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Mafia, Macht und Politik in Italien analysiert die Entstehungsgeschichte und Entwicklungsbedingungen Organisierter Kriminalität mafiosen Typs am Beispiel der Cosa Nostra in Sizilien. Dabei werden die historischen Wurzeln der Mafia ebenso beleuchtet wie die politischen Rahmenbedingungen und Faktoren die zu ihrer Stärkung in den Nachkriegsjahren beigetragen haben. Der Fokus liegt auf den Jahren 1982 bis 1993 in denen es zu einem Verlust politischer Macht kam, auf den die Mafia mit einer "Strategie der Bomben" reagierte.
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Seitenzahl: 323
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Gli uomini passano, le idee restano. Restano le loro tensioni morali e continueranno a camminare sulle gambe di altri uomini.
Menschen gehen, ihre Ideen bleiben. Ihre moralischen Ansprüche bleiben und werden auf den Beinen anderer Menschen weitergetragen.
Giovanni Falcone
Das Buch
Mafia, Macht und Politik in Italien analysiert die Entstehungsgeschichte und Entwicklungsbedingungen Organisierter Kriminalität mafiosen Typs am Beispiel der Cosa Nostra in Sizilien. Dabei werden die historischen Wurzeln der Mafia ebenso beleuchtet wie die politischen Rahmenbedingungen und Faktoren die zu ihrer Stärkung in den Nachkriegsjahren beigetragen haben. Der Fokus liegt auf den Jahren 1982 bis 1993 in denen es zu einem Verlust politischer Macht kam, auf den die Mafia mit einer „Strategie der Bomben“ reagierte. Das Buch richtet sich insbesondere an Dozierende, Studierende und Forschende der Sozialwissenschaften.
Der Autor
Enrico A. Palumbo, geb. 1972, studierte Politikwissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Interkulturelle Kommunikation in München und Venedig. Für dieses Buch hat er das umfangreiche Manuskript seiner Magisterarbeit neu editiert.
Enrico A. Palumbo
Mafia, Macht und Politik in Italien
Eine politikwissenschaftliche Analyse der Jahre bis 1993
© 2023 Enrico A. Palumbo
ISBN
Softcover:
978-3-347-81195-9
Hardcover:
978-3-347-81197-3
E-Book:
978-3-347-81198-0
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig.
Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Neuausgabe 2023
Einleitung
1. Macht und Gewalt
1.1 Macht
1.1.1 Macht, Einfluss und Herrschaft
1.1.2. Machtressourcen und -strategien
1.2. Gewalt
1.2.1. Macht und Gewaltanwendung
1.2.2. Machtverlust und Gewalt
2. Mafia in Italien
2.1. Mafia und Organisierte Kriminalität
2.2. Cosa Nostra
2.2.1. Genese und Transformation
2.2.2. Deliktsbereiche und Dimensionen
2.2.3. Mafiose Kultur und Organisation
3. Politische Macht der Mafia in Italien
3.1. Mafia und Politik
3.1.1. Machtressourcen und -strategien
3.1.2. Politische Ziele und Strategien
3.2. Rahmenbedingungen
3.2.1. Schwächen des politischen Systems
3.2.2. Politische Kultur
3.2.3. Wirtschaftliche Entwicklung und Strukturpolitik .
3.2.4. Sonderstellung Siziliens
3.3. Faktoren für Entstehung u. Erhalt mafioser Macht
3.3.1. Wahrnehmungs- und Erkenntnisproblem
3.3.2. Politische Funktion und Legitimierung der Mafia
3.3.3. Fehlender politischer Wille
3.3.4. Wirtschafts- und Strukturpolitik
4. Machtverlust der Mafia
4.1. Gewalt und Machtverlust
4.1.1. Machtverlust in den Jahren 1982 bis 1993
4.1.2. Strategie der Bomben
4.2. Rahmenbedingungen für den Verlust mafioser Macht
4.2.1. Wandel im politischen System
4.2.2. Wandel der politischen Kultur
4.3. Faktoren für den Verlust mafioser Macht
Epilog
Anmerkungen
Literatur
Vorwort zur Neuausgabe 2023
Anstoß für dieser Neuausgabe meiner Schrift aus dem Jahr 2000 war die Anfrage eines Universitätsbibliothekars. Ein Student hatte 2021 bei seiner Literaturrecherche meine Analyse der Rahmenbedingungen und Faktoren, die politische Macht der Mafia ermöglichen oder verhindern entdeckt; das Buch aber war für die Bibliothek nicht verfügbar.
Diese Anfrage der Universität war für mich 2021 Anlass, mein altes Manuskript wieder zur Hand zu nehmen. Darin hatte ich mich aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive mit der Entwicklung der sizilianischen Mafia beschäftigt. Hierzu hatte ich zahlreiche Quellen ausgewertet und analysiert. Ich war auch nach Palermo gereist, um Zeitzeugen zu treffen Politiker, Caribinieri, Journalisten, Soziologen. Ein Teil der für meine Analysen konsultierten und darin zitierten Quellen liegen bis heute nur in italienischer Sprache vor. Hierzu zählen insbesondere die Berichte der parlamentarischen Untersuchungskommissionen.
Bald darauf brach das Jahr 2022 an ein Jahr mit vielen Gedenktagen: Die Attentate auf die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino jährten sich zum 30. Mal. Die Attentate auf den Carabinieri-General Carlo Alberto dalla Chiesa und auf Pio La Torre, Erster Sekretär der KP Italiens und Mitglied der Abgeordnetenkammer, jährten sich zum 40. Mal. Vier prominente Namen in einer langen Liste von Repräsentanten des Staates, die von der Cosa Nostra ermordet worden waren. Die Attentate in den Jahren 1982 bis 1992 brachten jeweils eine Ausweitung der Instrumente mit denen der Staat gegen die Mafia (re-)agieren konnte. Rückblickend galt es aber auch die Rückschläge zu sehen, z.B. die Entwicklung und Ausweitung neuer Geschäftsfelder Stichwort Agromafia ebenso wie das Nachlassen der Aufmerksamkeit gegenüber der Mafia in der Öffentlichkeit. Dies hatte mich dazu bewogen, meine Arbeit neu zu veröffentlichen, um das Material und die dafür benutzten Quellen wieder leichter zugänglich zu machen.
Von einer umfangreichen Überarbeitung oder gar systematischen Erweiterung der Analyse über die Jahre 1993 hinaus, wurde bei dieser Neuausgabe abgesehen. Obwohl es noch einiges zu berichten gebe über die Entwicklung der Organisierten Kriminalität in Italien und Deutschland seit dem Jahr 1993. Zum Beispiel wie die kalabrische ‘Ndrangheta im Schatten der Ermittlungen gegen die Cosa Nostra ihren Einfluss- und Geschäftsbereich ausgedehnt hat. Obgleich die ‘Ndrangheta beispielsweise bereits nach dem Mauerfall systematisch auch in Ostdeutschland investiert hatte, blieb ihr Handeln hierzulande weitgehend unbemerkt. Erst die Mordnacht im August 2007 bei der in Duisburg sechs Mitglieder der ‘Ndrangheta von einem ebenfalls der ‘Ndrangheta zugehörigen rivalisierenden Clan getötet wurden, führte dazu dass diese Mafiagruppierung in Deutschland stärker wahrgenommen wurde. Ebenso schnell geriet sie aber in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit auch wieder in Vergessenheit.
