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Vor-Lieben ist Marianne Hartwigs achte Sammlung von Gedichten. Wieder im Zeitraum eines Jahres entstanden, ist die Sammlung diesmal thematisch in sieben Kapitel unterteilt: 'Tierische Begleiter', 'Insel und Meer', 'Im Einklang mit der Natur', 'Freud und Leid', 'Mit und ohne einander', 'Zuhause' 'Vom Vergnügen zu dichten'. Der Untertitel 'Poesie des Alltags' bringt dieses vielfältige Panorama auf einen Nenner.
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Seitenzahl: 86
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„Die Welt zu durchschauen
Sie zu verachten, mag großer Denker
Sache sein. Mir liegt einzig daran,
die Welt lieben zu können
Sie und mich und alle Wesen
mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht
betrachten zu können…“
Herrmann Hesse
Vorwort
VOR-LIEBEN
Tierische Begleiter
Insel und Meer
Im Einklang mit der Natur
Freud und Leid
Mit und ohne einander
Zuhause
Vom Vergnügen zu dichten
Alphabetisches Verzeichnis der Titel
Zur Autorin
Vor-Lieben ist Marianne Hartwigs achte Sammlung von Gedichten. Wieder im Zeitraum eines Jahres entstanden, ist die Sammlung diesmal thematisch in sieben Kapitel unterteilt.
Im ersten Kapitel geht es um ihre tierischen Begleiter, Anlass tägliche Beobachtungen an ihren Katzen und weiteren Mitbewohnern ihres Häuschens im Wald zu beschreiben, gelegentlich auch aus der umgekehrten Perspektive ihres pelzigen Begleiters Rojo.
Im zweiten Kapitel geht es um ‚Insel und Meer‘, Gelegenheit, ihre Liebe zu den landschaftlichen Reizen ihrer Wahlheimat Ibiza, aber auch ihren Respekt für die Naturgewalten, denen sie ausgesetzt ist, in Worte zu kleiden.
Das Thema wird im dritten ‚Im Einklang mit der Natur‘ variiert und auf Fauna und Flora ausgeweitet.
Im vierten Kapitel Freud und Leid liefern innere Befindlichkeiten das Motiv.
Das fünfte ‚Mit und ohne einander‘ gilt wesentlich dem Andenken ihres verstorbenen Mannes.
Im vorletzten ‚Zuhause‘ geht es um das Elternhaus der Autorin im Hunsrück.
Im letzten geht es um das Vergnügen zu dichten, was die Autorin aus diversen Perspektiven beleuchtet und so weit geht, auch ihre ‚Reimsucht‘ zu thematisieren.
Der Untertitel ‚Poesie des Alltags‘ bringt dieses vielfältige Panorama auf einen Nenner.
Chris von Gagern, Ibiza, Sept. 2017
Nach einem Morgen-Gedicht bin ich für den Tag bereit
Gegen unliebsame Tages-Geschehnisse gefeit
Wenn sich dann noch alle meine Tiere in der casita1 einfinden
Die trübsinnigen Nacht–Gedanken langsam entschwinden
Ist es wieder soweit
sie in Betracht zu ziehen – die Gelassenheit.
1 span. Häuschen
Heute müsse sie wieder einmal reimen
Sagt meine Menschenfreundin und zückt den Stift
Mir soll's Recht sein, ich sag‘s auch keinem
Rückfälle sind verzeihlich – was mich betrifft
Ich bin nicht nur ihr fan sondern auch speziell
überzeugt von ihrem Talent und höre mir alles schnurrend an
Dafür sagt sie mir so wunderbare Sätze dann und wann
wie: Die letzte Liebe hat immer ein Fell.
2 Lieblingskatze ‚der Rote‘
Novembernebel umhüllen die casita
Lautlos aneinander geschmiegt sitzen wir
in unserem warmen Holzhaus – nur Manx3 ist nicht da
Gestern ballerte der Nachbar–Jäger, nicht nur in seinem Revier
Er schießt auf alles, was sich bewegt aus Lust am Töten
Keine Bitte, kein Flehen hält ihn davon ab
Er hat eine Schieß-Lizenz und keiner könne ihm das Schießen verbieten
Und so tötet er weiter, doch auch Jäger enden – von Meisterjäger Tod getötet – im Grab.
3 schwanzlose Katzenrasse von der Isle of Man
Wenn meine Tiere wieder einmal
tun was ihnen gefällt
bleibt mir keine andere Wahl
als festzustellen: so ist das mit der Gleichberechtigung – ein weites Feld
Doch hin und wieder muss man akzeptieren
dass ein Gleichberechtigter berechtigt ist, darauf zu insistieren:
Man wählt die Brotmaschine als Ruheplatz
Man nicht, ich schon, denkt die Katz
Duftet gut nach frischem Brot und schafft Überblick
Hungrig bin ich nicht, aber auch als Mensch sucht man sich unerlaubte Plätze – zum Glück.
