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My Dad's CEO E-Book

Lila Meier

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Beschreibung

Lieber Himmel, er ist wieder da!
Ich kann es kaum glauben, als mich die Neuigkeit erreicht. Nathan Wood kehrt zurück! Vier Jahre lang war er in Schottland, jetzt wird er wieder CEO in der New Yorker Firma meines Vaters, in der auch ich inzwischen arbeite. Soweit nichts Besonderes. Wenn man von der Tatsache absieht, dass ich seine persönliche Assistentin sein werde – und ich mich schon vor fünf Jahren, als ich ihn zum ersten Mal sah, Hals über Kopf in ihn verliebt habe. Mit fünfzehn – in einen Mann, der mein Vater sein könnte! Das Schlimmste aber ist, dass sich an meinen Gefühlen für ihn nicht das Geringste geändert hat. Das wird mir spätestens jetzt klar, als ich ihn zum ersten Mal nach all der Zeit wiedersehe. Gott, ich liebe Nathan Wood noch immer!

Abgeschlossener Liebesroman mit detaillierten Szenen in eindeutiger Sprache.

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Lila Meier

My Dad’s CEO

Liebesroman

 

 

 

 

      

 

 

 

Story

 

Lieber Himmel, er ist wieder da!

Ich kann es kaum glauben, als mich die Neuigkeit erreicht. Nathan Wood kehrt zurück! Vier Jahre lang war er weg, jetzt wird er wieder CEO in der Firma meines Vaters, in der auch ich inzwischen arbeite. Soweit nichts Besonderes. Wenn man von der Tatsache absieht, dass ich seine persönliche Assistentin sein werde – und ich mich schon vor fünf Jahren, als ich ihn zum ersten Mal sah, Hals über Kopf in ihn verliebt habe. Mit fünfzehn – in einen Mann, der mein Vater sein könnte!

Das Schlimmste aber ist, dass sich an meinen Gefühlen für ihn nicht das Geringste geändert hat. Das wird mir spätestens jetzt klar, als ich ihn zum ersten Mal nach all der Zeit wiedersehe.

Gott, ich liebe Nathan Wood noch immer!

 

 

Prolog

Amy

 

„Und heute Abend will ich, dass ihr euch benehmt, verstanden?“, mahnt mein Vater und sieht mich mit strengem Blick über den Frühstückstisch hinweg an. „Vor allem du, Amy. Dein Bruder ist erst elf, aber du bist schon fast erwachsen. Von dir kann man das wohl erwarten.“

„Sie ist fünfzehn, Ed“, meldet Ma sich zu Wort und schenkt Dad Kaffee nach. „Sie ist auch noch ein Kind.“

Unwirsch winkt Dad ab und starrt wieder auf sein Handy. „War ja klar, dass das von dir kommt. Du warst in dem Alter ja auch nicht besser, nach allem, was deine Eltern so erzählen. Ich habe in dem Alter schon Geld verdient und Verantwortung getragen.“

Ah ja, die Leier wieder. Ich kann das echt nicht mehr hören. Man muss nämlich wissen, dass der Vater meines Vaters, also mein Opa, den ich nie kennengelernt habe, seine Frau und seine Kinder im Stich ließ, als mein Vater fünfzehn war. Die Mutter meines Vaters litt daraufhin wohl an Depressionen, trank sich die Leber kaputt und konnte kaum arbeiten, sodass mein Vater früh die Verantwortung für seine jüngeren Geschwister und irgendwie auch für seine Mutter hatte. Wie er sagt, ist er dann wohl nach der Schule bis in die Nacht hinein jobben gegangen, um alle über die Runden zu bringen. Ich meine, klar, tut mir auch leid und so, aber hey, es nervt halt dann doch, wenn man das zum gefühlt tausendsten Mal zu hören bekommt, und ich bin nun mal nicht er.

„Mit fünfzehn ist man so gut wie erwachsen“, fügt er hinzu.

„Ach, und warum behandelt mich hier dann keiner so?“, frage ich. „Mir wird doch hier alles vorgeschrieben. Amy, tu dies, Amy, tu das … Wenn ich abends länger wegbleiben will, heißt es, dazu bin ich noch zu jung.“

„Das Leben besteht nun mal nicht nur aus Weggehen und Party machen, junge Dame. Und auch als Erwachsener muss man manchmal tun, was einem gesagt wird.“

„Vor allem, wenn man für dich arbeitet, was? Deine Sklaven tun mir manchmal wirklich leid.“

„Das sind keine Sklaven, sondern hervorragend bezahlte Mitarbeiter.“

„Mit einem Chef, der keine Meinung duldet außer seiner eigenen“, murmele ich, und das veranlasst Dad dann doch noch mal dazu, von seinem Handy hochzublicken.

