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SONNE, SEX UND HEIßE KÜSSE Männer? Gefühle? Sex? Lieber nicht, denkt Kelsi. Doch dann blickt sie in die himmelblauen Augen eines umwerfend attraktiven Mannes: Mit seinem unwiderstehlichen Lächeln überzeugt Jack sie, dass gerade dieser sonnige Nachmittag perfekt für den Strand ist. Und was sie beide in den sanften Wellen des Meeres machen, geht schließlich niemanden etwas an … SEXY PRINZ GESUCHT! Was für ein Mann! Elly Anderson ringt nach Atem. Geschmeidig tritt er aus der Brandung auf sie zu. Die Wassertropfen glitzern auf seiner gebräunten Haut, mit seinen muskulösen Schultern und dem sexy Six-Pack ist er einfach umwerfend … Stopp! Elly muss sich mit aller Macht zusammenreißen. Denn sie ist nicht an den einsamen Strand gekommen, um von heißen Küssen und wildem Sex in den Dünen zu träumen. Sondern um im Auftrag der Fürstenfamilie von Danubia herauszufinden, ob Daniel Eastwood der vermisste Prinz ist, der ein Anrecht auf den Thron hat … HEIßE KÜSSE AM RAUSCHENDEN MEER Schlank, groß und so wie er aus den Wellen des Pazifiks steigt, verwirrend sexy! Als Mia D’Angelo den weltberühmten Stararchitekten Adam Chase mit langen Schritten am Strand auf sich zukommen sieht, raubt sein Anblick ihr den Atem. Dabei hat sie Adam nicht aufgespürt, um heiß mit ihm zu flirten, sondern um zu klären, ob er ein guter Daddy für ihre kleine Nichte ist. Besonders heikel: Adam ahnt nichts von seinem Vaterglück! EROTIK IM SPIEL Mit ihrer Werbeagentur ist die ehrgeizige Lucy so ausgebucht, dass sie nicht einmal für ihre Ehe Zeit hat. Frisch geschieden und nach dem Tod des Vaters auch noch Erbin eines Marine Parks auf den Bahamas, schwebt sie in Nassau ein- um die Hinterlassenschaft in Augenschein zu nehmen - und ist überwältigt! VERFÜHRUNG UNTER PALMEN Weißer Strand, warmer Sonnenschein und der anziehendste Mann, den Janine je gesehen hat: Der Urlaub wird perfekt! In einer Bar flirtet sie mit einem Fremden, der anscheinend genau wie sie ein sinnliches Abenteuer sucht. Und schon kurz darauf gibt sie sich unter dem Sternenhimmel den berauschenden Gefühlen hin, die Max in ihr weckt. Wenn diese Nacht nur nie endete ... IM STRANDHAUS DER LEIDENSCHAFT Vor sieben Jahren war Kendra Redding bitter enttäuscht worden: Slate Landis hatte ihre aufregende Affäre unvermittelt beendet und die Stadt verlassen - und damit Kendras Herz gebrochen! Als Kendra nun einen attraktiven Mann am Strand erblickt, beginnt ihr Blut zu kochen. Es ist kaum zu glauben, aber das kann nur eins bedeuten: Slate ist zurückgekehrt! SÜSSE VERLOCKUNG IN MEXIKO Eine Woche in einem Luxushotel in Mexiko - und das mit dem attraktivsten Mann, den sie kennt. Dieser Verlockung kann Felicity einfach nicht widerstehen. Sie nimmt Reed Kellys verführerische Einladung an. Und sie erlebt mit dem erfahrenen Liebhaber in dem exklusiven Hotel am weißen Strand ein Feuerwerk der Lust: prickelnde Leidenschaft und zärtliche Berührungen, die sie nie mehr missen will ...
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Seitenzahl: 1275
Natalie Anderson, Kathryn Jensen, Charlene Sands, Tina Wainscott, Maureen Child, Brenda Jackson, Patricia Kay
Mehr als nur heiße Küsse am Strand - 6 sexy Romane und eine Kurzgeschichte
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JULIA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG
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© 2011 by Natalie Anderson
Originaltitel: „Walk on the Wild Side“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN HEAT
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA
Band 172011 (17/3) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Juliane Zaubitzer
Fotos: Corbis
Veröffentlicht als eBook in 08/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86349-149-9
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Natalie Anderson
Sonne, Sex und heiße Küsse
1. KAPITEL
Schon wieder eine rote Ampel. Zum etwa vierzigsten Mal bremste Kelsi Reid und griff leise fluchend nach dem Kamm auf dem Beifahrersitz.
Wahrscheinlich sahen die anderen Frauen im Schönheitssalon alle aus, als wären sie einer Modezeitschrift entsprungen. Kelsi dagegen hatte sich weder geschminkt noch gekämmt. Sie hatte gerade Zeit gehabt, ein Paar Kontaktlinsen einzusetzen und ihren vom Duschen noch feuchten Körper in ein Kleid zu zwängen.
Eigentlich konnte sie es sich gar nicht leisten, einen Tag freizunehmen.
Wäre sie gestern Abend nur nicht am Schreibtisch eingeschlafen. Wäre sie heute Morgen nur nicht mit dem Haar in einer Pfütze klebriger Limonade aufgewacht. Hätte sie ihr Haar nur nicht mit so viel Shampoo eingeschäumt, dass sie Ewigkeiten brauchte, um es wieder auszuspülen …
Hätte sie doch nur zu Hause bleiben können.
Stattdessen war sie unterwegs nach Merivale, dem vornehmsten Vorort von Christchurch, zu einem Termin im exklusiven L’Essence Spa, den sie aus Feingefühl nicht abzusagen wagte, und hatte auf dem Weg dorthin jede rote Ampel mitgenommen.
Kelsi kam sich vor wie eine Heuchlerin.
Ihre Kollegen und ihr Boss hatten zusammengelegt und ihr diesen Termin geschenkt. Eine Kombination aus Geburtstagsgeschenk und Anerkennung für ihre Arbeit. Rührend, aber so ziemlich das Letzte, was sie sich gewünscht hätte. Sie hasste die Gesellschaft schöner Frauen, weil sie definitiv nicht dazugehörte. Für ihre schlecht gefärbten Haare, ihre geringe Körpergröße und jungenhafte Figur war sie als Teenager oft genug gehänselt worden. Nicht einmal der eigene Vater wollte etwas mit ihr zu tun haben. Ironischerweise war es ausgerechnet ihr Vater, dem sie ihre wahre Haarfarbe verdankte.
Sie besaß so wenig Selbstbewusstsein, dass sie sich sogar von einem Exfreund einen komplett neuen Look verpassen ließ. Und dann war sie ihm trotzdem nicht hübsch genug gewesen. Seitdem waren viele Jahre vergangen, und inzwischen konnte Kelsi sich überhaupt nicht mehr vorstellen, sich so etwas gefallen zu lassen.
Irgendwann hatte sie rebelliert. Die Leute fanden sie also seltsam? Denen würde sie es zeigen. Von da an kleidete sie sich anders, schminkte ihre fast unnatürlich blasse Haut, verbarg ihre zu kleinen Brüste, ihr Haar, ihre Augen, ihr Selbst. Wenn ein Mann sich für sie interessierte, dann höchstens für ihren Verstand, ihren Humor, ihre faszinierende Persönlichkeit.
Zwar hatte sie seit Ewigkeiten kein Date mehr gehabt, aber sie hatte vor lauter Arbeit sowieso keine Zeit für so etwas. Und ihre Kollegen – die einzigen Leute, die sie in dieser Stadt kannte – standen auf Mädchen mit scharfer Munition und noch schärferen Brüsten wie die Heldinnen der Computerspiele, nach denen sie süchtig waren. Fantasiegestalten, mit anderen Worten.
Kelsi konnte schon mit den realen Schönheiten dieser Welt nicht mithalten, geschweige denn mit diesen Männerfantasien, also versuchte sie es erst gar nicht.
Doch ihre Arbeitskollegen – allesamt männlich – waren der Meinung, dass sich jede Frau über einen Tag im Schönheitssalon freute. Kelsi wusste, dass sie es nur gut meinten. Schließlich ahnten sie nichts von jenem Mann, der damals jeden einzelnen Scherenschnitt des Friseurs überwacht hatte, in dem Bemühen, sie nach seinem Schönheitsideal zu formen. Inzwischen schnitt sie ihr Haar selbst.
Doch sie brachte es nicht übers Herz abzulehnen. Sie wusste, wie teuer und exklusiv dieser Salon war, und sicher gab es dort auch Angebote nach ihrem Geschmack. Die Ganzkörpermassage klang gut, und eine professionelle Haarentfernung konnte man immer gebrauchen.
Nun war sie also auf dem Weg dorthin, und obwohl sie heute für ihre Verhältnisse dezent gekleidet war, würde sie mit ihren verstrubbelten, selbst gefärbten Haaren auffallen. Außerdem war sie spät dran.
Sie fuhr die hundert Meter zur nächsten Ampel, die hier, mitten in der Stadt, dicht aufeinander folgten. Und natürlich war wieder Rot.
Kelsi hob den Arm und bemühte sich vergeblich, das Lockenknäuel an ihrem Hinterkopf zu entwirren. Den Kopf vorgebeugt, versuchte sie den Kamm durchs Haar zu ziehen, und kniff vor Schmerz die Augen zusammen. Als sie es mit einem starken Ruck versuchte, rutschte ihr Fuß vom Bremspedal, und der Wagen rollte einen halben Meter vor.
Mitten in den Fußgänger, der gerade die Straße überquerte.
