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Die junge Haushälterin Catrijn ist begeistert, als sie mit ihrer Dienstherrin den großen Rembrandt besuchen darf. Sie selbst kann gut malen, übt ihr Talent aber nur heimlich aus. Als die Schatten der Vergangenheit sie einholen und sie fliehen muss, findet sie Unterschlupf bei dem Besitzer einer Porzellanfabrik in Delft. Zusammen mit Evert beginnt sie, die faszinierende Keramik zu verzieren, die sich weltweit einen Namen machen wird: Das Delfter Porzellan. Doch das Glück mit der nachtblauen Farbe ist nur von kurzer Dauer. Catrijn weiß, dass sie für eine vergangene Sünde zahlen muss. "Ein wunderbarer Roman über eine junge Frau aus dem 17. Jahrhundert und die faszinierende Entstehung des weiß-blauen Porzellans aus Delft." Nederlands Dagblad "So macht Geschichte wieder Vergnügen." Magriet
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Seitenzahl: 370
HarperCollins®
Der Verlag dankt der niederländischen Literaturstiftung für die Förderung der Übersetzung.
Copyright © 2017 by HarperCollins in der HarperCollins Germany GmbH
Titel der niederländischen Originalausgabe: Nachtblauw Copyright © 2014 Simone van der Vlugt erschienen bei: Ambo Anthos, Amsterdam
Covergestaltung: HarperCollins Germany / Deborah Kuschel, Artwork HarperCollinsPublishers Ltd 2017 / Holly Macdonald Coverabbildung: Vernon Leach / Alamy, picture / Shutterstock Redaktion: Kristina Kreuzer
ISBN E-Book 9783959676670
www.harpercollins.de
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
De Rijp, März 1654
Eine Woche nach dem Begräbnis verspüre ich noch immer vor allem Erleichterung. Ich weiß, ich sollte trauern, aber es ist mir unmöglich.
Mit verschränkten Armen stehe ich an der Tür, deren oberer Teil offen ist. Vor mir erstrecken sich Wiesen und Äcker, doch mein Blick ist nach innen gerichtet.
Im Nachhinein begreife ich nicht, was an jenem Abend vor etwas über Jahresfrist in mich gefahren war. Bis dahin war Govert für mich einfach nur ein Dorfbewohner gewesen, kein Mann, für den ich mich interessierte und der je meine Gedanken fesselte. Dabei war er keineswegs hässlich, auf eine bestimmte Weise sah er sogar gut aus. Das fiel mir beim Jahrmarkt auf, als er mich bei der Hand nahm und auf den Tanzboden führte. Zwar hatte ich Wein getrunken, aber nicht so viel, dass mir entgangen wäre, wie nah sein Körper dem meinen kam und wie schwer sein Atem ging.
Bei den Drehungen berührten sich unsere Hüften, und mit jedem Mal umfasste er mich fester. Es war ein erregendes Gefühl. Mir wurde klar, dass er in mich verliebt war. Mit einem Mal verstand ich, dass sein durchdringender Blick unter zusammengezogenen Brauen bei früheren Begegnungen nicht Missbilligung, sondern Begehren ausgedrückt hatte.
Schmeichelte mir seine Aufmerksamkeit? Hatte ich in der Hoffnung auf den einzig Wahren zu viele Verehrer abgewiesen und musste fürchten, als alte Jungfer zu enden? Oder war ich an jenem Abend ebenfalls verliebt?
Wie auch immer … Als er mich zwischen den anderen Tanzpaaren hindurch ins Freie führte, in einen stillen Winkel des Obstgartens, widersetzte ich mich nicht.
Govert freute sich, als ich ihm sagte, ich sei in anderen Umständen, und war sofort bereit, mich zu heiraten. Als gut gestellter Witwer, der auf die vierzig zuging, war er keine schlechte Partie – wenngleich nicht das, was mir vorgeschwebt hatte.
Außerdem blieb mir ja keine Wahl. Ein Moment der Unbesonnenheit, der Gefühlsverwirrung beim Jahrmarkt, und meine Zukunft war besiegelt. Vertan war die Möglichkeit, jemals aus dem Dorf fortzukommen und ein anderes Leben zu beginnen, verloren meine Träume.
Am schlimmsten war, dass ich hinterher nicht mehr sagen konnte, was ich damals in Govert gesehen hatte. Was auch immer es gewesen sein mochte, es hatte sich schon am Morgen darauf verflüchtigt.
Wir heirateten, und sechs Wochen später endete meine Schwangerschaft mit einer Frühgeburt. Das Kind – es war ein Junge gewesen – kam tot zur Welt. Das ist mittlerweile fast ein Jahr her.
Und nun liegt Govert unter der kalten dunklen Erde. Der einzige Spiegel im Hause hängt umgedreht an der Wand, die Fensterläden waren lange geschlossen. Heute habe ich sie wieder aufgemacht und genieße das einfallende Morgenlicht. In der Stube, wo sich noch vor Kurzem die Trauergäste drängten, ist es ungewohnt still.
Mein ganzes bisheriges Leben habe ich in De Rijp verbracht, und ich war froh, auf den Beistand meiner Familie sowie einiger Nachbarn und Bekannten zählen zu können. Nur meine Schwiegereltern haben sich nicht blicken lassen. Wahrscheinlich ärgert es sie, dass ich nach so kurzer Ehe Goverts gesamten Besitz erbe. Verständlich, aber so ist es nun einmal. Und das Erbe habe ich, weiß Gott, verdient.
Ich drehe mich um und lasse den Blick durch den Raum schweifen, vom runden Tisch am Fenster zu den Schränken und Kommoden, die ich selbst bemalt habe. Das Sonnenlicht zeichnet ein Muster auf den Steinboden und bringt Wärme ins Haus, ein wenig nur, denn es ist erst Anfang März. Der Rauch von der Feuerstelle zieht an den Balken vorbei, an denen Würste und Speckseiten hängen, und steigt dann empor bis zum Boden, wo noch einiges an Wintervorräten lagert.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, allein im Haus zu sein, aber viel Zeit, darüber zu sinnieren, habe ich nicht. Die Arbeit ruft, jetzt, da Govert nicht mehr ist, umso dringender.
Auch wenn ich eine Magd und einen Knecht beschäftige, bleibt noch genug Arbeit für mich. Alle Tage verlaufen gleich: Ich melke die Kühe, füttere die Schweine und die Hühner, verrichte Gartenarbeit und stelle Butter und Käse her. Die wenigen Mußestunden verbringe ich mit Flicken, Spinnen und Weben, und hin und wieder male ich.
Wenn ich zufällig mein eigenes Spiegelbild in einem glänzenden Kupferkessel erblicke, kommt es mir vor, als sähe ich das Gesicht meiner Mutter. Ich trage das Haar – genau wie sie – geflochten und züchtig unter einer weißen Haube verborgen. Sie ist immerzu tätig, immerzu müde. Obwohl ich erst fünfundzwanzig bin, komme ich mir ebenso alt vor wie sie.
Eine Weile noch, denke ich auf dem Weg in den Stall, die Trauerzeit dauert nur sechs Wochen, das werde ich schon überstehen.
