Nebelherbstpfade - Alexandra Balzer - E-Book

Nebelherbstpfade E-Book

Alexandra Balzer

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Beschreibung

Sechs Kurzgeschichten über Liebe, Verlust, Trauer, Perfektionsstreben, knallige Kekstorten und sinnvolle Suchtseminare. Ca. 10.000 Wörter Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte ungefähr 50 Seiten. Inhalt Nebelherbstpfade Nita will Abschied nehmen. Dafür muss sie ein letztes Mal die Nebelherbstpfade entlanggehen, die ihr gesamtes Leben lang große Bedeutung hatten. Perfektion Pascal ist ein außergewöhnlicher Maler. Diesmal steht er vor einer schwierigen Herausforderung. Licht Anja ist in einem merkwürdigen alten Haus gefangen. Sie folgt dem Licht, um zu finden, woran sie sich nicht erinnert. Kekstorte mit Knall Zimio, ein kleiner Koboldjunge, wäre so gerne ein richtiger Magier, genau wie der Rest der Familie. Dann könnte er der Oma eine leckere Kekstorte zaubern! Na, und wer ein Magier werden will, muss fleißig üben. Glitzerlippenstift Kiara will einen neuen Lippenstift. Eigentlich braucht sie ihn nicht, eigentlich wünscht sie sich gänzlich andere Dinge. Die kann sie nicht haben, den Lippenstift hingegen schon. Alles hat seinen Sinn Nathan leidet unter einer sehr belastenden, einschränkenden Sucht. Um sie loszuwerden, schreibt er sich für ein Wochenendseminar ein. Ob das wohl sinnvoll ist?

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Sechs Kurzgeschichten über Liebe, Verlust, Trauer, Perfektionsstreben, knallige Kekstorten und sinnvolle Suchtseminare.

 

Ca. 10.000 Wörter

Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte ungefähr 50 Seiten.

 

Inhalt

 

Nebelherbstpfade

Nita will Abschied nehmen. Dafür muss sie ein letztes Mal die Nebelherbstpfade entlanggehen, die ihr gesamtes Leben lang große Bedeutung hatten.

 

 

Perfektion

Pascal ist ein außergewöhnlicher Maler. Diesmal steht er vor einer schwierigen Herausforderung.

 

 

Licht

Anja ist in einem merkwürdigen alten Haus gefangen. Sie folgt dem Licht, um zu finden, woran sie sich nicht erinnert.

 

Kekstorte mit Knall

Zimio, ein kleiner Koboldjunge, wäre so gerne ein richtiger Magier, genau wie der Rest der Familie. Dann könnte er der Oma eine leckere Kekstorte zaubern! Na, und wer ein Magier werden will, muss fleißig üben.

 

Glitzerlippenstift

Kiara will einen neuen Lippenstift. Eigentlich braucht sie ihn nicht, eigentlich wünscht sie sich gänzlich andere Dinge. Die kann sie nicht haben, den Lippenstift hingegen schon.

 

Alles hat seinen Sinn

Nathan leidet unter einer sehr belastenden, einschränkenden Sucht. Um sie loszuwerden, schreibt er sich für ein Wochenendseminar ein. Ob das wohl sinnvoll ist?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nebelherbstpfade

von

Alexandra Balzer

 

 

 

Nebelherbstpfade

 

Nita drückte aufs Gaspedal.

Sie wollte um jeden Preis den alten Leuchtturm erreichen, bevor es dunkel wurde. Jetzt im Herbst geschah das leider schnell, und wenn das Wetter umschlug, wie es hier, keine fünf Kilometer von der Küste entfernt, mehrmals täglich geschehen konnte, stahlen die dunkeln, grauen Wolken die Helligkeit noch schneller.

Wie üblich wurde sie langsamer, als sie das Kirschviertel erreichte. So nannten die Einheimischen jenes Stück Wald, in dem sich massenhaft Wildkirschen angesiedelt hatten. Die Blätter leuchteten je nach Lichteinfall zwischen Dunkelrot bis Hellviolett, was gerade jetzt im Herbst, wenn die Wegränder vor herabgefallenen Blättern ebenfalls violett glommen, bezaubernde Effekte hervorbrachte.