Kelsi hörte den dumpfen Aufprall, hörte den erstickten Fluch, hörte ihren eigenen Aufschrei.
Sofort trat sie wieder das Bremspedal, und das Auto kam mit einem Ruck zum Stehen. Beide Hände am Lenkrad blieb sie für den Bruchteil einer Sekunde wie erstarrt sitzen.
Das Einzige, was sich bewegte, war der Inhalt ihres Magens, der hochzukommen drohte. Sie riss die Tür auf und versuchte auszusteigen, doch der Sicherheitsgurt hielt sie zurück. Um sich zu befreien, schlug sie mit der flachen Hand auf den Verschluss. Endlich löste sich der Gurt. Sie knallte die Tür zu und lief auf die Straße, voller Angst vor dem Anblick, der sich ihr bieten würde. Sie konnte ihre Beine nicht spüren, konnte nicht denken, konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie eventuell jemanden überfahren hatte.
„Geht es Ihnen gut? Geht es Ihnen gut? Oh Gott.“ Sie rang nach Atem. „Geht es Ihnen gut?“
„Mir geht es gut.“
Es war ein Mann, und er stand schon wieder. Er lebte also, denn er hatte die Augen geöffnet – unglaublich blaue Augen – und atmete. Was mehr war, als sie von sich im Moment sagen konnte.
Entsetzt schüttelte sie den Kopf, unfähig zu begreifen, was gerade passiert war. „Ich habe Sie nicht gesehen.“
„Ich hatte Grün“, entgegnete er trocken.
„Sie sind einfach aus dem Nichts aufgetaucht.“ Er war mindestens einen Meter dreiundachtzig groß. Wenn sie ihn schon nicht gesehen hatte, war vielleicht noch jemanden verletzt. Kelsi bückte sich und schaute unter den Wagen.
„Ihrem Auto ist nichts passiert.“
„Darum geht es mir nicht“, erklärte sie, während sie fieberhaft suchte. „Habe ich noch jemanden erwischt? Oder nur Sie?“ Sie reckte den Hals, um ihm ins Gesicht zu sehen.
„Nur mich.“
„Oh, Gott sei Dank. Ich meine …“ Sie schluckte schwer. „Geht es Ihnen auch wirklich gut?“
„Es geht mir wirklich gut.“ Er lachte sogar. „Hören Sie, wollen Sie nicht Ihr Auto wegfahren? Sie halten ja den ganzen Verkehr auf.“
Benommen drehte sie sich um und erblickte den Stau. Doch die meisten Wagen wichen auf die andere Spur aus. Außerdem handelte es sich hier um eine Unfallstelle. Erneut wandte sie sich an den Unbekannten: „Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?“ Ihre Stimme klang schrill.
Er deutete auf den Fußweg. „Reden wir lieber dort drüben weiter.“
Wie betäubt ging sie ein paar Schritte, blieb aber gleich wieder stehen. „Oh, nein. Sie humpeln. Warum humpeln Sie? Wo habe ich Sie erwischt? Wo tut es weh?“
„Nein, das ist nur mein Knie, es ist …“
„Ihr Knie?“ Ihre Stimme stieg um weitere drei Oktaven. „Habe ich Sie am Knie erwischt? Lassen Sie mal sehen.“ Sie ging in die Hocke und wollte den Saum seiner langen grauen Shorts anheben, um den Schaden zu begutachten. Zu ihrer Erleichterung lief kein Blut an seinem Schienbein hinunter. Doch ehe sie seine gebräunten muskulösen Waden berühren konnte, wich er zurück.
„Schon gut.“ Mit seiner großen starken Hand umfasste er ihren Oberarm und zog sie hoch.
Widerwillig stand sie auf. „Sind Sie sicher?“ Hatte sie ihn überfahren? Sie wusste es nicht einmal. Als sie an den dumpfen Aufprall dachte, lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Sie hatte noch nie einen Unfall gehabt. Noch nie. Und jetzt hatte sie jemanden überfahren. „Brauchen Sie keinen Arzt? Bitte lassen Sie sich von mir zu einem Arzt fahren. Ich finde, ich sollte Sie zu einem Arzt fahren.“
„Ich brauche keinen Arzt“, stellte er fest. „Aber Sie werden immer blasser.“
Kelsi atmete stoßweise, als sie begriff, was gerade passiert war. Sie schlug die Hand vor den Mund. „Ich hätte Sie umbringen können.“
„Haben Sie aber nicht.“
Aber sie hätte auch ein Kind überfahren können. Lauter Super-GAU-Szenarien liefen vor ihrem inneren Auge ab. Es hätte ein Kleinkind an der Hand seiner Mutter sein können. Oder eine Frau mit Kinderwagen. Es war reines Glück, dass sie einen großen starken Mann erwischt hatte. Trotzdem hatte sie ihn verletzt. Sie sah zu ihm auf, ihr Blick verschwamm, und sie keuchte, als wäre sie gerade die tausend Stufen zu ihrem Büro im obersten Stockwerk zu Fuß gelaufen. Sie hatte ihn verletzt …
Schwer legten sich seine Hände auf ihre Schultern. Beruhigend. „Alles ist gut. Es ist nichts passiert.“ Er lächelte und nickte, jedes Wort betonend.
Sie schluckte.
„Hatten Sie es eilig, irgendwohin zu kommen?“, fragte er.
„Was? Ja.“ Sie blickte auf ihre Uhr, und er ließ seine Hände sinken. „Oh, nein.“ Jetzt kam sie wirklich zu spät.
„Wohin denn?“
„Das spielt jetzt keine Rolle.“ Und das tat es wirklich nicht. „Erlauben Sie mir, Sie ein Stück mitzunehmen.“ Sie drehte sich um und öffnete die Beifahrertür. „Es tut mir leid, dass ich Sie angefahren habe. Außerdem humpeln Sie. Soll ich Sie zu einem Arzt bringen?“
„Nein.“
Doch Kelsi hörte überhaupt nicht zu. Stattdessen versuchte sie, den Unbekannten ins Auto zu schieben, entschlossen, ihn sicherheitshalber mitzunehmen. Doch er war unbeweglich wie ein Fels in der Brandung. Unter ihren Handflächen spürte sie die durchtrainierten Muskeln seines Oberkörpers.
Als er zusammenzuckte, kam sie zur Besinnung. Oh, mein Gott, was dachte sie sich nur dabei, einen Fremden zu betasten?
„Verzeihung.“ Nervös sah sie auf, und sofort hielten seine strahlend blauen Augen ihren Blick gefangen. Sein Lächeln blendete sie geradezu, und während Kelsi sich darin sonnte, vergaß sie die Welt um sich herum. Himmelblau, seine Augen waren himmelblau. Sie konnte nicht blinzeln, konnte nicht atmen, konnte nicht denken …
Sie blinzelte. Das war doch verrückt. Sie hätte ihn fast überfahren – und nun starrte sie ihn an, als hätte sie noch nie einen Mann gesehen.
Nun, einen Mann, der so gebaut war, hatte sie tatsächlich noch nie gesehen. Die einzigen Männer, mit denen sie zu tun hatte, waren ihre Kollegen, und die waren entweder schmächtig oder übergewichtig. Das war natürlich ein Klischee, aber in Kelsis Welt traf es zu – Computerfreaks waren selten attraktiv. Punkt.
Der Mann, der vor ihr stand, war definitiv kein Computerfreak. Seine sonnengebräunte Haut und die goldenen Strähnen in seinem braunen Haar ließen darauf schließen, dass er viel an der frischen Luft war.
Lag es an ihren Kontaktlinsen, dass er so unverschämt attraktiv aussah? Welche Farbe hatte sie heute eingesetzt? Sie konnte sich nicht erinnern. Erneut blinzelte sie, versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen.
„Was halten Sie davon, wenn ich fahre?“ Die Frage kam so unerwartet, dass Kelsi erst dachte, sie hätte sich verhört.
„Wie bitte?“
Wieder legte er ihr eine Hand auf die Schulter und strich mit dem Daumen über ihre Haut, ein sanftes Streichen, und sofort hatte Kelsi vergessen, was er gerade gesagt hatte. Obwohl sie fröstelte, war ihr alles andere als kalt.
„Ich werde fahren“, wiederholte er ganz langsam.
Was wollte er? Alles, was sie wusste, war, dass er lächelte und die ganze Welt in Technicolor erstrahlte.
„Na, kommen Sie.“
Er schien zu versuchen, sie zu beruhigen. Sie musste sich nicht beruhigen. Mit ihr war alles in Ordnung – oder? Wie durch einen Nebel nahm sie war, dass sie von einer warmen festen Hand auf ihrem Rücken zu ihrem eigenen Beifahrersitz dirigiert wurde.
„Äh …“ Es hatte keinen Sinn zu widersprechen. Nachdem sie sich hingesetzt hatte, schloss er die Tür und ging zur Fahrerseite. Wieder bemerkte sie sein Humpeln und verzog gequält das Gesicht. Das war doch verrückt. Sie musste sich um ihn kümmern und nicht umgekehrt.
Kaum war er eingestiegen, fragte sie: „Sind Sie sicher, dass Sie fahren können?“
Statt einer Antwort lachte er leise. Es war ein nettes Lachen. „Wie heißen Sie?“
Kelsi starrte ihn an, das Echo seines Lachens hing noch in der Luft. In ihrem Auto sah er albern aus, die Knie fast an den Ohren, weil der Fahrersitz ganz nach vorn gestellt war, damit ihre Füße das Gaspedal erreichten. Er schob den Sitz bis zum Anschlag nach hinten, doch er wirkte immer noch wie ein Riese. Hatte er gerade etwas gesagt? Jedenfalls sah er sie so erwartungsvoll an.
