Vor-Lieben - Marianne Hartwig - E-Book

Vor-Lieben E-Book

Marianne Hartwig

0,0

Beschreibung

Vor-Lieben ist Marianne Hartwigs achte Sammlung von Gedichten. Wieder im Zeitraum eines Jahres entstanden, ist die Sammlung diesmal thematisch in sieben Kapitel unterteilt: 'Tierische Begleiter', 'Insel und Meer', 'Im Einklang mit der Natur', 'Freud und Leid', 'Mit und ohne einander', 'Zuhause' 'Vom Vergnügen zu dichten'. Der Untertitel 'Poesie des Alltags' bringt dieses vielfältige Panorama auf einen Nenner.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 86

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



„Die Welt zu durchschauen

Sie zu verachten, mag großer Denker

Sache sein. Mir liegt einzig daran,

die Welt lieben zu können

Sie und mich und alle Wesen

mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht

betrachten zu können…“

Herrmann Hesse

Inhalt

Vorwort

VOR-LIEBEN

Tierische Begleiter

Insel und Meer

Im Einklang mit der Natur

Freud und Leid

Mit und ohne einander

Zuhause

Vom Vergnügen zu dichten

Alphabetisches Verzeichnis der Titel

Zur Autorin

Vorwort

Vor-Lieben ist Marianne Hartwigs achte Sammlung von Gedichten. Wieder im Zeitraum eines Jahres entstanden, ist die Sammlung diesmal thematisch in sieben Kapitel unterteilt.

Im ersten Kapitel geht es um ihre tierischen Begleiter, Anlass tägliche Beobachtungen an ihren Katzen und weiteren Mitbewohnern ihres Häuschens im Wald zu beschreiben, gelegentlich auch aus der umgekehrten Perspektive ihres pelzigen Begleiters Rojo.

Im zweiten Kapitel geht es um ‚Insel und Meer‘, Gelegenheit, ihre Liebe zu den landschaftlichen Reizen ihrer Wahlheimat Ibiza, aber auch ihren Respekt für die Naturgewalten, denen sie ausgesetzt ist, in Worte zu kleiden.

Das Thema wird im dritten ‚Im Einklang mit der Natur‘ variiert und auf Fauna und Flora ausgeweitet.

Im vierten Kapitel Freud und Leid liefern innere Befindlichkeiten das Motiv.

Das fünfte ‚Mit und ohne einander‘ gilt wesentlich dem Andenken ihres verstorbenen Mannes.

Im vorletzten ‚Zuhause‘ geht es um das Elternhaus der Autorin im Hunsrück.

Im letzten geht es um das Vergnügen zu dichten, was die Autorin aus diversen Perspektiven beleuchtet und so weit geht, auch ihre ‚Reimsucht‘ zu thematisieren.

Der Untertitel ‚Poesie des Alltags‘ bringt dieses vielfältige Panorama auf einen Nenner.

Chris von Gagern, Ibiza, Sept. 2017

Tierische Begleiter

Gelassenheit

Nach einem Morgen-Gedicht bin ich für den Tag bereit

Gegen unliebsame Tages-Geschehnisse gefeit

Wenn sich dann noch alle meine Tiere in der casita1 einfinden

Die trübsinnigen Nacht–Gedanken langsam entschwinden

Ist es wieder soweit

sie in Betracht zu ziehen – die Gelassenheit.

1 span. Häuschen

El Rojo2

Heute müsse sie wieder einmal reimen

Sagt meine Menschenfreundin und zückt den Stift

Mir soll's Recht sein, ich sag‘s auch keinem

Rückfälle sind verzeihlich – was mich betrifft

Ich bin nicht nur ihr fan sondern auch speziell

überzeugt von ihrem Talent und höre mir alles schnurrend an

Dafür sagt sie mir so wunderbare Sätze dann und wann

wie: Die letzte Liebe hat immer ein Fell.

2 Lieblingskatze ‚der Rote‘

Im Grab

Novembernebel umhüllen die casita

Lautlos aneinander geschmiegt sitzen wir

in unserem warmen Holzhaus – nur Manx3 ist nicht da

Gestern ballerte der Nachbar–Jäger, nicht nur in seinem Revier

Er schießt auf alles, was sich bewegt aus Lust am Töten

Keine Bitte, kein Flehen hält ihn davon ab

Er hat eine Schieß-Lizenz und keiner könne ihm das Schießen verbieten

Und so tötet er weiter, doch auch Jäger enden – von Meisterjäger Tod getötet – im Grab.

