Maßanzug und Wanderschuhe - Ira Fay - E-Book

Maßanzug und Wanderschuhe E-Book

Ira Fay

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Beschreibung

Julia lernt den berühmten Schauspieler Alexander kennen, ohne zu wissen wer er ist. Ein paar Wochen später begegnen sie sich wieder und verlieben sich ineinander. Julia ist ein bodenständiges Mädchen und Alexander ein Star. Hat ihre Beziehung überhaupt eine Chance?

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Maßanzug und Wanderschuhe

„Julia, wo ist denn schon wieder die kleine Tischdecke mit dem blauen Muster?“ fragte mich meine Schwester Tina genervt.

„Kannst Du Dir nicht merken, wo Du sie hingelegt hast?“

Ich schüttelte den Kopf, denn ich wusste es wirklich nicht mehr. Ich hatte in den letzten Wochen wirklich viel um die Ohren. Tina würde in vier Monaten ihren Freund Phillip heiraten und ich hatte alle Hände voll mit der Organisation für die Feier zu tun.

Die Hochzeitsfeier sollte in unserer kleinen Pension stattfinden.

Seit unsere Eltern vor zwei Jahren den Betrieb an uns Schwestern übergeben hatten, waren wir für alles allein verantwortlich. Die ersten Monate hatten wir ein paar Probleme uns zu organisieren. Jetzt kümmerte sich Tina um die Reservierungen und ich um alles andere.

Unsere Pension Bergblick hatte insgesamt zwanzig Zimmer und ein Appartement, das im früheren Kuhstall untergebracht war. Das Haus liegt idyllisch in der Nähe von Garmisch- Partenkirchen. Wir hatten schon immer viele Stammgäste, die hier in der Abgeschiedenheit Ruhe und Erholung suchten.

„Ich schaue gleich mal im Bügelzimmer nach!“ sagte ich jetzt und grinste verlegen. „Ich meine, dort habe ich sie zuletzt gesehen!“

Wir waren gerade dabei, eines der Gästezimmer herzurichten. Tina legte immer viel Wert auf jedes Detail und sie hatte ein Auge für das Ambiente.

„Dann leg sie doch gleich noch hier auf den kleinen Tisch. Dann sind wir auch schon fertig!“ Tina lächelte und nahm mich in den Arm.

„Wann kommt denn Familie Klein?“ fragte ich.

Die Kleins waren schon unsere Gäste, seit ich ein kleines Mädchen war. Mittlerweile waren zwanzig Jahre vergangen. Also gehörten diese Gäste schon fast zur Familie.

„Sie werden wohl gegen fünfzehn Uhr eintreffen“, antwortete Tina.

„Ich freue mich schon richtig auf die Beiden. Hoffentlich bekommen wir gutes Wanderwetter!“ antwortete ich.

Dann ging ich in den Keller und suchte im Bügelzimmer nach der gesuchten Tischdecke. Sie lag tatsächlich auf einem Stapel Wäsche. Ich atmete auf. Mit dieser Tischdecke war Tina eigen. Sie hatte sie als Kind in der Schule selbst bestickt und hütete sie wie einen Schatz.

Nachdem ich sie in das Gästezimmer gebracht hatte, kontrollierte ich nochmal alles. Ich verschloss die Tür und nahm den Zimmerschlüssel mit nach unten an die Rezeption.

Tina schaute auf den Monitor des Computers und kontrollierte, ob sich noch weitere Gäste angemeldet hatten.

„Ich fahre jetzt nach München!“ sagte ich. „Ich kann heute mein Kleid für die Hochzeit abholen.

Eine Verkäuferin hat gestern angerufen und gesagt, dass die Schneiderin die Änderungen vorgenommen hat. Ich bin mal gespannt wie es aussieht.“

Ich war richtig aufgeregt. Zum einen, weil ich nicht allzu oft in die Großstadt kam und weil ich mich freute, endlich mein Kleid anzuprobieren. Es war mir etwas zu groß und musste deshalb noch geändert werden.

Tina nickte abwesend und machte dann große Augen.

„Da ist gerade noch eine Buchung eingegangen. Jemand möchte unser Appartement buchen. Auf unbestimmte Zeit!!“

„Was bedeutet das denn? Will der Gast hier einziehen?“ fragte ich erstaunt.

