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Seitenzahl: 141
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 415
Textanalyse und Interpretation zu
Christa Wolf
MEDEA. STIMMEN
Volker Krischel
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Wolf, Christa: Medea. Stimmen. Roman. Frankfurt a. M.: suhrkamp taschenbuch, 2008.
Über den Autor dieser Erläuterung: Volker Krischel, geb. 1954, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Geschichte, Katholischen Theologie, Erziehungswissenschaften, Klassischen Archäologie, Kunstgeschichte und Geografie mehrere Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter – besonders im Bereich der Museumspädagogik – am Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Heute ist er als Oberstudienrat in Gerolstein, Eifel, tätig. Er hat mehrere Arbeiten zu Autoren der neueren deutschen Literatur sowie zur Museums- und Unterrichtsdidaktik veröffentlicht.
Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate von Christa Wolf müssen auf Grund eines Einspruchs in der alten Rechtschreibung beibehalten werden.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
3. Auflage 2016
ISBN 978-3-8044-6936-5
© 2003, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Maria Callas als Medea, Verfilmung IT/FR/BRD 1969 © Cinetext/Morgan
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INHALT
1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK – SCHNELLÜBERSICHT
2. CHRISTA WOLF: LEBEN UND WERK
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Die gewaltlose Revolution in der DDR und die Wiedervereinigung
Die Ernüchterung nach der Wiedervereinigung
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
Romanaufbau und -struktur
Das „Gewebe“ der Stimmen
Chronologie und Örtlichkeiten
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Medea
Lyssa
Jason
Glauke
Leukon
Akamas
Kreon
Turon
Agameda
Presbon
3.5 Sprachliche und sachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Flüssiger Sprachstil
Charakterisierung durch unterschiedliche sprachliche und stilistische Mittel
3.7 Interpretationsansätze
Medea – ein politischer Schlüsselroman
Medea – ein autobiografischer Schlüsselroman
Medea – ein feministischer Roman
Medea – ein Flüchtlingsroman
Medea – ein psychologischer Roman
4. Rezeptionsgeschichte
Medea als Wenderoman
Wolfs Neuinterpretation des Medea-Mythos
5. Materialien
Die Argonauten-Sage
Die Frau in der Antike
6. Prüfungsaufgaben
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 ***
LITERATUR
Zitierte Ausgabe
Erstausgabe
Sekundärliteratur
Rezensionen
Weiterführende Literatur
Internet-Adressen
Damit sich der Leser in diesem Band schnell zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine kurze Übersicht.
Das 2. Kapitel beschreibt Christa Wolfs Leben und stellt den zeitgeschichtlichen Hintergrund vor:
Christa Wolf wurde 1929 in Landsberg a. d. Warthe, dem heutigen polnischen Gorzów Wielkopolski, geboren und lebte bis zur Wiedervereinigung in der DDR.
Immer mehr Bürger der DDR wurden unzufrieden mit ihrem verknöcherten Funktionärsstaat.
Nach der gewaltlosen Revolution in der DDR und der Wiedervereinigung erfolgte bei Vielen die Ernüchterung.
Medeaerschien 1996. Neben dem erzählerischen Werk besteht Wolfs umfangreiches Gesamtwerk auch aus Essays, Tagebuchaufzeichnungen, Briefsammlungen, Aufsätzen, Reden und Gesprächen.
Das 3. Kapitel bietet eine Textanalyse und -interpretation.
Medea – Entstehung und Quellen:
In Medea verarbeitet Christa Wolf ihre Erfahrungen mit und in der DDR sowie ihre persönlichen Erlebnisse nach der Wiedervereinigung.
Inhalt:
Der eigentliche Roman umfasst (nach Vorbemerkung und Vorwort) 11 Monologe (Stimmen), denen jeweils ein Motto vorangestellt ist.
Das Geschehen kreist um die kolchische Königstochter Medea, die mit dem Argonauten Jason nach Korinth geflohen ist. Während Jason sich dort immer mehr vom korinthischen Königshof vereinnahmen lässt, behauptet sich Medea stolz und selbstbewusst. Sie zieht damit aber Hass und Neid auf sich und wird schließlich zum Sündenbock gemacht und aus Korinth verbannt.
