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Ida und ihre Freunde sind begeistert, denn in ihrem neuen Abenteuer dreht sich alles um die wunderbare Welt der Zahlen. Mathematik ist nämlich das Lieblingsthema ihres »Prof« und genau das möchte er mit seinen kleinen Freunden entdecken. Gemeinsam machen sie sich auf und nehmen die Welt der Zahlen genau unter die Lupe: in einer Schreinerei, auf einer Baustelle, in einem Obst- und Gemüseladen und im Park bei einer Straßenmusikerin. Und eins ist klar: Am Ende ihres Ausflugs ist Mathe für alle ein Kinderspiel!
Gudrun Mebs hat dem international renommierten Astrophysiker und Naturphilosophen Prof. Dr. Harald Lesch genau zugehört – und erzählt so meisterhaft, wie nur sie es kann. Ein spannendes Buch für alle, die mehr über die bunte und vielfältige Welt der Zahlen erfahren möchten!
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Seitenzahl: 166
Gudrun Mebs Harald Lesch
Mit Mathe kann man immer rechnen
Mit Illustrationen von
Catharina Westphal
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Sind in dieser Reihe bisher erschienen:
• Erzähl mir was vom Himmel und der Erde
• Evolution ist, wenn das Leben endlos spielt
• Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf
1. Auflage 2016
© 2016 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Martina Kuscheck
Umschlagabbildung und Innenillustrationenen: Catharina Westphal
Umschlaggestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen
AW · Herstellung: AJ
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
Reproduktion: ReproLine Mediateam, München
ISBN 978-3-641-18794-1V002
www.cbj-verlag.de
Inhalt
Für alle, die uns noch nicht kennen! Aber die anderen dürfen trotzdem zuhören.
Das Wunder der Zahlen
Er will ’ne Glückszahl sein
Der Prof aufm Gaul, aber bloß kurz
Miss es aus, bau was draus
Kirschen wiegen, früher und heute
Auch im Baumatsch steckt die Mathe
Pflastermalen ohne Zahlen
Mit Mathe kann man immer rechnen
Weiß sie, dass sie auch Mathe geigt?
Das Wunderbare an den Zahlen sind die Zahlen selbst
Schlussrunde mit Bier und Limo und Gedanken
Für alle, die uns noch nicht kennen! Aber die anderen dürfen trotzdem zuhören.
Also, da gibt es den Prof und da gibt es uns. Der Prof ist ein Professor an der Universität, der weiß einfach alles. Bloß, wie man einen Platten beim Fahrrad flickt, das weiß er nicht. Aber wir! Wir passen gut zusammen.
Ich heiße Ida. Und da gibt es noch die Lisa, unsere Klassenbeste, die immer ihr Schwesterchen Celia und den Babyhund Laika an der Backe hat. Da ist Lucas mit der Zahnspange und den ewig zappeligen Beinen, und da gibt es den Tim, dem ist sein Papa heilig und auch die Pommesbuden.
Der Prof und wir sind dicke Freunde, schon lange. Und das kam so: Zu meinem Geburtstag hab ich mir mal einen Professor gewünscht, der mir endlich mal das erklärt, was meine Eltern nicht wissen. Ja, und das war dann mein Prof und der ist ganz schnell unser Prof geworden. Weil, von dem Geschenk sollen auch meine Freunde was abkriegen, und ich finde, das war ein sehr netter Gedanke von mir!
Warum der Prof so gerne ein erklärendes Geburtstagsgeschenk war? Weil er Kinder gern hat und jetzt besonders uns. Und weil er gemeint hat, Kinder werden unterschätzt, und da macht er nicht mit. Ja, und dann hat er losgelegt. Zuerst hat er uns erzählt vom Himmel und der Erde. Am Teich, auf dem Fußballplatz, nachts im Park. Da oben am Himmel, da tut sich ja mächtig viel. Auch Sachen, die unserer Erde gefährlich werden können. Aber »Kindern ist die Wahrheit zumutbar!« Das hat der Prof auch gesagt und seitdem ist das unser Lieblingssatz.