Mit warnendem Blick.

„Vorsicht, junge Dame. Treib es nicht zu weit …“

Ich stochere lustlos in meinem Frühstücksmüsli herum. „Ist doch wahr …“

Ist es nämlich auch. Dazu muss man wissen, dass mein Dad ziemlich erfolgreich ist. Womit? Alarmanlagen. Genauer gesagt mit allgemeiner Sicherheitstechnik. Seinen Betrieb hat er wohl damals aus dem Nichts heraus aus dem Boden gezogen und innerhalb kürzester Zeit in ein Millionen-Unternehmen verwandelt. Heute stattet Benkow Security die teuersten Villen und größten Unternehmen in New York und ganz Amerika aus. Bald soll sogar eine Zweigstelle in Europa eröffnen. Tja, an Geld mangelt es unserer Familie also nicht. Allerdings auch nicht an einem Vater, der seine Familie oft mit seinen Mitarbeitern verwechselt. Der Befehlston, den er eigentlich immer an den Tag legt, ist nämlich ziemlich ätzend, zudem erwartet er stets, dass alle genau das tun, was er sagt, und zwar „am besten bis gestern“. Da kann mir doch keiner erzählen, dass er als Chef anders ist!

Wobei …

„Dass du diesem Typ so in den Arsch kriechst, ist aber schon komisch“, murmele ich vor mich hin.

Allerdings laut genug, dass meine Ma mich direkt strafend ansieht.

„Nicht solche Ausdrücke bei Tisch, Amy“, rügt sie mich sogleich. „Dein Bruder sitzt neben dir, und er ist erst …“

Ja, ja, den Rest krieg ich schon gar nicht mehr mit. Mein lieber unschuldiger Bruder … der übrigens von der Diskussion hier null mitbekommt, weil er Kopfhörer aufhat und mit seinem Tablet beschäftigt ist, während er sein Sandwich verdrückt. Das sollte ich mir mal erlauben! Übrigens gehe ich jede Wette ein, dass in den Songs, die Carl so hört, noch ganz andere Ausdrücke vorkommen als Arsch.

Jedenfalls hat mein Kommentar bewirkt, dass Dad doch noch mal von seinem Handy aufblickt. Mit zusammengekniffenen Augen sieht er nun mich an.

„Ich krieche niemandem in den Hintern, junge Dame“, stellt er klar.

„Hört sich aber irgendwie anders an“, gebe ich trotzig zurück. „Ich meine, dir gehört der Laden, und …“

„Dieser Laden ist ein millionenschweres Unternehmen, das deinem Bruder und dir eine unbeschwerte Kindheit in einer Fünfzehn-Millionen-Dollar-Villa in den Hamptons ermöglicht hat und …“

Ja, ja, die Villa.

Der Knast …

Knast deshalb, weil das verdammte Teil hier einem Hochsicherheitstrakt in nichts nachsteht. Dad ist nun mal reich und hat ein Unternehmen für Sicherheitstechnik. Klar, dass diese Technik auch in unserem Zuhause Anwendung findet. Das sieht dann so aus: Wenn man ins Haus will, muss man erst mal einen Code an der Tür eingeben. Dann erfolgt ein zusätzlicher Sicherheitscheck per Fingerabdruck, die Iris wird auch noch gescannt. Da wird mir nicht selten schwindelig von, aber das juckt hier ja keinen. Dann geht eine Tür auf und gleich automatisch hinter einem wieder zu. Anschließend darf man auf keinen Fall vergessen, mittels einer PIN-Eingabe der Alarmanlage noch einmal zu bestätigen, wer man ist. Sonst geht die nämlich los. Und wie! Das weiß ich deshalb so genau, weil es mir nicht gerade selten passiert, dass ich das vergesse. Ach so, will man mal ein Fenster aufmachen, muss man auch erst einen Code eingeben, sonst passiert dasselbe in Grün. Kameras sind hier auch an jeder Ecke, sogar im Bad. In meinem Zimmer früher auch, aber da hab ich dann später protestiert, und Dad hat sie abmontieren lassen. So ganz traue ich dem Braten aber bis heute nicht.

