Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wer in Berlin mit Bus und Bahn, Taxi und Fähre unterwegs ist, erlebt unentwegt Neues und hat eine Menge zu erzählen. Was liegt da näher, als dem passionierten Erzähler Horst Bosetzky zu folgen, wenn er seinen unerschöpflichen Schatz an Erlebnissen im Nahverkehr vor uns ausbreitet! Der gebürtige Berliner, der bereits als Neugeborener seine erste Taxifahrt erlebte, plaudert mit Witz, Charme und Selbstironie über seine Leidenschaft für Bus und Bahn. Er erzählt vom Nahkampf um Sitzplätze, von den Ärgernissen des Schienenersatzverkehrs und der Verzückung über so manche Verbotstafel, von skurrilen Ängsten, überraschenden Begegnungen und allzu menschlichen Nöten. Da er als Soziologe nicht aus seiner Haut kann, erstellt er darüber hinaus Typologien des Berliner Taxifahrers, des Straßenbahnführers und des S-Bahn-Passagiers. Dabei ergibt sich ein lebhaftes und vielseitiges Bild nicht nur von den berlinspezifischen Verkehrsmitteln, sondern auch von den Stationen und Strecken, Waggons und Menschen, die er im Laufe seiner langen Karriere als Nahverkehrsreisender in Berlin erleben konnte.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 188
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Horst Bosetzky
Mit Genuss in Taxe, Bahn und Bus
Humorvolle Geschichten und Gedanken über die Berliner Verkehrsmittel
Jaron Verlag
Originalausgabe
1. Auflage 2016
© 2016 Jaron Verlag GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
www.jaron-verlag.de
Umschlaggestaltung: Carsten Tiemessen, Düsseldorf
Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
ISBN 978-3-95552-218-6
Cover
Titel
Impressum
Einsteigen! Zurückbleiben bitte!
Taxe
Sie sind bei uns als Stammkunde registriert. Über meinen Hang zum Taxifahren
Zum Bahn- und Busfahren allgemein
Die Qual der Wahl. Über x Möglichkeiten, ans Ziel zu gelangen
Wazos Jünger. Über müffelnde Fahrgäste und das Studium von Kotzebues Werken
Beförderungseinfälle. Über meinen Hang zum krankhaften Assoziieren
Dann lärmt mal schön! Über nervende Kinder und Musikanten bei Bahnfahrten
Zugluft und Harnverhaltung. Über mehrere Ärgernisse und Nöte beim Unterwegssein
Hilfe – wo bin ich? Über das Umbenennen von Bahnhöfen
Durch Wald und Heide. Über die Waldstrecken von S-, Straßenbahn und Bus
Vom Hampelmann zu Daisy. Über Zugzielanzeiger
Sanft entschlafen. Über das Schlafen während der Fahrt
Vom Glück des Umsteigens. Über Übergänge
Hier stehe ich. Über den Kampf um einen Sitzplatz und Fahrgäste, die lieber stehen
Treppauf, treppab. Über Treppen und Rolltreppen auf Bahnhöfen
Keine Beförderung ohne Bedingung. Über die Beförderungsbedingungen bei U- und S-Bahn
Kein Roman ohne Bahn. Über eine meiner schriftstellerischen Macken
Endstation, alles aussteigen bitte! Über den Reiz von Endbahnhöfen und -haltestellen
Wo ich besonders gern ein- und aussteige. Über meine Lieblingsbahnhöfe und Bahnhöfe, die ich lieber meide
Wer wartet, zu dem kommt alles. Über die tagtäglichen Flüche im Berliner ÖPNV
Auf Brücken stehen und Züge sehen. Über ganz spezielle optische Genüsse eines Bahnbesessenen
Du kriejst jleich wat uffs Maul! Über meine Ängste beim Bahnfahren
Da lernste Leute kenn’n! Über Menschentypen in Bahnen und Bussen
