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Er ist taff und schreckt vor nichts zurück. Sie ist schüchtern und will nicht auffallen. Er kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Sie ist bereit alles aufzugeben, um neu anzufangen. **Liebe zwischen Vertrauen und Zweifel** Die schüchterne Emma trifft nach einem Familiendrama auf den selbstbewussten Kampfsporttrainer Tyler Mason. Der gut aussehende, durchtrainierte Bad Boy hilft ihr auf ungewöhnliche Weise zu erkennen, dass mehr in ihr steckt, als sie bisher vermutet hat. Doch Tylers düstere Geheimnisse stellen Emmas Vertrauen immer wieder auf die Probe. Bis ihn seine dunkle Vergangenheit schließlich einholt … //Dies ist der erste Band der »Tough Boys«-Dilogie. Alle Bände der prickelnden New Adult Romance bei Impress: -- Love Me Wild (Tough-Boys-Reihe 1) -- Love You Wilder (Tough-Boys-Reihe 2) -- »Love Me Wild« & »Love You Wilder« – Zwei knisternde New Adult Liebesromane im Sammelband// //Dieser Roman ist eine bearbeitete Neufassung von »Love Me Wild. Good Girl for a Bad Boy«. Er ist in sich abgeschlossen und kann als Einzelband gelesen werden.//
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Alice Ann Wonder
Love Me Wild (Tough-Boys-Reihe 1)
**Liebe zwischen Vertrauen und Zweifel**Die schüchterne Emma trifft nach einem Familiendrama auf den selbstbewussten Kampfsporttrainer Tyler Mason. Der gut aussehende, durchtrainierte Bad Boy hilft ihr auf ungewöhnliche Weise zu erkennen, dass mehr in ihr steckt, als sie bisher vermutet hat. Doch Tylers düstere Geheimnisse stellen Emmas Vertrauen immer wieder auf die Probe. Bis ihn seine dunkle Vergangenheit schließlich einholt …
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Vita
Emmas & Tys Soundtrack
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© privat
Alice Ann Wonder, bürgerlich Anika Pätzold, wurde 1990 in Arnstadt geboren. Schon früh konnte sie ihr erstes Lieblingsbuch auswendig aufsagen. Seit 2019 veröffentlicht sie selbst Romane. Sie reist gern quer durch die Welt – am liebsten dorthin, wo es warm ist – hört jeden Tag Hörbuch und liebt es, zu tanzen.
Als Emma ihn traf, war ihr Leben Dunkelheit und er war das Licht. Er war die Melodie zu dem Song, den sie einmal gehört und seitdem nie wieder aus dem Kopf bekommen hatte. Er war der bittere Schmerz und die süße Erlösung, die sie zum ersten Mal richtig lebendig fühlen ließ.
Es war alles so, als wäre es eigentlich gar nicht echt, sondern konstruiert von irgendwem. Aber das war es nicht. Es war wirklich passiert.
Das war ihr Leben: Es gab immer ein Davor und ein Danach.
Und dazwischen stand er.
***
An jenem Dienstag hatte sie in einem ziemlich langweiligen, kargen Raum in der psychiatrischen Klinik in Marlem gesessen. Die Tür stand offen. Sie schaute hinaus auf den Flur und er ging vorbei.
Emma wusste noch, wie sich ihre Blicke getroffen hatten. Es war nur für einen kurzen Moment gewesen und heute, so viele Jahre danach, da fragte sie sich immer noch, weshalb diese Tür eigentlich während einer Sitzung offen gestanden hatte. Warum hatte er sie so angesehen? War das Zufall gewesen, Schicksal oder einfach nur eine merkwürdige Situation an einem merkwürdigen Ort?
Sie war ein Mauerblümchen und er, Tyler Mason, so weit weg von jeder Vorstellung, die sie in Bezug auf die Liebe je für sich als möglich erachtet hatte, dass ihr ihre Geschichte selbst jetzt noch manchmal wie ein Märchen vorkam. Es war kein durch und durch freudiges Märchen für Kinder – nein, das nicht –, aber wie eines, das trotz seiner Zerrissenheit letztlich doch vollkommen war.
»Wollen Sie Anzeige erstatten?«
Emma fasste sich mit der rechten Hand an den Hals. Nur um sicher zu gehen, dass er noch da war. So wie der Mann im weißen Kittel das fragte, hätte man annehmen können, dass es um so etwas wie eine Verkehrskontrolle ging. Sie wusste sofort, was sie antworten würde, aber es wäre trotzdem irgendwie schön gewesen, wenn seine Tonlage ein bisschen empörter geklungen hätte.
»Nein.«
Ohne ein weiteres Wort notierte er irgendetwas auf seinem Zettel. Emma starrte an die Wand, dann auf den Monitor, der hinter ihm auf einem ausladenden Schreibtisch stand.