Jacob, der Knecht, hat bereits mit dem Melken begonnen. Er grüßt mich, indem er leicht das Kinn hebt. Und ich nicke ihm zu.
„Wahrscheinlich kann ich bei Abram Groen anfangen“, sagt er, als ich auf dem Melkschemel sitze.
„Das ist gut.“
„Nur Jannetge hat noch keine neue Arbeit.“
„Das wird schon. Wenn nicht hier im Dorf, dann bestimmt in Graft.“
Eine Zeit lang arbeiten wir schweigend. Meine Hände bewegen sich flink, die Milch schäumt im Eimer.
„Wann gehen Sie fort?“, fragt Jacob schließlich.
„Sobald alles verkauft ist. In Kürze findet die Versteigerung statt.“
Er nickt. „Jannetge hätte gern das kleine Holzfass. Damit sie selber buttern kann.“
„Tut mir leid, das habe ich schon meiner Mutter versprochen.“
„Schade.“ Jacob zieht den vollen Eimer unter der Kuh hervor und richtet sich auf. Unschlüssig steht er da, er scheint noch etwas sagen zu wollen.
„Da wär noch was … wegen dem Bauer …“
„Was denn?“
„Sein Bruder verbreitet Gerüchte über Sie.“
Ich höre auf zu melken. „Was für Gerüchte?“
Er zögert.
„Nun red schon, Jacob!“ Mein Tonfall ist ungeduldig und schärfer als beabsichtigt.
„Ach, das wissen Sie doch selber …“ Er dreht sich um und geht aus dem Stall.
Gestern habe ich aus Buttermilch Quark gemacht. Heute, am Mittagstisch, bestreiche ich eine Scheibe Roggenbrot damit. Jacob und Jannetge sitzen mir gegenüber. Keiner sagt etwas, alle drei hängen wir unseren Gedanken nach.
Am Nachmittag überlasse ich den beiden die Arbeit, schlüpfe in meine Überschuhe und mache mich auf den Weg zu meinen Eltern. Mein Hof liegt in einer feuchten Niederung, der meiner Eltern am anderen Ende des Dorfs, und der kürzeste Weg führt mitten durch den Ort. Ich gehe die Oosteinde und dann die Rechtestraat entlang, wo statt bescheidener Katen stattliche grün und rot gestrichene Häuser stehen. Weiter zur Dorfmitte hin folgen ein paar hohe Steinhäuser mit Treppengiebeln, die sich ausnehmen wie aus der Stadt hierher versetzt.
Unterwegs nicke ich Bekannten zu, die den Gruß zögerlich erwidern.
Weichen sie mir aus? Starren sie mich an?
Meine Vermutung bestätigt sich, als ich bei der Stadtwaage ankomme, wo rege Betriebsamkeit herrscht. Man wirft mir scheele Blicke zu und fängt an zu tuscheln, kaum dass ich vorbei bin. Wenige nur erkundigen sich nach meinem Ergehen oder fragen, ob ich denn tatsächlich fortwolle.
In De Rijp pflegt man den Heimatstolz, das ist seit jeher so. Fortgehen ist etwas Unerhörtes, grenzt beinahe an Verrat. Aber weil ich schon immer als aus der Art geschlagen gegolten habe, dürfte mein Vorhaben niemanden sonderlich wundern.
„Die Kommode, die du so schön angemalt hast, gibst du wohl nicht her, oder?“ Die Aufkäuferin Sybrigh sieht mich hoffnungsvoll an. „Ansonsten würd ich die nämlich gern nehmen.“
„Die Versteigerung ist kommende Woche“, sage ich unverbindlich und lächle ihr freundlich zu, bevor ich weitergehe.
Durch die Kerkstraat gelange ich zum Dorfrand und sehe in der Ferne den elterlichen Bauernhof. Auf dem vom Regen aufgeweichten Feldweg beschleunige ich den Schritt.
„Mart war gerade hier.“ Meine Mutter steht bei der Pumpe und spült die Milchkannen aus. Im harten Winterlicht wirkt ihr Gesicht alt und verhärmt, und beim Aufrichten fasst sie sich an den schmerzenden Rücken. „Er wollte mit dir reden, hat aber so rumgeschrien, dass ich ihn fortgejagt habe.“
Ich greife nach einer Milchkanne und stelle sie unter die Pumpe.
„Er hat gehört, dass du fortwillst, Catrijn. Furchtbar zornig war er deswegen.“
„Warum? Das ist doch meine Angelegenheit.“
„Schon, aber ausgerechnet jetzt, so kurz nach dem Tod deines Mannes … Die Leute meinen, das schickt sich nicht. Und was willst du überhaupt in Alkmaar? Du hast geerbt und könntest dich nach einer Weile neu verheiraten. Wenn du den Gerrit nehmen würdest und ihr euren Besitz zusammenwerft …“
„Ich will aber in die Stadt“, unterbreche ich sie.
„Und dort im Haushalt arbeiten, wo du doch hier deine Freiheit hast!“
Ich seufze. „Wir haben schon so oft darüber geredet, Mutter. Ich habe nicht vor, auf Dauer im Haushalt zu arbeiten. Ich will sparen und mir ein eigenes Leben aufbauen.“
„Ja, in die Stadt hat es dich seit jeher gezogen. Schon als kleines Mädchen warst du immer gern dabei, wenn der Käse auf den Markt gebracht wurde. Von deinen Geschwistern hätte keins vier Stunden Weg hin und zurück auf sich genommen, bloß um ein Weilchen in der Stadt zu sein.“
„Stimmt. Und jedes Mal habe ich geweint, wenn es wieder zurückging, weil ich so gern länger geblieben wäre.“
Lächelnd sehen wir einander an.
„Tja nun, du musst tun, was du für richtig hältst. Schließlich bist du kein Kind mehr, und ich kann dich nicht halten“, sagt meine Mutter nach kurzem Schweigen. „Es ist bloß …“ Sie bricht ab.
„Bloß was?“
„Die Leute reden.“
„So ist das nun einmal im Dorf, und auch darum will ich fort. Ich habe die Neugier der Leute und ihre Tratschereien gründlich satt.“
Meine Mutter nickt ergeben. „Du wirst mir fehlen“, sagt sie. „Aber vielleicht ist es tatsächlich besser, du gehst fort.“
Eine Woche später ist alles verkauft. Den Hof und das Land hatten Govert und ich gepachtet, das Vieh aber und der Hausrat waren unser Besitz. Bei der Versteigerung in der Tenne habe ich zugesehen, wie mein Hab und Gut in andere Hände überging. Mit den hundert Gulden Ertrag bin ich zufrieden, die Summe sichert für einige Zeit mein Auskommen, vielleicht ist sie sogar ein Grundstock für eine selbstständige Tätigkeit. Ich könnte zum Beispiel Tongeschirr bemalen. Als Kind habe ich Möbelstücke mit Rote-Bete-Saft verziert. Später arbeitete ich dann mit richtigen Farben, als ich von reichen Bauern und Honoratioren beauftragt wurde, Kommoden und Feuerkrieken für sie zu bemalen.
