Mama, ich bin wie Du - Klaus Biedermann - E-Book

Mama, ich bin wie Du E-Book

Klaus Biedermann

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Beschreibung

In diesem Buch schildert der Autor die Komplexität familiärer Bindungen und die aufrüttelnde Kraft des Familienstellens. Mit vierzig Jahren Erfahrung weiß er, wie tiefgreifend unsere frühen familiären Bindungen die Art und Weise beeinflussen, wie wir uns entwickeln und in der Welt agieren. Durch das Aufzeigen verborgener Verstrickungen und das Hervorbringen von tiefer emotionaler Heilung wird der Leser ermutigt, diese wichtige Beziehung zu erforschen und zu transformieren. Basierend auf authentischen Geschichten, Märchen und lebensnahen Beispielen bietet dieses Buch Werkzeuge, um alte Muster zu erkennen, loszulassen und eine neue Ebene der Verbindung, des Respekts und der Liebe zu erreichen. Tauchen Sie ein in die kraftvolle Welt des Familienstellens und entdecken Sie den Schlüssel zur Heilung und zur Wiederherstellung harmonischer Beziehungen.

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Meinen Eltern.

Danke für mein Leben!

Tochter an ihre Mutter: „Mama, wie fühlt es sich eigentlich an, die beste Tochter der Welt zu haben?”

Antwort der Mutter: „Keine Ahnung, aber frag´ doch einfach Oma.”

Alle Eigenschaften der Mutter werden von der Persönlichkeit der Tochter aufgesaugt, so dass nicht klar ist, wo die Mutter aufhört und die Tochter beginnt. Das ist pure Magie.

„Wir sind Seele, als Seelen gelten für uns weder Zeit noch Raum, wir sind unendlich.“ (Ram Dass)

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Prolog - ein Brief

Wissende Felder

Die Verbindung

Aufstellung und Wissenschaft

Das Mobile und der Schmetterling

Die Rolle der Ahnen

Die Anfänge der Aufstellungsarbeit

Die Rolle der Repräsentanten

Wie funktioniert eine Familienaufstellung?

Epigenetik

Epigenetik und Depression

Aufstellen von Traumata

Berühmte Mutter-Tochter-Geschichten

Wenn die Tochter Mutter oder Vater vertritt

Ist glückliches Patchwork eine Lüge?

Beste Freundinnen?

Mutter-Tochter in Märchen

Schneewittchens narzisstische Mutter

Aschenputtels spirituelle Mutter

Schneeweißchens unterstützende Mutter

Rotkäppchens verklemmte Mutter

Gretels Loslösung von der Mutter

Frau Holle, die große Mutter

Froschkönig oder Papas Prinzessin

Wem bin ich unähnlich?

Gibt es ein Happy-End?

Weisheiten aus aller Welt.

Eine Mutter ist der einzige Mensch auf der Welt, der dich schon liebt, bevor er dich kennt. (Italien)

Das Band zwischen Mutter und Kind reicht über das Grab hinaus. (aus Georgien)

Die Tochter einer guten Mutter wird die Mutter einer guten Tochter. (aus China)

Einer Mutter zu sagen, sie solle sich nicht ständig Sorgen um ihre Kinder machen, ist genauso, als würde man Wasser befehlen, nicht mehr nass zu sein.

Das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter (Islam)

Hinter jeder glücklichen Tochter befindet sich eine großartige Mutter. (Unbekannt)

Die Identität der Person pflanzt sich mehr von Mutter auf Tochter als von Vater auf Sohn fort. (Karl Gutzkow)

Alle Eigenschaften der Mutter werden von der Persönlichkeit der Tochter aufgesaugt, so dass nicht klar ist, wo die Mutter aufhört und die Tochter beginnt. Das ist pure Magie. (Unbekannt)

Je älter Töchter werden, desto eher werden sie wie ihre Mutter.

Mein Dank

gilt allen Müttern und Töchtern, die zu diesem Buch beigetragen haben, indem sie die Beziehung zu ihrer eigenen Mutter oder Tochter reflektiert und mir erlaubt haben, ihre Erkenntnisse zu veröffentlichen. Ich habe ebenso Verständnis und Respekt für all diejenigen, die sich dieser Herausforderung nicht gestellt haben. Ich weiß, wie schmerzhaft das sein kann. Ebenso danke ich allen Männern, die in zahlreichen Aufstellungen als Repräsentanten ihre Wahrnehmungen geteilt und ihre Ähnlichkeit zum Vater entdeckt haben. Ich danke allen Teilnehmern meiner Seminare in Deutschland sowie der Korfu-Sommerakademie, ohne die dieses Buch nicht hätte entstehen können. Ich danke meiner Nichte Sandra, die als Deutschlehrerin diese Auflage unter die Lupe genommen hat.