Chronologie und Schauplätze:
Die Handlungszeit erstreckt sich über mehrere Jahre. Handlungsort ist Korinth und, nach Medeas Verbannung, die Wildnis außerhalb der Stadt.
Personen:
Die Hauptfiguren sind:
Medea
heil- und zauberkundig, selbstbewusst, selbstlos
Lyssa
aktiv, energisch
Jason
passiv, schwach, verantwortungslos
Glauke
vereinsamt, labil
Leukon
tolerant, passiv
Akamas
klug, skrupellos
Kreon
schwach, verantwortungslos
Agameda
neidisch, egoistisch
Presbon
eitel, dumm
Die Personen werden ausführlich und in ihrer Beziehung zueinander vorgestellt.
Stil und Sprache Wolfs:
Im Gegensatz zu Kassandra verzichtet Wolf in Medea auf eine antikisierende Schreibweise und gebundene Sprache. Ihre Sprache ist hier einfacher, aber trotzdem elegant und flüssig. Durch differenzierte sprachliche und stilistische Mittel versucht sie die Charaktere zu unterscheiden.
Fünf Interpretationsansätze werden vorgestellt:
Medea ist
ein politischer Schlüsselroman
ein autobiografischer Schlüsselroman
ein feministischer Roman
ein Flüchtlingsroman
ein psychologischer Roman
Christa Wolf * 1929 © ullstein bild – SIPA
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1929
Landsberg a. d. Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski/ Polen)
Christa Wolf wird als Tochter des Kaufmanns Otto Ihlenfeld am 18. März geboren.
1939–1945
Besuch der Oberschule
10–16
1945
Mecklenburg
Flucht und Übersiedlung nach Mecklenburg
16
1945–1946
Schwerin/ Gummelin
verschiedene Tätigkeiten, u. a. Schreibkraft beim Bürgermeister von Gummelin
16–17
1946
Schwerin
Besuch der Oberschule
17
1947
Bad Frankenhausen
Umzug, Besuch der Oberschule
18
1949
Abitur, Eintritt in die SED
20
1949–1953
Jena, Leipzig
Germanistikstudium bei Hans Mayer
20–24
1951
Heirat mit dem Germanisten und Essayisten Gerhard Wolf (geb. 1928), seither Zusammenarbeit u. a. an Anthologien und Filmprojekten
22
1952
Geburt der ersten Tochter Annette
23
1953
Abschluss des Germanistikstudiums mit einer Diplomarbeit über „Probleme des Realismus im Werk Hans Falladas“
24
1953–1959
Berlin
wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Schriftstellerverband, Redakteurin der Zeitschrift „Neue Deutsche Literatur“, Cheflektorin des Verlages „Neues Leben“ in Berlin, Mitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes
24–30
1955
erste von mehreren Reisen in die Sowjetunion, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Schriftstellerverbandes
26
1956
Geburt der zweiten Tochter Katrin
27
1959–1962
Halle an der Saale
Umzug, praktische Tätigkeit in einer Waggonfabrik, Mitarbeiterin in „Zirkeln schreibender Arbeiter“, freie Mitarbeiterin des „Mitteldeutschen Verlages“ in Halle (Lektorin), Herausgeberin verschiedener Anthologien zeitgenössischer DDR- Literatur
30–33
1960
erste von mehreren Reisen in die BRD
31
1961
Buchveröffentlichung der Erzählung Moskauer Novelle, Kunstpreis der Stadt Halle
32
1962
Kleinmachnow bei Berlin
Umzug, freie Schriftstellerin
33
1963
erster großer Erfolg mit dem Roman Der geteilte Himmel, Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR
34
1963–1967
Kandidatin des Zentralkomitees der SED vom VI.–VII. Parteitag der SED; nach einer kritischen Rede scheidet sie aus dem Gremium aus.
34–38
1964
DEFA-Verfilmung von Der geteilte Himmel (Regie: Konrad Wolf), Nationalpreis III. Klasse der Akademie der Künste der DDR, Rede auf der Zweiten Bitterfelder Konferenz
35
1965
Mitglied des PEN-Zentrums der DDR, Teilnahme am internationalen PEN-Kongress in Bud (Jugoslawien), Beitrag auf dem 11. Plenum der SED, Drehbuch zum Film Fräulein Schmetterling (gemeinsam mit Gerhard Wolf), der Film wurde nach dem Rohschnitt abgebrochen.