„Deine Art zu malen erinnert mich an den Hindeloopener Stil“, meinte der Notar Cornelis de Vinck. „Du hast Talent, Trijn. Warum bietest du deine Arbeiten nicht in der Stadt an?“
„Das geht doch nicht, Mijnheer“, erwiderte ich. „Denn ich gehöre ja keiner Gilde an.“
„Beim Jahrmarkt darf jeder seine Sachen feilbieten, solange er kein eigenes Geschäft betreibt.“
Daraufhin nutzte ich meine kärgliche freie Zeit zum Bemalen von Holztellern und Schemeln, für die sich auf dem Jahrmarkt in Alkmaar tatsächlich Abnehmer fanden.
Von da an war meine Sehnsucht nach der Stadt noch größer.
Nur wenige Einwohner von De Rijp haben das Dorf verlassen. Zumeist junge Männer, die auf Schiffen der Vereinigten Ostindischen Kompanie oder auf Walfängern anheuerten. Ein Mädchen aus dem Nachbarort Graft ist in Alkmaar in Stellung gegangen, wie auch ich es vorhabe. Natürlich ist das Dienstbotendasein kein Zuckerschlecken, aber so bekomme ich wenigstens etwas anderes zu sehen als immer nur Morast und Schilf. In der Stadt wird einem etwas geboten, dort hat man Abwechslung, dort ist das Leben lebenswert. Von Melis und Brecht, einem befreundeten Paar, habe ich gehört, ein reicher Mann sei auf der Suche nach einer Haushälterin. Erst vor Kurzem, als ich zum Käsemarkt in Alkmaar war, bin ich in die Oudegracht gegangen und habe meine Dienste angeboten. Zu meiner Verwunderung und Freude bekam ich eine Zusage.
Ich blicke mich in der Tenne um, wo das fahle Morgenlicht auf den Lehmboden fällt. Alles, was hier stand, hat jetzt neue Besitzer. Ich habe lediglich noch meine Kleidung und ein paar Schmuckstücke.
Draußen auf dem Hof stehen meine Eltern und meine Brüder. Als einzige überlebende Tochter konnte ich mich stets auf ihre Unterstützung verlassen.
Den Burschen behagt mein Fortgehen sichtlich nicht. Zwischen der Geburt von Dirk, meinem ältesten Bruder, und Lau liegen viele Jahre. Jahre, in denen meine Mutter Fehlgeburten erlitt und Kinder durch Krankheiten oder Unglücksfälle verlor. Vielleicht fühle ich mich besonders mit Lau verbunden, weil wir beide die Verluste gutmachen mussten.
Den Abschied will ich möglichst kurz halten.
Ich umarme meine Eltern und Dirk.
Lau wird mich begleiten, weil er in Alkmaar zu tun hat. Ein beruhigender Gedanke, zumal ich viel Geld bei mir habe.
„Wir sehen uns bald wieder“, sagt mein Vater. „Nächste Woche muss ich zum Markt in die Stadt.“
„Ich freue mich darauf, Vater. Du weißt ja, wo ich zu finden bin.“
Ein letzter Kuss, dann brechen Lau und ich auf. Er nimmt mein Reisebündel unter den Arm, und wir gehen zur Anlegestelle. Ein paarmal noch sehe ich mich um, winke den Zurückbleibenden zu. Dabei durchlebe ich ein Wechselbad der Gefühle, aber Reue ist nicht dabei.
Der Weg nach Alkmaar zieht sich lange hin. Um warm zu bleiben, sitzen mein Bruder und ich eng aneinandergedrückt zwischen den Frachtstücken und sehen die Polderlandschaft vorbeiziehen. Schnell kommt die schwer beladene Schute nicht voran, aber das kenne ich nicht anders. Ich bin diese Strecke schon oft gefahren, kenne jede Windung der Wasserwege, jeden Weiler, an dem wir vorüberkommen. Zwischendurch ist es fast windstill, sodass der Schiffer den Staken zu Hilfe nehmen muss. Mit seinem vollen Gewicht drückt er ihn tief in den schlammigen Grund, um das Schiff voranzuschieben.
Ich weise meinen Bruder auf dies und das am Ufer hin, aber er geht kaum darauf ein.
„Du kommst nicht wieder zurück, was?“, sagt er plötzlich, als ich meine Versuche, ein Gespräch anzuknüpfen, gerade aufgeben will.
„Aber ja. Hin und wieder komme ich zu Besuch.“
„Ich an deiner Stelle würde nicht in Alkmaar bleiben. Mart hetzt die Leute im Dorf gegen dich auf.“
„Glauben sie ihm etwa?“
„Keine Ahnung.“ Und nach kurzem Schweigen fügt er hinzu: „Du könntest ja nach Haarlem oder Amsterdam gehen.“
Das verschlägt mir für einen Moment die Sprache.
„So weit weg?“
„So weit ist es nun auch wieder nicht. Meiner Meinung nach solltest du auf uns keine Rücksicht nehmen. Wenn eine andere Stadt … besser für dich wäre, dann geh dorthin. Ich, Dirk und die Eltern wissen, dass es Lügen sind, die Mart über dich verbreitet, aber die anderen Leute nicht.“
„Ich hätte wohl mehr Tränen vergießen und länger trauern sollen … Ist es denn eine Sünde, wenn man über jemandes Tod froh ist?“
Tröstend legt Lau den Arm um meine Schultern. „Nein“, sagt er. „In deinem Fall ist das nur zu verständlich.“
Wir erreichen das Alkmaardermeer und kommen an Akersloot vorbei. Die Sonnenstrahlen durchdringen jetzt den Morgennebel, lösen ihn allmählich auf und spenden sogar ein bisschen Wärme. Als eine Windböe in die Segel fährt, nehmen wir Fahrt auf. Schon bald tauchen am Horizont die Türme und Mauern von Alkmaar auf. Und das Galgenfeld.
Der Anblick der an den Querbalken baumelnden Leichen lässt mich erschauern. Schnell richte ich den Blick wieder aufs Wasser, nach vorn zu den vielen Booten und Schiffen beim Accijnstoren.
Das Wasser der Zeglis glitzert vor uns in der Sonne. An den Ufern beiderseits gehen Leute in Richtung Stadt. Ein Mann treibt eine Horde Schweine vor sich her, Karren holpern und poltern durch die Kuhlen im Weg, ein Bettler kann gerade noch vor den rollenden Rädern wegspringen.
Nahe der Stadtmauer legt die Schute an. Lau und ich stehen auf und entrichten das Fahrgeld. Kurz darauf überqueren wir die schmale Holzbrücke, die zur Boompoort führt. Am Turm verabschieden wir uns voneinander, denn Lau muss zur Bierkade, um einen Handelsmann zu treffen.
Er sieht mich an, so als wollte er noch etwas loswerden, fände aber nicht die rechten Worte. „Nun denn, Schwester, ich wünsch dir viel Glück“, sagt er schließlich. „Wenn ich wieder mal in der Stadt bin, besuch ich dich.“ Er umarmt mich unbeholfen. „Und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.“
Ich küsse ihn auf die Wange und lasse mir das Reisebündel aushändigen. Unsere Blicke treffen sich ein letztes Mal, dann geht jeder von uns seines Weges. Als ich mich umwende, sehe ich, dass mein Bruder mir nachschaut. Ich winke ihm zu, bevor ich um die Straßenecke biege.
