Mythologische Wesen - Harry Eilenstein - E-Book

Mythologische Wesen E-Book

Harry Eilenstein

0,0
6,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Reihe Die achtzigbändige Reihe 'Die Götter der Germanen' stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch In den Mythen der Germanen gibt es viele verschiedene Wesen. Bei den Göttern gibt es die Asen, Wanen und Disen. Daneben gibt es jedoch auch die Riesen, die auch "Trolle" oder "Jötune" genannt werden und die die Nachkommen des Urriesen Ymir und die Ahnen der Götter sind. Weiterhin gibt es die Ahnengeister, die in den Mythen und Sagas als Alfen, Zwerge, Kobolde, Blau-Menschen und Meer-Menschen erscheinen. Die Pukis sind die Erdgeister, die Naudir die Krankheitsgeister und die Wichte sind ganz unspezifisch fast alle Arten von Geister.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bücher von Harry Eilenstein

Astrologie

Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Horoskop und Seele (120 S.)

Magie

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)

Meditation

Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)

Kabbala

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Religion allgemein

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)

Ägypten

Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)

Indogermanen

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Germanen

Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)Odin (300 S.)

Kelten

Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)

Psychologie

Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Kunst

Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

Drama

König Athelstan (104 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und Skaldinnen62 Kriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlungenMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

Themenverzeichnis

I Übersicht

Die Germanen kannten eine Vielzahl von Geistern bzw. mythologischen Wesen, die in ihren Berichten, Liedern, Mythen und Sagas sowie in ihrem Kult auftreten.

Zu ihnen gehören:

die Asen, Wanen und Disen, die die Götter der Germanen sind,dann folgen die Ahnen, die auch „Alfen“, „Zwerge“, „Blau-Menschen“, „Meer-Menschen“ und „Kobolde“ genannt worden sind,weiterhin die Wichte, die ganz allgemein einen Geist bezeichnet haben,zudem die bedrohlichen Riesen und Trolle sowie die Naudir, die den Menschen die Krankheiten bringen,und schließlich noch die Pukis, die hilfreiche Erdgeister sind.

II Götter

II 1. Der Begriff „Gott“ in der germanischen Überlieferung

In der Regel ist in den germanischen Texten von „Ase“ oder „Wane“ die Rede. Es gibt jedoch auch noch einige weitere Bezeichnungen für die Götter.

In den meisten Übersetzungen der germanischen Texte werden die ursprünglichen Begriffe oft nicht beibehalten oder wörtlich übersetzt, sondern einfach mit „Gott, Göttin, Götter,“ wiedergegeben.

II 2. Kenningar

Die Götter konnten auch mit einer Reihe von Kenningarn umschrieben werden:

Die drei folgenden Kenningar bezeichnen den christlichen Gott Vater, aber greifen vermutlich ältere Umschreibungen und Vorstellungen über den einstigen Sonnengott-Göttervater Tyr auf:

II 3. Gesta danorum

Der folgende Text bezieht sich zwar auf die Götter der Germanen, aber ist aus der Sicht eines christlichen Mönches, der in der griechisch-römischen Mythologie bewandert ist, verfaßt worden.

Erik lobte die Freundlichkeit des Königs und stimmte seinem Urteil zu und erklärte, daß er von den unsterblichen Göttern nichts Größeres hätte erwarten können als das, was ihm nun ungefragt angeboten wird.

II 4. Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Jetzt scheint die untersuchung, ob für die älteste zeit in Deutschland wirkliche götter zu behaupten seien, völlig vorbereitet. alle zweige unserer sprache haben die selbe allgemeine benennung der gottheit gekannt und bis auf den heutigen tag beibehalten; alle oder doch die meisten, insofern mangelhaftigkeit der quellen zeugnisse vervollständigen läßt, zeigen gleiche oder wenig abweichende ausdrücke für die heidnischen begriffe des cultus, des opferns, der tempel und des priesterthums. Besonders leuchtet unverkennbare analogie hervor zwischen dem altnordischen sprachgebrauch und den viele jahrhunderte älteren überlieferungen der anderen dialecte: die nordischen æsir, blôta, hörgr, gođi waren den Gothen, Alamannen, Franken Sachsen längst vorher, und in dem nemlichen sinn, bekannt. aber einstimmung und ähnlichkeit erstrecken sich über die wörter hinaus auf die gebräuche selbst; in heiligen hainen wurden die ältesten menschen und thieropfer dargebracht, priester leiteten opfer und weissagungen, weise frauen genossen beinahe göttliches ansehen.