36
1967
Juninachmittag (Erzählung)
38
1968
„Etablierung im Literaturbetrieb“[2] mit der Erzählung Nachdenken über Christa T.
39
1969
Lesereise durch Schweden
40
1971
Lesen und Schreiben. Aufsätze und Betrachtungen. Polenreise
42
1972
Paris
Till Eulenspiegel. Erzählung für den Film (gemeinsam mit Gerhard Wolf), Ablehnung des Wilhelm-Raabe-Preises der Stadt Braunschweig, Aufenthalt in Paris
43
1973
Stockholm
Theodor-Fontane-Preis des Bezirks Potsdam, Teilnahme an der Tagung der PEN-Exekutive in Stockholm
44
1974
Unter den Linden. Drei unwahrscheinliche Geschichten, Mitglied der Akademie der Künste der DDR, Max-Kade-German-Writer-in-Residence am Ostberlin-College, USA
45
1975
DEFA-Film Till Eulenspiegel (Regie: Rainer Simon) nach Motiven der Filmerzählung (Mitarbeit am Drehbuch), Lesereise in die Schweiz
46
1976
Kindheitsmuster (Roman), Mitinitiatorin des Protestes gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann
47
1977
Bremen
Ausschluss aus dem Vorstand der Berliner Sektion des Schriftstellerverbandes der DDR, Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen
48
1979
Kein Ort. Nirgends (Erzählung), Fortgesetzter Versuch (Aufsätze, Gespräche, Essays), Herausgeberin der Schriften der Karoline von Günderrode
50
1980
Darmstadt
Lesen und Schreiben. Neue Sammlung, Gesammelte Erzählungen, Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Reise nach Griechenland, Geschlechtertausch (Erzählungen, zusammen mit Sarah Kirsch und Irmtraud Morgner)
51
1981
Berlin
Mitgliedschaft in der Akademie der Künste (Westberlin), Teilnahme an der „Berliner Begegnung zur Friedensförderung“
52
1982
Frankfurt
Poetikvorlesung an der Universität Frankfurt, Uraufführung von Till Eulenspiegel am Niedersächsischen Staatstheater Hannover (Regie: Jürgen Schwalbe), Hörspielfassung des WDR von Kein Ort. Nirgends, Teilnahme am Haager Treffen, Lesereise nach Frankreich
53
1983
Ohio/USA
Kassandra (Roman), Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra (Frankfurter Poetikvorlesungen), Franz-Nabel-Preis, Graz, Schiller-Gedächtnis-Preis des Landes Baden-Württemberg, Ehrendoktorwürde der Ohio-State-University, USA, Gastprofessur an der Ohio-State-University, Lesungen in Los Angeles, San Francisco und New York, Lesereise in die BRD
54
1984
Gedenkrede auf Franz Fühmann, Mitglied in der Europäischen Akademie der Künste und Wissenschaften, Paris, Lesereise in Österreich und Italien
55
1985
Hamburg
Ins Ungebundene geht meine Sehnsucht! Gesprächsraumromantik. Prosa, Essays (gemeinsam mit Gerhard Wolf), Honorary Fellow, Modern Language Association of America, Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur, Ehrendoktor der Universität Hamburg, Lesereise nach Frankreich
56
1986
Mitglied der Freien Akademie der Künste, Hamburg, Teilnahme am PEN-Kongress in Hamburg, Reise nach Griechenland und Spanien, Die Dimension des Autors 1959–1985, zwei Bände (Texte)
57
1987
Nationalpreis I. Klasse der DDR, Störfall. Nachrichten eines Tages (Erzählung), Weinpreis für Literatur, Geschwister-Scholl-Preis
58
1989
Austritt aus der SED, Sommerstück (Roman)
60
1990
Hildesheim
Was bleibt (Erzählung), nach Angriffen auf Wolf als „Verfechterin des Sozialismus“ und „Opponentin“ des SED-Staates[3] Rückzug aus der politischen Öffentlichkeit, Ehrendoktorwürde der Universität Hildesheim, Orden „Officier des arts et des lettres“, Premio Letterario Internazionale Mondello
61
1991