Noch ein wenig steif vom langen Sitzen laufe ich über die Verdronkenoord, das Bündel fest an mich gedrückt. Längs der Gracht sind Prahme und Plattbodenschiffe vertäut, die hier ent- und beladen werden. Den Turm der Grote Kerk im Blick, gehe ich die mir bekannten Straßen entlang. Ich betrete die Kirche durch das Portal an der Koorstraat. Langsam durchquere ich das mächtige Schiff mit seinen Säulen und den bunt bemalten Fenstern, bis ich vor dem Altar stehe. Dort setze ich mich in die vorderste Bank und schließe die Augen. Eine Weile verharre ich so und lausche meinen Atemzügen.
Erst als mein Herz ganz regelmäßig schlägt, mache ich die Augen auf. Die Weite des Kirchenraums aus hellem Stein und die feierliche Stille wirken beruhigend.
Mit gefalteten Händen murmle ich ein Gebet, die gleichen Worte wie sonntags in der Dorfkirche von De Rijp, doch hier ist es anders. Ich habe das Gefühl, der Herr würde mich unter dem hohen Steingewölbe eher erhören. Aber noch ist mir nicht leichter ums Herz.
Gesenkten Hauptes verlasse ich das Gotteshaus. Draußen blinzle ich ins Sonnenlicht und bleibe kurz stehen, bevor ich meinen Weg durch die belebten Gassen fortsetze.
Unweit der Grote Kerk befindet sich die Herberge und Schankwirtschaft De Dertien Balcken. Die Eigner, meine Freundin Brecht und ihr Mann Melis, machen gute Geschäfte, ist ihr Haus mit dem Treppengiebel doch eines der ersten, das Fremde sehen, wenn sie durch die Geesterpoort in die Stadt kommen. Das schmiedeeiserne Wirtshausschild schaukelt im Wind hin und her.
Mit vor Kälte klammen Händen öffne ich die Tür und atme auf, als mir Wärme entgegenschlägt. Die Gaststube ist gerammelt voll. Mühsam zwänge ich mich zwischen den Stehenden und Sitzenden hindurch bis zum Tresen. Dort schenkt Melis Bier ein, und Brecht steuert gerade mit zwei schäumenden Krügen auf einen Tisch zu.
„Melis!“ Der Lärm zwingt mich zum Schreien.
„Trijn! Wie schön, dich zu sehen! Gerade geht’s hoch her, aber nachher hab ich Zeit für dich!“, ruft er mir zu.
Ich nicke, dann fahre ich herum, weil ich eine Hand auf der Schulter spüre.
Hinter mir steht Brecht. Ein paar ihrer dunklen Locken sind unter der Haube hervorgerutscht und ringeln sich um ihr verschwitztes Gesicht. Sie küsst mich auf die Wange. „Nun bist du also da! Willst du etwas essen?“
„Gern.“
Sie verschwindet in der Küche und kommt kurz darauf mit einem Teller dicker Suppe und zwei Scheiben Brot wieder.
Inzwischen ist ein Tisch frei geworden, ich nehme Platz und fange an zu essen.
Als ich fertig bin, setzt Brecht sich zu mir, denn jetzt ist es ein bisschen ruhiger. Sie will wissen, wie die Reise war.
„Kalt und lang“, antworte ich. „Lau ist mitgekommen, er hat in Alkmaar zu tun. Kann ich wohl bei euch übernachten? Ich muss erst morgen bei meinem Dienstherrn antreten.“
Brechts Miene verdüstert sich.
„Was ist? Habt ihr kein freies Zimmer? Das ist nicht schlimm, dann gehe ich eben zum Moriaenshooft“, sage ich.
„Du kannst hierbleiben, solange du willst“, sagt Brecht. „Allerdings habe ich schlechte Neuigkeiten für dich. Der Herr, der dich anstellen wollte, Wollebrant Nordingen, ist vor zwei Tagen verstorben. Er war nicht ganz gesund, hatte es schon länger auf der Lunge. Nun ja, er war alt, aber trotzdem kam sein Tod gänzlich unerwartet.“
Erst einmal fehlen mir die Worte. Das sind in der Tat schlechte Neuigkeiten. Nicht nur für Mijnheer Nordingen, den ich als sehr freundlich empfunden hatte, sondern auch für mich. „Ja, was fange ich denn nun an? Mein Hab und Gut ist verkauft und die Pacht gekündigt.“
„Du suchst dir hier eine Unterkunft und siehst zu, dass du Arbeit findest.“
„Etwas anderes wird mir nicht übrig bleiben. Zurück nach De Rijp will ich nicht.“
„Keine Bange, wir helfen dir“, sagt Brecht. „Solange du noch keine Bleibe hast, kannst du hier wohnen, und wir fragen herum, ob jemand Arbeit für dich weiß. Zu uns kommen so viele Leute, es findet sich bestimmt was.“
Es ist mir eine Beruhigung, dass ich nicht ganz auf mich gestellt bin, dennoch dauert es eine Weile, bis ich mich damit abgefunden habe, dass die Dinge anders laufen als gedacht. Glücklicherweise habe ich genug Geld, um eine Zeit lang davon leben zu können.
Melis tritt zu uns an den Tisch und legt mir die Hand auf die Schulter. „Das wird schon, Trijn“, sagt er. „In Alkmaar gibt es genug Arbeit.“
Eine Woche lang bin ich von morgens bis abends auf der Suche. Ich gehe in der ganzen Stadt herum, frage in vornehmen Häusern nach Arbeit, aber auch in den Salzsiedereien an der Oudegracht und den Bierbrauereien an der Houttil. Ich versuche es beim Waisenhaus in der Doelenstraat und der angeschlossenen Seidenweberei, dann beim Katharinenkloster und in einer Reihe von Herbergen und Schankwirtschaften. Was ich tun muss, ist mir gleich: putzen, Waren schleppen oder Kranke pflegen – ich muss nur irgendetwas finden.
Am Ende der Woche sitze ich mit enttäuschter Miene Brecht gegenüber.
„Dass es so mühsam ist, Arbeit zu bekommen, hätte ich nicht gedacht.“ Ich seufze. „Männer werden überall gern genommen, für Frauen ist es viel schwieriger.“
„Wie wäre es, wenn du dich selbstständig machst und ein Geschäft eröffnest?