3 schwanzlose Katzenrasse von der Isle of Man

Zum Glück

Wenn meine Tiere wieder einmal

tun was ihnen gefällt

bleibt mir keine andere Wahl

als festzustellen: so ist das mit der Gleichberechtigung – ein weites Feld

Doch hin und wieder muss man akzeptieren

dass ein Gleichberechtigter berechtigt ist, darauf zu insistieren:

Man wählt die Brotmaschine als Ruheplatz

Man nicht, ich schon, denkt die Katz

Duftet gut nach frischem Brot und schafft Überblick

Hungrig bin ich nicht, aber auch als Mensch sucht man sich unerlaubte Plätze – zum Glück.

Lebensbereit

Eine kleine murcielago4 verirrte sich

Des nachts in der Küche der casita

Am frühen Morgen fand ich sie – bitterlich

fiepsend– keine Mama war da

Offenbar war sie ein Kind von Mutter Fledermaus

die schon seit langem hinter den Büchern wohnt

Ihr gefiel das kleine Holzhaus

Und das Kind lockte wohl der Vollmond

Im dunklen kleinen Werkstattraum setzte ich sie aus

Das Fenster geöffnet– sperrangelweit

Das kluge Fledermäuschen flatterte hinaus

Dem Licht entgegen – lebensbereit.

4 span. Fledermaus

Sin–Rabo7

Lange hatte Sin-Rabo die Katzenklappe nicht entdeckt

Doch dann sah er zu, wie El Rojo durch sie entschwand

Und siehe da, er funktioniert, der Nachahmungseffekt

Seitdem geht er ein und aus – sichtbar entspannt

Hätte er einen Schwanz würde der aufrecht stehend zeigen

Auch als Katze macht man sich die Erfahrung anderer zu eigen.

7 span. der Schwanzlose

Basta

Über die Bettdecke huscht eine Eidechse

Sie schaut mich an und ich sehe:

Du weißt genau wo der Ausgang ist, kleine Hexe

Auch den Katzennapf in ihrer Nähe

hat sie zweifellos im Sinn

Seit Tagen flitzt sie durch die casita

Irgendwann fange ich dich schlaue Besucherin

Wer in mein Bett darf, bestimme ich – basta.

Meer

Malerisch siehst du aus, Vogel Kormoran

Wir beide teilen uns den Strand am frühen Morgen

Wir kennen uns schon einen Sommer lang

Hier in unserer kleinen Bucht fühlen wir uns geborgen

Die später eintreffenden Touris erschrecken dich nicht mehr

Trotzdem ergreifen wir dann die Flucht

Und kommen erst am Abend wieder her

Was wäre ein Tag ohne den Blick auf das unendlich scheinende Meer.

Lebenskünstler

Ein Baumeister ist er

Für seine Familie tut er alles

Baut Dämme und Wasserläufe kreuz und quer

Und im Falle eines Falles

Wird ein großer Baum nicht nur gefällt

Für seine Burg dient er als Baumaterial

Die Familie ist das höchste Gut seiner Welt

Und lebenslange Treue ist sein Ideal

Tauchen und Schwimmen ist sein Lebenselixier

Der Mensch hätte es fast ausgerottet – dieses Tier

Doch es ist ein Lebenskünstler – ein Widerstands-Überwinder

Ein Wasserstraßen-Bauer und Erfinder

Nichts wäre ihm lieber

als Achtung und Respekt vor seinem Lebensraum, den

er genial gestaltet – der Biber.

In der nächsten Generation

Zur Wut des Jägers – nur Schadenfreude

Teresa hat dem geklauten Hund ein neues Zuhause gegeben

Wie dankbar der war und sich freute

Mit anderen Kollegen in einer Familie zu leben

Wir wünschen uns alle heute schon

Dass Jäger und Tierquäler ausgestorben sind – in der nächsten Generation.

Weitermachen

Ein Leben ohne Katzen – unvorstellbar

Sie begleiten mich, sind immer da

Ich erzähle ihnen meine Geschichten

Es langweilt sie nie, besonders Rojo schnurrt beim Dichten

Wie kann ich nur dem armen Jägerhund helfen, frage ich ihn dann

“Teresa, und dir wird etwas einfallen,” schnurrt er und blinzelt mich an

Teresa kann doch nicht nicht jeden Neuen klauen, sage ich deprimiert

Warum nicht, schnurrt Rojo – weitermachen bis der Sch(e)ieß–Jäger resigniert.

Das weiß doch jeder

Der junge Pointer des Jägers weint Tag und Nacht bitterlich

Stromstöße am Halsband verhindern das Bellen

Anti–Bell–Halsbänder sind frei verkäuflich

Was können wir tun in diesen Tier–Drama–Fällen?

Die Argumente des Jägers sind einzementiert wie der Zaun

Er beweist, dass der Hund eine Hütte, zu essen und zu trinken hat

Während der ganzen Woche ist er allein auf engstem Raum

Herrchen hört sein Weinen nicht, er lebt in der Stadt

Wie und wo ist ein Ausweg zu sehen?

