Monopolyaffären - Hubert Berger - E-Book

Monopolyaffären E-Book

Hubert Berger

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Beschreibung

Eine Ehe verliert an erotischer Anziehungskraft, zwei Frauen sterben, ein Kriminalhauptkommissar klärt den Fall souverän auf, ein Richter ist überzeugt, die Person mit Motiv und Gelegenheit zu Recht verurteilt zu haben, doch in einem Brief, der in einem Kloster eintrifft, kommt eine völlig andere Wahrheit ans Licht. Rasant und mit unerwarteten Wendungen spielt der Autor mit den Leserinnen und Lesern Monopoly und beweist: es gibt nicht nur eine Wahrheit.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Liebesnester

Seestraße

Wiener Straße

Lessing Straße

Bad Straße

Chaussee Straße

Turm Straße

Post Straße

West-Bahnhof

Schiller Straße

Park Straße

Schlossallee

Hafen Straße

Mordkommission

Hauptstraße

Elisenstraße

Nord- Bahnhof

Münchner Straße

Wiener Straße

Oberlandesgericht

Seestraße

Opernplatz

Seestraße

Theater Straße

Kloster der Gnade

Liebe Veronika

Vorwort

Eine normale, alltägliche Beziehungsgeschichte eskaliert aus heiterem Himmel.

Unheil braut sich zusammen und dann geschieht etwas. Aber was genau ist wirklich passiert?

Egal aus welcher Perspektive die Ereignisse in dieser rasanten Geschichte auch betrachtet werden, schnell wird klar: es gibt nicht nur die eine Wahrheit, aber es gibt ein unerwartetes Ende

Liebesnester

„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, höre ich die Standesbeamtin sprechen, in dem sie mir einen auffordernden Blick zuwirft.

Noch ergriffen von den bewegten Worten der in einem Talar vor uns stehenden Beamtin drehe ich meinen Kopf langsam nach links. Ein in Freudentränen gehüllter Blick trifft mich bis ins Mark. Liebevoll streiche ich mit meinen Händen durch ihr Haar und fixiere ihren Kopf, um ihn erwartungsvoll zu küssen.

Ohne großes Dazutun treffen sich unsere Lippen und verschmelzen in kürzester Zeit miteinander.

Das Gemurmel im Raum verstummt so langsam um uns herum. Durch das Schließen meiner Augen steigert sich der Genussfaktor weiter nach oben und so bin ich in der Glückseligkeit angekommen. Nur schwer kann ich mich aus der verführerischen Umklammerung lösen. Mit dem Öffnen meiner Augen komme ich so langsam wieder in die reelle Welt zurück.

Viele Blitze erhellen den festlichen geschmückten Saal und auch alle Augenpaare sind voll auf uns gerichtet, als ich mich umdrehe und unser Glücksgefühl allen Anwesenden zeige. Anna wirkt heute noch liebevoller und erotischer. Durch das verführerische Kleid, das gekonnt hochtoupierte Haar und das perfekte Makeup erscheint sie mir wie eine Göttin. Überaus stolz und stimmungsvoll schreite ich mit meiner Frau auf unsere Gäste zu, um die Glückwünsche unserer Freunde entgegen-zunehmen. In den Augen meiner Mutter Maria spiegeln sich die reine Freude und das Glück, das sie jetzt erfahren darf. Mein Vater Kaspar ist ein harter Hund, der keine Miene verzieht und mir mit einem druckvollen Handschlag seinen Segen gibt.

Wir tauchen weiter in die Schar der anwesenden Freunde ein und genießen den Augenblick in vollen Zügen. Liebe Worte, herzliche Wünsche und einige Gläschen Sekt runden die stimmungsvolle Trauung ab.

Gegen 14 Uhr verlassen wir das Standesamt in der Berliner Straße und fahren mit einem alten, mit vielen Blumen liebevoll verzierten Mercedes in das Grand Hotel. Ich genieße die Fahrt, da wir mit dem Chauffeur allein im Wagen sitzen.

Noch völlig aufgekratzt erscheinen mir die vorbeiziehenden Häuserblöcke viel bunter und erhabener, als ich sie in Erinnerung habe. Neben mir meine attraktive Frau, die durch ihre Art mich anzusehen mir weitere Glücksmomente schenkt.