Dann durften wir mal mit ihm zelten gehen. Da ging’s dann um die Philosophie, und wirklich, die hat uns alle gekitzelt im Kopf. So, wie er es uns versprochen hatte. Nämlich das Denken darüber, warum was so ist, wie es ist. Genauso wie es die alten Philosophen in Griechenland vor langer Zeit gedacht haben.
Zuletzt sind wir zusammen geradelt in die Natur. Außerdem zu einem Rummelplatz und zu einem Museum. Die waren aber leider geschlossen. Aber unser Prof hat uns erzählt, dass die Natur immerzu spielt, und zwar endlos, und warum aus einer Eiche kein Gänseblümchen werden kann. Das nennt man Evolution. Das haben wir nicht gewusst. Jetzt wissen wir es.
Unser Prof hat aber nicht nur neues Wissen in unsere Köpfe gestopft, wir haben auch viel zusammen erlebt.
Der Prof ist in den Bach geklatscht, Lucas ist vom hohen Kletterfelsen gefallen, wir haben das verlassene Babyhündchen Laika auf dem Parkplatz gefunden, wir haben die kleine Celia vorm Café im Regen vergessen …
Miteinander was zu erleben und erzählt zu kriegen, das ist wie 2 Fliegen mit einer Klatsche. Aber so was machen wir nicht mehr, Fliegen werden nicht totgeklatscht. Die gehören zur Natur, genau wie wir!
Jetzt wissen wir viel, aber unseren Prof haben wir lange nicht mehr getroffen, mindestens seit 3 Wochen.
Dass ich darüber traurig bin, sag ich lieber nicht … muss ich auch nicht mehr! Gestern hab ich nämlich eine Postkarte gekriegt! Von unserem Prof!
»Beste Ida, Mathematik ist mein Lieblingsthema! Habt ihr Lust? Dann auf morgen am Märchenbrunnen. Ich zähl auf euch!«
Mein Freudenhopser war himmelhoch, der von den anderen auch. Nur von Celia und Laika weiß ich’s nicht und Tim will seine Mathe-Hausaufgaben mitbringen. Die macht ihm dann der Prof!
Das Wunder der Zahlen
Heute ist es so weit, heute treffen wir unseren Prof zur Mathe-Stunde. Das wird aber zum Glück bestimmt ein Mathe-Tag. Weil, unser Prof, der hat so viel im Kopf, das muss da alles raus und in unsere Köpfe rein. Da reicht doch so ’ne Stunde nie!
Wir freuen uns schon seit vorgestern und haben längst unsere Rucksäcke gepackt mit Picknicksachen drin. Bei Tim, Lucas und mir haben das unsere Mamas gemacht. Nur Lisa packt selber für sich und Celia, ihre Mama hat nie Zeit, das kennt Lisa schon lange.
Bestimmt hat sie auch eine Windel eingepackt, auch wenn Celia dauernd kreischt, sie sei ein Klokind und kein Windelzwerg mehr. Aber sicher kann man da nicht sein.
Wir marschieren alle los mit Glitzeraugen. Celia hüpft und mit ihr hüpft Laika. Wäre Laika nicht ein Hund, dann wären die Zwillinge, ganz bestimmt.
Der Märchenbrunnen ist mitten in der Stadt und auf dem Brunnenrand marschiert die Gänseliesel. Hinter ihr wackeln drei Gänse und alle sind aus Stein.
Hier treffen wir unseren Prof, und das war schlau von ihm. Weil, währen d er uns so schwierige Sachen wie Mathe erklärt, kann Celia im Brunnen Entchen schwimmen lassen, und Laika kann Entchen fangen. Dann stören die beiden nicht so.
Hoffentlich kommt er nicht wie immer zu spät!
Nein, tut er nicht, er ist sogar schon da, wir können deutlich seine Glatze sehen. Er hockt auf dem Brunnenrand neben der letzten Gans, winkt uns entgegen: »Kinder meines Herzens, Freunde der Mathematik, ich grüße euch! Könnte mal bitte jemand aufpassen, dass Celia nicht in den Brunnen fällt?«
Können wir, Prof! Hallo, Prof! Wir haben uns so auf dich gefreut, Prof! Aber wenn du weiter so rumwackelst, dann platschst du gleich selber rein!