„Wie bitte?“
„Ihr Name?“ Er beugte sich so nah zu ihr herüber, dass sie wie gelähmt war. Doch nicht vor Angst. Oh, nein, nicht vor Angst. Aus der Nähe konnte sie sein symmetrisches Gesicht betrachten, sein markantes Kinn mit dem Hauch eines Schattens, seine strahlend weißen Zähne, konnte seine Wärme spüren, seinen frischen Duft atmen. Sie hielt die Luft an, als er noch ein Stück näher kam. Wollte er sie etwa küssen? Sollte sie sich von diesem wildfremden Mann küssen lassen? Wie hypnotisiert blickte sie ihm in die Augen, seine lächelnden, verheißungsvollen Augen …
Aber ja. Natürlich würde sie ihn küssen. Sie konnte sich nicht denken, was dagegen sprechen sollte. Sie konnte überhaupt nicht denken …
Doch da war ein Piepen in ihrem Ohr. Oh. Enttäuschung überkam sie, als er den Sicherheitsgurt über ihren Körper zog und einrasten ließ. Natürlich wollte er sie nicht küssen. Männern wie ihm lagen die Frauen zu Füßen. Wieso sollte er ausgerechnet sie küssen? Ach, aber es wäre doch zu schön gewesen.
Schlaff ließ sie sich in den Sitz zurücksinken. Unter ihrem dünnen Sommerkleid hatte sie eine Gänsehaut bekommen. Oje, sie musste sich wirklich zusammenreißen.
Er ließ den Motor an, und kurz darauf riss sie sich vom Anblick seiner starken Hände am Lenkrad los, um zu sehen, wohin sie fuhren. Nicht, dass es eine Rolle spielte.
„Miss?“
Miss? Noch nie zuvor hatte sie jemand „Miss“ genannt. Endlich begriff sie, was er gefragt hatte. „Kelsi.“
„Kelsi, ich bin Jack.“
„Hi“, begann sie unsicher, und ihr Gehirn verabschiedete sich wieder, als sie ihn ansah. Kelsi liebte surrealistische Kunst, aber sie war nicht sicher, ob sie bereit für ein surrealistisches Leben war. Und dass ein Mann wie dieser sie gottweißwohin entführte, war definitiv surreal.
Er lachte erneut, und das Grübchen in seinem Kinn ließ ihn irgendwie verwegen aussehen. „Ich glaube, Sie müssen sich erstmal von dem Schreck erholen.“
„Es tut mir so leid.“ Sie seufzte und sah knapp an ihm vorbei, um einen klaren Kopf zu bekommen. Er hatte recht. Sie musste sich erholen. Aber nicht von dem Unfall. Es lag an diesem atemberaubenden Mann, dass sie völlig durch den Wind war. „Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts passiert ist?“
Er hob beschwichtigend eine Hand vom Lenkrad. „Bitte, fang nicht wieder damit an. Und nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht haben, sollten wir uns doch duzen, finde ich.“
„Na gut.“ Sie nickte.
„Ich kenne ein Café, wo es fantastischen Kaffee gibt“, sagte er. „Wie wär’s?“
Kaffee. Das war ihr Problem. Sie hatte heute Morgen nicht ihre tägliche Dosis Koffein bekommen. Deshalb fühlte sie sich so aufgedreht und zittrig. Es lag weder am Unfall noch an Jack.
Er fuhr auf einen Parkplatz und stellte den Motor aus.
„Hier kannst du nicht parken.“ Überall wiesen Schilder daraufhin, dass der Parkplatz ausschließlich für Kunden des Snow- und Skateboard-Ladens reserviert war.
Er würdigte die Schilder keines Blickes. „Das stört niemanden.“
Konnte diesen Mann eigentlich gar nichts aus der Ruhe bringen? Schmunzelnd steckte er ihre Autoschlüssel ein, während er auf dem Fußweg neben ihr herhumpelte. Sie versuchte, nicht hinzusehen, doch das schlechte Gewissen nagte an ihr. Dann packte er sie am Oberarm und dirigierte sie zum Eingang des Cafés. „Setz dich.“ Er blieb vor dem erstbesten Tisch stehen. „Ich besorge dir einen Kaffee.“
Kelsi ließ sich auf den Stuhl sinken, stützte die Ellbogen auf den Tisch, schloss die Augen und legte den Kopf in die Hände. Der Kaffee würde sie hoffentlich wieder zur Vernunft bringen.
Nachdenklich betrachtete Jack die leichenblasse, zierliche Frau. Man hätte meinen können, nicht er, sondern sie sei angefahren worden. Ehrlich gesagt, hatte das Auto ihn kaum berührt. Er hatte mit der Faust auf die Kühlerhaube geschlagen und war rechtzeitig zur Seite gesprungen. Dabei hatte er sich allerdings sein verletztes Knie verrenkt – deshalb das Humpeln. Die Operation war schon ein paar Wochen her, doch jetzt fühlte es sich an, als wäre sie gestern gewesen. Hoffentlich konnte er trotzdem bald wieder mit dem Training anfangen.
Zwei dampfende Tassen Kaffee in der Hand, kehrte er an den Tisch zurück. Als er Kelsis schmalen Rücken und die zerzauste Frisur sah, unterdrückte er ein Lachen.
Er stellte die Getränke auf den Tisch, riss drei Zuckertütchen auf und schüttete den Inhalt in die erste Tasse. Nachdem er die Flüssigkeit mit einem Löffel umgerührt hatte, schob er die Tasse Kelsi hin.
„Ich nehme keinen Zucker.“ Zusammengesunken auf ihrem Stuhl, lächelte sie schwach.
„Heute schon.“ Stark, heiß und süß. Es war genau das, was sie brauchte.
Er sah zu, wie sie erst vorsichtig einen kleinen Schluck trank, dann gierig mehr. Seufzend atmete sie aus.
„Besser?“ Er musste lachen.
„Viel besser.“
Ja, ihre sonderbar gefärbten Augen schienen die Umwelt wieder wahrzunehmen, und sie saß wieder gerade. Und das war gut, denn als sie sich zurückgelehnt hatte, war der Träger von ihrem Kleid verrutscht. Er hatte den Spitzenbesatz von einem hübschen schwarzen BH gesehen, aber jetzt war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um an Sex zu denken. Und das tat er – und zwar, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
Aber das war nicht der Grund, warum er sie zu einem Kaffee eingeladen hatte. Nein, das hatte er getan, um sie zu beruhigen. Er hatte das schlechte Gewissen in ihrem Gesicht gesehen, weil sie glaubte, sie sei schuld an seinem Knie. Er musste sie von dieser Last befreien, denn obwohl sie sich so cool und ganz in schwarz kleidete, gehörte sie bestimmt zu den Menschen, denen so etwas schlaflose Nächte bereitete. Hinter der Fassade der abgebrühten Großstadtgöre erkannte er das verletzliche Mädchen.
Doch zunächst musste er sich um etwas anderes kümmern. Schmunzelnd stand er auf und ging um den Tisch herum. Sie erstarrte, als er sie berührte.
„Halt still“, murmelte er. „Sonst machst du es nur noch schlimmer.“
Als Kelsi begriff, dass der Kamm sich in den Locken ihres Hinterkopfs verfangen hatte, stöhnte sie auf. Jack nahm ihre geröteten Wangen und ihren beschleunigten Atem mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis. Er hatte also eine gewisse Wirkung auf sie.
Ausgezeichnet. Denn noch immer schwirrte in seinem Kopf der Gedanke an Sex herum. Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, ihr Haar zu entwirren, doch aus der Nähe kam ihm ihr Haar ungewöhnlich lockig, schockierend blond, aber auch weich vor. Es duftete süß nach Blumen. Wie ihre Augenfarbe war auch die Haarfarbe nicht echt, doch ihre ursprüngliche Haarfarbe musste relativ hell sein, denn sie hatte keinen dunklen Ansatz. Oder vielleicht waren sie frisch gefärbt. Jack kannte sich mit Blondinen aus, doch noch nie hatte er ein Blond gesehen, das so schlohweiß war. Oder so zerzaust.
Er schluckte. Mit trockenem Mund beugte er sich vor, um den Kamm aus ihrem Haar zu befreien, ohne ihr wehzutun. Ihr Duft war betörend. Sie erregte ihn, wie ihn lange keine Frau mehr erregt hatte – und Jack war, was Sex anging, kein Kind von Traurigkeit.
Normalerweise jedenfalls nicht. Die Knieoperation hatte ihm jede Art von Spaß für eine Weile verleidet – im Schnee wie auch im Schlafzimmer. Das war sicher auch der Grund, warum er so heftig auf diese Frau reagierte, denn eigentlich war sie gar nicht sein Typ. Er mochte starke, athletische Frauen, die ihm etwas entgegenzusetzen hatten, keine mageren Dinger, die aussahen, als könnte der Wind sie umpusten.
Und schon gar nicht stand er auf übertrieben gefühlsbetonte oder gar anhängliche Frauen. In seinem Leben war dafür kein Platz. Doch wie herzzerreißend sie ihn mit ihren Rehaugen angesehen hatte, als sie glaubte, sie hätte ihn verletzt, wie sie die Tränen fortgeblinzelt hatte, mit bebenden Lippen …Überhaupt: ihre rosigen Lippen. Im Gegensatz zum Rest waren die echt und ungeschminkt – und sehr verführerisch.
Jack hätte Kelsi gern getröstet.
Er hätte gern noch viel mehr mit ihr angestellt, als sie nur getröstet, hätte gern von den Köstlichkeiten genascht, die dieses bodenlange Trauerkleid verbarg.