„Was sollte ich denn verkaufen? Töpfe und Pfannen? Die werden hier an jeder Ecke feilgeboten.“
„Du könntest Tongeschirr bemalen. Als Einwohnerin von Alkmaar ist es dir gestattet, dich als Malerin niederzulassen.“
Ich schüttle den Kopf. „So einfach ist das nicht, das weißt du. Ich müsste mich erst ausbilden lassen, dafür Lehrgeld zahlen und eine Prüfung ablegen. Und selbst dann steht nicht fest, dass die Gilde mich aufnimmt.“
„Vor einiger Zeit ist eine Frau der Sankt-Lukas-Gilde beigetreten. Sie heißt Isabella Bardesius und ist mittlerweile als Malerin selbstständig.“
„Wahrscheinlich stammt sie aus einer reichen Familie, die ihre Ausbildung bezahlt hat. Ohne Ausbildung kommt man nicht in die Gilde, Brecht.“ Nachdenklich schaue ich vor mich hin. „Vielleicht sollte ich doch im Pesthaus arbeiten, nur da wollte man mich haben.“
„Im Pesthaus? Bist du von Sinnen?“
„Derzeit herrscht keine Pest. Die Kranken dort haben andere Leiden.“
„Aber ansteckend und gefährlich sind die vielleicht auch! Im Pesthaus arbeiten wäre das Letzte, was ich machen würde!“
„Für mich ist es das Letzte. Wenn ich nicht bald Arbeit habe, muss ich wieder nach De Rijp.“
Neben uns ertönt ein Räuspern. Ein etwa dreißigjähriger Mann mit halblangem dunkelblonden Haar tritt an unseren Tisch. „Gott zum Gruße, Brecht. Ich möchte nicht stören, konnte aber nicht umhin zu hören, worüber ihr gesprochen habt.“
„Mattias, wie nett, Sie wiederzusehen. Wie geht es Ihnen?“ Brecht lächelt den Mann strahlend an.
„Bestens“, antwortet er. „Ich bin auf dem Weg nach Den Helder und muss vorher noch dies und das in Alkmaar erledigen.“
„Mijnheer van Nulandt ist Stammgast bei uns“, sagt Brecht zu mir gewandt.
Der Mann lüftet seinen Hut und deutet eine Verbeugung an.
Ich nicke ihm zu und nenne meinen Namen.
Er setzt sich auf den Stuhl neben mir.
„Es ist, offen gestanden, kein Zufall, dass ich Ohrenzeuge eures Gesprächs wurde“, sagt er zu Brecht. „Melis hat mir erzählt, dass eine gute Bekannte von euch auf der Suche nach Arbeit ist.“
„Ja und?“, fragt Brecht sogleich.
„Nun, ich wüsste eine Stelle: Mein Bruder braucht eine Haushälterin. Wäre das wohl etwas für Sie?“ Fragend sieht er mich an.
„Ich weiß nicht recht … das heißt ja, ich denke schon. Aber Sie kennen mich doch gar nicht …“, stammle ich.
„Dass Melis und Brecht Sie kennen, genügt mir. Und Melis hat Sie in den höchsten Tönen gelobt.“
Mir ist zumute, als fiele eine Zentnerlast von mir ab. „Haushälterin, ja, das wäre eine feine Sache“, sage ich. „Wie heißt Ihr Bruder denn, und wo wohnt er?“
„Er heißt Adriaen van Nulandt und wohnt in Amsterdam.“
Amsterdam! Anscheinend steht mir der Schreck ins Gesicht geschrieben, denn der Mann mustert mich verdutzt. „Ist das ein Hindernis?“, fragt er.
„Nein, Amsterdam ist nur … so weit weg. Und ich kenne dort keinen Menschen …“
„Sooo weit ist es nun auch wieder nicht“, entgegnet er schulterzuckend. „Und wenn Sie erst einmal dort sind, werden sich schon Bekanntschaften ergeben.“
Ich tausche einen Blick mit Brecht, die von dem unverhofften Angebot auch sichtlich überrascht ist. „Solch eine Möglichkeit bietet sich dir in Alkmaar wohl nicht so schnell“, sagt sie langsam. „Du solltest sie nutzen, Trijn. Andernfalls müsstest du nach De Rijp zurückkehren.“
Meine Entscheidung ist rasch getroffen. Wenn es mir auch etwas Unbehagen bereitet, meine Pläne ändern zu müssen, ist es vielleicht gut so oder gar eine Fügung des Schicksals. Aus eigenem Antrieb wäre ich wohl nicht weiter von zu Hause weggegangen als bis Alkmaar.
Als Mattias seine Geschäfte erledigt hat und am Abend wieder in die Schankstube kommt, spreche ich ihn an.
„Ich habe mich entschlossen und würde die Stellung in Amsterdam gern haben. Wenn Sie so freundlich sein wollten, mich Ihrem Herrn Bruder zu empfehlen, wäre ich sehr dankbar.“
„Aber gern. Ich werde ein Empfehlungsschreiben aufsetzen. Zuvor aber möchte ich Sie ein wenig kennenlernen. Darf ich Ihnen einen Becher Wein spendieren?“
Wir nehmen an einem Ecktisch Platz, und er bestellt einen Krug Wein. „Ich wüsste gern, warum Sie Ihr Heimatdorf verlassen haben“, sagt er.
Und ich erzähle. Von meinem Wunsch, in der Stadt zu leben, von jenem Jahrmarktsabend, an dem mein Leben eine gänzlich unerwartete Wendung nahm, von meinem tot geborenen Kind und Goverts plötzlichem Tod.
Mattias hört aufmerksam zu.
„Sie sind also Witwe“, stellt er fest, als ich geendet habe. „Und das in so jungen Jahren. Mein Beileid.“
„Ach, die Ehe war nicht glücklich …“ Unwillkürlich muss ich daran denken, wie mein Leben ausgesehen hätte, wenn Govert nicht gestorben wäre. „Mein Mann hat mich geschlagen“, fahre ich fort. „Das fing schon kurz nach der Hochzeit an und wurde immer schlimmer. Warum er das tat, habe ich nicht verstanden. Wir hatten nie Streit, ich gab keine Widerworte und habe die Arbeit nicht vernachlässigt. Aber sosehr ich auch darauf bedacht war, ihm keinen Anlass zu geben, hat er doch immer wieder die Hand gegen mich erhoben.“ Meine Stimme zittert bei der Erinnerung.
„Manche Männer sind so“, sagt Mattias leise und mitfühlend, „aber zum Glück nicht alle.“
„Nein …“ Ich seufze. „Nur weiß man das nicht im Voraus. Man merkt es erst, wenn es zu spät ist – nach der Heirat.“
„Eigentlich hätten Sie Ihren Mann vor Gericht bringen sollen. Es ist nicht rechtens, dass man seine Ehefrau schlägt. Und auch gegen den Willen Gottes.“
„Sind Sie verheiratet?“
„Nein, und ich strebe auch keine Ehe an. Mir ist daran gelegen, etwas von der Welt sehen. Ich stehe in Diensten meines Bruders, der ein angesehener Kaufmann ist und dem Vorstand der Vereinigten Ostindischen Kompanie angehört. Er selbst ist nur ungern längere Zeit unterwegs, darum habe ich das übernommen.“
„Und wohin führen Ihre Reisen?“
„Bisher hauptsächlich nach Italien und Norwegen. Aber es lockt mich auch sehr, einmal nach China und Indien zu reisen. Ich möchte gern erfahren, wie es dort ist und wie die Menschen leben.“
„Für mich ist es schon eine große Sache, zu erfahren, wie es außerhalb von De Rijp oder Alkmaar aussieht“, werfe ich ein.