Muss ich eigentlich erwähnen, dass mein lieber Herr Vater diese gesamte Sicherheitstechnik von unterwegs mit seinem Handy steuern kann? Das hat für ihn den unschlagbaren Vorteil, dass er genau sehen kann, wer von seiner Familie wann das Haus verlässt und wer wann was tut. Tja, und wenn er nicht will, dass ich rausgehe, weil ich mal wieder Hausarrest habe, ändert er mal eben die Codes. Na, ist das mit dem Knast jetzt wirklich so übertrieben?

„Du hast noch nie einen Bewerber nach Hause eingeladen“, sage ich, nachdem Dad aufgehört hat zu reden. Was er noch gesagt hat, habe ich gar nicht mehr mitbekommen.

„Bewerber? Junge Dame, Nathan Wood ist nicht irgendein Bewerber! Nathan Wood ist CEO bei einem der größten Unternehmen für Sicherheitstechnik in Edinburgh. Wenn ich meinen Traum, eine Zweigstelle in Europa zu eröffnen, wirklich wahr machen will, dann brauche ich genau diesen Mann – als meinen CEO. Deshalb die Einladung, mit uns zu Abend zu essen.“

„Ein Schotte?“, frage ich ungläubig. „Kommt der dann im Schottenrock?“ Ich kichere albern, als ich automatisch daran denken muss, was er dann wohl unter seinem Kilt trägt.

Dad sieht mich warnend an. „Ich sag’s noch einmal, junge Dame: Benimm dich. Wenn du Wood vergraulst und ich dadurch …“

„Dann lass mich doch einfach auf meinem Zimmer bleiben oder ganz einfach mal weggehen“, sage ich und trinke meinen O-Saft aus. Herausfordernd sehe ich Dad an. „Und schon wäre das Problem gelöst. Na?“

Unwirsch schüttelt Dad den Kopf. „Kommt nicht infrage“, bestimmt er und wendet sich wieder seinem Handy zu. „Wir treten Wood gegenüber als das auf, was wir sind: eine Familie.“

„Ja, schöne Familie“, maule ich, stehe auf und verdrücke mich auf mein Zimmer, um meine Sachen für die Schule zu packen. „Eine Frau, zwei Kinder und ihr Boss …“

Aber das hört Dad schon nicht mehr. Oder will es nicht hören.

 

„Du findest das alles echt lustig, was?“, motze ich meinen Bruder am Abend an. Nicht, dass den das auch nur im Geringsten interessiert. Er schaut kaum mal von seinem Smartphone auf. Carl hängt praktisch den ganzen Tag nur vor irgendeinem Bildschirm. Smartphone, Laptop, Tablet oder Fernseher, irgendwas ist immer an. Aber wehe, ich will mal fünf Minuten ungestört vor meinem Rechner sitzen und meinen Tumblr-Blog auf den neuesten Stand bringen.

Nein, da gibt es natürlich immer irgendwas für mich zu tun. Und ich rede hier von Dingen, die bei uns normalerweise das Hauspersonal erledigt, also den Müll rausbringen oder die Spülmaschine einräumen. Kein Quatsch, mein Vater hat angewiesen, dass solche Sachen für mich liegenbleiben sollen. Und ja, wir haben echt nicht gerade wenig Hausangestellte. Jetzt auch nicht so eine ganze Armee, aber eine Haushälterin, Dolores, die morgens um sieben kommt und dann um vier wieder geht, einen Koch, einen Gärtner und einen Poolboy. Die Letzteren kommen aber nur zweimal in der Woche, sind also nicht fest angestellt.

Aber egal, das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, Carl …

Mein Bruder rollt nur kurz mit den Augen und widmet sich dann wieder mit voller Hingabe seinem Smartphone. Einen Twitter-Account dürfte er eigentlich noch gar nicht haben. Ich hab mich da informiert. Aber ich komme schon wieder vom Thema ab.

„Worüber regst du dich jetzt schon wieder auf?“, fragt er gelangweilt.