Die Phase seiner Enthaltsamkeit würde noch andauern. Das war das Problem. Seit er wusste, dass ihm wahrscheinlich vier weitere sexfreie Wochen bevorstanden, konnte er an nichts anderes mehr denken als an Sex. Nur deshalb fiel es ihm plötzlich sogar in einem gut besuchten Café schwer, sich zu beherrschen. Nur deshalb fühlte er sich zu einer Frau hingezogen, die als Gespielin ungefähr so gut zu ihm passte wie ein Piranha zu einem Zierfisch.
Vorsichtig löste Jack den Kamm. Es dauerte länger als gedacht, doch das störte ihn nicht weiter. Dass er eine masochistische Ader hatte, war ihm gar nicht bewusst gewesen. Und so genoss er die bittersüße Qual, Kelsi wie zufällig mit den Fingern zu streifen, und widerstand mühsam der Verlockung, sie so zu berühren, wie er gern gewollt hätte. Zähneknirschend versuchte er, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren und das Verlangen, das durch seine Adern pulsierte, zu unterdrücken.
Unmöglich. Wie eine blasse faszinierende Statue saß sie vor ihm, ihre Verlegenheit greifbar. Doch da war noch mehr.
Jack war es gewohnt, begehrt zu werden, und er genoss es. Daher kannte er die Signale. Manchmal ignorierte er sie, manchmal nicht.
Da sein Knie endlich aufgehört hatte zu schmerzen, wusste er, dass er diesem ungewöhnlich heftigen Verlangen nachgeben würde. Obwohl es vielleicht unpassend war, konnte er nicht widerstehen. Er liebte Überraschungen. Die Herausforderung. Das Leben am Abgrund.
Was kümmerte es ihn, dass ihm nur vierundzwanzig Stunden blieben? Dass er eigentlich zu einem langweiligen Meeting musste? Das machte die Sache umso reizvoller. Jack Greene wusste, wie man das Leben genoss.
2. KAPITEL
Kelsi war wie gelähmt. Als Jack den limonengrünen Kamm vor ihr auf den Tisch legte, wagte sie nicht, ihm in die Augen zu sehen. Während er sich auf den Stuhl ihr gegenüber setzte, murmelte sie ein kaum hörbares Danke.
Am liebsten wäre sie aufgestanden und gegangen. Doch hatte sie dieses Prachtexemplar von einem Mann fast überfahren, und statt es wiedergutzumachen, hatte sie sich von ihm zu einem Kaffee einladen lassen. Wie konnte sie ihn da einfach stehen lassen? Sie musste bleiben – allein aus Höflichkeit. Außerdem hatte er sowieso noch ihren Autoschlüssel. Ihren Termin im Schönheitssalon konnte sie also vergessen.
Kaum sah sie ihn an, war es um ihre Gemütsruhe wieder geschehen. Seine Augen funkelten gefährlich, und er musterte sie schamlos. Kelsi unterdrückte den spontanen Impuls, sich mit der Zunge über die Lippen zu fahren. Ein attraktiver Mann wie er war es zweifellos gewohnt, eine hypnotisierende Wirkung auf Frauen zu haben. Daher auch das verführerische Lächeln, das sich jetzt auf seinem Gesicht ausbreitete.
Statt sich mit der Zunge über die Lippen zu fahren, trank sie noch einen Schluck Kaffee. Die Wärme tat ihr gut und vertrieb auch den Rest des kalten, unguten Gefühls. Noch während sie schluckte, begann ihr Gehirn wieder zu arbeiten. Endlich.
Wenn sie es vermied, ihm in die Augen zu sehen, kam sie vielleicht wieder zur Vernunft. Um Jack aus dem Kopf zu bekommen, versuchte sie, ihn in eine Schublade zu stecken. Doch er war einfach zu groß, zu durchtrainiert, zu atemberaubend, um in eines der Fächer in ihrem Kopf zu passen.
Tief durchatmen.
Erneut ließ er sein megacharmantes Lächeln aufblitzen, aber sie war schlau genug, stattdessen in ihre Kaffeetasse zu starren. Nur noch ein Schluck, und sie hatte ausgetrunken. Dann konnte sie gehen.
„Wo wolltest du eigentlich so eilig hin?“, fragte er, als sie die Tasse an den Mund hob.
Während sie die Tasse wieder sinken ließ, spürte sie, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. „Nirgendwohin.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Ach, komm. Nun sag schon.“
„Zu einem Schönheitssalon“, gestand sie widerstrebend.
„Wohin?“ Sein Unverständnis wirkte gespielt.
„Zu einem Schönheitssalon“, wiederholte sie klar und deutlich. Und zwar dem exklusivsten der Stadt. Ihre Kollegen waren offenbar der Meinung, dass sie es nötig hatte – und dieser Jack sicher auch.
„Und was wolltest du dort?“
„Gesichtsbehandlung, Massage, Haare.“ Achselzuckend hob sie die Tasse an den Mund.
„Schneiden oder waxen?“
Fast hätte sie sich am Kaffee verschluckt. „Schneiden.“ Das war natürlich gelogen, und sofort spürte Kelsi, wie sie rot wurde. So eine Frechheit!
Jetzt schmunzelte er. Offensichtlich machte er sich über ihre Pläne für den heutigen Tag lustig, und dummerweise hatte sie auch noch das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen – obwohl es gar nicht ihre Idee gewesen war. „Ich habe seit vier Monaten keinen einzigen Tag frei gehabt. Mein Boss meinte, ich soll neue Kraft tanken.“
„Ob ein Schönheitssalon dafür der richtige Ort ist?“
Nein. Kelsi hätte eine Kunstgalerie vorgezogen. Am liebsten eine in Paris. Eines Tages würde sie wirklich dorthin reisen – wenn sie beruflich auf festen Beinen stand.
„Wie wäre es mit etwas frischer Luft? Ein kleiner Spaziergang? Würde das nicht eher die Energiereserven ankurbeln?“
Ein Frischluftfanatiker. Natürlich. Sicher liebte er Extremsportarten wie Freeclimbing, brauchte den Nervenkitzel, um sich lebendig zu fühlen. Sie konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen. Sie wollte sich einfach nur entspannen – und ausruhen. „Frische Luft ist nicht gut für meine Haut“, erklärte sie mit einer hilflosen Geste.
„Ach nein?“
War der Mann denn blind? Sie war praktisch ein Albino. Na ja, abgesehen von den hunderten von Sommersprossen. „Ich verbrenne leicht.“
„Du könntest ja einen Hut tragen.“
Mit Unschuldsmiene riss sie die Augen auf und klimperte kokett mit den Wimpern. „Und mir die Frisur ruinieren?“
Sein Blick wanderte kurz zu ihrer Frisur, ehe er ihr wieder in die Augen sah. Für den Bruchteil einer Sekunde blickten sie sich nur an.
Dann fingen beide gleichzeitig an zu lachen. Kelsi schüttelte den Kopf über ihren lahmen Witz, doch sein Lachen wärmte sie mehr als der belebende Kaffee, den sie gerade getrunken hatte.
„Ich sage dir etwas, Mrs. Schönheitssalon, da du deinen Termin verpasst hast, biete ich dir als Ausgleich einen Tag an der frischen Luft an. Danach geht es dir bestimmt besser.“
Es fiel ihr schwer, das Prickeln auf ihrer Haut zu ignorieren, als sie in seine verführerisch blauen Augen blickte. Hatte sie sich bei dem Unfall am Kopf verletzt? Denn es kam ihr so vor, als würde der Typ mit ihr flirten. Und das konnte einfach nicht sein. „Äh …“
„Ach, komm schon. Wir werden bestimmt Spaß haben.“
„Draußen kann man keinen Spaß haben.“
„Du hast Angst.“ Sein Blick verriet, dass er sie provozieren wollte.
„Nein“, widersprach sie. „Ich bin nur nicht … interessiert.“
„Wirklich nicht?“ Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Auch nicht ein ganz kleines bisschen?“
Sie schluckte. Zweifellos wusste er, wie gut er aussah.
„Willst du ernsthaft behaupten, ein Tag an der frischen Luft würde mir besser bekommen als ein Tag im Schönheitssalon?“, brachte sie schließlich hervor.
„Hundert Mal besser.“
„Das ist eine gewagte These.“ Sie trank den letzten bitteren Tropfen von ihrem Kaffee und rümpfte die Nase.
„Nimmst du mich beim Wort?“
Während sie darüber nachdachte, wich sie seinem Blick aus. Dabei bedurfte es keiner langen Überlegung. Für den Schönheitssalon war es jetzt sowieso zu spät. Und zur Arbeit konnte sie auch nicht. Als einzige weibliche Webdesignerin empfand Kelsi einen gewissen Druck, besser als die Männer zu sein, doch die vielen Überstunden der letzten Wochen hatten sie ausgepowert – und ihr Boss hatte das bemerkt. Daher die Sache mit dem Schönheitssalon. Im Büro durfte niemand erfahren, dass sie nicht hingegangen war.
Und was sollte sie sonst tun? Seit sie hierhergezogen war, hatte sie immer nur gearbeitet und keine Zeit gehabt, außerhalb des Jobs Leute kennenzulernen. Um ehrlich zu sein, hatte sie auch mit ihren Kollegen kaum Kontakt, die im Gegensatz zu ihr am liebsten vor dem Computer hockten. Solche Sorgen hatte jemand, der so charmant und attraktiv wie Jack war, mit Sicherheit nicht.