Lesern, die sich in deutscher Sprache einen Überblick über die aktuelle Entwicklung der Mafia aus zivilgesellschaftlicher Perspektive verschaffen wollen, empfehlen ich die Internetseite des Vereins mafianeindanke e.V..
Eine Ergänzung zum Text aus dem Jahr 2000 scheint mir wichtig: Im Abschnitt „Strategie der Bomben“ wird beschrieben wie die Cosa Nostra im Sommer 1993 Gewalt einsetzte, um verlorene politische Macht zu restituieren, den Staat zu Verhandlungen und Zugeständnissen zu bewegen. Bei Bombenanschlägen u.a. in Florenz und Rom wurden dabei zehn Menschen getötet und über 80 Personen verletzt. Im gleichen Jahr betrat ein neuer Akteur die politische Bühne. Silvio Berlusconi gründete die politische Bewegung Forza Italia und gewann auf Anhieb die Parlamentswahlen im März 1994. Sein Wahlkampfmanager Marcello Dell‘Utri wurde 2018 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er der Verbindungsmann von Berlusconi zur Mafia gewesen war und zusammen mit Carabinieri Offizieren Verhandlungen mit der Mafia geführt hatte. Im September 2021 hob das Berufungsgericht in Palermo die erstinstanzliche Verurteilung von Dell‘Utri und ehemaligen Carabinieri-Offizieren auf. In einigen deutschsprachigen Medien wurde dieses Urteil in der Berichterstattung gleichgesetzt mit der Feststellung, dass es die Verhandlungen zwischen Staat und Mafia nicht gegeben habe. Zwar wurde Dell‘Utri von der Beteiligung an den Verhandlungen freigesprochen. Jedoch stellte das Gericht mit Blick auf die Carabinieri-Offiziere fest, dass die Verhandlung zwar kein Verbrechen darstellten aber eine Tatsache waren. Damit wurde indirekt bestätigt: es gab Verhandlungen zwischen Vertretern des Staates und einer kriminellen Organisation Freiheit vor Gewalt, Angst und Schrecken im Tausch gegen Hafterleichterungen und eventuell reduziertem Fahndungsdruck, z.B. gegenüber Bernardo Provenzano, der über 40 Jahre unauffindbar bleiben konnte bis zu seiner Festnahme im Jahr 2006?
Ein solches Abkommen explizit oder stillschweigend einzugehen bedeutet auch die alltäglichen und strukturellen negativen Auswirkungen der Mafia auf Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft und das Primat des Rechts in einer demokratischen Gesellschaft hinzunehmen.
Ich würde mich freuen, wenn diese Neuausgabe 2023 die weitere wissenschaftliche Befassung mit der Mafia und weitere sozialwissenschaftliche Forschung zum Thema Organisierte Kriminalität befördert und unterstützt.
Karlsruhe,
im Januar 2023 Enrico A. Palumbo
Einleitung
Im Frühjahr 1991 wurde in Italien ein Gesetz verabschiedet, auf dessen Grundlage Gemeinde- und Provinzräte und andere lokale Körperschaften wegen mafioser Infiltration aufgelöst und kommissarischer Verwaltung unterstellt werden konnten. In den ersten 15 Monaten nach in Kraft treten des Gesetzes wurden in Süditalien über 40 Gemeinderäte aufgelöst.1
Dieses Gesetz ist aus zwei Gründen von großer Bedeutung: In der Auseinandersetzung zwischen der Mafia und dem italienischen Staat war es eine der wenigen Maßnahmen, die vom Staat initiiert wurden, d.h. der Staat ergriff die Initiative, anstatt wie häufig zuvor nur auf die Bedrohung durch die Mafia zu reagieren. Zum anderen wurde mit diesem Gesetz erstmals die Sphäre der politischen Macht der Mafia angegriffen.
Bis in die frühen 1980er Jahre wurde die Mafia vor allem als kulturelles Phänomen und als lokale Macht2 wahrgenommen, der man jede organisatorische oder institutionelle Dimension absprach. Als zu Beginn der 1980er Jahre von Palermo ausgehend die strafrechtliche Verfolgung der Mafia intensiviert wurde, lag die Aufmerksamkeit zunächst auf der unternehmerischen (kriminellen) Dimension der Mafia.
Im Maxi-Prozess gegen die sizilianische Mafia (Cosa Nostra), dem ersten großen Prozess, in dem 344 Personen u.a. wegen Mitgliedschaft in einer mafiaartigen Vereinigung verurteilt wurden, wurde 1986 erstmals der institutionelle Charakter der Mafia bewiesen.
In der Folgezeit konzentrierte sich die Wahrnehmung auf die ökonomische Macht der Mafia und zum Teil auf ihre Folgen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Regionen. Die systematische juristische und politische Aufarbeitung der Verbindungen zwischen Mafia, Politik und Verwaltung begann jedoch erst mit dem oben genannten Gesetzesdekret von 1991. Weitere Gesetze, um die politische Macht der Mafia einzuschränken, folgten. Schließlich befasste sich auch eine parlamentarische Untersuchungskommission (Commissione parlamentare d‘inchiesta sul fenomeno della mafia esulle associazioni criminali similari/Antimafiakommisson) 3 mit der Beziehung zwischen Mafia und Politik. Dieser Entwicklung und den daraus gewonnenen Erkenntnissen verdanken wir die Möglichkeit, das Phänomen Mafia umfassend, d.h. auch in seiner politischen Dimension, analysieren zu können.
Die Mafia in Italien war eine kriminelle, wirtschaftliche und politische Macht. Als Subsystem stand sie in Wechselwirkung mit dem Staat, seinen Institutionen und der Gesellschaft. Die Mafia übte in Italien jahrzehntelang systematisch nichtlegitimierte, politische Macht aus und beeinflusste u.a. durch Korruption, Manipulation und Gewalt die politische, wirtschaftliche und soziale Ordnung. Die Mafia untergrub das staatliche Gewaltmonopol und beeinflusste das politische System und das alltägliche Leben der Bürger. Das Gefühl von Schutzlosigkeit und unmittelbarer Bedrohung von Leib und Leben führten zu Legitimitätszweifeln nicht allein gegenüber der staatlichen Ordnung, sondern auch an der parlamentarischen Demokratie. Daraus ergibt sich die politikwissenschaftliche Relevanz des Phänomens Mafia. Die Relevanz der Mafia für das politische System Italiens wurde auch im Bericht der Antimafiakommission, die 1993 die Verbindung von Mafia und Politik untersuchte, verdeutlicht.