Der beweis, den die gleichheit der sprache an hand gibt, ist für sich schon hinlänglich und entscheidend. wenn verschiedene abtheilungen eines volks eine und die selbe sprache reden, haben sie auch so lange sie ihrer natur überlassen bleiben und nicht gewaltsamen einfluß von außen her ausgesetzt sind, immer gleiche weise des glaubens und der gottesverehrung.

Das deutsche volk liegt mitten zwischen Celten, Slaven, Litthauern, Finnen, lauter völkerschaften, die götter erkennen und eines geordneten cultus pflegen. slavische völker, in weit entlegene gebiete verbreitet, haben ihre hauptgötter gemeinschaftlich. wie sollte es in Deutschland anders sein?

Beweise für die echtheit der nordischen götterlehre zu fordern, darüber sind wir endlich hinaus. jede critik lähmt und zerstört sich, die damit anhebt zu leugnen oder zu bezweifeln, was in einer unter dem volk lebendig gebornen und fortgepflanzten poesie und sage enthalten ist, und vor augen liegt. sie hat es lediglich zu sammeln, zu ordnen und die bestandtheile in ihrem geschichtlichen stufengang zu entwickeln.

Billigerweise darf also nur in frage gestellt werden, ob die unbestreitbaren götter des Nordens auch für das übrige Deutschland gelten? sie im allgemeinen zu bejahen scheint nach den vorausgehenden ergebnissen unserer forschung aller grund vorhanden und beinahe nothwendig.

Eine verneinende antwort, wenn sie sich recht begriffe, hätte zu behaupten, daß die nordische götterreihe, ihrem wesen nach, ehemals auch dem innern Deutschland gemein, durch die frühere bekehrung hier vernichtet und erloschen sei. aber eine menge ausnahmen und zurückgebliebener spuren würden die behauptung einschränken, und was noch aus ihr gezogen werden möchte bedeutend verändern.

Man hat inzwischen auf ganz andere weise zu verneinen gesucht und die ansicht aufgestellt, jene gottheiten seien sonst in Deutschland überhaupt niemals vorhanden gewesen und dessen ältesten einwohnern nichts als ein grober, götterloser naturdienst eigen.

Diese meinung, eine wesentliche unterscheidung zwischen germanischem und scandinavischem heidenthum machend, und alle spuren miskennend, welche sich unbefangner forschung als unverwerfliche zeugen für die gemeinschaft beider zweige eines volks ergeben, legt vorzügliches gewicht auf einige äußerungen, die etwa seit dem sechsten jahrhundert über die beschaffenheit des heidnischen glaubens vorkommen. meistentheils rühren sie her aus dem munde eifriger Christen, denen es gar nicht angelegen war, das angefeindete heidenthum kennen zu lernen oder darzustellen, die vielmehr davon ausgiengen. vor dem rohesten erscheinungen seines cultus als verabscheuungswürdigem greuel zu warnen.

Es wird erforderlich sein die hauptsächlichsten stellen in ihrer einförmigkeit und einseitigkeit zu überblicken.

Agathias († vor 582), selbst ein neubekehrter Grieche, der was er von fernen Alamannen vernommen hatte, nur aus christlichgefärbten berichten wissen konnte, stellt den alamannischen cultus, gegen über dem fränkischen, so dar: δένδρα τε γάρ τινα ιλάσκονται κα ρεθρα ποταμν κα λόφους κα φάραγγας, κα τούτοις ώσπερ όσια δρντες. darauf folgen die schon angeführten worte über ihre pferdeopfer.

