Negation des Eigentums - Martin Seelos - E-Book

Negation des Eigentums E-Book

Martin Seelos

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Beschreibung

Wollte Karl Marx das Eigentum abschaffen? Aber was bedeutet "Eigentum" genau und was bedeutet "abschaffen"? Diese Fragen lassen sich nur beantworten, indem wir die Essenz des Marxismus in der Dialektik auffinden. Aus diesem Grunde unternehmen wir hier eine kleine Zeitreise in die 1840er Jahre, als Marx und Engels den deutschen Idealismus umformten. Wir bezeichnen die Schaffensperiode von 1843 bis 1846, also vor der Auseinandersetzung mit Proudhon (1847) und vor dem berühmten "Kommunistischen Manifest" (1848), als die philosophische Intervention. Vor allem im 20. Jahrhundert wurden innerhalb der Arbeiterbewegung lineare Vorstellungen von der Entwicklung des Kapitalismus populär. Doch das Modell von klar abgegrenzten Entwicklungsstufen wie "Konkurrenzkapitalismus" und "Imperialismus" bricht eigentlich mit der Hegelschen Dialektik bei Marx. Und auch der "gute alte Idealismus" ist in der sozialistischen Bewegung nach wie vor präsent. Wir begegnen dieser Philosophie bei der Frage, was denn Kommunismus vom Sozialismus eigentlich unterscheide. Nicht zuletzt ermöglicht die Aufarbeitung der Marxschen Methode die Grundlagen für eine allgemeine ökonomische Theorie der Planwirtschaft - bereinigt von den Entstellungen durch den Stalinismus. Die vorliegende Darstellung ist für Einsteiger in die Thematik genauso geeignet wie für belesene Zeitgenossen. Zahlreiche Zitate und Quellenbelege dokumentieren die langjährige Auseinandersetzung des Autors mit der politischen Ökonomie.

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„Das himmlische Heimweh überfiel mich und trieb mich fort durch Wälder und Schluchten, über die schwindlichsten Bergpfade der Dialektik.“

— Heinrich Heine, Romanzero, Nachwort zum Romanzero, 1851

Martin Seelos

Negation des Eigentums

Spurensuche Philosophie

2016

Negation des Eigentums, © 2016 Martin Seelos

Umschlaggestaltung und Illustration: Martin Seelos

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN978-3-7345-4853-6 (Paperback) 978-3-7345-4854-3 (Hardcover) 978-3-7345-4855-0 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Das Eigentum

Dialektik kurzgefasst

Die philosophische Strategie von Marx und Engels

Stufenmodell des Kapitalismus

Mythos Konkurrenzkapitalismus

Weltwirtschaftskrise und Eigentumsverhältnisse

Was ist Sozialismus?

Dialektik der Vergesellschaftung

Was ist Planwirtschaft?

Luxus

Vorwort

Negation des Eigentums – ein sperriger und altmodischer Titel für ein Buch der Zehnerjahre des 21. Jahrhunderts. Und tatsächlich begeben wir uns hier zunächst auf eine Zeitreise in die 1840er Jahre, dem Jahrzehnt, als sich der Marxismus von der Späthegelianischen Geschichtsauffassung abspaltete. Übrigens wurde fast gleichzeitig die deutsche Literatursprache revolutioniert, der Zopf des 18. Jahrhunderts endgültig abgelegt – man denke nur an den erfrischend modernen Duktus bei Heinrich Heine und Georg Büchner, oder auch bei Johann Nestroy. Und in den 1820er Jahren boomte in England die fortschrittliche politische Ökonomie, getragen von dem Siegeszug der industriellen Revolution. Nach der französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen wandte sich der philosophische Mainstream nach rechts: zur Romantik. Aber eine Minderheit zog aus der Gewalt-Periode 1789–1815 andere Konsequenzen und die ersten sozialistischen Schriften entstanden. Auf der Grundlage dieser turbulenten Jahrzehnte formierte sich das, was später als dialektischer Materialismus firmierte.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war tatsächlich modern. Modern in dem Sinne einer Ouvertüre, in der die Melodien und Themen der nun folgenden Oper bereits angelegt sind. Manchmal lässt uns eine Übertreibung etwas Neues erkennen. Und es ist gewiss übertrieben, aber dennoch nicht völlig falsch, wenn wir mit Jossif Brodskij sagen:

„Wozu das zwanzigste Jahrhundert, wir haben doch das neunzehnte schon.“1

Die very essence des Marxismus lässt sich in der Negation des Eigentums finden. Das ist der Inhalt dieses Buches. Und damit können wir einen roten Faden bis zu einer modernen Theorie der postkapitalistischen Ökonomie aufrollen. Die vorliegenden Essays sind keine wissenschaftliche Detailarbeit, eher eine Skizze, die dafür im Gegenzug einer weitgespannten Perspektive folgt. Die Methode der Marxschen Analyse ist durch jahrzehntelangen Missbrauch durch Sozialdemokratie und Stalinismus desavouiert. Um sie wieder für die Zukunft fruchtbar zu machen, müssen wir uns die orthodoxe Dialektik aneignen, die Friedrich Engels 1886 als „bestes Arbeitsmittel und schärfste Waffe“2bezeichnete.

Das vorliegende Buch beantwortet schließlich die Frage: Was ist Sozialismus, was ist Kommunismus? Die Antwort lässt sich von dem objektiven Gang der Geschichte leiten und hat nichts mit einem politischen Programm zum Sozialismus zu tun. Überraschenderweise besteht auch unter Sozialisten und Kommunisten keineswegs Konsens, was denn nun eigentlich etwa Sozialismus ausmache und mit welchen Denkmethoden wir uns der Sache annähern können. Das sei nur nebenbei erwähnt und ist hier nicht die Hauptsache, erklärt aber doch, weshalb dieses Buch über einige Strecken auch einen polemischen Charakter trägt. Ohne Dialektik gelangt man zu einer statischen Sicht der Dinge, die dem realen, gewundenen, widerspruchsvollen und oft originellen Lauf der Geschichte und der zukünftigen Entwicklung nicht gerecht wird. Indes, die Dialektik lässt sich andererseits auch überstrapazieren, wie ein Bogen, der zu weit gespannt wurde und dann bricht. Auch hierfür finden sich prominente Beispiele – wie das Stufenmodell der kapitalistischen Entwicklung.

In dieser Darstellung wird auch angedeutet, welche Quellen eine Akkumulation ohne Mehrwertproduktion hat, wenn wir den Begriff Akkumulation auch für die sozialistische Produktionsweise verwenden wollen. Im Detail soll dies an anderem Orte dargelegt werden.