Der Kampf gegen die Mafia, die Identifizierung der Mitglieder der Cosa Nostra und ihrer Verbündeten in den Institutionen und in der Zivilgesellschaft, die Verhaftung und gerechte Bestrafung derer, die Verantwortung tragen für die schlimmsten Verbrechen, sind Grundlage für den Wandel des politischen Systems.4
Obschon frühe Untersuchungen des Phänomens, z.B. durch Hobsbawm, die Zusammenhänge von mafioser Machtgewinnung und Entwicklung des politischen Systems insbesondere die mafioser Machtentfaltung nach der Ausdehnung des Wahlrechts erkannten5, wurden die sich ergebenden Fragestellungen von den Politikwissenschaften ignoriert und im Wesentlichen den Journalisten überlassen. So kommentierte der italienische Historiker Nicola Tranfaglia noch 1993 den Stand der Forschung nüchtern: Das Thema wird „selten von Wissenschaftlern, dafür zu häufig und dabei oberflächlich“6 von Journalisten bearbeitet. An diesem Missverhältnis hat sich bis heute wenig geändert.
Die wichtigsten Studien zur Mafia stammen aus den Bereichen der Soziologie, Anthropologie und Geschichtswissenschaften. Die politikwissenschaftlichen Fragestellungen, die sich aus dem Wirken von OK im Allgemeinen und aus der politischen Macht der Mafia im Besonderen ergeben, wurden weitgehend ignoriert oder gehen über Fallsammlungen für begrenzte Zeiträume kaum hinaus. So stammt z.B. die Arbeit von Peter Müller zur politischen Macht der Mafia aus dem Jahr 1990 und konnte weder die Entwicklungen der Jahre 1991 bis 1993 noch den bedeutenden Bericht der Antimafiakommission aus dem Jahr 1993 berücksichtigen.7
Ziele und Grenzen
Allgemeine Aufmerksamkeit im In- und Ausland erregt die Mafia vor allem dann, wenn sie tötet. Sie scheint dann ein Problem der öffentlichen Ordnung zu sein; die Mafia ist aber ein strukturelles Problem. Wenn dies erkannt ist, kann sich weder die praktische Politik noch die Forschung mit Empfehlungen für weitere Gesetze oder Strategien zur polizeilichen Bekämpfung begnügen. Ziel muss es sein, die Schwächen des politischen Systems, die in Verbindung mit historischen und kulturellen Faktoren zur Entwicklung mafioser Macht geführt bzw. ihre konsequente Bekämpfung und Eindämmung verhindert haben, offenzulegen.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, jene Rahmenbedingungen und Faktoren zu identifizieren, die politische Macht der Mafia ermöglichten und förderten bzw. zum Verlust politischer Macht der Mafia führen können oder aber in einer historischen Phase (1982 bis 1993) dazu geführt haben. Allerdings erlaubt die Analyse der Jahre 1982 bis 1993 keine Vorhersage über die weitere Entwicklung mafioser Macht in Italien. Es können jedoch keine Aussagen darüber getroffen werden, ob diese politische Macht der Mafia nicht wieder konstituiert wurde bzw. werden wird. Die Erkenntnis von Rahmenbedingungen und Faktoren, die mafiose Macht begrenzen, kann allerdings Ausgangspunkt sein für allgemeine Aussagen darüber, wie die Mafia und die mit ihr verbundenen negativen Einflüsse auf Staat und Gesellschaft eingedämmt werden können. Ziel ist jedoch nicht, personelle Verflechtungen, d.h. Rollen und Motive einzelner Akteure nachzuweisen, was u.U. für eine zeitgeschichtliche Betrachtung bedeutsam wäre. Bei einer politikwissenschaftlichen Analyse könnte der Blick auf einzelne Personen die Analyse der Strukturen des politischen Systems und der politischen Kultur, die die Entwicklung der Mafia begünstigt haben, erschweren.
Der Einzelne kann viele Gründe für die Kollusion mit der Mafia haben: Habgier, Machtstreben oder pure Angst um sein Leben. Das politische System aber sollte wirkungsvolle Kontrollen und Beschränkungen für Habgier und Machtstreben aufweisen oder aufbauen, und der Staat sollte seine Beamten und Bürger ausreichend schützen, so dass niemand aus Angst vor Verwundung oder Tod gegen Recht und Gesetz verstößt.
Beim Phänomen Mafia, das sich ja gerade durch seine Informalität auszeichnet, stößt die empirische Erfassung an Grenzen. So weist beispielsweise Rolf Uessler darauf hin, dass ein Phänomen wie die Mafia in den Kategorien des demokratischen Rechtsstaats nicht vorgesehen und daher mit dessen Parametern nur schwer fassbar ist. Für Forschung und Praxis ergibt sich daraus ein großes Erkenntnisproblem, weshalb in dieser Arbeit der Beschreibung der Mafia größerer Raum gegeben wird.8
Zwei Typen von Primärquellen bieten sich an beide sind nicht unproblematisch. Zum einen gibt es Veröffentlichungen staatlicher Institutionen und Organe (Antimafikommissionen, Ermittlungs- und Justizbehörden), wobei zu beachten ist, dass gerade weil es um den Nachweis der Verflechtung von Mafia und staatlichen Institutionen geht die Brauchbarkeit des Materials im Zusammenhang mit der Autorenschaft und im Kontext der zeitgeschichtlichen Entwicklung gesehen werden muss. Zum anderen liegen inzwischen zahlreiche Aussagen, Interviews und biographische Notizen ehemaliger Mitglieder der Mafia, genannt Mafiosi, vor.
Beeinflusst vor allem durch die Berichterstattung der Medien hat sich in Italien zur Bezeichnung eines Mafioso, der mit der Justiz zusammenarbeitet, der Begriff pentito (Reuiger) eingebürgert. Der Begriff pentito wird in dieser Arbeit vermieden, weil er zwei Schwächen hat: Er ist nicht korrekt, da er eine moralische Aufwertung beinhaltet, die nicht bei jedem Zeugen unterstellt werden kann, und er bezeichnet keinen rechtlichen Status. Die offizielle Bezeichnung von Personen, die mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten, um Verbrechen zu verhindern oder aufzuklären ist collaboratore di giustizia (Zeuge). Collaboratore kann auch eine Person sein, die selbst nicht zur Mafia gehört, aber Kenntnisse über Straftaten hat, z.B. ein Angehöriger eines Mafioso. Für collaboratore sieht das italienische Recht Strafminderung und ein Zeugenschutzprogramm vor. Jedoch kann auch bei diesen „Autoren“ ein Interesse oder eine unbewusste Neigung bestehen, Ereignisse, Zusammenhänge und die eigene Rolle ungenau wiederzugeben.
Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich aus der Transformationsfähigkeit der Mafia. Sie hat stets ökonomische, politische und soziale Veränderungen erkannt und sich angepasst. Hierzu sei auch auf die in der Fachliteratur geführte Diskussion über eine alte/neue Mafia (mafia vecchia/ mafia nuova) verwiesen. Dieser anhaltende Wandlungsprozess erschwert eine durchhaltbare Definition.