Durch das Sitzen im Auto hat sich ihr Kleid weit über das Knie nach oben geschoben. Ihre wohlgeformten Beine lassen meine Hände sich wie ferngesteuert auf ihr Knie legen, und beim gleichzeitigen Küssen bewegen sie sich weiter zur Körpermitte.

In Bruchteilen von Sekunden wird mir sehr heiß und meine Hand ist schon sehr weit fortgeschritten, als ein liebvoller Klaps und ein charmantes „du kannst doch noch ein bisschen warten“ meine eindeutigen Bemühungen stoppen. Beim „Herunterfahren“ erkenne ich den Blick unseres Fahrers, der mein „nicht warten können“ schmunzelnd beobachtet. Minuten später stoppt unsere Nobelkarosse vor dem Haupteingang. Ein wartendes und äußerst farbenfrohes Begrüßungskommando empfängt uns standesgemäß.

Mit einem Sprung in meine Arme trage ich Anna auf den Händen durch ein Spalier von Freunden und Familienmitgliedern. Drei Fanfarenbläser erwarten uns in dem überaus festlich geschmückten Spiegelsaal des renommierten Hotels.

Wie Staatsgäste streiten wir über die große Tanzfläche. Unter den Klängen der im Biedermeierstil gekleideten Musikanten setzen wir uns auf unsere Plätze, die mittig an der Stirnfläche des Karrees platziert sind. Allein an der großen Tafel sitzend genießen wir den Einzug unserer Freunde und Gäste. Inge, Annas Schwester hat sich im Vorfeld sehr viel Mühe gegeben, damit der Tag für uns alle als einmalig und unvergesslich in Erinnerung bleibt. Nach weiteren 30 Minuten ist der Festsaal gut gefüllt und mit den Klängen einer Pianospielerin unterlegt, die mit sehr viel Gefühl dem mehrgängigen Festmahl mit ihrer wunderbaren Art eine besondere Note verleiht. Gekonnt und dem Anlass gebührend werden die Speisen professionell serviert.

Unterbrochen wird diese Genussphase nur durch kurze Besuche von Gästen, die ihr Präsente persönlich bei uns abgeben wollen.

Neben vielen vertrauten Gesichtern kommen mir aber auch liebe Menschen entgegen, die mir bis dato unbekannt waren. Leise Gespräche mit Anna über auffällige Beobachtungen lassen uns das Festessen noch kurzweiliger erscheinen. Über einige erfahre ich nette Episoden, bei anderen werde ich mit Skandalen konfrontiert. Doch alle Neuigkeiten erreichen nicht mein Inneres.

Das ist bis auf weiteres mit meiner bezaubernden, hübschen und attraktiven Frau Anna besetzt. Durch den Gaumenschmaus hat sich die Stimmung weiter oben gehalten und so schaue ich zuversichtlich dem weiteren Treiben entgegen.

Eine Schale mit einem Pfefferminzsorbet beendet das festliche Hochzeitsmahl. Innerlich zufrieden, lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und lasse das festliche Treiben auf mich wirken. Rechts von mir erkenne ich ein leicht hektisches Benehmen meiner Schwiegermutter Bernadett.

Ihre Meinungsverschiedenheit trägt sie sehr temperamentvoll mit Roger, ihrem Mann aus. Roger erscheint mir sehr defensiv und lässt alles in Ruhe über sich ergehen. Durch meine Glückshormone schweife ich mit meinem Blick weiter in den Saal, bevor Roger plötzlich vor mir steht und mir mit leicht stockender Stimme ein Geheimnis anvertraut.

„Klaus kommt heut noch vorbei“, sagt er zu mir und meint Annas Ex, der sich bei meiner Schwiegermutter einen Platz in der Runde erschlichen hatte. „Mir egal“, antworte ich gleichgültig und erkenne, wie Roger sehr erleichtert zu seiner Frau zurückkehrt.