Das Eigentum

Ist es möglich, den Kern des Marxismus in einem Satz zusammenzufassen, aus dem sich dann alles Weitere logisch ergibt? Und wie kam Karl Marx (1818–1883) dazu? Herkömmliche Darstellungen über das Thema beinhalten viel Text, vor allem wenn sie von Marxisten produziert werden. Darin steht meistens sehr viel Wahres – aber diese Texte helfen nicht, herauszufinden, was derstarting pointder Marxschen Analyse ist. Genau das ist aber, wie wir sehen werden, nicht ganz unwichtig, wenn es darum geht, sich über Wirtschaft und Gesellschaft ohne Kapitalismus klar zu werden. Um denstarting pointzu finden, muss man in jene Rolle schlüpfen, die gerade Karl Marx nicht fremd war: die des Entdeckers und Naturforschers. Man muss also Folgen von Ursachen und konkrete Erscheinungen vom Allgemeinen trennen. Nun, derstarting pointder gesamten politischen Ökonomie des Marxismus ist der einfache Satz:

Die Arbeitskraft ist eine Ware.

Das mag jetzt verwundern, vor allem jene, die etwas vom Marxismus verstehen. Ist nicht die Entdeckung des Mehrwerts der Ausgangspunkt der Marxschen Analyse des Kapitalismus? Freilich kann man die Aussage, dass Arbeitskraft eine Ware ist, akzeptieren und die daraus folgende Mehrwertaneignung durch das Kapital verneinen. Wie das ja auch gar nicht so wenige tun. Bloß: Dann hat man nicht völlig verstanden, was eine Ware oder was die Lohnarbeit eigentlich ist. Nach demcommon sensekaufen die Unternehmer Arbeit für den Produktionsprozess, so wie sie auch Anlagen, Fahrzeuge, Technik und sonstiges Equipment kaufen. Aber die Arbeit ist bloß eine Tätigkeit, ein Einwirken der menschlichen Psyche auf den eigenen Körper und des Körpers auf die Materie. Richtig ist, dass diese Tätigkeit genutzt werden muss, um ein Feld zu bestellen oder Produkte in einer Werkstatt bzw. in einer Fabrikationshalle herzustellen. Andernfalls würde eben nichts produziert werden. Aber der Satz, dass Arbeit genutzt wird, bedeutet nicht, dass Arbeit zu diesem Zwecke gekauft wird. Nicht alles, was es gibt, wird gekauft.

Verlassen wir eine der riesigen, modernen Fertigungshallen in Ostasien, wie etwa jene von Foxconn in China 2010 mit ihren uniformen Lohnarbeiterinnen aus der Provinz, machen wir eine gedankliche Zeitreise und schauen in einer der kleinen europäischen Werkstätten des 14. Jahrhunderts vorbei, etwa auf Murano. Hier wird fleißig gearbeitet, gehämmert, gedreht, genietet und gewalzt ... von wenigen Menschen, die dafür alle Arbeitsschritte beherrschen. Was fertig ist, verkauft der Gewerkmeister am Wochenmarkt oder liefert es seiner betuchten Kundschaft in San Marco. Aber wird hier seine Arbeit bezahlt? Eigentlich nicht. Sein Arbeitsprodukt, das Resultat der Arbeit, das Ergebnis der Arbeit, wird bezahlt, wird verkauft, während dem Meister die Werkstatt weiterhin gehört. Gehen wir noch weiter zurück und machen einen Abstecher auf einen Grundbesitz im Latium des 1. vorchristlichen Jahrhunderts. Es ist Sommer und die Leute schwitzen – sie rackern sich auf dem Feld ab. Bezahlt der Patron diese Arbeit? Nein, er hat bereits bezahlt, nämlich am Sklavenmarkt in Rom vor zwei Jahren. Und bezahlt hat er nicht für die Arbeit, sondern für die Sklaven. Sein Gutshof ernährt diese nun mit, sie sind ja sein Eigentum. In diesen beiden Fällen genügt es für die Ökonomie, dass das Lederzeug des mittelalterlichen Handwerks am Markt zur Ware wird, bzw. dass der Sklave am italischen Feld oder in den Bergwerken Thrakiens bereits Ware ist. Alles andere rund herum in der Wirtschaft muss keine Ware sein: Der Gutshof kann sich selbst ernähren, die Bauern in dem Dorf des Grafen neben dem Handwerksbetrieb der mittelalterlichen Stadt müssen 2/3 ihres Getreides an Burg und Stift abliefern. Dieses Getreide ist keine Ware. Die Warenzirkulation existiert nur so nebenbei, manchmal mehr, manchmal weniger. Es ist Beiwerk, ermöglicht durch fallweise auftretenden Überschuss.

Aber die Lohnarbeit, die etwa Friedrich Engels (1820–1895) in dem modernsten Land des frühen 19. Jahrhunderts – erraten: England & Schottland – untersuchte3, funktioniert doch anders: Der Fabrikant besitzt nicht die Arbeiter wie Sklaven und er kauft ihnen auch keine Produkte ab. Er mietet sie auf Zeit. Er könnte ihnen auch gar kein Produkt abkaufen, denn die modernen Arbeiter haben keine Werkstatt, sie haben nur sich selbst, also ihre Fähigkeit, zu arbeiten. Kurzum: ihre Arbeitskraft. Der Fabrikant würde aber andererseits auch keine Sklaven brauchen. Für ihn sind Lohnarbeiter weit billiger, er bezahlt nur die Arbeitszeit, die sie tatsächlich arbeiten, nicht die Nichtarbeitszeit, die selbst bei den langen Fabrikarbeitszeiten des frühen 19. Jahrhunderts ca. die Hälfte des Tages ausmacht. Die Lohnarbeiter müssen sich selbst „reproduzieren“. Im Gegensatz zu den Sklavenhaltern können die Industriellen die Arbeiter sofort auswechseln, ersetzen oder überhaupt zeitweise auf sie verzichten, falls der Geschäftslage danach ist. Aber vor allem: Die Lohnhöhe variiert auch mit Ausbildungsstand und Qualifikation und bildet somit ein Element, die Produktivkraft der Arbeit zu erhöhen – etwas, was mit der Sklaverei nicht zu machen war.

Kommen wir nun zum Mehrwert.

Die historische Voraussetzung für die Lohnarbeit ist somit einerseits . . .

