Mein Herz ist nur ein Muskel - Johannes Kettlack - E-Book

Mein Herz ist nur ein Muskel E-Book

Johannes Kettlack

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Beschreibung

Auf gut 100 Seiten liest der Leser mit wenig Zeit Gereimtes und Ungereimtes aus angelanischer Politik und persönlichem Erleben. Am Anfang stehen Dreizeiler (Haikus), die nicht mehr als zwei Minuten Zeit erfordern - inklusive Überdenken. Es folgen "Anmerkungen einer Kanzlerin" zu ihrer Politik in den vergangenen zehn Jahren: Finanzkrisen, Ukraine, Umwelt, Griechenland, Personalpolitik. Der eilige Leser schafft die Lektüre eines Poems in drei Minuten. Am Ende des Buches stehen Reaktionen aus dem Volk auf diese Politik sowie persönliche Überlegungen zum Leben und Sterben in moderner Zeit. Auch hier benötigt der Leser für die Lektüre des längsten Gedichtes nicht mehr als fünf Minuten. Neben den vielen neuen Versen finden sich Übersetzungen aus anderen Sprachen und Parodien auf Gedichte bekannter Autoren (Shakespeare, Goethe, Heine...).

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Seitenzahl: 42

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Unsere Welt

Anmerkungen einer Kanzlerin

Volkes Stimmen

Vorwort

Der Lehrer, der nun Pensionär,

Berufen, einst, Wissen zu mehren,

Der jungen Welt die alte zu erklären,

Läuft plötzlich irre hin und her:

Das Nichtstun fällt ihm sichtlich schwer.

Er hat jetzt alle Zeit der Welt.

Er weiß, was sie zusammenhält.

Er setzt sich nieder, schreibt, erhellt

Und unterhält.

Und zeigt:

Unsre Welt wär‘ sehr viel leerer

Ohne pensionierte Lehrer!

Unsere Welt in drei Zeilen

(Haikus)

Erklärung

Fünf, sieben und fünf

Silben in drei kurzen Zeilen:

Das ist ein Haiku.

365 Tage

Zahlen und Sprüche

stehn im Jahreskalender

zum Abriss bereit.

Erster Januar

Am Neujahrstag fließt

die schöne blaue Donau

durchs Strauß-Orchester.

Erneuerung

Der alte Schlitten

entrostet sich im Neuschnee

wie im Jungbrunnen.

Frühling

Mit Zündholz im Schnabel

fliegen die Elstern zum Baum.

Bald wird’s warm im Nest.

Umwelt

Die Umweltschützer

wollen keinen Kindergarten.

Sie hassen den Lärm

Abwesend

Das Waisenlamm blökt,

bettelt vergeblich um Wärme

beim Hirten am Smartphone.

Zwangsadoption

Das noch warme Ei

rollt der verdutzten Henne

für immer davon.

Aufbruch

Liebevoll kitzeln

die Wellen, bis er sich rührt,

den müden Nachen.

Ver-liebt

Ins Detail verliebt

filmt er den Akt seiner Frau

mit dem Studenten.

Technik

Das neue Leben

entsteht im Reagenzglas

ganz ohne Liebe.

Kindergarten

Der Apfelbaum blüht,

fröhlich lachen die Kinder

im Garten Eden.

Klassenzimmer

Lärmschutzkopfhörer

schotten Schüler und Lehrer

voneinander ab.

Sündenbock

Frau Sick drückt der Schuh.

Sie ärgert sich und tadelt

den Schuhauszieher.

Ewiges Leben

Die Verzinkerei

versilbert den Zahn der Zeit.

Altenheime schließen.

Flüchtlinge

Ob sie gut ankommt,

die Politik, das ist wichtig;

nicht ob sie ankommen.

Sicher?

Endlich in Deutschland

fühlt es sich sicher und wohl

im Leib seiner Mutter.

Dilemma

Zwei Herzen klopfen

an in der Notaufnahme.

Eins klopft nie wieder.

Verhältnis? Mäßig!

Vierhundert Euro

für die Abgeordnete;

und vier für ihr Kind.

Kalter Sommer

Die Sonne steht hoch,

über Spanien ein Hoch:

Die Deutschen im Tief.

Nasskalt

Für Michel am Pool,

der nassen Kälte entfloh’n,

ein kaltes Nass.