Einleitung

In menschlichen Systemen gibt es eine unausgesprochene Ebene, die als das gemeinsame Feld des Unbewussten bezeichnet werden kann.

Herzlich Willkommen zu einem faszinierenden Thema: Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter.

Elternschaft ist schon eine merkwürdige Sache. Man versucht etwas zu tun, von dem niemand jemals wusste, wie man es richtig macht. Dazu gibt es kein Schulfach und auch keinen Studiengang. So versucht man also, das Beste daraus zu machen, und die einzigen Modelle sind die eigenen Eltern oder die Menschen, bei denen man aufgewachsen ist.

Ich verrate Ihnen etwas: Ihre Kinder werden nicht auf das hören, was Sie sagen. Aber, sie beobachten Sie, Ihr Verhalten und alles andere. Wenn Sie also etwas anders zeigen als Sie lehren, werden die Kinder Ihre Lehren eines Tages hassen. Also, was kann man tun? Möglichst intensiv an sich arbeiten, genügend Zeit mit sich selbst verbringen, sich reflektieren. Kinder erfassen alles sehr schnell und sie werden das, was Sie tun oder wie Sie sich verhalten, nachmachen. Wenn Sie glauben, dass ein Kind Ihnen gehört, vergessen Sie es. Spätestens in der Pubertät zeigt es Ihnen, dass dem nicht so ist. Seien Sie dankbar, dass eine Seele Sie ausgewählt hat, damit Sie voneinander lernen. Also gestalten Sie sich selbst so, wie Sie wollen, dass Ihre Kinder werden. Dabei ist es unwichtig, was andere von Ihnen erwarten, oder welche Wertvorstellungen sie haben. Wenn Sie zu sich selbst stehen und sich und andere wertschätzen, werden Ihre Kinder später sagen: „Ihr habt alles richtig gemacht.“ Wenn Ihre Kinder als Erwachsene noch viel Zeit mit Ihnen verbringen wollen, haben sie eine Menge richtig gemacht.

Es ist bekannt, dass das Verhältnis zwischen Müttern und ihren Töchtern einzigartig und unverwechselbar ist. In diesem Buch werden wir einen tieferen Blick auf Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten werfen.

Keine Beziehung ist so bedeutsam, so innig, aber auch so verwirrend, wie die zwischen Mutter und Tochter.

Es ist klar, dass Mütter und Töchter unterschiedliche Persönlichkeiten, Vorlieben und Meinungen haben. Diese Unterschiede können zu Konflikten führen, aber auch zu einem gegenseitigen Verständnis und einer harmonischen Beziehung. Es gibt verschiedene Ansätze und Strategien, die Mütter und Töchter verwenden, um diese Unterschiede zu überbrücken und eine starke Bindung aufzubauen.

Neben den Unterschieden gibt es jedoch auch erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen Müttern und Töchtern. Häufig „erben“ Töchter bestimmte Charakterzüge, Verhaltensweisen oder sogar Talente von ihren Müttern. Dies kann zu einer besonderen Verbundenheit führen, die über Generationen weitergegeben wird. Dabei tragen genetische, kulturelle und soziale Faktoren bei.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage nach den gemeinsamen Erlebnissen und Erinnerungen von Müttern und Töchtern. Wie beeinflusst die gemeinsame Zeit die Beziehung? Welche Auswirkungen haben bestimmte Erfahrungen auf das Verständnis und die Verbundenheit zwischen ihnen? Oder was ist, wenn die Tochter ihre Mutter nie kennengelernt hat, weil diese während der Geburt gestorben ist, oder das Kind direkt zur Adoption frei gegeben hat? Ich werde darauf eingehen und die Bedeutung von gemeinsamen Aktivitäten in der Mutter-Tochter-Beziehung aufzeigen.

Betonen möchte ich aber auch, dass dieses Buch nicht beansprucht, einen umfassenden Überblick über die Dynamik zwischen Müttern und Töchtern zu geben. Es ist ein Einblick in ihre Unterschiede, Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten.