Aber sein gegensatz zu den Franken geht schon verloren, wenn wir von diesen aus Gregors, ihres ersten geschichtschreibers, munde fast ganz das nemliche versichern hören: sed haec generatio fanaticis semper cultibus visa est obsequium praebuisse, nec prorsus agnovere deum (den wahren), sibique silvarum atque aquarum, avium, bestiarumque et aliorum quoque elementorum finxere formas, ipsasque ut deum colere eisque sacrificia delibare consueti.

Ähnlich von den Sachsen Einhard in der vita Caroli: sicut omnes fere Germaniam incolentes nationes et natura feroces et cultui daemonum dediti, nostraeque religioni contrarii. Ruodolf von Fuld, nachdem er Tacitus und Einhard ausgeschrieben hat, fügt noch hinzu: nam et frondosis arboribus fontibusque venerationem exhibebant, und erwähnt dann der Irminsûl, von welcher ich im verfolg handeln werde. Endlich versichert von den Holsteinern Helmold: nihil de religione nisi nomen tantum christianitatis habentes. nam lucorum et fontium, ceterarumque superstitionum multiplex error apud eos habetur. … lucos et omnes ritus sacrilegos destruens cet.

Ganz in solchem sinne gefaßt sind auch die verbote heidnischer und abgöttischer gebräuche in den concilienschlüssen und gesetzen: Non licet inter sentes aut ad arbores sacrivos vel ad fontes vota exsolvere. Simili modo et qui ad arborem, quam rustici sanguinum (sanctivam, sacrivam) vocant atque ad fontanas adoraverit. Si quis ad fontes aut arbores vel lucos votum fecerit, aut aliquid more gentilium obtulerit et ad honorem daemonum comederit.

Und die bekehrer, die christlichen geistlichen hatten jahrhunderte lang wider den fast unausrottbaren unfug zu eifern. es genügt bloß aus den actis Benedict auf die predigten des Caesarius episcopus arelatensis († 542) contra sacrilegos et aruspices, contra kalendarum quoque paganissimos ritus, contraque augures lignicolas, fonticolas zu verweisen.

Alle diese stellen enthalten keine unwahrheit, nur nicht die ganze wahrheit.

Götterlosigkeit des deutschen heidenthums thun sie unmöglich dar; einmal weil sie aus zeiten herrühren, wo das heidenthum nicht mehr frei und ungestört waltete, sondern von der neuen lehre heftig angefeindet, größtentheils überwältigt war. seine allgemeine übung hatte aufgehört, einzelne anhänger hegten es schüchtern in verstolen beibehaltenen gebräuchen; daneben gab es Christen, die aus einfalt oder irthum fortfuhren abergläubische ceremonien, neben den christlichen zu treiben. verrichtungen auf solche weise hin und wieder unter dem gemeinen haufen unvertilgt, aber aller ordnenden leitung heidnischer priester entzogen, musten sich schnell vergröbern und nun als rohe überbleibsel eines älteren glaubens erscheinen, den man nicht nach ihnen ermessen kann.

So wenig in teufeln und hexen der späteren zeit die uns verhüllten höheren, reineren vorstellungen des alterthums zu miskennen sind, so wenig dürfen wir scheu tragen, jene paganien auf die ungetrübte quelle der vorzeit zurück zu leiten. verbote und predigten hielten sich streng an die practische seite der sache und hatten gerade ihr absehen auf die letzten verhaßten überreste des falschen glaubens. Eine stelle in Cnuts angelsächsischen gesetzen lehrt, daß der quellen und baumdienst anbetung der götter an sich nicht ausschließe:

Hæđenscipe biđ, þät man deofolgild veorđige, þät is, þät man veorđige hæđene godas, and sunnan ođđe mônan, fŷre ođđe flôdväter, vyllas ođđe stânas ođđe æniges cynnes vudutreova.

Ganz ebenso heißt es von Olaf dem heiligen, daß er die heidnischen opfer und götter getilgt habe:

Ok mörg önnur blôtskapar skrîmsl, bæđi hamra ok hörga, skôga, vötn ok trê ok öll önnur blôt, bæđi meiri ok minni.