Spuren

Aus felsigem Strand

baut sich der Sonnengebräunte

sein eigenes Denkmal.

Unvergänglich?

Er stellt sein Denkmal,

errichtet aus Felsenstrand,

ins ewige Netz.

Verkehr(t)

Die Schlange ist lang;

Autos stehn in einer Spur.

Die Ölspur ist frei.

Heißer Sommer

Der Sommer ist heiß.

Die Deutschen gehen baden;

Die Griechen auch

Pech

Die blutjunge Möwe

schnappt sich den zappelnden Fisch

am Haken des Anglers.

Zeitmanagement

Vater auf dem Feld,

Mutter versorgt die Tiere,

die Kinder im Zwinger.

Heimweh

Den Wolken zu schwer,

auf der Erd‘ nicht zu Hause,

eilt das Wasser heim.

November

Hunderte Dohlen

lärmen am Abendhimmel.

Der Baum versteht sie.

Himmel?

Er schaut nach oben:

Mein Gott, dort soll ich hin?

Der Treppenlift hilft.

Sterben

Der Stute lauschen,

sie einmal noch betrachten

ist sein letzter Wunsch.

Schwarz auf Weiß

Den jungen Schwarzen

trifft der weiße Polizist

direkt in den Rücken.

Am Grabe des unbekannten S.

In feucht-kalter Erde

Erwärmt der Unbekannte

Die Herzen der Feinde.

Der Realist

Am geschenkten Leben

erfreut sich dankbar der Mensch

und stirbt in Frieden.

Der Optimist

Für ihn ist sein Leben

die holperige Straße

zum ewigen Leben.

Der Pessimist

Fremdbestimmt geboren,

eines langen Zwanges müde,

stirbt er selbstbestimmt.

Hilfe

Der Meisterkellner

mixt für den Mann an der Theke

den letzten Cocktail.

Verzweiflung

Ohne Kraft und Freunde

ist sein Leben vollendet.

Er trinkt es zu Ende.

Treue

Noch im Dezember

verharren weiße Rosen

auf dem Kindergrab.

Weihnachten

Plötzlich erhellen

die stille, heilige Nacht

Silvesterböller

Zeit

Das Jahr ist vergangen,

verflogen sind die Stunden;

ich kauf mir die ZEIT.

Anmerkungen einer Kanzlerin

2005 - 2015

Soll ich mich mit der Königin vergleichen?

Bin ich nicht mächtiger und ebenso klug?

Bin eine vom Volk, zähl nicht zu den Reichen,

Und kenn beim ersten schon den letzten Zug.

Sie muss die Politik vom Blatt ablesen,

Die die Politiker sich ausgedacht.

So richtig frei ist sie noch nie gewesen,

So richtig froh hat sie noch nie gelacht.

Sie residiert in herrlichen Palästen,

Nennt hundert Länder, Schlösser, Burgen mein.

Sie ist die Königin auf allen Festen

Und muss doch Dienerin der Riten sein.

Solang er lebt, der Mensch, die Freiheit liebt,

Solang weiß er, wem er den Vorzug gibt.

(Nach Shakespeares Sonett Nr. 18 „Shall I compare thee to a summer‘s day…”)

Zwei Seelen wohnen, ach...

Bin wie das Licht:

Mal Welle, mal Korpuskel.

Und Emotionen kenn ich nicht.

Mein Herz ist nur ein Muskel.

Ich pflege das Sowohl-als-auch,

Das Heute so und morgen anders.

Was einst verpönt, ist heute Brauch

Und später wieder anders.

Nachdenklich

Ich denk nicht vor, ich denke nach;

Bin Teil des Stroms, und nicht der Bach,

Der an der frischen Quelle trinkt.

Der Strom ist’s, der Erfolg mir bringt

Macht

Ich bin die Königin der Macht,

Doch zeig sie nur, wenn’s dunkel ist.

Laut bin ich nie, verwende List,

Vor allem dann, wenn keiner wacht.

Populär

Christlich bin ich und liberal,

Konservativ und progressiv,

Dafür, dagegen, ganz egal:

So wie die Volksbefragung lief.

Ich lausche Springer, lausche Mohn

Und immer wieder Allensbach.

So treffe ich den richt‘gen Ton,

Meide Kritik und Ungemach.

Flexibel