»In Ordnung. Sie werden keine bleibenden Schäden zurückbehalten. Die Würgemale sollten in wenigen Tagen verblassen. Sie können sich jetzt wieder anziehen!«
Emma nickte. Er wandte sich von ihr ab, setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und hämmerte etwas in die Tasten. Emma hätte gerne gewusst, was er da schrieb. Ihre Mutter würde es sicher freuen, dass sie weder der Polizei noch dem Arzt gesagt hatte, was genau passiert war.
Bevor Emma sich anzog, blieb ihr Blick einige Sekunden an ihrem blassen Körper haften; sie trug einen beigefarbenen, viel zu großen Slip und einen hellblauen BH, der nicht dazu passte. Sich sexy zu kleiden war noch nie eine ihrer Stärken gewesen. Nicht, dass es bisher jemanden gegeben hätte, den es interessierte, wie Emma in Unterwäsche aussah. Ihre Oberschenkel waren in dieser halb liegenden Position mindestens dreimal so dick wie im Stehen. Gott sei Dank war dieser Arzt der einzige Mann, der sie so zu Gesicht bekam.
»Ich gebe Mrs Lang Bescheid, die wird Sie abholen und auf die Station bringen. Unser Sozialarbeiter wird am Montag auf Sie zukommen und mit Ihnen besprechen, welche Optionen Sie haben, was Ihre Wohnsituation angeht. Auch wenn Sie keine klassische Patientin sind, schlage ich vor, dass Sie an den Aktivitäts- und Therapieangeboten während Ihres Aufenthalts hier teilnehmen.«
Emma beobachtete, wie sich die oberen Enden seines grau-weißen Schnauzbartes kräuselten, während er mit ihr sprach. Hoffentlich musste sie nicht zu lange hier bleiben. Es wäre wirklich gut, wenn alles möglichst schnell über die Bühne gehen würde, sodass sie einen Schlussstrich ziehen und noch mal ganz neu beginnen konnte.
»Ms Fynne? Haben Sie gehört, was ich eben gesagt habe?«
Emma biss sich auf die Unterlippe.
»Sie würden es begrüßen, wenn ich an den Klinikangeboten teilnähme, während ich hier bin … Ja, verstanden«, murmelte sie.
Der Arzt warf Emma einen merkwürdigen Blick zu. Vielleicht dachte er jetzt doch darüber nach, sie länger hier zu behalten.
»Sie können dann draußen im Flur Platz nehmen! Ich rufe Mrs Lang an. Sie wird Sie abholen. Alles Gute!«
Kurz und schmerzlos. Wie hätte es auch sonst sein sollen? Was hatte sie erwartet? Eine Umarmung vielleicht? Das war ihr schon fast peinlich, aber ein Teil von Emma hätte daran tatsächlich Gefallen gefunden. Auch wenn diese Umarmung von einem völlig Fremden gekommen wäre. Sie hätte gerne gehört, aber vor allen Dingen gefühlt, dass auf jeden Fall alles wieder gut werden würde und dass es jemanden gab, dem es wichtig war, ihr das zu zeigen. Aber das waren die Fantasien eines naiven Mädchens – und das, obwohl Emma mittlerweile fast zweiundzwanzig war. So viele Jahre auf diesem Planeten und immer noch so allein wie eh und je.
***
Der Flur ähnelte dem eines Krankenhauses. Vielleicht etwas freundlicher. Emma setzte sich auf einen hellbraunen Holzstuhl, auf dem ein oranges Kissen lag, und wartete wie angewiesen. Es war ziemlich still. Zehn Minuten vergingen. Emma trug keine Armbanduhr, aber sie war gut im Schätzen von Zeiten. Dann fiel zwei Stockwerke tiefer eine Tür ins Schloss. Das würde sie sein! Schritte schlurften die Treppen hinauf. Vielleicht fühlte sich die Betreuerin, die Emma abholen sollte, ja ähnlich müde wie sie.
»Neu?«, wollte ein großer, hagerer Typ wissen, der plötzlich vor ihr stand.
Er trug ein Piercing mit zwei silbernen kleinen Kugeln in der Mitte seiner Unterlippe. Das stand ihm irgendwie.
»Ja.« Emma schluckte, bevor sie sich korrigierte. »Nein. Ich bin kein richtiger Patient.«
Der Typ zog eine Braue nach oben und bedachte Emma mit einem skeptischen Blick. »Ich bin nur so lange hier, bis ich eine Wohnung zugewiesen bekomme«, erklärte Emma.
»Siehst aber nicht so aus wie jemand, der hier nicht hingehört.«
Er warf einen Blick auf ihren Hals, den sie blitzschnell mit dem Hochziehen ihres übergroßen Hoodies zu verbergen versuchte.
»Du musst dich ja ganz schön hassen, wenn du so was mit dir machen lässt«, bemerkte er in kühlem Ton und strich sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht. Hoffentlich würde sie gleich abgeholt.
