Tür an Tür mit der Liebe - Ira Fay - E-Book

Tür an Tür mit der Liebe E-Book

Ira Fay

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Beschreibung

Elena kann sich nicht entscheiden. Noch ist die Enttäuschung durch die Trennung von ihrem Freund Tobias zu groß. Als sie sich in einen verheirateten Mann verliebt, wird ihr Leben erst richtig kompliziert. Aber manchmal liegt das Glück direkt hinter der nächsten Tür. Aber hinter welcher?

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Tobias verdrehte die Augen. Er legte das Handy auf den Tisch und stöhnte.

„Was ist los?“ fragte ich ihn und schaute von meiner Zeitung hoch.

„Ich muss morgen nach Hamburg. Da gibt es schon wieder Probleme mit der Software. Es tut mir leid Elena, aber aus unserem Ausflug am Wochenende wird nichts!“ Tobias schaute unglücklich.

„Nicht schon wieder!“ sagte ich enttäuscht. „Ich habe mich schon so gefreut. Außerdem habe ich Sabine schon gesagt, dass sie mich im Geschäft vertreten muss!“

„Ich kann es ja auch nicht ändern. Außer mir kennt sich nur noch Matthias mit dem Programm aus und der ist im Urlaub.“

Ich schüttelte traurig den Kopf. Das war nun schon das dritte Mal, dass wir unsere Pläne über den Haufen werfen mussten.

Tobias war IT Spezialist einer großen Bank. Überstunden waren normal. Aber in den letzten Monaten nahmen sie Überhand. Er war oft in ganz Deutschland unterwegs. Unsere Beziehung litt sehr darunter.

„Wann musst Du morgen los?“ fragte ich traurig.

„Ich werde noch vor dem Frühstück fahren. Bis Hamburg brauche ich am Freitag bestimmt sechs Stunden. Ich habe zuletzt ewig vor dem Elbtunnel warten müssen!“

Tobias zog mich vom Stuhl hoch und nahm mich in den Arm. Ich lehnte mich an seine Brust. Ich konnte ihm nie lange böse sein.

Wir kannten uns seit vier Jahren. Ich hatte Tobias auf der Verlobungsfeier einer gemeinsamen Freundin kennen gelernt. Er ließ mich den ganzen Abend nicht aus den Augen. Als ich die Feier verlassen wollte, fragte Tobias, ob er mich nach Hause bringen dürfte.

Wir liefen durch die Dunkelheit. Mir war kalt. Tobias gab mir seine Jacke, damit ich nicht frieren musste. Vor meiner Haustür wollte ich sie ihm zurückgeben. Er sagte damals: „Behalte sie erstmal, dann habe ich einen Grund, noch einmal her zu kommen, um sie zu holen!“

Danach haben wir uns noch ein paarmal getroffen. Die Jacke hatte Tobias nie mitgenommen. Nach einem halben Jahr ist er dann zu mir gezogen.

Ich hatte nach dem Tod meiner Eltern ihre Eigentumswohnung geerbt. Die Wohnung befindet sich in einem Altbau mit hohen Wänden. Schon als Kind liebte ich das Knarren der Dielen und den kleinen Erker im Wohnzimmer.

Hier habe ich damals geträumt, dass ein Prinz an der Regenrinne zu uns hochklettert und mich aus dem Erker befreit. Daran musste ich jetzt denken, als Tobias mich umarmte. Ein Prinz war er zwar nicht, aber ich war sehr verliebt in ihn. Ich liebte seinen Humor und seine Unbekümmertheit.

„Sei nicht traurig Elena, wir holen es nach!“ sagte Tobias, aber aus seiner Stimme hörte ich heraus, dass er selbst nicht daran glaubte.

Also war ich das ganze Wochenende wieder allein. Tobias würde wahrscheinlich erst am Montag wieder zurückkommen. Er konnte am besten arbeiten, wenn die Bankangestellten nicht an den Computern sitzen mussten. Und das war am Wochenende.