„Darüber, dass unser lieber Herr Vater hier ein Riesentheater abzieht, wegen dieses Schotten.“

Was ich gegen Schotten habe? Nun, eigentlich ist die Frage ganz einfach zu beantworten. Gar nichts. Mir geht einfach nur mein Dad tierisch auf die Nerven. Er interessiert sich kein Stück dafür, was ich so mache und wie es mir geht. Hauptsache, ich tanze nach seiner Pfeife. Aber für diesen schottischen Supermann sollen wir jetzt alle einen auf heile Welt machen.

Ist doch echt zum Kotzen.

Carl zuckt mit den Achseln. „Er hat mir versprochen, dass ich mit Stoner zur Comic-Con darf, wenn ich mitspiele. Ich wäre schön blöd, mir das durch die Lappen gehen zu lassen.“

„Was?“ Ich starre ihn an. Das ist doch jetzt nicht wahr, oder? Mein kleiner Bruder hat sich kaufen lassen. Mit Eintrittskarten für die Comic-Convention. Ehrlich? Mich ärgert eigentlich nicht einmal so sehr, dass er sich die Tickets eingesackt hat. Mich ärgert, dass ich leer ausgehe. Verdammt, als Ältere sollte eigentlich ich diejenige sein, die so was im Griff hat. Aber so bin ich eben nicht. Ich denke nicht nur an mich selbst, sondern … Ach, wem will ich hier eigentlich was erzählen?

Doch da klingelt es auch schon, und damit ist es endgültig zu spät, um noch nachzuverhandeln. Mist, verdammter.

„Amy“, höre ich meine Mutter aus dem Schlafzimmer rufen. „Dein Vater und ich sind noch nicht ganz fertig. Machst du bitte auf?“

Ich spiele kurz mit dem Gedanken, mich zu weigern. Aber was soll das bringen? Allerhöchstens doch, dass mein Bruder sich noch mehr bei meinem Vater einschleimen kann. Und das ist nun wirklich das Letzte, was ich brauchen kann. Wer weiß, vielleicht kann ich am Ende ja doch noch etwas aus meinem alten Herrn herauskitzeln, wenn ich bei seinem kleinen Schmierentheater mitmache.

Einen Versuch ist es jedenfalls wert.

Ich laufe also nach unten und öffne die Tür. Für den heutigen Abend hat Dad übrigens die Alarmanlage abgestellt. Witzig, was? Wahrscheinlich hat er Angst, sich zu blamieren, wenn die aus irgendeinem Grund versehentlich losgeht. Ist ja so was wie sein Aushängeschild hier.

„Herzlich willkommen im Casa Benkow“, verkünde ich – und eigentlich sollte der Spruch noch weitergehen, aber plötzlich habe ich vergessen, wie Sprache funktioniert.

Warum? Ganz einfach.

Vor mir steht ein Gott.

Natürlich nicht wörtlich. Aber der Mann, der vor unserer Haustür steht, könnte locker einer sein.

Groß – und wenn ich groß sage, meine ich wirklich groß. Locker einsneunzig, und zweidrittel davon Bein. Sind so eng geschnittene Hosen eigentlich legal? Und wie schafft der Typ es, trotzdem noch seriös auszusehen?

Seine Haare sind dunkelblond und leicht wellig, seine Augen von einem hellen Graublau und – wow! – er hat unglaublich lange Wimpern.

Oh … und hatte ich schon erwähnt, dass er alt genug ist, um mein Vater sein zu können?

Großer Gott – warum sieht er dann trotzdem so gut aus?

„Hey“, sagt er. „Du musst Mr. Benkows Tochter sein.“ Er streckt mir die freie Hand entgegen – in der anderen hält er einen Blumenstrauß, und unter den Arm geklemmt eine Flasche Wein. „Ich bin Nathan Wood, aber meine Freunde nennen mich Nat.“

„Nat“, wiederhole ich lahm und starre ihn an, bis mir klar wird, was ich da tue. Meine Wangen brennen, als ich schließlich seine Hand ergreife und schüttele. „Ich … Ja, ich bin Eds … Ich meine ich bin die Tochter von meinem Dad.“ Nein! Nein! Nein! Nein! „Ich bin Amy.“

„Hi, Amy.“ Sein Lächeln wirkt echt. Ehrlich. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich ein Erwachsener das letzte Mal so angesehen hat. Eben nicht so, als wäre ich ein lästiges kleines Kind. Er entzieht mir seine Hand (habe ich die echt die ganze Zeit festgehalten? Peeeeeinlich!), zieht eine rosafarbene Rose aus dem Strauß und reicht sie mir. „Freut mich, dich kennenzulernen.“

„Ich … freue mich auch“, stammle ich und nehme die Blume entgegen. Hat mir jemals schon mal jemand Blumen geschenkt? Ich glaube nicht. Dafür bin ich ziemlich sicher, dass Nathan Wood von jetzt an mein absoluter Lieblingsmensch ist.