Tina schaute zu mir hoch.

„Der Gast schreibt, dass er eine Auszeit braucht und deshalb nicht genau sagen kann, wie lange er bleiben will!“

„Das kann uns doch Recht sein. Ein Dauergast bringt gutes Geld!“ sagte ich zufrieden.

Ich musste mich jetzt aber beeilen. Man brauchte eine gute Stunde bis München und ich wollte nicht in den Feierabendverkehr kommen.

Mein pinkfarbener Kleinwagen stand im Hof. Als ich mich beim Kauf für diese Farbe entschieden hatte, zeigte mir Tina damals einen Vogel.

„Der sieht ja aus wie ein Kinderwagen. Es fehlt nur noch der Griff zum Schieben!“ sagte sie und konnte sich vor Lachen kaum halten.

Ich liebte mein kleines Auto und konnte es auf dem Parkplatz immer schnell wieder finden. Es fiel überall auf.

Heute war das Wetter schrecklich. Es regnete schon den ganzen Tag in Strömen. Deshalb lief ich schnell durch den Regen und war froh, als ich im Auto saß.

In München angekommen, suchte ich einen Parkplatz in der Nähe des Geschäftes für Abendmode, wo ich mein Kleid gekauft hatte.

Dabei übersah ich eine riesige Pfütze und fuhr mit Schwung hindurch.

Den Schwall Wasser bekam ein Mann auf dem Bürgersteig ab, der jetzt wild gestikulierte und mir mit der Faust drohte.

Ich fuhr schnell weiter und hatte ein schlechtes Gewissen.

Nach zwei weiteren Runden um den Block fand ich endlich eine kleine Parklücke.

Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und es kam sogar die Sonne zum Vorschein.

Als ich den Laden betrat, kam mir gleich eine Verkäuferin entgegen.

„Guten Tag. Ich bin Julia Brunner. Ich wollte mein Kleid abholen“, sagte ich.

Man hat mich gestern angerufen, dass es fertig ist!“

Die Verkäuferin lächelte und ging zu einem Auftragsbuch, dass an der Kasse lag.

„Ach ja, sie haben das wundervolle Satinkleid mit der Stickerei ändern lassen.

Ich hole es sofort!“ sagte sie und verschwand im hinteren Bereich des Ladens.

Ich schaute mich etwas um.

In diesem Moment trat ein umwerfend gutaussehender Mann aus einer der Umkleidekabinen. Er hatte einen modernen, sicher teuren Anzug an und kam auf mich zu.

„Gibt es zu diesem Anzug auch noch ein passendes Hemd?“ wollte er von mir wissen.

„Keine Ahnung. Ich bin selbst eine Kundin!“ antwortete ich und musste lachen.

„Oh, entschuldigen Sie! Das ist mir aber peinlich!“ sagte der Mann.

„Heute ist nicht mein Tag. Erst werde ich von einer unmöglichen Autofahrerin mit einem Schwall Regenwasser überschüttet und dann trete ich auch noch in ein Fettnäpfchen!“ antwortete er.

Ich wurde rot, denn die Fahrerin war ja ich gewesen.

„Das ist doch nicht schlimm!“ stammelte ich. „Die Verkäuferin holt gerade mein Kleid. Sie kommt bestimmt gleich wieder.“

Der Mann nickte und musterte mich.

Das machte mich noch nervöser und ich war froh, als die Verkäuferin endlich mit meinem Kleid um die Ecke kam.

„Ich bin gleich wieder bei Ihnen Herr Thomas“, sagte sie zu dem gutaussehenden Mann.

Der nickte kurz und ging dann zu einem Regal, auf dem die Hemden lagen.

Ich ging in eine Kabine und probierte mein Kleid an. Es passte wie angegossen.

Als ich wieder in den Laden ging, um mich vor einen der großen Spiegel zu stellen, trat der Mann, der wie ich jetzt wusste Herr Thomas hieß, hinter mich und sagte:

„Sie sehen bezaubernd aus. Darf ich Sie fragen, zu welchem Anlass sie es tragen wollen?“

„Zu einer Hochzeit!“ antwortete ich.