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der politischen Macht jener mafiosen Vereinigung, die als Cosa Nostra bezeichnet wird und ihren Ursprung in Sizilien hat. Um zu weiteren Studien anzuregen, wird an entsprechender Stelle auch auf Literatur zu anderen Mafiagruppen verwiesen. Die für diesen Rahmen notwendige Beschränkung auf die Cosa Nostra ist sinnvoll aus zwei Gründen.
1. Die Cosa Nostra hat sich durch zahlreiche Attentate auf Vertreter der staatlichen Institutionen und durch die terroristischen Anschläge des Sommers 1993 besonders exponiert. Infolgedessen liegen über sie viele Informationen vor.
2. Die Cosa Nostra begann früher als andere mafiose Gruppen, den Machtbereich über das lokale Territorium hinaus auf die regionale und nationale Politik auszudehnen. Daher war sie mehr als die anderen Gruppen von den Veränderungen des politischen Systems berührt.
Unbeachtet bleibt in dieser Arbeit die Rolle der Cosa Nostra in der Transnationalen Organisierten Kriminalität (TOK), sofern sie nicht zur Klärung der Lage in Italien beiträgt.9
Quellenlage
Wichtige Quellen sind die Berichte und Protokolle der Antimafiakommissionen insbesondere der Bericht über die Beziehung zwischen Mafia und Politik aus dem Jahr 1993, sowie Ermittlungsergebnisse und Urteilsbegründungen. Jedoch muss bei Gerichtsakten und Anklageschriften berücksichtigt werden, dass Fakten und Argumente mit Blick auf die formal-juristische Relevanz und Stichhaltigkeit, d.h. entsprechend ihrer Funktion und Qualität, z.B. für einen Strafprozess ausgewählt sind, und nicht immer den tatsächlichen Kenntnisstand beispielsweise der Staatsanwaltschaft wiederspiegeln. Hinzu kommen juristische, ökonomische, soziologische und politologische Arbeiten, die allerdings zumeist Detailfragen des Themas behandeln. Neben vielen Publikationen unterschiedlichen Typs bietet der Buchmarkt eine große Zahl von Autobiographien und Biographien von bzw. über Mafiosi, deren Gegner und Opfer. Diese Texte liefern ebenso wie journalistische Quellen Bewertungen und Stellungnahmen von Akteuren und helfen, Ereignisse und Fakten zu rekonstruieren; durch Quellenvergleich lässt sich das Problem der Glaubwürdigkeit von Aussagen relativieren. Unter den in deutscher Sprache vorliegenden wissenschaftlichen Arbeiten muss nochmals Peter Müllers Dissertation „Die politische Macht der Mafia“, die 1990 vorgelegt wurde, genannt werden.
Alle Zitate fremdsprachlicher Quellen wurden, wenn nicht anders vermerkt, vom Autor übersetzt. In den italienischen Dokumenten zum Thema werden häufig Sprachbilder benutzt, die sich nur schwer ohne Bedeutungsverlust übersetzen lassen und bisweilen ungelenke Formulierungen unvermeidlich machten.
Methode und Gliederung
Die forschungsleitenden Fragen der vorliegenden Arbeit sind:
• Welche Rahmenbedingungen und Faktoren ermöglichten und erhielten politische Macht der Mafia in Italien?
• Welche Rahmenbedingungen und Faktoren können zu einem Verlust der politischen Macht der Mafia führen?
Die Beantwortung dieser Fragen erfolgt in drei Schritten:
1. Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen System (Staat) und Subsystem (Mafia). Grundlage für die strukturell-funktionale Analyse der Wechselbeziehung zwischen Staat bzw. Politik und Mafia sind Berichte der Antimafiakommissionen des italienischen Parlaments, Ermittlungsergebnisse und ausgewählte Arbeiten aus den Sozial- und Geschichtswissenschaften, in denen die Entwicklung der Mafia und ihrer politischen Macht, d.h. die Beziehung zu Staat und Gesellschaft, analysiert wurde.
2. Kategorisierung von Strukturen innerhalb dieser Beziehung. Aus der Kenntnis der Mechanismen und Ressourcen mafioser Macht werden Kategorien von Rahmenbedingungen und Faktoren gebildet, aus denen Hypothesen über die Ursachen mafioser Macht und die notwendigen Bedingungen für einen Machtverlust abgeleitet werden können.
3. Betrachtung einer historischen Phase, in der es einen Machtverlust der Mafia gab, um die für den Machtverlust ursächlichen Entwicklungen und Strukturveränderungen zu analysieren. Dabei dienen die Jahre 1982 bis 1993 als Fallstudie. Für diese Phase nehme ich einen Verlust politischer Macht der Mafia an.
Worauf begründet sich diese Annahme? Ich werden zeigen, dass in der Zeit vor 1982 politische Macht vorhanden war. 1992/93 kam es zu einer Eskalation mafioser Gewalt, die wir als Zeichen von Machtlosigkeit interpretieren können. Abgeleitet wird diese Interpretation aus theoretischen Überlegungen über die Beziehungen von Macht und Gewalt und aus einer Analyse der Rolle von Gewalt bei der Mafia. Gestützt wird diese Interpretation durch Aussagen von Mafiosi, die mit der Justiz zusammenarbeiten (collaboratori).
Hieraus ergibt sich folgende Gliederung:
Im Kapitel 1 (Macht und Gewalt) wird das der Arbeit zugrundeliegende Verständnis von Macht erläutert. Die Diskussion der Beziehung von Macht und Gewalt, soweit für dieses Forschungsvorhaben bedeutsam, wird dargestellt.
Kapitel 2 (Mafia in Italien) führt ein in Erscheinungsformen und Besonderheiten Organisierter Kriminalität mafiosen Typs in Italien. Die historischen Wurzeln und die Transformation der Cosa Nostra werden ebenso dargestellt wie einige Elemente mafioser Kultur und Organisation, die für das weitere Verständnis der Wechselwirkung mit Staat und Gesellschaft von großer Bedeutung sind.
Im Kapitel 3 (Politische Macht der Mafia in Italien) werden Ressourcen, Strategien und Dimensionen mafioser Machtgewinnung vorgestellt und in Beziehung gesetzt zu mikro- und makropolitischen Rahmenbedingungen, unter deren Vorzeichen mafiose Macht wachsen konnte und zu Faktoren, die den Machtgewinn der Mafia unmittelbar gefördert haben.
Auf dieser Grundlage wird in Kapitel 4 (Machtverlust der Mafia) zunächst der Machtverlust der Cosa Nostra in den Jahren 1982 bis 1993 skizziert. Anschließend wird dargestellt, welche Veränderungen der Rahmenbedingungen diesen Machtverlust begleitet bzw. eingeleitet haben und welche Faktoren ihn ausgelöst bzw. gefördert haben. Beobachtungen zur Entwicklung mafioser Macht in Italien nach 1993 ergänzen die Darstellung.