Aber das hab ich lieber nicht laut gesagt. So was sagt man nicht zu einem Prof. Aber wissen möchte ich schon, warum wir uns hier treffen und nicht in einem Raum mit einer Tafel an der Wand, so wie in der Schule. Da gehört die Mathe doch hin.
»Ida, da täuschst du dich, Mathematik ist überall«, sagt der Prof und wedelt mit den Armen hin zu den Häusern, Straßen, hoch zum Himmel und runter zum Brunnen. »Ohne Berechnung geht nix.« Und beinahe wedelt er dabei seine Brille rein, aber nur beinahe.
Tim wedelt auch, aber mit seinem Mathe-Heft.
»Mathe ist auch bei mir!« Und schon liest er vor:
»Ein Schweinchen will sich ein Haus aus Stroh bauen und kauft beim Bauern 100 Ballen Stroh zu je 12 Kilogramm und bezahlt dafür 500 Euro, aber der Bauer bringt bloß 95 Ballen Stroh, und das blöde Schweinchen merkt es nicht und …«
Aber weiter kommt er nicht, der Prof lacht und klapst ihm auf die Kappe: »Aber ich merke was, mein Guter, so läuft das nicht. Für Hausaufgaben bin ich nicht zuständig. Wir haben uns getroffen, damit ich euch was über die Mathematik erzähle. Merkt ihr was?« Er schaut uns an, seine Brillengläser glitzern.
Sollten wir was merken? Ja klar, Tim kann sein Heft wieder einstecken und muss wahrscheinlich seinen Papa fragen, aber sonst?
Mensch, Prof, hilf uns doch mal!
Aber der grinst nur, baumelt mit den Beinen und sagt langsam, laut und deutlich: »Erzählen! Na, fällt der Groschen?«
Also, bei mir nicht, Prof! Tim, Lucas? Nee, bei denen fällt auch nix. Aber bei Lisa, na klar, bei wem denn sonst. Sie ist klug, sie kann nichts dafür.
»In der Mathematik geht es um Zahlen!«, sagt sie und hat ihr Schwesterchen ganz vergessen, das gerade dabei ist, in den Brunnen zu krabbeln. Aber Lucas hält sie am Hosenbein fest.
»Und wenn die Mathematik überall ist, hast du ja selber gesagt, dann hockt die auch in unserer Sprache. Das ist mir jetzt nämlich aufgefallen. Im Wort ›Erzählen‹ hockt die Zahl drin, stimmt’s?«
Ja, tatsächlich, das stimmt, jetzt merken wir es auch, der Prof strahlt, und Lisa kriegt ein »Daumen hoch«. Den hat sie sich verdient.
Aber jetzt rappeln auch bei uns die Groschen.
»Die Oma zählt zum alten Eisen«, »Das zahl ich dir heim«, »Das zählt nicht«, »Das bezahlst du mit dem Leben«, »Deine Tage sind gezählt«, »Wir sind in der Überzahl«, »Das ist eine blöde Erbsenzählerei«, »Du bist ’ne richtige Null«, »Zahlreiche sind gekommen«, »Zählst du dazu?«
Dann geht uns die Puste aus, die Groschen haben ausgeklappert. Aber wir waren richtig gut, stimmt’s, Prof?
Der grinst und streckt beide Daumen hoch, alle kriegen hundert Punkte und dazu ein »Meine jungen Freunde sind unbezahlbar!«.
Das macht schon stolz! Die Mathe-Stunde hat prima angefangen.
Da hocken wir zusammen auf dem Brunnenrand, um uns herum wimmeln jede Menge Leute, sie gehen einkaufen wahrscheinlich, und wir haben kluge Gedanken.
Ist das nämlich nicht komisch? Da plappert man nach, was man mal gehört hat, und meistens passt das gut, aber man merkt nicht, dass da die Zahl drinsteckt.
Prof, gibt’s noch mehr von so was? Wo die Zahl ’ne Rolle spielt, aber keine Mathe-Aufgabe ist, meine ich?
Der Prof putzt seine Brille, klapst nacheinander auf die 3 Gänseliesel-Gänse und lächelt dabei so komisch. So, als würde er jetzt wieder voll auf uns zählen, was heißt, das würde uns jetzt schon selber einfallen. 3 Gänseklapse wäre ein Tipp.