Den Hund auf einem Rundgang mitzunehmen erlaubt Herrchen nicht

Ein Jagdhund habe zu jagen und nicht spazieren zu gehen

Wenn auch Jäger Herz haben, müsste es zu erreichen sein durch Bitten

Mit Stromstößen lassen sich Schmerz, Trauer, Freude etc. bei Lebewesen nicht verbieten

Das weiß jeder

Aber wie erklärt man das einem Jäger?

Unersetzlich

Heute musste ich meine Menschenfreundin wachschnurren

Um diese Zeit ist sie sonst längst auf den Beinen

Ich will ja nicht murren

Aber Frühstücken gehört schon zu einem

erfreulichen Tagesbeginn

Ganz dicht an ihrem Ohr schnurrte ich laut wie sie es mag

Leise schnurren macht wenig Sinn

Ich kenne ihre Vorlieben früh am Tag

Wie die Traum–Geister meinen Schlaf störten

Murmelte sie verdrießlich

Ich weiß, tröstete ich schnurrend, weil sie auch mich empörten

Daher schnurre ich dich wach, denn schließlich

bin ich für dich

so unersetzlich wie du für mich.

Manx17

Bei Gewitter ist es ratsam mit Kerzenlicht zu fabulieren

So etwas wie einen Blitzableiter gibt es in der casita nicht

Und mit einem Blitzschlag alle kleinen technischen Errungenschaften zu verlieren

Ist unerfreulich, dann doch lieber vorübergehend ohne Licht

Manx fürchtet sich vor Donnergrollen

Unter der Bettdecke herrscht Zuversicht

Puschi ist ebenfalls unter Kissenbergen verschollen

So ein Gewitter ist ein Natur–Gedicht

Laut, Zuhörer langweilen seine Wiederholungen nicht.

17 schwanzlose Katzenrasse von der Isle of Man

Versöhnlich schnurren

Wie ich sie um ihre Schnurrfähigkeit beneide – meine Katzen

Stell dir vor, Rojo, bei Konflikten würden Feinde mit dem Schnurren beginnen

Statt Waffen zu ersinnen

Sie würden zwar kreischen, krallen und kratzen

In allen Tonlagen murren

Aber dann – versöhnlich schnurren

Von allen Zufriedenheits-Äußerungen dieser Welt

ist Schnurren die wunderbarste, die nicht nur Katzenliebhabern gefällt

Dafür können wir Menschen lachen

Vielleicht entstand Lachen aus dem Bemühen Schnurren nachzumachen.

Zwei Rote

Sitzen sich gegenüber

Der Eine ist der casita-Liebling

Der andere ein hungriger Flüchtling

Noch überwacht Liebling lieber

die Tages–Ration

Der Flüchtling wartet geduldig

Eine Weile schon

Hat er die reichlich gefüllte Schale im Blick

Liebling weiß, es ist genug für alle da

Vielleicht erinnert er sich auch nur daran

dass er selbst einmal ein Flüchtling war.

Immer mehr

Ein weißes Blatt Papier ist keine Herausforderung

Doch es liegt griffbereit

Schließlich ist der Rundgang am Meer auch nicht immer spektakulär

Und doch lenkt er jedes Mal ab von Tagesmühen und Verdrossenheit

Lässt trübe Gedanken von glitzernden Wellen davontragen

Am Horizont bunte Lichter sehen

Sich trauen auf die eigene Stärke zu bauen, es wagen

Neue, noch unbekannte Wege zu gehen

Beides, das weiße Blatt Papier und das Meer

Ängstigen und locken – immer mehr.

Vom Fliegen träumen

Wieder einmal erhielt ich Besuch

Von einer Fledermaus

Und wieder einmal misslang der Versuch

Sie zu vertreiben – du siehst doch, dies ist ein Katzen-Haus

Katz und fliegende Maus, wie wollt ihr euch vertragen

Doch vielleicht gelingt’s, schönes Lebewesen

Übrigens wollte ich dich noch fragen

Bist du nicht schon im letzten Jahr einmal da gewesen?

Als fliegendes Säugetier hast du Verwandte

Selbst Flughunde können Haustiere sein

Ein Zusammenleben mit der Katzenbande

Ist jedoch nicht ratsam – was hältst du von den Katakomben

du weißt, man fliegt durch das kleine Fenster in der alten Tür hinein

Da lebst du in deinen eigenen Räumen

In der Nähe von uns Säugetieren, die vom Fliegen nur träumen.

In der Phantasie

Nachdem Manx mit Genuss sein Frühstück verzehrt hat

Packt ihn oft der Übermut

Der Tag kann beginnen, er ist neugierig und satt

Jetzt mit einem imaginären Mäuschen zu spielen, das tut gut

Er schleicht sich an

Stürzt unter Schrank und Tisch

Macht wilde Sprünge und dann

Ist da ein Mäuschen, Übermut macht erfinderisch

Auch eine Woll-Maus ist schließlich ein Fang

Rojo