„Hast du etwas Besseres vor?“
„Eigentlich nicht. Nein.“ Plötzlich klang sein Angebot äußerst verlockend. „Aber was springt für dich dabei heraus?“
„Dich für die gute Sache zu gewinnen, ist Belohung genug.“
„Die Fraktion der Frischluftfanatiker, meinst du?“
„Allerdings müssen wir etwas anderes zum Anziehen für dich finden.“ Seine Augen funkelten.
Kelsi erstarrte. Wollte er ihr etwa vorschreiben, was sie anziehen sollte?
„Ich dachte, mit zwanzig ist man allmählich zu alt dafür, sich wie ein Grufti zu kleiden.“
Sein Lächeln war so warm, dass Kelsis Zorn sogleich wieder verflog. Wenn sie seinen Gesichtsausdruck richtig deutete, gefiel ihm ihr Kleid sogar.
„Ich bin kein Grufti“, erklärte sie, während sein glühender Blick auf ihrer Haut brannte.
„Dann Emo? Dieses ganze Vampir-Zeug?“, fragte er vorsichtig. „Blasse Haut, gefärbte Kontaktlinsen und weite schwarze Klamotten.“
Kelsi verschränkte die Arme, um ihre Nervosität – und ihre aufgerichteten Brustspitzen – zu verbergen. „Weder noch. Ich wechsle meine Haar- und Augenfarbe ständig. Und für meine blasse Haut kann ich nichts.“ Mit den weiten schwarzen Kleidern hatte er allerdings recht. „Und das Kleid trage ich, um mich vor der Sonne zu schützen.“
Wieder musterte er sie von Kopf bis Fuß, und fast wünschte sie, sie hätte nicht ausgerechnet heute ein eng anliegendes Kleid mit Spagettiträgern angezogen, sondern ihre üblichen zehn Schichten Stoff.
„Siehst du, du bist doch ein Vampir.“ Er schmunzelte. „Du versteckst dein wahres Ich.“
„Im Gegenteil“, tat sie seine alberne Bemerkung ab. „Durch meine Kleidung drücke ich mich aus. In meiner Branche ist man kreativ.“
„Und deshalb musst du so flippig wie möglich aussehen? Mit gefärbten Haaren und unnatürlichen Augen?“ Mit bohrendem Blick beugte er sich vor. „Welche Farbe haben die eigentlich wirklich?“
Sie senkte den Blick. „Nichts Aufregendes.“
„Nein?“
„Manche Leute wechseln ständig ihre Handtaschen oder ihre Schuhe oder beides. Ich wechsle meine Augenfarbe oder das Muster.“
„Das Muster?“ Skeptisch zog er die Augenbrauen hoch. „Augenmuster?“
„Klar.“ Ihre Kontaktlinsensammlung umfasste die kuriosesten Stücke. Oft erlag sie der Versuchung, im Internet einzukaufen.
„Warum?“
„Warum nicht?“ Weil es anders war. Da sie weder hübsch noch schön war, musste sie sich eben auf andere Weise von der Masse abheben.
„Du bist wie ein Chamäleon. Du hoffst, dass die Leute nicht durch die Oberfläche hindurchsehen können.“ Er hatte sie durchschaut. Einfach so. Er trank seinen Kaffee aus und stand auf. „Na, dann los. Wenn das Sonnenlicht dir nicht den Garaus macht, sollten wir gehen.“
Es war nicht die Sonne, die ihr den Garaus machte. Es war dieser Mann.
Draußen warf er ihr die Autoschlüssel zu. „Ich muss nur kurz etwas holen. Bin in einer Minute zurück.“
Sie fing die Schlüssel auf und sah ihm nach, wie er über den Parkplatz zum Snowboardladen humpelte.
Das war ihre Gelegenheit zu fliehen. Einfach ins Auto steigen, den Fuß aufs Gaspedal, zum Schönheitssalon fahren und sich für die Verspätung entschuldigen. Doch das würde sie schön bleiben lassen. Als würde sie sich die Gelegenheit entgehen lassen, den Tag mit einem Mann zu verbringen, der aussah, als sei er einem Katalog für Sportbekleidung entsprungen.
Vielleicht war sie anders, aber verrückt war sie nicht.
Sie setzte sich ins Auto und zog den Fahrersitz wieder vor, damit ihre Füße das Gaspedal erreichten. Wie versprochen war er nach einer Minute zurück, in der Hand eine schicke recyclebare Tüte mit dem Logo des Ladens.
„Hast du da Freunde?“
Statt einer Antwort zwinkerte er ihr zu und legte die Tüte auf den Rücksitz. „Bist du sicher, dass du wieder fahren kannst?“
Unbeirrt schloss sie die Finger ums Lenkrad. „Mir geht es gut.“
Er beugte sich zu ihr hinüber. „Keine dringenden Termine in Sachen Schönheitspflege mehr?“ Seine Stimme klang wie Schokoladensauce, zart schmelzend und verführerisch.
„Ich denke, die Fußgänger dieser Stadt sind jetzt vor mir sicher“, murmelte sie, doch ihr Puls raste.
„Schön. Dann fahr die erste links.“
Genau das tat sie, und es dauerte keine hundert Meter, bis sie an einer roten Ampel halten musste. Natürlich. Doch während sie standen, beugte Jack sich vor und griff mit seinem langen Arm zwischen ihren Beinen hindurch.
„Was tust du da?“, keuchte sie. „Ich versuche, Auto zu fahren.“ Fassungslos hob sie beide Hände vom Lenkrad. Sein Kopf befand sich praktisch auf ihrem Schoß! „Lass das.“ Eigentlich meinte sie es nicht so. Die sündigsten Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als sie seinen dunklen Schopf zwischen ihren Schenkeln sah … „Wir haben Rot. Ich versuche, mich zu konzentrieren.“
Was im Moment vollkommen unmöglich war. Er bewegte seine Hand, rieb seine Schulter an ihrem Bein und zog die Handbremse zwischen ihnen. Dann bückte er sich erneut zwischen ihre Beine. Seine Hand umkreiste ihren Knöchel, ehe er ihren Fuß einen Zentimeter anhob und ihr den Schuh auszog.
„Jack!“
Zufrieden lächelnd richtete er sich wieder auf, den Schuh in der Hand. „Mit solchen Schuhen kannst du nicht sicher Auto fahren. Geschweige denn laufen.“
„Doch, ich kann“, stieß sie hervor. „Wenn du so klein wärst wie ich, was du eindeutig nicht bist, würdest du das verstehen.“
„Ich will nur lebend ankommen.“
Empört stieß sie die Luft aus. Als die Autos hinter ihr ungeduldig zu hupen begannen, fiel ihr ein, dass sie erst die Handbremse lösen musste. Ärgerlicherweise war es tatsächlich leichter, barfuß zu fahren – doch das würde sie ihm gegenüber natürlich nicht zugeben. „Das war echt gefährlich.“
„Nicht gefährlicher, als sich bei Rot die Haare zu kämmen. Diesmal war wenigstens die Handbremse angezogen.“
„Wo fahren wir überhaupt hin?“ Sie zog es vor, das Thema zu wechseln.
„Erstmal geradeaus.“ Er lächelte charmant. „Macht es dir etwas aus, in den Bergen zu fahren?“
„Hör auf, meine Fahrkünste anzuzweifeln. Die Berge machen mir nichts aus.“ Innerlich knirschte sie mit den Zähnen, denn in Wahrheit war sie nicht besonders geübt darin, in den Bergen zu fahren. Doch das würde sie ihm bestimmt nicht auf die Nase binden.
„Auf der Strecke gibt es ein paar Haarnadelkurven. Wenn du willst, kann ich fahren.“
Statt einer Antwort gab sie Gas. Nur wenige Minuten später fuhren sie stadtauswärts den Berg hinauf, in Richtung der Halbinsel, die der Stadt vorgelagert war. Die Berge waren karg und braun – keine Bäume oder Sträucher, nur im Wind wogende Grasbüschel. Vor dem strahlend blauen Himmel sahen die Berge majestätisch aus. Kelsi genoss den Anblick der nackten glatten Felsen vor dem klaren Himmel und dem blauen Wasser. Bis eine dieser Haarnadelkurven kam.
„Soll ich die Klimaanlage anschalten?“
Also hatte er bemerkt, dass sie schwitzte.
„Die funktioniert nicht.“ Eines von vielen Dingen, um die sie sich irgendwann kümmern musste.
„In der Stadt solltest du sowieso lieber zu Fuß gehen.“
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
„Ökologischer Fußabdruck“, erklärte er mit gespieltem Vorwurf in der Stimme.
„Meine Absätze hinterlassen jedenfalls kaum einen Fußabdruck.“
Er lachte und schwieg dann. Den Weg musste er nicht erklären, denn es gab sowieso nur diese eine Straße, der sie folgen konnte. Außerdem musste sie sich konzentrieren und durfte sich nicht von dem Adonis ablenken lassen, neben dem ihr Auto kaum größer als eine Streichholzschachtel wirkte. Doch nachdem das schlimmste Stück der Serpentinen überstanden war, begann sie, sich zu entspannen und den weiten Blick über bronzefarbene Erde, blauen Himmel und glitzerndes Wasser in sich aufzunehmen. Das Schweigen war nicht unangenehm. Es fühlte sich gut an – als hätten sie den ganzen Lärm, den ganzen Stress der Großstadt hinter sich gelassen.