Ich lade Sie herzlich ein, in die faszinierende Welt der Mutter-Tochter-Beziehungen einzutauchen und die Komplexität dieser Verbindung zu entdecken. Vielleicht erhalten Sie dabei auch neue Erkenntnisse über Ihre eigene Beziehung zu Ihrer Mutter - und wenn nötig, auch Möglichkeiten zur Lösung, egal ob Ihre Mutter noch lebt oder nicht.

Wenn Sie zum ersten Mal mit dem Thema der Systemischen Aufstellungsarbeit konfrontiert sind, wird ihr Verstand einiges zu tun bekommen. Der Verstand ist in diesem Fall die größte Blockade. Er gibt sich lieber mit dem zufrieden, das er kennt und an das er sich gewöhnt hat, als sich auf Neues einzulassen. Wenn Sie das spüren, beobachten Sie einfach diesen Vorgang. Er wird Ihnen wahrscheinlich einreden, warum etwas nicht funktionieren kann. Gründe dafür wird er genug finden und für Neues wird er handfeste Beispiele fordern. Es gibt Menschen, die über einer neuen Suppe so lange ihren Kopf schütteln, bis ein Haar hinein fällt. Dies ist eine Folge der Programmierungen, aus denen im Laufe der Zeit Überzeugungen und Glaubenssätze geworden sind.

Wenn Sie ein skeptischer Mensch sind und hier von bestimmten Zusammenhängen zum ersten Mal lesen, seien Sie weiterhin skeptisch - denn Skepsis bedeutet ja nichts anderes als „genaues Hinschauen“. Ein Skeptiker (griechisch: skeptikós) ist wörtlich übersetzt ein Ausschau haltender oder Untersuchender. Skepsis heißt also zunächst nichts anderes, als eingehende Untersuchung.

Skepsis nach außen heißt aber auch manchmal Skepsis nach innen, also auch sich selbst gegenüber. Meist wird Skepsis allerdings mit Vorverurteilung verwechselt. Oft genug habe ich Menschen erlebt, die stolz auf ihre „Skepsis“ und überhaupt nicht bereit waren, etwas Neues aufzunehmen. Nach dem Motto: Was ich nicht verstehe, gibt es auch nicht, und ich kann nur die Dinge verstehen, die ich auch sehen und anfassen kann. Das ist schade, denn mit dieser Haltung versperrt man sich viele Wege. Und allen Ernstes - wer kann schon von sich behaupten, die Welt zu verstehen? Albert Einstein sagte einmal: »Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur in ihr zurechtfinden.«

Im Prolog lesen Sie den Beitrag einer der Frauen, die meiner Bitte nachgekommen sind, etwas über ihre Beziehung zu ihrer Mutter zu schreiben. Über jedem weiteren Kapitel und am Ende des Buches finden Sie noch mehr davon.

Prolog

„Die Lebenseinstellung meiner Mutter hat mich zunächst recht unglücklich geprägt, meinen Werdegang über Jahre sehr stark beeinflusst. Mit Psychotherapie (Gesprächstherapie nach Rogers über sechs Jahre), Cursillo mit einem Franziskanerpater, Wochenendseminaren, drei Familienaufstellungen, unendlich vielen Büchern und Human Design ist es mir gelungen, mich daraus zu befreien und ein komplett anderes Leben zu führen als meine Mutter.

Meine MutterJahrgang 30 hat mit 9 Jahren ihren Vater verloren und ist quasi zur gleichen Zeit mit ihrer Mutter und der drei Jahre älteren Schwester von Duisburg zu ihrem Schutz (Opa hatte vorausgeahnt was kommen würde) nach Bayern gezogen, wo sie 10 Jahre gelebt haben. Dann kehrten sie zurück nach NRW.

Meine Mutter war sehr geprägt durch die katholische Kirche. Meine Großmutter habe ich völlig entspannt erlebt. Sie war viel lockerer – zumindest mir gegenüber.