„die Trennung von Arbeit und Eigentum“4

. . . d.h. Kapital, andererseits ein allgemeiner Markt an Konsumgütern, dem die Lohnarbeiter mit ihrem Lohn gegenüber stehen. Beides ist sowohl Voraussetzung als auch Folge dieser Geschichte und dies ist einfach und schnell erklärt: Da die Menschen mehr arbeiten können, als es Zeit benötigt, ihre Konsumgüter herzustellen, arbeiten sie auch länger. Da die Arbeiter für ihren Lohn ihre Konsumgüter kaufen können und die Herstellung dieser Konsumgüter weniger Zeit benötigt, als die Arbeiter in der Fabrik arbeiten müssen, gehören jene Werte, die sie schaffen und über die Wertsumme ihrer Konsumgüter hinausgehen . . . dem Fabrikanten, der diese ebenfalls am Markt verkauft. Der Verkaufserlös dieser Waren ist der Mehrwert und davon abgeleitet: der Profit. Eigentlich haben die Waren, deren Verkaufserlös den Profit darstellt, die Arbeiter hergestellt, aber da nicht die Arbeit bezahlt wird, sondern bloß die Arbeitskraft, hat alles seine Richtigkeit. Denn der Wert der Arbeitskraft (noch einmal: der Arbeitskraft, nicht der Arbeit), besteht bloß in dem Wert der Konsumgüter, um diese Arbeitsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Somit kommen wir zu einem der schönen Paradoxa der Ökonomie, die eben gerade Karl Marx auflöste: Ausbeutung – die Aneignung des von den Arbeitern geschaffenen Mehrwerts durch das Kapital – findet statt, auch wenn die Arbeiter gerecht entlohnt werden, wenn die Ware Arbeitskraft ihrem Wert gemäß bezahlt wird. Die Voraussetzung dafür ist eigentlich nur, dass alle Waren im Großen und Ganzen nach ihrem Wert getauscht werden, dass der Tauschwert die für sie verausgabte (einfache oder zusammengesetzte) Arbeitszeit ist. Aber das ist keine historisch geschaffene Voraussetzung wie die beiden oben erwähnten, sondern einfach Ergebnis der massenhaften Zirkulation von Waren, die am Markt bewirkt, dass der Preis der Ware ungefähr dem Wert entspricht. Auch hier: Der Wert der Ware Arbeitskraft bezieht sich nicht auf die Eigenschaft Arbeit, sondern auf die Eigenschaft Ware.

David Ricardo (1772–1823) war hier nahe dran:

„Der Wert einer Ware oder die Quantität einer anderen Ware, gegen die sie ausgetauscht wird, hängt ab von der verhältnismäßigen Menge an Arbeit, die zu ihrer Produktion notwendig ist, nicht aber von dem höheren oder geringeren Entgelt, das für diese Arbeit gezahlt wird.“5

Das Entgelt, das für diese Arbeit gezahlt wird, ist aber nichts anderes als die verhältnismäßige Menge an Arbeit, die zu der Herausbildung jener „Ware Arbeitskraft“ notwendig ist. Ricardo sieht die Arbeit, aber nicht die Arbeitskraft. Und da Ricardo Reichtum nur in seiner stofflichen Form erkannte, als Gebrauchsgüter, konnte er den Mehrwert nicht erkennen, höchstens das Mehrprodukt. Daher war für ihn die Zunahme der Arbeitsproduktivität immer mit einer Zunahme an kapitalistischem Reichtum verbunden, nicht mit Wertverlust. Der relative Mehrwert kann aber auch das Gegenteil bewirken: Zunahme des Kapitalwerts in Form von latentem Kapital (Geld) bei Beibehaltung der Menge an Gebrauchsgütern, die dieses Kapital produziert.6Der Treppenwitz der Geschichte ist, dass David Ricardo den Kapitalismus analysierte, aber ohne durchgängig den Tauschwert zu verwenden und damit . . . zur (groben) Analyse der Akkumulation in der Planwirtschaft gelangte!

Fassen wir zusammen: Hinter der Entdeckung des Mehrwerts steht eigentlich die Erkenntnis, dass Arbeitskraft Ware ist. Daraus folgt der Mehrwert und nicht umgekehrt. Und hinter der Erkenntnis, dass hier Arbeitskraft Ware ist, steht die Eigenschaft der Ware selbst und nicht umgekehrt. Wenn wir gleich Naturforschern vom Meer aus den Ursprung der Ströme und Flüsse erkunden wollen, gelangen wir vom Mündungsdelta schließlich zu den Bächen, den Rinnsalen, schließlich der Quelle, wo alles begann. Der Ursprung der Marxschen Analyse ist . . . die Ware.

Was aber ist eine Ware?

Abstrakt gesehen: Die Ware ist ein Resultat des Eigentums und wird am Markt nach ihrem Tauschwert gehandelt. Zwischen beiden Polen dieser Aussage, dem Eigentum und dem Tauschwert, besteht eine innere Verbindung: Ohne den individuellen Privateigentümer als Subjekt wäre der Tausch nach dem Wert nicht notwendig und die Gesellschaft könnte alle Arbeitsprodukte nach welchen Kriterien auch immer unter sich aufteilen. Und das war in der alten Gemeinschaft ja auch der Fall. Historisch gesehen entstanden Ware und Warenzirkulation zuerst als Beiwerk, als Überschuss der sich selbst versorgenden, vorwiegend agrarisch geprägten Gemeinden, und diente dem Handel mit anderen Gemeinden. So gesehen ist die Ware ein Resultat des Fortschritts der Produktivkräfte – freilich nur relativ zu der Ausgangslage, dass nämlich noch kein Mehrprodukt entsteht. Nach Marxens Studien konnte diese Frühform des Warenverkehrs durchaus auch auf der Basis von kommunalem Kollektiveigentum, etwa jenem der altindischen Gemeinden, entstehen.

Aber die Ware basiert dennoch immerhin auf Eigentum.

Eine Tatsache, die spätere Deutungen, die ausschließlich von der Frage der Arbeitsteilung ausgehen, schlichtweg unter den Teppich kehrt. Zwischen Eigentum, Ware und Kapitalismus gibt es eine eigentümliche genetische Beziehung. Besonders deutlich hatte dies Friedrich Engels 1880 formuliert:

„Vor der kapitalistischen Produktion, also im Mittelalter, bestand allgemeiner Kleinbetrieb auf Grundlage des Privateigentums der Arbeiter an ihren Produktionsmitteln: der Ackerbau der kleinen, freien oder hörigen Bauern, das Handwerk der Städte. Die Arbeitsmittel – Land, Ackergerät, Werkstatt, Handwerkszeug – waren Arbeitsmittel des Einzelnen, nur für den Einzelgebrauch berechnet, also notwendig kleinlich, zwerghaft, beschränkt. Aber sie gehörten eben deshalb auch in der Regel dem Produzenten selbst.“7

Hier haben wir zuerst einmal das Eigentum, sowohl an den Produktionsmitteln, als auch an den Produkten.

„Aber die Bourgeoisie (. . . ) konnte jene beschränkten Produktionsmittel nicht in gewaltige Produktionskräfte verwandeln, ohne sie aus Produktionsmitteln des einzelnen in gesellschaftliche, nur von einer Gesamtheit von Menschen anwendbare Produktionsmittel zu verwandeln. (. . . ) Und wie die Produktionsmittel, so verwandelte sich die Produktion selbst aus einer Reihe von Einzelhandlungen in eine Reihe gesellschaftlicher Akte und die Produkte aus Produkten einzelner in gesellschaftliche Produkte.“8

Jede Arbeitsteilung macht aus der Privatarbeit gesellschaftliche Arbeit und gesellschaftliche Produkte – eine gefährliche Terminologie übrigens, da ja die Produkte nach wie vor Privateigentum sind und die Arbeit, auch wenn arbeitsteilig, vom Privateigentum koordiniert wird. Gesellschaftliche Produkte – dieser Terminus bedeutet Privateigentum, aber gesellschaftlich produziert. Friedrich Engels wollte damit darstellen, was die historische Rolle der Bourgeoisie zum Inhalt hatte: Die Produktion (Arbeit und Produkt) gesellschaftlich zu machen und somit in einen objektiven Widerspruch zu den bürgerlichen Eigentumsverhältnissen zu bringen, der nur durch die Negation des Eigentums gelöst werden kann. Erst dann wären Privatproduktion und Privateigentum gleichermaßen negiert und wieder auf einer neuen Stufe in sich homogen.

