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Mit sich und der Welt in Reimen ist Marianne Hartwigs neunte Sammlung von Gedichten. Wieder im Zeitraum eines Jahres entstanden, ist die Sammlung thematisch in sechs Kapitel unterteilt: 'Zitieren und Fabulieren', 'Naturfreuden', 'Von den Tieren', 'Mit Farben und Pinsel', 'Schutz und Flucht', 'Träumen, Zweifel, Widersprüche', Der Untertitel 'Aus meinem lyrischen Tagebuch' macht den Stellenwert deutlich, den das Reimen in ihrem Leben hat.
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Seitenzahl: 70
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„Jeder Augenblick ist ewig
wenn du ihn zu nehmen weißt
ist ein Vers, der unaufhörlich
Leben, Welt und Dasein preist“
Konstantin Wecker
Vorwort
MIT SICH UND DER WELT IN REIMEN
Zitieren und Fabuliere
Naturfreuden
Von den Tieren
Mit Farben und Pinsel
Schutz und Flucht
Träumen, Zweifel, Widersprüche
Alphabetisches Verzeichnis der Titel
Zur Autorin
Mit sich und der Welt in Reimen ist Marianne Hartwigs neunte Sammlung von Gedichten. Wieder im Zeitraum eines Jahres entstanden, ist die Sammlung thematisch in sechs Kapitel unterteilt.
Im ersten Kapitel ‚Zitieren und Fabulieren‘ lässt sie sich von ihren Lieblingsautoren inspirieren und integriert Zitate aus deren Werk.
Im zweiten Kapitel geht es um ‚Naturfreuden‘, die sie veranlassen, einen eingehenden Blick in ihren Garten zu werfen.
Das Thema des dritten ‚Von den Tieren‘ sind ihre vierbeinigen Begleiter, in erster Linie die Katzen, die ihr Haus bevölkern.
Im vierten Kapitel ‚Mit Farben und Pinsel‘ liefert der Besuch einer befreundeten Künstlerin das Motiv.
Das fünfte ‚Schutz und Flucht‘ rückt ihr Elternhaus im Hunsrück in den Blickpunkt, das für sie einen wesentlichen Ankerpunkt darstellt.
Im letzten ‚Träume, Zweifel, Widersprüche‘ kommt die Autorin auf sich selbst zu sprechen und reflektiert ihr selbst gewähltes Exil auf der Mittelmeerinsel.
Der Untertitel ‚Aus meinem lyrischen Tagebuch‘ macht deutlich, was für einen wesentlichen Bestandteil ihres Lebens das Reimen für sie darstellt.
Chris von Gagern, Ibiza, Nov. 2018
Zitat-Gedichte sind eine neue Leidenschaft
die statt Leiden Wort-Spiele schafft
und manchmal Gedichte
in Verbindung mit der eigenen Lebensgeschichte
inspiriert von A. Manguel „Eine Geschichte des Lesens“
Inspiration hilft immer
auch einem eigensinnigen Frauenzimmer
Man muss nicht Vorleser bei Borges gewesen sein
Der Mutter meiner Freundin Irmela vorzulesen war eine Gelegenheit, mit ihr, mit mir und der Geschichte des Lesens im Einklang zu sein.
Wie eine Katz ist so ein Zitat
Es kreuzt meinen Weg und nistet sich ein
Schon vor dem Zusammentreffen hat es Bezug zu meinem Alltag
Wartet nur auf eine günstige Gelegenheit um da zu sein
um nah zu sein
in schwierigen Zeiten
in dem alte Weisheiten und Schnurren Trost bereiten
Das Schicksal meinte es gut mit mir
Schenkte mir nicht nur mit der Geburt ein Katzentier
sondern auch eine Oma die gerne zitierte und eigensinnig war
Dabei handelte es sich mehr um Sprichwörter und
weniger um Petrarca:
„Die Menschheit ist grob in 2 Gruppen einzuteilen
in Katzenliebhaber und die vom Schicksal
Benachteiligten“.
