Lore-Roman 151 - Helga Winter - E-Book

Lore-Roman 151 E-Book

Helga Winter

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Beschreibung

Christiane Roloff wird in einem Internat unterrichtet und erzogen. Sie ist ein armes Mädchen, das von der Großzügigkeit seines Vormundes lebt. Christiane hat den Mann nie zuvor gesehen, der die vielen Jahre hindurch für sie gesorgt hat. So ist sie sehr erstaunt, als sie nach ihrem Schulabschluss eine Einladung in sein Haus erhält. Sie fürchtet sich vor der Begegnung. Vermutlich ist der Vormund ein älterer, strenger Herr mit Brille und weißen Haaren.
Doch das Mädchen ist überrascht, als es einem gut aussehenden Mann gegenübersteht. Das ist also "der Onkel". Er ist ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hat. Nicht im Traum wäre Christiane der Gedanke gekommen, Onkel Martin könne noch so jung sein. Und wie gut er aussieht. Sie schließt die Augen und stellt sich sein lachendes Gesicht vor. Und sofort hört sie wieder die Warnung der Haushälterin: "Verlieben Sie sich nicht in diesen Frauenheld. Ich weiß, dass es schwer ist, seinem Charme zu widerstehen. Er ist genau das, wovon ein junges Mädchen träumt ..."
Leider kommt die Warnung zu spät ...


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Inhalt

Cover

Ins Glück mit vollen Segeln

Vorschau

Impressum

Ins Glück mit vollen Segeln

Ein bezaubernder Liebesroman

Von Helga Winter

Christiane Roloff wird in einem Internat unterrichtet und erzogen. Sie ist ein armes Mädchen, das von der Großzügigkeit seines Vormundes lebt. Christiane hat den Mann nie zuvor gesehen, der die vielen Jahre hindurch für sie gesorgt hat. So ist sie sehr erstaunt, als sie nach ihrem Schulabschluss eine Einladung in sein Haus erhält. Sie fürchtet sich vor der Begegnung. Vermutlich ist der Vormund ein älterer, strenger Herr mit Brille und weißen Haaren.

Doch das Mädchen ist überrascht, als es einem gut aussehenden Mann gegenübersteht. Das ist also »der Onkel«. Er ist ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hat. Nicht im Traum wäre Christiane der Gedanke gekommen, Onkel Martin könne noch so jung sein. Und wie gut er aussieht. Sie schließt die Augen und stellt sich sein lachendes Gesicht vor. Und sofort hört sie wieder die Warnung der Haushälterin: »Verlieben Sie sich nicht in diesen Frauenheld. Ich weiß, dass es schwer ist, seinem Charme zu widerstehen. Er ist genau das, wovon ein junges Mädchen träumt ...«

Leider kommt die Warnung zu spät ...

»Mensch, werde ich froh sein, wenn ich hier erst heraus bin!«, stöhnte Stella von Bergerow, aber ihr Lächeln strafte ihre Worte Lügen. »Wer hat nur das Abitur erfunden? Den Mann müsste man noch nachträglich zur Rechenschaft ziehen.«

Christiane Roloff lächelte nachsichtig.

»Dir macht das natürlich nichts aus!«, fuhr Stella anklagend fort. »Du bist die Musterschülerin und unser leuchtendes Vorbild. Du erledigst das alles im Handumdrehen, aber wir armen geistigen Normalverbraucher sind dumm dran. Na ja, irgendwie werde ich schon durchkommen«, schloss sie optimistisch.

»Ganz bestimmt schaffst du es«, äußerte Christiane zustimmend. »Weißt du schon, was du machen wirst, wenn wir aus dem Internat heraus sind?«

»Ja, leben!«, erwiderte Stella prompt, und ihre Augen leuchteten. »Ach, wäre es doch erst so weit.«

»Diese paar Wochen wirst du auch noch überstehen.« Christiane schüttelte den Kopf. »Hast du nicht die Absicht, irgendeinen Beruf zu ergreifen?«

»Beruf?« Stella schüttelte sich förmlich. »Ich denke gar nicht daran, jemals im Leben wieder zu arbeiten. Ich habe mein Soll hier in diesem Internat schon übererfüllt. Für mich kommt nur eins infrage.«

Christiane blickte sie fragend an.