Straßenbahn
Bimm, bimm, die Elektrische kommt … Über meine Liebe zur Straßenbahn
Neben dem Mann an der Kurbel. Über meinen bevorzugten Platz in der Straßenbahn
Stube-und-Küche und andere Triebwagenreihen. Über die Typenvielfalt bei der Berliner Straßenbahn
Noch jemand ohne Fahrschein? Über Straßenbahnschaffner und -schaffnerinnen
Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Über Wendeschleifen und Kuppelstellen
Du wirst noch mal Ritzenschieber! Über einen stark negativ besetzten Beruf bei der Straßenbahn
Die Uferbahn muss weiterfahr’n! Über den Kampf um den Erhalt meiner Lieblingsstrecke
Die Herrin der Ringe. Über die Ringlinien bei der Berliner Straßenbahn
Willst du unter die Straßenbahn kommen? Über die Straßenbahn als Abenteuerspielplatz
Mein angemessenes Ende. Über leise Straßenbahnen
U- und Hochbahn
Haste im Verkehr mal Frust … Der Einstieg in den Erlebnisraum U- und Hochbahn
Von der Tunneleule zur ertüchtigten Gisela. Über besondere Wagentypen
Hoch oben in den gelben Wagen. Über Fahrten mit der Hochbahn
Um jeden Kohlenkeller herum. Über Zugführer und Zugbegleiter
Mit dem U-Bahn-Cabrio im Untergrund. Über Sonderfahrten im offenen Wagen
Das Licht am Ende des Tunnels. Über Mitfahrten vorn im Führerstand
S-Bahn
Ööööööööööööööööööööhhh. Über meine frühkindliche Prägung durch S-Bahn-Motoren
In den Zeiten der Verdunkelung. Über den Berliner S-Bahn-Mörder Paul Ogorzow
Keinen Pfennig mehr für Ulbricht! Über den S-Bahn-Boykott in West-Berlin
Geisterzüge und Geisterbahnhöfe. Über das S-Bahn-Fahren in der Zeit zwischen Mauerbau und friedlicher Revolution
Abteil für Nutte und Kind. Über Kurioses aus der Berliner S-Bahn-Welt
Vor Antritt der Fahrt. Über Preisstufen und Fahrkartenautomaten
Nicht öffnen während der Fahrt – Lebensgefahr! Über Warn-, Hinweis- und Verbotsschilder
Ich verstehe immer nur Bahnhof! Über bemerkenswerte und merkwürdige S-Bahnhöfe
Halt auf freier Strecke. Über Ängste beim S-Bahn-Fahren
Traumberufe. Über das S-Bahn-Personal
Marienkäfer, Toaster und Co. Über legendäre Baureihen der Berliner S-Bahn
Wir bitten um Ihr Verständnis! Über Störungen im S-Bahn-Verkehr
Regionalbahn
Wir erreichen jetzt den Bahnhof … Über Fahrten mit RE und RB
Bus
Sightseeing als kostenlose Zugabe. Über das Fahren auf dem Oberdeck
Sieh da! Sieh da, Timotheus … Über Wagentypen und Fahrgäste von dunnemals
Wir und der A 4. Über meine liebste und am meisten frequentierte Linie
Viel Verdruss mit dem Bus. Über Ärgernisse bei Fahrten mit dem Bus
Hier bin ich der Herr im Haus! Über Typen von Busfahrern
Wie ’ne Straßenbahn, aba ohne Schienen. Über den O-Bus
Der Schlenki. Über Busse in und nach Ost-Berlin
Fähre
Fährmann, hol über! Über Fähren in Berlin und seinem Umland
Quellen
Statt eines Vorworts möchte ich mit dem beginnen, was der tip im Heft 25/2014 auf Seite 43 über Woody Allen und seinen Film Magic in the Moonlight schreibt und das – mag man es auch als Größenwahn belächeln – auf mich beziehen: Die großen Zeiten sind längst vorbei, doch man macht einfach immer weiter sein Ding, bringt verlässlich Unterhaltungswerke leidlich solider Qualität unter die Leute – und die lieben einen dann irgendwann dafür, dass man überhaupt noch da ist.