Mit einem leichten Nicken zeigt er Bernadett meine Zustimmung. Bevor wir gegen 15 Uhr beim Starfotografen Putsch unsere glücklichen Gesichter für immer verewigen lassen, nehme ich Anna in den Arm und führe sie gekonnt auf die Tanzfläche. Die spontane Aktion wird von dem Bandleader sofort erkannt und so wechselt er die Art der Musik und lässt unseren Lieblingssong im Saal erklingen: „Du bist alles, was ich habe“ von Peter Maffay! Mit rhythmischen Schritten bewegen wir uns allein auf dem großen Parkett und unsere Tanzkurskombinationen glücken zum ersten Mal.

Mit dem Gefühl der Leichtigkeit genieße ich die weiteren Lieder und drehe mich zum wiederholten Male in die Glückseligkeit.

Ein in die Höhe gehaltener und rhythmisch schwingender Arm meines Vaters Lorenzo lässt uns den Tanz beenden. Die Familie drängt zum Aufbruch. Schnell sitzen wir wieder in unserem Brautauto, das mit lieben kleinen Aufmerksamkeiten wunderbar dekoriert ist. Abermals werde ich schwach als ich neben Anna in der Nobelkarosse sitze.

Wie von Magneten angezogen umschlingen meine Hände ihren verführerischen Körper. Ein langanhaltender Kuss gibt dem Ganzen noch einmal einen Kick. Minuten später begrüßt uns Egon, der Starfotograf am Auto und geleitet uns in sein modernes Atelier.

Der bekennend schwule Promifotograf schenkt uns noch ein Gläschen Champagner ein, bevor er mit seinem typischen Laufstil und seiner Art die Hände zu bewegen an seine High Tech Fotoanlage schreitet.

Mit einem Beamer wirft er wunderbare Landschaften, Städte und atemberaubende Schluchten an die Wand hinter uns.

Ohne uns zu den Posen aufzufordern, beginnt er fast unbemerkt mit den ersten Fotos, auf denen wir uns über belanglose Dinge unterhalten. Ich denke, dass er gerade diese Lockerheit bei uns erkannt und schon mal eine Grundlage für den weiteren Verlauf gelegt hat. Die im Schlepptau mitgereisten Familienmitglieder und Freunde gesellen sich langsam zu uns.

Dieses In-Pose-Stellen behagt mir gar nicht und so werden die Bilder später eine „leichte Strenge“ in meinem Gesicht aufzeigen. Erinnerungen an Schulfotos lasse ich nur kurz hochkommen.

Die Freude des Anlasses überwiegt meinen leichten Zweifel und so lasse ich das strategische Fotografieren über mich ergehen. Mit unterschiedlichen „A“ Lauten animiert uns Egon, noch mehr Glanz in unsere Gesichter zu bringen.

Nachdem der Vorgang nach mehreren Versuchen glückt, sind wohl alle Beteiligten froh, sich aus dem Mimik-Schneiden zu befreien. Minuten später verlässt der ganze Tross das Atelier und begibt sich wieder zum Veranstaltungsort im Grand Hotel. Diese Unter-brechung hat bei mir den Stimmungspegel leicht sinken lassen. Bevor wir uns wieder den Gästen widmen, laufen wir im angrenzenden Park noch ein paar Schritte. Allein, nur von leichtem Vogelgezwitscher begleitet, lasse ich mich mit meiner Frau im Arm wieder in Stimmung bringen. Die im Kreisbogen angebrachten Wege wirken wie ein Labyrinth in einer grünen Insel.

Nur genießend, ohne ein Wort zu sprechen verweilen wir einige Minuten in dem Genussgarten.

Ein entgegenkommendes kleines Mädchen schaut uns mit ihren großen Augen fragend an. Das Kleid von Anna bringt sie sicher mit einer Prinzessin in Verbindung. Und da muss ich der kleinen staunenden Göre auch Recht geben. Mit einem schnippischen Lächeln hüpft unsere kleine Bewunderin an uns vorbei. „So ein Mädchen wünsche ich mir einmal“, kommt es spontan aus dem zauberhaft geschminkten Mund heraus. Ein Lächeln von mir als Antwort beschließt unseren kleinen Abstecher aus der Zweisamkeit.

Durch ein Spalier von festlich gekleideten Gästen betreten wir wieder den Festsaal. Bis wir unsere Plätze an der Stirnseite erreichen, werde ich noch mehrmals in Gespräche verwickelt.

