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Mutwillig ist Marianne Hartwigs siebte Sammlung von Gedichten, die wieder im Zeitraum eines Jahres entstanden. Die Sammlung ist diesmal thematisch unterteilt in vier Kapitel. In den beiden ersten geht es um das Hin und Her zwischen zwei Welten, ihrer Wahlheimat auf Ibiza und dem Bauernhaus ihrer Eltern im Hunsrück. Marianne Hartwig konzentriert sich bei ihren Beobachtungen zunächst und überwiegend auf ihre Wahlheimat. Täglich mit offenen Augen durch Ibiza gehen, Ereignisse und Situationen aufnehmen und in Worte umsetzen – so entstehen mit hohem sprachlichen Feingefühl ihre erzählenden Gedichte. Mit Vorliebe befasst sie sich dabei mit der inseltypischen Natur, besonders dem Meer und den Katzen, mit denen sie sich umgibt. Eine reichhaltige Sammlung täglicher Beobachtungen in poetischer Form.
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Seitenzahl: 68
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Kleine Haarspalterei
Ich bin von Natur inkonsequent
Und ohne Prinzipienreiter-Talent
Schließt das in letzter Konsequenz nicht ein
Die Möglichkeit, auch konsequent zu sein
Mascha Kaleko
Vorwort
MutwilligVon Leicht-,Froh- und Unsinn
Immer wieder Daheim
Insel-Limmericks
Graf Koks
Alphabetisches Verzeichnis der Titel
Zur Autorin
Chris von Gagern
Mutwillig ist Marianne Hartwigs siebte Sammlung von Gedichten, die wieder im Zeitraum eines Jahres entstanden. Die Sammlung ist diesmal thematisch unterteilt in vier Kapitel. In den beiden ersten geht es um das Hin-und her zwischen 2 Welten, ihrer Wahlheimat auf Ibiza und dem Bauernhaus ihrer Eltern im Hunsrück. Marianne Hartwig konzentriert sich bei ihren Beobachtungen zunächst und überwiegend auf ihre Wahlheimat. Täglich mit offenen Augen durch Ibiza gehen, Ereignisse und Situationen aufnehmen und in Worte umsetzen – so entstehen mit hohem sprachlichen Feingefühl ihre erzählenden Gedichte. Mit Vorliebe befasst sie sich dabei mit der inseltypischen Natur, besonders dem Meer und den Katzen, mit denen sie sich umgibt. Der Wechsel zwischen den Plätzen, die ihr beide Heimat sind, ist ihr ein Stimulus, den sie nicht missen möchte. Im dritten Kapitel ‚Insel-Limmericks‘ verdichtet sie ihre Beobachtungen auf wenige Zeilen. Im letzten Kapitel, Graf Koks, schreibt sie sich eine grenzwertige Erfahrung von der Seele.
Eine reichhaltige Sammlung täglicher Beobachtungen in poetischer Form.
Ibiza, Juli 2016
Ach wie sind Menschen konsequent
Haben Prinzipien
Wie beneidenswert – ein Talent
Oder doch nur Eigensinn
Mit der Zeit wandeln sich die Richtlinien
Was bleibt ist der eigene Sinn
Das Leben ist eine Verführerin
Mit nichts als Unsinn im Sinn.
Wenn Stimmungen wie Gezeiten
Naturgesetzen folgen
Dann heißt es beizeiten
Vertrauen zu finden und mit den Wolken
zu ziehen – zu vergehen
Wenn beängstigende Gewitter entstehen
Den Naturgewalten zuzusehen
Ist fast so verlockend wie auf der Felsenklippe zu stehen.
Auch Unsinn hat seinen Sinn
Speziell wenn er als Doppelsinn
Auf gute Unterhaltung sinnt
Denn wer gewinnt ist nicht verstimmt
Auch wenn man ihm nachweist, dass er spinnt.
Heute ist sie ziemlich in Eile
Die Hoffnung, sie verweilt nur eine Weile
Dann trägt sie ihren Schimmer fort
Um am nächsten Ort
Auch wieder nur kurz zu verweilen
Ihren Beistand zu verteilen
Sie weiß, sie ist ein Prinzip
Keiner nimmt ohne sie mit dem Leben Vorlieb.
Der Zu-Fall wird oft zum Ein-Fall
Der Rest ist ein Glücks-Fall
Zu-, Ein- und Glücksfall bilden eine Dreieinigkeit
Die haben Menschen sich schon immer für ihre Religionen ausgedacht
Und das gleich für die Ewigkeit
Ich bin schon einen Tag lang zufrieden mit ihrer Macht
Solange kein Un-Fall die Drei-Faltigkeit stört
Hat der Tag alles was zu einem Glücks-Tag gehört.
Wer möchte nicht zur Stelle sein
Wenn er zufällig zufällt – der Zufall
Am besten man erwartet ihn allein
Denn als Glücksfall
Trifft er oft nur einen
Ist ganz und gar nicht überall
Und wenn die Überklugen meinen
Nichts als Zufall
Der fiele ja aus heiterem Himmel herab
Dann sagt der Zufall leise:
Ich halte dich nur auf Trab bis zum Grab
Wenn du das erkannt hast, bist du weise.
Wie lästig ist doch das Korrigieren
Seitdem mein Arbeitsplatz auf dem Dreschplatz ist
Ist es fast so schön wie Fabulieren
Wie? So ist auch das Ergebnis
Nun dann versuche ich es umgekehrt
Auf dem Dreschplatz reimen
Und am Schreibtisch eingesperrt
Meinen:
Das alles könne man doch viel besser formulieren
Bestimmt. Aber das schadet dem Unsinn und dem Improvisieren.