Nach dem Frühstück fuhr ich in die Innenstadt. Ich arbeitete schon seit meiner Ausbildung in einem Fachgeschäft für Herrenmode. Ich zog mich im Mitarbeiterbereich um. Die Verkäuferinnen mussten alle elegant gekleidet sein. Unser Chef legte viel Wert auf gute Kleidung und einen höflichen Umgangston. Das Geschäft existierte schon in der dritten Generation. Ich arbeitete gern hier. Wir waren alle wie eine große Familie.

„Ist Jemand gestorben?“ fragte mich Sabine, die gerade in unseren Aufenthaltsraum kam.

„Nein, aber Tobias hat mal wieder unser gemeinsames Wochenende abgesagt!“ antwortete ich. „Du kannst also morgen frei machen. Ich komme dann arbeiten. Was soll ich allein zuhause hocken!“

„Das gibt es doch gar nicht. Muss das denn sein, dass er ständig unterwegs ist. Ich hätte ihm schon längst die Meinung gesagt!“ Sabine machte ein genervtes Gesicht.

„Was soll er denn machen? Sein Chef braucht ihn eben vor Ort!“ sagte ich.

„Du bist viel zu gutmütig Elena. Und Tobias sollte sich nicht so schikanieren lassen!“ antwortete Sabine.

Wir wurden unterbrochen, weil Tamara, eine weitere Kollegin, ebenfalls in den Raum kam. Sie sollte unsere Unterhaltung nicht mitbekommen.

Tamara begrüßte uns und ging an die Kaffeemaschine. „Möchtet Ihr auch eine Tasse?“ fragte sie.

Sabine und ich nickten gleichzeitig. Ich holte drei Kaffeebecher aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch.

Wir hatten gerade noch Zeit den Kaffee zu trinken, dann öffnete unser Chef, Herr Weber, die Eingangstüren. Wir gingen in die verschiedenen Abteilungen, in die wir eingeteilt waren.

Seit Anfang des Jahres war ich in der Abteilung für Abendmode.

Mir machte es unheimlich Spaß, die Männer zu beraten, welcher Anzug oder Smoking zu den verschiedenen Anlässen getragen werden konnten.

Heute war ziemlich viel zu tun. Im Frühling gab es viele Hochzeiten. Das war einer der Anlässe, um sich neu einzukleiden.

Ein älterer Herr suchte einen Smoking für eine Kreuzfahrt und eine Mutter suchte für ihren Sohn einen Anzug für die Konfirmation. Ich sah ihm an, dass er lieber eine neue Jeans gekauft hätte.

In der Mittagspause ging ich in ein kleines Restaurant, ganz in der Nähe des Geschäftes. Hier aßen meine Kollegen und ich oft eine Kleinigkeit.

Sabine saß schon in einer Nische und hatte sich einen Orangensaft bestellt. Ich setzte mich zu ihr und studierte die Speisekarte.

Nachdem wir bestellt hatten, sagte Sabine: „Dann kann ich ja morgen mit Klaus etwas unternehmen. Er wird sich freuen, dass ich doch nicht arbeiten muss!“

Ich nickte und trank von meinem Mineralwasser.

„Ich weiß auch nicht, wie das weitergehen soll. Tobias und ich haben kaum noch Zeit füreinander“, sagte ich leise.

Unsere Speisen wurden gebracht. Wir aßen eine Weile, ohne etwas zu sagen. Plötzlich tätschelte Sabine meine Hand.

„Ich hoffe, dass ihr eine Lösung findet.“ Sie nickte mir aufmunternd zu.

Der Nachmittag verlief hektisch und ich war froh, als endlich Feierabend war.

Als ich die Wohnungstür aufschloss, kam mir schon ein leckerer Duft entgegen. Tobias hatte für uns gekocht. Er stand in der Küche und rührte in einem Topf.

„Das riecht ja toll!“ sagte ich und schaute ihm über die Schulter.