Es kann aber noch ein anderer grund gedacht werden, warum die vielleicht unverschollenen heidnischen götter bei solchen anlässen verschwiegen bleiben; christliche geistliche scheuten sich ihre namen auszusprechen, ihre verehrung näher zu beschreiben. rathsam erschien, sie unter der allgemeinen benennung von dämonen oder teufeln zu begreifen, und ihre wirksamkeit durch eingeschärfte verbote dessen, was sich von ihrem cultus zuletzt erhalten hatte, vollends zu zerstören. Die Merseburger gedichte zeigen, wie ausnahmsweise in beschwörungsformeln dennoch die namen einzelner götter fortgepflanzt werden konnten.

Auf keinen fall lassen sich darstellungen des gesunkenen, zerfallenden heidenthums den nachrichten zur seite setzen, die uns fünf bis acht jahrhunderte früher Tacitus von ihm, da es noch in seiner vollen kraft bestand, gegeben hat.

Zeugt die in der gewohnheit des volks haftende anbetung der bäume und flüsse nicht mehr für das dasein der götter, wie laut kündigen es unvollständige und mangelhafte mittheilungen des fremden Römers an. wenn er ausdrücklich redet von einem deus terra editus, von helden und abkömmlingen des gottes (plures deo ortos), von dem gott, der die kriege lenkt (velut deo imperante), von den namen der götter (deorum nominibus), die das volk auf heilige haine übertrug, von dem priester, der keine weissagung beginnt, ohne die götter anzuflehen (precatus deos) und sich für den diener der götter (ministros deorum) hält, von einem regnator omnium deus, von den göttern Deutschlands, von den diis patriis, denen die eroberten signa romana aufgehängt wurden, penetrales Germaniae deos, dii penates, communes dii und conjugales dii sondert, wenn er auch einzelne gottheiten unterscheidend römische namen auf sie anzuwenden sucht und (interpretatione romana) einen Mars, Mercurius, Hercules, Castor und Pollux, eine Isis nennt, ja für den deus terrâ editus und dessen sohn, für eine göttin, terra mater den deutschen ausdruck beibehält; wer vermag da zu leugnen, daß in jener zeit die Deutschen leibhafte götter verehrten? wie läßt sich, alles andere, was wir von der sprache, der freiheit, den sitten und tugenden der Germanen wissen, hinzugenommen, der gedanke festhalten, sie hätten in dumpfem fetischismus versunken sich vor klötzen und pfützen niedergeworfen und ihnen rohe anbetung erwiesen?

Caesars meinung, der die Deutschen oberflächlicher kannte, als hundert jahre nachher Tacitus, darf der wahrheit keinen abbruch thun; er will unsere vorfahren den Galliern, mit denen er vertrauteren verkehr gepflogen hatte, entgegenstellen; und die personificationen der sonne, des feuers, des mondes, worauf er die zahl aller götter beschränkt, ertragen kaum gezwungene ›römische auslegung‹.

Setzen wir Apoll und Diana an die stelle der sonne und des mondes, wie wenig entsprächen sie gerade der festgewurzelten eigenthümlichkeit deutscher vorstellungsweise, worin jene als weibliches, dieser als männliches wesen aufgefaßt wird, und die schon der beobachtung des Römers, wenn sie tiefer eingedrungen wäre, nicht hätte entgehen dürfen.

Vulcan, dem nordischen Loki vergleichbar, eine der gottheiten, von der sich in dem übrigen Deutschland die geringste spur zeigt, hatte ohne zweifel weniger begründung, als die gleich sichtbaren und hilfreichen götter der nährenden erde, und des labenden, fischreichen, schiffetragenden wassers. ich kann Caesars worte für nichts als eine halbwahre, allgemeingehaltene ansicht nehmen, die gegen Tacitus bestimmtere aussage weder andere götter verdächtigen, noch viel weniger einen bloßen elementardienst unter den Germanen darthun mag.

Alle nachrichten, die uns für das alte dasein einzelner götter gewähr leisten, zeugen zugleich nothwendig von ihrer menge und wechselseitigen verbindung.

