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Die Kurzgeschichten von Julia B. Schulz schildern schicksalhafte Geschehnisse im Alltag der unterschiedlichsten Menschen. Kurz und eindringlich werden tragische und lustige Verstrickungen aufgezeigt, wie sie ständig und überall vorkommen können! Eindrucksvoll und überzeugend beschreibt die Autorin Geschicke und Erfahrungen von Menschen in kritischen Situationen.
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Maskenball
Nach einem langen, stressigen Arbeitstag liefen Steffi und Sandra voller Freude nach Hause. Sie hatten den gleichen Weg zu einem der renovierten Häuser neben dem Stadtpark. Meistens bereitete ihnen die Arbeit im Büro Spaß, aber an manchen Tagen war es zusammen mit acht anderen Frauen in einem Großraumbüro kaum auszuhalten. Nun war endlich Freitag.Vor Steffi und Sandra lag ein langes Wochenende.
„Weiß dein Günter denn nun schon von deiner Überraschung?” fragte Sandra kurz vor der Haustür.
„Nein! Ich habe noch nichts verraten. Heute Abend will ich es bei einer guten Flasche Wein erzählen. Ich bin schon riesig gespannt auf sein Gesicht.”
„Hoffentlich wird das kein Fiasko!” äußerte Sandra skeptisch.
„Wieso? Denkst du ernsthaft er freut sich nicht?” fragte Steffi überrascht. „Wir waren all die Jahre immer nur in derselben Gaststätte zum Fasching. Er muss sich einfach freuen.”
Die beiden Freundinnen verabschiedeten sich und jede lief in ihre Wohnung.
Abends gegen neun Uhr klingelte es an Sandras Tür. Eine völlig wütende und enttäuschte Steffi stand davor.
„Kann ich kurz hereinkommen?”
„Sicher! Gehen wir in das Arbeitszimmer. Da sind wir ungestört. Bernd sieht sich gerade eine Sportsendung an. Er wird kaum bemerken, dass ich fehle.”
Während Steffi sich setzte, fragte Sandra: “Was ist denn passiert?”
„Günter besteht allen Ernstes darauf, dass wir auch in diesem Jahr in unserer Stammkneipe Fasching feiern. Er meint, dort wären schließlich viele unserer Bekannten und Freunde. Ich gehe aber auf keinen Fall dahin!” Steffi schwieg. Sandra hatte jedoch das Gefühl, dass es da noch etwas gab, was Steffi belastete.
„Erzähl schon weiter. Das ist doch nicht alles, was dir zu schaffen macht.”
„Naja, ich habe, glaube ich, einen Fehler gemacht.”, druckste Steffi herum.
„In meinem Ärger habe ich vorgeschlagen, er solle in seine Kneipe gehen und ich gehe mit euch mit.”
„... und das hat er angenommen!” vollendete Sandra Steffis Satz.
In Steffis Augen glitzerten Tränen.
„Ich weiß, das war dumm von mir. Was soll ich aber jetzt tun? Ich bin so unglücklich.”
„Am besten du redest noch einmal mit deinem Mann. Er ist doch sonst auch nicht stur. Sollte das nicht helfen, dann sei du nachgiebig und gehe dieses Jahr noch einmal mit ihm zum Fasching in eure Kneipe. Die Palast-Bar läuft dir nicht weg. Wenn wir nächstes Jahr wieder rechtzeitig die Karten bestellen, bekommen wir sicher welche und Günter geht dann auch mit.”
Steffi starrte eine ganze Weile still auf das Bild an der gegenüberliegenden Wand. Sandra ließ ihr Zeit zum Nachdenken.
„Nein.”, sagte Steffi plötzlich hart. “Das werde ich nicht tun. Ich gebe auf keinen Fall nach. Wenn ihm seine Kneipe wichtiger ist als ich, lasse ich es darauf ankommen.”
„Überlege dir das gut, Steffi. Du hast ja noch bis morgen Abend Zeit.” versuchte Sandra einzulenken.
„Nein, mein Entschluss steht fest. Ich habe mich so sehr auf eine richtige Faschingsfeier mit Elferrat und Büttenreden gefreut. Ich komme mit euch mit. Wann genau wollt ihr losfahren?”
„Wir bestellen das Taxi für neunzehn Uhr!”