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Drei Dark Fantasy-Kurzgeschichten: Das Tagebuch Kein leichter Job, neben einem Sterbenden Wache zu halten. Doch als Medizinstudentin braucht Anna das Geld … Erwachen Lange war Joaquin eingesperrt gewesen, viel zu lange. Der Vampir ist zu schwach, um vor seinen Feinden zu fliehen. Als einige Jugendliche ihn finden und mitnehmen, erinnert er sich, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Die Nacht im Schloss Ein Schloss in Irland, davon hatte Thomas schon als kleiner Junge geträumt. Seine Frau ist weniger begeistert. Und was hat es mit dem Grünen Zimmer auf sich, vor dem man ihn gewarnt hatte? Im Taschenbuchformat hätte diese Sammlung ca. 40 Seiten.
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Morgengrauen
von
Alexandra Balzer
Das Tagebuch
Kein leichter Job, neben einem Sterbenden Wache zu halten. Doch als Medizinstudentin braucht Anna das Geld …
Erwachen
Lange war Joaquin eingesperrt gewesen, viel zu lange. Der Vampir ist zu schwach, um vor seinen Feinden zu fliehen. Als einige Jugendliche ihn finden und mitnehmen, erinnert er sich, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.
Die Nacht im Schloss
Ein Schloss in Irland, davon hatte Thomas schon als kleiner Junge geträumt. Seine Frau ist weniger begeistert. Und was hat es mit dem Grünen Zimmer auf sich, vor dem man ihn gewarnt hatte?
Im gewöhnlichen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte ca. 40 Seiten.
Ca. 8700 Wörter
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Das Piepsen dröhnte in ihren Ohren.
Entnervt ließ Anna das Buch fallen und lief zu dem Bett hinüber, um den Alarm abzustellen. Ständig hatte dieser Überwachungsmonitor Fehlfunktionen. Das war bestimmt schon das siebzehnte Mal in den letzten zwanzig Minuten, wie schon die ganzen letzten Nächte. So hatte sie sich diesen Job hier nicht vorgestellt!
Als ihre Tante angerufen und gefragt hatte, ob sie nicht ein paar Sitzwachen bei einem sterbenden Mann übernehmen würde, hatte sie begeistert zugestimmt. Als Medizinstudentin brauchte Anna jeden Cent. Sie wollte sich unbedingt ein Praktikum in den USA finanzieren. Tante Sophia arbeitete ehrenamtlich bei einem Häuslichen Pflegedienst und hatte Anna schon einige Jobs dieser Art besorgt. Viele Angehörige wussten gar nicht, worauf sie sich einließen, wenn sie die Großmutter aus dem Altersheim holten, damit die alte Dame „im Kreise der Familie“ sterben konnte.
Schon wieder piepte das Gerät. Stöhnend stellte Anna den Alarm auf stumm. Sie war wach. Der Mann dort im Bett kämpfte lautlos gegen das Leben, das gnadenlose Herz, das sich weigerte aufzugeben, obwohl nichts mehr da war, das hätte lebendig gehalten werden können. Selbst wenn sie den Augenblick des Todes versäumen würde, machte das keinen Unterschied.
Gähnend sank sie zurück an den Tisch und schubste das Lehrbuch beiseite.
1.00 Uhr morgens. Keine Chance für Aminosäuren und Lymphozyten.
Anna zog ihr Tagebuch aus der Tasche und begann müde zu schreiben:
„Verrücktes Haus hier, ich fühle mich noch unwohler und beobachteter als die letzten Tage. Der Mann, der neben mir stirbt, ist noch gar nicht so alt. Ende vierzig erst. Er hat früher als Journalist alle möglichen Länder bereist. Dabei geriet er an ein unbekanntes Gift, niemand weiß wie. Seit mehreren Monaten versagen so nacheinander seine sämtlichen Organe. Doch er ist zäh. Seit neun Tagen liegt er hier im Koma, ohne Nahrung oder Flüssigkeit. Ein absolutes Wunder, dass er so lange durchgehalten hat. Ich schätze mal, er wird heute Nacht hinübergehen. Einerseits gut für mich, wenn es vorbei ist. Das ist meine vierte Nacht in diesem Haus, und es ist wirklich gruselig. Ich meine, es ist ein tolles Haus, all die Fotographien und Masken und so, aber es ist beängstigend, hier allein zu sein. Leider gibt es dann kein Geld mehr. Die Schwester des armen Kerls ist äußerst großzügig.“
Anna streckte sich und stand auf. Wenn sie jetzt nicht einen starken Kaffee trank, würde sie einschlafen. Das rasselnde Atemgeräusch des Sterbenden zeugte von seinem unverminderten Kampf um jedes bisschen Leben. Immer wieder hatte er die charakteristischen Atemaussetzer. 21, 22, 23 Sekunden. Er gab nicht auf. Gewissenhaft schrieb sie seine Vitalzeichen in das Verlaufsprotokoll, so wie man es von ihr verlangt hatte. Ihrer Meinung nach kaum mehr als eine Kontrolle, dass sie auch wach geblieben war. Die Sensoren konnten den flatternden Puls nicht erfassen, also versuchte sie ihn zu zählen – bei 160 Schlägen gab sie auf. Nicht messbar.
Mit viel Überwindung verließ sie das Sterbezimmer. Sie brauchte immer ihren ganzen Mut, um sich auch nur der Tür zu nähern, aber die Notwendigkeit, Kaffee zu bekommen trieb sie vorwärts. Erst, als sie wieder mit einer dampfenden Tasse schwarzen Elixiers vor ihrem Tagebuch saß, wagte sie wieder Atem zu schöpfen. So schlimm war es bisher noch nie gewesen!
„Ich habe wirklich Angst vor diesem Haus. Ich kann überhaupt nicht sagen, was es wohl ist, was mich beängstigt, aber es ist stark. Sicher fühle ich mich nur hier, in diesem Raum, und je näher ich dem Sterbenden bin, desto wohler ist es mir. Völlig verrückt. Schon wenn ich mich nur der Tür nähere, könnte ich schreien! Da draußen, nur durch ein bisschen dünnes Holz verborgen, dort ist die Gefahr. Körperlos. Unfassbar. Gott, wenn ich hier draußen bin, sollte ich diese Seiten rausreißen! Wenn das einer liest, schickt der mich zur psychiatrischen Notambulanz. Ich bin doch nun wirklich ein rationaler Typ, ich glaube nicht an schwarze Katzen und solchen Hokuspokus.