Er schmunzelt. Ist es seine ungezwungene Art zu reden, sind es die Lachfältchen um die Augen oder der Wohlklang seiner Stimme? Jedenfalls fühle ich mich immer mehr zu ihm hingezogen. Und offenbar ergeht es ihm ebenso, denn er rückt näher zu mir, und manchmal berührt seine Hand wie zufällig die meine.
Sein Mienenspiel beim Erzählen von Reiseerlebnissen fesselt mich ungemein, sodass ich den Blick kaum abwenden kann. Ein Kribbeln erfasst mich, es ist ein Gefühl, als würden unter der Haut Luftbläschen perlen.
Im Verlauf des Abends verengt sich die Welt für mich auf unseren Tisch mit der flackernden Kerze. Es ist lange nach Mitternacht, als ich mich zum Gehen anschicke. Mattias folgt mir die Treppe hinauf. Oben angekommen, sieht er mich fragend an. Leicht berauscht vom Wein, setze ich mich nicht zur Wehr, als seine Lippen meine suchen. Sein Kuss ist zärtlich und fordernd zugleich; Verlangen steigt in mir auf, und ich lege die Arme um seinen Hals. Er lässt die Hand meinen Rücken hinabgleiten und über den Bauch wieder empor. Erst als er sich an meinem Schnürmieder zu schaffen macht, schiebe ich ihn sanft, aber entschieden von mir.
Er lächelt bedauernd.
„Du gefällst mir, Catrijn. Sehr sogar.“ Sein Mund ist ganz dicht an meinem Ohr. „Ich bin froh, dir begegnet zu sein. Hoffentlich sehen wir uns in Amsterdam wieder.“
„Das hoffe ich auch.“
„Wenn mein Bruder so dumm sein sollte, dich nicht anzustellen, dann sag dem Dienstmädchen, wo ich dich finden kann.“
Das verspreche ich. Noch einmal küssen wir uns, erst sanft, dann immer leidenschaftlicher. Und wieder durchläuft mich eine Welle der Erregung, sodass ich mich, schon fast erschrocken, losreiße und die Tür zu meinem Zimmer öffne. Bevor ich sie hinter mir schließe, wirft Mattias mir eine Kusshand zu.
„Wir sehen uns in Amsterdam“, flüstert er.
Am nächsten Morgen bin ich früh in der Gaststube, doch zu meiner Enttäuschung ist Mattias bereits aufgebrochen.
„Er wollte zeitig in Den Helder sein. Das hier soll ich dir geben.“ Melis reicht mir eine Papierrolle.
Das Empfehlungsschreiben … ich drehe und wende es in den Händen.
„Hat er sonst noch etwas gesagt?“, frage ich.
„Ja, dass sein Bruder am Anfang der Keizersgracht wohnt und dass er hofft, dich bald wiederzusehen.“
Ich kann lesen, wenngleich nicht sehr gut. Vor vielen Jahren hatte ich beim Pfarrer von De Rijp Unterricht; er legte Wert darauf, dass auch Mädchen lesen lernen, um später ihren Kindern die Heilige Schrift nahebringen zu können. Brennend gern wüsste ich, was in dem Brief steht, doch die Rolle ist versiegelt.
„Ihr habt euch gestern Abend gut unterhalten, was?“ In Melis’ Stimme klingt Neugier mit.
Ich bestätige es lächelnd, gehe aber nicht weiter darauf ein, sondern setze mich an einen Tisch am Fenster.
Brecht bringt mir Käse und Brot.
Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von den beiden.
„Meine Leute werden erschrecken, wenn sie erfahren, dass ich nicht mehr in Alkmaar bin“, sage ich, als ich Brecht umarme.
„Wir werden’s ihnen schon erklären. Gibst du uns Nachricht, ob du die Stellung bekommen hast?“
Das verspreche ich, dann sage ich auch Melis Adieu und breche auf.
Durch die Langestraat gehe ich zur Mient, vorbei an den Fischbänken, wo schon in aller Frühe großer Andrang herrscht. Ich mag die Betriebsamkeit der Stadt, habe mich aber noch nicht so recht daran gewöhnt. Zudem muss ich aufpassen, dass ich nicht auf den Abfällen ausrutsche. Nachdem ich ein paar Heringe als Wegzehrung erstanden habe, gehe ich durch die Verdronkenoord zur Zeglis, wo die Schiffe anlegen. Ich erkundige mich bei mehreren Schiffern und finde einen, der bereit ist, mich mitzunehmen.
„Ich fahre allerdings nur bis Haarlem, Jungfer“, sagt er. „Von dort kommen Sie aber gut weiter nach Amsterdam. Am besten mit einer Treckschute.“
Von Treckschuten habe ich schon gehört, aber noch nie eine gesehen, geschweige denn benutzt; sie verkehren nicht in der Gegend um Alkmaar. Der Schiffer erklärt mir noch, dass man hinter Haarlem einen langen Kanal namens Haarlemmertrekvaart angelegt hat und daneben einen Treidelpfad, auf dem Pferde gehen und die Schiffe ziehen. „Geradewegs nach Amsterdam!“, versichert er mir.
Ich entrichte das Fahrgeld im Voraus, und mein Reisebündel wird an Bord gebracht. Dann steige ich ein und setze mich zwischen Körben, Kisten und anderen Frachtstücken auf eine Decke, die der Schiffer ausgebreitet hat.
Wenig später fahren wir los.
Ich ziehe den Mantel bis unters Kinn und sehe zu, wie Alkmaar immer kleiner wird. Noch nie war ich weiter von zu Hause weg als hier, in dieser Stadt, und ich ahne nicht, was mich in Amsterdam erwartet. Ich weiß einzig und allein, dass ich jetzt ganz auf mich gestellt bin.
Die Fahrt nach Haarlem dauert einen ganzen Tag. Erst ab Beverwijk, wo das Wijckmeer beginnt, kommt die Schute zügig voran. Wir erreichen Spaarndam und sind wieder auf Kanäle und Wasserläufe angewiesen.
Es ist schon fast Abend, und ich fühle mich erschöpft, als Haarlem in Sicht kommt und wir schließlich bei der Gravestenenbrug anlegen. Mit steifen Gliedern stehe ich auf, gehe an Land und frage in der erstbesten Herberge nach einem Nachtquartier. Ja, man könne mich unterbringen, heißt es, allerdings müsse ich das Zimmer mit anderen Frauen teilen. Das stört mich nicht weiter.
Als ich in der Gaststube am Kaminfeuer sitze und eine warme Mahlzeit zu mir nehme, kehren allmählich meine Lebensgeister zurück. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass einige der Männer mich anstarren. Ich bemühe mich, ihren Blicken auszuweichen, und gebe mich unnahbar, was mir nach dem anstrengenden Tag nicht schwerfällt. Später am Abend, als es in der Gaststube lauter zugeht, bin ich bereits im Bett. Obwohl ich rechtschaffen müde bin, will sich der Schlaf nicht einstellen. Mit geschlossenen Augen liege ich da und lausche den Atemzügen meiner Zimmergenossinnen; das ausgelassene Treiben unten in der Stube nehme ich kaum wahr. Meine Gedanken wandern nach De Rijp zu meiner Familie. Und mit einem Mal stehen mir Bilder von früher vor Augen … von damals, als ich – fünf Jahre alt – fast ertrunken wäre. Bei einem schweren Nordweststurm brach der Waterlandse Zeedijk und daraufhin auch der etwas niedrigere Ringdeich, der das Beemsterland schützt. Menschen und Tiere kamen um, und viele Bauernhöfe mit Lehmwänden und Strohdächern wurden von den Fluten zerstört. Der höher gelegene Ortskern von De Rijp blieb verschont, auch wenn die dort ansässigen Bürger keine trockenen Füße behielten.