Unter den besten Wünschen steckt man mir meist noch ein Kuvert in die Tasche. Auffallend sind die fröhlichen Gesichter, die ich in dieser Konzentration noch nie gesehen habe. Minuten später sitzen wir wieder auf unseren Plätzen.

Eine Prinzregententorte mit einem Kännchen Kaffee sind bereits serviert worden und so nehme ich diese angenehme Stärkung gerne auf. Händchenhaltend und leicht verschmust, kaum sprechend, verzehren wir genüsslich das schmackhafte Gedeck. Leicht nach vorne gebeugt trifft mich der Blick meiner Mutter Maria, als ich meinen Kopf leicht nach links drehe.

Mit dem Bewegen ihres Zeigefingers in meine und ihre Richtung kündigt sie mir ein kurzes Treffen an. Charlotte organisiert das umfangreiche „Rahmenprogramm“ des heutigen Tages für uns.

Obwohl ich im Vorfeld unserer Hochzeit mehrmals gebeten habe, keine Spiele am Festabend darzubieten, suggeriert sie mir, dass Kollegen aus meiner Arbeit, Freundinnen aus der Turnabteilung von Anna und meine Cousine Karin durch kurze Auftritte den Abend bereichern werden. Das nervige Thema, das mich früher sicherlich erzürnt hätte, lässt mich heute völlig kalt. „So kenne ich mich gar nicht“, denke ich für mich und lasse den Themenkomplex wieder fallen.

Sofort bin ich wieder in der schönen reellen Welt angekommen und nehme weitere Glückwünsche von den etwas später eintreffenden Gästen entgegen. Lisa, Jutta und auch Marianne sehe ich mitten auf der Tanzfläche stehen. Mit allen drei hatte ich in meiner „Sturm und Drang-Zeit“ intensive Beziehungen. „Sprechen sie über mich? Ja klar,“ antworte ich mir selbst, „ich bin mir nur unsicher, ob Lisa und Marianne erkennen, dass ich zwei Monate mit beiden gleichzeitig sehr eng befreundet war!“ Mit einem „ist doch egal“ beende ich meinen Gedankengang und frage noch einmal meine Mutter Maria, wie lange die von ihren angekündigten Vorführungen dauern.

„Keine Gruppe wird länger als 10 Minuten brauchen!“ Diese Antwort passt mir. Mit einem leichten Schwingen der Hüfte signalisiere ich meiner Frau Anna den Wunsch eines Tanzes.

Ihre leuchtenden Augen nicken mir liebevoll zu und schon bewegen wir uns gekonnt auf dem Parkett. Die Tanzfläche ist mit mehreren Paaren gefüllt. Ich genieße diese Art mich zu zeigen.

Auch das versteckte Beobachten der tanzenden und sitzenden Hochzeitsgäste nehme ich positiv entgegen. Durch die leichten Drehungen beim Slow Fox und den engen Kontakt mit Anna bekommt meine emotionale Seite weitere Nahrung.

Das Halten ihrer wohlgeformten Hüfte, das Umschließen der zierlichen Hand und der direkte Kontakt mit ihrem makellosen Körper gibt mir die vollkommene Glückseligkeit. Ohne auf die Zeit zu achten, genießen wir noch länger auf dem Parkett unsere Zweisamkeit. Ein eindeutiger Geruch, der meine Nase erreicht, lässt uns wieder auf unsere Plätze gehen, um das viergängige Abendessen einzunehmen.

Eine Krebssuppe mit Cognac leicht abgeschmeckt und das Ganze in einem Teller aus Meisner Porzellan serviert gibt dem ersten Gang viel Glanz und lässt noch einiges für die weiteren Gänge erwarten. Filetstreifen in Blätterteig, schön übersichtlich auf dem mit goldenen Ornamenten bestückten Teller ergänzen die köstliche Suppe bestens. Der Hauptgang mit Entenbrust, gedünstet in Weißweinsoße und mit leicht süß sauren Orangenstreifen garniert, erfüllt voll meine Erwartungen und so lasse ich mir gegen alle meine sonstigen Gepflogenheiten eine kleine Menge nachreichen.

Neben meinem Gaumen werden auch meine Augen mehrmals fürstlich entlohnt, indem ich meinen Blick nach links zu Anna schweifen lasse.