Er nickte mir freundlich zu und ging dann mit der Verkäuferin in den Bereich für Herrenmode.

Als er sich noch einmal zu mir umdrehte, wurde ich wieder rot.

Ich ging zurück in die Kabine und dann mit dem Kleid über dem Arm an die Kasse.

Die Verkäuferin packte es behutsam in einen Karton und dann in eine große Tüte. Als ich bezahlte, flüsterte sie plötzlich leise:

„Wenn Sie noch ein Autogramm von Herrn Thomas haben möchten, dann müssen Sie nur kurz warten. Er kommt sicher auch gleich an die Kasse!“

„Autogramm? Ist er denn prominent?“ fragte ich erstaunt.

„Sie kennen ihn nicht? Das ist Alexander Thomas.

Er ist doch seit seiner Rolle in der Serie „Ein Fall für Kommissar Berg“ einer der bekanntesten Schauspieler in Deutschland.“

„Ich habe selten Zeit mir Serien anzuschauen!“ sagte ich.

Ich nahm meine Tüte und ging zum Ausgang. Die Verkäuferin schaute mir entgeistert hinterher.

Als ich wieder auf der Straße stand, musste ich über diese Situation lächeln.

Ich sollte doch öfter Fernsehen schauen, wenn es dort so gutaussehende Männer gab.

Ich brauchte für den Rückweg etwas länger. Ein LKW hatte eine Panne und auf der Autobahn bildete sich gleich ein Stau.

So hatte ich Zeit, noch einmal über diese Situation in dem Modeladen nachzudenken.

So ein bekannter Schauspieler wie dieser Alexander Thomas, hatte bestimmt viele Verehrerinnen.

Er sah aber auch wirklich gut aus mit seinem dunklen Lockenkopf und den blauen Augen.

Ich hatte mich erst Anfang des Jahres von meinem Freund Stefan getrennt. Er hatte kein Verständnis dafür, dass meine Schwester und ich so viel Zeit in unsere Arbeit investierten. Stefan hatte überhaupt kein Interesse an der Hotelbranche. Nachdem ich ihn um etwas mehr Unterstützung gebeten hatte, packte er seine Sachen und ließ mich einfach sitzen. Ich war ein paar Wochen am Boden zerstört. Jetzt ging es mir langsam besser. Das mit Stefan und mir wäre nicht gut gegangen.

Tina hatte mit Phillip mehr Glück. Die Beiden kannten sich schon seit der Schule. Tina ist fünf Jahre älter als ich. Früher waren wir wie Katz und Maus. In den letzten Jahren haben wir uns zusammengerauft. Seit unsere Eltern uns vor die vollendete Tatsachen gestellt haben, dass wir den Betrieb übernehmen sollten, verstanden wir uns besser denn je.

Im Sommer wollten Tina und Phillip heiraten. Ich freute mich sehr für die Beiden.

Tina wurde von Woche zu Woche nervöser. Die Planung mit allem was dazu gehörte, überforderte sie. Deshalb hatte ich ihr angeboten, sie wenigstens mit allem was die Feier anging, zu unterstützen.

Letzte Woche hatte ich bei einem Floristen die Blumendekoration bestellt und in einer Druckerei die Einladungen in Auftrag gegeben.

Heute konnte ich mein Kleid abholen und hatte damit schon vieles erledigt. Das Hochzeitsmenü hatten sich Tina und Phillip zusammen mit unserem Koch Franz überlegt. Hier war auch alles geplant.

Ich seufzte zufrieden.

Als ich wieder zuhause angekommen war, wurde es schon dunkel.

Ich ging zu Franz in die Küche und bat ihn, mir eine Kleinigkeit zu essen zu machen.

„Na Julia, wie war’s in München. Ich war schon ewig nicht mehr in der Stadt!“ sagte Franz und hielt sich stöhnend den Rücken.

„Viel Verkehr und Hektik, also hast Du nichts versäumt!“ antwortete ich und zwinkerte ihm zu.

Franz grinste und schob einen Teller mit Käsespätzle auf die Durchreiche zwischen Küche und Gaststube. Es roch verführerisch und mein Magen knurrte laut, als ich mich mit dem Teller an einen Tisch setzte.