Was sie genau in Bayern erlebt hat, entzieht sich mir und meinen 3 jüngeren Schwestern. Ob es einen sexuellen Übergriff gab? Sie war viel auf einem Bauernhof – half dort – wo es mehrere Söhne gab, nur eine Tochter die ihre Klassenkameradin und Freundin war. Wir wissen nur Bruchstücke. Sie hat gelernt zu dienen, sich aufzugeben und für andere etwas zu tun, in der Erwartung einen Dank zu bekommen, wertgeschätzt zu werden. Auch von ihrer Mutter. Meine Tante wurde im Hinblick auf Ausbildung etc. bevorzugt behandelt. Das hat weitere Gründe, die auszuführen hier sicher zu weit führen. Sie hatte früh Kontakt zum anderen Geschlecht und hat ihre Erfahrungen gemacht. Sie war das Gegenteil von verklemmt.

Soweit ich weiß, war meine Mutter sehr verklemmt, was die Sexualität angeht. Sie hat meinen Vater entgegen all seiner Bitten über drei Jahre bis zur Hochzeitsnacht warten lassen. Darauf war sie unglaublich stolz. Genau das erwartete sie von mir. Sie war laut meines Vaters frigide und ablehnend. Das änderte sich erst mit ihrer sehr frühen Alzheimererkrankung. M. E. waren die Anfänge schon 1987 gut zu spüren. Meine jüngste Schwester meint, es schon deutlich früher gemerkt zu haben. (Dazu gäbe es auch mehr zu sagen.) Sie hatte keinen Humor, konnte über Witze nicht lachen und war schnell eingeschnappt, womit sie meinen Vater gut im Griff hatte. Generell war sie eher kühl und mein Vater warmherzig.

Meine Mutter muss eine ziemlich fest gefügte Vorstellung davon gehabt haben, wie ich mich entwickeln und werden sollte. Artig, gehorsam und höflich.

Als ich 10 Jahre alt war, wurde sie mit meiner jüngsten Schwester ungewollt schwanger. Ich wurde von ihr am Beispiel von Hühnern und Hunden etc. aufgeklärt. Nach und nach kamen dann weitere Erklärungen. Wörter wie Sex, Penis oder Busen wurden nicht benutzt. Die waren unanständig. Brust war ok. Insofern fand die Aufklärung auch nur andeutungsweise statt. Tenor: Männer brauchen das – sie können immer auch „ohne“ die Frau zu lieben. Frauen brauchen das nicht – sie können nur, wenn sie lieben – es tut aber weh, macht keinen Spaß – die Frauen müssen aber hinhalten.

Im Rahmen von Geschäftsreisen meines Vaters war meine Mutter extrem nervös und aufgeregt. Sie erzählte mir dann einmal, dass das gefährlich sei, wenn manche Männer gerne in den Puff gingen. Mein Vater müsse sich dann wehren. Ihre Angst war absolut spürbar.

Ich bin Jahrgang 1954. Schnell nach mir kamen noch zwei Schwestern. Anhand von jahrzehntelang zurückgehaltenen (angeblich missratenen) Fotos entdeckte ich, dass ich bis ca. kurz bevor ich in die Schule kam, ein recht lebhaftes Kind gewesen sein musste. Das wurde systematisch unterdrückt. Ich sollte artig gescheitelt, fleckenfrei und gehorsam meiner 1 Jahr und 10 Monate jüngeren Schwester (die ein Junge hätte werden sollen und wild sein durfte und toben durfte – man war stolz auf sie und ich stand dann im ‚Schatten‘) mit gutem Bespiel vorausgehen. Ich machte das mit. Ca. bis zum Abi war ich still, lahmarschig – irgendwie unterdrückt.

In der Schule war ich extrem still. Im reinen Mädchengymnasium bei Augustiner Chorfrauen hielt man mich für ein Einzelkind. Ich war dort bis zum Abitur, welches ich einer Nonne und meinem Onkel zu verdanken hatte. Meine Eltern wollten, dass ich nach der Mittleren Reife abging und, nach kaufm. Höhere Handelsschule, in die Firma. Das wollte ich NIE. Aber ich wurde nicht gefragt.

Sätze meiner Mutter: Du bekommst nie einen Mann ab, so wie Dein Zimmer aussieht, wirst Du keinen Haushalt führen können, mein letzter Wille eine Frau mit Brille, Du musst die Jacke/Bluse bis oben hin zuknöpfen, ein runder T-Shirt Ausschnitt steht Dir nicht. Du hast einen dicken Hintern. Du darfst keine Hose tragen.