Dieses Spiel mit den Augen gibt dem Essen noch einmal eine besondere Note. Untermalt wird das Festmahl von drei Geigenspielerinnen, die in mittelalterlichen Kostümen auf der Tanzfläche Weisen von Vivaldi gekonnt zum Besten geben.

Ihre Perücken, die farbenfrohen, glänzenden und prunkvollen Gewänder lassen mich in die Zeit des Komponisten abtauchen. Neuseeländische Zwetschgen in Eiswein eingelegt beschließen die nicht alltäglichen Verkostungen. Ein leichtes Drücken meiner Blase lässt mich der Tafel entrücken und die im Keller befindlichen Toiletten aufsuchen. Selbst das Erleichtern meines körperlichen Flüssigkeitsvorrats erscheint mir heute bewusster als sonst.

Beim anschließenden Händetrocknen am „Star Mix“ kommt mir mein Sportsfreund Leopold entgegen, der nach außen hin schon seinen überhöhten Alkoholkonsum zeigt. Das Hemd aus der Hose schauend, die Krawatte gelöst und schief an seinem Hals hängend umarmt er mich und wünscht mir noch einmal alles Gute.

Er spricht unsere wilden Zechtouren aus der Jugendzeit noch einmal an und erinnert mich an die rastlose Zeit. Dass er beim Weitererzählen den Blick weiter auf mich hält, behindert sein „Kerngeschäft“ so sehr, dass er nicht immer das für den Fall vorgesehene Behältnis trifft. Minuten später verlasse ich die Toilette, ohne Leopold noch einmal die Hand zu geben.

Das Festmahl geht so langsam zu Ende und so sehe ich mehrere kleine Gruppen im Saal zusammenstehen. Bei fast allen bleibe ich stehen und lasse mich mit Komplimenten schmücken.

Meine Braut, das Essen und auch die Wahl der Lokalität werden in höchsten Tönen gelobt. Es tut mir gut, diese Schmeicheleien über mich ergehen zu lassen. Verwandte, die sich über einen langen Zeitraum nicht mehr getroffen haben, schwelgen in der Vergangenheit, neue Bekanntschaften entstehen und die große Tanten-Schar erkundigt sich über die neuen Gesichter, die in der nächsten Zeit wohl mehrmals zu sehen sein werden. Hier einen Schluck Wein, da ein Glas Bier und auch das eine oder andere Stamperl Schnaps erreichen meine Kehle. „So kann es weitergehen“ denke ich für mich, als mir Klaus entgegenkommt. Klaus war mit Anna zwei Jahre zusammen gewesen und hätte sie vor Monaten nicht eine Autopanne gehabt, so wären die beiden wohl heute noch zusammen.

Leicht unsicher, ein bisschen verlegen kommt er auf mich zu und gratuliert mir zu meiner Frau. Ganz fair war es sicherlich nicht, denke ich für mich, als Klaus mir seine geheime Liebe zu Anna gesteht.

Ich hatte sie ihm regelrecht ausgespannt, ihm überhaupt keine Chance gelassen. Im weiteren Gespräch gesteht er mir, dass er wieder eine neue Beziehung aufgebaut hat, mit der er nur bedingt glücklich ist.

In dem zehn Minuten langen Monolog spricht er weiter sehr emotional über die schlimme Zeit nach der Trennung und die schönen Erinnerungen mit ihr.

Meine Schwiegermutter Bernadett hätte ihn auch lieber als Schwiegersohn gehabt als mich. Nach diesem Satz muss ich das Gespräch beenden.

Beim anschließenden Händedruck verspricht er mir ein ritterliches Verhalten uns gegenüber. Er hat beschlossen, sich beruflich zu verändern und seinen Wohnort nach Hamburg zu verlegen.

Anna muss uns schon eine geraume Zeit beobachtet haben, da sie mich kurze Zeit später auf unser Gespräch anspricht. Kurz und sachlich gebe ich ihr den Inhalt des Gesprächs weiter.