Wie die Katastrophe sich genau abspielte, weiß ich nur vom Hörensagen. Ich erinnere mich aber noch gut an meine Verzweiflung, als unser Hausdach einstürzte, auf das wir uns geflüchtet hatten, und wir vom Wasser mitgerissen wurden. Schwimmen konnte ich nicht, aber es hätte bei der starken Strömung wohl kaum etwas geholfen. Wer nicht das Glück hatte, sich irgendwo festklammern zu können, war verloren. Mich fischte ein Nachbar aus dem Wasser. Auch meine Eltern und Brüder kamen mit dem Leben davon, Aeltje und Johanna jedoch, meine beiden älteren Schwestern, ertranken.
Im Morgengrauen erwache ich aus einem unruhigen Schlaf. Die anderen sind auch schon wach. Sie gähnen, murmeln einen Morgengruß und wechseln ein paar Worte.
Nachdem ich noch ein Weilchen mit geschlossenen Augen meinen Gedanken nachgehangen habe, stehe ich auf und schlüpfe in meine Kleider: Leinenhemd, Schnürmieder, Rock, Schürze, Mantel, Schultertuch und Mütze. Zwischendurch werfe ich einen Blick aus dem Fenster. Draußen am Kai werden bereits Schiffe beladen, und Reisende suchen eine Gelegenheit zur Mitfahrt.
Ich packe meine Sachen zusammen und achte darauf, dass Mattias’ Empfehlungsschreiben nicht geknickt wird. Wenn ich die Stellung bekomme, werde ich ihn wiedersehen; diese Aussicht macht mir Mut, und ich bin nun ganz sicher, dass es ein guter Entschluss war, nach Amsterdam zu gehen. Wenn ich mich beeile, erwische ich eine der ersten Treckschuten.
Im Vergleich zu der ermüdenden Reise am Vortag gleicht die Fahrt nach Amsterdam eher einem Ausflug. Zum einen ist die Strecke kürzer, zum anderen bietet die Treckschute mehr Bequemlichkeit, denn sie ist überdacht und hat Bänke für die Mitreisenden. Weil wir nicht vom Wind abhängig sind, kommen wir mit gleichbleibender Geschwindigkeit vorwärts. Am Ufer reihen sich Bauernhöfe und Mühlen, dazwischen stehen Gastwirtschaften, in denen man sich stärken und das Pferd wechseln kann.
Hin und wieder trete ich unter dem Dach hervor, um den Wind und die Sonne auf dem Gesicht zu spüren und mich an der Schönheit der Wolken über der Landschaft zu erfreuen. Milchmädchen, Hausierer, Reisende zu Pferd und in Kutschen sind auf dem nahe gelegenen Deich unterwegs. Manchmal winkt mir jemand zu. Dann winke ich lachend zurück.
Erst als wir uns Amsterdam nähern, empfinde ich wieder Anspannung. So viel habe ich über diese Stadt gehört, über ihre Größe und das quirlige Leben in den Straßen, dass ich mich ein wenig ängstlich frage, wie ich – eine junge Frau vom Land – mich dort zurechtfinden soll.
Der Zweifel weicht freudiger Erregung, als die hohen Mauern in Sicht kommen und auf den Bollwerken Mühlen, deren Flügel sich schnell drehen.
Zu Wasser und zu Lande sind ungeheuer viele Leute unterwegs, gerade so, als wollte die halbe Welt nach Amsterdam. Auf dem IJ drängen sich Leichter, Prahme, Fähren und Fischerboote. Jenseits der Pfähle, die den Hafen begrenzen, liegen große Kauffahrteischiffe vor Anker, deren Spiegel die Sonne aufleuchten lässt.
Dann ist es so weit: Wir legen am Haringpakkerstoren an.
Ich greife nach meinem Bündel und lasse mir von Bord helfen. Am liebsten würde ich schnurstracks zur Keizersgracht gehen, aber ich bin müde und hungrig, deshalb beschließe ich, erst etwas in der Schenke auf dem breiten Anlegesteg zu essen.
Ich bestelle eine einfache Mahlzeit.
Hastig esse ich den Fisch und das Brot, zahle und mache mich dann auf zum Kai.
Das also ist Amsterdam, der Nabel der Welt! Das bunte Treiben im Hafen überwältigt mich. Überall ragen Schiffsmasten empor, am Kai türmen sich Ballen, Kisten und Körbe, und die Leute rufen und schreien durcheinander.
Neugierig geworden, biege ich rechts ab und gehe eine Straße entlang, die Damrak heißt und zu einem großen Platz mit einer Stadtwaage und einem eindrucksvollen Gebäude führt – das Rathaus, wie mir scheint. Um mich herum sehe ich Kaufleute aus aller Herren Länder, fremde Sprachen dringen an mein Ohr. Ein seltsam gekleideter Mann mit einem Tuch um den Kopf und einem Äffchen auf der Schulter läuft an mir vorbei, herausgeputzte Damen bleiben stehen, um miteinander zu plaudern.
Aber statt mich abzuschrecken, erfüllt die Vielzahl der Geräusche und Stimmen mich mit Freude; ich habe das Gefühl, an einem Ort gelandet zu sein, wo unterschiedlichste Welten aufeinandertreffen.
So stehe ich mitten auf dem Platz, versunken in den Anblick all des Neuen und Aufregenden.
In mein Heimatdorf werde ich nie mehr zurückkehren, das wird mir in diesem Augenblick klar.
Anders als die Häuser am Damrak wirken jene an der Keizersgracht nagelneu. Die Mauerfugen sind noch nicht verschmutzt, der Lack an den Türen und Fensterläden glänzt, und die Pflastersteine davor wirken, als wären sie erst gestern gesetzt worden. An der Wasserseite hat man Linden gepflanzt, die die Pracht der Straße dereinst erhöhen werden, jetzt aber noch klein und unscheinbar aussehen und gestützt werden müssen.
Ich habe mich erkundigt, in welchem Haus Mijnheer van Nulandt wohnt. Nun stehe ich davor und blicke am Giebel empor. Dann steige ich, nun doch ein wenig aufgeregt, die Treppe hinauf und betätige den Türklopfer.
Ein Dienstmädchen öffnet und fragt nach meinem Begehr.
„Ich bin Catrijn Barentsdochter“, sage ich, „und ich habe hier eine Nachricht für Mijnheer van Nulandt. Sie ist von seinem Bruder.“
Als das Mädchen die Hand ausstreckt, schüttle ich den Kopf: „Ich möchte den Brief gern persönlich übergeben.“
„Gut, ich sage Mijnheer Bescheid.“ Sie lässt mich ein und verschwindet hinter einer Tür.