Ist es aber nicht. Lisa kaut auf ihrem Pferdeschwanz herum, sie denkt. Tim kaut auch auf was herum, aber nicht auf einer Idee. Er schaut zu mir, ziemlich sauer. Warum das denn! Ach je, da fällt’s mir ein.
»Du bist ’ne Null«, hab ich gesagt, und dabei, jetzt weiß ich’s wieder, dabei hab ich ihn zufällig angeschubst. Zufällig, Tim, zufällig! Es war doch bloß ein Beispiel, ich hab doch nicht dich gemeint. Glaubt er mir das? Nein, tut er nicht.
»Ich spiel nicht mehr mit«, brummelt er und versteckt seine Nase in seinem Rucksack.
Mensch, Tim …
Lucas ist auch keine Hilfe beim Denken. Der ist dabei, mit Händen und Füßen den Wuschel Laika einzufangen, die unbedingt zu ihrer Celia auf den Brunnenrand springen will. Und die ist dabei, in den Brunnen zu platschen, ihren Badewannen-Entchen hinterher.
»Was ist denn jetzt, Freunde!«, ruft der Prof, ziemlich ungeduldig. »Klatsche ich mir jetzt die Hände wund an den 3 Gänsen? Ich wiederhole, 3!«
»Entchen haben, wollen Märchen hören, ich auch!«, kreischt Celia und landet auf dem Schoß von Lucas.
»Celias Wort in euer Ohr!«, ruft der Prof und schnappt sich Laika.
Und da, endlich, fällt wieder der Groschen. Und bei wem, natürlich bei Lisa.
»Ich lese Celia jeden Abend Märchen vor, dann hält sie nämlich den Schnabel. Und jetzt fällt mir auf, dass da ziemlich oft die Zahl 3 vorkommt! Also, 3 Wünsche verspricht die Fee, die finde ich übrigens ziemlich doof. Celia nicht. 3 Mal kommt die Prinzessin, um nach ihrem Kind zu gucken und dem Reh. Und wenn im Märchen Fragen beantwortet werden müssen, dann sind es immer 3! Ich schlussfolgere also …« Lisa schnauft tief und stolz. »Die Zahl 3 hat eine irgendwie mystische Bedeutung. Mystisch kommt von Mythos, hoffentlich erinnert ihr euch noch dran.«
Ja, Lisa, tun wir.
Komm, Tim, spiel wieder mit. Du weißt das doch, was wir bei der Philosophie gelernt haben. Na? Nun mach schon!
»Das hätte mein Papa jetzt auch gesagt«, brummelt Tim, aber dann entschließt er sich doch, nicht mehr sauer auf mich zu sein. »Vom Mythos zum Logos. Märchen sind ein Mythos, an die muss man nicht glauben, außer Celia, und die glaubt das auch nicht mehr lange, denke ich. Logos ist die Vernunft, das hat man selber gedacht, mein Papa hat ziemlich viel davon, gib’s zu, Ida.«
Klar, mach ich doch gerne, Tim. Auch wenn ich finde, dass dein Papa ziemlich nervt, das sag ich aber nicht. Hauptsache, Tim ist wieder an Bord, wie der Prof sagt, wenn wir mal unkonzentriert sind, so was kommt ja vor.
Da mischt sich Lucas ein, der gute Celia-Aufpasser, und zischelt durch seine Zahnspange: »Da sind in den Märchen aber noch mehr so mystische Zahlen, Lisa, die haste vergessen. Die Siebenmeilen-Stiefel, die sieben Zwerge …« Dann fällt ihm kein Beispiel mehr ein.
Uns anderen auch nicht.
Und dem Prof? Der schüttelt den Kopf und setzt Laika runter von seinem Schoß und sofort ist Lucas auch Celia los. Windelzwerg und Wuschel-Baby hopsen auf dem Rucksack vom Prof herum. Wenn da was Weiches drin ist, dann ist das jetzt platt.
Aber wir können ungestört weitermachen mit dem Logos. Das sind doch die Zahlen, stimmt’s, Prof? Zahlen sind vernünftig.