Tobias grinste. Er konnte nur zwei Speisen kochen. Gulasch und Rühreier mit Speck. Heute gab es Gulasch mit Nudeln. Mein Magen knurrte, weil ich am Mittag nur einen Salat gegessen hatte.

Nach dem Abendessen sagte Tobias plötzlich: „Weißt Du eigentlich, dass Herr Strauch auszieht?“

Ich schaute ihn erstaunt an. „Woher weißt Du das denn?“ fragte ich.

„Ich habe ihn heute Nachmittag im Treppenhaus getroffen. Ich habe ihm geholfen seine Einkäufe nach oben zu tragen. Er kann die Stufen kaum noch bewältigen!“ antwortete Tobias.

„Das ist mir auch schon aufgefallen. Er ist ja bestimmt schon über achtzig!“ sagte ich.

Herr Strauch war schon unser Nachbar, als meine Eltern damals die Wohnung gekauft hatten.

Seine Frau war letztes Jahr gestorben. Ich mochte ihn sehr. Er war immer gut gelaunt, aber der Tod seiner Frau hatte ihn sehr getroffen. Er hatte in den letzten Monaten kaum noch die Wohnung verlassen.

„Er wird in ein Altenheim ziehen!“ sagte Tobias und unterbrach meine Gedanken.

„Das ist wirklich schade. Wer weiß, wer dann hier einzieht!“ antwortete ich. Tobias nickte.

Nach dem Essen räumten wir die Spülmaschine ein. Tobias musste noch ein paar Sachen einpacken, die er für das Wochenende in Hamburg brauchte.

Als wir später im Bett lagen, sagte ich:

„Ich vermisse Dich jetzt schon!“ Ich kuschelte mich an Tobias. Aber er war schon eingeschlafen.

Am nächsten Morgen klingelte schon um sechs Uhr der Wecker. Tobias stand auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Schlaf noch etwas, ich melde mich, wenn ich in Hamburg angekommen bin!“ flüsterte er und schloss die Schlafzimmertür leise hinter sich.

Am Samstag war im Laden immer viel los. Die Zeit bis zum Geschäftsschluss verging wie im Flug.

Auf dem Heimweg kaufte ich noch ein paar Lebensmittel ein und fuhr dann nach Hause. Ich hörte schon im Treppenhaus das Telefon klingeln.

Tobias war gut angekommen. Er hatte gerade den Schlüssel für sein Hotelzimmer an der Rezeption geholt.

„Ich werde wahrscheinlich nachher noch in der Filiale vorbeifahren. Ich schaue mir das Problem mal an, dann weiß ich besser, wie lange ich dafür brauchen werde“, sagte er.

„Ich hoffe, dass Du schnell wieder nach Hause kommst. Die Wochenenden ohne Dich sind nicht schön!“

„Fang doch nicht wieder damit an!“ antwortete Tobias genervt.

„Ist ja schon gut. Ich bin froh, dass Du heil angekommen bist. Melde Dich, wenn Du weißt wie lange Du weg bist!“

Nach unserem Telefonat zog ich meine Joggingkleidung und Laufschuhe an. Ich fuhr zum Grüngürtel der Stadt. Hier gab es unzählige Laufstrecken. Es waren einige Spaziergänger unterwegs. Auch andere Jogger hatte das schöne Wetter aus den Häusern gelockt.

Ich lief eine Weile durch den Wald und bog dann in Richtung eines kleinen Sees ab.

Die Strecke um den See war ungefähr zwei Kilometer lang. Ich wollte ihn umrunden. Das war meine Lieblingsstrecke. Auf dem See waren ein paar Leute mit Tretbooten unterwegs. Von einem der Boote winkte mir eine junge Frau zu. Es war eine Nachbarin aus der Straße, in der ich wohnte. Sie war mit ihren beiden Kindern unterwegs. Die Kinder hatten sichtlich Spaß. Sie traten wie wild in die Pedale.

Fast wäre ich über einen kleinen Dackel gestolpert. Ich hatte ihn übersehen, als ich hinüber auf den See geschaut hatte.