„Das Garn, das Gewebe, die Metallwaren, die jetzt aus der Fabrik kamen, waren das gemeinsame Produkt vieler Arbeiter, durch deren Hände sie der Reihe nach gehn mußten, ehe sie fertig wurden. Kein einzelner konnte von ihnen sagen: Das habe ich gemacht, das ist mein Produkt. Wo aber die naturwüchsige, planlos allmählich entstandne Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft Grundform der Produktion ist, da drückt sie den Produkten die Form von Waren auf, deren gegenseitiger Austausch, Kauf und Verkauf, die einzelnen Produzenten in den Stand setzt, ihre mannigfachen Bedürfnisse zu befriedigen.“9

Dieser Passus allein konnte der falschen Vorstellung, die Ware entstünde nur durch die Arbeitsteilung, Vorschub leisten. Aber man muss im Auge behalten, was hier nicht noch einmal extra steht: Dass die gesellschaftliche Produktion die Konzentration der Produktionsmittel in den Händen der Bourgeoisie ermöglicht und umgekehrt durch sie ermöglicht wurde. Die Warenzirkulation befördert Reichtum und die Bildung von Privateigentum auf der einen Seite, und somit die soziale Zersetzung der alten Gemeindewirtschaften auf der anderen Seite. Am Ende dieses Prozesses folgt:

Das Interessante dabei ist die Entwicklungsgeschichte: Dass der industrielle Kapitalismus im Milieu der einfachen Warenproduktion entstand ...

„Wir sahen, daß die kapitalistische Produktionsweise sich einschob in eine Gesellschaft von Warenproduzenten, Einzelproduzenten, deren gesellschaftlicher Zusammenhang vermittelt wurde durch den Austausch ihrer Produkte.“11

. . . und die Gene der einfachen Warenproduktion in sich trägt. Die Verwirklichung dieser „genetischen Anlagen“ – ein schönes Beispiel der Dialektik übrigens – bedeutete aber den Untergang der einfachen Warenproduktion. Sie wurde durch die billigeren und technisch überlegenen Produkte der großen Industrie verdrängt. Am Ende dieses Entwicklungsprozesses ist Eigentum von Arbeit getrennt. Bei der nun planmäßigen Produktion herrscht dennoch eine Art von Anarchie:

„Aber jede auf Warenproduktion beruhende Gesellschaft hat das Eigentümliche, daß in ihr die Produzenten die Herrschaft über ihre eignen gesellschaftlichen Beziehungen verloren haben. Jeder produziert für sich mit seinen zufälligen Produktionsmitteln und für sein besondres Austauschbedürfnis. Keiner weiß, wieviel von seinem Artikel auf den Markt kommt, wieviel davon überhaupt gebraucht wird, keiner weiß, ob sein Einzelprodukt einen wirklichen Bedarf vorfindet, ob er seine Kosten herausschlagen oder überhaupt wird verkaufen können. Es herrscht Anarchie der gesellschaftlichen Produktion.“12

Der für uns wichtige Satz aus den „Grundrissen“ lautet also:

Die Ware ist daher immer Eigentum! Umgekehrt: Ohne Eigentum gibt es keine Ware. Wenn man so will, könnten wir somit unsere gedankliche Reise von dem Phänomen der Ausbeutung hin zu Lohnarbeit/Arbeitskraft und von der Lohnarbeit/Arbeitskraft zur Ware fortsetzen und hinter der Ware . . . das Eigentum festmachen.

Kommen wir nun zur Kritik am Eigentum.

Witzigerweise scheint das auch biographisch im Schaffen von Karl Marx der erste Schritt in Richtung Marxismus gewesen zu sein. Bereits in den ökonomisch-philosophischen Manuskripten aus dem Jahre 1844 ist der Dreh- und Angelpunkt das „Verhältnis des Privateigentums“ – womit jedoch bereits das Kapitalverhältnis gemeint ist; so hätte es Marx später formuliert.14Und die Frage, wie der Forscher Karl Marx ein Marxist wurde – nebenbei: Marx wäre vermutlich der Erste gewesen, der die Mystifizierung des Marxismus und den Personenkult des 20. Jahrhunderts mit bissigem Spott beantwortet hätte – lässt sich durch Indizien beantworten. Eines davon: Wie der junge Marx mittels einer historischen Herangehensweise die Hegelsche Rechtsphilosophie verarbeitete. Im Staatsrecht des noch in den 1840er Jahren übermächtigen Meisters der Dialektik, Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), heißt es:

„Gegen die Sphären des Privatrechts und Privatwohls, der Familie und der bürgerlichen Gesellschaft ist der Staat einerseits eine äußerliche Notwendigkeit und ihre höhere Macht, deren Natur ihre Gesetze sowie ihre Interessen untergeordnet und davon abhängig sind; aber andererseits ist er ihr immanenter Zweck und hat seine Stärke in der Einheit seines allgemeinen Endzwecks und des besonderen Interesses der Individuen, darin, daß sie insofern Pflichten gegen ihn haben, als sie zugleich Rechte.“15

Gegen die Gegenüberstellung von allgemeinem öffentlichen Recht und besonderen Privatinteressen wie das Eigentum – eine Vorstellung, die übrigens heute noch quicklebendig ist – setzte Marx in einer seiner ersten Schriften die Analyse, dass das allgemeine Recht den Schutz des Privateigentums zum Inhalt hat:

„Es versteht sich übrigens von selbst, daß alle Staatsformen zu ihrer Wahrheit die Demokratie haben und daher eben, soweit sie nicht die Demokratie sind, unwahr sind. In den alten Staaten (. . . )“ – hier meint Marx den mittelalterlichen Staat des Feudalismus – „(. . . ) bildet der politische Staat den Staatsinhalt mit Ausschließung der andern Sphären; der moderne Staat ist eine Akkommodation zwischen dem politischen und dem unpolitischen Staat. In der Demokratie hat der abstrakte Staat aufgehört, das herrschende Moment zu sein. Der Streit zwischen Monarchie und Republik ist selbst noch ein Streit innerhalb des abstrakten Staats. Die politische Republik ist die Demokratie innerhalb der abstrakten Staatsform. Die abstrakte Staatsform der Demokratie ist daher die Republik; (. . . )“ – hier nimmt Marx bloß die Argumente Hegels auseinander, schließt dann aber, für uns bedeutungsvoll – „(. . . ) sie hört hier aber auf, die nur politische Verfassung zu sein. Das Eigentum etc., kurz der ganze Inhalt des Rechts und des Staats, ist mit wenigen Modifikationen in Nordamerika dasselbe wie in Preußen.“16

Und Friedrich Engels schreibt im selben Jahr über die bürgerliche Wirtschaftstheorie:

„(. . . ) die Ökonomie ließ sich nicht einfallen, nach der Berechtigung des Privateigentums zu fragen.“17

Engels Hauptkritik an der klassischen Ökonomie besteht in diesem Text aus dem Jahr 1844 gerade darin, nachzuweisen, dass in dieser das Privateigentum absolut gesetzt wird, also nicht als ein Ergebnis der Geschichte, das es wieder aufzuheben gilt, um die historische Spaltung von besitzloser Arbeit und arbeitslosem Besitz samt allen daraus stammenden Folgen wieder zu beenden.