»Wenn ich hier ›raus bin, mich genug amüsierte habe, dann suche ich mir einen Mann mit viel Geld, der mich auf Händen trägt und mir alles kauft, was ich haben will.«

Christiane lachte laut.

»Schäfchen«, sagte sie nachsichtig. »So stellst du dir dein Leben vor?«

»Lach mich nicht aus«, verwahrte sich Stella gekränkt. »Ich weiß genau, was ich will. Und ich werde mein Ziel auch erreichen, das kannst du mir glauben. Wozu gibt es denn reiche Männer, wenn nicht, um Mädchen wie mich zu heiraten. Und was hast du vor?«

»Ich werde zu meinem Onkel Martin fahren und für ihn arbeiten.«

»Ach, dieser sagenhafte Onkel. Und du machst ein Gesicht, als freutest du dich noch darauf, für solch ein altes Ekel etwas tun zu dürfen. Der hat doch bestimmt immer was zu meckern. Also an deiner Stelle würde ich versuchen, mich so schnell wie möglich zu verheiraten. Noch sind wir jung und schön, und die Männer mögen das. Werden wir erst älter, dann sinken unsere Chancen, dann drängt der Nachwuchs.«

»Allerdings, das müssen wir auch stark befürchten«, spottete Christiane.

»Ich kann einfach noch nicht fassen, dass du für solch einen alten Knacker arbeiten willst, der sich überhaupt nicht um dich gekümmert hat. Du kennst ihn doch gar nicht.«

»Hör auf, ich will nicht, dass du etwas gegen Onkel Martin sagst. Er hat viel für mich getan. Niemand war bereit, mich aufzunehmen oder mich zu unterstützen. Ohne ihn wäre ich nach dem Tod meiner Eltern ins Waisenhaus gekommen.«

»Vielleicht wollte dein Onkel Martin sich nur eine billige Arbeitskraft heranbilden und hat deshalb die Internatsgebühren bezahlt. Ich mache dir einen besseren Vorschlag.«

»Und der wäre?«, fragte Christiane gespannt.

»Komm mit zu uns. Auf Bergerow haben wir Platz genug, um ein ganzes Regiment Soldaten unterzubringen, und auf einen Esser mehr oder weniger kommt es nicht an. Dann bist du auf deinen Onkel Martin nicht mehr angewiesen.«

»Was hast du gegen Onkel Martin?«, wunderte sich Christiane. »Du kennst ihn doch gar nicht. Vielen Dank für deinen Vorschlag, aber selbstverständlich muss ich erst einmal zu Onkel Martin fahren und sehen, ob er mich nicht braucht.«

Stella von Bergerow schlug den Blick anklagend gegen die Decke.

»So viel Dankbarkeit ist umwerfend. Mädchen, denk doch an dich selbst. Der alte Knacker wird schon ohne dich fertigwerden. Aber ich sehe es schon kommen, du lässt dich von ihm ausnutzen, nur weil er dir jetzt ein bisschen geholfen hat. Du bist dumm.«

Christiane schaute durch das breite Fenster in den Park hinaus. Die Worte ihrer Freundin, mit der sie das hübsche Zimmer des schlossartigen Internatsbaues teilte, gingen ihr im Kopf herum.

Es stimmte ja, sie kannte ihren Onkel Martin nicht, hatte sich aber eine sehr genaue Vorstellung von ihm gemacht. Sie sah ihn als eine Mischung zwischen Weihnachtsmann und St. Nikolaus, vielleicht nicht ganz so alt, aber sehr gütig und verständnisvoll und uneigennützig.

***

Die Direktorin des Internats hielt die übliche Ansprache zur Verabschiedung ihrer Abiturientinnen, und wie immer war der große Saal voller Unruhe. Niemand hörte ihr zu, denn der Sinn der jungen Damen war auf das gerichtet, was jetzt lockend vor ihnen lag. Es war das richtige Leben, wie sie meinten, die Freiheit und das große Abenteuer.

Christiane hatte beschlossen, ihren Onkel unangemeldet zu besuchen. Irgendjemand würde schon zu Hause sein, und wenn nicht, dann war sie bereit, auf Onkel Martin zu warten.

Stella hatte ihren Koffer schon seit drei Tagen gepackt. Sie konnte es gar nicht erwarten, dem Internat endlich den Rücken zu kehren. Eine Strecke fuhren die beiden Mädchen gemeinsam, bis Christiane umsteigen musste.