»Was?«
Emma wusste wirklich nicht, was sie darauf sagen sollte. Er kannte sie doch gar nicht und konnte auch nicht wissen, was vorgefallen war. Wieso also schlussfolgerte er so dreist?
»Schon mal was davon gehört, dass man stets das Maß an Liebe für sich akzeptiert, das man meint zu verdienen?«
Sie schaute aus einem der großen Fenster zu ihrer Linken. Emma mochte diese Art von Offenheit nicht besonders. Schon gar nicht, wenn ihr Gesprächspartner jemand war, den sie gar nicht kannte. Außerdem hatte er keine Ahnung von ihrem Leben.
»Und wieso bist du hier?«, fragte Emma, um vom Thema abzulenken.
»Geht dich nichts an«, entgegnete er kühl, ehe er auf der Station verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Das war typisch für Emma – keine Spur von Schlagfertigkeit. Wenn sie hier raus war, würde sie als erstes einen Ratgeber zum Thema Redegewandtheit lesen.
Es vergingen noch mindestens zehn weitere Minuten, bis eine Frau, etwa Mitte vierzig, mit kurzen, rotbraunen Haaren und einer schwarzen rechteckigen Brille auftauchte.
»Ms Fynne?«
Ob sie Emma so streng ansah, weil sie sie auf Anhieb nicht mochte? Verschüchtert nickte Emma und bejahte leise.
»Lang. Oberschwester und Wohnbereichsleitung dieses Wohntrakts. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer!«
Die Frau deutete Emma mit einer Handbewegung an ihr zu folgen. Wortlos lief Emma ihr hinterher. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie eine Wohnung für sie fanden? Sie hoffte inständig, dass es nicht zu lange dauern würde. Dieser Ort bereitete Emma irgendwie Unbehagen. Obwohl es hier natürlich immer noch besser war als zu Hause.
»Wo sind denn Ihre Sachen? Haben Sie gar nichts mitgebracht?«
Mrs Lang musterte sie von oben bis unten und in diesem Moment fühlte Emma sich sogar noch unwohler, als vorhin im Untersuchungszimmer – und dort war sie immerhin halbnackt gewesen.
»Nein, ich habe nichts dabei«, flüsterte sie bedrückt.
Der Gedanke an die Umstände, wie sie hier gelandet war, drängte sich nun unaufhörlich in Emmas Bewusstsein und ihr wurde abrupt schlecht. Wahrscheinlich hatte Mrs Lang ihren seltsamen Gesichtsausdruck bemerkt, denn sie bohrte nicht weiter nach. Zusammen durchquerten sie einen Aufenthaltsraum, der groß und lichtdurchflutet war. Sechs Vierer-Tische standen darin, ein Sofa und viele Pflanzen. Es sah eigentlich ganz hübsch aus. Nicht zu vollgestellt, aber trotzdem recht gemütlich.
»Können Sie jemanden anrufen, der Ihnen Ihre Sachen nachbringt?«
Emma atmete tief ein und wieder aus. Eigentlich hatte sie niemanden zu Hause, den sie als richtigen Freund bezeichnen konnte. Bekannte schon, ja. Aber niemand, dem sie sagen konnte, dass sie jetzt hier war und warum.
»Meine Mutter ist sehr beschäftigt, ich bin nicht sicher, ob sie es einrichten kann …«, antwortete Emma zögerlich. Daraufhin sah Mrs Lang sie mit demselben undurchdringlichen Blick wie kurz nach ihrer Begrüßung an; sie senkte ihren Kopf, um das Mädchen über ihre Brille hinweg mit ernster Miene zu beäugen.
»Verstehe. Nun, dann werde ich unseren Sozialarbeiter darum bitten, dass er seine Praktikantin zu Ihnen nach Hause schickt, um Ihre Sachen zu holen. Dann hat sie wenigstens auch mal was zu tun.«
Die letzten Worte schienen eher an sie selbst gerichtet gewesen zu sein.
Bestimmt würde sich Mrs Lang gut mit Emmas Stiefvater verstehen. Der war auch immer der Meinung, dass alle Menschen um ihn herum zu wenig arbeiteten.
»So, hier ist es. Sie teilen sich das Zimmer mit zwei anderen Damen«, sagte Mrs Lang, als sie ganz am Ende des langen Ganges, der sich an den Aufenthaltsraum anschloss, vor einer beigefarbenen Tür stehen blieben. Sie sah aus wie all die übrigen Türen, die rechts und links von dem Flur abgingen.
»Na husch, gehen Sie schon rein!«, drängte Mrs Lang, als Emma keine Anstalten machte, nach der Türklinke zu greifen. Sie hatte gehofft, dass die Schwester zuerst hineinging. Emma holte einmal kräftig Luft, bevor ihre Finger den kalten Metallgriff umschlossen, um ihn dann ruckartig herunterzudrücken.