Die Arbeitshypothesen sind:
• Die politische Macht der Mafia wurde ermöglicht bzw. erleichtert durch politische Rahmenbedingungen insbesondere durch Defizite in der staatlichen Struktur und durch weitere spezifische Faktoren (Wahrnehmungs- und Erkenntnisproblem, fehlender politischer Wille zur Bekämpfung der Mafia, Legitimierung mafioser Macht durch Institutionen und Interessenkollusionen).
• Die Mafia hat keine politischen Ziele, außer dem Machterhalt. Obwohl Staat und Mafia konkurrierende Interessen haben und somit in einem Konflikt stehen sollten, kam es zu bewusster Zusammenarbeit, die die Sphäre der bloßen Duldung weit überschritt.
• Veränderungen der Rahmenbedingungen und die Beseitigung der genannten Faktoren können zu einem Verlust der politischen Macht der Mafia führen.
• Zu Beginn der 1980er Jahre machten Veränderungen in System und Subsystem den latenten Konflikt offensichtlich, was zu einem Machtverlust der Mafia führte. Darauf reagierte die Mafia mit einer Strategie der Gewalt und setzte terroristische Mittel ein. Gewalt war nicht mehr strategisches Mittel bzw. Machtressource, sondern als ultima ratio ein Zeichen von Machtlosigkeit.
1. Macht und Gewalt
1.1 Macht
Macht gehört zu den zentralen Begriffen der Sozialwissenschaften. Entsprechend vielfältig sind die Annäherungen an das Konzept, die zugrundeliegenden Interpretationen und die daraus resultierenden Definitionen.10 Mit Blick auf das Ziel dieser Arbeit die Untersuchung von Rahmenbedingungen und Faktoren, die politische Macht der Mafia ermöglichen sind vor allem die Ansätze von Bedeutung, die Macht als Element sozialer Beziehungen untersuchen.
Grundlegend ist die Definition von Max Weber:
Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.11
Webers Definition hat zahlreiche Spezifizierungen und Weiterentwicklungen erfahren. An dieser Stelle soll Luhmanns Verständnis von Macht als Mittel zur Entscheidungsreduktion skizziert werden, da dieser Aspekt für die folgende Analyse mafioser Macht nützlich erscheint.
Nach Luhman schaffen soziale Systeme einen Bedarf an Selektionsleistung. Er nimmt an, dass soziale Systeme aus der Notwendigkeit entstehen, Komplexität zu reduzieren und dafür Übereinkommen zu treffen.12 Dabei werden die Prozesse, die zur Auswahl einiger Möglichkeiten aus einer Gruppe von Möglichkeiten führen, durch Kommunikation gesteuert, wobei sprachliche Selektion nur die Informationsübertragung bewirkt, nicht aber die Übernahme der Selektion als Grundlage für das Handeln. Macht als Kommunikationsmedium kann genau dies leisten:
Macht erbringt ihre Übertragungsleistung dadurch, dass sie die Selektion von Handlungen (oder Unterlassung) angesichts anderer Möglichkeiten zu beeinflussen vermag. (Luhmann 1975: 8f.)
In Luhmanns Verständnis ist Macht ein Mittel, durch das A die Entscheidungsmöglichkeiten von B zu reduzieren vermag. Macht wird von Luhmann als Chance definiert, „die Wahrscheinlichkeit des Zustandekommens unwahrscheinlicher Selektionszusammenhänge zu steigern.“ (Luhmann 1975: 12) Wenn B’s Wahlmöglichkeiten auf Null reduziert sind, liegt Zwang vor.
Da Entscheidungen als Grundlage von Handlungen gesehen werden können, soll die Definition von Macht so ausgeweitet werden, dass Macht die Reduktion von Handlungsmöglichkeiten einschließt. Die Möglichkeit zur Reduktion ergibt sich aus dem Potential zur negativen Sanktion, welches in der Macht liegt hierdurch unterscheidet sich Macht z.B. von Einfluss.13 Demnach werden die Handlungsmöglichkeiten in dem Sinn reduziert, dass B sich schlechter stellen würde, wenn er A’s expliziter oder impliziter Anweisung nicht folgen würde. Das heißt: Würde B die zuvor von A vollzogene Reduktion der Entscheidungsmöglichkeiten ignorieren und eine bestimmte Handlung vollziehen oder unterlassen, könnte er von A bestraft werden (durch körperlichen Schmerz, Einbuße an Wohlstand, Status- oder Ämterverlust, etc.). Natürlich hat B die Wahl, diese Reduktion nicht zu akzeptieren. Er muss dann aber mit schweren Folgen rechnen, woraus sich der Zwangscharakter der Reduktion ergibt. Die äußerste Form von Zwang wäre, B das Leben zu nehmen.14
Maßgebliches Kriterium für das Vorliegen einer Machtbeziehung ist die Möglichkeit zur Durchsetzung von Zielen. Jedoch muss der eigene Wille nicht gegen Wiederstreben durchgesetzt werden, vielmehr kann der Machtunterworfene auch gleichgesinnt oder interessensneutral sein.15
Besondere Beachtung verdienen Machtstrukturen mit drei Akteuren, wie sie z.B. in klientilistischen Beziehungen vorkommen. Hier kann A dem B zur Durchsetzung dessen Willens auch gegen das Widerstreben von C verhelfen, indem A die Entscheidungsmöglichkeiten von C reduziert. Veranschaulichen wir diesen Gedanken an einem Beispiel: A „empfiehlt“ der Wählergruppe C für den Kandidaten B zu stimmen. Die Wahlempfehlung von A ist mit einer Möglichkeit zu negativer Sanktion gekoppelt und reduziert durch ihren Zwangscharakter die Entscheidungs- bzw. Handlungsmöglichkeit von C. Durch die Stimmen gewinnt Kandidat B die Wahl. Zu beachten ist: Die Übernahme eines Amtes oder Mandates eröffnet B weitere Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten. Durch sein Verhalten (gegenüber C) kann also A die Entscheidungsmöglichkeiten von B indirekt steuern nämlich erweitern oder reduzieren. Da wie gezeigt nicht notwendig gegensätzliche Interessen vorliegen müssen, können wir auch die Beziehung von A zu B als Machtbeziehung verstehen und kommen so zu einer vorläufigen Definition:
A hat Macht über B, wenn er die Handlungsmöglichkeiten von B zu steuern d.h. diese zu reduzieren oder zu erweitern vermag, gleichviel worauf diese Chance beruht.