(Mein Hals/Dekolleté war früh auffallend schön, meine Figur gleichmäßig proportioniert etc. )

3 Tage bevor ich 17 wurde (Unterprima) lernte ich meinen späteren Ehemann und Vater meiner vier Kinder kennen.

Mein Schwiegervater und mein Vater kannten sich. Mein Schwiegervater bat um die Erlaubnis, mich beieinem Ball an den Tisch der Jugend führen zu dürfen und setzte mich neben seinen ältesten, noch schüchternen Sohn, 8 Jahre älter als ich, der bis dahin noch keine Freundin hatte. Für mich war er der Inbegriff des schon ewig ersehnten älteren Bruders.

Er hatte etwas von Omar Sharif und ich etwas von Geraldine Chaplin (Doktor Schiwago).

Walter, der viele Filme gesehen hatte und den Roman Emmanuelle verschlungen hatte, versuchte mit viel Geduld sich langsam an mich heranzupirschen. In mir war noch nichts geweckt. Ich hatte gerade mal 2 Flirts gehabt ohne zu begehren und 2 Kirchenkellerpartys. Das war meine Jugend.

Der erste Kuss kam ca. 2/3 Monate nach dem Kennenlernen. Meine Mutter war total unter Stress, weil niemals Kinder zu uns zum Spielen kamen oder Freundinnen zu Besuch akzeptiert waren. Ordnung, Stille und Ruhe für den Vater, der abends um 18/19h aus der Firma kam und dann bis 23 Uhr am Schreibtisch saß.

Es war meine Oma, die sagte, warum ich nicht das Zimmer unter dem Dach bekommen könne. Meine Mutter war entsetzt. Das wäre doch viel zu weit weg, um mich kontrollieren zu können. (Die Briefe meiner einzigen Freundin musste ich immer vorlesen – auch vor der Schwester nach mir, damit sie begriff, was echte Freunde sind. Somit konnte ich nie offen schreiben.) Meine Oma winkte die Bedenken ab und ich bekam das Dachzimmer. Sobald Walter mich besuchte, wurde meine jüngste Schwester (11 Jahre jünger) regelmäßig unter irgendwelchen Vorwänden heraufgeschickt.

Irgendwann, nach Monaten, versuchte mein Zukünftiger einmal mit dem Zeigefinger am Rand meines ärmellosen Rollis am Oberarm unter dem Saum entlang zu streicheln. Ich heulte sofort los. Ich dachte, ich könne jetzt schon schwanger sein. Ich war verzweifelt. Vollkommen fertig. Für mich war das eine Unanständigkeit, die ich beichten müsste. Zwei Tage später erhielt ich einen langen Brief voller Entschuldigungen, so weit gegangen zu sein.

Ob meine Eltern (Mutter) diesen Brief lasen, weiß ich nicht mehr. Aber Briefe, die er mir aus dem Skiurlaub schickte, musste ich vorlegen.

Als er meine Hand das erste Mal in seine Hose führte, hatte ich nur Angst und kurz darauf großen Ekel. Ich hatte keine Ahnung, wie das Geschlechtsteil eines Mannes aussah. Aber es entsprach ja alles dem, was meine Mutter mir quasi als Gebrauchsanweisung mitgegeben hatte.

Bis zur Hochzeit nur Petting. Mein Zukünftiger bat mich auch um Dinge wie Stellung 69 – und ich traute mich nie mich zu verweigern – aber ich hatte nur Ekel und Abscheu dafür übrig.

Ca. 2 Jahre nach dem Abitur, ich war gerade 19 geworden, war die Verlobung. Einen/zwei Monate später hatte ich den Mut, meinem Verlobten unter vier Augen zu sagen, dass ich es zu früh fände zu heiraten. Ich hätte ja noch gar keine Erfahrung und er auch nicht. Es wäre doch besser, befreundet zu bleiben aber noch eine Weile frei zu leben. Er brach neben mir zusammen. Ich schluckte alles runter und ließ es bei der schon in der Gesellschaft verkündeten Hochzeit. Eine Art Wettkampf zwischen den Vätern. Eine Hochzeit, wie ihr sie für Eure Tochter ausgerichtet habt, können wir auch ausrichten. Und ohne in die Ehe zu gehen, hätte ich Betriebswirtschaft studieren müssen – wirklich nichts für mich. Ich wollte nur raus aus dem Elternhaus.

Letztendlich hatte mein Mann schon weit vor dem Ende der Ehe nach 13 Jahren – ich war 32 – alles aus mir herausgelockt, was es an Reaktionen und Gefühlen gibt. Er hat mir nach dem zweiten Kind auch beigebracht, bzw. mich aufgefordert, zu lernen, mich selber zu befriedigen.