Honorary Member of the American Academy and Institute of Arts and Letters
62
1992–1993
Santa Monica/ USA
Stipendiatin des Getty-Centers, Santa Monica, USA
63–64
1993
Berlin
öffentliches Bekenntnis, zwischen 1959 und 1962 „Informelle Mitarbeiterin“ der Stasi gewesen zu sein, Akteneinsicht Christa Wolf (Veröffentlichung ihrer Stasi-Akten 1959–1962), Veröffentlichung von 42 Bänden ihrer eigenen Überwachung durch die Stasi von 1969–1989, Austritt aus der Akademie der Künste (Berlin)
64
1994
Auf dem Weg nach Tabou. Texte 1990–1994, Kindheitsmuster (Roman), Mitglied der Vereinigten Berlin-Brandenburgischen Akademie der Künste, Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille (zusammen mit Gerhard Wolf)
65
1996
Medea. Stimmen (Roman)
67
1997
Prix Écureuil de Littérature Étrangère (zusammen mit dem Übersetzer Alain Lance), Aufführungen der Theaterfassung von Medea in Wien, Leipzig und München
68
1998
Mitleidend bleibt das ewige Herz doch fest (Rede/Essay zum 80. Geburtstag Heinrich Bölls)
69
1999
Hierzulande. Andernorts (Essays), Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis, Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis, Nelly-Sachs-Preis
70
2002
Aufführung von Medea in einer Fassung der Commedia Nova am „Theater hinter dem Vorhang“, Stade, Deutscher Bücherpreis für ihr Lebenswerk, Leibhaftig (Erzählung);
73
2003
Ein Tag im Jahr: 1960–2000
74
2005
Mit anderem Blick (Erzählungen), Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik
76
2008
Sommerstück, Die Lust, gekannt zu sein. Erzählungen 1960–1980
79
2010
Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud (Roman), Thomas-Mann-Preis, Uwe-Johnson-Preis für Stadt der Engel
81
2011
Berlin
Deutscher Hörbuchpreis Hörkules für Stadt der Engel
Christa Wolf stirbt am 1. Dezember nach schwerer Krankheit.
82
ZUSAMMENFASSUNG
Christa Wolfs Roman Medea. Stimmen kann nicht ohne den zeitgeschichtlichen Hintergrund verstanden werden:
Die Unzufriedenheit in der DDR
Die Ernüchterung nach der Wiedervereinigung
Die Kritik an Christa Wolfs Tätigkeit in der DDR
Die gewaltlose Revolution in der DDR und die Wiedervereinigung
1990 hatte sich die DDR mit der Bundesrepublik Deutschland wiedervereinigt. Der Wiedervereinigung war die gewaltlose Revolution in der DDR vorausgegangen. Viele DDR-Bürger, nicht zuletzt die, die an eine sozialistische Gesellschaftsordnung glaubten, waren mit der Staatsführung und ihrer verknöcherten Politik nicht mehr einverstanden gewesen. Anstelle einer sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft mit gerechter Verteilung des Eigentums und gleichen Bürgern war ein Funktionärsstaat getreten, dessen Politik den Willen der Bürger überging und dessen Wirtschaft gerade mal die Grundbedürfnisse befriedigen konnte. Besonders der Staatsratsvorsitzende und Generalsekretär der SED, Erich Honecker, wollte seine Macht nicht aufgeben und blockierte jegliche Reform. So trafen sich die Bürger, die eine Veränderung bzw. eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen politischen und gesellschaftlichen Werte/Wertvorstellungen wünschten, in den Kirchen, die ihnen Schutz sowie Unterstützung boten, und formierten sich dort zu Demonstrationszügen. Waren zuerst noch Forderungen wie „Wir sind das Volk“ zu hören, so änderte sich diese Forderung in „Wir sind ein Volk“ und schließlich in „Deutschland – einig Vaterland“, ein Zitat aus der verbotenen Strophe der Nationalhymne der DDR.