Aber um welchen Begriff vom Eigentum geht es hier überhaupt?

Die Intervention von Marx und Engels bezüglich des Eigentumsbegriffs in den 1840er Jahren bezog sich nicht nur auf das Absolut-Setzen des Privateigentums, etwa in Hegels Rechtsphilosophie. Vielmehr geht es auf dieser Grundlage dann weiter um die Frage, was die Aufhebung des Privateigentums eigentlich bedeutet. Denn das Eigentum ist kein selbstständiges Element der Geschichte, sondern bezieht sich immer auf einen bestimmten Entwicklungsstand der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse. Nur durch eine konkrete Bestimmung des Eigentums kann sich eine Antwort ergeben, was die Negation des Eigentums eigentlich sei. Proudhons (1809–1865) berühmtes Verdikt „Eigentum ist Diebstahl“ geht eigentlich auf den Girondisten Brissot (1754–1793) zurück. Marx unterzog Proudhons Buch „Philosophie des Elends“ in dem Brief an Annenkow vom 28. Dezember 1846 einer Kritik, auf die ein Jahr später seine Polemik gegen Proudhon, „Das Elend der Philosophie“, folgte. Aber an Proudhons Hass auf die bürgerliche Gesellschaft, und das bedeutet bei Proudhon die Kritik am Eigentum, war grundsätzlich nichts auszusetzen. Zumindest hatten Marx und Engels gegenüber den Vorläufern Proudhons Respekt. Gemeint ist hier etwa François Noël „Gracchus“ Babeuf18, der im Le tribun du Peuple am 21. 11. 1795 einen Artikel mit dem Titel „Contre le droit de propriété“ publizierte.19Babeuf greift darin die Vorstellung der Naturwüchsigkeit des Eigentums an, wie das eigentlich bereits Rousseauvierzig Jahre zuvor getan hatte.20Die französische Kritik am Eigentum war im 18. Jahrhundert eigentlich eine an der ungleichen Verteilung von Konsumgütern, die die Klassengesellschaft zwangsläufig erzeugt, und nicht am Privatbesitz an den Produktionsmitteln, die die Konsumgüter erzeugen. Dem abstrakten Klassen-Inhalt gemäß war diese Kritik kleinbürgerlich und nicht bürgerlich oder sozialistisch. Historisch konkret war diese Kritik eingebettet im Kampf der revolutionären Bourgeoisie gegen den alten Staat und die Feudal-Vorrechte. Und damit durchaus revolutionär, obwohl sie noch keine reale Aufhebung des Eigentums anbieten konnte.

Die Haltung von Marx und Engels gegenüber Rousseau, Brissot und Babeuf unterschied sich von jener gegenüber Proudhon. Letzterer lebte ja bereits in einer Zeit, als der Gegensatz zwischen Kapital und Lohnarbeit entwickelt und somit grundsätzlich erkennbar war. Brissot und Babeuf hingegen konnten gemäß dem damaligen Stand der Dinge realistischerweise nur das angehäufte Eigentum an Konsumgütern, den Wucher und die Privilegien anprangern und höchstens den egalitären Zugang zu Beschäftigung, Handwerk, staatliche Preisgarantien (das berühmte „Maximum“) und staatliche Manufakturen fordern. Die Trennung von Arbeit und Eigentum war Ende des 18. Jahrhunderts erst im Entstehen begriffen, es gab vor allem in Paris eine große Menge an „Habenichtsen“. Aber diese forderten vor allem das Recht, frei für Lohn arbeiten zu dürfen, was der Zunftzwang, den nicht einmal Robespierre aufheben wollte, verwehrte. Die Negation des Eigentums als Eigentum an Produktionsmitteln hätte im Frankreich der französischen Revolution wenig Sinn gemacht. Die Negation des Eigentums an Konsumgütern bedeutete im Frankreich der Neunzigerjahre des 18. Jahrhunderts die Kontrolle des städtischen Kleinbürgertums über die Preise, was während der Revolution nur in Ansätzen durchzusetzen gelang, denn selbst die Jakobiner waren gegen diesen Angriff auf das natürliche bürgerliche Recht auf freie Preisgestaltung.21Wenn wir noch ein wenig weiter zurückgehen, in die Feudalzeit, so wird die Negation des Eigentums an Produktionsmitteln erst recht inhaltslos. Denn die Bauern, die einen guten Teil ihrer Ernte dem Feudalherrn abliefern mussten oder bei diesem manuelle Fronarbeit leisten mussten, konnten im Eigentum und Besitz ihrer Produktionsmittel bleiben, sie wurden dennoch ausgebeutet und unterdrückt. Daran hätte ein Kollektiveigentum, wie es etwa bei den altrussischenмир-Gemeinden existierte, nichts geändert, solange die Feudalherren ihr Gewalt- und Waffenmonopol sowie die Religion auf ihrer Seite hatten und von einer dritten Seite, etwa dem Bürgertum, noch keine Konkurrenz befürchten mussten.

Im Laufe des der französischen Revolution folgenden halben Jahrhunderts entwickelten sich die große Industrie und damit die Trennung von Eigentum und Arbeit. Im Laufe der 1840er Jahre wurde unter der Forderung nach der Aufhebung des Privateigentums immer weniger die Rousseausche, Brissotsche und Babeufsche Kritik am Eigentum verstanden. Es fragt sich ja, was genau aufgehoben werden sollte und wie. Die Frage, wie und was denn überhaupt der Kapitalismus sei, ist als These für die dialektische Entwicklung von Bedeutung und hier unterschieden sich Proudhon und Marx also im Positiven. Wenn die gleiche Negation auf ein unterschiedliches Positives trifft, so ist die Aufhebung ebenfalls unterschiedlich. Deswegen spiegelten das Studium der klassischen englischen Ökonomie und die Marxsche Analyse des Kapitalismus auf den Eigentumsbegriff zurück.