Wie in Webers ursprünglicher Definition schließt auch hier der Begriff „Chance“ sowohl tatsächliche als auch nur angenommene Fähigkeiten (z.B. zur Sanktionierung) ein. Zur Steuerung können alle Kommunikationsformen benutzt werden: direkte Artikulation, aber auch nicht explizierter, d.h. nicht deklarierter Willen des Machthabers, der aber z.B. durch ungeschriebene Regeln bzw. soziale Normen transportiert und vermittelt wird. Aus diesen allgemeinen Normen kann abgeleitet werden, welches Interesse im aktuellen Fall vorliegt und welche Handlungsoption im Einklang mit dem Machthaber aktualisierbar ist. Das Vorhandensein von Macht setzt damit nicht ein direktes Einwirken des Machthabers auf den Machtunterworfenen voraus (vgl. Müller 1991: 39f.), die Macht kann auch durch ihre bloße Antizipierung wirken.
Macht ist erst in ihrer Manifestation beobachtbar und feststellbar. Eine Disposition kann aber bestehen, ohne manifest zu werden; dann wirkt Macht in der Latenz. Wegen dieses Dispositionscharakters von Macht darf sie nicht mit ihrer Ausübung gleichgesetzt werden und kann sie auch nicht gemessen werden. Für den Machthaber ist die Antizipation seiner Macht von großer Bedeutung, da er dann keine Kosten zur Machtausübung auf sich nehmen muss. Zudem kann durch die fort dauernde Antizipation ein Mythos der Macht entstehen, der die reale Macht verfestigt. (vgl. Müller 1991: 28)
1.1.1 Macht, Einfluss und Herrschaft
Die Begriffe Einfluss und Macht werden häufig undifferenziert oder sogar synonym verwandt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird zudem zwischen Einflussnahme und einem Machtversuch nicht differenziert, so beschreibt das Bundeskriminalamt in seinem Lagebild Einflussnahme durch Organisierte Kriminalität als „das Einwirken auf Entscheidungsprozesse in den Bereichen Politik, Medien, öffentliche Verwaltung, Justiz oder Wirtschaft.“ Dabei werden legitime Formen der Beeinflussung von Entscheidungsträgern abgegrenzt von solchen mit „verwerflichem Charakter“, wobei als Indiz für eine „verwerfliche Einflussnahme u.a. Bedrohung, Gewaltanwendung, Erpressung, die Schaffung von Abhängigkeitsverhältnissen und Korruption herangezogen werden [können].“ Diese Formen der verwerflichen Einflussnahme beinhalten negative Sanktionsmöglichkeiten und sind daher als Machtversuch anzusehen.16 Wo der Versuch unternommen wird, Macht und Einfluss zu differenzieren, wird häufig abgehoben auf die Größe der Veränderung in der Position des beeinflussten Akteurs, so bei Dahl: „Je größer die von A bewirkte Veränderung in einem gewissen Aspekt des inneren oder offenen Verhaltens von B ist, umso größer ist der Einfluss, den A auf B ausübt.“ (Dahl 1973: 41) Dahl unterscheidet zwischen Einfluss und Macht anhand der Kosten (Schwere der Verluste), die B zu tragen hat, wenn er den Wünschen von A nicht entspricht.17
Nach Koller liegt der Unterschied zwischen Macht und Einfluss darin, dass bei letzterem der Handlungsspielraum nicht eingeschränkt wird. Beratung oder Überzeugung durch Gespräch sind für Koller Strategien zur Einflussnahme, nicht aber Machtausübung, während die Androhung oder Ausübung von Gewalt zweifelsfrei eine Machtstrategie sei.18 Zur Differenzierung soll in dieser Arbeit das Kriterium des Sanktionspotentials genügen:
Einfluss unterscheidet sich von Macht durch die Abwesenheit negativer Sanktionsmöglichkeiten.
Herrschaft als eine Chance Macht auszuüben ist für die Analyse der politischen Macht der Mafia, die wie sich zeigen wird auf der Kontrolle eines Territoriums aufbaut, ein wichtiges Konzept. Nach Weber soll Herrschaft die Chance heißen, für spezifische (oder: für alle) Befehle bei einer angebbaren Gruppe von Menschen Gehorsam zu finden. Herrschaft („Autorität“) in diesem Sinn kann im Einzelfall auf den verschiedenen Motiven der Fügsamkeit beruhen: von dumpfer Gewöhnung angefangen bis zu rein zweckrationalen Erwägungen. Ein Minimum an Gehorchenwollen, also Interesse (äußerem oder innerem) am Gehorchen, gehört zu jedem Herrschaftsverhältnis. (Weber 1980: 122)
Zum Wesen der Mafia gehört es, als Alternativstaat Leistungen und Dienste anzubieten, die der Staat nicht oder nur mangelhaft bereitstellt. Unter anderem aus diesem Angebot folgt das Interesse von Teilen der Bevölkerung am Gehorchen. Den zur Herrschaftssicherung bzw. -durchführung notwendigen Verwaltungsstab bilden bei der Cosa Nostra die soldati. Gehorsam gegenüber der Mafia kommt z.B. zum Ausdruck, wenn Bürger so wählen, wie es ihnen von der Mafia empfohlen, d.h. befohlen wird.
Politische Macht
Nach Weber soll ein soziales Handeln politisch orientiert „…dann und insoweit heißen, als es die Beeinflussung der Leitung eines politischen Verbandes, insbesondere die Appropriation oder Expropriation oder Neuverteilung oder Zuweisung von Regierungsgewalten…bezweckt.“ (Weber 1980: 29)
Politische Macht kann somit verstanden werden als jede Chance, die eigenen Vorstellungen über die Appropriation, Expropriation, Neuverteilung oder Zuweisung von Regierungsgewalten auch gegen Widerstreben durchzusetzen, worauf diese Chance auch immer beruht.
Politisches Handeln wie es hier verstanden wird, ist notwendigerweise ein auf den öffentlichen Bereich zielendes Handeln, muss also den Bereich von Familie und Freundeskreis überschreiten. Es soll somit die vorläufige Definition gelten:
Politische Macht ist die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen oder Rahmenbedingungen zu schaffen und zu erhalten, die die Durchsetzung des eigenen Willens auch außerhalb von Familie und Freundeskreis ermöglichen.
Hervorzuheben ist, dass bei solcher Definition politische Macht zwei Konzepte einschließt:
1. Macht als Fähigkeit, andere Individuen zu steuern, und
2. Macht als Fähigkeit, kollektive Entscheidungsfindung zu steuern.19
Sprechen wir von politischen Rahmenbedingungen, so meinen wir sowohl objektive Akte staatlicher Institutionen (Gesetzgebung) und Ergebnisse politischer Prozesse (Wahlen), als auch die Art der Ausführung der Gesetze. Politische Macht hat daher nicht nur, wer Gesetze macht, sondern auch, wer sie verhindert oder ihre Anwendung beeinflusst, d.h. die Einhaltung zu überwachen und die Nicht-Einhaltung zu sanktionieren, z.B. durch Strafprozesse.
