Mordsliebhaber - Susanne Henke - E-Book

Mordsliebhaber E-Book

Susanne Henke

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie tanzt Julia. Er probt für Othello. Ein anderer gibt im Ruhestand den Jago. Ein Traumhaus wird zum Taj Mahal und das Fest der Liebe zur Himmelfahrt. Vier lebensgefährliche Geschichten von der Liebe aus „Makellose Morde to go“.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 26

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

TitelPas de deuxLiebesgrüßeFür immer und ewigEin netter junger Mann

Mordsliebhaber

Vier Stories von Liebe to go

Pas de deux

Die Reling verschmilzt mit dem Nebel zu einer geriffelten Wand, die an eine Gummizelle erinnert. Die Feuchtigkeit legt sich wie eine Maske auf Louises Gesicht. Gegen die in 75 Jahren erworbenen Falten wird sie nichts mehr ausrichten. In diesem Niemandsland, eingehüllt und abgeschnitten von der Welt, zeugen allein das dumpfe Dröhnen der Motoren, die leichte Vibration des Schiffsrumpfes von einem möglichen Fortgang der Reise, einer Reise ins Nichts, deren einziges Ziel die Überbrückung der Leere ist. Louise schaut hinüber zu Richard. Sein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Die Hand auf seiner Brust ist knorrig, von den Sommersprossen des Alters übersät, aber immer noch kräftig. Sein kostbarstes Werkzeug bei unzähligen Operationen. Kistenweise lagern die Dankesschreiben seiner Patienten im Keller ihres Hauses. Der jüngste Chirurg seiner Zeit, der Mann mit den Wunderhänden. Den Händen, die die ihren vor fünfzig Jahren am Bühneneingang ergriffen: “Ich habe nichts, das Ihrer würdig wäre, aber ich verspreche Ihnen, Ihnen die Welt zu Füßen zu legen.”

Schritte verhallen mit echolosem Klong auf der Treppe, künden das Ende ihrer Zweisamkeit an. Isabelle und Diego, die Tänzer, die die Kreuzfahrtgäste allabendlich mit ihrer Darbietung verzaubern, verwandeln das Sonnendeck in einen Ballettsaal. Zum Aufwärmen Exercisen an der Reling. Beide tragen helle, ärmellose Trikots, die sich nur schwach von dem weißen Hintergrund abheben, Isabelles knielanger Rock ein kaum wahrnehmbarer Schemen. Synchron gleiten ihre Arme durch die Nebelschwaden, milchkaffeebraun, mit einem Schuss mehr Milch bei Isabelle. Wie Scherenschnitte zeichnen sich ihre Profile ab, Isabelles zart und weich, Diegos scharf geschnitten und markant genau darüber. Hingabe und Harmonie liegen in ihren Bewegungen. Ein perfektes Paar, im Tanz zu einem neuen Wesen vereint.

Louise schließt die Augen und sieht ganz deutlich ein anderes Paar, das sich inmitten eines Blumenmeeres verbeugt, riecht die Melange aus Staub, Schweiß und Parfüm, hört den tosenden Applaus, spürt Alexanders zitternden Körper neben sich. Was hatten die Kritiker nach der Premiere von „Romeo und Julia” geschrieben? „Faber/Kasiniskis Pas de deux – die neue Definition der Schwerelosigkeit.”

Richard war erst nach der Pause gekommen. Blasser als sonst bewegte er sich auf der Premierenfeier wie ein Fremdkörper zwischen den Mitgliedern der Truppe, wollte so schnell wie möglich zurück in sein Krankenhaus, zu seinen Patienten, seiner Karriere, deren Grundstein er gerade mit der ersten festen Stelle in der Unfallklinik gelegt hatte. Vier Monate später sollte ihre Hochzeit sein.

Isabelle legt ihre Hand in Diegos Nacken, sekundenlang verharren sie in dieser Position, bevor sie zum Tango ansetzen. Ein Tango ohne Musik, von dem doch jede Note hör- und spürbar ist durch die Intensität ihres Ausdrucks. Ein Tango, der nichts mit den üblichen Kaffeehausdarbietungen gemein hat. 

Louise applaudiert. Noch einmal so tanzen! Wäre sie glücklicher geworden, wenn sie und Alexander nicht nur auf der Bühne ein Paar gewesen wären? Oder sie Richards Beruf geteilt hätte?

Diego zupft Isabelles Trikotträger zurecht.

„Die neue Passage sitzt noch nicht richtig.” Er markiert ein paar Schritte. „Hier kommst du zu langsam aus der Drehung.”

Isabelle nickt, stellt sich in Position, wirbelt herum in Diegos Arme. „So etwa?”

Diego strahlt. „Ja, das ist es! Jetzt das Ganze noch mal.”