Der Hund kläffte kurz. Seine Besitzerin, eine dicke grauhaarige Frau rief mir zu: „Haben Sie keine Augen im Kopf. Beinahe hätten Sie den Purzel getreten!“

Ich rief: „Entschuldige Purzel!“ und lief grinsend weiter.

Als ich später wieder auf dem Parkplatz ankam, war ich durchgeschwitzt und müde. Ich holte meine Wasserflasche aus dem Auto und trank in langen Zügen. Im gleichen Moment erschrak ich, weil mir Jemand an die Beine griff. Hastig drehte ich mich um. Ich schaute nach unten und musste lächeln.

Ein kleines Mädchen hatte sich an mir festgehalten, damit sie nicht umfiel. Sie war vielleicht ein Jahr alt und noch ganz wackelig auf den Beinen.

„Entschuldigen Sie bitte!“ hörte ich eine Stimme neben mir. Ein junger Mann nahm die Kleine auf den Arm. Er lächelte und streichelte dem Mädchen über das Köpfchen.

„Kein Problem, ich habe mich nur erschrocken!“ sagte ich.

„Chiara ist noch nicht richtig gut zu Fuß! Aber sie will immer laufen. Sie ist kaum zu bremsen!“ Der junge Mann schaute stolz zu seiner Tochter.

„Ich heiße übrigens Tom.“ Er gab mir die Hand.

„Elena!“ sagte ich und lächelte.

Tom sah gut aus. Er hatte ein markantes Gesicht, einen dunklen Wuschelkopf und einen Dreitagebart. Er sah aus wie ein Künstler. Er trug ein knitteriges T-Shirt, unter dem sich seine Muskeln abzeichneten. Er sah sehr sportlich aus.

„Chiara und ich wollen Enten füttern!“ sagte er jetzt und schaute mir tief in die Augen. Ich wurde nervös. Plötzlich griff Tom in meine Haare. Ich zuckte zusammen. Kurz darauf zog er ein Blatt heraus. Es hatte sich beim Laufen durch den Wald darin verfangen. Ich war durch Toms Berührung wie elektrisiert.

„Wir müssen jetzt mal weiter!“ sagte Tom. Ich schaute ihn irritiert an und antwortete nur: „Viel Spaß für Dich und Chiara!“

Er lächelte und ging mit der Kleinen auf dem Arm in Richtung See.

Ich war immer noch von der Situation gefangen. Ich stieg erst ins Auto, als Tom nicht mehr zu sehen war.

Als ich zuhause die Tür aufschließen wollte, öffnete sich leise die Tür zur Wohnung von Herrn Strauch.

„Elena, könntest Du mir bitte mal helfen?“ fragte Herr Strauch.

„Natürlich! Was soll ich für Sie machen?“ antwortete ich.

Ich ging mit ihm in seine Wohnung. Auf dem Küchentisch stand eine Konservendose mit Suppe. Ich schaute ihn fragend an.

„Ich bekomme die Dose nicht auf. Ich habe keine Kraft mehr, um den Dosenöffner zu benutzen“, sagte er leise.

Ich wurde traurig, als ich mir vorstellte, wie Herr Strauch allein mit seiner Dosensuppe am Tisch saß.

„Ich habe eine bessere Idee!“ sagte ich. „Ich gehe jetzt duschen und dann koche ich uns etwas Leckeres. Ich bin sowieso allein und würde mich freuen, sie zum Essen einzuladen!“

Ein Lächeln huschte über Herrn Strauchs Gesicht.

„Das ist aber nett von Dir Elena! Da sag ich nicht nein!“

„Dann klingele ich bei Ihnen, wenn ich fertig bin!“ sagte ich und stellte die Suppendose demonstrativ auf den Küchenschrank.

Nach der Dusche schaute ich in den Kühlschrank und entschied mich dazu, Frikadellen und Kartoffeln zu machen. Dazu gab es einen Salat. Ich freute mich richtig darauf, Herrn Strauch zu bekochen.