„Darf ich vielleicht reinkommen?“

Es dauert einen Moment, bis seine Worte für mich Sinn ergeben. Seine Lippen sind aber auch eine echte Ablenkung. Eher schmal, aber … Ich weiß auch nicht. Ich kann einfach nicht aufhören, seinen Mund anzustarren.

Bis mir klar wird, was er da gerade gefragt hat.

Oh Gott, das wird ja immer schlimmer mit mir. Wenn ich so weitermache, hält er mich noch für eine komplette Idiotin. Wobei es vermutlich schon zu spät ist, das noch zu verhindern. Ich würde am liebsten im Boden versinken, aber das würde die Sache jetzt wohl auch nicht mehr besser machen, oder?

Ich hole tief Luft. „Aber ja … klar, kommen Sie doch rein, Mr. Wood. Mein Vater bringt mich um, wenn ich Sie vergraule. Er redet praktisch von nichts anderem und …“ Stopp! Mein Mund ist mal wieder um einiges schneller als mein Verstand – wie üblich.

„Ist das so?“ Er grinst amüsiert, und mir bleibt fast das Herz stehen. „Aber sag ruhig Nathan zu mir – oder eben Nat.“

„Echt?“ Ich strahle ihn an. „Gern!“

Fuck, Amy, krieg dich ein! Wenn kein Wunder geschieht, ist der Typ schon bald Dad’s CEO! Er ist … was? Mitte dreißig? Ende Dreißig? Heilige Scheiße!

Ich trete zur Seite und lasse ihn endlich rein. Er lächelt noch immer, als er an mir vorbei ins Haus tritt. Ich bin fast erleichtert, als in dem Moment mein Vater die Treppe herunterkommt.

„Nathan“, ruft er und breitet in einer Geste des Willkommens die Arme aus. „Endlich treffen wir uns einmal persönlich. Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Heim!“

Ich unterdrücke ein Schnauben. Unser Haus mag ja vieles sein, aber eines ganz sicher nicht: bescheiden.

Ganz im Gegenteil. Ich würde es sogar als ziemlich protzig beschreiben. Sie müssen sich das so vorstellen, dass es praktisch zu gut zwei Drittel aus Glas besteht. Dass es im Sommer trotzdem nicht zu einem Brutkasten wird, liegt nur daran, dass wir eine echte High-Tech-Klimaanlage haben. Das Neueste vom Neuesten – was anderes kommt bei meinem Vater nicht in die Tüte.

Jedenfalls, was nicht aus Glas ist, besteht aus irgendeinem sauteuren Tropenholz, wegen dem die Regenwälder abgeholzt werden, und Beton. So wie die Treppe, die mein Dad gerade förmlich herunterschwebt. Ein total bescheuertes Ding, bei dem sich einer von uns irgendwann noch den Hals brechen wird, weil sie kein Geländer hat. Aber sie sieht stylisch aus und macht Eindruck, und das ist für meinen Dad genug.

„Mr. Benkow, ich freue mich ebenfalls.“

„Lassen wir doch die Förmlichkeiten“, entgegnet mein Vater und streckt seinem Gast, als er den unteren Treppenabsatz erreicht, die Hand entgegen. „Ich bin Ed.“

„Nathan. Sie wohnen hier wirklich ganz herrlich. Ich war bisher immer nur in New York City, aber die Hamptons sind wirklich ein Traum.“

„Ja, und unfassbar kostspielig“, sagt mein Vater, bescheiden wie immer. „Aber es ist jeden Cent wert, wenn man bedenkt, wie nahe wir hier an New York City dran sind. Traumhafte Umgebung, und man ist in Nullkommanichts in der Stadt.“

Er führt Nathan Wood in den großen Wohnbereich. Ich bleibe derweil im Eingangsbereich zurück und atme tief durch. Na, das kann ja ein heiterer Abend werden …

 