(Da gab es mit 13 Jahren eine Pilzinfektion. „Mami das juckt so. Wenn ich reibe, ist das ganz angenehm.“ Meine Mutter schrie – wirklich schrie laut und entsetzt durchs Treppenhaus: „Hör sofort auf so einen Unsinn zu erzählen. Geh‘ ins Badezimmer und wasch Dich mit eiskaltem Wasser. Wir gehen zum Gynäkologen.“)

Also er hat es geschafft, dass ich, die unbeweglich wie ein Stock im Bett lag, reagierte und er Freude an den Gefühlen hatte. Nur er hat von mir wirklich nichts bekommen – außer dass ich mich ihm hingab. Ihn zu streicheln war mir ein Horror. Da war überhaupt kein Bedürfnis. Bei Karnevalsveranstaltungen in der Kirchengemeinde wunderte ich mich über das Interesse der Männer an mir. Ich begann zu ahnen, dass es da noch etwas gibt, was ich nicht kannte. Ganz langsam erwachte es in mir. Mein Mann hatte Freude daran, mich mit den anderen tanzen zu sehen und auch Wünsche und Phantasien, die darüber hinaus gingen. Erst später begriff ich, dass er wohl latent homosexuell gewesen sein musste.

Mit gerade 28 Jahren bekam ich mein viertes Kind, welches ich, wie alle Kinder, trotz Komplikationen in der Schwangerschaft wollte. Ein paar Monate danach ging ich mal wieder in die altbekannte Apotheke – nur diesmal war etwas anders. Der Apotheker schaute mich an. Ich fühlte mich wie ausgezogen und mir liefen Schauer über den Körper. Das war das erste Mal, dass ich klar ein starkes Begehren spürte. Ich erkannte mich kaum wieder. Da war ein riesiges Bedürfnis, aktiv zu sein und ich konnte es. Von da an befreite ich mich mehr und mehr. Mit 30 begann ich die Therapie bei der Beratungsstelle der evangelischen und katholischen Kirche. Nach 2 Jahren trennte ich mich mit 32 Jahren von meinem Mann und zog meine Kinder 13 Jahre alleine groß. Die Älteste war 12 und der Jüngste 4 bei der Trennung.

Ich musste meine Jugendgruppe in der Gemeinde abgeben, da ich keine Vorbildfunktion mehr hatte. Etc. etc. Dennoch gibt es etwas Verrücktes:

Die Einstellungen der katholischen Kirche präsentiert durch meine Mutter und andere in meinem Leben haben mir nun wirklich Leid zugefügt.

Anderseits waren es zwei Kirchendiener, die mich gerettet haben. Es war die Ordensschwester, die sich so bei meinen Eltern einsetzte, dass ich doch Abitur machen solle und mir auch darüber hinaus den Rücken gestärkt hat. Und ohne den Segen des Franziskanerpaters, der in meine elterliche Gemeinde kam als ich 15 war, hätte ich den Absprung aus der Ehe vielleicht nie geschafft! Durch einen kleinen Glaubenskurs mit Möglichkeit zur Beichte vis à vis etc. hatte ich erneut Kontakt zu ihm. Und er begleitete mich im Hintergrund während ich in der Beratungsstelle meine Stunden hatte. Er fragte wie der Therapeut und meine beste Freundin: was willst DU???? Meine Antworten waren zäh und ewig – die vier Kinder, die Eltern, die Kirche, Tanten und Onkels etc. Und der Franziskanerpater hat auch ein Gespräch mit meinem Vater geführt, der sich bitter bei ihm beklagt hatte, wie er mich denn habe unterstützen können.

Seit dem Ende meiner Ehe hatte ich so manche Beziehung. Eine Zeitlang fragte ich mich, ob es eine Trotzreaktion/Rebellion auf den Wunsch meiner Mutter an mich war. Aber sie hat das ja nie erfahren. Und heute weiß ich, dass das bei mir angelegt ist, ich in anderen ein Begehren auslöse durch eine erotische Ausstrahlung. Ich war nicht immer, aber doch leider noch lange in der Schleife „Edelprostitution“. Es war einfach das, woran ich gewöhnt war. Unsicher sein – Komplimente bekommen – und schwupps.