»Hey! Schon mal was von Anklopfen gehört?«
Eine zierliche Blondine mit großen Brüsten, dick aufgetragenem Make-up und vollen Lippen stand rechts von der Tür vor ihrem Kleiderschrank, als Emma in den Raum stolperte.
»Ähm … Entschuldigung.«
Mehr fiel Emma in diesem Moment nicht ein. Neben dem Schrank der Blondine stand ein Bett, auf dem eine sehr blasse, junge Frau mit gekreuzten Beinen saß. In ihrem Schoß hielt sie ein Buch. Als Emma zu ihr hinüber sah, schaute sie für den Bruchteil einer Sekunde auf. Emma war bisher selten jemandem begegnet, der noch blasser war als sie, deshalb starrte sie das Mädchen vermutlich etwas zu lange an.
Sie trug so viele Piercings, dass Emma eigentlich noch sehr viel länger hätte hinsehen müssen, um die genaue Anzahl ausmachen zu können.
»Das ist Emma Fynne, eure neue Mitbewohnerin«, stellte Mrs Lang den Neuankömmling vor und Emma war in diesem Moment unheimlich froh, das nicht selbst tun zu müssen.
»Hallo«, sagte Emma verlegen, bemühte sich jedoch dabei zu lächeln.
Die Blondine sah gleich viel freundlicher aus.
»Hi. Ich bin Belinda. Sorry fürs Anblaffen, aber hier platzt ständig jeder einfach so rein, wie es ihm gefällt!«
Sie streckte Emma ihre Hand entgegen und schenkte ihr ein breites Lächeln.
»Tut mir leid«, wiederholte Emma noch einmal freundlich. Dann sah sie hinüber zu der schwarzhaarigen Frau. Da sie ihre Umwelt nicht weiter zu beachten schien, ging Emma ein paar Schritte auf sie zu, um ihr ebenfalls die Hand zu reichen. Dabei wäre sie gern so forsch wie Belinda gewesen, aber so etwas fiel ihr immer schwer.
»Hallo, ich bin Emma«, stellte sie sich vor, etwa auf halber Höhe des Bettes stehend. Gerade, als sie ihre Hand wieder zurückziehen wollte, griffen blasse, mit zahlreichen silbernen Ringen bestückte Finger nach ihren.
»Loren.«
Emma freute sich, dass die Schwarzhaarige doch noch auf ihre Begrüßung reagiert hatte. Trotzdem hatte sie nicht das Gefühl, dass sie sich gut verstehen würden.
»Wunderbar«, bemerkte Mrs Lang und klatschte in die Hände, »hätten wir das also auch erledigt!«
Emma war nicht sicher, ob das Gesagte eventuell zynisch gemeint war, weil sie so eine Trantüte war.
»Ich buche Ihnen morgen zwischen halb neun und zehn Uhr einen Termin mit Mr Harrison, unserem Sozialarbeiter. Die Zeiten für die Mahlzeiten und die Aktivitätsstunden finden Sie in Ihrer Nachttischschublade. Die Therapiestundeneinteilung teile ich Ihnen nach Rücksprache mit unserem Stationsarzt mit. Waschzeug, Zahnbürste, Zahnpasta und Kleidung für die Nacht können Sie sich in unserem Lager holen. Belinda kann Ihnen nach dem Abendessen zeigen, wo Sie alles finden – stimmt’s?«, fragte Mrs Lang, während sie Belinda mit gelupfter Braue anschaute.
»Aber sicher doch, ich führe dich überall rum!«
Belindas Antwort wirkte, als würde sie sich über ihre zugeteilte Aufgabe freuen. Erleichterung machte sich in Emma breit. Sie wollte schließlich niemandem zur Last fallen.
Als Mrs Lang weg war, ließ sich Emma auf das leere Bett plumpsen, das in der hinteren linken Ecke des Raumes stand.
»Sie ist hier der Oberdrache, vor ihr musst du dich in Acht nehmen!«, sagte Belinda mit Blick auf die zufallende Tür, während sie nacheinander einige ziemlich knappe Oberteile an ihren schlanken Körper hielt. Emma beobachtete sie dabei und nickte unsicher. Es war ihr unangenehm in dieser Weise über andere Menschen zu sprechen, aber sie wollte auch nicht, dass Belinda dachte, dass sie ihr nicht zustimmte.
»Gibt es hier W-Lan?«, fragte Emma vorsichtig.