Tina kam auch gerade in die Gaststube und setzte sich gleich zu mir.

„Endlich Feierabend!“ sagte sie zufrieden. „Hat bei Dir alles geklappt?“

Ich nickte und erzählte ihr, was ich in München erlebt hatte.

„Alexander Thomas war im Laden? Und den hast Du nicht erkannt?“ fragte sie mich fassungslos.

„Du kennst ihn?“ wollte ich wissen.

„Phillip und ich versäumen keine der Folge der Krimiserie, in der er die Hauptrolle spielt!“ antwortete Tina schwärmerisch. „Er ist ein toller Mann!“

„Ich verpasse auch keine Folge!“ hörten wir Franz aus der Küche rufen.

Wir grinsten, denn er hatte uns wie immer belauscht.

„Dann muss ich es mir wohl auch mal anschauen. Wann läuft es denn im Fernsehen?“ wollte ich wissen.

„Immer am ersten Sonntag im Monat!“ antworteten jetzt Tina und Franz fast gleichzeitig.

Als ich am Abend allein in meiner kleinen Wohnung im Obergeschoss der Pension war, nahm ich mein Laptop und googelte Alexander Thomas. Ich war neugierig geworden. Er ging mir irgendwie nicht aus dem Kopf.

Es gab unendlich viele Berichte und Fotos über ihn.

Ebenso viele Fotos mit Kolleginnen oder der jeweils aktuellen Freundin. Davon gab es anscheinend einige.

Dieser Mann war ein richtiger Frauentyp.

Ich schaltete den Laptop aus und ging ins Bett.

Am nächsten Morgen schien die Sonne und ließ mich mit einem Lächeln aus dem Bett klettern. Ich duschte und zog mich an. Dann ging ich hinunter in die Gaststube, um die Tische für das Frühstück einzudecken.

Franz hatte schon das Frühstücksbuffet aufgebaut und es roch wundervoll nach frisch aufgebrühtem Kaffee.

Ich ging in die Küche und schüttete mir einen Becher voll ein. Dann stibitzte ich ein Croissant aus einem der Körbchen und stellte mich zu Franz an den Arbeitstisch.

„Hast Du schon die Menükarte für heute ausgedruckt?“ wollte ich wissen.

Franz nickte und griff hinter sich in ein Regal.„Heute gibt es eine Suppe, dann Gulasch, Klöße und Rotkohl und als Dessert eine Bayerisch Creme!“ sagte er.

„Hast Du auch was für Vegetarier?“ fragte ich ihn.

Er kratzte sich am Kopf und antwortete: „Die bekommen ein Gemüsegulasch und einen Kloß!“

„Gute Idee!“ Ich klopfte ihm auf die Schulter und trank den Rest Kaffee.

In der Pension boten wir immer eine Halbpension an. Es gab ein Frühstücksbuffet und Abendessen.

Unsere Gäste waren vorwiegend Wanderer, die den ganzen Tag unterwegs waren. Abends machten sie es sich dann in der Gaststube gemütlich.

Unser Haus lag abseits einer kleinen Ortschaft, allein zwischen blühenden Wiesen mit Blick auf die Berge. Früher bewirtschafteten meine Eltern zusätzlich noch eine Milchwirtschaft mit ein paar Kühen. Das hatten wir aufgegeben. Den Kuhstall hatten wir dann zu einem modernen Appartement umgebaut. Die Ferienwohnung wurde gern von Familien gebucht.

Die ersten Gäste kamen jetzt in den Gastraum und ich brachte den Kaffee an die Tische.

„Guten Morgen Frau und Herr Klein, herzlich willkommen!“ sagte ich und trat an den Tisch unserer Stammgäste.

Gisela Klein und ihr Mann Hermann standen auf und umarmten mich.

„Mädchen, Du wirst ja immer hübscher!“ sagte Herr Klein mit dem typischen Dialekt aus dem Ruhrgebiet.

„Danke für das Kompliment!“ antwortete ich. „Ich hoffe Sie bekommen gutes Wanderwetter. Möchten Sie zum Frühstück ein Spiegel-oder Rührei?“

Die Beiden bestellten sich Rührei und ich ging an den nächsten Tisch um die anderen Gäste nach ihren Wünschen zu fragen.