„Der bisherige Sozialismus kritisierte zwar die bestehende kapitalistische Produktionsweise und ihre Folgen, konnte sie aber nicht erklären, also auch nicht mit ihr fertig werden; er konnte sie nur einfach als schlecht verwerfen. (. . . ) Es handelte sich aber darum, die kapitalistische Produktionsweise einerseits in ihrem geschichtlichen Zusammenhang und ihrer Notwendigkeit für einen bestimmten geschichtlichen Zeitabschnitt, also auch die Notwendigkeit ihres Untergangs, darzustellen, andrerseits aber auch ihren innern Charakter bloßzulegen, der noch immer verborgen war. Dies geschah durch die Enthüllung des Mehrwerts.“22

Für Marx und Engels wurde jedenfalls die Negation des Eigentums inhaltlich gleich der Vergesellschaftung der Produktionsmittel und als Synthese gleich der Planwirtschaft, wie dies bereits 1847 in Engels‘ Programmentwurf für den Bund der Kommunisten deutlich wird:

„14. Frage: Welcher Art wird diese neue Gesellschaftsordnung sein müssen? Antwort: Sie wird vor allen Dingen den Betrieb der Industrie und aller Produktionszweige überhaupt aus den Händen der einzelnen, einander Konkurrenz machenden Individuen nehmen und dafür alle diese Produktionszweige durch die ganze Gesellschaft, d.h. für gemeinschaftliche Rechnung, nach gemeinschaftlichem Plan und unter Beteiligung aller Mitglieder der Gesellschaft, betreiben lassen müssen. Sie wird also die Konkurrenz aufheben und die Assoziation an ihre Stelle setzen. Da nun der Betrieb der Industrie durch einzelne das Privateigentum zur notwendigen Folge hatte und die Konkurrenz weiter nichts ist als die Art und Weise des Betriebs der Industrie durch einzelne Privateigentümer, so ist das Privateigentum vom einzelnen Betrieb der Industrie und der Konkurrenz nicht zu trennen. Das Privateigentum wird also ebenfalls abgeschafft werden müssen, und an seine Stelle wird die gemeinsame Benutzung aller Produktionsinstrumente und die Verteilung aller Produkte nach gemeinsamer Übereinkunft oder die sogenannte Gütergemeinschaft treten. Die Abschaffung des Privateigentums ist sogar die kürzeste und bezeichnendste Zusammenfassung der aus der Entwicklung der Industrie notwendig hervorgehenden Umgestaltung der gesamten Gesellschaftsordnung und wird daher mit Recht von den Kommunisten als Hauptforderung hervorgehoben.“23

Noch einmal der letzte Satz:

„Die Abschaffung des Privateigentums ist sogar die kürzeste und bezeichnendste Zusammenfassung der aus der Entwicklung der Industrie notwendig hervorgehenden Umgestaltung der gesamten Gesellschaftsordnung und wird daher mit Recht von den Kommunisten als Hauptforderung hervorgehoben.“

Natürlich, selbst wenn das Privateigentum an Produktionsmitteln als Schlüssel zur Trennung von Arbeit und Eigentum erkannt wird, müsste darin weder die Ware Arbeitskraft noch der Mehrwert inkludiert sein. Man könnte somit das Privateigentum an Produktionsmitteln gedanklich falsch aufheben über die Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Und tatsächlich ist Engels‘ Programmentwurf von 1847 ein Beispiel dafür, denn in diesem steht, dass die Arbeiter ihre Arbeit verkaufen. Von derWare Arbeitskraftist noch nicht die Rede und somit – folgerichtig – auch nicht vom Mehrwert und der Ausbeutung durch die Mehrwertaneignung des Kapitals. Ansonsten aber ist der Programmentwurf, wie angedeutet, geprägt von Beschreibungen der Auswirkungen der Aufhebung des Privatbesitzes an Produktionsmitteln auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Übrigens: Welche Rolle spielte die Dialektik bei der Definition der Arbeitskraft als besondere Ware?

Marx hatte – wie es so schön, wenngleich ein wenig simplifizierend heißt – Hegel vom Kopf auf die Beine gestellt, indem er das, was Hegel absolut nahm, relativ nahm, sprich: als ein historisches Produkt auffasste. Der Impetus mag von der französischen Aufklärung und den Frühsozialisten gekommen sein, aber ohne die Beschäftigung mit der Empirie von Lohnarbeit und Kapital und die kritische Auseinandersetzung mit der klassischen englischen Ökonomie wäre der richtige Ansatz der Negation des Eigentums zu einer falschen Synthese gelangt, weil das Eigentum positiv falsch gesetzt wäre. Auf der anderen Seite hatten Marx und Engels Hegel überwunden, indem sie sich Hegel aneigneten. Ohne die Schule des dialektischen Denkens wäre Marx nicht auf die Spur gekommen, zwischen Arbeit, Arbeitsprodukt und Sklavenarbeit den Charakter der Lohnarbeit als Ware Arbeitskraft auszumachen und somit den Mehrwert zu entdecken.24Es galt also zuerst die (vorerst ungenau) „Arbeit“ immerhin richtig als „Ware“ festzumachen, auf die erstens die Trennung in Tauschwert und Gebrauchswert und zweitens die Arbeitswerttheorie Anwendung findet.25Sodann musste die „Arbeit“ durch die „Arbeitskraft“ ersetzt werden. Dann passte alles.26Diese Aussage istaber nicht ausreichend präzise. Genaugenommen geht es um einige Zwischenschritte. Denn die Tatsache, dass Arbeitskraft und nicht Arbeit vom Unternehmer gekauft wird, verweist ja noch nicht zwangsläufig darauf, dass die Arbeitskraft eine besondere Ware ist, die mehr arbeiten kann, als ihre eigene Reproduktion kostet. Marx trennt also in den „Grundrissen“ ab Seite 200 zum einen den Austauschprozess Arbeitskraft gegen Lohn und Lohn gegen Lebensmittel in zwei unterschiedliche Sphären27. Ohne den durch den deutschen Idealismus geschulten Blick für Unterschiede, Gegensätze, Negation und Synthese, Form und Inhalt, Antagonismus und Einheit . . . wäre dieses Herausschälen, dieses Entblättern, Schicht um Schicht bis zum Kern „Mehrwert“ kaum möglich gewesen. Und ohne die Überwindung Hegels und die damit verbundene Entmystifizierung der Kategorie Eigentum wäre die historische Kategorie „Ware“ ein Rätsel geblieben. Denn Hegel nahm das Eigentum als naturgegeben und somit als absolut. Es steckt schon einiges in dem berühmten Kalauer, dass der Marxismus an der Schnittstelle von deutscher Philosophie (Hegel), französischem Sozialismus (Kritik am Eigentum) und britischer Nationalökonomie (Smith, Ricardo) entstand und nur an dieser Schnittstelle gedeihen konnte.28Wobei dieser Kalauer ja noch keine Andeutung darüber macht, was von den drei notwendigen Ausgangsbestandteilen derstarting pointgewesen sei. Bei der Lektüre der „Grundrisse“ jedenfalls bekommt man den Eindruck, dass erst die von dem deutschen Idealismus geschulte Dialektik die geeignete „Sehschärfe“ bot, die klassische britische Ökonomie richtig zu verarbeiten, und dass erst dieses Ergebnis dem rohen Sozialismus entgegengehalten werden konnte. Freilich, würden wir weiter ins Detail gehen, wofür hier nicht der passende Platz ist, dann könnten wir uns nicht dem Eindruckverschließen, dass vor allem die bürgerliche Nationalökonomie beträchtliche Vorarbeit geleistet hatte. Marx studierte in den 1850er Jahren die Werke von Say, Malthus, Ravenstone, Ricardo und vielen anderen Ökonomen penibel. Vor allem in den 1820er Jahren wurden von den bürgerlichen Ökonomen erstaunlich fortschrittliche Einsichten gewonnen. Marx zitiert in den „Grundrissen“ wörtlich:

In diesen Passagen haben wir bereits die Kategorien Mehrarbeit, Eigentum und Reichtum als Kapital, gebildet aus Mehrarbeit; bei Smith und Ricardo die Unterscheidung in Gebrauchswert und Tauschwert und die Arbeitswerttheorie, bei Ricardo die Begriffe Klasse, Profit, Profitrate und Mehrwert. Bei Ravenstone das Verständnis der Ausbeutung. Manches ungenau, inkonsequent und vom Standpunkt des Bürgertums eines Landes aus. Aber immerhin, die einzelnen Bausteine der politischen Ökonomie waren vorhanden, sie wurden in den 1820er Jahren auch noch so genannt. Der Begriff „politische Ökonomie“ wurde erst viel später als Synonym für den Marxismus verwendet. Ganze Generationen lernten die klassische Nationalökonomie nur indirekt über die Werke von Marx kennen.

Kommen wir nun zur Auflösung des Kapitalismus. Wer will, kann dies ganz klar und deutlich wahrnehmen: So wie die Marxsche Analyse des Kapitalismus von der Ausbeutung über die Arbeitskraft als Ware zu der Ware an sich und schließlich zum Eigentum führt, fallen diese Elemente wie Dominosteine in genau dieser Folgerichtigkeit mit der Überwindung des Kapitalismus um:

Eigentum – Ware – Lohnarbeit / Geld / Tauschwert

Das bedeutet freilich nicht, dass sich die Marxsche Analyse des Kapitalismus auf die Kritik des Eigentums reduzieren lässt. Das Gegenteil ist der Fall und die Analyse des Kapitals trennt den Marxismus von all jenen Strömungen, die sich nur am Eigentum stoßen. Selbstverständlich gibt es Eigentum, das nicht zur Ware wird und es gibt Ware, die selbst nicht als Kapital wirkt und es gibt Geld, das nicht als Kapital wirkt. Es ist also nicht die Frage, ob sich das eine durch das andere ersetzen lässt. Es handelt sich bloß um andere Wirklichkeiten, aber um Wirklichkeiten, die keineswegs unabhängig voneinander existieren. Dazu muss man ein wenig die Dialektik bemühen, die Marx und Engels als Schüler von Hegel noch viel mehr als alle spätere Generationen im Blut hatten. Nehmen wir ein Beispiel:

„Das Geld als Kapital ist eine Bestimmung des Geldes, die über seine einfache Bestimmung als Geld hinausgeht. Es kann als höhere Realisation betrachtet werden; wie gesagt werden kann, daß der Affe sich im Menschen entwickelt. Indes ist dann die niedre Form als das übergreifende Subjekt über die höhere gesetzt. Jedenfalls ist Geld als Kapital von Geld als Geld unterschieden. (. . . ) Andrerseits, das Kapital als Geld scheint der Rückgang des Kapitals in eine niedre Form. Es ist aber nur das Setzen desselben in einer Besonderheit, die als Nicht-Kapital schon vor ihm existiert und eine seiner Voraussetzungen ausmacht. Das Geld kommt in allen spätern Verhältnissen wieder vor; aber dann fungiert es eben nicht mehr als bloßes Geld. Wenn, wie hier, es zunächst darum zu tun ist, es bis zu seiner Totalität als Geldmarkt zu verfolgen, so wird die übrige Entwicklung vorausgesetzt und muß gelegentlich hereingenommen werden. So hier die allgemeine Bestimmung des Kapitals, eh wir zu seiner Besonderheit als Geld fortgehn.“30

Die elementare, niedere Gestalt der Ware ist das Eigentum, dessen Gen in der Ware enthalten ist, wie dessen Gen wiederum im Kapital enthalten ist und zwar als elementarer, unverzichtbarer Baustein. Die gemeinsame Klammer all dieser Formen ist die niedrigste, elementare. Das ist die Analogie zu der Biologie der Arten und zu der Evolution. Der an sich richtige Satz, dass das kapitalistische Eigentum nicht Warenwert, sondern Anspruch auf Profit sei . . .

„(. . . ) ist es notwendig, das Wesen des kapitalistischen Eigentums (. . . ) zu betrachten. Geld als Kapital hat die Eigenschaft, sich stetig zu vermehren durch den Mehrwert. (. . . ) In der kleinbürgerlichen Welt ist das Geld Maß der Werte (. . . ) Als Kapital ist das Geld Maß des Mehrwerts, des mit den Produktionsmitteln zu erzeugenden Gewinns (. . . ) Kapitalbesitz bedeutet nicht in erster Linie Verfügungsrecht über Sachen, sondern Anspruch auf arbeitsloses Einkommen, auf Mehrwert.“31

. . . verwischt die Genetik des Eigentums an sich in der besonderen Form des kapitalistischen Eigentums und verkennt, dass sich Kapitaleigentum etwa in der Liquiditätskrise auf den Zustand des Eigentums an sich reduzieren lässt, kontrahieren kann, sich auf „Geld als Maß der Werte“ zurückzieht. Oder anders gesagt: Pannekoeks Analyse des kapitalistischen Eigentums ist funktional richtig, aber strukturell falsch: Das kapitalistische Eigentum trägt seine These, das Eigentum an sich – und damit auch das vorkapitalistische Eigentum – in sich mit. Abgesehen von dem kleinen Fehler Pannekoeks, den Gebrauchswert des Kapitals für den Kapitalisten mit dem Tauschwert der Ware für die Warengesellschaft in einen Topf zu werfen.32Als Maß der Werte – nämlich der Tauschwerte – fungiert das biedere Geld nämlich auch für das Kapital.

Weiter: Zwischen Ware Arbeitskraft und Eigentum besteht ein bestimmtes Verhältnis. Denn die Ware Arbeitskraft ist nicht irgendeine Ware, sondern hat als physischen Träger ihrer selbst den Lohnarbeiter. Der Lohnarbeiter existiert aber als historische Kategorie nur deswegen, weil er vom Eigentum getrennt ist. Genau das stellt ihn dem Kapital gegenüber:

„Trennung des Eigentums von der Arbeit erscheint als notwendiges Gesetz dieses Austauschs zwischen Kapital und Arbeit.“33

Wir kommen nun zum Schluss, der für zukünftige Überlegungen relevant ist. Wenn der Kapitalismus endet, beginnt dies damit, dass das Privateigentum an Produktionsmitteln beendet wird – einfach, indem alles Kapital in die Hände der Allgemeinheit übergeht und damit aufhört, Kapital zu sein. Denn das Kapital lebt von der Trennung von Eigentum und Arbeit. In dieser Differenz ist ja auch die Mehrwertproduktion angesiedelt. Diese Trennung wird aufgehoben, wenn der Arbeit das Kapital gehört und damit wird das Kapital aufgelöst, denn Kapital ist ein soziales Verhältnis, nicht eine Ansammlung von Gegenständen.