Kein Morgengedicht
Bei Ablenkung auch keins in Sicht
Sie wurden mir nach deinem Tod geschenkt
Gedichte als Ersatz
Ein unsichtbarer Schatz
uneingeschränkt
im Einklang
mit geglückten Vergangenheitszeiten
All die Glücksmomente im Zusammenhang
die neben Kummer und Sorgen uns begleiten
ein Leben lang
Zu den jetzigen Gedichten gelangen
all die, die Lebensbejahung und Hoffnung verbreiten
Angst vertreiben
Bunte Glücks-Gedanken einfangen
Mit Lamentationen und Klagen ließen sich Bände füllen
Nur wenige wagen
meist nur im Stillen
zu sagen:
So wie es ist liebe ich mein Leben
in Dankbarkeit
bereit
Glücksstreben weiterzugeben:
„Wir bekommen das Leben leer geschenkt
Für die Sache mit dem Glück müssen wir uns schon
selber etwas einfallen lassen!“1
Einfälle helfen immer, Glück nicht zu verpassen.
1 Richard Ford
Aufzuhalten sind sie nicht – die sorgenvollen Gedanken
Ich verbiete euch, mir die Lust zu nehmen – zu lachen
Verbote helfen kaum wenn Stimmungslagen schwanken
Mit einem Gefühlszustand will ich mich befassen
Im Hinblick auf die Erkenntnis:
„Man muss sich nicht alles von sich gefallen lassen“
Ein perfektes Ich-Verständnis
Danke Victor Frankl, ich sehe dem Tag gelassen entgegen
und meide den Um-Gang auf sorgenvollen Wegen.
Nicht immer wissen wir genau was wir wollen
das heißt wir wissen es vielleicht
aber wir fragen uns: sollen
wir es wagen – es wird nicht leicht
Dann suchen wir Bestätigung bei denen die mutiger sind
Lassen uns von ihrem Lebenslauf verführen
Stellen fest, so waren wir schon als Kind:
Eigenwillig mit der Lust zu improvisieren
und von der Erkenntnis Anderer zu profitieren
„...schau dir an was du tust und du weißt was du willst...“ 2
2 Ulla Hahn
„Gestern wäre ich mir lieber aus dem Weg gegangen“ meinte Herta Müller
Treffender sind einige Selbst-Begegnungen nicht auszudrücken Heute kann ich mich wieder leiden
Keine Abhängigkeiten
und in vielen Augenblicken
schließe ich Freundschaft mit mir, meiner
Stimmungsschwankung
Dann ist sie kein Seitensprung
Eher ein Lebensbegleiter
bekannt aus Zeiten des Umbruchs am Ende der Kindheit
Schon damals halfen Gedichte auf der Stimmungsleiter den Halt nicht zu verlieren
Sie sindmeine Helfer geblieben, zu ihnen flüchte ich mich – wie zu den Tieren.
An einem sicheren Ort lebe ich
mitten im Pinienwald
Meine Tiere lassen mich niemals im Stich
Ich fürchte Niemanden und Nichts – außer Gewalt
So leben zu dürfen ist Schicksals-Gunst
Sollte ich sie nicht erwähnen – mit keinem Wort?
Doch dann bleibt sie geheim, die Lebens-Kunst:
„Das Abseits ist der einzige sichere Ort“. 3
3 Peter Brückner
Sich selbst ein Glückserlebnis zu bereiten
setzt neben Egoismus das Bedürfnis voraus
lange Zeit mit sich selbst alleine zu bleiben
Eigenwillige kennen sich damit aus
Zur Selbstbeglückung gehört Phantasie
die zahllosen Selbstdarstellungen beweisen es
So eine Biographie
ist wie ein Märchen – das Ende lässt alles offen
auf viele nichterzählte Geschichten hoffen
denn „wenn sie nicht gestorben sind...“ erzählen sie noch heute
Schreiben ist nicht nur „ein Glückserlebnis mit Papier und Stift“
wie Martin Walser sagt – es ist, wie im Augenblick, die reine Freude.