1.1.2. Machtressourcen und -strategien
Die Begriffe Machtfaktor und Machtressource werden in der Literatur synonym verwandt. (vgl. Müller 1991: 41) Machtfaktoren sind jedoch nicht identisch mit Macht, sondern sind ihre Grundlage und damit Voraussetzung und Basis der Machtbeziehung. Als Hilfsmittel und Quelle sind sie aber nicht allgemeingültig und konvertibel, sondern abhängig vom Kontext des Machtversuchs und von der Struktur der sozialen Beziehung. Somit ergibt sich eine Vielzahl möglicher Machtressourcen. Im Folgenden sollen diejenigen vorgestellt werden, die im Kontext politischer Macht Relevanz haben: koerzive, ökonomische und symbolische
Machtressourcen.
Zu den koerziven Machtressourcen zählen das Gewaltpotential der Akteure und deren Instrumente zur Erzeugung physischen oder psychischen Zwanges, d.h. der Anwendung von Gewalt (Körperkraft, Waffen, Bomben, etc.).20 Sie dienen ausschließlich dazu, negative Sanktionen (Bestrafung) androhen und ausführen zu können.
Ökonomische Machtressourcen hingegen erlauben sowohl positive Sanktionen (Belohnung) als auch Bestrafung (durch Entzug). Zu diesem Ressourcentyp gehören wirtschaftliche Güter und Dienstleistungen, Arbeitskraft und die Kontrolle über unternehmerische Entscheidungen (z.B. Vergabe von Arbeitsplätzen und Aufträgen).
Der Übergang zu symbolischen Machtressourcen ist mitunter fließend, so kann die Bereitstellung der Arbeitskraft (Expertenwissen, Spezialisierung) als Quelle der Macht Bedeutung haben durch den erwirtschafteten Ertrag (ökonomische Ressource), aber auch durch den Aufbau der Beziehung an sich, weil diese einen Mythos, ein Image (symbolische Ressource) stärkt. Wenn die Mafia z.B. einem mit ihr verbundenen Lokalpolitiker einen Fahrer als Eskorte zur Verfügung stellt, so gewährt sie ihm einen geldwerten Vorteil, darüber hinaus hat der Einsatz dieser Arbeitskraft in diesem Kontext hohen symbolischen Wert. Zu den symbolischen Ressourcen gehören auch gesellschaftliches Prestige und Status, Zugang zu einflussreichen Personen, zu Wissen und Informationsquellen, ebenso wie Kontrolle über Mittel zur Kommunikation (Medien) und zur Verbreitung von Werten und Ein-stellungen. Weiterhin können psychologische und kognitive Ressourcen (Motivation, Führung, Charisma) und die Organisationsstrukturen von Gruppen, soziale Kooperationen zur Zielerreichung und Ideologien und Glaubenshaltungen (als Grundlage der Legitimation und Kritik von Machtpositionen) symbolische Machtressourcen sein.21 Sie können positive wie negative Sanktionen ermöglichen.
Machtstrategien bzw. Machtmittel sind Handlungsweisen und Methoden, mittels derer eine Person (oder Gruppe) versucht, Macht auszuüben.22 Eine Strategie beinhaltet die Auswahl der Ressourcen, die zur Zielerreichung geeignet scheinen und eine planvolle Entscheidung über die Intensität, mit der die Ressourcen eingesetzt werden. Tatsächlich ist der Einsatz einer bestimmten Machtstrategie auch ohne entsprechende Ressource möglich. So kann die Androhung von Gewalt zum Ziel führen, solange sie so glaubwürdig ist, dass sich der Machtunterworfene dem Machtversuch nicht wiedersetzt. In allen Fällen der positiven Sanktionierung hingegen ist ein solcher „Bluff“ nicht möglich, da der Unterworfene seine „Belohnung“ einfordern wird. Da durch den allgemeinen Sprachgebrauch die Differenzierung zwischen Machtressource und Machtmittel zu Unschärfen führen könnte, werden im Folgenden die Begriffe Machtstrategie und Machtressource benutzt.
Zur Identifikation möglicher Strategien wollen wir uns an den denkbaren Ressourcen orientieren: Direkte Gewalt als Ressource erlaubt zwei Strategien:
1. die Androhung von Gewalteinsatz zur Sanktionierung unerwünschten Verhaltens und
2. die direkte Anwendung von Gewalt und Zwang, um die Handlungsfreiheit von Personen unmittelbar zu beschränken (im Extrem durch Tötung).
Ökonomische Ressourcen ermöglichen die Machtstrategie, positive oder negative Sanktionen in Aussicht zu stellen, z.B. Entzug der Handlungsressourcen (Wegnahme von Mitteln, die eine bestimmte Handlungsmöglichkeit eröffnen) oder Vergabe von Belohnung als Anreiz für ein erwünschtes Verhalten (vgl. Koller 1991: 112). Eine besondere Form der positiven Sanktion als Machtstrategie ist die Korruption.
Symbolische Ressourcen ermöglichen u.a. die Strategie der Manipulation, d.h. die Weitergabe wissentlich falscher oder unvollständiger Informationen zu dem Zweck, das Verhalten des Adressaten in eine bestimmte Richtung zu lenken. Als Sonderform der Manipulation kann die von Bachrach und Baratz (Bachrach/Baratz 1977: 78-81) untersuchte Strategie der Nicht-Entscheidung (non-decision) gesehen werden. Sie bezeichnen die Fähigkeit zur Nicht-Entscheidung als eine Form der Macht. Die Verhinderung von Entscheidungen durch Nicht-Entscheidung kann somit als Strategie gesehen werden. Diese ist definiert als „Entscheidung, die zur Unterdrückung oder Vereitelung einer latenten oder manifesten Bedrohung von Werten oder Interessen der Entscheidungsträger resultiert.“ (Bachrach/Baratz 1977: 78) Durch die Nicht-Entscheidung werden Ansprüche auf eine Strukturveränderung (z.B. Allokation von Vergünstigungen und Privilegien) unterdrückt, indem die Artikulation der Ansprüche verhindert, sie abgewehrt oder modifiziert werden, so dass sie, wenn sie überhaupt entscheidungsrelevante Gremien erreichen, keine Bedrohung mehr für die bestehenden Verhältnisse darstellen.
Macht wird…auch…ausgeübt, wenn A seine Energien darauf konzentriert, soziale und politische Wertvorstellungen sowie institutionalisierte Formen von Handeln zu schaffen oder zu verstärken, die das Feld politischer Prozesse derart einschränken, dass nur die für A vergleichsweise harmlosen Probleme öffentlich erörtert werden. (Bachrach/Baratz 1977: 46)
Nicht-Entscheidung wirkt indem Vorurteile und Verfahren geschaffen oder verstärkt werden, die einer Forderung nach Veränderung hinderlich sind. Über die Praxis Forderungen im Kampf gegen die Mafia als unpatriotisch, unsozial, übertrieben oder als diskriminierend zu diffamieren, um sie zu delegitimieren oder sie in langwierigen Verfahren austrocknen zu lassen wird später ausführlich berichtet. Die Strategie wirkt weiterhin durch die Transformation der Forderungen zu einem lösbaren Problem oder durch die Reduktion des Problems bzw. Konflikts auf eine individuelle Dimension. So kann die Reduktion der Mafia auf ein Problem der öffentlichen Ordnung (und somit auf eine Summe einzelner Straftaten) als Form der Verharmlosung im Sinne einer Nicht-Entscheidungsstrategie gesehen werden. Solange die übergreifende Dimension der Mafia als strukturelles Problem nicht artikuliert wird, werden Forderungen nach weitreichenden Veränderungen nicht formuliert oder leicht als übertrieben abgewiegelt.