„Also, Kelsi, ich bin neugierig. Warum musst du neue Energie tanken? Was hast du für einen Job, der so stressig ist?“
„Computer“, antwortete sie. „Webdesign.“
„Du sitzt den ganzen Tag vor dem Computer?“
„Und weißt du, was das Schlimmste ist?“ Lächelnd trat sie das Gaspedal durch. „Es gefällt mir.“
Jack schüttelte den Kopf. „Verrückt.“
Er bat sie, links abzubiegen, als die Straße sich gabelte. Die Schotterpiste führte bergab Richtung Meer. Und dann war sie plötzlich zu Ende. Kelsi parkte unter einem der wenigen Bäume. Auf einem Schuh humpelnd, stieg sie aus. Jack nahm die Tasche vom Rücksitz und zog etwas heraus.
„Was ist das?“ Sie starrte ihn an.
Sein Lächeln war unverschämt breit. „Wonach sieht es denn aus?“
„Du glaubst doch nicht, dass ich das anziehe?“
„Im Laden gab es keine Sonnencreme. Und ich wette, du hast keine dabei.“
Nein, hatte sie nicht. Weil sie immer, immer, immer im Schatten blieb. Resigniert nahm sie den riesengroßen, breitkrempigen Hut und setzte ihn auf.
„Ich habe auch ein Tuch für deine Schultern.“
Sie nahm den Stoff und ermahnte sich, den Blickkontakt mit Jack zu meiden. Sonst musste sie ständig grinsen wie ein Idiotin.
„Ich hatte so ein Gefühl, dass dir die Farbe gefallen würde.“
Es war schwarz. Wie alles, was sie trug.
„Wie überaus scharfsinnig von dir.“ Das Tuch um die Schultern geschlungen, ging sie ein paar Schritte. Dann blieb sie stehen. „Wie soll ich so laufen?“
„Vielleicht solltest du den anderen Schuh auch noch ausziehen. Mach dir die Füße nass.“
„Mach dir die Füße schmutzig, meinst du wohl.“ Mit einem Blick auf den Sand unterdrückte sie ein Schaudern. „Ich hasse den Strand. Alles, was beißt oder sticht, hat es auf mich abgesehen. Man sieht die Insekten über mir kreisen, ehe sie zum Sturzflug ansetzen.“
„Du musst süßes Blut haben.“
„Und wer klingt jetzt wie ein Vampir?“ Verschmitzt sah ihn an. „Sand mag ich auch nicht. Der kratzt.“
„Dann kann ich dich wohl nicht überreden, dich mit mir in die Wellen zu stürzen?“
„Wie bitte?“ Abrupt blieb sie stehen.
„Wellenreiten“, erklärte er und zwinkerte ihr zu. „Hast du keine Lust, zu surfen? Ich weiß, wo wir uns zwei Neopren-Anzüge leihen können.“
„Ich surfe nicht, und ich trage bestimmt keinen Neopren-Anzug.“ Ihr Schaudern ließ sich nicht länger unterdrücken.
Er lachte. „Gleich erzählst du mir noch, dass du nicht im Meer schwimmst.“
„Nie“, gab sie verlegen zu. „Ich bade lieber im Swimmingpool.“
„Mit all den Chemikalien?“
Okay. Sie wusste, das war albern. Aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn ein bisschen zu provozieren. „Ist das Meer nicht viel verschmutzter?“
„Nicht an diesem Strand.“
In einer dramatischen Geste legte sie die Hand an ihr Herz. „Aber dort könnten Haie sein.“
„Oder freundliche Delfine.“
„Oder Quallen.“ Sie wedelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum.
„Wunderschöne Seesterne und Muscheln.“ Lächelnd fing er ihre Hände und hielt sie fest. „Gib es auf, du kannst nicht gewinnen. Die Natur mag Gefahren bergen, aber ihre Schönheit ist das Risiko wert.“
Kelsis Argumente waren erschöpft. Zu abgelenkt war sie von dem Wunder der Natur, das sich vor ihr entfaltete. Die meerblauen Augen, das etwas struppige dunkle Haar und die goldene Haut, ganz der athletische Surfertyp. Lässig und naturverbunden, kein Gramm Fett, dafür umso mehr Muskeln. Selbst in seinem lockeren Griff spürte sie seine Kraft.
Ihr letztes Date mit so einem attraktiven Mann war sehr, sehr lange her. Okay, zugegeben, es war ihr erstes.
Und der Typ war wirklich zum Anbeißen.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie außer Atem war – fast keuchte sie – dabei hatten sie den Abstieg über die Dünen zum Wasser noch nicht einmal begonnen. Sie befreite ihre Hände aus seinem Griff und zwang sich, ihn nicht länger anzustarren. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, dass ihr bei seinem Anblick förmlich das Wasser im Mund zusammenlief. Damit er nicht sah, dass sie rot wurde, drehte sie sich rasch um und tat so, als würde sie die Landschaft bewundern.
Kein anderes Auto auf dem Parkplatz, keine Menschenseele in der kleinen Bucht, keine Boote in der Ferne am Horizont. Es hatte den Anschein, als wären sie die beiden letzten Menschen auf der Erde.
Irgendwie ein befreiender Gedanke.
Als sie sich wieder umdrehte, schlüpfte Jack gerade aus seinen Schuhen und deutete vielsagend auf den einen, den sie noch am Fuß trug. Seufzend zog sie ihn aus und ignorierte den weichen, warmen Sand unter ihren Füßen.
Das war doch verrückt. Total verrückt. Sie war mit einem fremden Mann an einem einsamen Strand. Sie war in der Sonne.
Aber es war himmlisch.
Während Jack neben ihr herging, warf sie ihm einen verstohlenen Blick zu. Sein Humpeln war kaum noch zu sehen – Gott sei Dank. Aber irgendetwas schien ihn zu amüsieren, denn er lächelte in sich hinein.
„Was?“
Da lachte er, und Kelsi begriff, dass es längst zu spät war. Sie war dem Zauber der Umgebung bereits erlegen. Obwohl sie wusste, dass sich die Sandfliegen zum Angriff bereitmachten, obwohl sie die gefährliche Kraft der Sonne spürte. Ihre Lungen füllten sich mit frischer Luft, und sie befand sich in Gesellschaft eines Mannes, der selbst wie eine frische Brise war.
Der Knoten in ihrem Bauch löste sich. Das Büro war meilenweit weg, ihr Computer war meilenweit weg, der Stress war meilenweit weg. Stattdessen gab es nur das tiefe Blau des Meeres und des Himmels, das bis zum Horizont reichte. Und die Wärme unter ihren Füßen und auf ihrer Haut ließ auch die Kälte in ihrem Innern schmelzen.
Jack ging zwei Meter hinter ihr im flachen Wasser, und sie hörte das sanfte Platschen, das seine Füße mit jedem Schritt machten.
„Was ist deine liebste Jahreszeit?“, fragte er unvermittelt. „Sicher der Winter, oder?“
„Ja.“ Sie musste selbst darüber lächeln, wie berechenbar sie war.
„Meine auch.“
„Niemals.“ Überrascht drehte sie sich um und lief rückwärts weiter, um ihn ansehen zu können.
„Doch.“ Er nickte. „Mein ganzes Leben reise ich dem Winter hinterher.“
Sie runzelte die Stirn. „Dabei bist du so braun.“
Er lachte. „Weil ich mich hier den Sommer über erholt habe.“ Mit der Hand rieb er sich das Knie. „Das ist eine alte Verletzung. Daran hast du keine Schuld.“
„Wirklich?“
„Vor ein paar Wochen wurde ich operiert. Morgen fliege ich zur Reha nach Kanada. So langsam muss ich wieder mit dem Training anfangen.“
„Training wofür?“
Er lächelte ein wenig verlegen. „Ich bin Snowboarder.“
Jetzt blieb sie ganz stehen. „Beruflich?“
„Professioneller Snowboarder. Ja.“
„Im Ernst?“ Kein Wunder, dass er so durchtrainiert aussah. Sie musste ein nervöses Kichern unterdrücken. Nie zuvor war sie einem Berufssportler so nah gekommen.
„Dann …“ Sie räusperte sich. „… trainierst du für die Olympischen Spiele?“
„Die Olympischen Spiele sind erst wieder in ein paar Jahren. Bis dahin gibt es noch ein paar andere wichtige Meisterschaften zu gewinnen. Aber ja, langfristig trainiere ich auch für die Olympischen Spiele.“
„Hast du schon mal teilgenommen?“
Er lächelte. Oh, mein Gott, er hat!
„Aber nächstes Mal hole ich Gold.“ Sein Lächeln war verschwunden. Zum ersten Mal wirkte er absolut ernst.
Und sie glaubte ihm. „Du reist also mit den Jahreszeiten? Zwischen hier und Kanada?“
„Oder Frankreich, China.“ Er nickte. „Wo immer es den besten Schnee gibt.“
„Wie finanzierst du das? Hast du einen Sponsor?“
Für eine Sekunde blitzte Überraschung in seinen Augen auf. Sie wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass professionelle Snowboarder besonders gut verdienten. Es war schließlich nicht Fußball und ständig auf den Titelseiten.
„Äh, so ähnlich.“ Er nickte. „Bist du schon mal Snowboard gefahren?“
Sie schüttelte den Kopf und ging weiter.
„Ski?“
„Nein.“
„Aber ich dachte, du magst den Winter.“
„Das tue ich.“ Sie schlang die Arme um den Körper. „Wenn ich gemütlich vor dem Kamin sitzen kann.“
„Nach einem Tag auf der Piste vielleicht.“
Wieder schauderte sie.
„Solltest du bei Gelegenheit mal versuchen.“ Seine Stimme klang warm. „Du wirst sehen, ich habe recht. Wie hiermit.“
Sie hörte Wasser spritzen, und als sie sich umdrehte, sah sie gerade noch, wie er ein zweites Mal ins Wasser trat, sodass die Gischt den Saum ihres Kleides durchnässte.