»Ja, aber das ist nicht gerade der Hit. Die Zugangsdaten sind auf der Rückseite vom Essensplan. Eine Station tiefer gibt’s aber auch einen Computerraum, falls du kein Handy dabei hast. Den kann ich dir nachher auch zeigen, wenn du möchtest.«
Belindas aufgeschlossene Antwort und ihr Lächeln sorgte dafür, dass Emma direkt anfing sie zu mögen. Es tat gut, wenn jemand freundlich war, obwohl man sich noch nicht so lange kannte. Sie fühlte sich dann gleich viel wohler. Während Belinda Emma die Hausregeln erklärte, würdigte Loren sie weiterhin keines Blickes. Nicht dass Emma meinte, sie wäre sonderlich interessant. Es wäre nur schön gewesen zu wissen, dass auch sie mit ihrem vorläufigen Einzug einverstanden war.
Auf einmal klopfte es an der Tür.
»Herein!«, kreischte Belinda sofort und so laut, dass Emma sich ein bisschen erschreckte.
»Ms Fynne, Ihre Mutter ist für Sie am Telefon!«
Es war Mrs Lang. Sie hielt ein schnurloses Telefon in der Hand. Emma konnte nicht verhindern, dass ihr Gesichtsausdruck Erstaunen ausdrückte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Mutter sie hier anrief, nach allem was passiert war.
»Ms Fynne?«
»Äh, ja«, antwortete Emma und stand vom Bett auf.
»Den Gang runter, letzte Tür links, vor dem Aufenthaltsraum ist unser kleines Wohnzimmer, da können Sie ungestört telefonieren«, sagte Mrs Lang, als sie ihr den Hörer in die Hand drückte.
»Ist gut«, antwortete Emma und ging erst hastig einige Schritte den Flur entlang, bevor sie das Telefon schließlich an ihr Ohr presste.
»Mom?«
Emma schluckte. Es vergingen einige Sekunden.
»Emma, ich bin so froh, dass es dir gut geht!«
Von allen möglichen Worten, die ihre Mutter nach diesem verhängnisvollen Nachmittag hatte sagen können, waren das so ziemlich die letzten, die sie in diesem Moment erwartet hatte.
»Liebes, Henry hat das alles nicht so gemeint – das weißt du doch, oder?«
Darum ging es also. Plötzlich verstand sie den Hintergrund dieses Anrufs.
»Keine Sorge, ich habe nichts gesagt«, versicherte Emma.
»Warum warst du auch wieder so frech, du weißt doch ganz genau, wie leicht ihn das provoziert!«
Die Stimme von Emmas Mutter klang herrisch und sanft zugleich. Diese Mischung war Emma immer schon suspekt, aber mit zunehmendem Alter hatte sie sich wohl doch irgendwie daran gewöhnt.
»Ja, Mom«, gab sie resignierend zurück, denn sie wusste, dass jedes Widerwort nur zu einem weiteren Schwall an Vorwürfen und absolutem Unverständnis geführt hätte. Doch auch diese Antwort schien ihre Mutter nicht zufriedenzustellen.
»Du musst doch einsehen, dass er recht hat! Wann suchst du dir endlich einen richtigen Job?«
Emmas Puls schlug schneller. Sie stieß einen langen Luftzug aus, ehe ein weiteres »Mom« ihre Lippen verließ. Doch weiter kam sie nicht, da ihre Mutter ihr das Wort abschnitt.
»Vielleicht kannst du die Zeit in der Klinik ja jetzt mal nutzen, um zur Besinnung zu kommen! Ich bin sicher, wenn du dich bei Henry für dein Verhalten entschuldigst, wird er dir noch mal verzeihen. Und wenn du endlich nach einer ordentlichen Arbeit suchst und einen größeren Anteil der Miete übernimmst, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!«
Mittlerweile hatte Emma das Gefühl, etwas in ihrem Innern drohte sie jeden Moment zu zerreißen. Sie wollte einfach auflegen, aber das tat sie natürlich nicht. Stattdessen erwiderte sie leise, aber bestimmt: »Ich komme nicht mehr nach Hause.«
Wieder vergingen einige Sekunden. Eigentlich mochte sie die Antwort ihrer Mutter darauf gar nicht hören.
»Verlierst du nun vollkommen deinen Verstand? Wie, in aller Herrgottsnamen, willst du dir eine eigene Wohnung leisten? Das erkläre mir bitte mal! Du bekommst es ja nicht mal hin, anständig für dich zu sorgen, obwohl du noch in deinem Elternhaus lebst!«
Emma schluckte und hielt für den Bruchteil einer Sekunde die Luft an, während sie voller Anspannung weiter den Worten ihrer Mutter zuhörte. »Und was sollen die Nachbarn denken, wenn du nach dieser Showeinlage nicht mehr zu uns zurück kommst? Sie werden noch glauben, Henry hätte dich misshandelt oder es wäre sonst was vorgefallen! Das kannst du uns nicht antun! Denk doch bitte einmal auch an die Familie, statt immer nur an dich selbst!«
Die Drohungen ihrer Mutter ließen Emma in eine Art Trance gleiten – ein notwendiger Überlebensmechanismus ihres Unterbewusstseins. Es wäre schön gewesen, wenn Henry in betrunkenem Zustand nicht vollkommen ausgerastet wäre, weil sie immer noch keinen für ihn akzeptablen Job hatte. Und noch schöner wäre es gewesen, wenn ihre Mutter nicht einfach nur dagesessen und nichts gemacht hätte, als er auf Emma losgegangen war. Aber weil dem nicht so war und auch, weil sie wusste, dass sie nichts tun konnte, um die Wahrnehmung ihrer Mutter zu korrigieren, blieb ihr nichts anderes übrig, als diesen Schritt endlich zu tun. Auch wenn Emma große Angst hatte, dass ihre Mutter letztlich recht behielt, dass sie nicht alleine zurechtkommen würde.