„Amy, Liebes, reichst du mir bitte die Kartoffeln rüber?“

Meine Mutter sieht mich nicht mal an, während sie die Hand nach der Schale mit den Kartoffeln ausstreckt. Stattdessen hängt sie wie gebannt an Nathan Woods Lippen. Er spielt schon über eine Stunde lang den Alleinunterhalter. Witzig – normalerweise ist das der Job meines Dads. Der hört sich nämlich gern selbst reden, und tut das auch gern ausgiebig. Doch anders als bei ihm ist das, was Nathan Wood so zu erzählen hat, tatsächlich interessant. Sogar für mich. Und das, obwohl es um Sicherheitstechnik geht! Sachen gibt’s …

„… die Iriserkennung nicht richtig programmiert, weswegen immer wieder derselbe Fehler auftrat. Das hat die Familie fast in den Wahnsinn getrieben, bis endlich jemand gemerkt hat, was wirklich Sache war.“

„Iriserkennung ist der letzte Scheiß.“

Es scheppert, als mein Vater die Gabel auf den Teller fallen lässt. Alle starren mich an. Moment, habe ich das gerade etwa laut gesagt?

„Amy“, zischt meine Mutter. „Benimm dich! Was soll unser Gast denn denken?“

Nathan Wood winkt ab. „Nein, lassen Sie nur, Mrs. Benkow. Das interessiert mich. Was genau hast du an der Iriserkennung denn auszusetzen, Amy?“

„Mir wird davon immer total schwindelig“, erwidere ich nach kurzem Zögern wahrheitsgemäß. Warum auch nicht? Ich meine, schlimmer kann ich es ja jetzt auch nicht mehr machen, oder?

Mein Vater sieht das ganz offensichtlich anders. „Jetzt reicht’s aber wirklich, Amy! Das ist doch reine Einbildung!“

Doch Nathan Wood schüttelt den Kopf. „Oh, das würde ich nicht sagen. Ich höre das jedenfalls nicht zum ersten Mal. In Europa werden bei Smartphones, die mit Iriserkennung ausgestattet sind, sogar entsprechende Warnhinweise vermerkt. Allerdings fehlt es bisher an Studien, um dieser Nebenwirkung auf den Grund zu gehen.“

„Tatsächlich?“ Dad wirkt skeptisch, will es sich nun aber nicht so anmerken lassen. Ihm scheint wirklich viel daran zu liegen, Nathan Wood als CEO zu gewinnen. Was eindeutig zeigt, wie erfolgreich Nathan sein muss. Sonst würde Dad nie und nimmer einen solchen Aufwand betreiben – und vor allem würde er niemals eine solche Schleimspur hinterlassen.

Nathan erzählt weiter, und wieder sind alle, die mit ihm um den Tisch herumsitzen, wie gefesselt. Nur ich bekomme kaum ein Wort mit, sehe nur zu, wie seine Lippen sich bewegen.

Träume ich, oder hat er mich gerade wirklich ernstgenommen? Das ist mir ja noch nie passiert.

Ich starre ihn an. Mein Herz pocht, und in meinem Bauch flattert ein ganzer Schwarm Schmetterlinge auf.

Ich schlucke, als mir klar wird, was diese eindeutigen Reaktionen meines Körpers auf Nathan Wood zu bedeuten haben.

Himmel, ich glaube, ich habe ein ernstes Problem.

Ein verdammt ernstes Problem.

 

 

 

1.

Amy

Fünf Jahre später.

 

„Ich sag’s dir, ich bin durch für heute. Noch so einen Tag, und du kannst mich einweisen.“

Genervt ziehe ich mein Headset von Kopf, lehne mich auf meinem Schreibtischstuhl zurück und ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche. Schon sieben Uhr durch und keine eingegangenen Nachrichten. Tja, warum sollte mir auch noch wer schreiben? Seit ich in der Firma meines Dads arbeite, habe ich ja ohnehin kein Privatleben mehr. Und daher auch keine Zeit für Freunde und irgendwelche Unternehmungen.

Wobei es nicht immer so wahnsinnig stressig ist. Das geht erst seit kurzer Zeit so. Nachdem es in Manhattan zu einer großen Zahl an Einbrüchen in Privatanwesen gekommen ist – die Polizei nimmt an, dass dahinter wohl kriminelle Banden stecken –, haben die reichen Grundstücksbesitzer in der Stadt Angst bekommen und beschlossen, sicherheitstechnisch ordentlich aufzurüsten. Tja, Dad kann es freuen, denn fast alle wenden sich an den Marktführer Benkow Security.