»Und auch mystisch!« Lisa kann’s nicht lassen, das Mystische hat ihr gut gefallen. »Zahlen sind nicht nur Zahlen, Zahlen können auch eine Bedeutung haben, stimmt doch, Prof?«
Aber ehe er was sagen kann, legen wir schon los. Nie hätte ich gedacht, dass das Nachdenken über Zahlen so ’nen Spaß machen kann! Nie hätte ich gedacht, dass Zahlen nicht bloß Mathe-Zahlen aus dem Unterricht sind, sondern auch eine Bedeutung haben können. Aber das hätten wir doch schon längst wissen können.
»Beim ABC, dem Alphabet klappt das nicht, ein A bleibt immer ein A, und ein B bleibt ein B und alle Buchstaben hintereinander auch. Aber eine 1 im Unterricht ist toll, kriege ich oft, tut mir leid für euch, aber über ein F zum Beispiel hab ich mich noch nie gefreut.« Das war Lisa, logisch.
»Aber 1 Tor schießen im Fußball ist ziemlich mickrig.« Das ist, na wer schon, Lucas. »5 Tore schießen, das ist Klasse!«
»Aber eine 5 in Mathe ist eine Katastrophe, sagt mein Papa«, brummelt Tim. »Hätte ich da mal eine 1, dann wär das für ihn ein Wunder.«
Und schon kramt er wieder nach der Textaufgabe von den 3 kleinen Schweinchen.
»Lass sie stecken!«, zischelt Lucas. »Dein Papa muss auf das Wunder verzichten. Aber wenn du statt 1 Apfel 5 Äpfel isst, dann freut er sich, stimmt’s, Kumpel?«
Er knufft ihm auf den Bauch, aber nicht fest, sie sind ja Freunde. Und noch was fällt ihm ein, vielleicht zum Trost für seinen Freund.
»Ich hab ’ne Tante in der Schweiz, die besuchen wir manchmal. Also, Tim, da wärst du mit deiner 5 in Mathe beinahe Weltmeister. Die zählen in der Schule dort andersrum, hat sie erzählt. Da ist 6 die allerbeste Note und auch die 5 noch ganz prima. Wenn du da ’ne 1 hast, dann biste ganz schlecht dran.«
Das haben wir alle nicht gewusst, ich glaub, der Prof auch nicht. Er hört uns aufmerksam zu. Bestimmt hat er keine Tante in der Schweiz.
Und jetzt hab ich einen wirklich wichtigen Gedanken, hör mal, Prof. Eine Zahl kann glücklich machen oder traurig, das kann ein Buchstabe nicht. Das können bloß ganze Worte. Jetzt staunst du aber, stimmt’s?
Ja, er staunt, aber ich merke doch, er staunt bloß so, damit ich mich freue. Na ja, er hat’s ja wahrscheinlich schon gewusst. Ich freu mich trotzdem.
Dass in einer Zahl so viel stecken kann, das hab ich nicht gewusst. Aber dass Lisa gleich noch was dazu zu sagen hat, das schon …
Sie kaut schon wieder auf ihrem Pferdeschwanz herum. »Ich schließe daraus, dass Zahlen nicht bloß zum Zählen da sind, die sind auch so ’ne Art Vereinbarung. Wisst ihr, was ich damit meine?«
»Logo, Frau Lehrerin«, zischelt Lucas. »Mal sagen wir, die 1 ist toll, mal sagen wir, die 1 ist blöd. Und den anderen Zahlen geht’s genau so, nehme ich mal an. Da kann ich doch bloß sagen, die haben ganz schön was auszuhalten. Sind Sie zufrieden, Frau Lehrerin?«
Die zischelt zurück, das kann sie ganz ohne Zahnspange: »Blödmann, Zahlen haben keine Gefühle. Zahlen sind was Erfundenes, und die gibt’s schon urlange. Und wenn du schon so witzig sein willst, dann frag ich dich jetzt auch mal was Witziges. Hast du schon mal ’ne 13 heulen sehen, weil sie eine Unglückszahl sein soll?«
Und was macht Lucas, er streckt ihr die Zunge raus und kriegt gleich die von Lisa zu sehen, also wirklich!
Da greift endlich der Prof ein, wurde auch Zeit.