Schreibt Procop den Herulern einen πολυς θεν όμιλος zu, so wird diese schaar auch für die Gothen gelten, von denen wir gerade das wenigste einzelne wissen, und für sämtliche Germanen insgemein.

Nach Jornandes sollte man glauben, daß erst Diceneus die Gothen mit göttern bekannt gemacht habe: elegit ex eis tunc nobilissimos prudentiores viros, quos theologiam instruens numina quaedam et sacella venerari suasit; offenbar fällt hier das licht auf den herscher, der den dienst einzelner götter förderte. doch daß auch Jornandes seinen Gothen unbedenklich einheimische götter zutraute, folgt aus capitel 10: unde et sacerdotes Gothorum aliqui, illi qui pii vocabantur, subito patefactis portis cum citharis et vestibus candidis obviam sunt egressi paternis diis, ut sibi propitii Macedones repellerent voce supplici modulantes. was hier zum grunde liegt, kann den wahren Gothen sogar völlig fremd gewesen sein, und doch ergibt sich daraus des Jornandes ansicht.

Und will man noch ein zeugniss für einen andern, am ganz entgegengesetzten ende liegenden deutschen volksstamm, der mit großer treue dem hergebrachten glauben anhieng, so liefert es uns die lex Frisionum, wo von der strafe der tempelschänder die rede ist: immolatur diis, quorum templa violavit.

Wir sind nunmehr zu folgendem resultat gelangt. in dem ersten jahrhundert unserer zeitrechnung beruhte die religion der Deutschen wesentlich auf göttern; tausend, zwölfhundert jahre später hat sich unter dem nördlichen volkstheil, der seinen angestammten glauben zuletzt für den neuen hingab, das alte göttersystem am vollständigsten bewahrt. an beiden endpuncten des heidenthums, da, wo es in der geschichte für uns auftritt, und untergeht, haftet durch sprache und nie abgebrochene überlieferung das mittlere Deutschland vom fünften bis zum neunten jahrhundert. um diese zeit erscheinen uns die gestalten der heidengötter in dem schwachen und feindseligen licht, das berichte der neubekehrten auf sie werfen, erblichen und verworren, immer aber noch als götter.

II 5. Zusammenfassung

Die Worte der Germanen für „Gott“ beschreiben diese Wesen als die „guten Herrscher, mit denen die Menschen verbunden sind“.

Eine wichtige Rolle hat auch die alte Bezeichnung „diar“ für den ehemaligen Göttervater Tyr sowie die Femininform „dise“ sowie der Plural „tivar“ zu diesem Namen.

Eine spezielle Bezeichnung ist „joln“ für „Julgott“, womit der an Mittwinter wiedergeborene Sonnengott-Göttervater Tyr gemeint sein wird.

III „Höhere Mächte“

III 1. „Höhere Mächte“ in der germanischen Überlieferung

„Höhere Mächte“ ist eine Bezeichnung für die Götter, die man manchmal als Übersetzungen für „Regin“ findet. Wörtlich hat „Regin“ die Bedeutung „König, Herrscher“.

Diese (seltene) Übersetzung findet sich z.B. im Alwis-Lied:

Thor:

„So sage mir, Alwis, da alle Wesen,

Kluger Zwerg, Du erkennst,

Wie heißt die Erde, die allernährende,

In den Welten allen?“

Alwis:

„Erde den Menschen, den Asen Feld,

Die Wanen nennen sie Weg,

Allgrün die Joten, die Alfen Wachstum,

Lehm heißt sie den höheren Mächten.“

III 2. Zusammenfassung

„Höhere Mächte“ ist kein altnordischer oder germanischer Begriff, sondern eine seltene Übersetzung für „Regin“, das wörtlich „König, Herrscher“ bedeutet und eine Bezeichnung für die Götter ist.

IV Asen

In diesem Kapitel finden sich nur die allgemeinen Beschreibungen der Asen – die Darstellungen der einzelnen Asen finden sich in den ihnen gewidmeten Bänden dieser Reihe.