»Schon gut, ich werde noch mal drüber schlafen.«
Emma mochte es nicht zu lügen, aber mehr an Konfrontation ertrug sie gerade nicht. In ein paar Tagen würde sich bestimmt immer noch eine Möglichkeit ergeben, in der Emma ihre Entscheidung gegenüber ihrer Mutter untermauern konnte. Eines wusste sie nämlich ganz genau: Sie würde sich nicht noch einmal von Henry würgen lassen. Nie wieder!
»Na das will ich hoffen! Du bist sicher noch aufgewühlt, wegen der neuen Situation. Ruh dich aus, sammle dich und wenn es dir wieder besser geht, kannst du in Ruhe prüfen, was der Arbeitsmarkt so hergibt!«
»Okay«, antwortete Emma schwach.
***
Als Emma zurück in ihr Zimmer ging, realisierte sie erst auf halber Strecke, dass sie noch immer den Telefonhörer in der Hand hielt. Also drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zum Betreuerbüro, um es abzugeben.
»Schon fertig?«, wollte Mrs Lang wissen. Emma bejahte seufzend und strich sich dabei die langen, rotbraunen Haare aus dem Gesicht.
»Um achtzehn Uhr gibt’s Abendessen.« Die Oberschwester nahm das Telefon und fügte noch hinzu: »Aber das haben Sie sicher schon Ihrem Plan im Zimmer entnehmen können.«
Emma presste die Lippen zusammen, nickte und drehte sich rasch um. Wenn sie emotional aufgewühlt war, mochte sie mit niemandem reden. Sie hatte die Leute noch nie verstanden, die sich ausgerechnet in einem solchen Zustand gern einer anderen Person anvertrauen wollten. Vielleicht lag es auch daran, dass sie bisher noch nie einen Menschen in ihrem Leben gehabt hatte, dem sie wirklich vertraute. Womöglich war genau das ihr größtes Problem.
Vor der Rückkehr in das Dreibett-Zimmer beschloss Emma, sich erst einmal auf das Sofa im Aufenthaltsraum zu setzen. Außer ihr war zum Glück niemand dort. Sie erinnerte sich an den W-Lan Zugang, zog ihr Handy aus der Hosentasche und loggte sich ein. Die Verbindung war nicht ganz so schlecht, wie es nach Belindas Warnung zu erwarten gewesen war, und schneller als ihre Augen folgen konnten, tippten Emmas Finger die Überschrift eines neuen Blogeintrags auf ihrem Smartphone:
Wie man Einsamkeit heiltIch habe in meinem Leben schon so ziemlich alles ausprobiert, um die Einsamkeit in meinem Herzen zu heilen.Ich habe mich auf »Beste-Freundin-gesucht«-Webseiten angemeldet.Ich habe mich auf Dating-Webseiten angemeldet.Ich habe diverse Freizeitveranstaltungen allein besucht; ich bin allein ins Kino gegangen, schwimmen und auch ins Restaurant. In der Hoffnung, dort jemanden kennenzulernen. Ich habe nämlich gelesen, dass man sich nicht verkriechen soll, wenn man sich einsam fühlt – auch wenn einem nicht danach ist, unter Leute zu gehen.Ich habe obdachlosen Menschen Essen und warme Getränke gekauft, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihre Geschichte zu erfahren.Ich habe früher in der Schule immer die Hausaufgaben für zwei andere Mädels mitgemacht, weil ich dachte, dass sie mich wirklich mochten. Doch das stellte sich leider als Trugschluss heraus, denn ich bekam irgendwann mit, wie sie sich beim Umziehen im Sportunterricht über mich lustig gemacht haben.Ich bin zu Collegepartys gegangen, obwohl ich Partys verabscheue (allerdings kann ich mich zugegebenermaßen nicht daran erinnern, je ein einziges Wort mit irgendjemandem auf diesen Partys gewechselt zu haben).Wenn ich an all diese fehlgeschlagenen Versuche, mich weniger einsam zu fühlen, zurückdenke, wird mir eines klar: Ich muss bisher die falsche Taktik angewandt haben.Es ist Zeit für eine Veränderung. Ich habe keine Ahnung, wie genau die aussehen soll, aber ich weiß, dass ich den Rest meines Lebens nicht auf dieselbe Weise verbringen möchte wie bisher! Es reicht! Ich werde von jetzt an mutiger sein!Wie sagte einst ein schlauer Mann? Man muss die richtigen Fragen stellen, um die Antworten zu erhalten, nach denen man sucht.Also, meine lieben Leser: Wie heilt man Einsamkeit?Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, aber ich bin bereit, es herauszufinden!Alles Liebe & 1000 Küsse,Emmi
***
»Ich kann Ihre Situation sehr gut nachvollziehen, Ms Fynne. Deshalb schlage ich vor, dass wir die Suche nach einer geeigneten Wohnung für Sie möglichst weit weg von Ihrem Elternhaus beginnen. Wäre das in Ihrem Interesse?«
Der Sozialarbeiter, der Emma mit übereinandergeschlagenen Beinen gegenüber saß, sah sie fragend an.