»Jetzt schlägt’s aber 13! Schlagt ihr euch etwa die Köppe ein? Das ertrag ich nicht!«, sagt er und springt vom Brunnenrand. Leider erwischt er dabei den Schwanz von Laika. Die quietscht jämmerlich auf, und sofort quietscht mit ihr Celia, und Leute drehen sich um zum Gequietsche und zum Geheule von Celia.
»Der da hat Laika kaputt gemacht!«
»Klappe, Windelzwerg!«, schreit Lisa.
»Ist was gebrochen? Ist der Hund noch heil?«, ruft der Prof und tastet nach dem Schwanz.
»Logo!«, zischelt Lucas, »der wedelt ja schon wieder!«
»Will wer ’nen Keks?«, fragt Tim und wühlt in seinem Rucksack.
Und mit einem Keks für Celia und Laika und auch für sich selber ist der Schreck vorbei. Kannst dich beruhigen, Prof.
»Uns ist das Thema entglitten«, seufzt er und streichelt seine Glatze. »Wie schade, ich habe euch gerne zugehört. Fangen wir es wieder ein, unser Mathematik-Thema, die Zahlen? Die Mathematik und damit die Zahlen sind übrigens 2500 Jahre alt, dies nur nebenbei zum Beitrag von Lisa, sie seien uralt, ja, kann man sagen. Und wie sie entstanden sind und vor allem, warum, davon erzähle ich später, einverstanden? Nur so viel, Lisa hat recht, und hackt bitte nicht dauernd auf ihr herum, nur weil ihre grauen Zellen etwas schneller flitzen können.
Zahlen sind eine Art Vereinbarung, sie dienen der Verständigung. Zahlen und damit die gesamte Mathematik ist international. Wir in Europa rechnen so wie in Amerika und China und ich-weiß-nicht-wo. Und auch die Ziffern sehen gleich aus, in der Regel jedenfalls. Vielleicht fehlt da mal zum Beispiel bei der 7 ein Querstrich, oder die 9 steht nicht so gerade, aber erkennbar sind sie auf der ganzen Welt trotzdem. Mathematik, die internationale Sprache, ist das nicht faszinierend?«
Und jetzt, wir sehen es alle, gehen wieder die Gäule mit ihm durch, das kennen wir schon. Er rennt los, immer rund um den Brunnen und wedelt dabei mit den Armen. Wir rennen hinterher, wir wollen ja nichts verpassen. Dass Celia und Laika mitflitzen, ist wohl klar, aber denen reicht das Flitzen.
»Stellt euch doch mal vor, liebe Freunde«, ruft der Prof. »Da haben wir ich-weiß-nicht-wie-viele Sprachen auf dieser Welt, keiner versteht den anderen, wenn er die Sprache nicht gebüffelt hat. Aber schicke ich, nur ein Beispiel, einem Prof-Kollegen in Amerika eine Berechnung in Zahlen, schon hockt er da, versteht die sofort und schickt mir die Lösung, und die kapiere ich sofort. In keinem Wörterbuch muss ich da nachschlagen, ist das nicht toll?«
Wir nicken alle, auch wenn er’s nicht sieht, und er hört auch nicht, wie Tim, ziemlich außer Atem, brummelt: »Da könnte ich ja mal meine Mathe-Aufgabe nach Amerika schicken, hier hilft mir ja keiner.«
Dass wir kichern, hört der Prof auch nicht. Er bleibt plötzlich stehen und schnauft tief auf: »Kinder meines Herzens, ich sag euch was. Das Wunderbare an den Zahlen, das sind die Zahlen selbst!«
Jetzt sieht er unser Nicken. Ja, Prof, das haben wir kapiert. Weil die viel mehr können als bloß Zahlen sein.
»Na, dann!«, sagt der Prof und wischt sich die Glatze. »Na, dann spiele ich jetzt mal Märchenfee und erfülle mir selber einen Wunsch. Aufgepasst! Ich wünsche mir, dass ihr jetzt hier losmarschiert und Leute nach ihrer Lieblingszahl befragt. Ein Warum gehört dazu. Einverstanden?«
Also, eine Märchenfee mit Glatze, die sich selber einen Wunsch erfüllt, das ist neu.