Als ich den Tisch fertig gedeckt hatte und das Essen fast fertig war, ging ich hinüber zu Herrn Strauch. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt einen Anzug, der ihm deutlich zu groß geworden war. Es sah damit aus wie ein Kavalier alter Schule. Ich war ganz gerührt.

Es wurde ein richtig schöner Abend. Wir aßen und unterhielten uns über Gott und die Welt. Herr Strauch lobte das Essen und griff tüchtig zu. Als wir fertig waren, räumte ich den Tisch ab. Dann goss ich Herrn Strauch und mir etwas Wein nach.

„Darf ich sie etwas fragen?“ sagte ich, nachdem wir uns zugeprostet hatten.

„Was willst Du denn wissen Elena?“ fragte Herr Strauch, nachdem er einen Schluck Wein getrunken hatte.

„Ich habe gehört, dass sie ausziehen wollen. Stimmt das denn?“

Herr Strauch nickte langsam. Es fiel ihm sichtlich schwer es auszusprechen.

„Es stimmt. Ich werde nächsten Monat in ein Seniorenheim ziehen. Ich schaffe die Treppen nicht mehr. Auch der Haushalt fällt mir immer schwerer!“

„Ich werde Sie sehr vermissen!“ sagte ich.

Herr Strauch schaute zu mir auf und antwortete: „Ich werde das alles hier auch sehr vermissen. Du und Deine Eltern waren immer die besten Nachbarn, die man sich wünschen konnte!“

Er seufzte. Ich konnte nicht anders, aber ich musste seine Hand nehmen.

„Ich werde sie ab und zu besuchen. Ist das okay für sie?“ fragte ich.

Er schaute erstaunt und nickte mir zu. Er brauchte nichts mehr zu sagen. Ich konnte in seinen Augen sehen, wie sehr er sich darüber freute.

„Ich habe auch schon einen Nachmieter!“ sagte Herr Strauch plötzlich. „Es ist mein Enkel. Er und seine kleine Familie werden die Wohnung übernehmen. Er ist erst seit kurzem aus Italien zurück in Deutschland. Zurzeit wohnt er noch in einer kleinen Pension. Ihr werdet Euch bestimmt gut verstehen!“

Herr Strauch hatte einen Sohn, der im Schwarzwald lebte. Seinen Enkel hatte ich zuletzt als Kind gesehen.

Wir saßen noch lange zusammen. Als wir uns verabschiedet hatten, rief ich nochmal bei Tobias an. Ich wollte ihm Gute Nacht sagen.

Ich konnte ihn nicht erreichen, nur der Anrufbeantworter sprang an. Ich legte wieder auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Wahrscheinlich lag Tobias nach der langen anstrengenden Autofahrt schon im Bett.

Am Sonntagmorgen schlief ich lange. Ich hatte keine Lust allein zu frühstücken, deshalb zog ich mich an und fuhr in die Stadtmitte. Hier gab es ein Café, in dem ich schon öfter war. Ich bestellte mir einen Cappuccino und ein kleines Frühstück. Es saßen noch mehrere Personen allein an den Tischen. Ich fühlte mich in der letzten Zeit oft wie ein Single. Tobias Job forderte alles von ihm. Aber so konnte es nicht weitergehen. Wenn ich ihn darauf ansprach, reagierte er genervt und wollte nicht mit mir darüber diskutieren.

„Ich schreibe Dir ja auch nicht vor, welchen Job Du machen sollst!“ hatte er einmal gesagt.

Ich strich mir eine Strähne meiner blonden Mähne aus dem Gesicht. Als ich aus dem Fenster des Cafés schaute, sah ich, dass gerade Tom mit einer jungen Frau vorbeiging. Die Frau hatte Chiara auf dem Arm. Sie sah traurig aus.

Der Anblick von Tom ließ mein Herz schneller schlagen. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus. Warum war ich denn plötzlich so nervös?