Durch diesen Zwischenfall ist meine großartige Stimmung verloren gegangen. Kurzerhand nehme ich Anna am Arm, schiebe sie vor mir her auf die Tanzfläche und beginne mit schnellen gekonnten Schritten den Beat Fox. Nach den ersten Drehungen geht es mir schon wieder viel besser und nach weiteren zwei Minuten singe ich laut mit dem Sänger der Band „32 –16 – 8 -, herrscht Konjunktur die ganze Nacht“!

Minuten lang vergnügen wir uns auf der Tanzfläche. Mein Blick lässt meine Frau nicht mehr los und durch das schnelle Drehen wirbelt sich unser Umfeld um uns herum. Mit einem festen Griff um ihre Hüfte gebe ich ihr ein sicheres Gefühl, um diese Drehungen heil zu überstehen. Gerade als die Stimmung auf dem Siedepunkt ist, höre ich Bernadett am Mikrofon der Band, wie sie die erste Darbietung ankündigt.

Ich könnte sie umbringen! Dieses "immer zur falschen Zeit das Heft in die Hand nehmen zu wollen" beherrscht sie perfekt.

Im Nu ist die Tanzfläche leer und die Freundinnen von Anne treten mit einem Stuhl und ein paar anderen Utensilien in die Mitte. Mit unterschiedlichen Kostümen lassen sie Annas Leben von der Geburt bis zum heutigen Tag mit unterschiedlichen Themen noch einmal Revue passieren.

Den Gästen gefällt es gut, mir weniger, denn ich hätte noch gerne die Stimmung weiter genossen. Im Abstand von zehn Minuten folgen noch die restlichen zwei Gruppen mit ihren Darbietungen.

Mit einem innerlichen „endlich“ und einem lachenden Gesicht beteilige ich mich am nicht endenden Applaus. Ein beiläufiger Blick auf meine Uhr beunruhigt mich ruckartig. 23:45 Uhr steht mit großen Zahlen auf meiner Pilotenuhr. In der Ferne kann ich Bernadett erkennen, wie sie bereits Vorkehrungen trifft, um den wunderbaren Abend harmonisch zum Ende zu bringen. Die Band stimmt das Evergreen (Elvis Version) „Muss i denn, Muss i denn zum Städtele, Muss i denn, Muss i denn zum Städtele hinaus“ an, die Lichter werden langsam gelöscht und in der Mitte des Saals wird ein Tischfeuerwerk entzündet, das dem Rahmen entsprechend noch einmal zu einem Höhepunkt wird.

Zeitnah nehme ich Anna in den Arm und tanze ohne Musik inmitten unserer Gäste. Meine romantisch angehauchte Frau legt ihren Kopf auf meine Schulter und bereitet sich auf unseren gemeinsamen Abgang gegen Mitternacht vor. Liebevolle Worte erreichen mein Ohr und so genieße ich die letzten Minuten unserer Traumhochzeit. Langsam entzünden sich Kerzen und der immer noch festliche Saal erscheint noch einmal in seiner ganzen Pracht. Tanzend erreichen wir die Mitte, um uns herum versammeln sich alle Gäste und nähern sich im Takt langsam auf uns zu. Engelberts "Green, Green Grass of Home" passt sich genau unserem Stimmungspegel an. die bunten Lichter spiegeln sich farbenfroh in den Augen von Anna. Punkt 12 Uhr werden wir aus unserer Traumwelt gerissen, die grellen Lichter strahlen von der Decke und mit einem Rock ’n‘ Roll von den Stones werde ich aus meiner sentimentalen Stimmung herausgeholt.

Die Tür des Oldtimers ist schon weit aufgerissen, als ich mich mit Anna im Arm von allen Gästen verabschiede. Küsschen, Streicheleinheiten und innige Körperkontakte erschweren uns das nach-Hause-Gehen schon ein wenig. Minuten später sitzen wir in der Nobelkarosse und freuen uns auf unsere Zweisamkeit in unserer neuen Wohnung in der Seestraße.

Seestraße

Wilde Gedanken schwirren mir durch den Kopf, dass die lieben Freunde uns mit diversem Schabernack überraschen. Meine Sorgen sind unbegründet. Das Tragen meiner Frau über die Schwelle kostet meine letzten Kraftreserven, stimmt mich aber glücklich, da ich keine ausgerollten Toilettenrollen oder schaumähnliche Luftblasen entfernen muss.