»Ja, ich denke das wäre gut«, antwortete Emma nickend.
Sie war sicher, ihre Mutter würde ausflippen, wenn sie davon erfuhr, aber darüber wollte sie jetzt nicht weiter nachdenken. Je mehr Abstand sie zu ihrer Mom und Henry hatte, desto besser.
»Joan, meine Praktikantin, hat Ihre Kleidung und die restlichen Dinge, die Sie notiert haben, bereits aus Ihrem Elternhaus abgeholt. Sie stehen noch in meinem Büro, ich lasse Sie Ihnen auf Ihr Zimmer bringen.«
Ob sie es schon ahnten? Emma hatte definitiv sehr viel mehr Sachen, als man für eine Woche Klinikaufenthalt benötigte, aufgeschrieben.
»Haben Sie sich denn schon Gedanken darüber gemacht, wie es beruflich für Sie weitergehen soll? Werden Sie Ihr Germanistikstudium beenden oder wollen Sie sich erst einmal eine leichte Arbeit suchen und nachdem Sie sich eingelebt haben, entscheiden, wohin Ihr Weg gehen soll?«
So wie Mr Harrison das ausdrückte, wirkte es, als wäre es überhaupt nicht schlimm in Emmas Alter noch nicht zu wissen, was man mit dem Rest seines Lebens anstellen sollte. Womöglich weil die übrigen Patienten ähnlich in den Seilen hingen wie sie, was ihre Zukunft anging. Zum ersten Mal fragte sich Emma, welche Krankheitsbilder in der Klinik behandelt wurden. Vom Hörensagen wusste sie, dass Marlem vor allen Dingen ein Anlaufpunkt für Essgestörte, Drogenabhängige und junge Erwachsene aus schwierigen familiären Verhältnissen war. Was auch immer Letzteres heißen mochte.
»Ein Job wäre gut. Wenn Sie mir sagen, wo genau ich hinziehe, kann ich ja schon mal anfangen zu suchen«, äußerte sie bemüht motiviert. Trotz seines indirekten Zuspruchs, lähmte Emma der Gedanke, keine größere Vision für ihre Zukunft zu haben. Mit ihrem Germanistikstudium hatte sie schon lange vor Marlem abgeschlossen. Sie mochte das Schreiben, aber die gelehrten Inhalte hatten damit wenig zu tun. Es war einfach nicht das Richtige für sie, das hatte sie vom ersten Tag an in der Uni gespürt. »Ich könnte ja selbst auch schon nach Wohnungen schauen«, fügte sie noch rasch hinzu.
»Das mit der Wohnungssuche überlassen Sie lieber mal mir und meiner Praktikantin. Aufgrund Ihrer besonderen Umstände ist es uns möglich, Ihnen eine verhältnismäßig günstige Bleibe zu besorgen, die der Staat im ersten Jahr anteilig mitfinanziert.«
Damit hatte Emma nicht gerechnet. Sie spürte wie eine riesengroße Last von ihren Schultern abfiel. Es war nicht so, dass sie vorher nicht schon gearbeitet hatte – im Gegenteil. Nur leider war ihr Gehalt nie gut genug, dass eine eigene Wohnung finanzierbar gewesen wäre.
Emma lächelte. Das schien Mr Harrison zu freuen, denn er lächelte zurück.