Probieren wir es also …
Steht man schon ewig lange auf dem Bahnsteig und der Zug ist endlich eingelaufen, wird man per Lautsprecherdurchsage zum Einsteigen aufgefordert, obwohl dies eigentlich überflüssig und eine Verhöhnung der Fahrgäste ist. Die Standarddurchsage dient, klar, der Beschleunigung des Fahrgastwechsels. Aber wie soll man einsteigen, wenn einen die Flut der Aussteigenden regelrecht hinwegschwemmt? Eine Ansage »Bitte erst aussteigen lassen!« wäre sinnvoller. Gerade jüngere Menschen scheinen das Prinzip nicht verstanden zu haben, und die älteren kämpfen erbittert um die frei werdenden Sitzplätze. In solchen Situationen murmele ich manchmal, dass dies nicht das letzte Flugzeug aus dem Kessel von Stalingrad sei. Das »Zurückbleiben bitte!« ist eine Beleidigung aller derer, die nicht mitgekommen sind, denn wenn ich zu jemandem sage, er sei zurückgeblieben, dann versteht er das im Regelfall nicht als Kompliment.
Gleichviel, wenn ich endlich in der Bahn oder auch im Bus, in einer Taxe oder Fähre Platz genommen habe, schaue ich mich um, sitze da wie ein Yogi, und die Welt zieht an mir vorüber. Ich muss nichts tun, nicht laufen, nicht rudern und nicht paddeln, in keine Pedale treten und nicht auf den Verkehr achten. Es ist wie früher im Kinderwagen. Steht beim Bahnhof Savignyplatz an einer Hauswand Wir rollen sitzend in den Tod, so ist das pseudophilosophischer Unsinn für mich. Ich rolle sitzend in die Seligkeit, in einen Zustand, den der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi als flow bezeichnet: das Gefühl, mit sich und der Welt eins zu sein und in eine Hochstimmung zu geraten, die das Leben auf eine höhere Ebene transportiert.
Wie bringe ich nun eine bestimmte Ordnung in das Chaos meiner Erinnerungen? Lassen Sie mich mit den Taxen beginnen, die allein deshalb zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖVPN) zählen, weil sie wie Bahnen und Busse eine Alternative zum privaten Auto darstellen. Anschließend werde ich mich der Straßen-, der U-, der S-Bahn und dann der Fähre zuwenden.
Über meinen Hang zum Taxifahren
Dass ich so gern Taxe fahre, hängt mit meiner frühkindlichen Prägung zusammen. Meine Eltern wohnten zur Zeit meiner Zeugung und meiner nahenden Geburt am Weichselplatz in Berlin-Neukölln. Eine Hausgeburt stand Ende Januar, Anfang Februar 1938 nicht zur Debatte, und mein Vater hatte von einer guten Klinik in Köpenick gehört, am grünen Ufer der Spree gelegen. Dort habe ich dann auch am 1.Februar 1938, einem Dienstag, das Licht der Welt erblickt. Meine Eltern hatten weder ein Auto noch Geld für eine Taxe. Wie denn auch bei ihrem geringen Einkommen? Und so wäre ich denn wohl mit der Straßenbahn von Köpenick nach Neukölln verbracht worden, wenn nicht meine Kohlenoma, die Mutter meines Vaters, die Kohlenhändlerin Anna B., einen Taxiunternehmer als Kunden gehabt hätte. Der bot nun an, ihren neugeborenen Enkel Horst Otto Oskar Bosetzky kostenlos in einer seiner Taxen von Köpenick nach Neukölln zu befördern, rund zwölf Kilometer. Das also war meine erste innerstädtische Reise, und sie muss mir sehr gefallen haben.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!