Da steht sie vor mir! Meine Traumfrau, Anna, meine Vorstellung von der perfekten Frau. Unsere Blicke ziehen uns magisch an und so halten wir uns ganz zärtlich an beiden Händen.

Wie ferngesteuert streicheln meine Hände ihren makellosen Körper. Mein Blick fixiert weiter ihre Augen und so kann ich ihre Gefühle gut erkennen, wenn ich mit meinen Liebkosungen ihre erotischen Stellen streife. Sie schließt die Augen. nimmt den Kopf leicht zurück und lässt einen leisen, heftigen Atemzug folgen. Die knisternde Stimmung wird von mir jetzt in kürzeren Zyklen wahrgenommen.

Gleichzeitig öffnet Anna alle Knöpfe meines Hemds und der Hose.

Gekonnt kontrolliere ich mit meinen Händen ihren Atemrhythmus und verändere bei schwer zu öffnenden Knöpfen die Stellung meiner Hände an ihrem Körper. Mit jedem Knopf, der sich an meiner Hose öffnet, steigert sich das Verlangen nach ihr und obwohl ich meine Zärtlichkeiten auf ihre ganz normalen Körperteile verlagere, verkürzt sich ihre Atmung immer schneller und schon erreicht mich der erste leichte Stöhn-Laut. Situationsbedingt unterstütze ich meine Frau beim Öffnen der letzten Knöpfe meiner Hose.

Begleitet durch mein heftiges Atmen, das ich auf Grund des erotischen Entkleidens meiner Frau erfahren habe, lasse ich die gebotene Sorgfalt bei ihr vermissen.

Durch das Beben und Knistern meines Körpers ziehe ich das mit schwarzen Spitzen besetzte Top und das dazu passenden Unterteil hastig von ihrem Körper. Der kurze heftige Atemrhythmus, den wir immer lauter und heftiger ausstoßen, lässt einen Wechsel ins Ehebett nicht mehr zu. Der weiße flauschige Teppich erscheint uns als die Ideallösung.

Das zärtliche Abtasten ihres Körpers, ihrer Hände und Beine durch die neugierigen Hände werden noch gesteigert durch mein Empfinden, als Anna mich mit ihrer Hand zärtlich liebkost.

Ein Läuten an der Tür lässt mich Stunden später aufwachen.

Am Rücken liegend erkenne ich halb auf mir meine Liebesgöttin. Der weiße Teppich inmitten der Diele war ein ideales Liebesnest, denke ich wohlwollend als es ein weiteres Mal an der Türe klingelt.

Schweren Herzens entscheide ich mich für die Variante Aufstehen, trage meine noch schlafend Frau ins Schlafzimmer, decke sie liebevoll zu und schreite nur mit einem Badetuch bekleidet an die Wohnungstür. Ein riesiger Blumenstock steht mir gegenüber. Hinter dem Topf schaut mir ein nicht bekannter Mann, Mitte 40 und mit einer Nickelbrille auf der Nase, in die Augen. „Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Hochzeit, mein Name ist Mölders und ich bin Ihr Nachbar.“

Er hat wohl die Situation richtig gedeutet, als er mich mit den Worten, „ich werde dann wohl wieder gehen“, mit dem übergebenen Blumentopf allein im Treppenhaus stehen lässt.

Langsam zu mir kommend, nehme ich das Geschenk und gehe zurück in die Wohnung. Kurze Zeit später liege ich wieder im Bett bei meiner Frau.

Meine Finger können nicht von ihr ab und so kuscheln wir in eindeutiger Weise. Dem Komponisten des Boleros folgend umgarne ich Anna mit all meinem Charme und steigere meine Liebkosungen im Takt der immer schneller werdenden Musik.

Das mehrmals fordernde „bitte mach weiter so“ bringt meinem Machogehhabe das passende Selbstvertrauen und tut mir verdammt gut.

Völlig ausgepumpt, überglücklich und mit einer besonderen Leichtigkeit liegen wir noch eine geraume Zeit eng umschlungen im Bett. Den Entschluss aufzustehen, fasse ich Minuten später und lasse meine liebeshungrige Ehefrau allein im Bett liegen. Mit den Gerätschaften der neuen Küche bringe ich mich gerade in Einklang und so bringe ich tatsächlich ein anschauliches Frühstück zustande.