Plötzlich riss ein Windzug die angelehnte Tür auf und Emma schreckte auf, als sie laut gegen die Wand knallte. Der Sozialarbeiter guckte entschuldigend in ihre Richtung, bevor er zügig aufstand, um die Tür wieder zu schließen. Weil das Therapiezimmer recht groß und schlauchförmig war und die beiden am hinteren Ende eines langgezogenen Tisches saßen, dauerte es einige Sekunden, bis Mr Harrison die Tür erreicht hatte. Kurz bevor er den Griff zu fassen bekam, bemerkte Emma ein blaues Augenpaar, das sie anstarrte. Zu den Augen gehörte ein Gesicht, das so wohlproportioniert wie das eines männlichen Models war: mit markantem Kinn, dunkelblondem, halblangem Haar und einer Präsenz, die unheimlich schön und zugleich verwegen daherkam. Seine gänzlich schwarze Kleidung war das Letzte, was Emma auffiel, bevor Mr Harrison die Tür schloss. Emma hätte gern gewusst, wer das war, obwohl das natürlich nicht von Bedeutung war. Es war nur so, dass sie nicht wusste, wann sie jemand zuletzt so angesehen hatte. So eindringlich – auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick gewesen war. Wahrscheinlich noch nie, sonst hätte sie sich ganz bestimmt daran erinnern können.
»In welchem Bereich planen Sie denn auf Jobsuche zu gehen?«
Mr Harrison riss sie aus ihren Gedanken.
»Ich … ich habe schon öfter mal als Bedienung gearbeitet.«
Emma wünschte wirklich, sie hätte noch etwas mehr an Erfahrung im klassischen Berufsleben vorzuweisen gehabt.
»Na, das ist doch schon mal was! Dann schauen Sie doch zunächst nach ähnlichen Jobs, wenn ich Ihnen Bescheid gebe, wo Ihr zukünftiger Wohnort sein wird! Praxiserfahrung macht sich gut in einer Bewerbung«, sagte Mr Harrison zufrieden. »Brauchen Sie Hilfe beim Erstellen eines Anschreibens? Oder vielleicht beim Lebenslauf?«
Emma biss sich auf die Unterlippe, bevor sie erklärte: »Nein, eigentlich nicht. Das Schreiben liegt mir.« Sie wusste nicht, warum es ihr immer so schwer fiel, vor anderen Menschen oder vor sich selbst zuzugeben, dass sie etwas gut konnte.
»Prima. Dann wäre das für heute erst mal alles. Haben Sie noch Fragen?«
Tatsächlich hätte sie gerne gewusst, ob ihr Betreuer Kinder hatte. Falls ja, war er bestimmt ein toller Vater.
»Nein«, antwortete Emma und stand auf.
Wenn sie fertig waren und Mr Harrison noch einige Minuten bis zu seinem nächsten Termin für sich hatte, war er sicher froh.
»In Ordnung, ich melde mich dann bei Ihnen. Halten Sie die Ohren steif!«
Zaghaft lächelnd verließ Emma den Raum. Da die Uhr erst fünf vor zehn anzeigte, wusste sie, dass noch genügend Zeit war, um an der Aktivitätsstunde für diesen Vormittag teilzunehmen. Jeden Vormittag und jeden Nachmittag fand eine andere statt, außer mittwochs, da gab es nur nachmittags eine. Emma hatte nicht mehr im Kopf, was alles angeboten wurde, wusste aber, dass für heute Sport auf dem Plan stand. Schon in der Schule hatte Emma sich oft insgeheim gewünscht, sie hätte zu den Mädchen gehört, die den Unterricht schwänzten oder nicht mitmachten, weil sie vortäuschten, ihre Periode und schlimme Unterleibsschmerzen zu haben. Aber so ein Mädchen war sie nie gewesen und auch jetzt, wo sie erwachsen war, würde sich das nicht mehr ändern. Von vornherein wäre klar gewesen, dass Emma ein viel zu schlechtes Gewissen gehabt hätte, um so etwas durchzuziehen. Also ging sie aufs Zimmer, um ihr Sportzeug zu holen. Belinda und Loren waren zum Glück noch da.
»Da bist du ja, wir dachten schon, du verpasst die heißeste Show, die der Laden hier zu bieten hat!«, plapperte Belinda direkt los.
Sie stand in knappen pinken Shorts und einem engen Tanktop vor dem Kopfende ihres Bettes und machte Verrenkungen, die nach Dehnübungen aussahen. Loren stand etwa zwei Meter neben ihr, hatte Kopfhörer in den Ohren und warf Emma einen genervten Blick zu. Emma fragte sich, ob sie ihretwegen oder wegen Belinda schlechte Laune hatte.
»Danke, dass ihr auf mich gewartet habt. Ich suche schnell meine Sachen zusammen … zwei Minuten!«, sagte Emma hastig, während sie zu ihrem Kleiderschrank hechtete, sich einen Jutebeutel schnappte und eine graue Jogginghose, ein weites weißes T-Shirt und alte Turnschuhe hinein schob.
»Schon fertig!«, rief sie atemlos.
***
Als sie zu dritt den Schotterweg zur Turnhalle des Geländes entlangliefen, redete Belinda ununterbrochen von dem jungen Trainer, der sie gleich in einer Kampfsportart unterrichten würde, von der Emma noch nie etwas gehört hatte.