„Ist doch gar nicht so schwer, oder?“, fragte er.
„Was?“ Ihr war, als würden in ihrem Bauch Luftblasen sprudeln.
„Sich geschlagen zu geben.“
Ohne nachzudenken, ging sie durch das Wasser auf ihn zu. Es war überhaupt nicht so kalt, wie sie erwartet hatte.
Entspannt lächelte er ihr entgegen. Selbstbewusst. Erfolgreich. Attraktiv.
Und interessiert. Sie konnte es kaum glauben, aber sein Lächeln ließ daran keinen Zweifel. Noch nie hatte jemand sie so unverhohlen gemustert. Schon gar niemand, der so attraktiv war.
Es war wie ein Rausch. Sie fühlte sich stärker und schöner und kühner als je zuvor in ihrem Leben. Plötzlich erwachte die Femme fatale in ihr. Wilde, schamlose Gefühle. Und in der Hitze der Mittagssonne gab sie ihrem Verlangen nach.
„Jetzt bin ich ganz feucht“, sagte sie. Ihre Blicke trafen sich. „Willst du nicht zu Ende bringen, was du angefangen hast?“
Seine Augen funkelten, als er auf sie zuschritt, und er lächelte verführerisch. Seine Stimme klang heiser. „An was hast du denn gedacht?“
Erregung ergriff von jedem Muskel ihres Körpers Besitz. Sie neigte den Kopf zurück, um den Blickkontakt zu halten. „Schlaf mit mir.“
3. KAPITEL
Mit den Fingerspitzen strich Jack über ihre Schlüsselbeine, dann hob er ihr Kinn an. „Bist du sicher?“
Wildes Verlangen durchströmte Kelsi. „Ja“, flüsterte sie.
Von der Sonne geblendet, schloss sie die Augen, als er sich zu ihr hinabbeugte. Ganz sanft streifte er ihre Lippen – hin und her – bis sie den Mund ganz leicht öffnete und sich auf die Zehenspitzen stellte, nach mehr verlangend.
Die Hände an ihrem Hinterkopf tauchte er mit der Zunge in ihren hungrigen Mund. Er streichelte sie – wild und leidenschaftlich und mit eindeutigen Absichten. Seine Direktheit erregte Kelsi umso mehr. Die Wucht ihres Verlangens überraschte sie – wie von seiner sinnlichen Ausstrahlung entfesselt, pulsierte es durch ihre Adern. Obwohl sie sich vom ersten Moment an zu ihm hingezogen fühlte, hatte sie die Chemie zwischen ihnen unterschätzt. Nach diesem ersten Kuss waren alle Hemmungen, jede Zurückhaltung, jedes Zögern vergessen.
„Kelsi“, murmelte er wenige Millimeter vor ihrem Mund. „Ich fliege morgen nach Kanada.“
Seine Worte drangen wie durch einen Nebel zu ihr. „Schön.“
Er lachte leise. „Ja, aber …“
„Schon gut, Jack.“ Sie fuhr mit den Fingern über sein Kinn. „Lass uns diesen Nachmittag einfach genießen.“
Hier an diesem Strand, an den seit ewigen Zeiten die Wellen schlugen, hatte sie das Gefühl, dass der Nachmittag so endlos war wie das Universum selbst. Dass Jack morgen fort sein würde, war einfach perfekt. So konnte sie nicht verletzt werden, wie so oft in der Vergangenheit. Zu oft. Es war ein befreiendes Gefühl, nur im Hier und Jetzt zu leben.
Er blickte ihr forschend in die Augen, bis er mit dem, was er sah, zufrieden schien. Und das sollte er auch, denn er fand absolute Hingabe darin. Es war, als hätte er einen Schalter in ihr umgelegt, doch sie hatte nicht geahnt, dass sie so leidenschaftlicher Gefühle überhaupt fähig war.
Jack war so groß, dass sie sich zurückneigen musste, um ihn zu küssen. Doch das war gut, denn er presste sie fest an sich, und die Berührung ließ ihre Nervenenden prickeln. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich danach, mit ihm zu verschmelzen.
Es gelang ihr nicht, die Hüften stillzuhalten, jetzt, wo sie der Erfüllung so nah war. Eine Hand an ihrem Rücken, zog er sie noch näher, ahmte die Bewegungen der Vereinigung nach, sodass sie vor Lust schier verging.
Sekunden später war sie kurz davor, den Gipfel zu erreichen, stöhnte in seinen Mund, während die geballte sexuelle Energie in ihrem Körper danach drängte, sich zu entladen. Als er sich erneut von ihr löste, stöhnte sie noch lauter. Doch er ging um sie herum, Küsse auf ihrem Gesicht und ihrem Hals verteilend, bis sie nach Atem rang. Mit den Fingern strich er über ihre Schultern, spielte mit den dünnen Trägern von ihrem Kleid. Bis er hinter ihr stand, sodass sie beide zum Horizont blickten. Doch war sie blind dafür, hilflos verloren in diesem Moment der Sinnlichkeit.
Als er mit den Händen an ihren Schenkeln entlangfuhr und dabei das Kleid hochschob, begann ihr Körper zu beben. Es kümmerte sie nicht, wie unmöglich andere es finden mochten, was sie hier taten. Wie schnell alles ging. Alles, was sie wollte, war seine Berührung – überall.
Obwohl jeder Muskel ihres Körpers angespannt war, wollten ihre Beine sie nicht mehr tragen. Sie lehnte sich an ihn. Die starken Hände um ihre Taille zog er sie auf die Knie, und erfrischend kühl umspülte das Wasser ihre Beine.
Während er ihren Hals küsste, versuchte sie, ihre Knie weiter zu spreizen, doch sie versanken nur tiefer im feuchten Sand. Jack kniete sich ebenfalls hin, die Brust an ihrem Rücken, die Beine außen an ihren Schenkeln, und sie spürte seine drängende Erregung. Ihr stockte der Atem, als er ihre Schultern küsste. Sein heißer Atem kitzelte ihre Brustspitzen.
Den Arm über ihrem Bauch fasste er unter ihr Kleid, hakte die Finger unter ihr Spitzenhöschen. Ihr lief ein wohliger Schauer über den Rücken, als er sie zärtlich streichelte – bis er ihre empfindlichste Stelle fand. Mit der anderen Hand liebkoste er ihre Brüste, massierte sie sanft, neckte ihre aufgerichteten Brustspitzen.
Kelsi drehte den Kopf und berührte seinen Mund mit ihren Lippen. Sie liebte seine wilden Küsse, liebte das Gefühl, ihm ganz ausgeliefert zu sein. Er war überall, und gefangen in seinen Armen hatte sie das Gefühl zu fliegen. Seine rhythmischen Liebkosungen, sein leidenschaftlicher Kuss waren süße Qual.
Mit den Händen strich sie über seine Oberschenkel, spreizte die Finger über seinen steinharten Muskeln, rieb mit wachsender Erregung immer ungestümer. Als Antwort wurden auch seine Berührungen schneller, drängender, intensiver.
Als er mit den Fingern in sie stieß, stöhnte sie auf. Sein Daumen massierte ihre empfindlichste Stelle, trieb ihre Erregung in ungeahnte Höhen – doch es war noch nicht genug. Sie ließ den Kopf zurück auf seine Schulter sinken. Er küsste ihren Hals, saugte daran, während er mit dem Finger tiefer in sie drang.
Stöhnend vor Verlangen, unfähig zu sprechen, ihm zu sagen, was sie wollte, mehr, alles, die absolute Erfüllung, grub sie die Finger in seine Schenkel, doch es war zu spät. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu zerspringen, und er hielt sie fest an sich gedrückt, während ihre Erregung sich in süßen Wellen entlud.
Mit geschlossenen Augen schrie sie lustvoll auf, und ihre heisere Stimme hallte über den leeren Strand.
Am ganzen Körper bebend, ließ sie sich zurücksinken. Zärtlich strich er die Innenseite ihrer Oberschenkel und sandte heiße Blitze durch ihre Körper. Nicht Blut floss mehr durch ihre Adern, sondern gleißendes Licht – ein Kaleidoskop prachtvoller Farben und Empfindungen.
„Fühlst du dich jetzt besser?“, fragte er sanft an ihrem Ohr.
Obwohl sie langsam wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte, brachte sie keine Antwort heraus. Für das, was sie empfand, gab es keine Worte. Kein Mann hatte das je getan, kein Mann hatte sie je so gehalten, sich so ausschließlich auf sie und ihre Bedürfnisse konzentriert. Bei keinem Mann hatte sie sich je so lebendig, so befriedigt gefühlt, nie so ein intensives Verlangen verspürt.
Langsam drehte sie sich zu ihm um und schüttelte den Kopf. Sie sagte kein Wort, verschränkte nur die Arme, zog sich das Kleid über den Kopf und warf es hinter ihn in den Sand.
Unverwandt blickte er sie an, doch sie sah, wie er schluckte, sah, wie seine Wangen sich röteten, sah den Schweiß auf seiner Stirn glänzen, seine angespannten Muskeln. Er wollte sie wirklich.
Sie war froh, dass sie für den Schönheitssalon heute Morgen ihren besten schwarzen BH und das passende Höschen angezogen hatte. Wie albern es war, sich für eine andere Frau hübsch zu machen, vor allem für eine, die einem die intimsten Stellen enthaarte. Doch jetzt genoss sie den kleinen Sieg, als er schwer atmend die schwarze Spitzenunterwäsche in sich aufnahm, die mehr zeigte, als sie verhüllte. Ihre Brüste drängten gegen den Stoff, ihr Höschen war feucht, doch das wusste er längst.