Kaffee, frische Früchte ein Croissant, ein weichgekochtes Ei, Schinken, Tomaten, Pasteten, ein Glas Milch, Müsli und ein Strauß Blumen zieren mein überladenes Tablett, als ich mich mit ihm ins Schlafzimmer bewege. Allein das Lächeln von Anna reicht aus, um mich für Minuten wieder in eine Hochstimmung zu versetzen. Das gemeinsame Frühstück im Bett wird von einem leichten Kribbeln begleitet und verleiht diesem Morgen ein besonderes Flair. „Die Zeit sollte jetzt einfach stehen bleiben“ denke ich für mich und so versinke ich kurz in eine leichte Schlafphase, die durch ein leichtes Streicheln ihrer Hand auf meinem Rücken liebevoll beendet wird.

Unsere gegenseitige Zuneigung beenden wir gegen 12 Uhr mit dem gemeinsamen Duschen im Bad. Das gegenseitige Einseifen entfacht bei mir sofort wieder einen eindeutigen Gedanken, den wir unmittelbar in die Tat umsetzen. Anna lässt ihren Gefühlen freien Lauf und fordert nach meinen ersten Streicheleinheiten sehr rasch mehr und so sind wir in kürzester Zeit eng umschlungen.

Mit letzter Kraft setze ich Anna auf den Waschtisch. Die Höhe des sanitären Möbelstücks passt genau auf meine Körpergröße und so sind wir sofort voll bei der Sache.

Das rhythmische Bewegen meiner Hüfte, ihre prallgefüllten Brüste, die überproportionalen Brustknospen und ihr überglücklicher Gesichtsausdruck geben mir einen unerwarteten Kick, sodass ich meinen Höhepunkt so lange wie möglich hinauszögere.

Die physikalischen Gesetze besiegen nach einer geraumen Zeit jedoch meine Wunschvorstellung und so beenden wir unseren gemeinsamen Badaufenthalt voll entspannt und lassen den kalten Wasserstrahl mit voller Kraft auf unsere heißen Körper prallen.

Minuten später verlasse ich das Badezimmer und beginne mit dem Packen unserer Koffer. Anna verweilt noch länger im Bad und so kann ich mich körperlich wieder ein bisschen rehabilitieren. Shirts, Bermuda-Shorts und luftige Sommerhemden, mehrere Tuben Sonnencreme und meine modische Sonnenbrille finden in meinem kleinen Handgepäckkoffer Platz.

Gedanklich bin ich schon auf der Insel und male mir in Gedanken unsere Flitterwochen an Traumstränden und unter Palmen aus.

Einsame Lagunen, smaragdgrünes Wasser, feiner weißer Strand, 35 Grad Wärme, ein leichter kühlender Wind von der Meerseite aus lassen mich weiter schwärmen. Ihr langes braunes Haar hat sie komplett nach oben gesteckt und so wirkt ihr Erscheinungsbild komplett neu.

„Du kannst machen, was du möchtest, dein Aussehen weckt in mir immer aufs Neue eine wiederkehrende Anziehungskraft.“

Mit der Aussage treffe ich meinen Gedankengang und bringe Anna ihr Lächeln ins Gesicht zurück. Die zwei Stunden bis zum Flughafentransfer-Abholtermin überbrücken wir mit unterschiedlichen Blödeleien, bei denen wir abstruse Kleiderformationen vorführen. Pünktlich um 15 Uhr steht der Fahrer vor der Tür, um uns zum Flughafen zu bringen. Minuten später sitzen wir im Auto und so gehen wir mit großen Erwartungen unsere Traumreise an.

Keinem Menschen haben wir von unserer verrückten Idee erzählt und so haben wir ein leicht mulmiges Gefühl bei der Ankunft am Flughafen.

Nach einigen vertrauten Gesprächen einigen wir uns, zumindest unsere ahnungslosen Eltern mit der spontanen, aber langgeplanten Hochzeitsreise vor vollendete Tatsachen zu stellen. Im Ledersessel sitzend verfolge ich die Worte meiner Frau, die sich unwillkürlich auf eine