Und da ich seit einer Weile in der Auftragsannahme bin, wo die Leitungen heiß glühen, bekomme ich das mit den anderen hier natürlich als Erstes zu spüren.

Die anderen – das sind meine Kolleginnen, die mit mir hier im Großraumbüro in der Firmenzentrale von Benkow Security im sechzehnten Stockwerk eines Wolkenkratzers an den Telefonen sitzen. Eine davon ist Judy, sie hat den Platz direkt gegenüber von mir. Wir fangen meistens gemeinsam an und machen gemeinsam Feierabend, und so haben wir uns ein bisschen angefreundet. Judy ist ein paar Jahre älter als ich und arbeitet schon eine ganze Weile für meinen Vater. Ursprünglich hat sie hier wohl neben ihrem Studium gejobbt, da sie das aber irgendwann geschmissen hat, wechselte sie dann auf Vollzeit. Jedenfalls gehört Judy zu den wenigen Leuten hier, denen es egal ist, dass ich die Tochter meines Vaters bin. Die meisten anderen stören sich daran. Manche lassen sich das mehr anmerken, manche weniger.

Ja, mag sein, dass ich mir das auch oft nur einbilde. Ich meine, wenn mich jemand kaum wahrnimmt oder sogar gar nicht beachtet, meine ich direkt, es liegt eben daran, dass ich die Tochter von Boss bin. Möglich, dass ich mir das dann einrede und der Grund in Wahrheit nur der ist, dass hier, in so einer riesigen Firmenzentrale im Big Apple, ohnehin kaum einer den anderen wahrnimmt. Keine Ahnung. Einigen passt es aber garantiert nicht, dass ich hier arbeite, wobei mir schleierhaft ist, warum eigentlich. Immerhin kriege ich hier keine Extrawurst gebraten oder so was. Ganz im Gegenteil. Wenn die wüssten, welchen Rang ich in den Augen meines Vaters in der Hierarchie hier habe …

„Was ist, gehen wir noch was trinken?“, fragt Judy über die niedrige Trennwand hinweg, die an sämtlichen Tischen hier angebracht sind. Die Teile sind nur so hoch, dass man sich im Sitzen noch gegenseitig angucken kann, verhindern aber, dass die Telefongespräche der anderen Mitarbeiter zu sehr zu einem herüberdringen, wenn man mit leicht geneigtem Kopf telefoniert.

Ich überlege kurz, zucke dann aber die Schultern. „Klar, warum nicht?“, sage ich, obwohl ich eigentlich ziemlich k. o. bin. Bloß zieht es mich jetzt auch noch nicht wirklich nach Hause.

Ich logge mich aus, fahre meinen Computer herunter und nehme meine Tasche.

„Jetzt mach dir mal nicht so einen Kopf wegen den anderen“, meint Judy, als wir kurz darauf nebeneinander auf dem Flur zu den Aufzügen gehen. „Die müssen sich halt damit abfinden, mit der Tochter vom Boss zusammenzuarbeiten. So ist das Leben.“

Im ersten Moment bin ich erstaunt, doch das legt sich schnell wieder. Wenn ich eines inzwischen wissen sollte, dann ist es, dass Judy sozusagen die Gedankenleserin vom Dienst ist. Im Ernst, sie errät immer, was man gerade denkt. Das war mir schon mehr als einmal unheimlich. Inzwischen habe ich mich aber schon so sehr daran gewöhnt, dass ich es immer wieder vergesse.

„Und jetzt komm mir nicht wieder mit dem Gedankenlesekram“, sagt sie, ehe ich antworten kann. „Ich kann nichts dafür, dass man dir ansieht, was in deinem hübschen Kopf vor sich geht.“

„Man sieht mir gar nichts an“, widerspreche ich. „Mein Dad sagt immer, ich bin ein Buch mit Sieben Siegeln.“

„Tja, dann kennt dein Dad dich offenbar nicht.“

„Da ist was dran.“

Wir erreichen die Aufzüge – und ich bekomme natürlich direkt wieder mal eine gewischt, als ich den Knopf drücke.

„Au, verdammt!“, fluche ich und wedele wild mit der Hand herum. „Dieser verfluchte Bau bringt mich eines Tages noch um. Egal, was ich hier anfasse, ich krieg immer eine gewischt.“

Judy lacht. „Du bist halt geladen.

---ENDE DER LESEPROBE---