Als sie nach dem Saum von seinem T-Shirt griff, hob er die Arme, damit sie es ihm ausziehen konnte.
„Du willst alles?“, murmelte er heiser.
„Ja, bitte.“ Sie beugte sich vor und küsste seinen Hals, knabberte an seinem leicht stoppeligen Kinn.
„Bist du sicher?“
Sie hielt kurz inne, um ihm in die Augen zu sehen. „Willst du es nicht auch?“
„Oh, Süße.“ Er unterdrückte ein Lachen. „Du ahnst ja nicht, wie sehr. Aber du sollst nicht das Gefühl haben, als müsstest du …“
„Oh, aber ich muss unbedingt.“ Lächelnd fuhr sie mit den Händen über seine Brust und bewunderte seinen Körperbau. Er war groß und durchtrainiert, aber nicht bullig wie ein Bodybuilder, sondern eher schlank. Seine Haut spannte sich warm und glatt über den Muskeln, ohne ein Gramm Fett. Gestochen scharf wie ein Hochglanzfoto. Als sie die Fingerspitzen über seine appetitlichen Brustspitzen gleiten ließ, sah sie das Spiel seiner Muskeln.
Ja. Auch sie wollte es mehr, als er ahnte.
Die Hand an seinem Kopf, küsste sie ihn, sog seine Lippen in ihren Mund und verspürte die aufregende Freiheit, jede Fantasie mit ihm ausleben zu können. Denn es war alles wie ein Traum – ein traumhafter Moment an einem Traumstrand, den sie voll auskosten wollte. Mit den Händen umfasste er ihre Taille, und sie küsste ihn, wie sie nie einen Mann geküsst hatte – mit unverhüllter Leidenschaft, kein bisschen unsicher oder schüchtern oder ungeschickt, sondern einfach nur erregt, bereit, ihrem Verlangen, ihrer Lust nachzugeben.
Sie rückte näher, setzte sich auf seinen Schoß. „Komm.“ Sie wollte ihn in sich spüren, wollte sich ihm ganz hingeben.
„Nimm mich.“ Seine Augen funkelten.
Es war mehr als eine Aufforderung zum Spiel, und sie nahm die Herausforderung an. Sie würde dafür sorgen, dass er ebenso einen Orgasmus erleben würde wie den, der immer noch in ihr nachbebte und der in ihr die unstillbare Sehnsucht nach mehr geweckt hatte.
Während Jack sich nicht rührte, öffnete sie den Knopf seiner Shorts, zog den Reißverschluss auf – und erblickte ihn in seiner ganzen Pracht. Offenbar hielt er nichts von Unterwäsche. Die Hand an seiner Brust, drückte sie Jack nach hinten. Lächelnd ließ er sich auf den Sand sinken, wo das Wasser seinen Astralkörper umspülte. Nur in Unterwäsche setzte sie sich rittlings auf ihn und blickte auf dieses Abbild perfekter Sinnlichkeit herab.
Als erfahrener Liebhaber wusste er, was er tat, er wusste es ganz genau. Das war ihr nur recht, denn heute wollte sie nur das Beste. Bisher hatte sie im Bett wenig gute Erfahrungen gemacht und war selbst keine Leuchte, wie ihr Ex sie grausam aufgeklärt hatte. Doch der fantastischste Orgasmus ihres Lebens gab ihr Mut, und Jack machte nicht den Eindruck, als hätte er Grund sich zu beklagen.
Ihr Lächeln war also ebenso lasziv wie seines – bis ihr auffiel, dass sie nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Unentschlossen biss sie sich auf die Unterlippe und fuhr mit dem Finger über seine Haut, während sie überlegte. Als sie spürte, wie ihn ein wohliger Schauer durchlief, folgte sie der Spur mit den Lippen, und allzu bald wusste sie, was er wollte. Tief in ihr spürte sie das Verlangen, ihn in den Mund zu nehmen, ihn zu liebkosen, bis er nur noch Sterne sah. Und genau das tat sie jetzt.
Sie nahm ihn in die Hand, und er stöhnte, als sie ihn küsste. Sein ganzer Körper versteifte sich. Langsam ließ sie die Zunge um die Spitze seiner Erektion kreisen, dann öffnete sie den Mund und nahm ihn in sich auf. Mit der Hand folgte sie der Bewegung ihres Mundes, berauscht von seinem Duft und dem salzigen Geschmack, der Hitze der Sonne, die ihr auf den Rücken brannte. Sein Atem wurde schwerer, als sie nun mit beiden Händen und ihrer Zunge immer schneller wurde, immer heftiger saugte.
„Kelsi“, keuchte er. „Wenn du willst, was ich denke, musst du aufhören.“ Seine Finger gruben sich in ihre Arme. „Jetzt.“
Das Gesicht gerötet, hob sie den Kopf und sah zu ihm auf. „Ich will nicht aufhören.“ Sie wollte, dass er kam – ebenso intensiv und unkontrolliert wie sie.
Er schloss die Augen. Dann riss er sie plötzlich wieder auf, Entschlossenheit im Blick. Mit flinken Bewegungen zog er die Träger ihres BHs herunter, dann die Körbchen, sodass ihre Brüste in seinen Händen lagen.
„Wunderschön.“ Dann hauchte er heiße Luft auf ihre Brustspitzen, bevor er sie mit den Lippen umschloss.
Ihr Körper erbebte, und endlich lockerte sie ihren Griff. Daraufhin drehte er sie auf den Sand. Sie spürte, wie die Wellen an ihren Körper schlugen, während er ihren Bauch küsste und mit den Händen ihr feuchtes Höschen abstreifte.
Als er ihren entblößten Körper erblickte, weiteten sich seine Augen. „Du hast ja rote Haare.“
Frustriert schloss Kelsi die Augen. Sie hatte keine roten Haare. Schön wär’s – ein sattes kastanienrot zum Beispiel. In Wahrheit war sie orange. Wie eine Karotte. Außerdem hatte sie eine fast durchsichtige Haut und bekam schon Sommersprossen, wenn sie nur daran dachte, in die Sonne zu gehen. Als Kind war sie ständig gehänselt worden, und sobald sie alt genug war, hatte sie sich die Haare gefärbt.
Dort unten war sie jedoch immer noch orange, und obwohl sie oft daran dachte, verzichtete sie ihrer empfindlichen Haut zuliebe aufs Färben. Die Lust war ihr auf einmal vergangen, und sie wich verunsichert zurück, wollte sich am liebsten verkriechen, damit er sie nicht mehr ansah. Der jahrelange Spott holte sie wieder ein. Doch Jack ergriff ihre Hände und hielt sie mit dem Gewicht seiner Beine gefangen. Mit seinen blauen Augen schien er sie zu durchbohren.
„Sag nicht, dass du deswegen heute in den Schönheitssalon wolltest.“ Er fuhr mit dem Finger über den schmalen Haarstreifen, und plötzlich wollte sie gar nicht mehr weg. „Es ist wunderschön.“ Er streichelte sie weiter, dann beugte er sich herab und liebkoste sie langsam und genüsslich mit der Zunge. „Lass ja die Finger davon.“
Es war das erste Mal, dass ein Mann sein Gefallen bekundete. Die wenigen anderen, mit denen sie zusammen gewesen war, schien es höchstens zu amüsieren – was ihr nicht gerade das Gefühl gab, besonders sexy zu sein.
Als Jack bemerkte, dass sie sich nicht rührte, blickte er auf. „Das ist mein Ernst.“ Dann senkte er den Kopf wieder, um sie anders als mit Worten zu überzeugen.
Unter seinen Liebkosungen erwachte erneut brennendes Verlangen in ihr.
„Jack.“
„Ja.“ Er griff nach seiner Hose, die um seine Fußgelenke lag, zog sie ganz aus und holte ein Portemonnaie aus der Tasche, aus dem er ein Kondom nahm. Sie war froh, dass er daran gedacht hatte, denn in diesem Strudel der Lust hatte sie Verhütung völlig vergessen. Sekundenschnell streifte er es über und war wieder neben ihr, seine Hand auf ihrem Bauch.
„Seit dem Moment, wo ich dich zum ersten Mal sah, wollte ich dich“, sagte er geradeheraus. „Ging es dir auch so?“
„Natürlich.“ Mit den Fingern fuhr sie über sein Kinn, mit dem Daumen über seine Unterlippe. „Du siehst ziemlich gut aus.“
„Du hast mich verhext.“
Ihr Körper reagierte prompt auf das Kompliment. Ihre Brustspitzen wurden hart, die Innenseite ihrer Oberschenkel prickelte. Lächelnd klimperte sie mit den Wimpern und blickte kokett zu ihm auf. „Jetzt bin ich eine Hexe? Ich dachte, ich bin ein Vampir.“
Den Kopf zur Seite geneigt, musterte er sie eingehend. Sein Lächeln wurde breiter. „Eher eine Nymphe.“
„Oh-h-h.“ Sie wurde feuchter. „Eine Nymphe.“ Aufreizend presste sie ihre Hüften an ihn. „Findest du?“
„Eine sehr verführerische Nymphe.“ Er legte eine Hand an ihre Wange. „Ein Nymphe, die ich unbedingt haben muss.“
„Dann nimm mich.“
Der Sand war warm und feucht an ihrem Rücken, doch sein Körper strahlte glühende Hitze aus. Stirnrunzelnd stützte er sich auf. „Du bist winzig.“
Oh. Auch darüber hatte es in der Vergangenheit Beschwerden gegeben. Eigentlich brauchte sie nicht einmal einen BH.
„Ich möchte dich nicht zerquetschen“, erklärte er mit erstickter Stimme.