Viele Bürger, besonders auch die jüngeren, wollten keine Veränderung der inzwischen ungeliebten DDR mehr, sondern eine (Wieder-)Vereinigung mit der Bundesrepublik. Diese erschien vielen als das „Land ihrer Träume“, in dem es allen Menschen gut ging, in dem Wohlstand und Glück für alle herrschte. Die Bilder, die man im Westfernsehen sah, und die Besucher aus der Bundesrepublik schienen das zu bestätigen.
Die Ernüchterung nach der Wiedervereinigung
Jedoch nach der mit viel Einsatz und Emotionen erreichten Wiedervereinigung erfolgte für viele ehemalige DDR-Bürger die Ernüchterung. Die Bundesrepublik war nicht das „Wirtschaftswunderland“, als das man sie gesehen hatte. Viele ehemalige DDR-Betriebe konnten sich auf dem freien Weltmarkt nicht behaupten und mussten Konkurs anmelden. Viele Ostdeutsche wurden arbeitslos, eine Erfahrung, die es in der ehemaligen DDR so nicht gegeben hatte.
Folgende Zitate aus Aufsätzen ostdeutscher Schüler zum Thema „Ein Jahr Wiedervereinigung“ zeigen die Gefühle vieler ehemaliger DDR-Bürger:
„Am Anfang hat mir die Einheit gut gefallen. Aber da wusste ich noch nicht so viel über die alltäglichen Probleme.“ „Da haben wir nun die Deutsche Einheit und ein Jahr danach ist alles so anders, als wir uns das vorgestellt haben.“ „Das Ganze erinnert mich an ein unüberlegt angeschafftes Haustier, das zudem nicht ganz so zutraulich und pflegeleicht ist, wie vom Züchter versprochen.“[4]
Christa Wolf äußerte ihre Enttäuschung und ihre negativen Empfindungen noch krasser. In einem Brief an Wolfgang Thierse schrieb sie über „die westliche Abwehrhaltung bis hin zum Ekel vor uns“ oder über die früh wahrgenommene Tendenz der Bundesrepublik, „die DDR so unhistorisch wie möglich zum Phantom, ihre Bewohner zu Monster zu dämonisieren.“[5]
Zudem stieg in Deutschland mit dem Stagnieren der Wirtschaft die Fremdenfeindlichkeit. Eine Studie der Universität Marburg vom Sommer/Herbst 1992 zeigt dabei in erschreckender Weise, wie stark die Vorstellungen der Bevölkerung von der Wirklichkeit abwichen:
So glaubten die Deutschen z. B., dass 25 % aller Asylsuchenden nach Deutschland kämen. Tatsächlich waren es 1991 nur 1,4 % aller Flüchtlinge in der Welt, die nach Deutschland kamen. 70 % der Deutschen glaubten, dass Deutschland von den Ländern, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen, auf Platz 1–3 läge, tatsächlich lag Deutschland 1991 auf Platz 23 aller Staaten.[6]
Aber auch die Gewalt gegen Ausländer und Minderheiten stieg enorm an. So stellte das BKA in den Zeiträumen
Januar bis April 1991: 130 Januar bis April 1992: 1081 Januar bis April 1993: 1658
fremdenfeindliche oder ausländerfeindliche Straftaten fest.
1992 kamen nach Angaben des Verfassungsschutzes in Deutschland bei Verbrechen mit rechtsradikalem Hintergrund 17 Menschen ums Leben.[7]
Hassvolle Anfeindungen, Unverständnis und Unkenntnis der Kultur und der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse „der Anderen“, auch der ehemaligen DDR, schlugen Christa Wolf selbst entgegen. Als 1990 ihre autobiografisch gefärbte Erzählung Was bleibt erschien, löste sie neben Würdigung vor allem „Verärgerung, ja helle Empörung“[8] aus. Bei vielen Kritikern stand dabei gar nicht mehr die Erzählung, sondern vielmehr die Autorin im Mittelpunkt ihrer Kritik, die oft die Grenze zwischen sachlicher Auseinandersetzung und persönlicher Beleidigung und Verletzung überschritt.[9]
Man interpretierte den 1979 entstandenen Text als Rechtfertigungsversuch Christa Wolfs. Sie, die in der DDR nur Privilegien genossen habe, versuche sich jetzt als Opfer des Systems darzustellen.