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Ein Fallmanager will die Erfolgsquote zweier Behörden erhöhen, ein Versicherungsagent prämienkillende Kurerfolge kurieren, ein Kronprinz die Karriere mit Kaffee befördern und ein Kreuzfahrtdirektor die Position seines Gastes stärken. Vier Abgründe aus dem Arbeitsalltag aus „Makellose Morde to go“. "Bitterböser, schwarzer Humor vom Feinsten" Sascha Salamander über „Makellose Morde to go“
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Seitenzahl: 16
Titelseite
Dein nächster Auftrag
Abgefüllt
Unsichtbare Geister
Stets zu Diensten
Stets zu Diensten
Über die Autorin
Impressum
“Kunde 210, bitte kommen Sie in Zimmer eins!”
Torben drehte den Zettel in seiner Hand. Nummer 215. Kein Geräusch drang in die Wartekabine. Zwei fensterlose Quadratmeter, ein kleiner Tisch, ein Plastikstuhl. Die Wände nackt bis auf ein großes Plakat der unendlichen Weite des Ozeans, aufgenommen vom Bug eines Schiffes:
“Wir schaffen neue Horizonte.”
Die hatte er verdammt nötig. Vier Wochen konnte er noch bei Heiner wohnen, aber dann? “Sie müssen flexibel sein!”, hatte sein Arbeitsvermittler gesagt und ihn als Bewerber Nummer 49 zum Kompostschaufeln auf den Friedhof geschickt.
“Zu schmächtig!”, meinte der Chefgärtner.“
Für Problemfälle haben wir noch eine ganz besondere Partneragentur”, frohlockte der Fall-manager.
Vor einer Woche hatte Torben den ersten Termin bei “Dein Nächster Auftrag”. Eignungsuntersuchung nannten sie das systematische Abzapfen von Körperflüssigkeiten. Sogar Haarproben hatten sie genommen.
“Nummer 215 bitte in Zimmer drei!”
Torben faltete die Zeitung zusammen. Die Tür öffnete sich automatisch. Er trat in den leeren Gang hinaus. Das Quietschen seiner Sohlen schien ihm unnatürlich laut.
Vor Zimmer drei forderte eine Computerstimme ihn auf: “Kunde 215, bitte identifizieren Sie sich per Daumenabdruck!”
Gehorsam presste er seinen Daumen auf das Feld.Zischend glitt die Tür zur Seite.
Das schüttere Blondhaar leicht zerzaust, schaute Dr. Matthias Palmer ihn über den Rand seiner Brille an.
“Lästig, diese Sicherheitsmaßnahmen, aber wir wollen ja kein unnötiges Risiko eingehen!”
Er nahm die Brille ab und wies auf den Besucherstuhl.Torben begnügte sich mit der vordersten Kante, drückte die Füße Knöchel an Knöchel flach auf den Boden.
“Ihre Testergebnisse sind ausgesprochen vielversprechend!”
Torben krallte die Finger fester in den abgewetzten Stoff seiner Bewerbungshose.
“Ihren erneuten Antrag auf Existenzgründungszuschuss können wir leider nicht befürworten. Die Untersuchung hat ergeben, dass Sie das sogenannte Suchtgen in sich tragen. Da sind uns die Hände gebunden!”
In Torbens Ohren begann es zu rauschen. Palmer beugte sich quer über den Schreibtisch.