„Freunde erfordern Einsatz!“ las ich gerade
So habe ich das niemals empfunden
Meine Freunde sind ein Geschenk, Glück, Gnade
In all den Stunden des Zusammenseins ist es ein Geschenk – das Miteinander
Vielleicht ist das Geheimnis einer Freundschaft die Freude aneinander
Sie mit Einsatz zu verbinden ist eher kurios
Freundschaft bedeutet Vertrauen – bedingungslos – dann ist sie grandios.
unseren Charakter?
Er wurde uns nicht in die Wiege gelegt
Doch irgendwann hat er
uns zu dem Menschen gemacht, der wir sind
oder umgekehrt
„Der Charakter des Menschen ist sein Schicksal“
sagst Heraklit
Sind wir allein verantwortlich oder gibt es eine
Höhere Macht, die uns Charakterstärke lehrt?
Ein ehemals kluger und erfolgreicher Mann ist dement
Wenn meine Freundin Gerlinde ihn besucht, ein gutes Essen kocht, mit ihm singt
und tanzt – an alte Liedertexte erinnert er sich –
Beim Tanzen ist er fröhlich
wird fast wieder eloquent
ringt
nicht mehr nach Worten und scheint
mit sich und der Welt im Reinen zu sein
wenn er meint:
„So viel wie ich vergessen habe, kann ich mir gar nicht merken“.
Ein Tag des Augenblicks ist heute
Manche Tage sind Glückstage
Schon die Augen aufzuschlagen macht Freude
Heute existiert es nicht – das Wort Klage
Ein Traum hat diese Tages-Einstellung ausgelöst
Ein Wunschtraum, ob er in Erfüllung geht, steht in den Sternen
Doch eines steht fest:
In Träumen 1ässt sich Freuen lernen.
„Jeder Augenblick ist ewig
wenn du ihn zu nehmen weißt“
Ist ein Vers der unaufhörlich
Leben, Welt und Dasein preist.4
4 Konstantin Wecker
Eine Perlenschnur aus Reimen
wie ein Rosenkranz
wie Lichtkugeln die sich ganz
selbstverständlich zusammenfinden
und ähnlich wie im Traum
Dahinfließendes miteinander verbinden
Einfluß habe ich kaum
Wie bei G.‘s Bildern lassen die Farben Landschaften entstehen
die nur im Auge des Betrachters sichtbar sind
sich wandeln, die Lust wecken, immer wieder
hinzusehen
Jedes Kind
liebt dieses Wiederholungsspiel
ohne Ziel
erst im Laufe der Zeit leuchtet uns ein:
„Die Quelle der Kunst ist das Unterbewusstsein“.5
5 Jackson Pollock
Von lautem Schnurren geweckt zu werden
Was für ein Tagesanfang!
Keine Morgen-Melancholie, keine Beschwerden
So fangen Glückstage an
Neben Kater Rojo sorgt P.H. für „Leben lernen“, denn niemals ist es zu spät
für seine Erkenntnis: „Jede Imagination ist eine unsichtbare Realität“.6
6 Peter Härtling
Es waren einmal zwei Freundinnen
die wollten auf einer Insel in einem großen Haus
zusammenleben
im Laufe der Zeit
war es dann soweit
und sie beschlossen einzusehen: auch in einer kleinen Gompa im Hunsrück können Bilder- und Gedichts-Ideen entstehen.
Menschen die meinen zu gut für diese Welt zu sein
fühlen sich oft allein
Sich mit den Nicht-so-Guten abzugeben
würde das Allein-Sein zwar beheben
Aber sich und ihr Zu-gut-Sein infrage stellen
was in den meisten Fällen
mit schmerzlichen Eingeständnissen verbunden ist –
wenn auch weniger allein
Denn schon Tolstoi meint „gut sein bedeutet nur den
Wunsch zu haben, häufiger gut zu sein.“