Eine kleine murcielago4 verirrte sich
Des nachts in der Küche der casita
Am frühen Morgen fand ich sie – bitterlich
fiepsend– keine Mama war da
Offenbar war sie ein Kind von Mutter Fledermaus
die schon seit langem hinter den Büchern wohnt
Ihr gefiel das kleine Holzhaus
Und das Kind lockte wohl der Vollmond
Im dunklen kleinen Werkstattraum setzte ich sie aus
Das Fenster geöffnet– sperrangelweit
Das kluge Fledermäuschen flatterte hinaus
Dem Licht entgegen – lebensbereit.
4 span. Fledermaus
Lange hatte Sin-Rabo die Katzenklappe nicht entdeckt
Doch dann sah er zu, wie El Rojo durch sie entschwand
Und siehe da, er funktioniert, der Nachahmungseffekt
Seitdem geht er ein und aus – sichtbar entspannt
Hätte er einen Schwanz würde der aufrecht stehend zeigen
Auch als Katze macht man sich die Erfahrung anderer zu eigen.
7 span. der Schwanzlose
Über die Bettdecke huscht eine Eidechse
Sie schaut mich an und ich sehe:
Du weißt genau wo der Ausgang ist, kleine Hexe
Auch den Katzennapf in ihrer Nähe
hat sie zweifellos im Sinn
Seit Tagen flitzt sie durch die casita
Irgendwann fange ich dich schlaue Besucherin
Wer in mein Bett darf, bestimme ich – basta.
Malerisch siehst du aus, Vogel Kormoran
Wir beide teilen uns den Strand am frühen Morgen
Wir kennen uns schon einen Sommer lang
Hier in unserer kleinen Bucht fühlen wir uns geborgen
Die später eintreffenden Touris erschrecken dich nicht mehr
Trotzdem ergreifen wir dann die Flucht
Und kommen erst am Abend wieder her
Was wäre ein Tag ohne den Blick auf das unendlich scheinende Meer.
Ein Baumeister ist er
Für seine Familie tut er alles
Baut Dämme und Wasserläufe kreuz und quer
Und im Falle eines Falles
Wird ein großer Baum nicht nur gefällt
Für seine Burg dient er als Baumaterial
Die Familie ist das höchste Gut seiner Welt
Und lebenslange Treue ist sein Ideal
Tauchen und Schwimmen ist sein Lebenselixier
Der Mensch hätte es fast ausgerottet – dieses Tier
Doch es ist ein Lebenskünstler – ein Widerstands-Überwinder
Ein Wasserstraßen-Bauer und Erfinder
Nichts wäre ihm lieber
als Achtung und Respekt vor seinem Lebensraum, den
er genial gestaltet – der Biber.
Zur Wut des Jägers – nur Schadenfreude
Teresa hat dem geklauten Hund ein neues Zuhause gegeben
Wie dankbar der war und sich freute
Mit anderen Kollegen in einer Familie zu leben
Wir wünschen uns alle heute schon
Dass Jäger und Tierquäler ausgestorben sind – in der nächsten Generation.
Ein Leben ohne Katzen – unvorstellbar
Sie begleiten mich, sind immer da
Ich erzähle ihnen meine Geschichten
Es langweilt sie nie, besonders Rojo schnurrt beim Dichten
Wie kann ich nur dem armen Jägerhund helfen, frage ich ihn dann
“Teresa, und dir wird etwas einfallen,” schnurrt er und blinzelt mich an
Teresa kann doch nicht nicht jeden Neuen klauen, sage ich deprimiert
Warum nicht, schnurrt Rojo – weitermachen bis der Sch(e)ieß–Jäger resigniert.
Der junge Pointer des Jägers weint Tag und Nacht bitterlich
Stromstöße am Halsband verhindern das Bellen
Anti–Bell–Halsbänder sind frei verkäuflich
Was können wir tun in diesen Tier–Drama–Fällen?
Die Argumente des Jägers sind einzementiert wie der Zaun
Er beweist, dass der Hund eine Hütte, zu essen und zu trinken hat
Während der ganzen Woche ist er allein auf engstem Raum
Herrchen hört sein Weinen nicht, er lebt in der Stadt
Wie und wo ist ein Ausweg zu sehen?