Wahrheit macht so gar kein Vergnügen
Und Lügen? Wie machen die froh!
Die Wahrheit ist heftig, ist deftig, ist roh
Leider ist sie manchmal auch schadenfroh.
Wenn die Lust sich lustig zu machen
Nicht mehr lustig ist
Hilft in Ausnahmefällen auch Lachen
Doch wer lacht schon gern bei einer Galgenfrist
Eine Fristverlängerung stellte man mir in Aussicht
Doch mit den Fristen ist das wie mit der Selbstironie
Die lässt dich zwar nicht im Stich
Aber langfristig ist sie wie die Homöopathie:
Ob sie es war die geholfen hat, erfährst du nie.
Ohne Glück kein Spiel
und umgekehrt
Das Leben ist ein Risiko wert
Zuviel
Glück und Risiko ist nicht zu empfehlen
Es sei denn man ist Masochist und liebt es sich zu quälen.
Nicht nur ein Zeichen von Hilflosigkeit ist Geschrei
Es muss die Stimme übertönen
Die leise meint: ist das was da tönt nicht Schwindelei?
Lautstärke hilft vor allem denen
Die sich selbst anschreien müssten
Denn je lauter, je uneinsichtiger
Wer lässt da grüßen?
Egal, denkt der Schreihals – Geschrei ist jetzt wichtiger.
Achtsamkeit gehört zu den Zauberworten
Achtsam scheint derjenige zu sein, der an allen Orten
Mit sich selbst und seiner Umwelt im Reinen ist
So ein Lebens-Spezialist
Der seine Hilfsmittel hat denen er vertraut – voll und ganz
Die ihm Güte verleihen und Toleranz
Die unerschöpflich sind wie das Salz im Meer
So ein Achtsamer – ach wenn man doch so einer wär.
Seitdem die Banken das Ersparte verbraten
Fühlen sich brave Sparer verraten
Ein pfiffiger Spanier stellt eine Matratze her
Ein Safe ist eingebaut, was will man mehr
Omas Strumpf hatte in der Matratze auch seinen Platz
Sie war immer schon in Liebes- und nun auch Geldnöten brauchbar – die gute Matratz.
Am Anfang war das Wort
Erstaunlicherweise an einem Ort
Wo es zunächst unauffindbar war
Doch dann geschah
Das besagte Wunder
Das Wort fiel just in dem Moment kopfunter herunter
Als es glaubte, aufgefangen zu werden
So sind die Wort-Gefährten
Zur rechten Zeit am rechten Ort
Am Anfang war das Wort ein Zauberwort.
Es schwamm einmal im weiten Meer
Ein Meeresunkundiger umher
Und fragte angst- und sorgenvoll
Wie soll
Ich nur zum Ziel gelangen
Wie hat das alles angefangen
Die vielen Klugen um mich herum
Die wissen doch genau warum
Sie diese Route nehmen
Nur ich, ich muss mich furchtbar schämen
Denn auch beim allerbesten Willen
Kann ich nicht sagen, wie im Stillen
Ozean ich gelandet bin
Vielleicht suche ich mir eine Begleiterin
Die mit mir das große Wasser durchquert
I-Ging sagt: Erhabenes Gelingen – das ist doch eine Anstrengung wert?
Soweit gesund, gescheit und angesehen
Verbringt endlos viel Zeit damit, sich selbst zu verstehen
So dass er sich oft und laut beklagt
Niemand versteht ihn, niemand wagt
Zu sagen, dass der Gabentisch
Täglich gedeckt ist und zwar reichlich
Mit Brot und Früchten und viel mehr
Und dass er
Ein großes Glas guten Weins bereithält
Ein Wein, der jedem Weinkenner gefällt
Jedoch der Mensch klagt sorgenschwer:
Das halb volle Glas ist ja halb leer.
Es gibt so viele erfreuliche Situationen
und solche, die es nicht sind
Da sagt man sich doch, es würde sich lohnen
Den nicht so erfreulichen Situationen
Keine Beachtung zu schenken
Und vergnügt zu denken
Es stimmt
Wenn es heißt: die spinnt.
Man hat‘s nicht immer leicht mit sich
Bestimmte Eigenschaften machen
Dass immer wieder unausweichlich
Nur solche lachen
Die über sich selbst lachen können
Wer kann das schon in dieser Zeit
In der alle von Krise zu Krise rennen
Schuldige suchen und in Einigkeit
Sich gegenseitig am Lachen hindern
Schuld sind immer die anderen
Wie bei Kindern
Böser Stein wenn man stolpert – statt um ihn herum zu tapern.
Wer längere Zeit im Ausland lebt
Findet das Klagen der Deutschen lästig
Wie sind sie doch arbeitswillig und immer bestrebt
Kundzutun mit Besserwisser-Blick
Seid wie wir streb- und arbeitsam
Macht weniger Siesta und mehr Devisen
Dann seid ihr nicht arm
Und nicht auf Almosen angewiesen.
Der SPARgel fragt sich unzufrieden
wo sind sie ach denn nur geblieben
Die guten alten SPARgelzeiten
In denen jeder schon beizeiten
Sich auf den SPARgel-Ertrag freute
Und heute?
Schauen unsere An-leger in die Röhre
Man sagt ihnen, es sei die EURO-Misere
In Wirklichkeit aber ist es die Gier
Einer raffgierigen Bande, die wie ein Vampir
Statt Blut alles auch SPARgel aussaugen
Und zu nichts anderem taugen
Dabei habe ich noch Glück – kommt mir gerade als Idee
Ich bin ja noch zu retten, denn mir fehlt ja das „D“.
Herr Jemand übt jetzt Selbstkritik
Dass man in dieser schnöden Welt