»Schreib mir gleich, wie das alte Ekel dich aufgenommen hat«, bat Stella die Freundin. »Und lass dir nichts von ihm gefallen, hörst du? Wenn er nicht nett zu dir ist, dann pack deine Sachen und komm zu uns. Dein Zimmer ist bei uns immer bereit.«

»Schönen Dank, Stella, aber es wird sicher nicht nötig sein, dass ich zu euch komme. Onkel Martin ist bestimmt nett.«

»Sonst hätte er nicht so viel für mich getan«, sagte Stella in langgezogenem Tonfall. »Das Lied kenne ich. Schreib mir bald! Vergiss es nicht!«, schrie sie in den Lärm des anfahrenden Zuges.

***

Zwei Stunden später stand Christiane auf dem Bahnhof der Stadt, in der sie vorher niemals gewesen war.

Den Koffer hatte sie in der Gepäckaufbewahrung zurückgelassen und nur ihre Handtasche mitgenommen. Sie trug einen dunkelblauen Mantel und eine blaue Baskenmütze, die ihrem jungen, frischen Gesicht einen kecken Ausdruck verlieh.

Eine ganze Reihe Straßenbahnlinien führten hier vorbei.

Welche muss ich nehmen?, fragte sich Christiane.

Und dann beschloss sie, einmal leichtsinnig zu sein. Sie hatte von ihrem Taschengeld eine kleine Summe gespart und war bereit, sie für eine Taxenfahrt auszugeben.

Tapfer ging sie auf die erste wartende Taxe zu und nannte Martin Nielands Adresse. Der Fahrer öffnete ihr die Tür, und Christianes letzter Abschnitt der Reise begann.

Sie saß steif auf den hinteren Polstern, beide Hände um die Tasche verkrampft, als habe sie Angst, jemand wolle sie ihr entreißen. Ihr hübsches Gesicht war blass vor innerer Anspannung.

Wollte die Fahrt denn gar kein Ende nehmen! Christiane beugte sich vor, um wieder einmal einen Blick auf die Taxameteruhr zu werfen. Schon elf Mark, und das Ding klickte immer weiter. Und jedes Klicken kostete Geld.

»Ist es noch weit?«, fragte sie beklommen.

»Nein, nein, gut die Hälfte haben wir schon«, versicherte der Fahrer gemütlich und schmunzelte. »Haben Sie es so eilig, mein Fräulein?«

»Nein, nein, das nicht, ich dachte nur ...«

Fünfzehn Mark besaß sie, und wenn das so weiterging, dann konnte sie die Fahrt nicht bezahlen. Ich hätte doch lieber mit der Straßenbahn fahren sollen, dachte sie voller Reue.

Zehn Minuten später hielt der Wagen vor einem sehr großen Neubau.

»Nummer 25, sagten Sie doch?«, fragte der Fahrer und drehte sich freundlich zu ihr herum. »Da wären wir also. Hübsches kleines Häuschen.« Er grinste.

»Ich ... ich muss mal eben ... mit dem Geld ... ich habe nicht genug bei mir ... Wenn Sie so freundlich sein wollen und einen Moment warten ...«, stammelte Christiane.

»Lassen Sie sich ruhig Zeit, Fräuleinchen«, äußerte der Fahrer gemütlich. »Ich warte hier solange.«

Christiane hörte ihr Herz laut in der Brust klopfen, als sie vor dem Eingang stand. Die Adresse stimmte. Unter der Türklingel stand auf einem Messingschild der Name ihres Onkels.

Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet, und eine ältere Frau musterte Christiane misstrauisch.

»Wir geben nichts für Sammlungen«, sagte die Frau. »Und wir brauchen auch nichts, falls Sie was verkaufen wollen.«

»Ich möchte zu Onkel Martin. Zu Herrn Nieland, meine ich«, verbesserte sich Christiane. »Es ist sehr wichtig.«

»Der ist nicht zu Hause. Da müssen Sie schon in sein Büro gehen, aber so ohne Weiteres kommen Sie auch nicht zu ihm. Melden Sie sich schriftlich an.«

Sie machte Miene, Christiane die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Mit dem Mute der Verzweiflung schob das Mädchen schnell den Fuß zwischen Schwelle und Tür.