1.2. Gewalt
Gewalt ist ein wichtiges Mittel mafioser Machtausübung. Sie kann hohe Wirkung in ihrer Latenz haben, aber ihr Einsatz kann in Machtbeziehungen dysfunktional sein. Macht und Gewaltanwendung können als einander ausschließend angesehen werden.
Der Bedeutungsinhalt des Gewaltbegriffs ist kontextabhängig.23 Hier soll unter Gewalt die Beschädigung und Beeinträchtigung von Personen verstanden werden. Dabei sind ein enger und ein weiter Gewaltbegriff zu unterscheiden: Eng gefasst ist Gewalt personale Gewalt, d.h. eine direkte physische Beschädigung oder ein Angriff auf Leib und Leben. In diesem Fall stehen Opfer und Täter in einer Subjekt-Objekt Beziehung. Weiter gefasst liegt Gewalt auch vor, wenn Strukturen so geartet sind, dass sie das Leben von Menschen beeinträchtigen. Galtung bezeichnet diese Form als strukturelle Gewalt:
Gewalt liegt dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist, als ihre potentielle Verwirklichung.24
Strukturelle und personale Gewalt können dabei in vielfältigen Wechselwirkungen stehen. (vgl. Galtung 1984: 9-32) Wichtig ist die Feststellung, dass Abwesenheit personaler Gewalt kein hinreichendes Kriterium zur positiven Bestimmung einer gewaltfreien Konfiguration ist. Erst Abwesenheit auch struktureller Gewalt führe zu einem gewaltfreien Zustand, so Galtung.25
Wie gezeigt ist die Drohung, Gewalt anzuwenden, eine Machtstrategie. Als Ressource zur Realisierung ist die Fähigkeit zur Gewaltausübung nötig; diese kann beruhen auf eigener Körperkraft, Waffen oder anderen Personen, die die Gewalt ausüben. Gewalt als Teil einer (sowohl kollektiven als auch individuellen) Strategie zur Erreichung bestimmter Ziele, ist zu unterscheiden von anderen Motiven für Gewaltanwendung, die ihren Ursprung in Frustration und gesellschaftlicher Desorganisation haben oder Reaktionen auf die Bedrohung grundsätzlicher Werte sind.
Wer Gewalt als Machtstrategie einsetzen will, muss nicht persönlich über die koerziven Ressourcen verfügen. Die Machtressource kann auch in der Zugehörigkeit zu einer Gruppe liegen, die über die Ressourcen verfügt, sodass im Einzelfall der Hinweis auf die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe ausreicht, um Forderungen durchzusetzen.
Gewalt als Machtressource hat hohe Wirkung in ihrer Latenz. Eine durch glaubwürdige Drohung oder durch einmalige Gewaltanwendung erreichte Machtstellung kann in der Folge ausreichen, die Machtbeziehung zu strukturieren. So kann z.B. ein auf ökonomischen Ressourcen basierender Machtversuch (Korruption) durch eine abrufbare und daher latent wirkende koerzive Ressource (Gewalt) abgesichert werden. Dies kann dazu führen, dass der Machtunterworfene dem Machtversuch durch Korruption erliegt, weil er einen weiteren Machtversuch durch Androhung oder Anwendung von Gewalt, der implizit oder explizit schon angedeutet wurde, vermeiden möchte.
(Das Bespiel soll lediglich die Komplexität von Gewalt als Machtressource erläutern, nicht korrupte Handlungen rechtfertigen oder gar entschuldigen.) Im allgemeinen Sprachgebrauch wird diese latente
Wirkung der Gewalt als Machtressource zuweilen auch als strukturelle Gewalt bezeichnet. Abweichend von der Intention Galtungs ist dabei aber nicht Gewalt in einem weiter gefassten Sinn gemeint, sondern im engeren Sinn, also als personale Gewalt, die latent ausgeübt wird.
So stellt z.B. das Bundeskriminalamt in seinem Lagebild zur OK in der Bundesrepublik Deutschland mit Blick auf die Gewalttätigkeit von OK-Gruppen fest:
…Solange solche Gewaltanwendungen sichtbar sind, ist polizeiliches Eingreifen…dringend geboten. Es wird ungleich schwerer, einen polizeilichen Erfolg zu realisieren, wenn die Täter keine Gewalt mehr anwenden müssen, sondern bereits nur noch strukturelle Gewalt notwendig ist, um sich Personen gefügig zu machen….Die Entwicklung geht somit von persönlich ausgeübter Gewalt über erlangte Autorität und akzeptiertes Drohpotential bis hin zu struktureller Gewalt, die losgelöst von einer Person auf die gesamte Gruppierung übergeht. (vgl. Bundeskriminalamt: a.a.O.)
Diese Gewaltform soll fortan als latente Gewalt bezeichnet und so von Galtungs struktureller Gewalt unterschieden werden.
Für die Betrachtung der Wechselwirkung von Mafia mit Gesellschaft und Institutionen sind alle drei Formen direkte personale, latente und strukturelle Gewalt von Bedeutung.
Konkret: Wenn die Mafia von einem Ladenbesitzer Schutzgeld einfordert, kann der Ladenbesitzer a) das Schutzgeld bezahlen und wird so Opfer latenter Gewalt oder b) die Zahlung verweigern, dann wird er u.U. durch einen Anschlag Opfer direkter personaler Gewalt. Ein Mensch hingegen, der seine Geschäftsidee aus Angst vor Konfrontation mit der Mafia nicht umsetzt (z.B. weil bei der Kalkulation mit dem zu zahlenden Schutzgeld die Führung des Ladens keinen unternehmerischen Gewinn ließe) ist Opfer struktureller Gewalt. Die Struktur verhindert die Verwirklichung des Potentiellen. Wie sich zeigen wird, hat gerade die beschränkte Wahrnehmung, d.h. die Fokussierung auf personale Gewalt, die Entwicklung mafioser Macht gefördert. Es soll daher im Rahmen dieser Arbeit gelten:
Gewalt ist die vollzogene oder versuchte Beschädigung oder Beeinträchtigung einer Person oder ihrer Lebensgrundlage.26
1.2.1. Macht und Gewaltanwendung
Gewalteinsatz in Machtbeziehungen ist dysfunktional aus zwei Gründen:
1. Er ist mit hohen Kosten für den Ausführenden verbunden,
2. Die Machtbeziehung kann dauerhaft gestört werden, d.h. der Rückgriff auf Gewalt kann zu (völligem) Machtverlust führen.27