Ich sehe mich in der geräumigen Diele um, betrachte die mit Schnitzereien verzierte geschwungene Treppe, die Gemälde an den Wänden und die kostbar aussehenden Vasen auf den Kommoden.
Eine Tür geht auf, und ein etwa vierzigjähriger Mann, in gedecktes Schwarz gekleidet, kommt auf mich zu. Ich knickse und sage meinen Spruch noch einmal auf.
„Eine Nachricht von meinem Bruder? Ihm wird doch hoffentlich nichts zugestoßen sein?“ Der Hausherr wirkt beunruhigt.
„Nein, keine Sorge“, sage ich. „Ich habe Ihren Herrn Bruder in Alkmaar kennengelernt, wo er Station machte. Wir sind ins Gespräch gekommen, und als er hörte, dass ich auf Arbeitssuche bin, meinte er, Sie hätten vielleicht etwas für mich.“
Adriaen van Nulandt nimmt den Brief entgegen, erbricht das Siegel und liest. Zwischendurch hält er inne, mustert mich kurz und liest dann weiter.
„Sie suchen also eine Stellung als Haushälterin“, sagt er, als er geendet hat.
„Ja, Mijnheer.“
Wieder mustert er mich, diesmal etwas länger.
„Folgen Sie mir.“
Er führt mich in einen vornehm ausgestatteten Raum. Um einen Tisch aus Eichenholz stehen sechs Stühle, doch er fordert mich nicht auf, Platz zu nehmen, sondern setzt sich auf die Tischkante, den Blick forschend auf mich gerichtet. Ich bemühe mich, die aufkeimende Unruhe zu unterdrücken.
„Nennen Sie mir einen guten Grund, warum ich Sie anstellen sollte“, sagt er.
„Ich bin fleißig und an harte Arbeit gewöhnt, Mijnheer.“
„Mein Bruder schreibt, Sie seien Bäuerin. So sehen Sie aber nicht aus …“
Statt zu antworten, weise ich meine rauen schwieligen Hände vor. Er betrachtet sie nur flüchtig, dann taxiert er mich erneut. Gelassener, als ich mich fühle, erwidere ich den Blick und schlage erst dann die Augen nieder, als es mir nicht mehr schicklich vorkommt, ihn weiter anzuschauen.
Endlich durchbricht er sein Schweigen.
„Erzählen Sie mir von sich. Warum sind Sie nicht in Ihrem Dorf geblieben?“
„Ich bin vor einiger Zeit Witwe geworden, Mijnheer. Sicherlich hätte ich mich zu Hause wieder verheiraten können, aber das wollte ich nicht. Denn mein Wunsch war es seit jeher, in der Stadt zu leben. Bekannte in Alkmaar hatten mir dort eine Stellung vermittelt, aber daraus ist dann doch nichts geworden. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, wieder in mein Dorf zurückkehren zu müssen, da traf ich Ihren Herrn Bruder. Er kam mir vor wie von Gott gesandt.“
Zu dem letzten Satz haben mich die Gemälde an den Wänden veranlasst, die allesamt biblische Szenen zeigen. Bestimmt legt Mijnheer van Nulandt Wert darauf, dass seine künftige Haushälterin eine fromme Frau ist.
Und tatsächlich, seine Miene verrät Wohlwollen. Das macht mir Mut.
„Ich kann gern ein paar Tage zur Probe arbeiten“, wage ich vorzuschlagen.
„Schüchtern sind Sie nicht gerade, Catrijn Barentsdochter“, sagt er, jetzt wieder mit ungerührtem Gesichtsausdruck.
„Ich weiß, was ich kann, Mijnheer.“
Er liest Mattias’ Brief ein weiteres Mal, dann wendet er sich wieder an mich: „Ich brauche jemanden, der zuverlässig den Haushalt versieht und das Dienstmädchen anleitet. Der Monatslohn würde einen Gulden betragen, bei freier Kost und Logis. Und Sie hätten alle zwei Wochen einen freien Tag. Sind Sie damit einverstanden – und falls ja, wann könnten Sie anfangen?“
„Sofort, Mijnheer.“
„Gut, dann will ich es mit Ihnen versuchen. Ich werde Sie gleich meiner Frau vorstellen. Kommen Sie mit.“
Ich folge Adriaen van Nulandt in einen großen hellen Raum an der Vorderseite des Hauses. Am Fenster sitzt eine Frau vor einer Staffelei. Bei unserem Eintreten blickt sie unwillig auf.
„Brigitta, ich möchte dir unsere neue Haushälterin vorstellen“, sagt Adriaen. „Sie heißt Catrijn Barentsdochter.“
Ich trete ein paar Schritte vor und knickse.
Mevrouw van Nulandt wirkt jung, sie dürfte kaum älter sein als ich.
„Sehr erfreut, Mevrouw“, sage ich, als es still bleibt.
„Fängt sie heute an?“, fragt sie ihren Mann.
Sein Nicken entlockt ihr ein zufriedenes Lächeln. „Schön, dann wird Griet mich nicht mehr dauernd stören. Und jetzt möchte ich mit meiner Arbeit fortfahren.“ Sie wendet sich wieder der Leinwand auf der Staffelei zu und nimmt mit dem Pinsel Farbe auf.
Adriaen bedeutet mir, ihm zu folgen; er will mir das Haus zeigen.
Oben liegen mehrere Schlafzimmer, darüber befindet sich der Speicher mit den Kammern für die Bediensteten. Unten sind im vorderen Teil des Hauses außer dem Atelier auch das häusliche Kontor Mijnheer van Nulandts und der Salon und im hinteren das Wohnzimmer, der Speiseraum und die Küche. Der Salon werde nur benutzt, um Besucher zu empfangen, und es sei meine Aufgabe, ihn rein zu halten, erfahre ich. Dem Dienstmädchen sei es untersagt, ihn zu betreten.
„Seien Sie bitte vor allem damit vorsichtig.“ Mijnheer van Nulandt deutet auf zwei große schimmernde Vasen mit blauer Bemalung, die links und rechts vom Kamin aufgestellt sind. „Es handelt sich um ausgesprochen kostbare Stücke.“
Voller Bewunderung betrachte ich die Gefäße. „Sie sind wunderschön“, sage ich und verspreche, äußerste Vorsicht walten zu lassen.
„Sie kommen aus China und sind aus Porzellan, das ist eine besondere Art von Töpferware.“
„Darf ich sie näher ansehen?“
„Gern, aber bitte nicht anfassen.“
Ich werde mich hüten.
Andächtig gehe ich neben einer der Vasen in die Knie und bewundere die fremdländischen Motive in verschiedenen Blautönen auf nahezu weißem Grund. So helle Töpferware habe ich noch nie gesehen.
„China …“, sage ich. „Das liegt wohl sehr weit weg?“
„Am anderen Ende der Welt. Kommen Sie nun weiter?“
Ich richte mich auf und folge ihm. Es mutet seltsam an, dass der Hausherr mich in meine Arbeit einführt und nicht seine Frau. Anscheinend befasst sie sich ungern mit Haushaltsfragen.
Ich lausche den weiteren Anweisungen und sehe mich dabei staunend um.