Den Hund auf einem Rundgang mitzunehmen erlaubt Herrchen nicht
Ein Jagdhund habe zu jagen und nicht spazieren zu gehen
Wenn auch Jäger Herz haben, müsste es zu erreichen sein durch Bitten
Mit Stromstößen lassen sich Schmerz, Trauer, Freude etc. bei Lebewesen nicht verbieten
Das weiß jeder
Aber wie erklärt man das einem Jäger?
Heute musste ich meine Menschenfreundin wachschnurren
Um diese Zeit ist sie sonst längst auf den Beinen
Ich will ja nicht murren
Aber Frühstücken gehört schon zu einem
erfreulichen Tagesbeginn
Ganz dicht an ihrem Ohr schnurrte ich laut wie sie es mag
Leise schnurren macht wenig Sinn
Ich kenne ihre Vorlieben früh am Tag
Wie die Traum–Geister meinen Schlaf störten
Murmelte sie verdrießlich
Ich weiß, tröstete ich schnurrend, weil sie auch mich empörten
Daher schnurre ich dich wach, denn schließlich
bin ich für dich
so unersetzlich wie du für mich.
Bei Gewitter ist es ratsam mit Kerzenlicht zu fabulieren
So etwas wie einen Blitzableiter gibt es in der casita nicht
Und mit einem Blitzschlag alle kleinen technischen Errungenschaften zu verlieren
Ist unerfreulich, dann doch lieber vorübergehend ohne Licht
Manx fürchtet sich vor Donnergrollen
Unter der Bettdecke herrscht Zuversicht
Puschi ist ebenfalls unter Kissenbergen verschollen
So ein Gewitter ist ein Natur–Gedicht
Laut, Zuhörer langweilen seine Wiederholungen nicht.
17 schwanzlose Katzenrasse von der Isle of Man
Wie ich sie um ihre Schnurrfähigkeit beneide – meine Katzen
Stell dir vor, Rojo, bei Konflikten würden Feinde mit dem Schnurren beginnen
Statt Waffen zu ersinnen
Sie würden zwar kreischen, krallen und kratzen
In allen Tonlagen murren
Aber dann – versöhnlich schnurren
Von allen Zufriedenheits-Äußerungen dieser Welt
ist Schnurren die wunderbarste, die nicht nur Katzenliebhabern gefällt
Dafür können wir Menschen lachen
Vielleicht entstand Lachen aus dem Bemühen Schnurren nachzumachen.
Sitzen sich gegenüber
Der Eine ist der casita-Liebling
Der andere ein hungriger Flüchtling
Noch überwacht Liebling lieber
die Tages–Ration
Der Flüchtling wartet geduldig
Eine Weile schon
Hat er die reichlich gefüllte Schale im Blick
Liebling weiß, es ist genug für alle da
Vielleicht erinnert er sich auch nur daran
dass er selbst einmal ein Flüchtling war.
Ein weißes Blatt Papier ist keine Herausforderung
Doch es liegt griffbereit
Schließlich ist der Rundgang am Meer auch nicht immer spektakulär
Und doch lenkt er jedes Mal ab von Tagesmühen und Verdrossenheit
Lässt trübe Gedanken von glitzernden Wellen davontragen
Am Horizont bunte Lichter sehen
Sich trauen auf die eigene Stärke zu bauen, es wagen
Neue, noch unbekannte Wege zu gehen
Beides, das weiße Blatt Papier und das Meer
Ängstigen und locken – immer mehr.
Wieder einmal erhielt ich Besuch
Von einer Fledermaus
Und wieder einmal misslang der Versuch
Sie zu vertreiben – du siehst doch, dies ist ein Katzen-Haus
Katz und fliegende Maus, wie wollt ihr euch vertragen
Doch vielleicht gelingt’s, schönes Lebewesen
Übrigens wollte ich dich noch fragen
Bist du nicht schon im letzten Jahr einmal da gewesen?
Als fliegendes Säugetier hast du Verwandte
Selbst Flughunde können Haustiere sein
Ein Zusammenleben mit der Katzenbande
Ist jedoch nicht ratsam – was hältst du von den Katakomben
du weißt, man fliegt durch das kleine Fenster in der alten Tür hinein
Da lebst du in deinen eigenen Räumen
In der Nähe von uns Säugetieren, die vom Fliegen nur träumen.
Nachdem Manx mit Genuss sein Frühstück verzehrt hat
Packt ihn oft der Übermut
Der Tag kann beginnen, er ist neugierig und satt
Jetzt mit einem imaginären Mäuschen zu spielen, das tut gut
Er schleicht sich an
Stürzt unter Schrank und Tisch
Macht wilde Sprünge und dann
Ist da ein Mäuschen, Übermut macht erfinderisch
Auch eine Woll-Maus ist schließlich ein Fang
Rojo