»Können Sie mir Geld leihen?«, fragte sie stotternd. »Zehn Mark? Ich ... ich habe nämlich nicht mehr so viel bei mir, und Onkel Martin gibt es Ihnen bestimmt zurück. Ich kriege jede Woche zwanzig Mark Taschengeld. Bitte.«

Die Frau musterte sie empört. »Sind Sie verrückt geworden?«, fragte sie aufgebracht. »Ich soll einer wildfremden Person Geld leihen? Meinen Sie, ich hätte zu viel davon? Ich muss es mir schwer verdienen. Suchen Sie sich einen anderen Dummen.«

»Ich kriege bestimmt Schwierigkeiten, wenn der Taxifahrer merkt, dass ich ihn nicht bezahlen kann. Bitte ... nehmen Sie meine Handtasche als Pfand. Echt Leder. Sie ist bestimmt mehr wert als zehn Mark.«

»Zeigen Sie mal her.« Die Haushälterin nahm die Tasche und betrachtete sie von allen Seiten. Sie hielt sie dicht vor ihre kurzsichtigen Augen. »Die Tasche kenne ich. Wie sind Sie an die Tasche gekommen, mein Fräulein?«

»Onkel Martin hat sie mir zu Weihnachten geschenkt. Bitte, geben Sie mir jetzt Geld. Ich wusste ja nicht, dass die Fahrt so teuer sein würde.«

»Sind Sie Christiane?«, fragte Frau Hollander.

»Ja! Sie kennen mich?«

»Klar. Sie sind das junge Mädchen, das jede Woche den Brief schreibt. Und die Tasche habe ich für Sie gekauft. Warum haben Sie nicht gleich gesagt, wer Sie sind? Und der Herr Nieland hat wieder ganz und gar vergessen zu sagen, dass er Sie erwartet. Es ist schrecklich mit den Männern. Immer haben sie nur ihre Geschäfte im Kopf. Nun kommen Sie schon herein!«

»Der Taxifahrer ...« Christiane trat von einem Fuß auf den anderen. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, mir vorübergehend auszuhelfen ... ich habe nämlich nur noch fünfzehn Mark. Alles andere ist für die Fahrt draufgegangen. Und ein neues Kleid habe ich mir auch gekauft.«

»Aber selbstverständlich!« Frau Hollander griff in die Tasche ihrer Kittelschürze und holte den ersehnten Zehnmarkschein heraus. »Bezahlen Sie den Mann. Ich will unterdessen mal sehen, was ich noch zu essen im Haus habe.«

Christiane hörte diesen Vorschlag schon nicht mehr. Strahlend lief sie auf den Chauffeur zu, der ihr amüsierte entgegensah.

»Ich habe das Geld!«, stieß sie atemlos hervor.

»Das habe ich auch gedacht«, äußerte der Mann gemütlich.

»Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig ... ach, nehmen Sie den Rest!« Christiane drückte ihm ihre gesamte Barschaft in die Hand. »Und schönen Dank für die Fahrt.«

Jetzt erst nahm Christiane sich die Zeit, ihr neues Zuhause zu betrachten. So schön und groß hatte sie sich Onkel Martins Haus nun doch nicht vorgestellt. Und wie gepflegt die Anlagen hier waren. Allerdings, der Rasen und auch die Büsche mussten unbedingt gesprengt werden. Das kann ich nachher tun, beschloss sie tatendurstig.

Frau Anita Hollander rief ihr von der Küche aus zu: »Hängen Sie Ihren Mantel bitte an die Garderobe und kommen Sie herein. Sie werden doch sicherlich großen Hunger haben.«

»Der ist nicht so schlimm. Die Aufregung eben ... ich dachte, bevor ich frage, wie ich hierherkomme, nehme ich lieber eine Taxe. Ich wusste doch nicht, dass es so weit ist. Wann kommt Onkel Martin nach Hause?«

»Keine Ahnung. Er ruft immer an, wenn er sein Büro verlässt. Manchmal wird es spät. Und manchmal kommt er auch gar nicht. So selten ist das nicht, dass er ausbleibt. Na ja, er muss wissen, was er tut. Aber Männer sind wohl so.«

»Wie?«, fragte Christiane neugierig. Sie war aus Frau Hollanders Worten nicht ganz klug geworden.

Die Haushälterin warf ihr einen schiefen Blick zu.