Jetzt, so kurz vor Ostern, waren wir gut gebucht. Am Buffet standen schon viele Gäste. Die meisten hatten schon ihre Wanderkleidung an, damit es nach dem Frühstück gleich losgehen konnte.

Gegen zehn Uhr waren fast alle Gäste verschwunden. Ich räumte zusammen mit Tina, die jetzt auch etwas Zeit hatte, die Tische ab.

„Heute Abend kommt dieser Langzeitgast. Ich bin mal gespannt, was das für ein Typ ist. Die E- Mail klang irgendwie komisch. Vielleicht ist es ein Manager der Burnout hat!“ sagte Tina.

Ich nickte.

„Das könnte sein. Vielleicht will er wirklich einfach nur eine Zeitlang seine Ruhe hier in unserer Idylle!“

Tina lächelte.

„Wir haben es ja auch wirklich schön hier. Und wir beiden sind die besten Pensionswirtinnen, die man sich wünschen kann!“

„Und die Hübschesten auch!“ kam es aus der Küche von Franz.

Dieser Mann bekam aber auch alles mit.

„Dann werde ich gleich mal im Appartement nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Manuela hat ja gestern alles geputzt, oder?“ fragte ich.

„Ja, sie hat alles sauber gemacht und gelüftet!“ antwortete Tina. „Du müsstest nochmal alles kontrollieren und denk bitte daran, einen Strauß Blumen und eine Flasche Wein auf den Tisch zu stellen!“

„Jawohl Chefin!“ sagte ich und streckte Tina die Zunge heraus.

„Nicht frech werden, kleine Schwester!“ Tina lachte und drohte mit dem Finger.

Das Appartement war hell und geräumig. Es gab eine Einbauküche, zwei Schlafzimmer und einen gemütlichen Wohnraum mit Blick in die Berge. Das Badezimmer war mit einer großen Dusche ausgestattet.

Eine Zeitlang hatte ich überlegt, selbst dort einzuziehen. Aber dann war mir die kleine Dachwohnung doch lieber. Tina und Phillip wohnten in einem großen Haus, gemeinsam mit Phillips Eltern, nur ein paar Kilometer entfernt.

Ich hatte auf der Wiese hinter dem Haus einen Strauß Blumen gepflückt. Die stellte ich jetzt in eine Vase auf den Wohnzimmertisch. Eine Flasche Wein zur Begrüßung stellte ich daneben.

Ich schaute mich noch einmal um. Alles war schön und sauber. Da sollte sich der Gast doch wohl fühlen können.

Der Tag plätscherte vor sich hin. Am Nachmittag kamen noch einmal neue Gäste, die sich nicht vorher angemeldet hatten. Sie waren am Haus vorbeigefahren und hatten sich spontan entschieden, hier ein paar Tage zu bleiben.

Am Abend räumte ich wie immer nach dem Abendessen die Tische ab. Dann hatte ich eigentlich Feierabend.

„Julia, kannst Du vielleicht heute den Gast in Empfang nehmen? Er kommt erst gegen acht Uhr. Ich wollte eigentlich mit Phillip ins Kino!“ fragte Tina, die gerade in den Gastraum kam.

„Kein Problem, wie heißt denn der Gast?“ sagte ich.

„Thomas Hoffmann!“ antwortete Tina. „Du bist ein Schatz Julia. Ich revanchiere mich auch mal!“

„Mach das Du nach Hause kommst!“ sagte ich und lächelte.

Tina warf mir eine Kusshand zu und war auch schon verschwunden.

Franz hantierte in der Küche mit dem Geschirr und den Töpfen. Ich half ihm noch etwas, dann musste ich an die Rezeption.

Ich schaute mir die Reservierungen für die nächsten Tage im Computerprogramm an. Wir würden viel zu tun haben.

Ich hörte ein Auto vorfahren. Kurze Zeit danach öffnete sich die Eingangstür und ein gut gekleideter Mann kam an die Rezeption. Er trug einen teuren Anzug. Er hatte dazu, völlig unpassend, eine Base Cap auf und trug eine dunkle Sonnenbrille. Als er beides abnahm erkannte ich ihn.