Erst seit ich 50 Jahre alt bin, weise ich Männer konsequent ab, wenn es für mich nicht passt. Ausgerechnet jetzt, in einem Alter, wo es schwieriger wird, denn ich werde Ende des Jahres 70.

Durch das Buch von Philippa Perry ist mir noch im letzten Jahr sooooo viel klar geworden. Und durch das Human Design, mein Profil 5/1 und meine Tore und mein Nicht-ich.

Am Ende bin ich dankbar und glücklich, irgendwie noch gut davon gekommen zu sein.“(Adeline M.)

Kapitel 1

Wo ich meiner Mutter ähnlich bin: Wir lieben es, stundenlang zu diskutieren. Unsere Kinder stehen für uns an erster Stelle, für sie sind wir sehr großzügig, versetzen Berge wenn nötig. Wir sind familienverbunden. Wir sehen jünger aus, als wir sind. Es gibt kaum Falten im Gesicht. Wir sind Kämpferinnen. Wir können sehr stur sein.

(Anne H.)

Wissende Felder

Rupert Sheldrake, ein britischer Biologe und Autor, hat einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung der morphischen Felder geleistet. Diese Felder sind ein Konzept, das besagt, dass es im Universum nicht nur materielle Strukturen gibt, sondern auch nicht-materielle Felder, die alle Formen von Leben miteinander verbinden.

Hier der Kommentar von Wikipedia:

„In A New Science of Life (1981) stellt Sheldrake seine Hypothese der formgebenden Verursachung vor, die die Existenz von so genannten morphogenetischen Feldern postuliert, die die Formbildung in der Natur beeinflussen sollen. Seitdem hat die Hypothese verschiedene Erweiterungen erfahren. Beispielsweise sollen sich die morphogenetischen Felder nicht nur auf Formen, sondern auf die Naturgesetze selbst erstrecken, die damit zu „Gewohnheiten der Natur“ werden. Mit den morphogenetischen Feldern gibt Sheldrake einem in den 1920ern geprägten Begriff aus der Entwicklungsbiologie eine neue Bedeutung, die mit der ursprünglichen Idee bis auf das Grundthema der Formgebung nichts gemeinsam hat. An die morphogenetischen Felder anknüpfend untersuchte Sheldrake angebliche außersinnliche Fähigkeiten von Menschen und Tieren. Sheldrakes Hypothesen, in der Wissenschaftsgemeinde nach anfänglichem Interesse im Wesentlichen ignoriert, werden als pseudowissenschaftlich angesehen. Einige Quantenphysiker, darunter David Bohm und Hans-Peter Dürr, haben dennoch für eine ernsthafte Untersuchung der Hypothese plädiert. Auch im parawissenschaftlichen Bereich, insbesondere im Umfeld der New-Age-Bewegung, erfährt sie weiterhin großes Interesse.“

Soweit also Wikipedia. Aber finden wir uns nicht damit ab, sondern lassen uns weiterschauen.

Sheldrake behauptet also, dass diese morphischen Felder die Grundlage für biologische Musterbildung und Entwicklung sind. Sie beeinflussen nicht nur die physischen Prozesse, sondern auch das Bewusstsein. In diesen Feldern sind Informationen und Erfahrungen über Generationen hinweg gespeichert und können von anderen Lebewesen der gleichen Art abgerufen werden. Die Auswirkungen der morphischen Felder auf unser Bewusstsein sind enorm. Sie erklären zum Beispiel Phänomene wie Synchronizitäten, Instinkte, telepathische Verbindungen und andere sogenannte außersinnliche Wahrnehmungen. Laut Sheldrake ermöglichen sie uns, kollektive Erfahrungen und kollektives Wissen zu teilen und zu erweitern. Es gibt zahlreiche Berichte aus dem Zweiten Weltkrieg, aus denen hervorgeht, dass Mütter, Väter oder Geschwister fast zeitgleich „gewusst“ haben, dass ihr Sohn oder Bruder gerade gefallen war - tausende Kilometer entfernt. Woher „weiß“ der Jungstorch, wo er hinfliegen muss? Er fliegt nämlich nicht mit den Altvögeln. Woher „weiß“ der Lachs, in welchem Fluss er laichen wird?