„Möchten Sie noch einen Kaffee?“ fragte der Kellner und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich bestellte noch einen weiteren Cappuccino und beobachtete die anderen Gäste. Eine Frau am Nebentisch schaufelte sich gerade eine große Portion Rührei in den Mund. Ein Pärchen, das ein paar Tische entfernt saß, hielt Händchen und schaute sich verliebt in die Augen. Das versetzte mir einen Stich. Ich hatte auf einmal keine Lust mehr allein im Café zu sitzen. Ich bezahlte beim Kellner und trat auf die Straße. Ich ertappte mich dabei, dass ich hoffte, Tom wäre noch in der Nähe. Aber er war nicht mehr zu sehen.

Ich schlenderte noch eine Weile an den Schaufenstern der Geschäfte in der Fußgängerzone entlang. Es war schon richtig warm, obwohl es erst Anfang April war. Vielleicht schafften Tobias und ich es bald auch mal wieder etwas gemeinsam zu unternehmen.

Zuhause angekommen versuchte ich noch einmal Tobias zu erreichen. Er meldete sich gut gelaunt.

„Ich habe eben auch versucht Dich anzurufen, aber Du warst nicht zu Hause?“ fragte er.

„Ich war in der Innenstadt frühstücken und dann noch etwas spazieren!“ antwortete ich.

„Ich habe gesehen, dass Du gestern Abend versucht hast mich anzurufen. Ich war noch mit einem Kollegen in einer Bar. Wir sind etwas versackt!“ Ich hörte wie Tobias gähnte.

„Weißt Du schon, wann Du in Hamburg mit Deinem Auftrag fertig wirst?“

„Die haben hier große Probleme. Ich denke, ich werde noch bis mindestens Mitte nächster Woche bleiben müssen, um die Kollegen mit dem neuen Programm vertraut zu machen.“

„So lange noch? Aber am nächsten Wochenende bist Du doch wieder hier?“ fragte ich enttäuscht.

Es dauerte eine Weile, dann sagte Tobias:

„Natürlich!“ Aber seine Stimme klang irgendwie komisch.

Tobias beendete das Gespräch auch kurz danach. Er wollte nochmal in die Bank, um dort in Ruhe arbeiten zu können.

Da es noch früh am Tag war, wollte ich noch einmal joggen gehen. Außerdem wollte ich mir später von unterwegs etwas zu essen mitnehmen. Ich hatte heute keine Lust zu kochen.

Als ich auf dem Parkplatz der Grünanlage ankam, hatte ich auf einmal den großen Wunsch, dass Tom und Chiara wieder hier sein würden.

Der Parkplatz war voll. Ich hatte den letzten freien Platz ergattert. Bei dem schönen Wetter waren heute viele Familien unterwegs. Ich suchte mir einen weniger stark besuchten Waldweg zum Joggen aus. Nach einer Weile überholte ich ein Pärchen. Als ich an Ihnen vorbeigelaufen war, hörte ich Jemanden meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und erkannte Matthias, einen Kollegen von Tobias. Er war wie Tobias IT Spezialist und zurzeit im Urlaub. Wir kannten uns von verschiedenen Feiern. Zuletzt hatten wir uns auf der Weihnachtsfeier der Bank gesehen. Er kam jetzt Hand in Hand mit seiner Freundin Conny auf mich zu.

„Hallo Ihr Beiden!“ sagte ich. „Genießt Ihr Euren Urlaub?“

Conny nickte und lächelte. Matthias sagte gut gelaunt: „Wir haben doch super Wetter erwischt. Oft ist es im April noch kalt. Wir haben echt Glück!“

Wir unterhielten uns noch eine Weile über Belanglosigkeiten, als Matthias plötzlich fragte: „Ist Tobias in Hamburg schon auf der Suche nach einer Wohnung?“

Ich schaute ihn irritiert an. Hatte ich mich verhört?

„Warum sollte er denn eine Wohnung in Hamburg mieten?“ fragte ich.

„Er hat doch ab Mai dort einen neuen Job angenommen. Wusstest Du das gar nicht?“