Nebel wallte zwischen den Bäumen. Nita beschleunigte wieder, es blieb ihr nicht viel Zeit. Keine Zeit, das violette Glimmen zu genießen. Sie musste unbedingt rechtzeitig ankommen. Die Nebelherbstpfade ein letztes Mal beschreiten.

Es blieb nicht viel Zeit.

 

***

 

Jahre war es her, seit sie zum ersten Mal hergekommen war. Damals noch im Auto ihres Vaters. Sie hatten eine Ferienwohnung in einem Bauernhof gemietet. Toilette mit Waschbecken gab es draußen auf dem Hof, in einem kleinen Nebengebäude. Schlimmstenfalls musste man nachts im Dunkeln aus dem ersten Stock dort hinunter, ausgerüstet mit einer kleinen Taschenlampe, und dabei versuchen, weder über die Hofhunde, Katzen oder zahlreichen Arbeitsgeräte zu fallen, die nicht immer nach Nutzung ordentlich weggeräumt wurden. Tagsüber liefen die Hühner überall herum, man hatte sie auch rasch in der Wohnung auf der Couch oder den Tischen sitzen.

Die Bäuerin ließ sich gerne helfen, Nita hatte mit ihr zusammen Kuchen gebacken und Marmelade gekocht, Bohnen und Tomaten geerntet, den Hühnerstall ausgemistet und gekalkt, die Kühe auf die Weide und wieder zurückgebracht, gemolken, und das per Hand, Käse hergestellt, Zaunpfähle für die Ziegen eingeschlagen, Jakobskreuzkraut von den Wiesen und Weiden gesammelt, da es giftig für Pferde und Rinder war. Während Nitas Eltern die Zeit genossen, allein und ohne das lästige Kind spazieren zu gehen und sich ungestört im Wald zu streiten, konnte sie all die Dinge tun, die sonst als zu gefährlich für sie angesehen wurden. Mit Messern, Hammer, Farbpinsel und sogar Handsicheln hantieren, ohne sich jemals zu schneiden oder anderweitig zu verletzen. Sie wurde respektiert, als vollwertiger Mensch behandelt, statt bloß eine Kleiderpuppe zu sein, die beste Schulnoten zu erbringen und ansonsten still zu sein hatte.

Abends fiel sie nach einem arbeitsreichen Tag wie erschlagen ins Bett und schlief still, statt sich wie sonst in Albträumen hin- und herzuwälzen. Schon als Kleinkind hatten Ängste sie erdrückt, eben weil ihre Eltern sich Tag und Nacht anschrien und gegeneinander kämpften, mit Worten, mit zerschlagenem Geschirr und manchmal auch mit Taten. Nicht nur Mama hatte manchmal am Morgen beim Frühstück rotgeschlagene Wangen und schlecht übermalte Flecken an den Augen – sie teilte genauso aus, wie sie einstecken musste, war immer unerschrocken, immer wütend.

Nita hingegen war still. Sie wusste, dass sie die Kämpfe nicht stören durfte, das wurde so erwartet.

Jedes Jahr kehrten sie zu dem Bauernhof zurück, zu Katharina, der Bäuerin, zu Erwin, ihrem Mann, zu Inge, die Katharinas Mutter war, zu Peter, Angela und Michael, den Kindern von Katharina und Erwin. Das Wiedersehen war jedes Mal wundervoll! Nitas Eltern konnten sich ungestört hassen, Nita wurde stets binnen weniger Augenblicke Teil der Familie.

Daran änderte sich auch nichts, als Nitas Vater auszog und vollständig aus ihrem Leben verschwand. Anfangs schickte er noch Postkarten zu Nitas Geburtstag und an Weihnachten. Als auch das endete, bemerkte Nita es kaum. Es störte auch nicht, denn ihre Mutter fuhr nun noch häufiger auf den Bauernhof, diesmal mit ihrem eigenen Auto. Dort konnte sie sich von ihrem anstrengenden Alltag als vollzeittätige, alleinerziehende Mutter erholen. Nita hingegen half, wo immer es ging …

… und wenn sie damit fertig war, erkundete sie zusammen mit Peter, Angela und Michael die Nebelpfade.

Von Anfang an hatte eine ganz besondere Verbindung zwischen ihnen bestanden. Nita war ein Verbindungsstück zwischen den Geschwistern, sie gehörte zu ihnen.

---ENDE DER LESEPROBE---