Oder haben Sie schon einmal von der mentalen oder seelischen Verbindung zwischen Haustieren und ihren Haltern gehört? Die Katze meines Schwiegervaters „wusste“ immer, wann dieser von der Arbeit nach Hause kam. Das geschah nicht immer zur gleichen Zeit, da er im Außendienst tätig war und sich seine Arbeitszeit einteilen konnte. Schon zehn Minuten bevor man sein Auto hören konnte, lief Kater Carlo zur Haustür und hockte sich leise maunzend dahinter. Wenn Sie selbst Haustiere haben, werden Sie sicherlich eigene Beispiele haben. Schreiben Sie mir gerne davon. Bestimmt kennen Sie das Telefonphänomen. Sie denken gerade intensiv an jemanden, und im gleichen Moment oder kurz darauf ruft diese Person an.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Anpassungsfähigkeit dieser morphischen Felder. Sie sind in der Lage, sich zu verändern, basierend auf den Erfahrungen und dem Verhalten der Lebewesen. Dies erklärt, warum bestimmte Verhaltensmuster von Generation zu Generation weitergegeben werden und wie sich das Bewusstsein im Laufe der Zeit entwickelt.

Sheldrake geht also davon aus, dass wir auf ein kollektives Bewusstsein zugreifen können, über das Informationen und Verhaltensweisen ausgetauscht werden können. Genau das würde auch erklären, warum völlig fremde Menschen als Repräsentanten in einer systemischen Familien-Aufstellung an Informationen über ihre „Rolle“ herankommen, die sie faktisch nicht haben können. Dazu fällt mir eine Aufstellung ein, in der es um die Familie eines Mannes ging. Aufgestellt wurden die Eltern, er und seine beiden Geschwister. Kurz nachdem die Repräsentanten den „Raum der Aufstellung“ betreten hatten, kippte die „Mutter“ zur Seite, hielt sich an einem Stuhl fest und meinte, sie könne nur auf einem Bein stehen. Nach der Aufstellung berichtete der Klient, dass seine Mutter als Kind bei einem Zugunglück ein Bein verloren hatte. Das konnte die Repräsentantin nicht wissen.

Sheldrakes Ansatz stellt herkömmliche wissenschaftliche Annahmen in Frage und bietet neue Perspektiven für unsere gesamte Wahrnehmung von biologischen Systemen.

Lassen Sie mich Beispiele solcher Felder schildern. In den USA wurden in vielen Gegenden Milchflaschen bis vor die Haustür der Kunden geliefert und dort abgestellt. Die Meisen in diesen Gebieten versuchten die Verschlüsse der Milchflaschen zu öffnen, was ihnen nach sehr sehr vielen Versuchen auch gelungen war. Die Milchlieferungen wurden während des 2. Weltkrieges eingestellt. Die Lebenserwartung einer Meise beträgt ca. 5 Jahre. Nach dem Krieg wurden die Milchflaschen wieder geliefert. Die Nachfahren der „Vorkriegsmeisen“ brauchten jetzt erheblich weniger Versuche, die Flaschen zu öffnen. Und woher „wissen“ die jungen Störche, wohin sie fliegen müssen? Sie fliegen nämlich nicht mit den Alten zusammen. Erklärt wird das von Sheldrake damit, dass Wissen und Erfahrung bei Angehörigen einer Spezies von Generation zu Generation weitergegeben wird. Ein Phänomen, dass man auch bei Elefanten in Bezug auf das Auffinden von Wasser beobachtet hat.

Affen essen gerne Früchte, die von Bäumen auf den Boden fallen. Auch die Affen auf Madagaskar bilden da keine Ausnahme. Wenn der Boden sandig ist, knirscht der Sand zwischen den Zähnen. Zufällig war eine Frucht nach einem Regenschauer in eine Wasserpfütze gefallen. Einer der Affen hatte das bemerkt und die Frucht aus dem Wasser gefischt. Natürlich war ihm sofort der Unterschied aufgefallen, denn die Frucht war befreit von Sand. Von diesem Moment an wusch er die Früchte, auch wenn er dafür ein ganzes Stück zum Fluss laufen musste. Es dauerte nicht lange, bis seine Horde es ihm nachtat. Fast gleichzeitig begannen die Affen auf dem Festland, ebenfalls ihre Früchte im Wasser zu säubern. Wann es wohl angefangen hat, dass ein Waschbär sein Essen vor dem Verzehr gewaschen hat?

Bienen- und Ameisenstaaten sind hochorganisierte Gemeinschaften, bei denen die Arbeitsteilung, Kooperation und Kommunikation entscheidend sind.