IV 1. Wortschatz

IV 1. a) Der Ursprung des Wortes „Ase“

IV 1. b) Bezeichnungen für die Götter

Vier der Substantive für „Gott“ leiten sich wie in vielen anderen Sprachen von dem indogermanischen Namen „Dhyaus“ des Sonnengott-Göttervaters ab (lateinisch „deus“, keltisch „da“, griechisch „Zeus“, sanskrit „deva“ usw.):

Zwei weitere Namen für die Götter sind Umschreibung für den Göttervater:

Rögn

Regin

Da man bei den Göttern (und den Ahnen) Halt suchte, wurden sie auch „Band, Verbindung“ genannt. Das dem zugrundeliegende Urbild ist die Nabelschnur. Das Wort „Religion“ hat seinen Ursprung in demselben Bild – es bedeutet wörtlich „Rückverbindung“, d.h. „Rückhalt“.

Asen

Das Wort „Wanen“ stammt von „Vanir“ ab und bedeutet „Leuchtende“. Sie sind daher wahrscheinlich wie die Alfen nach der hellsichtigen Wahrnehmung der Totengeister als milchigweiß leuchtende Schemen benannt worden („Bettlaken-Gespenster“).

Die Bezeichnung „Wanen“ ist möglicherweise mit dem Planetennamen „Venus“ verwandt.

Wanen

IV 1. c) Wortschatz

Der zu dem Begriff „Ase“ gehörende Wortschatz ist relativ klein. Diese Begriffe werden durch die mit „Gott“ gebildeten Worte ergänzt.

„Gud“ stammt über das germanische „gudaz“ für „Angerufener, Gott“ von dem indogermanischen „ghuto“ für „anrufen“ ab und bedeutet somit „der Angerufene“. „Gud“ wird im altnordischen weitgehend gleichbedeutend mit „Ase“ verwendet. Es findet sich in den germanischen Texten sowohl die Schreibweise „gud“ als auch „god“. Entsprechend finden sich auch z.B. die mit „god/gud“ gebildeten Beinamen des Tyr in zwei Varianten wie z.B. „Gudmund/Godmund“.

Der zu „Ase“ gehörende Wortschatz umfaßt zunächst einmal die Asen selber und den Bezug zu ihnen:

Dann gibt es die beiden Ortsbezeichnungen für den Asen-Wohnort und für die Brücke, die zu ihnen führt:

as-gard

as-bru

Mit zwei zusammengesetzten Substantiven werden Eigenschaften des Thor bezeichnet:

as-modr

as-megin

Diese „göttliche Kraft“ ist jedoch auch eine allgemeine Eigenschaft der Asen:

Schließlich gibt noch einen Begriff, mit dem ein „gottgefälliger“ Mensch bezeichnet wird. In diesem Wort scheint das „s“ von „Ase“ fortgefallen zu sein:

a-vardr

Einige mit „gud“ gebildete Worte haben einen christlichen Hintergrund:

IV 1. d) Kenningar und Heitis

In dem größten Teil der Kenningar und Heitis wird lediglich ein Asen-Namen durch einen anderen ersetzt bzw. ein nicht näher bestimmter Ase durch einen konkreten Asen umschrieben. Dasselbe gibt es auch bei den Asinnen. Da diese Kenningar und Heitis nichts über die Asen im allgemeinen aussagen, sind sie hier nicht aufgeführt – sie finden sich in dem Band 75 über die Kenningar.

Es gibt jedoch auch einige Umschreibungen, die etwas über die Asen aussagen:

Hier werden folgende Dinge über die Asen gesagt:

Sie sind mächtig.

Sie sind die Herrscher der Welt.

Sie sind die Richter.

Sie werden von Odin angeführt.

Sie sind ehrwürdig.

Sie sind gütig.

Sie geben den Menschen (Rück-)Halt.

Sie gelangen über die Regenbogenbrücke zu ihrem Wohnort Asgard.

Die mit „gud“ für „Angerufener, Gott“ gebildeten Kenningar unterscheiden sich kaum von den mit „Ase“ gebildeten Kenningarn – wobei im Folgenden die christlich geprägten Gottes-Kenningar fortgelassen worden sind.