Es war der Schauspieler Alexander Thomas!!

„Was machen Sie denn hier?“ fragte ich erstaunt.

„Begrüßen Sie alle Gäste so?“ fragte er irritiert. Dann musterte er mich und lächelte.

„Wir kennen uns! Ich überlege gerade woher!“ sagte er dann.

„Sie haben mich in München für eine Verkäuferin gehalten!“ antwortete ich.

Seine Miene heiterte sich auf. Er hatte mich erkannt.

„Und jetzt treffen wir uns hier wieder!“ sagte er.

„Haben Sie reserviert?“ wollte ich wissen.

Er nickte.

„Ich habe ihr Appartement gebucht!“ antwortete er.

„Das kann nicht sein. Wir erwarten einen Herrn Hoffmann!“

„Das bin ich! Ich heiße Alexander Thomas Hoffmann. Bei meinem Künstlernamen habe ich den Hoffmann weggelassen. Der Name ist langweilig!“

Er grinste und zwinkerte mir zu.

„Außerdem wollte ich, dass man mich hier nicht findet. Ich will ein paar Wochen mal meine Ruhe.

Deshalb möchte ich Sie auch um Diskretion bitten. Ich werde auch nicht mit den anderen Gästen gemeinsam essen. Das Appartement hat ja eine Küche. Ich werde selber kochen!“

Jetzt schaute ich irritiert.

Dann nahm ich den Schlüssel zum Appartement aus dem Regal hinter mir und ging um die Rezeption herum.

Als ich neben Alexander Thomas stand, klopfte mein Herz so laut, dass ich dachte, er könnte es hören.

„Herzlich Willkommen hier im Haus Bergblick. Ich hoffe Sie werden sich wohlfühlen. Ich werde das Personal informieren, dass Sie nicht gestört werden möchten!“ sagte ich atemlos.

Alexander Thomas lächelte mich an und nahm seine Koffer.

Ich ging mit ihm nach draußen und zeigte ihm den Eingang zum Appartement. Als ich die Tür öffnete, schaute er an mir vorbei in den Wohnraum. Dabei kam er mir sehr nahe und ich bekam weiche Knie.

„Es sieht sehr schön aus. Die Fotos im Internet haben nicht gelogen!“ sagte er.

Ich gab ihm den Schlüssel und fragte:

„Brauchen Sie noch etwas? Möchten Sie etwas essen? Ich schaue dann in der Küche nach und bringe es Ihnen?“

Alexander Thomas schüttelte den Kopf.

„Das ist nett von Ihnen, aber ich esse so spät abends nicht mehr!“ sagte er. „Wie heißen Sie denn eigentlich?“

„Oh, entschuldigen Sie. Normalerweise stelle ich mich den Gästen immer vor. Aber ich war vorhin so überrascht. Mein Name ist Julia Brunner. Mir und meiner Schwester gehört die Pension!“

Alexander Thomas gab mir die Hand.

„Ich freue mich Sie kennen zu lernen. Übrigens, ist das ihr Auto im Hof. Ich meine den pinken Kleinwagen?“

Ich wurde rot wie eine Tomate.

„Das habe ich mir gedacht!“ sagte er und lachte laut.

„Dann habe ich Ihnen die kalte Dusche in München zu verdanken!“

„Ich muss mich entschuldigen, aber ich habe die Pfütze wirklich übersehen!“ stotterte ich.

„Alles gut, Julia. Ich darf doch Julia sagen?

Ich nickte.

„Ich bin nicht nachtragend. Außerdem hatte ich so einen Grund mir einen neuen Anzug zu kaufen!“

Er gab mir nochmal die Hand.

„Sag doch bitte Alex zu mir. Dann fühle ich mich als Privatperson und nicht als Schauspieler. Ich will hier mal raus aus der Tretmühle!“ seufzte er.

„Sehr gerne Alex, ich lasse Dich jetzt allein. Komm erst einmal richtig an und wenn Du etwas brauchst, dann sag bitte Bescheid!“ antwortete ich.

Als ich die Tür zum Appartement hinter mit schloss, musste ich erst einmal durchatmen.