was mir das Wasser in die Schuhe trieb.

Sie saß an `ner Schreibmaschine

und tippte ein Diktat.

Ich sagte „Hallo Biene!“

was sie sich sofort verbat.

Ich meinte: „War doch nur ein Spaß,

warum bist du denn so stur?“

Sie sah mich an, ich wurde blass,

denn ihr Blick war wie Wodka pur.

So eisig war ihr Blick, dass ich dachte,

deren Herz schmilzt nie.

Sie murmelte „Ich hab jetzt keine Zeit“

mit einer Stimme voll Lethargie.

„Ich tippe hier den ganzen Tag

für’n Butterbrot und `n Ei,

ich hasse dieses Klickediklack

nur noch Valium steht mir noch bei.“

„Und dann die heißen Blicke

der Männer im Büro,

für weniger Arbeit kriegen die mehr Geld

ach, ich werde hier nicht mehr froh.“

Das war an einem Dienstag

und es verging eine lange Zeit;

an der Alster, da traf ich sie wieder

am Sonntag im Ausgehkleid.

Sie lachte, hatte gute Laune, sagte:

„Hab grad‘ an dich gedacht.“

Ich blieb bei ihr den ganzen Tag

und auch die lange Nacht.

Noch in der Nacht zum Montag

machte ich mir plötzlich Sorgen.

Ich gebe ja zu, ich hatte Angst

vor dem nächsten Alltagsmorgen

Ich gebe ja zu, ich hatte Angst

vor dem nächsten Alltagsmorgen,

denn was ist schon so ein Feiertag

gegen all die Montagmorgen?

Dieses Lied ist seinerzeit von einem öffentlich-rechtlichen Sender (WDR?) verfilmt worden. Im Wechsel waren die Band in der Hamburger Markt-halle und szenische Umsetzungen des Textes zu sehen.

Ansonsten gab es im Nachkriegsdeutschland zunehmend Künstlerinnen und Künstler, die Musik mit „politischen“ Texten machten. Meine Freunde „Paul“ Voigt und Peter Gutzeit verließen Ende der 1960er die Songgruppe „Hamburger Lieder-macher“ und gründeten die Band Peter, Paul und Ernst. Peter spielte Gitarre, weshalb Paul, der ebenfalls Gitarre spielte, diese zur Seite legte und sich ein Banjo griff. Ihr Freund Ernst baute sich aus einer großen Teekistenbass und Besenstiel mit Wäscheleine einen akustischen Bass. Die Jungs machten deutschsprachige „politische“ Skiffle-Lieder, was bis zu ihrem Start als „eigentlich unmöglich“ bezeichnet wurde. Deutsch sei nicht singbar, hieß es verbreitet, Englisch sei die Sprache der Musik. Die drei ließen sich aber nicht entmutigen und gewannen schnell Anerkennung für ihr Repertoire.

Nach etwa einem Jahr Skiffle ohne das charak-teristische Waschbrett als Rhythmusinstrument, betraute man mich mit dieser Aufgabe. Wir wurden zu Peter, Paul & Barmbek. Ernst zog nach Kiel und stellte seine Teekiste in eine Hamburger Ecke. Fortan brummte Andreas Kettel für uns. Ziemlich virtuos. Am E-Bass.

Wir vier Knaben aus vier miefigen Kleinfamilien ließen auf den Köpfen lange Haare und darunter linkes Gedankengut wachsen. Um uns herum entstanden (Wohn-) Kommunen und man versuchte sich in befreiter Sexualität. Junge Eltern gründeten anti-autoritäre Kinderläden, damit ihre Kinder nicht zu „Richards“ wurden, sondern möglichst selbstbewusste Persönlichkeiten, die eine freie Gesellschaft gleichberechtigter Menschen entwickeln können.

Richards Ende

(1972, P. Maiwald, Musik: Peter G. für P,P+B)

Geboren wurde Richard

am 1. vom April

das mag für Unglück halten,

wer das so halten will.

Das mag für Unglück halten,

wer das so halten will,

geboren wurde Richard

am 1. vom April.

Das Erste, das er lernte,

das war das Wörtchen „Ja“

und wenn man rief „He Richard!“,

dann war der Richard da.

Und wenn man rief „He Richard!“,

dann war der Richard da,

das Erste, was er lernte,

das war das Wörtchen „Ja“.

Er hatte einen Rücken,

der war von Anfang krumm

und stand er einmal grade,

dann fiel der Richard um.

Und stand er einmal grade,

dann fiel der Richard um,

er hatte einen Rücken,

der war von Anfang krumm.

Und rief der Vater „Ruhe!“,

dann war der Richard ruhig.

Und rief der Vater „Schuhe!“,

die brachte Richard gleich.

Und rief der Vater „Schuhe!“,

die brachte Richard gleich,

und rief der Vater „Ruhe!“,

dann war der Richard ruhig.

Und rief die Mutter „Artig!“,

dann war das Richards Art.

Und rief die Mutter „kusch dich!“,

ist Richard so verharrt.

Und rief die Mutter „kusch dich!“,

ist Richard so verharrt,

und rief die Mutter „Artig!“,

dann war das Richards Art.