»Das werden Sie schon noch rauskriegen. Jetzt, wo Sie im Haus wohnen, wird er sich auch ein bisschen nach Ihnen richten müssen. Vor mir, denkt er, braucht er sein Gesicht nicht zu wahren. Also Zeiten sind das heutzutage ...«

»Ich verstehe nicht ...«, murmelte Christiane.

»Das ist auch besser so. Das sind Geschichten, von denen ein Mädchen in Ihrem Alter noch gar nichts wissen sollte. Wie lange bleiben Sie denn bei uns?«

»Immer«, erwiderte Christiane in einem Ton, als gäbe es nicht den geringsten Zweifel an dieser Tatsache.

»Und er hat mir nichts davon gesagt. Das ist doch die Höhe. Ich hätte nicht übel Lust, ihm den Dienst zu kündigen. So etwas Rücksichtsloses ...«

»Onkel Martin wusste gar nicht, dass ich kam«, verteidigte Christiane den alten Herrn. »Ich wollte ihn überraschen.«

»Das ist Ihnen auch prächtig gelungen«, sagte Frau Hollander ernst. »Herr Nieland und das Fräulein werden Augen machen. Ich freue mich schon auf ihre Gesichter.«

»Meinen Sie vielleicht, dass Onkel Martin ... dass ich ihn störe?«, stammelte Christiane.

Frau Hollander grinste breit.

***

»Hier soll ich wohnen?«, fragte Christiane nach dem Essen überwältigt. »Sind Sie ganz sicher, dass Onkel Martin nichts dagegen hat?«

Frau Hollander zuckte die Schultern.

»Das Zimmer steht ja meistens leer, und so viele Besucher haben wir nicht mehr, seitdem er mit Fräulein Ilse befreundet ist.«

»So«, sagte Christiane verständnislos.

»Früher war das natürlich anders. Aber jetzt wird er allmählich vernünftiger. Wurde ja auch Zeit. Immer wieder neue Gesichter ... Manche waren ja ganz nett, muss ich sagen, aber es endete immer mit Tränen. Sie haben alle geglaubt, er würde sie heiraten.«

»Wer?«, fragte Christiane.

»Die Mädchen, die er hier untergebracht hatte. Nie für längere Zeit. Er ist nicht so beständig, wissen Sie? Aber Fräulein Ilse weiß ihn zu nehmen. Aber ob sie nun gerade die richtige für ihn ist?«

Das, was Christiane zu ahnen begann, passte nicht zu dem Bild, das sie sich von Onkel Martin gemacht hatte.

Sie beschloss, nicht weiter über Onkel Martins Vergangenheit nachzudenken.

»Und wohin führt die Tür?«, fragte sie.

»Die ist verschlossen. Hier rechts ist das Bad. Und ich würde Ihnen raten, die Tür auch immer verschlossen zu lassen. Obwohl ...«

Christiane schüttelte den Kopf.

»Ich werde mich schon mit Onkel Martin vertragen. Hat er Ihnen eigentlich viel von mir erzählt? Ich meine über die Briefe, die ich immer geschrieben habe?«

»Die Briefe«, sagte Frau Hollander. »Das ist so eine Sache für sich. Am besten ist es, Sie fragen ihn nicht nach den Briefen.«

»Aber warum denn nicht?«, wollte Christiane wissen. Frau Hollander machte ein grimmiges Gesicht. »Ich werde es Ihnen sagen, Sie würden es ja doch erfahren. Er hat Ihre Briefe gar nicht erst aufgemacht. Er hat sie mir zum Lesen gegeben und gesagt, wenn Sie irgendetwas wollten, dann sollte ich das Notwendige veranlassen. Aber Sie hatten ja eigentlich nie einen Wunsch.«

»Onkel Martin hat meine Briefe nicht gelesen ..., dann habe ich also ganz umsonst geschrieben?« Christiane war wie vor den Kopf geschlagen.

»Ich habe mich immer gefreut, wenn ein Brief von Ihnen kam, Fräulein Christiane. Nur beantworten durfte ich sie nicht. Wir hatten uns ja nie gesehen. Was macht denn Stella; Und ist Hertha durchs Abitur gekommen?«

Frau Hollander war über Christianes Kameradinnen genau orientiert.

»Und ich habe gedacht, er würde sich freuen, von mir zu hören. Hat er denn so wenig Zeit?«