Praktisch gesehen ist es ohne Bedeutung, ob das Eigentum aller gemeinsam noch im Bewusstsein oder im Rechtswesen weiterexistiert. Wo das Eigentum sich nicht auf Privatpersonen bezieht, löst es sich auf wie Salz im Meer. Löst sich aber das Privateigentum auf, so endet auch die Existenz der Ware. Die Produkte werden nun wegen ihres Nutzens produziert und verteilt, nicht wegen ihres Tauschwertes. Löst sich die Ware auf, so verschwindet auch die Ware Arbeitskraft und daher die Lohnarbeit. Das ist nicht chronologisch gemeint, sondern bloß logisch, denn Lohnarbeit und die Ware Arbeitskraft lösen sich auch mit dem Ende des Kapitals, also mit der Vergesellschaftung der Produktionsmittel, auf.

So falsch es auch für die Vergangenheit war, Warenwirtschaft und Kapitalismus als eins zu nehmen, da sich der Kapitalismus erst im Milieu der Warenwirtschaft entwickelt hatte und sich nur in diesem Milieu als etwas bereits Vorgefundenes entwickeln konnte, so wenig falsch ist es, mit der Überwindung des Kapitalismus die Ware vernichtet zu sehen, ja sogar Ware und Kapital als synonym zu verstehen, da die Überwindung des Kapitalismus ein Akt der Negation des Eigentums ist und damit auch die Ware aufgelöst wird.

„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten.“34

Was bleibt dann? Die Leute versorgen sich direkt nach ihren Bedürfnissen mit den Produkten ihrer kollektiven Arbeit und Produktion. Es gibt keinen Lohn mehr. Mit dem Verschwinden der Ware gibt es auch keinen Tauschwert, kein Geld und keinen Warenfetischismus. Nebenbei: Das hat immense Auswirkungen auf die Psyche der Menschen. Und der zwiespältige Tauschwert, der ja eher etwas über das soziale Verhältnis der Menschen zueinander aussagt als über das unbelebte Ding, weicht einer direkten Kalkulationseinheit. Wie etwa Zeit, Energie oder Stückzahl, in denen sich nichts anderes als das Ding, die Physis, widerspiegelt. Der Mensch hat sich dann wieder selbst, weil er nicht mehr als Wert verdinglicht ist.

Werfen wir nun noch einmal einen Blick auf unsere Dominosteine:

Eigentum – Ware – Lohnarbeit / Geld / Tauschwert

Stellt man diese Dominosteine in einer beliebig anderen Reihenfolge auf und identifiziert etwa einen „Arbeitszeitwert“ als Tauschwert, obwohl es keine Waren in der Planwirtschaft gibt, landet man bei einer ahistorischen und metaphysischen Vorstellung von sozialistischer Ökonomie. Oder umgekehrt: Belässt man das Eigentum an Produktionsmitteln, möchte aber keine Lohnarbeit und keine Warenzirkulation, so landet man bestenfalls bei einer rohen und primitiven Subsistenzwirtschaft, die keine sozialistische Akkumulation für den Weg zum Kommunismus ermöglicht. Zumindest eines können Sie nun verstehen: Wenn etwa die Stalinisten von einer „Warensozialistischen Wirtschaft“ sprachen – und diese „Analyse“ ihrer Planwirtschaft war von 1952 bis zu ihrem Ende die gängige Lehrmeinung – dann musste da etwas faul sein: Entweder handelte es sich doch nicht um Waren oder nicht um Sozialismus! Oder um beides nicht. Ja, mit Eigentum ist hier immer Eigentum an Produktionsmitteln gemeint und nicht Eigentum an Konsumgütern. Der Satz bei Friedrich Engels ...

„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten.“35

... ist richtig immer so verstanden worden: das Privateigentum an Produktionsmitteln, nicht an Konsumgütern. Doch das ist bloß politisch richtig, als Aussage über eine Maßnahme, als politisches Programm, wenn man so will. Ökonomisch gesehen stimmt es umgekehrt natürlich nicht, dass das Privateigentum an Konsumgütern erhalten bleibt. Nichts ist absolut, hätte auch Friedrich Engels gesagt. Das Privateigentum an Konsumgütern wird nicht mittels eines politischen, administrativen Aktes abgeschafft – zumindest hoffentlich nicht. Aber selbstverständlich verändert es seinen Charakter unter der Hand von selbst. In einer Gesellschaft, in der die Allgemeinheit die Produktion leitet und die Produktion und die Verteilung von Konsumgütern ansteuert, wird Privatbesitz, so wie wir ihn heute kennen, inhaltslos. Die Produkte sind keine Waren, anstatt sie individuell zu horten und zu tauschen, macht es mehr Sinn, die Produktivität zu steigern, sodass alle genug von dem haben, was sie wollen. Damit endet auch das Privateigentum an Konsumgütern, wie jeder Besitz und Eigentum, zwischen denen hier zu unterscheiden selbstverständlich ebenfalls keinen Sinn mehr macht. Das Eigentum löst sich auf, es diffundiert in den kollektiven Nutzen. Das Privateigentum an Konsummitteln muss nicht in einem Rechtsakt abgeschafft werden, da es seine Existenz ja auch nicht einem Rechtsakt verdankt, sondern den Produktionsverhältnissen. Übrigens entspricht dieses Verständnis der zukünftigen Entwicklung jenem von Karl Marx, der in seiner „Kritik des Gothaer Programms“ zu folgender Aussage kommt:

„Die Befreiung der Arbeit erfordert die Erhebung der Arbeitsmittel zu Gemeingut der Gesellschaft und die genossenschaftliche Regelung der Gesamtarbeit mit gerechter Verteilung des Arbeitsertrags.“36

Der kleinbürgerlich-handwerklichen Ideologie vom gerechten Arbeitsertrag, dass Konsummenge immer der individuellen Arbeitsleistung entsprechen müsse, hielt Marx dagegen:

„Innerhalb der genossenschaftlichen, auf Gemeingut an den Produktionsmitteln gegründeten Gesellschaft tauschen die Produzenten ihre Produkte nicht aus; ebenso wenig erscheint hier die auf Produkte verwandte Arbeit als Wert dieser Produkte, als eine von ihnen besessene sachliche Eigenschaft, da jetzt, im Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft, die individuellen Arbeiten nicht mehr auf einem Umweg, sondern unmittelbar als Bestandteile der Gesamtarbeit existieren. Das Wort ‚Arbeitsertrag‘, auch heutzutage wegen seiner Zweideutigkeit verwerflich, verliert so allen Sinn.“37